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Two Worlds

Auf der anderen Seite der Nacht
von

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Kapitel 1: Hilfe dringend erwünscht

Warum musste der Wecker nur so gnadenlos sein? Nicht die Tatsache, dass er überhaupt geweckt wurde, war für Julian das gemeine an diesem Wecker – Er hatte ihn vor einigem Monaten von seiner Mutter bekommen – nein vielmehr dieser nervige Klingelton. Durchdringend und markerschütternd. Mit diesem Wecker konnte man buchstäblich Tote wieder zum Leben erwecken. Julian drehte sich Müde zum Wecker um, und schaltete ihn missmutig mit einem gut gezielten Schlag auf den Schalter ab. Er beschloss, endlich einen zu kaufen, den man an die Wand werfen konnte, ohne dass er kaputt ging. Sein bester Freund hatte so einen. Relativ nützlich, und obendrein gut, um Aggressionen abzubauen.

„Was soll’s? Es sind ja nur noch drei Tage.“ Er seufzte, stand auf und zog sich an.

Es war Ende September, genauer gesagt, der 27. September. Das bedeutete, dass es nur noch wenige Tage waren, bis die Herbstferien anfingen. Zum Ende der Schulzeit – Mutter Natur konnte so grausam sein – zeigte sich der Herbst von seiner schönsten Seite und schenkte den Schülern warme Sonnenstrahlen.

Er ging in die Küche, und setzte sich an den Tisch. Zitternd. Seine Mutter war draußen im Garten und goss die Blumen. Und wie so oft hatte sie die Tür offen gelassen. Doch es dauerte nicht lang und seine Mutter kam wieder in die Küche.

„Na, hast du gut geschlafen?“ fragte ihn seine Mutter, als sie die Tür schloss. Er nickte nur, während er sich ein Brot schmierte. „Hier ist es eindeutig zu kalt“, hauchte er, noch immer wie Espenlaub zitternd. „Ja ich weiß. Es tut mir leid.“, sagte seine Mutter und drehte die Heizung etwas höher. „D...D..Danke“, stotterte er. Seine Mutter wandte sich ihm zu.

„Hör zu Julian“, begann sie, „ich muss heute leider etwas früher zur Arbeit fahren. Wir haben einen neuen Fall, den wir bearbeiten müssen, und deshalb...“

„Schon gut“ antwortete Julian. Er grinste. „Worum geht’s denn?“, fragte er neugierig. Seine Mutter seufzte. Normalerweise durfte sie es ihm nicht sagen. Als Juristin wusste sie es. Susanne Baumann hatte 4 Jahre vor Julians Geburt ihr Jurastudium mit dem zweiten Staatsexamen beendet und war Staatsanwältin geworden. Seitdem hatte sie so manchen Fall auf ihrem Tisch gehabt. Aber dieser ließ sie beim bloßen Gedanken daran erschaudern. „Lies selbst“, antwortete sie. Bei ihrem Sohn machte sie prinzipiell eine Ausnahme, schon alleine, weil sie von Julian wusste, dass er selber einmal Jura studieren wollte. Er hatte es ihr vor einigen Monaten einmal erzählt, als sie über sein Zeugnis und seine bald endende Schullaufbahn gesprochen hatten. Julian war 16, ging in die 10. Klasse eines Gymnasiums und wollte auch noch sein Abitur machen, um danach Jura studieren zu können. Deshalb interessierte er sich grundsätzlich für alle spannenden Fälle, und half seiner Mutter insgeheim im Hintergrund bei ihrer Arbeit. Ohne dass es jemand merkte.

„Ich glaube, dieser Fall ist der erste, bei dem ich ohne deine Hilfe komplett aufgeschmissen bin“, sagte sie, als sie Julian die Tageszeitung reicht.

Ein Blick auf Seite 1 genügte, und Julian wusste, was seine Mutter damit sagen wollte.
 

"Am gestrigen Abend ging ein Anruf bei der Polizeiwache Mitte ein. Eine ältere Dame hatte beobachtet, wie das Opfer in ihrem Haus zusammenbrach. Die Polizei sowie ein Rettungsteam rückten aus und trafen wenige Minuten später ein. Der kurze Zeit später eingetroffene Notarzt konnte jedoch nur noch den Tod feststellen. Ersten Erkenntnissen zu Folge war das Opfer mit einem Dolch, welchen neben der Leiche fand, erstochen worden. Der Dolch wies nach Angaben eines Pressesprechers ein Pentagramm auf.

Die Polizei fand jedoch weder Einbruchsspuren noch sonstige Hinweise.

Der Leiter der Mordkommission, Kriminaloberkommissar Christian Baumann, wollte sich zu diesem Zeitpunkt nicht näher äußern, versicherte jedoch, dass er ein Team zusammenstelle, welches der Lösung auf die Spur kommen werde. Baumann wörtlich: 'Wir wissen es ist kein Selbstmord gewesen, aber um den Mord zu beweisen, brauchen wir Hilfe. Und dieses Team wird sie uns geben. Da bin ich mir 100% sicher.' “
 

„Ach ja?“ Er lachte. Auch seine Mutter konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Er kennt euch wohl besser als ich dachte.“, sagte sie, immer noch lächelnd. Julian sah sie nur fragend an, doch sie zuckte mit den Schultern. „Wieso sollt ihr eigentlich einschreiten? Wenn es ein normaler Mord war dürfte es keine Problem sein.“

Julian überlegte kurz. „Wie ist der Täter reingekommen? Und vor allen Dingen: Es ist von einem Dolch die Rede, und das Pentagramm deutet drauf hin, dass es sich um einen besonderen Dolch handelt. Musst du nicht verstehen, gehört zu den Dingen mit denen ich mich befasse.“

Susanne zuckte nur kurz mit den Schultern (Sie hatte kein Wort verstanden), und sagte dann:

„ Na ja, Ich muss dann mal. Ich wünsche dir 'nen schönen Schultag. Und pass auf dich auf.“

Julian lächelte. Er war fast erwachsen, und noch immer gab sie ihm diesen Rat. „Was soll mir schon passieren?“, fragte er.

Susanne wollte gerade die Tür öffnen, da klingelte es. Sie wich erschrocken ein Stück zurück, und wäre fast über den Schirmständer gefallen, hätte sie nicht im letzten Moment ihr Gleichgewicht wieder gefunden. „Wer ist denn das?“ fragte sie, lauter als sie eigentlich wollte. „Also Jennifer kann es noch nicht sein, die schläft noch“, antwortete Julian und sah auf die Uhr. „Vielleicht der Briefträger....oder der Gärtner oder...“ 'Die Zeugen Jehovas' verkniff er sich. Er schmunzelte.

Susanne hatte sich wieder gefangen und öffnet die Tür. Vor ihr stand jemand, den sie sehr gut kannte. Doch anstatt den Besuch herein zu bitten, fuhr sie ihn harsch an. „Was willst DU hier?“ „Nur keine Sorge...ich wollte mit Julian sprechen.“

Julian, der seinen Namen vernommen hatte, kam aus der Küche und.. staunte. „Papa? Du hier um diese Zeit?“ „Ja“, sagte Chris.
 


 

Eigentlich hatte Susanne ja etwas dagegen gehabt, aber letztlich hatte Julian sie dazu überreden können, zur Arbeit zu fahren, während er alleine mit Chris im Haus war. Warum sie sich so dagegen wehrte, dass Chris mit Julian allein war, war für Julian völlig unverständlich.

Während Susanne als Staatsanwältin das Gesetzt vor Gericht vertrat, war Chris als Polizist damit beschäftigt, die Täter zu überführen und damit die Anklage vorzubereiten. Eigentlich das perfekte Team. Doch die Beiden lebten in Scheidung. Nachdem Chris Susanne auf einer Polizeifeier mit einer Kollegin betrog (zu seiner Verteidigung muss man aber anführen, dass er Betrunken war), reichte Susanne die Scheidung ein. Das Julian sich mit seinem Vater trotzdem so gut verstand, war für Susanne nicht nachvollziehbar. Sie hasste Chris dafür.

Auch mit Jennifer, Julians bester Freundin, verstand sich Chris blendend. Leider sahen sich Chris und Julian sehr selten, was wohl in erster Linie mit Chris Beruf zu tun hat.

Chris war seit 15 Jahren bei der Polizei und bisher war ihm nichts untergekommen was es nicht gab. Doch dieses Mal, schien er wirklich Schwierigkeiten zu haben.

„Hör zu Julian“, sagte er. „Wir haben ziemlich Probleme. Wir wissen weder wer, noch wie, noch wo, noch warum. Und was das schlimmste ist. Die Oberstaatsanwältin droht mit Maßnahmen, wenn wir nicht binnen 48 Stunden handfeste Beweise für das haben, was dort passiert ist.“ Julian wusste, dass mit Maßnahmen nur Kündigungen gemeint sein konnten. Er sah Chris an:„Aber?“ Chris sah zu Boden. „Wie wollen wir etwas beweisen, von dem nicht einmal die Wissenschaftler überzeugt sind, dass es so etwas gibt.“

Julian nickte. „Ich hatte gehofft, du und Jennifer können uns helfen.“ Chris bestätigte Julians Vermutung. „Es hat also was damit zu tun?“, fragte Julian sicherheitshalber. Chris bestätigte mit einem zaghaften Nicken. 'Damit'. Damit war die Astralebene gemeint, eine Zwischenwelt, deren Existenz selbst von anerkannten Wissenschaftlern kontrovers diskutiert wurde. Für Julian war sie viel mehr als bloß eine bloße Zwischenwelt, wie die Wissenschaft immer behauptete. Denn auf der Astralebene – Julian war von ihrer Existenz nicht nur überzeugt, sondern konnte sie selbst betreten – gab es Dinge, die über den normalen menschlichen Verstand hinausgingen.

Julian wusste, dass auf dieser Ebene die Schutzengel über ihre Schützlinge wachten, und dass diese Ebene auch deshalb existierte, damit die Menschen mit ihren Schutzengeln in Kontakt treten konnten. Außerdem war sie so etwas wie die magische Leitzentrale, der Ort, an dem die Magie – die nach Julians Meinung ebenso real war wie die Astralebene – und deren Nutzung überwacht und dokumentiert wurde.

Doch anscheinend hatte die Astralebene nicht nur gute Seiten. Denn wenn ein Mord passieren konnte, dann gab es auch noch Schrecklicheres.

Chris seufzte. „Wir können sie nicht betreten, das können nur du und Jennifer.“ Julian wollte protestieren, doch Chris verbesserte sich: „Okay, unter anderem du und Jennifer. Jedenfalls seid ihr die einzigen, die uns zur Verfügung stehen. Ihr müsst uns helfen, den Mord aufzuklären, ansonsten wandert der Fall zu den Akten.“

Julian verstand seinen Vater. Ihm würde es genauso an die Nieren gehen, einen Fall nicht lösen zu können. Doch dass Chris deshalb zu solchen zweifelhaften Methoden griff überraschte ihn doch sehr. „Einverstanden. Ich...Wir helfen euch. Ich bin mir sicher, Jennifer ist auch dabei. Und dann kucken wir uns mal um. Vielleicht hilft uns Gaddi auch ein wenig bei der Suche.“ Chris war erleichtert. Doch er konnte es nicht zum Ausdruck bringen. Im Moment sah er eher niedergeschlagen aus. Julian nahm ihn in den Arm. Er konnte verstehen, wie sein Vater sich fühlte. „Das schaffen wir schon. Diese Akte wird nie im Keller verschwinden, das schwöre ich. Und deinen Job wirst du auch nicht verlieren.“ Chris könnte sich endlich wieder zu einem lächeln durchringen. Dann schloss er seinen Sohn in die Arme. „Hey, weißt du was? Ich fahre euch jetzt zur Schule. Dich und Jennifer.“

Julian strahlte, packte seine Sachen und war kurze Zeit später wieder bei seinem Vater. Dieser hatte sich bereits die Jacke angezogen und zugeknöpft. „Warte nur kurz hier“, sagte Julian. „Ich hol Jennifer eben schnell...das heißt wenn sie schon wach ist.“ Er grinste und war kurze Zeit später durch die Tür verschwunden. Chris lächelte. Anscheinend konnte diesen Fall schon als so gut wie gelöst betrachten. Denn bisher hatte jeder Mörder, der sich mit ihm und seiner Familie eingelassen hatte, seine gerechte Strafe bekommen.



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