Nicht alles gute kommt von oben
Hier ist endlich das neue Kapitel, welches ich Wolfi widme. Ohne sie hätte ich das Kapitel nie zu stande gebracht. Viel Spaß.
Kapitel 6: Nicht alles gute kommt von oben
Der Motor gab ein leises Schnurren vor sich, während der Wagen durch die Straßen gelenkt wurde. Mit einem leisen quietschen ging der Scheibenwischer von einer Seite zur anderen. Es hatte erneut angefangen zu Regnen. Die Tropfen fielen hinab und trafen auf die Frontscheibe. Viele Menschen flüchteten vor dem Wasser und stellten sich irgendwo unter um zu warten, dass der Regen aufhörte.
Kai saß auf dem Beifahrersitz des Polizeiwagens, während sein Blick durch die Scheibe hinausgerichtetet war. Fasziniert sah er zu, wie die Tropfen auf die Scheibe trafen und dort zersprangen. Das prasselnde Geräusch auf dem Wagendach übertönte sogar die Musik aus dem Boxen.
Der orangehaarige Fahrer trommelte leicht mit den Fingern zum Takt der Musik auf das schwarze Lenkrad. Schließlich fing er sogar noch an mitzusummen, während seine Augen starr auf die Straße gerichtet waren. Musik wirkte immer mitreißend auf ihn, auch wenn es wohl nicht gerade der beste Zeitpunkt war. Brooklyn war im Dienst und neben ihm saß der Zwillingsbruder eines Mordopfers. Eigentlich hieß es ja immer, er würde Taktgefühl besitzen, doch wenn es um Musik ging geriet er schnell in seine eigene kleine Welt. Außerdem war er ja eh nur der Bote. Er wollte Kai nur bei seinem Chef absetzen. Yuriy Ivanov leitete den Fall und würde sicherlich gerne mit dem Jungen reden. Vor allem wusste Yuriy bisher nichts von einem Zwillingsbruder und Brooklyn wollte sich nicht das Gesicht des Rothaarigen entgehen lassen, wenn vor diesem ein scheinbar Toter steht. Das wäre sicherlich zu originell. Leise kicherte Brooklyn bei dem Gedanken. Es war mehr als schwer, Yuriy zu überrumpeln, da dieser immer eiskalt tat, daher würde er sich diese eine Chance nicht nehmen lassen. Zum Glück besaß sein Handy eine Kamerafunktion.
Leicht runzelte Kai die Stirn, als der Polizist neben ihm plötzlich komische Geräusche von sich gab. Kurz wanderten seine roten Augen zu ihm und stellte fest, dass er scheinbar kicherte. Was war den mit dem los? Scheinbar hatte er nicht alle Tassen im Schrank. Super... Seid wann durften bei der Polizei denn Psychopathen arbeiten? Kopfschüttelnd sah er wieder nach Draußen, während er dem Regen zusah. Kurai hatte Regen immer geliebt und zumindest in dieser Sache waren sie Zwillinge gewesen. Regen hatten sich beide gemocht, oft standen sie sogar draußen, wenn es angefangen hatte zu regnen. Es war jedes Mal wunderschön gewesen. Kurais rote Augen hatten immer so gestrahlt. Aber das war früher, heute war er Tod. Kai schwor Rache und versuchte alles um den Mörder zu fassen, immerhin konnte sich auf die Polizei niemand verlassen.
Auf der rechten Seite sah Kai ein großes Gebäude aufragen. Es war eines der vielen Hotel der Stadt. Über dem Eingang prangte mit Neonschildern der Name des Hotels. Das Licht wurde in den Regentropfen reflektiert, dass es grell wirkte. Kurz schloss Kai die Augen. Langsam öffnete er sie wieder und erstarrte. Ein Schrei entwich seiner Kehle, als er sah wie etwas vom Dach stürzte. Bevor er Brooklyn warnen konnte knallte es schon und der ganze Wagen bebte, während etwas auf die Frontscheibe stürzte. Etwas großes schwarzes versperrte die Sicht, während die Scheibe langsam immer mehr Risse bekam. Sie zogen sich über das Glas, während einige Splitter in das innere des Autos rieselten.
Fest wurde auf die Bremse getreten, während der Wagen mit quietschenden Reifen auf der feuchten Fahrbahn schlitternd zum stehen kam.
Die beiden wurden fest in die Sitze gedrückt, während der Airbag hervor schoss. Fluchend drückte Kai gegen das weiße Kissen vor seinem Gesicht und schaffte es, das los zu werfen. Kurz huschte sein Blick zum Orangehaarigen, der ebenfalls unverletzt war. Auch in den Augen des Polizisten stand der Schreck. Schnell rann Brooklyn um seine Fassung, während seine Augen auf der Frontscheibe ruhten. Ein Mensch lag dort. Das Gesicht war durch die Frontscheibe auf sie gerichtet, während die Augen geschlossen waren. Ein Stück der Scheibe hatte sich ins Fleisch geschnitten, so dass man deutlich den Wangenknochen sah. Der Arm wirkte seltsam verdreht, während aus vielen kleineren Wunden Blut floss. Der Regen wusch die Blutspuren langsam weg. Das blonde Haar war nass vom Wasser und hing hinab. Auf dem Hals prangten zwei rote Bissspuren, welche auf der blassen Haut deutlich zusehen waren.
„Scheiße“, entwich Brooklyn als er den Toten sah. Diese Spuren am Hals, welche einem Biss ähnelten. Eine weiteres Mordopfer war ihnen direkt auf den Wagen gefallen. Hatte der Mörder ihnen hier mit was sagen wollen, oder war es nur Zufall?
Erstart nickte Kai bei dem Ausruf, während ihm die Worte fehlten. Es kam ihm vor, als würde die Kälte tief in seinen Knochen sitzen, während seine Augen auf der regungslosen Gestalt lagen. Dieser Mann, war Tod! Niemals zuvor hatte er einen Toten gesehen und er hätte nicht gedacht, dass es auf diesen Weg geschehen würde. Hektisch schnappte er nach Luft, während er versuchte sich zur Ruhe zu zwingen. Seine Hände waren feucht vor Schrecken.
Auf einmal Riss der Tote seine Augen auf. Kalte blaue Augen sahen sie an, während langsam Bewegung in die Gestalt kam. Der verdrehte Arm wurde gepackt und herumgerissen. Es knackte einmal Laut, als der Knochen wieder in die richtige Position sprang, doch zuckte der Blonde nicht einmal zusammen.
„Das... Das ist doch...“, fest presste Kai eine Hand auf seine Brust. Dieser Mann war aus einem hohen Stock auf ihr Auto gefallen. Er durfte sich nicht bewegen, er müsste Tod sein.
Auch Brooklyn war überrascht, vor allem als der Blonde sich selbst seinen Arm einrenkte. Leise fluchte er auf und zog sein Handy. „Bleiben sie liegen Sir, ich rufe einen Krankenwagen“, rief er ihm zu.
Auf einmal wanderten die leblosen blauen Augen zu dem Polizisten. Dann huschten sie weiter zu Kai. Tief sog der Blonde die Luft durch die Nase ein, als würde er Gerüche aufnehmen, dann verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen. Durch die Schnittwunde in der Wange sah man wie die freigelegten Muskeln und Knochen sich bei dieser Geste bewegten. Dann riss er seinen Mund auf und fauchte laut.
Die roten Augen weiteten sich, als er die beiden spitzzulaufenden Zähne sah. Es wirkte wie die eines Raubtieres, während die blauen Augen den Hunger wiederspiegelten.
Ein tiefes Knurren entwich der Kehle des Blonden, während seine Fingernägel über die Schreibe kratzen. Feine Spuren wurden in dem Glas hinterlassen, als der Mann die Finger zu Klauen verformte. Ruckartig splitterte die Oberfläche und die Finger drangen durch das Glas ins Innere des Wagens. Winzige Splitter schnitten sich ins Fleisch, so dass Blut hervorkam. Noch immer spiegelte sich kein Schmerz im Gesicht des Mannes.
Fest presste Kai sich in den Sitz als sich langsam die Finger durch die Scheibe gruben. „Brooklyn?“, entwich es ihm recht hilflos. Was sollte er nur tun? Dieser Mann sollte eigentlich Tod sein und nun versuchte er in den Wagen zu kommen, auch wenn unklar war, was er wollte.
Brooklyn riss sich vom Anblick des Blonden los, als er angesprochen wurde. Er war gerade etwas überfordert, da er nicht wusste was er tun sollte. Langsam wanderte seine Hand unter seine Jacke, als er den Griff der Waffe umfasste. Das Metall war kühl unter seinen Fingerspitzen. Er zog die Pistole aus dem Halfter, während er zu dem Blauäugigen sah. „Keine weitere Bewegung. Hören sie auf, oder ich bin gezwungen zu schießen“, versuchte er zu vermitteln.
Ein lautes Fauchen schlug ihm entgegen bei den Worten, doch verharrte kurz die Gestalt. Es schien als würde er nachdenken, aber dann riss er den Mund auf. Sein Kopf schoss vor und er riss mit seinen Fängen ein immer größer werdendes Loch ins Glas. Die Splitter zerschnitten den Mundraum und Blut tropfte aus dem Mundwinkel hervor, jedoch hielt es ihn nicht auf. Er zwängte seinen Kopf durch das Loch und schnappte nach den beiden Insassen.
Immer weiter presste Kai sich gegen die Tür, während er fieberhaft an den Verschluss des Gurtes fingerte, doch wollte dieser einfach nicht aufspringen. Verdammt... Er musste aus dem Wagen heraus, bevor dieser Irre noch ihnen was antun würde. So schnell wollte er Kurai nicht wiedersehen.
Der Blonde gelangte nun mit dem Oberkörper durchs Glas. Fluchend hob Brooklyn seine Pistole an und zielte auf den Mann. Wer nicht hören wollet, musste fühlen. So drückte er ab. Mit einem lauten Knall löste sich die Kugel und schoss hervor, sie überwand die kurze Distanz. Schon vergrub sie sich in die Schulter des Blauäugigen und schleuderte ihn zurück. Der Körper rutschte über die Motorhaube hinab, bevor er auf dem Boden landete und so die Sicht durch die Schnauze des Wagens verborgen wurde.
Erstarrt saß Kai da, bevor er fahrig durch seine Haare strich. Er spürte wie seine Hand zitterte. Seit einiger Zeit hatte er das Rauchen aufgegeben, doch nun würde er eine Menge geben für eine Zigarette. Leicht sackten seine Schultern ein.
Derweil schnallte Brooklyn sich ab. „Warten sie hier“, bat er, bevor er aus dem Wangen ausstieg. Hinter sich ließ er die Tür wieder zu knallen, bevor er mit gezückter Waffe langsam um den Wagen herum ging. Er hatte keinen Blick für die Passanten, die in sicherem Abstand zusahen, was dort vor sich ging. Einige schienen es sogar mit der Kamera aufzunehmen.
Brooklyn spürte, wie der Regen auf ihn niederprasselte und seine Haare langsam sich Vollsogen. Dann entdeckte er die regungslose Gestalt des Blonden auf dem Boden liegen. Das Blut trat aus der Schusswunde hervor und färbte das weiße Oberteil rot. Langsam lockerten sich Brooklyns Schultern, scheinbar war es nun endgültig vorbei. Gerade wollte er die Waffe wegstecken, als eine Hand sich um sein Knöcheln schlang und fest dran zerrte. Fluchend versuchte er sein Gleichgewicht zu waren, während er nur zusehen konnte, wie der Blauäugige schon wieder auf die Beine kam. Erneut riss er den Mund auf und präsentierte mit einem Fauchen seine Fänge. Was war das nur für ein Kerl? Stand der auf Drogen, dass sein Schmerzzentrum fast ausgeschaltet war? Trotzdem... Den Sturz hätte er nicht überleben dürfen! Das war unmenschlich...
Die Fänge schnappte nach Brooklyn, welcher kurz die Lage abschätze. Dann drückte er mehrmals den Abzug seiner Waffe durch. Mehrmals knallte es, als die Kugeln hervor schoss und sich im Brustkorb des Mannes versenkte. Ein Heulen entwich dem Blonden, als dessen Körper sich aufbäumte. Erneut schoss Brooklyn und die Kugel durchstieß die linke Brusthälfte und damit auch das Herz. Noch einmal zuckte der Blonde, bevor der Körper zusammen sackte. Die offene blauen Augen waren gegen Himmel gerichtet, während ein Regentropfen über seine Wange lief. Es wirkte fast, als würde er weinen. Die eine Hand war zu Faust geballt, als würde er etwas fest halten.
Kopfschüttelnd streckte Brooklyn seine Waffe ein, bevor er sein Handy zückte. Schnell rief er seine Kollegen an und verständigte ebenfalls seinen Chef. Yuriy wollte sofort kommen.
„Hier“, mit diesen Worten reichte Brooklyn dem Rotäugigen, welcher auf der Stufe des Hotels saß, einen Becher Kaffe. Dankbar nahm dieser ihn an. Er spürte sofort die Wärme unter seinen Fingern, welche langsam die Kälte in seinem Inneren verdrängte. Langsam wanderte sein Blick umher, so dass er sah, wie die Polizei den Tatort mit gelben Band absperrte. Ein Plastiktuch war über die Leiche gelegt worden, damit die zahlreichen Schaulustigen nicht noch mehr zu sehen bekamen. Langsam nahm Kai einen Schluck aus dem Becher. Zufrieden seufzte er auf, während noch immer der Schreck in seinem Knochen war.
„Ich muss kurz weg. Ich sehe gerade, dass mein Chef kommt. Bleib noch etwas hier“, bat Brooklyn, während er unbeirrt lächelte. Dann wand er sich ab und trat dem Rothaarigen entgegen. Ein enger schwarzer Mantel lag über den muskulösen Körper, während dieser zielsicher auf die Leiche zuschritt. „Hey Yuriy“, grüßte er ihn.
Knapp nickte der Polizist und hockte sich neben die Plastikplane. Kurz hob er sie an und musterte den Toten. „Kein Pflock...“, stellte er fest.
„Ja, scheinbar war der Täter nicht ganz fertig. Vielleicht hat er noch gelebt und wollte fliehen, bevor er ihn aufspießen konnte. Aber wird der ganze Fall eh immer seltsamer. Der Blonde ist vom Dach gefallen und es schien als würde es ihn nichts ausmachen. Schließlich hat er versucht und anzugreifen. Erst mehrer Kugeln konnten ihn aufhalten. Es scheint mir fast, als würde das Getuschel der Kollegen stimmen, von wegen Vampire. Der Typ hatte sogar Zähne, welche aussahen wie Vampirfänge.“
Leicht runzelte Yuriy die Stirn, als er das hörte. Brooklyn hatte recht, der Fall wurde immer suspekter. Doch dann fiel ihm noch was anderes auf. Die Leiche des Blonden hatte die Hand zu Faust geballt und etwas silberne Blitze dazwischen auf. Er griff nach der Faust und öffnete sie. Kurz stockte er, als er das Kreuz in der Hand sah. Ein silbernes Kreuz, in dessen Mitte ein blauer Stein eingelassen war. Es wirkte schon recht alt und wertvoll. Langsam nahm er es an sich, bevor er die Hand darum schloss.
„Was ist das?“, fragte Brooklyn, als der Rothaarige etwas an sich nahm.
„Ein Anhänger in Form eines Kreuzes. Ich werde dieser Spur nachgehen“, meinte Yuriy knapp, während er sich erhob. Hinter seiner Stirn raste es. Dieses Kreuz war ein Unikat und wurde vor vielen Jahren mit der hand angefertigt. Es war ein Ambrosius Kreuz, welches für Stärke und Weisheit stand. Wie kam der Blonde nur daran? Immerhin sollte es im Besitz seiner eigenen Familie sein. Dieses Kreuz gehörte einem Ivanov... War es etwa eine Spur zum Täter? Langsam steckte er den großen Kettenanhänger in seine Jackentasche. „Du hast gesagt, du warst nicht alleine im Wagen, wer war bei dir?“, wechselte er schnell das Thema. Er könnte mit seinem Kollegen nicht darüber sprechen, nicht solange er selbst keine Einzelheiten wusste.
„Komm mit, ich zeig ihn dir“, bot Brooklyn an. Breit grinste er auf, bevor er Yuriy Richtung Hotel führte.
Schulterzuckend folgte er diesem, doch dann sah er die Person, die auf den Stufen sah. Erstarrt blieb Yuriy stehen, während er die Augen aufriss. Seine Hand glitt langsam zur Waffe, als er den Toten dort sitzen sah. Das war unmöglich... Nein.. Er hatte ihn doch selbst Tod aufgefunden. Die roten Augen, welche ihn klagend angesehen hatten, weil er ihn nicht retten konnte. Bildete er sich das nur ein? War es eine Art Selbstvorwurf, weil er erneut versagt hatte? Yuriy spürte wie seine Beine zitterten, während er Mühe hatte aufrecht zu stehen.
Kurz schoss Brooklyn ein Foto von dem Gesichtsausdruck mit seinem Handy, bevor er ein einsehen hatte und ihn aufklärte: „Yuriy? Das ist Kai Hiwatari, der Zwillingsbruder von dem Mordopfer Kurai Hiwatari.“
„WAS?!“ Wütend blitzen die blauen Augen auf, als sie sich auf Brooklyn richtet. Von wegen, dieser Kerl besaß Feingefühl. Das hatte er doch mit Absicht gemacht. Leise knurrte Yuriy auf, während er seine Hände zur Faust ballte. Schließlich holte er aus und schlug zu.
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