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What would you do

...if my heart was torn in two.
von

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P a r t S e v e n

Hallo! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, doch hier ist es. Leider wird das Kapitel immer wieder springen. Sprich: Fast zwischen jeden Absatz wird Zeit vergehen. Und nach diesem Kapitel wird es wieder "langsamer" zu gehen. ^^ jetzt aber erst einmal viel spaß und bis danne.
 

Liebe Grüße Dahlie
 


 

Part Seven
 

Es wirkte so unwirklich, so schrecklich und quälend, dass Astoria sich fragte, ob es nicht irgendeine Chance gab, aus diesem nicht endenden Alptraum aufzuwachen. Mit betäubten Füßen schritt sie durch das Anwesen, welches sich bald ihr neues Zuhause nennen durfte. Noch waren die Räume kahl und ihre Schritte hallten in ihren eigenen Ohren unnatürlich laut wider. Mit müden Augen betrachtete sie die bodenlangen Fenster, die einen Blick in einen kahlen Garten preisgaben, schwach fielen die morgendlichen Sonnenstrahlen durch die blassen Scheiben und sie schritt an dem gigantischen Kamin vorbei. Astoria vermied den Blick in das Spiegelbild des Fensters. Sie wusste, dass sie im Moment alles andere als ansehnlich aussah. Blass, mit blutunterlaufenen Augen und schlicht und ergreifend abgekämpft.

„Ich verlange von dir, dass du bis zu unserer Hochzeit bewohnbare Räume hieraus machst.“ Seine kalte Stimme ließ sie zusammenzucken, fast so, als wenn er sie angebrüllt hätte. Wahrscheinlich hätte sie dies sogar besser hinnehmen können als diese Gleichgültigkeit.
 

Seine Schritte hielten inne und sie wusste, dass er sich desinteressiert im leeren Raum umsah. Astoria drehte sich um, ihre schmalen Hände gruben sich in ihr langes braunes Kleid. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit Draco unterwegs war. Ihr erster Besuch nach dem Krankenhaus hatte sie direkt zu seinen Eltern geführt. Für sie war es der blanke Horror geworden. Unter den kritischen Augen seiner Mutter hatte sie ganze vier Stunden über sich ergehen lassen müssen – wohl wissend, was Narzissa Malfoy von ihr hielt.

Gar nichts.

Mit einem dicken Klumpen im Magen sah sie ihn an, jenen Mann, in den sie sich einst verliebt hatte. Und ihr war, als würde sie ihn heute zum ersten Mal sehen. Seine Miene wirkte hart, seine Haltung starr und sein Wesen gefühllos. Doch sie wusste, dass dies eine Maske war, hinter dieser Maskerade verbarg sich ein Mann, der es wert war, dass sie ihm ihr Herz geschenkt hatte, welches er nun mit Füßen trat.

„In zwei Wochen ist das unmöglich zu schaffen“, sprach sie sanft und ruhig. Ein spöttisches Lächeln glitt über seine Lippen und seine stumpfen grauen Augen musterten sie herablassend.

„Das ist dein Problem.“
 

„Draco, bitte.“ Sie ging auf ihn zu und mit jedem weiteren Schritt war ihr, als würde er sich Meilen von ihr entfernen. Es war, als würde er durch sie hindurchsehen. Vertraut legte sie leicht ihre Hand auf seinen Arm. „Gib mir keine zwei Wochen, sondern zwei Monate…“

„Das kann ich nich“, erklärte er und wehrte ihren Arm ab. „Gewisse Dinge müssen die Erwartungen erfüllen.“

„Aber-!“

Sein Blick brachte sie zum Schweigen und Astoria begriff, dass sie so nicht weiterkam. Betrübt sah sie zu Boden und bemerkte, dass er den kahlen Raum verließ, der das Innere ihres Herzens widerspiegelte. Leere und ein eintöniges Grau. Vor erst zwei Wochen hatte sie ihr Kind verloren und gleichzeitig ihre Freiheit. Doch es schien ihn nicht zu interessieren. Wie so vieles, was sie betraf. Tat er nur so oder verkörperte er wirklich diese Herzlosigkeit, vor der sie bereits so viele Menschen gewarnt hatten?

Stumm rollte eine Träne über ihre Wange, ein Zeichen der Schwäche, welche sie sich als Malfoy nicht mehr leisten durfte. Etwas solch Banales und Menschliches sollte ihr ausgetrieben werden. Ohne es leugnen zu wollen, die Zukunft machte Astoria angst.
 

Wie sollte sie als einfache Greengrass diesen Anforderungen gerecht werden?

Ihre Hände verkrampften sich und die heißen Tränen fanden den Weg auf den Boden. Leises Schluchzen trat aus ihrer Kehle und sie beschloss den Moment der Einsamkeit zu genießen und sich in der halben Stunde gehen zu lassen.

Wieso konnte ihr niemand helfen?

Weshalb bestrafte sie das Leben dermaßen, weil sie ein einziges Mal egoistisch gehandelt hatte?

In diesem Augenblick wurde der jungen Frau bewusst, dass sie alles geben würde, um die Zeit noch einmal zurückzudrehen. Weinend schritt sie zurück zu den großen gewaltigen Fenstern und öffnete diese. Kalter Wind umhüllte ihren Körper. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie hilflos und wusste nicht, wie sie die Fäden der Kontrolle wieder aufnehmen sollte. Jegliche Selbstbeherrschung ging verloren, hemmungslos weinte sie, als sie auf das Gelände der Terrasse zustolperte.
 

Einst hatte sie ihr Leben gut im Griff gehabt, war glücklich gewesen und hatte in den Spiegel gucken können, ohne ein Schamgefühl zu unterdrücken. Jetzt war sie angewidert von sich selbst und empfand ihr Herz als tot. Ein Zustand, der sie so unglücklich machte, dass sie sich mit jeder weiteren Minute auf dieser Erde hasste und sich wünschte zu verschwinden. Ihre Hände wurden kalt und ihre Beine knickten weg. Wie ein Kind ging sie in die Hocke, umschlang ihre Knie und schloss die Augen. Sie wollte fort, weg von hier und all ihren Pflichten entfliehen. Niemals würde es ihr gelingen, innerhalb von zwei Wochen die Etiketten einer Malfoy zu lernen, ein ganzes Anwesen einzurichten und sämtliche Veranstaltungen zu besuchen, die sich in ihren Kaminkalender geschlichen hatten. Sie wollte für sich sein, wie Nebel verschwinden und niemandem mehr zur Last fallen. Ihr Bewusstsein verlor sich und eine unbestimmte Zeit des Hoffens kam in ihr auf, als ihr schlaffer Körper den harten Boden berührte und jener Aufprall noch nicht einmal ihr Bewusstsein erreichte. Denn ihr Bewusstsein befand sich in erholsamer Schwärze.
 

Sie war zusammengebrochen.
 

- - -
 

So schnell Pansy konnte, war sie in die Praxis des Familienarztes der Malfoys appariert. Die junge Frau wusste, dass Dr. Trucker die Familie bereits seit Jahren unterstützte und behandelte. Der Zusammenbruch ihrer besten Freundin hatte sie nicht überrascht, sie hatte ihn viel mehr erwartet. Erhaben schritt sie an den anderen Patienten der großen Praxis vorbei, geradewegs in das Behandlungszimmer für Privatpatienten. Mit sorgevollen Augen erkannte sie Astoria, wie diese in einem der riesigen Sessel Platz genommen hatte und sich einigermaßen von ihrer Schwäche erholt hatte.

„Miss Parkinson.“ Ausdruckslos sah der alten Mann über den Rand seiner Brille. Wie ein Kranz umrahmte sein weißes Haar seinen Kopf. Sein runder kleiner Körper wirkte bulliger als bei ihrem letzten Besuch und doch konnte sie die Wachsamkeit in seinen grauen Augen entdecken. „An Ihrer Stelle habe ich Mr. Malfoy erwartet“, gestand er und sah auf seine Unterlagen. „Verzeihen Sie“, sprach Astoria mit leiser und gebrochener Stimme, seit ein Hauself sie im Anwesen gefunden hatte, war sie kaum in der Lage gewesen zu sprechen, erst bei ihrem Erwachen hatte sie eine Schwester gebeten, jemanden zu benachrichtigen. „Ich habe Miss Parkinson hierher gebeten. Mein Verlobter sollte nichts von meiner Schwäche erfahren…“ Es hatte ihr Herz bluten lassen, als ihr bewusst geworden war, dass Draco einfach ohne sie das Anwesen verlassen hatte – ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr er es hasste, sich in ihrer Nähe aufzuhalten.
 

Besorgt betrachtete Pansy ihre beste Freundin und ließ sich neben ihr in dem anderen Ledersessel nieder. „Kein Problem, ich komme immer, wenn du mich brauchst.“

Astoria nickte dankend und die Miene der jungen Frau ließ etwas in Pansy gefrieren. Seit Wochen sah sie auf Veranstaltungen mit an, wie ihre beste Freundin verwelkte wie eine Blume, der man das Wasser entzogen hatte. Ihre Augen wurden stumpf, ihr Lächeln ging verloren und ihr Körper wirkte merkwürdig alt und angespannt. Sie legte ihre Hand in die zerbrechliche der jungen Greengrass und Astoria umschloss sie. Dann reckte sie ihr Kinn und ein leichter Anflug von Stolz kehrte zurück.
 

„Dr. Trucker, ich möchte Sie um etwas bitten. Etwas, was ihre ärztliche Schweigepflicht beansprucht.“ Ihre Stimme klang fest und der alte Arzt lehnte sich zurück, womit er sie wissen ließ, dass er ihr zuhörte. „Ich möchte Sie darum bitten, mich in eine Art Kur zu schicken.“

Der Arzt und Pansy öffneten den Mund, doch angesichts der Entschlossenheit, die Astoria ihnen entgegenbrachte, ließen sie sich ihre Verblüffung anmerken. „Miss Greengrass… ich verstehe nicht ganz… Sie heiraten in zwei Wochen!“ Er klang leicht empört.

„Das weiß ich. Aber angesichts meines aktuellen Zustandes werden Sie sicherlich verstehen, dass ich meinem Verlobten mehr Schande machen würde als Ehre.“ Das Wort Verlobter sprach sie mit einem leichten Zittern in ihrer Stimme aus. Pansy verstand und verstärkte den Griff ihrer Hand. Stumm verfolgte sie den Blickwechsel des Arztes mit ihrer Freundin. Dann sah sie, wie Dr. Trucker die Hände auf seinem Schreibtisch faltete und seufzte. „Miss Greengrass, ihr Anliegen ist verständlich, aber –!“

„Bitte!“, unterbrach Astoria ihn verzweifelt und mit Nachdruck. „Geben Sie mir vier Wochen, in denen ich mich erholen kann, um meinem Verlobten keine Schande zu bereiten!“

„Ich verstehe, aber...!“

„Sie müssen meinem Verlobten meine Bitte auch nicht wissen lassen müssen, es würde eine Sache zwischen Ihnen und mir bleiben.“
 

Der Arzt lächelte und wollte gerade zum Sprechen ansetzten, als Astoria ihm erneut den Mund verbat. „Niemand würde es mitbekommen und-!“

„Miss Greengrass!“ Seine Stimme hatte an Lautstärke gewonnen und sie verstummte. „Ich werde Sie beurlauben, aber falls Sie mir erlauben, ich würde gerne acht Wochen daraus machen.“ Ungläubig öffnete Astoria den Mund, unfähig etwas zu sagen, doch bereits in diesem Moment zog Dr. Trucker eine Bescheinigung zu sich. „Sie haben vor zwei Wochen ein Kind verloren und sind im Moment einem Stress ausgesetzt, der ihnen erhebliche Schäden zufügt.“ Seine Miene war ernst und besorgt. „Es ist eine Zumutung ihres Verlobten, Sie in diesem Zustand mit Dingen, wie die Einrichtung eines ganzen Anwesens innerhalb von zwei Wochen, zu belasten.“

„Woher wissen Sie…“

„Die derzeitige Mrs. Malfoy befand sich vor über 30 Jahren in einer ähnlichen Situation.“ Ein freundliches Lächeln glitt über die Lippen des Mannes. „Ich bin mit den Traditionen der Familie bestens vertraut, ebenso mit den Anforderungen. Und ein Mädchen wie Sie würde an all den Erwartungen zerbrechen. Weshalb ich angesichts der Tatsachen den Wunsch verspüre, Ihnen ein wenig zu helfen.“
 

„Danke“, flüsterte Astoria und schlug kurz die Augen nieder. „Danke… ich hätte kaum gewusst, wie ich… wie… wann…“ Ihre Stimme brach und erneut rannen verzweifelte Tränen, die sich nicht davor aufhalten ließen, egal, ob durch Willensstärke oder innere Selbstbeherrschung, sich ihren Weg zu bahnen. „Verzeihen Sie…“

„Nein, es wird Zeit, dass Sie zu ihrer Menschlichkeit zurückfinden und sich erholen. Weit weg von England.“

Pansy nickte zustimmend und strich liebevoll über den Rücken ihrer Freundin.

„Lassen Sie mich mit Mr. Malfoy reden, ich bin sicher, er lässt sich von mir dazu bringen, auf Ihre Worte zu hören.“

Sofort versteifte sich Astorias Körper. „Nein, bitte… er wird-!“

„… nichts von ihrer Schwäche mitbekommen.“ Der alte Mann schien besser zu verstehen, als die junge Frau hätte ahnen können. „Es steht in meinen Absichten, dass ich auf ihren Körper plädiere, der die Fehlgeburt nicht heil überstanden hat, etwas, wofür Sie schließlich nichts können.“ Sein Blick wurde beinahe liebevoll und zum ersten Mal in den zwei Wochen hatte Astoria das Gefühl, nicht alleine zu sein.
 

Freundlich sah Dr. Trucker in die Runde. „Ich würde vorschlagen, Sie packen ihre Koffer für den Süden, während ich ihren Verlobten auf seiner Arbeit aufsuche.“ Er klappte ihre Akte zu und als Astoria sich erhob, spürte sie, wie sich eine gewaltige Last von ihren schmalen Schultern löste. Wieder rollte eine Träne über ihre Wange und sie schämte sich dafür. Doch dieses Mal wirkte es wie ein Zeichen der Erleichterung. Ihr Blick begegnete dem ihrer Freundin und Pansy lächelte. Zusammen verließen sie das Behandlungszimmer und dort schloss die Slytherin die Jüngere in ihre Arme. Schweigend spürten die beiden Freundinnen die Wärme der jeweiligen anderen, schließlich sprach Pansy: „Wir machen diese Kur zusammen, ganz in Ruhe und vollkommen abgeschieden.“

Astoria nickte kaum merklich, die Kälte in ihren Händen verschwand und sie spürte ihr Herz wieder voller Wärme schlagen.
 

- - -
 

Schweigend hatte Draco am späten Nachmittag den Familienarzt in Empfang genommen, hatte zugehört, was dieser ihm über die Gesundheit seiner Verlobten erläutert hatte und den Erwartungen entsprechend reagiert.

Seine Zustimmung gegeben.

Doch wenn es nach seinem Willen gegangen wäre, ohne dem gesellschaftlichen Druck, dann hätte er die Worte Dr. Truckers ignoriert und darauf bestanden, dass Astoria dort blieb, wo sie hingehörte. Sie hatte ihre Pflichten zu erfüllen, seine Ansprüche zu erfüllen und sich nicht in Selbstmitleid zu winden. Die Pfütze des Selbstmitleides gehört ihm! Nicht ihr! Seine Hand hatte sich unweigerlich zur Faust geballt. Höflich hatte er Dr. Trucker aus seinem Büro entlassen und versucht sich weiter auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch seine Gedanken waren immer wieder zu seiner Verlobten geschweift. Schließlich hatte er eher Schluss gemacht und war wider Willen nach Hause appariert. Leichtfüßig war er aus dem Kamin geschritten und hatte Mantel und Handschuhe einem Hauselfen zugeworfen.
 

Sein Verstand schrie ihm immer wieder entgegen, wie schwach und labil seine zukünftige Ehefrau doch war, dazu appellierte sein Gefühl, dass sie sich bereits als hinterhältig und falsch erwiesen hatte, weshalb er durchaus zutraute, dass sie Dr. Trucker um diese Krankschreibung gebeten hatte. Er hatte schließlich ihren Wunsch nach einer Verschiebung der Hochzeit abgelehnt. Also schien sie nach einem anderen Ausweg gesucht zu haben. Einem Ausweg, den er ihr zerstören würde. Er befand sich in den Räumen der Stadt, die er vorübergehend gemietet hatte, damit sie nicht rund um die Uhr seinen Eltern ausgeliefert waren. Die große Suite schien verlassen. Lediglich das Knistern des Feuers, welches im großen Salon brannte, erreichte seine Ohren. Dann reagierte sein Körper automatisch, als er leise Schritte vernahm. Zielsicher schritt Draco durch den hohen Flur direkt in das Schlafzimmer, welches sie sich seit knapp acht Tagen teilten. Möglichst lautlos öffnete er die Tür einen Spalt und sah hinein.
 

Astoria packte ihre Kleidung in mehrere Koffer, ihr Gesicht wirkte gelöst und ihm fiel auf, dass ihre Hand sich wie zur Musik bewegte, in der sie ihren Zauberstab umschlossen hielt. Draco musterte ihr Gesicht, es war blass und die dunklen Ränder unter ihren Augen fielen ihm auf, ebenso war ihr Körper sehr schmal geworden. Die weichen Rundungen von früher waren verschwunden, eine zierliche Frau stand ihm gegenüber. Ein Augenblick des Mitleids stieg in ihm auf, doch dann zwang er sich dazu, sich daran zu erinnern, was sie getan hatte.
 

Das oberste Gesetzt gebrochen…

… mit seinem Herzen gespielt…
 

Etwas, was er ihr nicht verzeihen konnte. Geräuschvoll öffnete er die Tür und sah, wie sie zusammenzuckte. Dann rief sie sich selbst zur Gelassenheit und versuchte zu lächeln.

„Erschreck mich nicht so.“ Ihre Stimme klang leise und sanft. Gleichgültig schritt er durch das dämmrige Zimmer und betrachtete die Koffer. Seine Hände vergrub er in den schwarzen Anzugstaschen. „Wann verschwindest du?“ Er sagte es mit solch einem freudigen Klang, dass es ihr das Herz zerriss. „Morgen früh.“

Draco legte den Kopf schief und lockerte seine Krawatte. „Dann nutze die Chance zur Flucht und versuch deinen labilen Geist zu sammeln. Erwarte allerdings nicht von mir, dass ich mich in deiner Abwesenheit verhalte wie ein Witwer im Frühstadium.“

Astoria schluckte, ihre Kehle wurde trocken, als sie begriff, was er damit meinte. Trotz ihrer Verlobung würde er ihr nicht treu sein, eine Tatsache, mit der sie eigentlich hatte rechnen müssen, da er Mallorie mit ihr betrogen hatte. Sie wollte etwas sagen, doch stattdessen blickte sie stumm zu Boden und sorgte dafür, dass sich die Koffer schlossen.

„Wirklich erbärmlich“, äußerte er sich. „Dass meine Verlobte nicht in der Lage ist, mich zufriedenzustellen. Ich nehme an, dass ich mich auch in Zukunft selbst umsehen muss?“
 

Da sie weiterhin schwieg, begann er sich seiner Kleidung zu entledigen und ins Bad zu schreiten. Astoria wandte sich ab und begann sich für die Nacht fertig zu machen. Wie in Trance ließ sie das seidige Nachthemd über ihren Körper gleiten, schloss die Gardinen und löschte einen Teil der Lampen.

Warum musste er ihr immer wieder in Erinnerung rufen, dass es bald eine weitere Frau in seinen Räumen gab, die mit ihm schlief, obwohl er mit ihr verheiratet sein würde?

Er schien es als selbstverständlich zu betrachten, dass sie als Mutter seiner Kinder nicht in Frage kam. Unweigerlich begann ihr Körper zu zittern und sie stieg ins große Himmelbett. Die moderne, vergoldete Einrichtung erdrückte sie bereits seit dem ersten Tag des Einzugs. Doch heute, wo sie sich in Dunkelheit hüllte und wusste, dass sie den morgigen Tag als eine Art Erlösung betrachten konnte, nahm ihre Umwelt eine andere Bedeutung an. Astoria kuschelte sich in die dicke Decke und drehte sich auf die Seite. Müde und zum ersten Mal seit Wochen glücklich schloss sie die Augen und zog die Beine an den Körper. Den Schmerz seiner Worte ignorierte sie und versuchte zu vergessen.
 

Sie schlief ein, so fest und tief, dass sie das Gefühl von völliger Zufriedenheit umhüllte. So kam es, dass sie über eine Stunde später nicht hörte, wie die Tür zum benachbarten Bad aufging. Mit einem herablassenden Blick sah er auf die junge Frau. Leise setzte er sich auf das Bett und löschte das Licht. Wie von selbst hob er die Hand und wollte die Decke über sie ziehen, als er innehielt. Dracos graue Augen sahen in ihr angespanntes Gesicht und seine Hand ballte sich zur Faust. Er wusste, dass er ein Mistkerl war und es ihr unsagbar schwer machte, sich in der Rolle der Malfoy einzufinden, doch er konnte nicht anders. Jedes Mal, wenn sie versuchte, seinen Ansprüchen gerecht zu werden, wollte er ihr eins reinwürgen, um ihr zu beweisen, dass sie niemals gut genug sein würde. An all den Aufgaben und Pflichten spürte er, wie sie langsam zerbrach. Etwas, was in seinem Herzen schmerzte. Früher, als noch kein Graben zwischen ihnen gewesen war, hatte er einmal geglaubt, Astoria wäre die perfekte Frau für ihn. Sein geheimes Gegenstück. Doch die Realität sah mittlerweile anders aus.
 

- - -
 

two weeks later…
 


 

Warmer Wind kam auf und spielte mit den langen Haaren einer dunkelhaarigen Frau. Reglos saß sie auf einer großen Terrasse eines Cafes und blickte mit starrem Blick auf das weite blaue Meer. Ihre Haut war weiß wie Schnee und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Das Sommerkleid, welches ihr einst hervorragend gepasst hatte, wirkte schrecklich groß an ihrem schmalen Körper.

Astoria wandte den Blick ab und griff zu ihrer Tasse Tee, dabei bemerkte sie die Musterung ihrer besten Freundin. Seit zwei Wochen versuchte Pansy ihr Möglichstes, um ihre Freundin wieder aufzubauen, doch bislang war ihr jede Taktik misslungen. Langsam begann sie sich zu fragen, woran das lag.

„Sag, bist du unglücklich hier, Tori?“

„Nein“, erwiderte diese zaghaft lächelnd. „Das Strandhaus ist schön, so hell und friedlich. Der Strand ist nicht weit und die Sonne lacht fast jeden Tag.“ Sie versuchte heiter zu klingen, da sie ein schlechtes Gewissen gegenüber der Dunkelhaarigen verspürte. „Ich habe endlich mal wieder Zeit zum Lesen und kann machen, wonach mir steht.“
 

„Und trotzdem geht es dir immer noch nicht besser“, fasste es Pansy auf. „Woran liegt das? Du schläfst schlecht, hast des Öfteren Alpträume und genießt deine Ruhe nicht ansatzweise.“ Die ehemalige Slytherin hatte ihre Freundin durchschaut. „Es ist Draco, oder?“

Astoria wandte den Blick ab. Natürlich hatte es etwas mit dem Malfoy-Erben zu tun, schließlich waren sie nicht in Frieden auseinander gegangen. Er liebte sie nicht, das wusste sie und trotzdem wurde ihr übel, wenn sie daran dachte, dass er sich eventuell mit anderen Frauen vergnügen könnte. Die Geschenke, die ihr alle drei Tage ein Bote überreichte, schrien nur so nach einer moralischen Entschuldigung seinerseits.

Als sie keine Antwort bekam, gab Pansy es auf. Sie war mit ihrem Latein am Ende und wusste nicht, wie sie ihre beiden besten Freunde je wieder zu einer Beziehung verhelfen sollte, welche ihre Zukunft nicht im Unglück fand. „Ich gehe schon mal zurück zum Strandhaus, ja?“
 

Astoria nickte abwesend und die junge Parkinson erhob sich. Ihr Weg führte sie jedoch nicht zum nächsten Kamin, sondern zur nächsten Eulenstelle. Es gab nur eine einzige Person, der sie zutraute, dass diese sich um Astoria kümmern würde. Eine Frau mit Erfahrung in solchen Situationen, die mit allen Wassern gewaschen war und jeglichen Trick eines Malfoys durchschaute. Zwar nagte es an ihrem Stolz, jemanden um Hilfe zu bitten, doch Pansy wusste durchaus, wenn sie selbst nicht alleine weiter kam. Draco war hart, sich selbst gegenüber und ihrer Freundin. Niemals würde einer von beiden es alleine schaffen, die Wand des jeweiligen anderen zu durchbrechen. Mit bloßer Hartnäckigkeit und guten Worten kam man nicht mehr weit und sie seufzte.
 

Einen letzten Versuch wagte sie, wenn dieser fehlschlug, dann würde sie das Handtuch werfen.
 

- - -
 

„Heute bist du dran, Theo.“
 

„Nein, Markus, ich war erst.“
 

„Ich war ebenfalls erst.“

„Blaise, das muss ein Ende haben!“ Der Student und der Quiddtichspieler ließen sich erschöpft und müde in jeweils einen Ohrensessel fallen. Sie befanden sich in dem übertrieben eingerichteten Anwesen der Zabinis und der Hausherr besah sich die Gesichter seiner Freunde. Beide wirkten angeschlagen und vollkommen übermüdet. Verständlich, für Markus hatte die Quiddtich-Saison wieder angefangen und Theodor steckte mitten in einer Prüfungsphase und trotzdem nötigte er die beiden, mitten in der Woche zusammen mit Draco um die Häuser zu ziehen. Theodor gähnte ausgiebig und sprach: „So geht das nicht weiter! Keinen Tag länger!“

„Genau! Nach drei Wochen habe ich die Schnauze gestrichen voll davon, den Anstands-Wau-Wau für Draco zu spielen!“, schnaufte Markus und griff zu den Zigarren. „Meinetwegen soll er sich seinen körperlichen Spaß wie eine männliche Schlampe bei fremden und billigen Frauen suchen, mich macht er deswegen nicht zum Alkoholiker!“
 

Blaise verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich ebenfalls. „Ihr versteht nicht-!“

„Wir verstehen sehr wohl!“, unterbrach Theodor ihn. „Wir mögen Astoria genauso wie du und können uns ebenfalls nicht vorstellen, dass sie dieses hinterhältige Biest sein soll, aber wenn Dray Spaß daran hat, sich selbst kaputtzumachen, dann soll er es meinetwegen tun! Wir können nicht ewig hinter ihm hersprinten und aufpassen, dass er keinen Mist macht!“

„Aber-!“

Markus hob den Finger. „Kein aber! Lass ihn auf seine Art erwachsen werden. Wir dagegen sollten uns um unsere eigenen Probleme kümmern.“

„Ihr haltet ihn für so hoffnungslos?“

„Aber so was von“, sprachen beide im Chor und Blaise begriff, dass es ihnen ernst war. Stumm sahen sie einander an, schließlich durchbrach Theodor die Stille. „Hör mal, wir haben versucht mit ihm zu reden, aber es ist, als würdest du dich mit einer Wand unterhalten. Er will einfach nicht!“
 

„Und wer nicht will, der hat schon“, pflichtete Markus bei. „Wie Pansy nun so schön sagen würde: Friss Grass, Alter! – es hat keinen Sinn mehr.“

„Im Klartext, wir geben auf.“

Die Worte hingen schwer in der Luft und nur widerwillig nickten die beiden Männer, wobei Theodor sich durch das Haar strich und verlauten ließ: „Ich sehe nur noch einen Weg und den würdest du mir sicherlich ausreden.“

Sofort verengten sich Blaise' Augen zu Schlitzen, als er merkte, dass sein Freund seinem Blick auswich. Peinlich berührt sprach Theodor weiter: „Allerdings glaube ich, dass Pansy auf diese Idee auch schon gekommen ist.“
 

„Nein“, wies Blaise sofort heftig ab.

„Wovon redet ihr?“, mischte sich Markus ein und sah verwirrt von einem zum anderen.

„Komm schon, Blaise! Es gibt nur einen Menschen, der Astoria jetzt helfen könnte, Draco da zu packen, wo er am verwundbarsten ist, an seinem verfluchten Stolz!“, puschte Theodor sich auf, ohne auf Markus einzugehen.

„Aber sie wird aus Astoria eine-!“, er wedelte heftig mit der Hand und schien nach dem richtigen Ausdruck zu suchen.

„Eine Diva machen? Vielleicht ist es genau das, was Draco jetzt braucht. Eine Frau, die ihm ihre Liebe nicht vor die Füße schmeißt, sondern, die etwas für ihre Liebe verlangt.“

Langsam dämmerte es Markus und sein Gesicht strahlte. „Ich finde die Idee reizend!“

Blaise verdrehte die Augen. „Kein Wort mehr!“, donnerte seine Stimme durch den Raum. „Ich werde mit allen Mitteln versuchen zu verhindern, dass sie SO wird!“

Theodor lehnte sich zurück, ein wissendes Grinsen zierte seine Lippen, denn er wusste bereits, dass sein Freund verloren hatte. „Wer ist eigentlich im Moment bei Draco? Er wird doch sicherlich gerade wieder irgendwo die Tassen heben?“
 

„Audrey Campell hängt mit ihm im Feuerfunken ab“, erklärte Blaise verstimmt. „Keine Sorge, sie wird sich nicht mehr an ihn ranmachen, denn ihr Auge ist auf jemand anderes Gefallen.“

Theodor musste grinsen, als er daran dachte, wie offensichtlich es gewesen war, dass Audrey ihn mehr als anziehend fand. Der Student hatte ihr dezent zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse hatte, doch die Journalistin erwies sich als hartnäckig.

„Sorry Theo“, murmelte Blaise schließlich und er hob verwirrt beide Augenbrauen.

„Wieso? Weil du eine Tussi auf Draco angesetzt hast?“

„Nein.“, mischte Markus mit. „Weil er ihr im Gegenzug versprochen hat, dass sie ein Date mit dir sicher hat.“

Augenblicklich zuckte ein Nerv in Theodor. „Das hast du nicht gewagt.“

„Leider ja, aber auch nur, weil sie mir versprochen hat aufzupassen, dass Draco nicht an jemanden gerät, der ihn wirklich zerstören könnte.“
 

Die beiden Männer verstanden.
 

Es gab genug Frauen, die nur darauf aus waren, sich einen Mann mit Geld zu angeln und ihn dann ein Leben lang an sich zu ketten. Eine solche Frau, dessen Herz von Geld regiert wurde, machte einem jeden Mann das Leben zur Hölle mit Kälte und Habgier.

„Na schön“, seufzte Theodor schließlich. „Aber sollte dieser ganze Mist bald vorbei sein, dann ist mir Dray ordentlich was schuldig.“

Blaise lächelte zaghaft und sah, wie sein Freund sich müde erhob. Markus tat es ihm gleich und strich sich durch das kurze blonde Haar. „Ich gebe Astoria genau vier Wochen, wenn sie dann nichts von sich hören lässt und immer noch so labil ist, wie Draco sie zugerichtet hat, dann schmeiß ich hin“, erklärte der Quiddtichspieler und er sah zu Theodor, dieser nickte knapp. „Wenn Draco sie nicht will…“, begann der Student, „… dann werde ich ihm sagen, dass ich sie ihm jeder Zeit ausspannen würde.“ Er verließ mit ernster Miene den Raum. Blaise und Markus sahen ihm nach, schließlich hörten sie, wie eine Tür zufiel.
 

„Meint er es ernst?“, wollte der Ältere von beiden wissen und Blaise sah ihn besorgt an. „Ich denke schon, schließlich… na ja… schließlich gefiel ihm Astoria bereits bei unserem ersten Treffen. Könnte durchaus sein, dass Theo sich… du weißt schon, verliebt hat und als es ihm bewusst wurde, war Dray halt schneller…“

„So wie bei Pansy“, wies Markus hin und spürte, dass er eine empfindliche Stelle bei seinem Freund getroffen hatte. Denn er schwieg. Es war ein pikantes Geheimnis, dass Blaise sich in die Freundin seines besten Freundes verliebt hatte, die Blicke mit der er ihr gefolgt war, hatten für sich gesprochen.

„Es ist schon traurig, dass Draco nie begreift, was für tolle Frauen er bislang an seiner Seite hatte.“
 

Markus grinste. „Schlau, schön und fähig ihr Leben zu meistern.“
 

- - -
 

Die Musik dröhnte aus den Boxen und die Erde bebte unter den Füßen der Gäste vom Feuerfunken. Wie üblich war der Club gut besucht und die Stimmung erreichte zunehmend ihren Hochpunkt. Aufreizend gekleidete Mädchen wiegten ihre verführerischen Hüften im Takt der Musik, während die Männer gelassen und zufrieden an ihren Zigarren zogen und sich tiefer in die ledernen roten Sitze sinken ließen.

„Draco, Draco, Draco“, sprach eine tadelnde Person belustigt und ließ sich an der Bar auf einem Hocker nieder. Der junge Malfoy sah von seinem Getränk auf und warf grinsend den Kopf zurück. Audrey strich sich durch das lange blonde Haar und sah auf sein neues Getränk. Er war erschreckend trinkfest geworden und als sie in sein makelloses Gesicht blickte, erkannte sie deutlich die dunklen Ränder unter den Augen. „Hast du in der letzten Woche überhaupt einmal geschlafen?“

„Natürlich“, wies er gelangweilt daraufhin und sah durch den gigantischen Saal. „Was soll die Frage?“

„Ich habe gelernt, alles zu hinterfragen, was du tust, mein Lieber.“ Ihr Gesicht wurde ernst. „Normalerweise hasst du Fotografen noch mehr als Rita Kimmkorn und heute ziehst du mich selbstgefällig in deine Arme und es kam noch nicht einmal zu einem bösen Wortduell.“
 

Draco ließ sich zu keiner Antwort herab, sondern sah ihr nur wissend ins Gesicht, etwas, was Audrey klar machte, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Und ganz langsam begann sie den Sinn hinter dieser Sache zu verstehen. Das Foto würde gedruckt werden und nach all dem, was die Gesellschaft wusste, war er verlobt. Doch dieses Foto würde der Glaubwürdigkeit seiner Beziehung zu Astoria gewaltige Risse verleihen. Aber Audrey glaubte, dass es in diesem Fall nicht um die Gesellschaft und das Scheinbild nach außen ging, sondern viel eher um seine Verlobte selbst. „Was hat dir das Greengrass-Fräulein angetan, dass du sie wie Dreck behandelst?“

„Wer sagt, dass ich sie nicht auf Händen trage?“

Audrey lachte übertrieben und beugte sich dann zu ihm vor. „Das Mädchen hat eine Fehlgeburt hinter sich, du lässt sie die Hochzeit organisieren und zeitgleich auch noch euer Haus in Derbyshire einrichten. Hast du sie vielleicht mal gefragt, ob sie in dieser Gruselhütte leben will? Dann kommt dazu, dass du hervorragend diese Machtspielchen beherrscht und ihr wahrscheinlich das Leben zur Hölle machst, indem du sie immer wieder wissen lässt, dass sie niemals eine perfekte Malfoy abgeben würde.“
 

Sie sah ihn durchdringend an, doch er tat ihre Aufzählung so ab, als würde es ihn nicht berühren. „Draco, sie hat ein Kind verloren. Das steckt niemand so einfach weg. Hast du dich je gefragt, ob sie dieses Kind vielleicht nicht um seinetwillen haben wollte?“

„Was wird das, ein Verhör?“

„Nein, es war nur eine Feststellung, denn dafür, dass du Mitschuld an ihrer Schwangerschaft, pardon, gewesenen Schwangerschaft trägst, bist du ganz schön selbstgerecht.“ Sie bestellte sich einen Cocktail. „Schließlich warst du zu der Zeit noch mit Mallorie zusammen, wenn ich mich recht entsinne.“

Draco ließ von seinem Getränk ab und sah sie herablassend an. „Lass es mal meine Sorge sein, wie ich sie behandle.“

„Wie Dreck?“

„Nein, wie sie es verdient.“
 

Die Blondine verzog das Gesicht, dann hob sie die Hand und strich dem jungen Mann durch das blonde Haar. „Es tut weh, wenn einem jemand das Herz bricht, nicht wahr.“

„Verdammt weh“, stimmte er zu und nahm einen großzügigen Schluck von seinem Getränk. Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit. „Besonders dann, wenn man für diese Person eigentlich alles liegen gelassen hätte.“

Sie nickte verstehend. „Aber glaubst du wirklich, dass es sich bessern würde, wenn du ihr deinen Schmerz dreifach zurückzahlst? Nein, sie wird sich nur noch mehr vor dir verschließen.“

„Es ist besser für sie“, erklärte er knapp. „Schließlich ist es tatsächlich so, dass sie nicht in die Reihen der Malfoys passt.“

„Weshalb, weil sie zu dumm ist?“ Sie reizte ihn, doch das schien ihm in diesem Moment nicht bewusst zu werden.

„Nein!“, erwiderte Draco scharf. „Sie ist zu weich, zu naiv und zu freundlich. Malfoys sind hart, kalt und arrogant.“
 

„Was du wusstest und trotzdem hast du dich auf sie eingelassen, warum?“

Es war das erste Mal, dass jemand nach dem Warum fragte und er lächelte bitter. „Weil sie ist, wie sie ist. Fröhlich, liebenswürdig und… wie Wärme.“

Audrey schluckte hart und begriff, dass genau diese Wärme, die ihm einst gefehlt hatte, eine Frau verkörperte, die nicht gut genug war für ihn. Er redete, so wie sie ihn noch nie hatte sprechen hören und unweigerlich wurde ihr bewusst, dass er diese Frau liebte. Aber die Tatsache, dass das Greengrass-Fräulein ihm etwas Gravierendes verschwiegen hatte und sein Vertrauen zunichte gemacht hatte, hatte ihn so stark verunsichert, dass er ihr nicht mehr traute.

Trotzdem empfand Audrey Neid gegenüber der Frau, die das Herz eines Mannes gewonnen hatte, der hohes gesellschaftliches Ansehen, Manieren besaß und ein großes Herz bewies.

„Ich kann sie nicht mit offenen Armen empfangen, Audrey“, schloss er nach über einer halben Stunde. „Denn, wenn sie an meiner Seite bleibt, dann muss sie lernen…“
 

„…dem Stand deiner Familie gerecht zu werden.“
 

- - -
 

Mit ruhiger Hand legte Astoria Greengrass die Zeitschrift beiseite, die sie vor einigen Minuten noch gelesen hatte. Auf dem Titelbild sprang ihr ihr Verlobter mit einer anderen Frau entgegen und die Überschrift hatte ihr einen Stich ins Herz versetzt, dennoch verspürte sie nicht denselben Schmerz wie bei ihrer Abreise. Schließlich hatte Draco ihr gegenüber bereits oft genug angedeutet, dass er sich sein Vergnügen woanders holen würde. Sie hatte nie an seinen Worten gezweifelt, doch jetzt, wo er ernst gemacht hatte, war sie mehr als froh, sich nicht im hektischen London aufzuhalten.
 

Warmer Wind spielte mit ihren Haarsträhnen, welche aus dem losen Zopf geflohen waren. Ihre blauen Augen sahen auf das Meer und sie stützte das Kinn in die Handfläche. Je länger sie hier blieb, in dieser warmen Oase, umso mehr hatte sie das Gefühl, ihre Zeit zu verschwenden und vor etwas davon zu laufen, was ja auch tatsächlich der Fall war. Doch je länger sie den ruhigen Blick aufs Meer genoss, desto mehr wurde ihr bewusst, dass der Weg zurück nur noch schwerer werden würde. Astoria wusste, was ihr London unter die Nase reiben würde. Nämlich dass sie als Malfoy ein totaler Reinfall war und sich ihr Verlobter für sie schämen müsste. Zeitgleich würde jeder denken, dass sie nicht Frau genug war, um ihn zu halten, wenn er sich bereits vor der Hochzeit Abwechslung suchte. Astoria hatte genug Zeit gehabt, um sich über die Familie ihres Mannes genauer zu informieren. Die Malfoys legten besonders nach dem Krieg viel Wert auf Ansehen und gesellschaftliche Stellung und besonders Draco schien durch seine sauberere und zuverlässige Arbeit diesen Stellenwert erneut angehoben zu haben.

Die Anforderungen waren enorm und Astoria war sich bewusst, dass genau diese Defizite auf sie zutrafen. Heillos überfordert hatte sie die Augen geschlossen und sich auf der weißen Terrasse tiefer in den Korksessel zurückgelehnt.
 

„Herrliches Wetter!“, ertönte eine rauchige Frauenstimme und sie schrak auf. Als wäre es selbstverständlich, ließ sich Justine Zabini der jungen Greengrass gegenüber nieder. Ihr goldenes Haar war kunstvoll geflochten, ihre hellen blauen Augen schienen vergnügt und das helle grüne Kostüm schmiegte sich perfekt an ihre zierliche Gestalt.

„Mrs. Zabini!“, entfuhr es Astoria überrascht und als die ältere Frau nach einem Fruchtcocktail verlangte und wenig später zufrieden daran nippte, wurde ihr der besorgte Ausdruck in ihren Augen bewusst. „Wie geht es Ihnen, Miss Greengrass?“

„Gut“, sprach sie ohne nachzudenken.

„Falsche Antwort, mein Kind.“ Die Dame lehnte sich zurück und schlug damenhaft die Beine übereinander. „Denn ein jeder sieht ihnen an, dass Sie lügen.“

„Und wenn ich sage, mir geht es so, wie ich aussehe, dann gilt es als unhöflich“, konterte sie und entlockte der älteren Frau ein Lächeln. „Weshalb sind Sie hier, Mrs. Zabini?“

„Um dir zu helfen, mein Mädchen.“
 

Sie verstand nicht, weshalb die Ältere ihr auf die Sprünge half. „Einen Malfoy für sich zu beanspruchen ist riskant. Ihn halten zu wollen, fast unmöglich und ihn von ganz unten nach ganz oben das Wasser reichen zu wollen, nicht machbar.“

„Wie nett von ihnen.“

„Was aber nicht heißt, dass er nicht manipulierbar ist.“

Verwirrt sah Astoria sie an. „Was wollen Sie mir damit sagen?“

Justine zog einen kleinen Taschenspiegel hervor und begutachtete ihre roten Lippen. „Ich will dir ein Angebot machen.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Ich zeige dir, wie die den Ansprüchen Dracos gerecht wirst und der Gesellschaft und seinem kleinen Aussetzter-!“, sie nickte auf die Zeitschrift. „… einen entscheidenden Dämpfer verpassen kannst.“

„Unter welchen Bedingungen?“ Astoria war nicht dumm, sie wusste mittlerweile, dass ehemalige Slytherins immer eine Gegenleistung verlangten, sie taten selten etwas ohne Eigennutz.
 

Justine beugte sich vertraulich vor. „Drei Dinge… in den nächsten Wochen wirst du dir zu Herzen nehmen, was ich von dir verlange, des weiteren wirst du aufhören im Selbstmitleid zu versinken und tun, was sich für eine Frau gehört… und drittens… wenn mein Plan aufgeht, dann werde ich zu deiner ersten Tee-Party eingeladen.“

Astoria musste lachen. „Inwiefern tun, was Sie verlangen?“

„Das Sie weglassen und deine Badesachen holen.“ Justine erhob sich und Astoria sah sie misstrauisch an. Schließlich seufzte die Ältere. „Hör mal, ich kenne Draco seit der Schulzeit und eins kann ich dir über ihn verraten, diesen Jungen hält man sich nur warm, wenn man ihn mit seinen eigenen Waffe schlägt. Unverfrorenheit, Dreistigkeit und indem man jegliche Register zieh. Und in deinem Falle wären es die Waffen einer Frau.“
 

„Einer Frau?“, wiederholte Astoria unsinniger Weise und schritt hinter Justine her, als sie ins Sommerhaus trat.

„Ja, Sexappeal, Verführung und Hemmungslosigkeit.“

Augenblicklich schoss eine unangenehme Röte in ihr Gesicht und sie begann leicht panisch zu werden. „Sexappeal, Verführung und Hemmungslosigkeit?“, plapperte sie wieder nach und sofort hatte sie sich selbst vor Augen wie sie peinliche bemüht versuchte ihre Hüften zu wiegen. Justine lachte glockenhell. „Hör auf so entsetzt zu klingen, es ist alles eine Sache der Übung. Du wirst sehen, diese kleinen Tricks werden aus London eine wahre Showbühne machen.“

Langsam dämmerte es Astoria. „Ich soll mich in ein Vamp verwandeln?“
 

„Nenn es lieber Diva Schätzchen, das hört sich nach mehr Klasse an, aber wenn du es so nennen willst, ja.“

„Ist das nicht billig?“, entfuhr es ihr und erntete wieder ein lautes Lachen. „Nein, es ist die Taktik, mit der bereits Narzissa Malfoy sich ihren Gatten geangelt hat und so ganz unter uns, mehr als 80% der Frauen, die dir in London begegnen werden, haben es ähnlich gehalten. Nur spricht niemand darüber.“ Sie zwinkerte und als sie den Flur erreichten, drehte sich Justine noch einmal um. „Und lass den Bikini hier.“

„Aber wir gehen doch zum Strand“, äußerte sich Astoria ratlos. „Soll ich besser einen Badeanzug anziehen?“

„Nein, Schätzchen“, erwiderte die Zabini gelassen. „Ab heute bräunst du dich oben ohne, damit du eine andere Kategorie Kleider anziehen kannst.“
 

Astorias Gesichtszüge erstarrten…
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Ondine
2010-04-03T21:11:32+00:00 03.04.2010 23:11
>Damit du eine andere Kategorie von Kleidern anziehen kannst.<

Hahah XD Ich habe keinen blassen Schimmer, was daran lustig sein soll, aber ich muss lachen. Irgendwie kann ich mir schon vorstellen was Justine mit Tori vorhat, weshalb ich schon fast Mitleid bekomme. Aber nur fast.
Klar das Blaise so entsetzt gewesen ist ^^

Draco ist ein Arsch... Wie kann man nur so kaltherzig sein. Einfach nur zum heulen.
Hoffentlich regelt sich das wieder und er verfällt Astoria II.

Lg pN
Von:  Ondine
2010-04-03T21:11:31+00:00 03.04.2010 23:11
>Damit du eine andere Kategorie von Kleidern anziehen kannst.<

Hahah XD Ich habe keinen blassen Schimmer, was daran lustig sein soll, aber ich muss lachen. Irgendwie kann ich mir schon vorstellen was Justine mit Tori vorhat, weshalb ich schon fast Mitleid bekomme. Aber nur fast.
Klar das Blaise so entsetzt gewesen ist ^^

Draco ist ein Arsch... Wie kann man nur so kaltherzig sein. Einfach nur zum heulen.
Hoffentlich regelt sich das wieder und er verfällt Astoria II.

Lg pN
Von: abgemeldet
2010-04-01T22:41:13+00:00 02.04.2010 00:41
Endlich ein neues Kapie :) *gg*

aber draco muss doch nicht so ein arsch sein, ich mein ich versteh ihn ja auch aber so überreagieren kann man doch gar nicht, das man die frau die man liebt solche dinge an tun kann besonders nach so einer schwierigen zeit ist sehr sehr sehr scheiße von ihm.

ich hoff nur tori "zahlt" ihm das irgendwie heim, den wenn sie wirklich zu einer richtigen DIVA wird dann wird eifersucht auf seiten dracos groß geschriebn *hihihihi*

ich freu mich schon auf Kapitel 8 bin echt gespannt.
lg Angel
Von:  DEngel
2010-03-31T20:52:33+00:00 31.03.2010 22:52
Ich hoffe nur das ER bald einsieht was für eine tolle Frau er da hat !!!

Und sie aufhört im selbsmitleid zuversincken...

Hoffe du schreibst bald weiter !!! ;-)

Lg Ciao
Von: abgemeldet
2010-03-30T18:48:59+00:00 30.03.2010 20:48
oh ist das gemein
oh is das gemein
OOOH is draco gemein
so ein arsch, ich kann ihn ja verstehn aber soooo löst man keine probleme
und dabei liebt er sie doch
oh is der gemein
aber süß von den anderen auf ihn aufzupassen

die idee mit justine find ich interessant, obwohl ich nich ganz versteh wie aus der naiven tori eine diva wird, vor allen weil sie sich doch dadurch nur noch mehr verstellt und das noch mehr in einem kaputt macht oder???
ach ich bin auf jedenfall gespannt, was das nächste kap mit sich bring
du kannst das ich hab vertrauen in dich, dass das weiterhin toll wird
glg

Von:  lufa
2010-03-30T13:53:50+00:00 30.03.2010 15:53
Mein Gott die Frau hat Klasse und er ist ein Sturer Esel!!

LG LUfa

Von:  blumenmaedchen
2010-03-30T12:36:03+00:00 30.03.2010 14:36
ein neues kapi!
Habe ich schon erwähnt, dass ich deine story liebe?
Sie ist einfach wundervoll. Soviel Drama, und so wunderbar geschrieben. :)
Der Anfang war einfach unglaublich traurig. Beide lieben sich, machen sich jedoch selbst das Leben zur Hölle.

Und Justine - es ist ein Ansatz.
Zwar passt das Diven-hafte nicht zu Astoria, aber es ist genau das Richtige, was sie zu diesem Zeitpunkt wohl braucht.
Ich bin extrem gespannt, wie es weiter geht.
Und ich hoffe wirklich, dass ich bald mehr lesen kann.
wunderbares Kapitel.

lg
blumenmaedchen
Von:  mimaja56
2010-03-30T09:47:06+00:00 30.03.2010 11:47

Vorgestern bin ich auf deine Story gestoßen - und ....wie soll ich sagen, es ist seit ewig langen Zeiten die erste Heterogeschichte bei der ich über das erste Kapitel hinaus weiter gelesen habe.

Ich hab gelacht und ich hab inzwischen auch geheult .......

Ich mag Pansy, Theo, Blaise ...... he, ich finde sogar Markus symphatisch!!!!

und nun hoffe ich wirklich, dass Justine's Gedanke Wirkung zeigt und Draco die Augen öffnet.......

bis bald - ich kanns kaum erwarten


mimaja
Von:  nami-girl85
2010-03-29T19:34:32+00:00 29.03.2010 21:34
jupidu!!
das neue kapitel ist da :)

das ist ja wirklich dramatic Ó___o
er behandelt sie wie ein stück scheiße und sie belächelt alles.
und alles nur weil jeder von beiden alles in den falschen hals kriegt!
ist das denn zu glauben??>__<
und eigentlich sind doch beide ineinander verschossen!!

also wie du das gerade biegen willst frag ich mich bloß..
naja okay, du hast Justine Zabini herbei eilen lassen
das muss ja was bringen.
und die jungs haben das zittern bekommen :D
okay eher nur Blaise.

es ist echt eine verzwickte zwickmühle zwischen den beiden..:(
ich freu mich schon auf das happy end *__*
darauf werden wir wahrscheinlich noch warten müssen, denn der weg bis dahin soll uns ja nicht verwehrt bleiben =]

ach liebe Dahlie...,
diese ff hat es mir echt angetan :O
nochmal ein dickes fettes megalob!!
aller liebsten grüße von mir,
deine nami :)
Von:  il_gelato
2010-03-29T19:28:01+00:00 29.03.2010 21:28
Ich mag die Frau!

Am Anfang hat es mir fast das Herz zerbrochen, so wie er mit ihr umging, aber er tat mir auch furchtbar leid. Eine vermaledeite Situation...

Ich bin gespannt auf den nächsten Teil!


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