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Oh Shit.

von

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Der "Aha"-Moment

Gemahlener Kaffee lag in der Luft und ritt auf einer Karamellspur durch den Raum. Ihr Weg führte direkt an Chris’ Nase vorbei. Jedes Mal, wenn ihn der Duft streifte und er ihn einsog, legte sich der Geschmack dieses braunen Gebräus auf seine Zunge und schenkte ihm eine Vorstellung davon, wie er schmecken könnte. Einen Kaffee mit Karamellaroma hatte er zwar noch nie getrunken, aber allein der Geruch war appetitanregend.

Trotz der vielen anderen Gäste, die sich angeregt unterhielten, hörte man den ruhigen, entspannenden Jazz ganz deutlich aus den Lautsprechern tönen. Während er also versuchte, sich den Geschmack eines solchen Kaffees vorzustellen, lauschte er mit geschlossenen Augen Louis Armstrongs Version von La Vie En Rose und schwenkte den Kopf zum Takt hin und her.

Damals, als er sich das allererste Mal, direkt nach ihrem Kennenlernen mit Stellar getroffen hatte, hatten sie es auch gespielt. Das war ein wundervoller Tag gewesen.

 

Sie hatten so viel miteinander geredet und gelacht, dass sie die Zeit völlig aus den Augen verloren hatten und gar nicht bemerkten, dass sie die letzten Gäste waren. Erst nach mehrmaligem „unauffälligen“ Husten seitens des Personals war ihnen aufgefallen, dass sie nur auf ihr Gehen gewartet hatten, um abschließen zu können.

Eine von vielen schönen Erinnerungen, die in diesen vier Wänden verborgen lag.

 

Er befürchtete nur, dass diese gelassene Stimmung von damals heute nicht vorherrschen würde. Immerhin schuldete er Stellar noch eine Entschuldigung und an der feilte er gedanklich schon seit einer Woche. Ein Ergebnis hatte er allerdings nicht erzielt. Er hatte wirklich keine Ahnung, wie er sie formulieren sollte. Ehrlich sollte er dabei sein, das stand völlig außer Frage. Aber er wollte auf keinen Fall plump daherreden oder es gar so formulieren, dass man etwas Falsches hineininterpretieren könnte.

Auf jedem Fall war klar, dass er es persönlich machen wollte und ein »Ich war mit der Situation überfordert« nicht ausreichte.

Plötzlich polterte es neben ihm und Chris schreckte hoch, riss die Augen auf und entdeckte Stellar, die wohl gerade ihre Tasche auf die Eckbank direkt gegenüber fallen gelassen hatte.

»Ups … Habe ich dich erschreckt?«

Immer, wenn man am wenigsten damit rechnet. »Nein, nein. Schon gut. Ich war nur in Gedanken.« Sofort stand er auf und umarmte sie zur Begrüßung. »Hi erstmal.«

»Hi.« Sie erwiderte die Umarmung, bevor sie sie gleich wieder löste. »Eigentlich wollte ich dich anrufen und dir Bescheid sagen, dass ich etwas länger brauche, aber ich habe heute Morgen vergessen, die Musik abzustellen und jetzt ist mein Handy tot.«

»Schon okay, jetzt bist du ja hier«, entgegnete er. »Ich war zwar etwas überrascht, dass ich mal auf dich warten muss, aber ich glaube, das darf auch mal sein.«

»Das bringt immerhin ein bisschen Abwechslung rein.«

Sie setzten sich an den Tisch und Stellar atmete einmal tief durch, ehe sie nach der Speisekarte griff. »Hast du schon etwas bestellt?«

»Noch nicht, ich wollte auf dich warten.«

»Oh, wie lieb von dir«, säuselte sie und lächelte ihn dankbar an. Dann warf sie einen Blick in die Karte.

Chris lächelte zwar zurück, ihre Laune kam ihm allerdings komisch vor. War sie gar nicht sauer auf ihn? Oder enttäuscht?

Er versuchte, das Misstrauen zu ignorieren und griff nach der zweiten Speisekarte blätterte direkt zu den Desserts. Etwas Süßes wäre jetzt genau das richtige. Die karamellisierte Birne mit heißem Stachelbeerkompott klang schon richtig lecker, genauso wie der hausgemachte Apfelstrudel mit Vanillesoße. Seine Aufmerksamkeit lag allerdings bei einem mit „NEU!“ deklarierten Nachtisch:

 

„Franco’s Eisbombe“ – mit Früchten der Saison, Naturjoghurt, Schokoladensoße, einem Sahnehäubchen und verschiedenen Eissorten: Vanille, Joghurt, Kokos und Stracciatella.

 

Der Name des Eisbechers lag ihm wie ein Stein im Magen und drückte ihn fester in den Stuhl. Vorsichtig lugte er über die Karte hinweg zu Stellar. Sie hatte ihre schon beiseitegelegt.

»Weißt du schon, was du nimmst?«

»Ja, eine heiße Schokolade.«

»Nichts zum Essen?«

Stellar schüttelte den Kopf. »Gestern hast du noch gemeint, dass wir später eh noch zu dir gehen und was Schönes kochen. Oder klappt das jetzt nicht mehr?«

Ach ja, richtig. »Doch doch, ich habe gerade nur nicht mehr dran gedacht.«

Dann hatte sie wohl das neue Dessert gar nicht gesehen ... Nein, er konnte das nicht einfach unausgesprochen lassen. Er musste das klären und sich bei ihr entschuldigen.

»Ist alles okay bei dir?«

»Hm?« Er hob den Kopf und sah in ihr verwundertes Gesicht.

»Du bist irgendwie komisch heute.«

»Wieso komisch?«

»Keine Ahnung, du wirkst irgendwie zerstreut.«

Chris wollte gar nicht erst versuchen, sich in Ausreden zu flüchten. Das würde schlichtweg in einer Katastrophe enden und Stellar am Ende wütender machen, als sie es vielleicht so schon war. Außerdem bot sie ihm gerade die perfekte Vorlage, um sein Gewissen zu bereinigen, also sollte er sie auch nutzen.

Weil er schon seit einer Woche keine richtige Formulierung für seine Entschuldigung gefunden hatte, sagte er es jetzt einfach so, wie es ihm durch den Kopf ging: »Na ja, also … Ich wollte mich bei dir für letzte Woche entschuldigen.«

Stellar runzelte die Stirn. »Wieso? Was war da?«

Hatte sie das etwa schon vergessen? Kurz zögerte er, sprach es dann aber doch aus. »Na ja … wegen der Sache mit dir und Dylan im Park und weil ich dir nicht geholfen habe, wie ich es eigentlich hätte tun sollen.«

Augenblicklich schoss ihr die Röte in die Ohren. »Oh Mann, Chris …«  Schnell legte sie sich ihre Hände aufs Gesicht, um die Röte zu verdecken, die genau dorthin zu wandern begann. »Eigentlich wollte ich die Sache vergessen und nie wieder darüber reden.«

Oh je. Dabei hatte er es für eine so gut Idee gehalten. »Tut … mir Leid, ich dachte, dass du auf eine Entschuldigung von mir wartest.«

»Nein, tue ich nicht. Das heißt … Doch, irgendwie schon, aber …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende, nahm die Hände vom Gesicht und atmete erneut tief durch, ehe sie ihn vorwurfsvoll ansah. »Ich war enttäuscht von dir, verstehst du? Du hast direkt neben ihm gestanden und du hast nichts gesagt! Du hast mir nicht einmal geholfen!«

Autsch. Ihre Worte trafen messerscharf und präzise. Wäre wohl doch besser gewesen, hätte er einfach den Mund gehalten. »Ich weiß und das tut mir auch leid. Ich war einfach nur mit der Situation überfordert.« In Gedanken gab er sich eine Ohrfeige nach der anderen. Genau den Satz, den du nicht sagen wolltest, knallst du ihr an den Kopf.

»Ah, ach so. Und was war dann ich deiner Meinung nach?«

»So meinte ich das nicht.«

»Sondern?« Ihr Ton wurde schärfer.

»Ich … Ich wusste nicht, worauf ich zuerst reagieren sollte. Als ich vom Klo wiedergekommen bin, hat es so ausgesehen, als ob er dir an die Wäsche wollte. Bevor ich aber auch nur eine Frage stellen konnte, bis du auch schon auf und davon und er dir hinterher.«

»Denkst du etwa, ich bleibe noch an Ort und Stelle, um das Ganze in Ruhe auszudiskutieren? Ganz bestimmt nicht!«

»Das hätte ich doch auch gar nicht von dir verlangt.«

»Und überhaupt: warum bist du ihm nicht hinterher, wenn du schon glaubst, dass er mir an die Wäsche wollte?«

Das war die sprichwörtliche Pistole auf der Brust, die er eine Woche lang gefürchtet hatte. Er sah ihr an, dass sein Handeln für sie keinen Sinn machte. Genauso wenig seine Gedankengänge. Genau, wie er es erwartet hatte.

»Ich weiß, dass er so nicht ist. Ich kenne ihn seit wir acht Jahre alt waren. Ich bin mit ihm zusammen zur Schule gegangen, in dieselbe Klasse. Ich weiß, dass er viel Blödsinn macht, aber so etwas ganz bestimmt nicht.«

Stellar wich nun seinem Blick aus, strich sich ihren Pony zurück. »Das beantwortet mir aber meine Frage nicht.«

»Ich …« Irgendwie hatte er das Gefühl, dass alles, was er sagte, für sie weder schlüssig, noch das Richtige war. »Ich dachte, es wäre besser, wenn ihr das untereinander klärt und ich mich einmal nicht einmische.«

Schweigen dehnte die Kluft, die zwischen ihnen lag und schnürte ihm die Kehle zu. »Hast du ihm deswegen meine Handynummer gegeben?«, fragte sie nach einer Weile, mit deutlich ruhigerer Stimme.

Chris nickte. »Als er ohne dich zurückgekommen ist, habe ich von ihm gleich eine Erklärung verlangt und er hat mir hoch und heilig geschworen, dass das keine Absicht war. Und ich glaube ihm das. Er wollte das alles selbst wieder regeln und hat mich deshalb auch nach deiner Nummer gefragt. Ich wollte ihm die Chance nicht nehmen.«

Stellar erwiderte nichts darauf. Sie seufzte lediglich und senkte erneut den Blick.

Chris tat es ihr gleich. Er hatte es geschafft, die Stimmung in den Keller zu verfrachten, bevor sie überhaupt einen Aufschwung erleben durfte. Ganz toll gemacht. Seinem Empfinden nach zu urteilen war es jetzt egal, was er dazu noch zu sagen hatte. Also warf er das letzte Bisschen, das ihm noch auf der Seele brannte, einfach als Schlusssatz in den Raum: »Vielleicht habe ich auch einfach nur gehofft, dass er es tatsächlich allein wieder hinkriegt und dass ihr euch vielleicht danach … zumindest ein bisschen besser versteht.«

Unsicher sah sie ihn von unten herauf an. »Tun wir tatsächlich«, murmelte sie.

Hatte er sich da verhört? »Ehrlich?«

»M-hm. Er hat sich ganz schön ins Zeug gelegt, um es wieder gut zu machen, das muss ich ihm echt lassen. Wenn er etwas macht, dann mit vollem Einsatz.«

Wow. Das ausgerechnet von ihr zu hören freute ihn so sehr, dass er von einem Ohr zum anderen grinste.

»Das bedeutet aber trotzdem nicht, dass wir jetzt immer als Dreiergespann rumlaufen, okay?«, wandte sie sofort ein. »Ich will auch Zeit mit dir allein verbringen können.«

»Ja, natürlich!« So naiv war selbst er nicht. Nach diesem Fiasko war das Chris absolut klar gewesen.

»Und das nächste Mal fragst du mich bitte vorher, bevor du jemandem meine Handynummer gibst. Oder sag mir zumindest Bescheid.«

»Geht klar.«

»Versprochen?«

»Fest versprochen.«

»Auch die Zeit zu zweit?«

»Auch die Zeit zu zweit.«

Endlich. Ihr Lächeln war wieder da. »Okay, dann ist die Sache jetzt vergessen und wir reden nie wieder darüber. Das ist einfach nie passiert.«

»Was ist nie passiert?«

Chris zuckte zusammen. Zum einen, weil er die Stimme erkannte, die diese Frage gestellt hatte, zum anderen, weil dieser jemand ihn an den Schultern griff und so kräftig zupackte, dass es direkt schmerzte. »Habt ihr etwa Geheimnisse vor mir?«

Stellar entfleuchte ein abfälliges Schnauben und verdrehte die Augen, stützte ihren Kopf in die Hand und wandte das Gesicht ab. »Hallo Dylan.«

»Ich habe dich gar nicht kommen sehen«, presste Chris heraus und rieb sich eine der Schultern, als Dylan sie endlich losgelassen hatte.

»Tja«, sagte er, schnappte sich vom Nachbartisch einen Stuhl und positionierte ihn an die Tischseite genau zwischen Stellar und Chris. Dann setzte er sich so darauf, dass er die Stuhllehne vor sich hatte und seine Arme darauf ablegen konnte.  »Ich habe euch ja gerufen, aber ihr wart ja in euer geheimes Gespräch so vertieft, dass ihr mich nicht gehört habt.«

»Daran ist nichts geheim.«

»Dann könnt ihr mir ja sagen, was nie passiert ist.«

»Ich gehe pullern«, brummte Stellar und stand dabei auch schon auf. »Bestellst du mir einen Cappuccino mit, wenn in der Zwischenzeit die Bedienung auftaucht?«

Chris sah ihr an, dass sie sich um einen neutralen Gesichtsausdruck bemühte, aber eine ihrer Augenbrauen spielte nicht mit. Die zuckte unkontrolliert, vermutlich vor Wut. »Sicher, mache ich.«

»Ach, ihr habt noch gar nicht bestellt? Cool. Ich habe eh noch ein bisschen Zeit, dann leiste ich euch mit einem Kaffee ein bisschen Gesellschaft.« Schon griff Dylan nach der Speisekarte, die vor Chris lag und schlug sie auf.

Chris wartete lieber noch, bis Stellar außer Hörweite war. Ihr Zähneknirschen konnte er diesmal zwar nicht hören, aber ihre Kaumuskeln hatten es zu erkennen gegeben.

»Also, dann erzähl mal. Was ist nie passiert?«

»Dylan, was genau machst du hier?«

Ungläubig blickte er auf. »Darf ich jetzt nicht mal mehr öffentliche Cafés besuchen, oder wie?«

»Doch, aber das hier war eigentlich ein Treffen zwischen mir und Stellar. Und um ganz ehrlich zu sein, würde ich gerne vermeiden, dass das wieder so eskaliert wie letztes Mal, nur weil du hier zufällig aufgetaucht bist. Bestimmt glaubt sie jetzt, ich hätte dich ohne ihr Einverständnis einfach hier eingeladen.«

»Wow Moment! Warte, warte, warte: Wie letztes Mal?« Dylan schlug die Karte zu, schob sie von sich weg. »Sag mal, wie oft muss man eigentlich bei euch zu Kreuze kriechen, damit einem mal vergeben wird?« Mit Zornesfalte auf der Stirn tippte er mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Dass es so eskaliert ist, wie du sagst, war erstens keine Absicht und das habe ich jetzt wirklich oft genug gesagt. Und zweitens habe ich für meinen Fehler gerade gestanden, sogar wortwörtlich dafür bezahlt.«

Chris war von seiner plötzlichen Aggression überrascht und verwirrt zugleich. »So meinte ich das nicht.«

»Aber ich! Wie sieht’s denn bei dir aus, hm? Kannst du denn was Besseres vorweisen?«

»Wie, was Besseres vorweisen? Was meinst du?«

Nun zeigte Dylan mit dem Finger direkt in Chris’ Gesicht. »Du schaffst es ja nicht mal deiner Freundin zu helfen, wenn sie halbnackt mitten in Clayton steht. Für 'nen sogenannten besten Freund ist das ’ne ganz schön schwache Nummer.«

Seine Worte schockierten ihn. Wo kam diese Wut denn auf einmal her? »Sag mal, spinnst du eigentlich? Wer war denn überhaupt Schuld daran, dass ihr das passiert ist? Ich oder du? Außerdem habe ich mich eben bei ihr entschuldigt! Kurz bevor du aufgetaucht bist, war alles wieder in Ordnung!«

»Oh ja, natürlich. Jetzt, wo du dich entschuldigt hast, ist alles wieder in Ordnung. Und wer hat die Sache wieder ausgebügelt? Ich oder du?«

»Sag mal …« Chris fiel wirklich nichts mehr darauf ein. Er war sprachlos, konnte noch nicht einmal definieren, wie diese kurze Unterhaltung gleich so explosionsartig außer Kontrolle geraten konnte.

»Ist doch wahr, Mann! Während du sie angeglotzt hast, habe ich im Gegensatz zu dir noch versucht, ihr zu helfen und sie zurückzuholen. Da war ich ja noch mehr Freund als du.«

»Oh, verstehe. Du bist jetzt also ihr Freund, ja?«

»Ja, bin ich!«

Chris wollte gerade etwas darauf erwidern, als ihm das Resultat dieses Gesprächs ins Bewusstsein drang. Ein Gedanke schoss ihm unweigerlich durch den Kopf und sorgte für Bauchschmerzen. » … im ernst jetzt?«

»Ja!«

»Du und Stellar?«

»Ja!«

Er konnte es gar nicht begreifen. »Ihr seid echt zusammen?«

Für einen Augenblick wich Dylan seinem Blick aus, kratzte sich im Nacken und sah ihn dann erneut mit ernstem Gesichtsausdruck an. »… ja.«

»Du verarscht mich.«

Dylan schwieg und verschränkte die Arme, seine Miene aber blieb weiterhin ernst.

Konnte das wahr sein? Eigentlich passte das hinten und vorne nicht zusammen. Stellars Reaktion, seine Aussage …

»Wir wollten es dir eigentlich nicht sagen, weil wir nicht wussten, wie du reagieren würdest, aber wenn du jetzt schon so direkt fragst …«

»Aha.« Chris rang nach Fassung. Ihm kam das absolut paradox vor. Zuerst hassen sie sich, streiten miteinander bis zur Eskalation und zum Schluss sollte daraus eine Beziehung entstanden sein? Je länger er versuchte, sich diesen Tathergang bildhaft vorzustellen, desto ungläubiger wurde er. »Das kommt ziemlich … unerwartet.«

»Stell dir vor, wir haben das auch nicht geplant.« Schließlich stand Dylan auf und stellte den Stuhl an seinen rechtmäßigen Platz zurück. »Ich verdrück mich jetzt besser. Wir wollen ja nicht, dass die Situation wieder „eskaliert“.«

Chris wusste gar nicht, womit er zuerst fertig werden sollte: Mit der Information, dass Stellar in einer Beziehung mit Dylan sein sollte, oder mit dessen spitzen Zunge. »Jetzt warte mal. Du weißt ganz genau, dass ich das so nicht gemeint habe.«

»Ja, das weiß ich. Aber ich bin es Leid, mich ständig entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen. Eigentlich solltest gerade du das am besten wissen. Wir sehen uns.«

Mit diesen Worten klopfte er ihm noch einmal auf die Schulter, drehte sich um und ließ Chris allein am Tisch zurück.

Super. Genau so hatte er sich seinen freien Tag vorgestellt. Stress an beiden Fronten. Eigentlich sollte der heutige Tag ein ruhiger Tag werden. Stattdessen hatte er das Gefühl, als ob er in einem mit Haarspray verpesteten Raum ein Feuerzeug angezündet hätte. Und das, wo er doch eigentlich nur das Richtige tun wollte. Und ausgerechnet jetzt kam auch noch die Bedienung. Dabei wusste er noch nicht einmal, ob es überhaupt noch Sinn machte, etwas zu bestellen. Aktuell wollte er am liebsten gehen.

Mit breitem Zahnspangenlächeln stellte sie sich direkt an den Tisch.

»Willkommen im Café Franco’s. Ich bin Jessie und heute eure Bedienung. Schon etwas in der Karte gefunden?« Aus ihrem Servicegürtel zückte sie Notizblock und Stift hervor, bereit um alles aufzuschreiben.

»Ja, also … Einen Latte Macchiato mit Karamellaroma und einen Cappuccino zum Mitnehmen bitte.«

»Oh, bleibt ihr gar nicht hier?«

»Nein, wir haben heute leider nicht so viel Zeit.«

»Schade. Dann aber beim nächsten Mal, hm?« Jessie zwinkerte ihm zu und Chris rang sich ein Lächeln ab. »Ganz bestimmt.«

»Schön. Ich bringe euch gleich die Bestellung, ja?« Mit einem freundlichen Grinsen steckte Jessie Stift und Block auch schon wieder weg, drehte sich um und schlenderte zur Theke.

Genau dann, als Jessie weg war, setzte sich Stellar auf ihren Platz, fast wie ein fliegender Wechsel. »Hey.«

»Hey.« Eigentlich wollte er auch Stellar ein Lächeln schenken, aber irgendwie brachte er keines zustande. Seine Stimmung war schon durch den Reißwolf gezogen worden.

»Ist Dylan etwa schon wieder weg?«

»Ja. Ich habe ihn gebeten zu gehen.«

Stellar sah ihn überrascht an. »Wirklich? Wegen mir?«

»Ja. Unseren Kaffee habe ich übrigens zum Mitnehmen bestellt. Ich will nach Hause.«

»Wieso denn das?« Ihre Stimme klang besorgt. »Was ist los? Habt ihr euch etwa gestritten deswegen?«

»Kann man so sagen.« Nun stand Chris auf und schob den Stuhl an den Tisch ran. »Zieh dich doch schon mal an, damit wir gleich los können. Ich hole uns in der Zwischenzeit den Kaffee.«

»O-okay …«

Schon marschierte Chris zu Jessie an die Theke, die gerade den Deckel auf den zweiten Pappbecher aufsetzte. Er wusste, dass Stellar nicht direkt für den Streit zwischen ihm und Dylan verantwortlich war, allerdings konnte er aktuell nicht sehr gut verbergen, dass er sich auch über ihr Verhalten in gewisser Weise ärgerte. Wenn das stimmte, was Dylan behauptet hatte, warum hatte sie ihm vorhin nicht einfach erzählt, dass sie zusammen waren? Warum sollte das Geheimnis bleiben? Und die für ihn wesentlichste Frage war: Stimmte das überhaupt?

Um das herauszufinden, würde er Stellar auf den Zahn fühlen, so viel stand fest. So viele Fragen, wie ihm jetzt durch den Kopf schwirrten, brauchte er dringend auf einige davon Antworten. Und zwar heute noch. Außerdem wäre ein bisschen Bewegung gegen die Bauchschmerzen nicht schlecht.

Chris bezahlte, griff nach den Pappbechern und atmete noch einmal tief durch, bevor er den Ausgang ansteuerte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gmork
2019-01-24T20:36:51+00:00 24.01.2019 21:36
Heyyah! *angerollt komm*
Lang ists her, August das letzte mal. Au weiah! Asche über mein Haupt.

Gemahlener Kaffee lag in der Luft und ritt auf einer Karamellspur durch den Raum.
Toll, jetzt hab ich Bock auf Kaffee xD Ist nur leider schon zu spät.

Damals, als er sich das allererste Mal, direkt nach ihrem Kennenlernen mit Stellar getroffen hatte, hatten sie es auch gespielt. Das war ein wundervoller Tag gewesen.
Haha, schon sehr süß, wie er sich daran zurück erinnert. Vielleicht sogar schon ein wenig schwärmerisch?

Erst nach mehrmaligem „unauffälligen“ Husten seitens des Personals war ihnen aufgefallen, dass sie nur auf ihr Gehen gewartet hatten, um abschließen zu können.
Haha, ich würde manchmal auch gern meine Patienten "unauffällig aus der Praxis husten" :D

Auf jedem Fall war klar, dass er es persönlich machen wollte und ein »Ich war mit der Situation überfordert« nicht ausreichte.
Das definitiv nicht. Da muss schon n bisschen mehr kommen.

»Hi.« Sie erwiderte die Umarmung, bevor sie sie gleich wieder löste. »Eigentlich wollte ich dich anrufen und dir Bescheid sagen, dass ich etwas länger brauche, aber ich habe heute Morgen vergessen, die Musik abzustellen und jetzt ist mein Handy tot.«
Ah, Stellar, I feel u! Ist mir schon tausendmal passiert -.- Erst letztens auf der Arbeit.

Die karamellisierte Birne mit heißem Stachelbeerkompott klang schon richtig lecker, genauso wie der hausgemachte Apfelstrudel mit Vanillesoße.
Ich will karamellisierte Birne mit heißem Stachelbeerkompott! Und ich will hausgemachten Apfelstrudel mit Vanillesoße! Man, ich hab Hunger! Ich pfeif mir jetzt nen Kitkat-Chunky rein. *Mampf*

Der Name des Eisbechers lag ihm wie ein Stein im Magen und drückte ihn fester in den Stuhl.
Ein bisschen Mitleid habe ich aber schon mit ihm. :/

»Na ja, also … Ich wollte mich bei dir für letzte Woche entschuldigen.«
Stellar runzelte die Stirn. »Wieso? Was war da?«

Schon irgendwie ziemlich süß, dass sie es scheinbar schon wieder vergessen hat. Ich hab sie mir nachtragender vorgestellt. Aber ist n sehr feiner Charakterzug von ihr.

»Eigentlich wollte ich die Sache vergessen und nie wieder darüber reden.«
Oh, scheibnar doch nicht xD Aber ich würds auch vergessen wollen. :3

Endlich. Ihr Lächeln war wieder da. »Okay, dann ist die Sache jetzt vergessen und wir reden nie wieder darüber. Das ist einfach nie passiert.«
»Was ist nie passiert?«

Haha, wenn man vom Teufel spricht, steht er oft schon vor der Türe. Und in diesem Fall halt schon im Café. :D :D :D

»Du schaffst es ja nicht mal deiner Freundin zu helfen, wenn sie halbnackt mitten in Clayton steht. Für 'nen sogenannten besten Freund ist das ’ne ganz schön schwache Nummer.«
Ohja, der Tiefschlag. Mitten in die Weichteile.

Für einen Augenblick wich Dylan seinem Blick aus, kratzte sich im Nacken und sah ihn dann erneut mit ernstem Gesichtsausdruck an. »… ja.«
»Du verarscht mich.«

Ach Dylan. Vom Regen in die Traufe und für Stellar solls wohl gleich der Wasserfall sein *facepalm*

Und ausgerechnet jetzt kam auch noch die Bedienung.
Haha, ja, jetzt. xD Nach ner Viertelstunde oder so xD xD

Wenn das stimmte, was Dylan behauptet hatte, warum hatte sie ihm vorhin nicht einfach erzählt, dass sie zusammen waren?
Hehe, die Arme wusste ja selber nicht, was Phase war :D Oh man. Aber Chris kann einem jetzt schon leidtun :'D (Und Stellar auch)

Superwitziges Kapitel. Witzig für mich, weil die Situation als solche eigentlich überhaupt nicht witzig ist, wahrscheinlich für niemanden von den Dreien.
Weiter so!

Knutschaaaa
Von:  May_Be
2018-06-16T06:46:51+00:00 16.06.2018 08:46
Oh,Oh. Böser Dylan ;)

Gar nicht nett, seinen Freund so dreist anzulügen. Aber vllt gehört das zu dem Plan, Chris eifersüchtig zu machen, damit er endlich seiner Gefühle für Stellar bewusst wird? :D
Antwort von:  m0nstellar
16.06.2018 09:04
Huhu!
Noch einen Kommi! Oh wie schön! Nochmals vielen lieben Dank! ♥

Wer weiß? ;) Ich verrate jedenfalls nichts. :D Musst wohl weiterlesen, um es herauszufinden. :P

Liebe Grüße! ♥


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