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Narben der Liebe

Tintenherz
von

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Entkommen

Lauf., befahl sich Staubfinger selbst, Einfach weiter, achte nicht auf die Soldaten, lauf…

Die Soldaten des Natternkopfes zu überwältigen war einfach gewesen, selbst für ihn.

Gerade für ihn – immerhin hatten die Soldaten eine Heidenangst davor, dass sie das Schicksal ihres Kameraden erleiden konnten, und es hatten Fackeln an den Wänden gehangen…

Nicht, dass die Soldaten ihn hätten fürchten müssen.

Noch immer wurde ihm übel, wenn er an die Schreie des Mannes dachte, den er getötet hatte.

Roxanes Eltern waren auch durch das Feuer gestorben…

Das Herz klopfte Staubfinger bis zum Hals, als er sich in eine dunkle Ecke in dem Gang, der zu den Kerkern führte, sinken ließ.

Er hatte kaum Ahnung, wo er sich gerade befand, aber Roxane und die anderen waren zweifellos hier unten, und er würde die Burg nicht ohne sie verlassen.

„Schlaukopf.“, murmelte er, „Und wie willst du bitte an den Wachen vorbeikommen?“

Etwas warmes, weiches stieß gegen seine Hand.

Staubfinger fuhr zusammen, erkannte dann im Halbdunkeln jedoch struppiges Fell und einen buschigen Schwanz.

„Gwin!“, wisperte Staubfinger und strich seinem Marder über den Kopf, „Wie kommst du denn hierher?“

Gwin gab ein leises Fauchen von sich und ließ sich auf der Schulter seines Herrn nieder, wo er sich zusammenrollte.

„Hm…“

Nachdenklich fuhr Staubfinger dem Marder über das Fell.

Ein Ablenkungsmanöver vielleicht?

Ein streunender Marder…

„Gwin?“

Der Marder sah aus glänzenden schwarzen Knopfaugen zu ihm auf.

„Alter Junge, du musst mir einen Gefallen tun.“
 

Staubfinger war sich sicher, nur ein paar Minuten lang bewusstlos gewesen zu sein.

Seine Knie hatten nachgegeben, nachdem er das Feuer gelöscht hatte, und er musste auf dem Waldboden zusammengesunken sein, denn als er die Augen aufschlug, sah er den Himmel über sich, oder besser gesagt, das, was die Baumkronen an Himmel durchblitzen ließen.

Überall in der Luft hing Rauch, und es dauerte eine Weile, bis sein Kopf wieder klar genug war, um sich an die Geschehnisse zu erinnern.

Basta.

Der Schatten.

Er hatte Basta das Leben gerettet…

„Weißdornlösung.“

„Was?“

Sein Kopf schoss hoch und er sah zu Basta, der in einiger Entfernung an einem Baum lehnte, noch immer kreidebleich, und mit seinem Messer herumspielte.

„Weißdornlösung.“, wiederholte er, klappte sein Messer zusammen und ließ es wieder in seiner Tasche verschwinden, „Auf die Schnitte. Gegen Entzündungen.“

„Ich weiß.“

Noch immer drehte sich alles in seinem Kopf, und als er versuchte, sich aufzurichten, wurde ihm sofort wieder schwindlig.

„Roxane hat es mir gesagt.“

Seine Stimme klang seltsam in seinen Ohren, seine Zunge fühlte sich bleischwer an.

Basta nickte leicht.

„Verstehe.“

Staubfinger stellte sich mit einiger Mühe auf die Füße, was Basta argwöhnisch beobachtete.

„Also…“

Staubfinger betrachtete seinen Erzfeind von Kopf bis Fuß.

„Ich nehme an, du wirst mich jetzt umbringen?“

„Das werden wir noch sehen.“

Basta erhob sich ebenfalls.

„Komm mit.“

Staubfinger seufzte leise.

Nun, in seinem Zustand kam er ohnehin nicht allzu weit…

Er gehorchte.
 

„Staubfinger!“

Roxane riss sich von Cockerell los und fiel Staubfinger um den Hals.

„Um Gottes Willen-“

Ihre Schultern zitterten, als sie die Wange an Staubfingers Hemd drückte, und ihr versagte die Stimme.

Sie schluchzte.

„…g-gedacht… w-würde dich n-nie w-wiedersehen…“, erklang es dumpf aus dem groben Stoff hervor.

Basta warf den beiden einen abschätzenden Blick zu und schwang sich auf das Pferd, das Cockerell am Zügel hielt.

„Die Pferde brauchen frisches Wasser.“, sagte er beiläufig und fuhr mit einer Hand über den Hals des Tieres, „Ist hier ein Hof in der Nähe?“

„Mehrere.“

Fragend sah Cockerell ihn an.

„Wie weit entfernt?“

„Zwei Tage. Sollten wir nicht-“

„Capricorn legt viel Wert auf die Gesundheit seiner Pferde, nicht wahr?“, fuhr Basta fort.

„Ähm… ja, sicher, aber sollten wir nicht-“

„Wir sollten diese gewährleisten, da hast du Recht.“

Basta richtete sich im Sattel auf.

„Reitet nordwärts und sucht einen dieser Höfe auf, damit die Tiere versorgt werden. Auf der Stelle, na los! Unsere Freunde hier sehen nicht so aus, als würden sie sonderlich weit kommen, oder? Wir haben sie sicherlich bald wieder eingeholt.“

Basta trieb sein Pferd etwas näher zu Staubfinger, der unwillkürlich den Atem anhielt.

„Ich würde sagen, damit sind wir quitt, Feuerfresser.“, sagte er leise, „Aber wenn du mir noch einmal unter die Augen kommst, bist du tot. Hast du verstanden?“

Staubfinger grinste schwach.

„Verstanden.“
 

„He, ein Marder.“

Der Wachposten schrak hoch.

„Was?!“

„Ein Marder.“, wiederholte sein Kollege und warf einen Stein nach Gwin, der auf einer Mauer hockte und fröhlich keckerte.

„Jag ihn weg, der frisst uns die Hühner.“, schlug der andere vor, „Der Natternkopf will keine Marder in der Burg.“

„He, er hat zwei Hörner!“

„Was? Wieviel hast du heute schon getrunken; Marder haben keine Hörner!“

„Der schon.“

Die Wache hob ihre Fackel und spähte zu Gwin hinauf.

„Schau doch selbst.“

„Da sind keine Hörner, du bist betrunken.“

„Bin ich nicht, ich schwöre dir, er hat welche!“

„Du hast schon fünf Flaschen Met geleert und du willst mir erzählen, du seiest nicht betrunken?“

„Ich bin nicht betrunken!“

Innerlich verdrehte Staubfinger die Augen, als die Wachen anfingen, darüber zu debattieren, nach wievielen Flaschen Met man als betrunken galt und nach wievielen nicht, doch immerhin gelang es ihm, unbemerkt hinter ihnen vorbei zu schlüpfen, hinein in den Kerker.

„Roxane!“, zischte er, „Roxane, wo bist du?“

„Staubfinger?“

Ungläubig richtete Roxane sich hinter dem Gitter auf.

„Wie kommst du denn hierher?“

„Gwin lenkt die Wachen ab und ich bin abgehauen. Seid ihr unverletzt?“

„Ja. Mehr oder weniger.“

Roxane erhob sich vollends und sah ihn an.

„Ist mit dir alles in Ordnung…?“

„Geht schon. Hast du irgendwas, womit ich das Schloss aufkriege?“

„Hier.“

Die Stimme des Schwarzen Prinzen erklang, durch das Gitter hindurch drückte er ihm einen feinen Dolch in die Hand.

„Die Soldaten sind blöd genug, Spielleute nicht nach Waffen zu durchsuchen, weil sie glauben, alle halten sich an die Gesetze.“

Staubfinger grinste leicht.

„Gut zu wissen.“, antwortete er und öffnete das Gitter.

Anschließend trat er einen Schritt beiseite, um seine Freunde vorbeizulassen.

„Was ist mit dem Rest?“

Ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Prinzen.

„Tot.“, sagte er knapp.

„Oh.“

Staubfinger schluckte leicht.

„Oh.“, wiederholte er.

Roxane sah ihn besorgt an, sagte jedoch nichts.

„Hast du dir auch überlegt, wie wir hier herauskommen?“, fragte der Prinz, wohl eher, um vom Thema abzulenken.

„Ähm…“

Staubfinger grinste verlegen.

„Nein, ehrlich gesagt. Aber das wird schon nicht so schwierig werden, oder?“

„Abgesehen davon, dass die Burg des Natternkopfes von spitzen Felsen umrahmt ist, und dass auf ihren Mauern alles voller Soldaten ist, nein.“, höhnte einer der älteren Spielleute.

Staubfinger verdrehte die Augen.

„Ihr könnte ja auch hierbleiben, wenn ihr wollt.“, knurrte er, „Draußen auf dem Gang sind nur zwei Wachen, mit denen sollten wir fertig werden, und vielleicht könnten wir…“

„Zwei von uns nehmen die Rüstungen und spielen die Eskorte. Der Trick ist zwar alt, aber vielleicht funktioniert er noch. Wenn nicht, wird es zumindest für Verwirrung sorgen.“, beschloss der Prinz.

Staubfinger grinste schwach.

„Besser als gar nichts.“
 

Gwin hüpfte auf Staubfingers Schulter und stieß von dort ein leises, drohendes Fauchen aus.

„Keine Sorge, kommt nicht wieder vor.“, murmelte Staubfinger, „Du musst nicht nochmal den Köder spielen, keine Sorge.“

Roxane kicherte leise, riss sich jedoch hastig zusammen, als ihr Blick auf die beiden toten Soldaten fiel.

„So viel zu Schritt eins…“

Der Prinz sah prüfend zu Staubfinger.

„Wir nehmen die Uniformen.“

„Äh, was?“

Staubfinger riss die Augen auf.

„Glaubst du nicht, dass das etwas auffällig…“

„Keine Widerrede.“, beschloss der Prinz, „Los, zieh das an, und dann lass uns gehen.“

Staubfinger verdrehte die Augen, gehorchte jedoch.
 

„Halt! Wer seid ihr und wo wollt ihr hin?“

Staubfinger blinzelte.

Verdammt, so früh hatten sie nicht mit anderen Wachen gerechnet…

„Ähm, wir bringen die Gefangenen raus in den Wald.“, improvisierte er, „Weil… der Natternkopf seine Galgen nicht schmutzig machen will, darum. Wir verscharren sie draußen im Wald und… damit hat sich’s.“

Sein Gegenüber zog die Augenbrauen hoch.

„Zwei Soldaten gegen fünfzehn Spielleute?“

„Es sind nur Spielleute… was soll schon groß passieren? Sie haben keine Waffen, und sie können keine Waffen führen.“

Der Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegenübers wurde immer ungläubiger.

„Ah.“

„Befehl des Natternkopfes.“, sagte Staubfinger vorsichtig.

„Ah.“, wiederholte der Posten.

Offenbar glaubte er ihnen kein Wort, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er Alarm schlug.

Staubfinger zog die Unterlippe zwischen die Zähne.

„Dürfen wir jetzt durch, ja?“

Einen Augenblick noch herrschte gespanntes Schweigen, dann jedoch trat der Posten wortlos beiseite.

„Na los, geht schon.“

Staubfinger atmet tief durch, sobald sie weit genug von dem Posten entfernt waren.

Das dazu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kilia91
2009-06-14T19:46:49+00:00 14.06.2009 21:46
Wieder ein großes Lob an dich^^
Ich finde toll, dass du Basta so oft einbringst, ich finde das wirft auch auf ihn ein ganz anderes Licht.
Ich bin nallgemein begeister und freu mich immer weiter zu lesen^^


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