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Der Amoklauf

von

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Stanley bekommt eine Tracht Prügel [Teil 2]

Kyle konnte Stan nicht sehen. Natürlich nicht, es gab ihn nicht mehr, er war tot. Doch trotzdem spürte Kyle, wie der Blick seines ehemaligen besten Freundes in seinem Nacken hing. Er bildete sich sogar Schritte, seinen lauten Atem ein und drehte sich dann ruckartig um, wenn er wieder einmal das Gefühl hatte, er stünde hinter ihm.

Unmittelbar danach realisierte er allerdings, wie dumm das war und schlürfte mit hängendem Kopf seinen Weg über den Bahnsteig weiter. Er schämte sich dann ziemlich, wenn er merkte, dass ihn die vorbeigehenden Menschen verwirrt ansahen und seine Paranoia offensichtlich bemerkt hatten.
 

Es war Sonntagmorgen, sieben Uhr. Traurig blieb Kyles Blick auf der großen Bahnhofsuhr heften. Vor einem Tag lebten die beiden noch, waren quicklebendig wie er gewesen und jetzt? Er wandte seine feuchten Augen wieder ab und ließ sich auf einer Bank nieder.

Sein Koffer kam ihm Tonnen schwerer vor, als sie eigentlich war. Soviel hatte er auch gar nicht eingepackt, doch hatte er letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht und war ziemlich überlastet und müde.

Sobald er die Augen schloss, stellte er sich vor, was in der Turnhalle geschehen sein könnte und das immer wieder in verschiedenen Versionen. Er sah Stans anklagendes Gesicht vor sich und das war wahrscheinlich das, was Kyle am meisten verletzte.

Diese beschissenen Schuldgefühle.

Obwohl er versuchte, es zu verdrängen und auch wusste, dass er nichts dafür konnte, kam ihm immer wieder der Gedanke, dass, wenn er in South Park geblieben wäre, das alles nicht passiert wäre.

Dann könnte er jetzt bei den Marsh's anrufen und mit einem gesunden, gut gelaunten, und noch lebenden Stan telefonieren oder ihn darum beten, Kenny einzuladen und mit ihm zu plauschen.
 

Der Zug fuhr an und Kyle erhob sich seufzend. Er streckte sich noch einmal, bevor er einstieg. Er taumelte durch die einzelnen Abteile, obwohl in jedem höchstens fünf Leute saßen und genug Platz war, wollte er, wenn es möglich war, eins ganz für sich alleine haben.

Das Abteil, welches er als viertes betrat, war bis auf einen schlafenden Fahrgast vollkommen leer. Kyle ließ sich eher im vorderen Teil auf einen Sitz fallen und rutschte weiter bis ans Fenster. Er zog sich seinen Schlüssel aus der Hosentasche und beugte sich etwas nach vorne. Er ritzte etwas auf den harten, festen Plastikrücken des Sitzes vor ihm.
 

Einige Stunden später, es müsste so um elf Uhr gewesen sein, fuhr der Zug im kleinen Bergstädtchen an, wo Kyle aufstand und ihn verließ. Spätere Passagiere könnten von seinem Platz aus folgende Worte lesen:
 

R.I.P

Stan & Kenny

02/28/2015
 


 

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"ONKEL JIMBO! NED! Macht die Tür auf! Bitte, schnell!"

Stan hämmerte mit letzter Kraft gegen die hölzerne Haustür seines Onkels, während Cartman ihm immer näher kam gefährlich nahe. Er packte ihn am Fußgelenk und zog ihn zu sich. Stans Gesicht war blutverschmiert, seine Kleidung war von ihrer Verfolgungsjagd total verdreckt und Blutflecken fanden sich an seiner Jeans, an der Stelle an der sich die Knie abzeichneten, wie auch an seinem T-Shirt.

Ihm tat jedes Gliedmaßen in seinem Körper weh und würde bestimmt soviele Blutergüsse und Wunden davon tragen, dass er nicht mal ein großes Geschäft ohne Schmerzen erledigen könnte.

Doch das war ihm in diesem Moment herzlich egal, wenn er es mit der Tatsache verglich, dass Eric Cartman gerade aussah, wie ein Mordsüchtiger Profikiller.

Noch ehe er sich dagegen wehren konnte, spürte er Cartmans Fuß in seiner Magengegend. Er trat mehrmals, feste zu, dann wandte er seine Aufmerksamkeit auf den Kopf des anderen Teenagers. Er packte Stanley am Haarschopf und schlug seinen Kopf wiederholt gegen die Umzäunung der Veranda.
 

"HEY!", brüllte jemand. Im nächsten Augenblick wurde Cartman von Stan weggezogen und rücksichtslos die Stufen runter auf den Rasen des Vorgartens geworfen. Jimbo nahm Stan in den arm und stützte mit der anderen den Kopf seines Neffen.

"Was fällt dir ein, Missgeburt?", keifte er den schweren Jungen an. Dieser erwidert darauf nur einen verständnislosen Blick.

"Hey, wissen sie nicht wer ich bin?"

Es ging wieder los. Die Bevorzugung der Footballspieler.

"Ja, weiß ich und nur weil du zum Team gehörst, heißt es nicht, dass du meinen Neffen tot prügeln darfst."

Jimbo nahm Stan nun ganz auf die Arme und trug ihn ins Haus. Beim Reingehen beobachtete der Verletzte noch, wie Ned mit einem Gewehr nach draußen ging. Ein Fetzen ihres Gespräch kam noch bis zu ihm durch:
 

"Verschwinde." Man hörte das klickende Geräusch des Gewehres. Es wurde entsichert.

"Hö-hören sie, Sir", stammelte Cartman. Es war Furcht in seiner Stimme. "Sie dürfen nicht abdrücken, verstanden? Tu-tun sie die Waffe weg.. Los. Bitte.."

Ned rührte sich nicht von der Stelle.

"Ich bin ja schon weg, verdammt!"

Stolpernd stand Cartman auf und rannte weg. Er sah zwischendurch immer wieder zurück und wurde langsamer, als er sich vermutlich errechnet hatte, das das Gewehr ihn bis dorthin nicht mehr treffen konnte.
 

Er hatte sich gefürchtet. Dieser große, starke, brutale Footballspieler hatte Angst vor einem Stück Metall. Einem Stück Metall, welches ihn umbringen konnte. Eine Erfindung, die ihn bändigen konnte.

Faszinierend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KyleBroflovski
2011-04-09T17:26:46+00:00 09.04.2011 19:26
So, hab mir gerade die bisherigen Kapitel durchgelesen.
Gefällt mir echt wahnsinnig gut, ich mag FFs gerne, die solche ernsten Themen einbeziehen.
Es ist so traurig... und dein Schreibstil ist genial.
Ich weiß eigentlich kaum, was ich dazu sagen soll, aber ich finds echt super. Wie ich sehe, hast du hier schon lange kein weiteres Kapitel mehr online gestellt.. es wäre toll, wenn du die FF weiter schreiben würdest.
Liebe Grüße. ~
Von:  Eleven
2010-09-12T19:39:47+00:00 12.09.2010 21:39
soo, kommi nr. 2 ö.ö
wow, einfach nur wow.. ich bin begeistert! dein schreibstil hat einfach etwas komplett... einzigartiges an sich, oder so. es fesselt, ist nicht eintönig und auch nicht zu viel... es lässt sich flüssig und gut lesen, man kann sich in die personen und situationen hinein versetzen und hach!
das mit kyle ist so verdammt traurig... und das was stan am ende denkt, faszinierend, glaube ich... man merkt richtig wie da langsam dieser wahn durchkommt, den kyle schon so in seinem blick gesehen hat...
echt sehr sehr gut rüber gebracht, ich hoffe du setzt das irgend wann mal fort, würde mich tierisch freuen ö.ö
greezes. <3


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