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Karamellküsse

von

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08

Verdammte Scheiße. Konnte er nicht einfach die Klappe halten? Zuerst tauchte er hier einfach auf und nun sagte er mir auch noch so ´n Scheiß? Konnte er sich nicht denken, dass er schon genug Mist gemacht hatte? Bereits damals? Und nun machte er einfach weiter. Ich zitterte wieder, vor Wut.

Ich rutschte vor, versuchte zu ihm zu gelangen, als ich gegen seine Füße stieß, haute ich auf ihn ein. Versuchte ihn zu treffen, knallte mit meiner Faust gegen die Wand. Er wehrte sich, schlug zurück, ins Dunkel. Das versteht man wirklich unter Schattenboxen. Ich schlug einfach wild um mich, schubste ihn. Er machte es genauso. Wir atmeten schwer und prügelten uns wie in der Grundschule. Wenn man nichts mehr sieht wird jeder wieder wie früher. Zu dem schmächtigen Jungen, mit großer Brille, der gerne mal Kleider der Schwester trug und nicht mal genau deshalb ständig verprügelt wird.

Irgendwann verpasste er mir so einen heftigen Schlag in die Fresse, dass ich rückwärts kippte und mit dem Kopf auf den Boden aufschlug. Ich riss ihn mit, da ich ihn gerade am Kragen gepackt hatte. Schwer fiel er auf mich. Ich spürte seinen Atem in meinem Gesicht, warm und schwer. Schwer lag er auf mir. Mein Kopf tat weh und ich schmeckte mein Blut im Mund.

Ich schupste ihn von mir runter, rutschte zur Seite, weg von mir.

Unser Atem war noch immer laut und keuchend.

Dann fing er an zu lachen. Einfach lachen.

Er hörte sich wieder genauso wie früher an. Der immer gut drauf gewesen war und immer so selbstsicher war, nicht wie der unsichere Sam, den ich in letzter Zeit gesehen hatte.

Er lachte ewig weiter, als er sich wieder beruhigt hatte, klang seine Stimme fest und sicher.

„Alter, was hab ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr geprügelt! Und noch nie mit dir, Saukerl.“
 

Es war schon wieder eine Ewigkeit vergangen, als mein Magen in die Stille hinein knurrte. Ich lag noch immer dort, wo ich nach der Prügelei hin gerutscht war.

„Hunger.“

„Nee, hört sich bloß so an.“

„Karamell? Ich hab noch nicht alles gegessen.“

„Ja.“

Ich hob meinen Arm in die richtige Richtung, stieß gegen die Dose und ich hörte etwas fallen.

„Man, Paul. Komm her. Sonst ist gleich nichts mehr drin. Und des wär’ scheiße, schmeckt nämlich gut.“

Ich verdrehte die Augen und bereute, dass er es nicht sehen konnte im Dunkeln. Ich setzte mich langsam auf und merkte ein paar blaue Flecken, überall verteilt.

Ich rutschte in die vermutete Richtung, bis ich mit meiner Hand gegen ihn stieß. Sein Knie.

Ich setzte mich neben ihn an die Wand, die Dose stand zwischen uns, wie ich nach ein wenig umher tasten merkte. Ich nahm mir einen klebrigen Karamellbatzen. Der Geschmack erinnerte mich an damals. An Sommer mit Sam, mit Karamell und Freude.

Ich lutschte genüsslich darauf rum. Wenn Sam irgendwelche positive Eigenschaften hatte, dann war es dass er Karamell machen konnte. Wir saßen nebeneinander und aßen Karamell. Man gewöhnt sich nicht nur an die Angst, auch an den Hass.

Ich wollte mir gerade noch ein Stück nehmen, als unsere Hände zusammen stießen. Ich zuckte zurück.

„Entschuldige. Oh, das ist das letzte.“

Ich hörte ein Knacken, dann spürte ich seine warme Hand an meinem Gesicht, Finger an meinem Mund, dann süßes Karamell an meinen Lippen. Ich öffnete den Mund und schnappte mir das letzte halbe Stück Karamell.

„Danke, Mistkerl.“

„Bitte, Idiot.“
 

Ich wachte auf und mir war unheimlich warm. Außerdem war ich irgendwie nicht allein, zumindest war ich nicht nur der einzige der mit meinem Körper zu tun hatte. Sam umarmte mich leise schnarchend, an mich geschmiegt. Ich versuchte mich los zu machen, doch Sam war zu stark. Ich blieb liegen, drehte mich lediglich in eine bequemere Position. Mir war noch immer schrecklich warm, ich versuchte mein Shirt auszuziehen, scheiterte, da ich meine Arme nicht vernünftig bewegen konnte.

Ich lag nah an Sam, dessen Atem ich an meinem Hals spürte. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es nicht ganz unangenehm war, jemanden neben sich liegen zu haben, wenn man auf wachte. Ich war mir nur nicht so sicher, ob Sam der Richtige dafür war. Ich fürchtete, dafür war er eindeutig zu männlich, beziehungsweise, er war ganz einfach kein Mädchen.

Allerdings war er Sam.

Sam.

Ich mochte seinen Namen.

Er strahlte irgendwie Vertrautheit und Sicherheit aus. Auch wenn er unsere Freundschaft vermasselt hatte, dadurch, dass ich nun mal nicht so fühlte wie er, war dort noch immer das Gefühl von damals da. Ich drehte mich zu ihm und spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht, auf meinem Mund.

Ich hob meine Hand und suchte nach seinem Gesicht. Vorsichtig stießen meine Fingerspitzen gegen seine Wange. Sie glitten über sein Gesicht, hielten bei seinen Lippen inne. Sie waren weich und leicht geöffnet. Meine Finger verharrten weiter hin auf ihnen, während ich an damals dachte.

Zu spät fiel mir das Fehlen seines Schnarchens auf, er lockerte seinen Griff und gab einen undefinierbaren Laut von sich, dann sprach er verschlafen.

„Hey.“

Meine Fingerspitzen kribbelten entzückt, als sich seine Lippen unter ihnen bewegten. Sie schraken Zehntelsekunden zurück.

„Du hattest da was.“

„Du musst bessere Augen haben, als ich dachte.“

Verdammt, es war stockdunkel, ich hätte nichts sehen können.
 

Ich versuchte weg zu rücken, doch Sam hielt mich wieder fest.

Ich spürte heißen Atem. Zu nah an mir dran.

Schlanke Hände umfassten federleicht mein Gesicht.

Ich war wie erstarrt, ich fühlte mich wie unter Wasser, ich schrie, doch keiner hörte mich.

Federleichte Küsse auf meinen Lippen.

Er schmeckte nach Karamell.

Süß und unwiderstehlich.

Ich konnte mich nicht kontrollieren, zu lange war es her, dass mich jemand liebevoll, nicht nur lustvoll berührt hatte. Meine Lippen tanzten mit seinen. Unser Atem vermischte sich zu einem süßen Duft von Karamell.

Seine Hände waren überall und hinterließen eine Kribbeln auf meinem Körper, wo sie entlang gestrichen waren. Sie schoben sich eilig unter mein Tshirt und hinter ließen brennende Spuren.

Zart liebkoste seine Zunge meine Lippen und stupste sachte an meine.

Meine Hand wanderte zu seinem Kopf und fasste in sein weiches Haar.

Mein Atem ging schwer und wand sich stöhnend zwischen uns.
 

Nichts kam mir gerade falsch vor.

Nichts.

Außer, dass es ausgerechnet Sam sein musste.
 

In dem Moment ging das Licht wieder an, der Aufzug setzte sich in Bewegung und wir ließen von einander ab. Ich schob ihn weg, schaute ihn schreckensstarr an. Er schaute mich verwundert an, sein Blick hatte etwas von einem gejagten Tier. Ich stand auf und starrte die Tür an. Ich sah blass mein Spiegelbild. Meine Haare waren zerzaust, meine Wangen waren von einem roten Schimmer belegt. Sam stand hinter mir auf und lehnte sich an die hintere Wand, weit weg von mir. Er ließ den Kopf hängen, ich konnte sein Gesicht nicht sehen.

Der Aufzug blieb stehen und die Türen öffneten sich.

Sam stand vor mir, mit braunem Zottelkopf und einem frohe Lächeln.

„Hallo Paul! Wir hatten ’n Stromausfall und ich bin hier so rum gegeistert, weißte, hatte was vonner Nachtwanderung, und da ging’s Licht wieder an; da dachte ich mir, ich schau mal, ob hier wer drin ist.“

Ich schaute ihn mit großen Augen an, fand meine Sprache noch nicht wieder.

Ich riss mich zusammen und versuchte ein Lächeln auf zu setzten.

„Hey. Ähm, was hälst du davon wenn wir was trinken gehen?“

Ich musste den Kopf klar bekommen. Oder zumindest ablenken, da war mir jedes Mittel recht.

Wir gingen davon, die Treppen hinab und ich versuchte alles auszublenden, was gerade nicht mit diesem Moment zusammen hing.

„Sag mal, seit wann fährst du eigentlich Aufzug?“

„Unwichtig.“

Er zuckte die Schultern und fing dann an, irgendetwas zu erzählen. Ich hörte zwar nicht zu, doch es war ungeheuerlich entspannend mit ihm zusammen zu sein. Er schaute einen nie misstrauisch an oder zweifelte an irgendwelchen Taten die man vollbrachte.
 

Wir hatten eindeutig zu viel getrunken. Sam und ich lagen im kalten Gras und schauten den Sternenhimmel an der sich unaufjörlich drehte, während wir ein Bier nach dem anderen geleert hatten. Ich war durchaus abgelenkt von den Ereignissen der letzten Stunden. Sam war eine sehr gute Ablenkung von Sam.

Er betrachtete seine Flasche eingehend, setzte sie an und bemerkte, dass sie schon längst leer war. Er warf sie und sie kullerte weg.

„Sach ma Paul. Wer warn der nedde Kerl voahin?“

„’N Mistkerl wars, vergissn einfach.“

„Okay, wenn dus sachst, mach ichs, mein Freun’.“

Ein Rülpser der gar nicht zu dem schmalen Kerl passte, unterbrach ihn beim Sprechen.

„Du bis wirklich n juuter Freund, Paul.“

Er drehte sich zu mir und legte sich auf meine Brust. Sekunden später beugte er sich über mich hinweg und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Ich hielt ihm dabei fahrig die Haare aus dem Gesicht. Nach dem letzten Würgen ließ er sich mit einem Stöhnen wieder auf meine Brust sinken. Seine verschwitzten Haare kitzelten meinen Hals. Einer meiner Hände hatte sich auf seinen Rücken gelegt.

„’N wirklich juter Freund, Paul.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Inan
2009-10-29T19:13:39+00:00 29.10.2009 20:13
Tja, wenn dich alles ankotzt, kotz zurück! :D
Ich frag mich, wie die Beiden jetzt miteinander umgehen...
also, wenn sie überhaupt wieder in KOntakt kommen...
was sie ja müssen xD
Das is schonen-ai, sie MÜSSEN! xD
wieder n tolles Kapi^^
Von:  Avrora
2009-04-02T15:50:54+00:00 02.04.2009 17:50
hmmm, also ob paul sich da am ende nicht leicht angekotzt fuehlt????
Von:  nama-kuriimu
2009-04-01T15:31:06+00:00 01.04.2009 17:31
ts ts ts
was geht denn da ab?
^^
aber erstmal:
wow
geht ja ganz schön flott hier ^^ (also ich mein dass du neue kapitel hochlädst ^^)
und dann:
sie haben sich gekühüst *sing* ^^
haha
hehe
die zwei süßen ^^
aber wenn ich ehrlich bin beäuge ich den anderen sam immernoch recht misstrauisch
ich weiß nicht was du noch mit dem vorhast
naja
ich werde ihn im auge behalten ;)
liebe grüße!!!!!


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