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Meine Träume 2

von

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Herdenwanderung

Traum am 01.02.09
 

Als ich erwachte, lag ich auf dem Rücken und meine Hände übereinandergelegt fest auf meinen Bauch gepresst. Meine Angst und meine Trauer waren nicht nur im Traum präsent. Ebenso die körperliche wie geistige Erschöpfung.
 

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Suchen ohne Wissen was gesucht

1. Traum (Wiederholungs-)
 

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©Naoko Takeuchi: Bunny Tsukino, Haruka Tenno, Michiru Kaio
 

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Das große Gebäude vor mir beherbergte genau das, wonach ich suchte. Mein Gespür führte mich bis hoch in den dritten Stock. Hier irgendwo war es. Oder zumindest ein Hinweis auf das, was mir seit heute Morgen noch unklar war. Nämlich die Bezeichnung dessen was ich bisher völlig blind zu finden versuchte. Ich wusste nicht, wonach ich suchte. Nur das ich es hier finden würde. Aber würde ich es erkennen, wenn ich es vor mir hatte?

Der lange Gang vor mir war klinisch sauber und in einer hellen orange-gelben Farbe gehalten. Alle paar Meter lief ich an weißen Türen vorbei. Die meisten waren geschlossen, nur die letzte, kurz vor der Abzweigungen nach links, stand weit offen. Ich warf einen flüchtigen Blick hinein. Ein blondes Mädchen im Alter von sechszehn Jahren lag tief und fest schlafend in dem Krankenbett. Ich kannte sie und doch war nicht sie es die ich zu suchen schien, also lief ich weiter den Gangs links runter. Doch hier befand sich rein gar nichts, außer einer Fenstertür nach draußen. Keine Zimmer, keine Gegenstände im Gang. Ich lief zurück. Mein Gespür sagte mir, dass ich an mein Ziel vorbei gelaufen war. Auf dem halben Wege zurück auf den anderen Gang kamen mir zwei junge Frauen entgegen. Die eine Blond und kurzhaarig und die andere hatte mittellang gelocktes und türkisfarbenes Haar. Freundlich begrüßten wir uns. Wir kannten uns, genau wie wir das Mädchen in dem einen Zimmer kannten.

Wir betraten den Raum. Es handelte sich hier nicht um ein richtiges Krankenzimmer. Eher stellte es einen Erholungsraum dar, in dem Patienten in aller Ruhe ausschlafen konnten. Ich setzte mich an den Rand des Bettes und betrachtete das schlafende Gesicht. Auch wenn nicht sie es war nach der ich suchte, so war ich hier dennoch richtig. Leise unterhielten wir drei uns. Immer darauf bedacht, den Schlaf unserer Freundin nicht zu stören. Dann sah ich jemanden auf dem Flur an dem Raum vorbei gehen. Flüchtig trafen sich unsere Blicke. Ich strich dem Mädchen sanft über die zarte Wange und verließ dann den Raum. Der Junge wartete bereits auf mich. Auch er war auf der Suche nach Etwas. Nebeneinander schritten wir den leeren Gang entlang. Tauschten uns aus und überlegten gemeinsam wonach wir beide suchten. Es würde wohl nicht das gleiche sein, aber vielleicht befanden sich unsere Suchobjekte an einem gemeinsamen Ort.

Plötzlicher Lärm erklang hinter uns und ein schwarzes Etwas stürmte auf uns zu. Es war nicht das erste Mal, dass wir einem Schattenwesen wie wir es nannten begegneten. Doch es war das erste Mal, dass wir nur wenig Freiraum hatten. Uns beiden blieb nur die Flucht Richtung Fenstertür. Gerade als wir sie erreicht hatten, hatte das Schattenwesen uns erreicht und stieß uns beide durch das Glas. Das Fenster klirrte laut auf und die Scherben verteilten sich in alle Richtungen. Nur dank unseren Reflexen hatten der Junge und ich frühzeitig unser sekundäres Umfeld erfasst und das eiserne Treppengeländer zielsicher gegriffen.
 

Anders sein

2. Traum
 

Beide ließen wir das Geländer los, als das Wesen über uns erschienen war. Immer tiefer hangelten wir uns an den verschieden Eisenstangen Richtung Boden herab. Dicht gefolgt vom Schattenwesen. Es war bereits tiefe Nacht und die Umgebung des Hinterhofes nur schwach beleuchtet. Unten auf dem Boden befanden sich nur ein paar größere Holzkisten. Keine guten Verstecke also. Nun galt die Devise Angriff ist die beste Verteidigung. Das Schattenwesen hing kopfüber von den höher liegenden Stangen. Genau in Augenhöhe. Sein schwarzer Kopf war von großen roten Augen geschmückt und einem Kiefer mit spitzen schwarzen Zahnreihen, die bis an die Ohren reichten, wenn es denn welche besessen hatte. Gierig bleckten mir die scharfen Zähne entgegen. Das Schattenwesen war aber nicht das einzige auf dem Hinterhof, dass einen so breiten Kiefer besaß. Auch ich verfügte über einen solche Angst einflößende Kieferform. Und der andere Junge ebenfalls. Doch er beließ es vorerst, seinen Kiefer zu präsentieren, da er sich momentan außerhalb des Gefahrenbereichs auf hielte.

Ich dagegen präsentierte mein vollständiges Gebiss und knurrte das Schattenwesen an. Für einen Augenblick war es tatsächlich verwirrt. Doch dieser Zustand dauerte nur ein paar Sekunden. Und dann stieß es einen Mark erschütternden Schrei aus und ich blickte plötzlich in ein noch imposanteres Gebiss. Das Wesen hatte seine Gestalt verändert. Erschrocken war ich nach hinten gestürzt. Das Zittern wollte überhaupt kein Ende nehmen. Ich bemerkte nur wie neben bei, wie der andere mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden landete. Eine Frau erschien und lachte. In ihren Händen hielt sie seltsame Gegenstände, die ich nicht einordnen konnte. Die Frau machte irgendetwas an ihrem rechten Handrücken. Dann kam sie auf mich zu und hielt mir eines dieser seltsamen Dinge vor eines meiner Knie. Die Wirkung des Schreis vorhin wirkte noch immer auf mich ein und ich konnte nur wehrlos zusehen, wie sie mir nacheinander diese Dinger in beide Knie hinein schlug. Die Schmerzen waren so groß, dass ich schreien wollte. Aber aus irgend einem Grund gelang mir nicht mal ein Fiebslaut.

Das Lächeln der Frau verhieß nichts Gutes. Was nur hatte sie da gerade mit mir gemacht? Jegliches Gefühl ist mir aus den Beinen gewichen. Als sie ihre Hand bewegte, reagierten meine tauben Beine auf ihre Handbewegungen. Entsetzt sah ich auf meine sich nun maschinell bewegenden Beine. Ich wollte nicht ihr willenloser Untertan sein. Ich hatte doch nur etwas finden wollen. Manchmal war es eben doch besser nicht einfach einem ungewissen Gefühl nach zu gehen...
 

Herdenwanderung

3. Traum (Wiederholungs-)
 

Gerade hatte ich es in meinem neuesten Rollenplay-Game für den GameBoy-ZunderAdvanture an eine Stelle des Spieles geschafft, an die ich seit Tagen verbissen versucht hatte heran zu kommen. Nun konnte ich das neue Gebiet auskundschaften, schauen was mich hier vielleicht noch Unbekanntes erwartete. Gerade mal eine Minute war vergangen, als mein Vater mich zu sich nach unten rief. Genervt stöhnte ich auf und nahm das Spiel mit. So wichtig würde es ja nicht werden. Irrtum. Ein einfacher Brief und Vaters Kommentar dazu reichten aus, um mich entsetzt in meine Gedankenwelt zu befördern. Ich sollte tatsächlich auf eine Reise gehen. Mir war diese Reise nicht unbekannt, hatte ich es die letzten Jahre doch geschafft ihr zu entgehen. Aber dieses Mal gab es kein Entkommen. Vater hatte bereits alles in die Wege geleitet, damit ich nicht wieder einen Rückzieher machen konnte.

Ich wusste nicht wo die Reise hinführte oder wofür sie überhaupt gut war. Was ich wusste war, das diese Reise mehrere Tage bis Wochen dauern würde und das eine solche Reise für uns natürlich war. Bereits am nächsten Tag wurde ich von Vater aus der Wohnung geschleift. Egal wie ich es auch versuchte, Vater war nicht mehr um zustimmen, also folgte ich ihm die letzten Meter widerstandslos. Draußen stand einer meiner Freunde. Auch er nahm an dieser Reise teil. Ob er sie schon mal gemacht hatte wusste ich nicht, aber er wirkte wesentlich offener dafür. Es lag sogar ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Das ermunterte mich ein wenig. Einige Erwachsene waren auch da um mich abzuholen. Ich kannte sie nicht, fühlte mich aber wohler als sie mich in ihre Mitte nahmen. Zusammen gingen wir zum Stadtrand. Trötend wurden wir von den anderen Begrüßt. Grau-braune Haut, große schlagende Ohren, Elfenbein weiße Stoßhörner und gehobene Rüssel. Ja vor der Stadt stand eine Elefantenherde. Und wir Nachzügler stießen nun zu ihnen hinzu. Auch wir waren in Wahrheit Elefanten, doch hatten wir alle hier magische Kräfte die es uns erlaubten uns in Menschen zu verwandeln. Zum Schutz vor den Jägern die uns in unserer wahren Gestalt gnadenlos abschießen würden.

Als sich die Herde in Bewegung setzte sah ich zurück zur Stadt. Ich wollte wieder zurück, dahin wo ich alles kannte und in Sicherheit war. Doch der Herdentrieb tief in meinem Inneren überzeugte mich den anderen ins Ungewisse zu folgen. Die Älteren schwiegen und liefen zielstrebig ihren Weg, während die Jüngeren sich spielerisch amüsierten. Neben einem der älteren Elefanten her laufend, blickte ich in die große Weite vor mir. Der Bulle bemerkte meinen Unmut und sprach mich an. Seine Stimme hatte etwas sanftes an sich und ich beschloss dem alten Bullen mein Unbehagen mitzuteilen. Verständnisvoll nickte er. Ja es würde eine sehr lange und gefahrvolle Reise werden. Es würden wohl nicht alle das gemeinsame Ziel erreichen. Auf meine Frage für den Grund der Reise antwortete er mir nicht. Er sagte nur, dass ich den Grund schon bald selbst wissen aber wohl nicht verstehen würde.
 

Wir waren nun schon fast einen Monat unterwegs und hatten bereits die ersten Artgenossen eingebüßt. Doch noch war unsere Herde groß genug. Inzwischen habe ich mich mit dem Gedanken, dass die erlebten Todesfälle der Anderen bei weitem noch sehr harmlos waren angefreundet. Die, die die erlebten Angriffe überstanden hatten, trugen tiefe Wunden mit sich. Und dennoch bewahrten sie den Schein Gesund und bei vollen Kräften zu sein. Ein bisschen verstand ich ihre Dickköpfigkeit. Ich selbst habe in den letzten Tagen innerlich geschworen es bis an unser Ziel zu schaffen. Komme was da wolle. Zeitweise verwandelten wir uns in Menschen um unsere Energie zu sparen. Es ergab ein etwas bizarres Bild, wenn eine Herdenwanderung aus Elefanten und Menschen bestand und diese auch noch miteinander sprachen, als würden sie die Worte der anderen Tierart verstehen.
 

Ein unterirdischer Gang sollte die schwerste Station auf unserer Reise darstellen. Nicht nur das sie unter der Erde lag und vor Jahrhunderten von Menschen gebaut worden war. Der Boden war bis zu einem Meter mit Dreckwasser gefüllt und wie wir schnell bemerkten, war der Boden durch die Zeit sehr uneben geworden. Immer wieder stolperte ich über Steinplatten die unter dem Wasser aus dem Boden heraus ragten. Den anderen erging es da nicht besser. Doch dann fiel ein Warnruf von weiter Vorne. Als ich auf sah konnte ich durch die Elefanten vor mir kaum was sehen. Ich hörte es viel mehr, die panischen Schreie und das immer wieder wild hoch peitschende Wasser. Irgendetwas hatte sich dort in dem tiefen Wasser verborgen gehalten bis wir nah genug heran gekommen waren. Dann übertrug sich die Panik auf die Elefanten neben mir und ich erblickte zwischen ihnen mehrere Hölzer. Aber Moment mal, dass waren gar keine Hölzer. Warum fiel mir das jetzt erst ein? Schon die ganze Zeit über hatte ich diese dunklen Schatten an den Wänden im Wasser treiben gesehen. Krokodile! Ich wusste gar nicht, dass die sogar Elefanten rissen. Ich war noch recht klein und eine wesentlich leichtere Beute als die älteren Artgenossen. Sofort sah ich mich um auf der Suche nach diesen Schatten und zugleich suchte ich nach dem Schutz der Alten. Die ersten Elefanten stürzten haltlos in das dunkle Wasser. Nur die wenigsten schafften es wieder aufzustehen. Irgendwann wurde es wieder ruhiger. Ein Trompetenruf machte uns auf einen schmalen Durchgang aufmerksam. Zielstrebig steuerten wir darauf zu. Die Krokodile hatten von uns abgelassen, nachdem sie etliche von uns zu Fall gebracht und ertränkt hatten. Ich erblickte den alten Bullen an dessen Seite ich seit Beginn unserer Reise gelaufen war. Schnell gesellte ich mich zu ihm. Wir mussten warten, da nur je ein Elefant in den Durchgang passte. Während des Wartens besah ich mir die anderen vor mir. Einige hatten so starke Verletzung, dass sie nicht mehr lange Durchhalten würden. Zwei die an der Wand standen hatten sogar bis auf die Knochen abgerissen Hautlappen. Hinter mir hörte ich jemanden schwer fällig keuchen. Nachdem der alte Bulle den Durchgang hinter sich gebracht hatte, folgte ich ihm raschen Schrittes. Erst jetzt viel mir auf das auch er schwer verwundet war. Plötzlich klappte der Elefant der so stark keuchte hinter mir zusammen. Als ich ihn ansah kam es mir beinahe hoch. Er war so verstümmelt, dass er eigentlich schon längst hätte Tod sein müssen. Nun war sein ramponierter Körper sprichwörtlich in sich zusammen gefallen. So sehr sogar, dass er den anderen nicht mal im Weg lag.

Wir befanden uns noch immer unter der Erde und durchliefen nun einen langen Gang. Hier war alles ruhig und ein paar nahmen menschliche Gestalt an um besser in dem schmalen Gang laufen zu können. Die Wände waren dieses Mal nicht aus Steinblöcken sondern aus natürlichem, kantigen Gestein. Alle zwei Meter waren die Wände zu beiden Seiten ausgehöhlt und mit einer Glasscheibe versehen. Hinter der Glasscheibe befanden sich weiße Vögel die reglos da lagen. Bis zu fünf Tiere befanden sich in den kleinen Aushöhlungen. Es war niemand da, der sich um sie kümmerte. Viele Höhlen waren verdreckt und von Maden besiedelt. Der alte Bulle vor mir machte sein Missfallen an diesem Anblick laut kund. Kurz machte ich vor einem der Scheiben halt und betrachtete die auf dem noch lebenden, aber völlig verwahrlosten kleinen Vogel krabbelnden Maden.
 

Inzwischen war unsere Zahl auf ein paar zwanzig geschrumpft. Der alte Bulle war nicht dabei und auch mein Stadtfreund war nirgends zu sehen. Doch waren längst nicht alle aus der Gruppe von Anfang an dabei. Ehrlich gesagt war ich der einzige der noch aus meiner Gruppe übrig war. Die anderen waren in den vielen Gängen dazu gestoßen. Wir hatten überhaupt kein Zeitgefühl, solange befanden wir uns nun unterhalb der Erde. Mit mir hatten noch drei weitere ihre wahre Gestalt beibehalten. Die anderen liefen als Menschen an unserer Seite.

Nach so langer Zeit umgab uns ein helles Licht. Doch es war nicht das Licht der Sonne. Flache Lampen die an der Decke hingen erhellten den nun größeren Menschenbau. Alles sah neu aus und es befanden sich sogar Menschen hier unten. Frauen und Kinder und ein paar Männer die ihren Augen nicht trauten. Uns war egal was sie gerade dachten. Alles woran wir dachten war das gemeinsame Ziel. Also liefen wir weiter voran.

Dann erschienen mehrere uniformierte Männer mit entsicherten Schusswaffen. Uns blieb gar keine Zeit die neue Situation richtig zu realisieren, da fielen bereits die ersten Schüsse. Es wurde gar nicht darauf geachtet, dass sich hier außer uns Elefanten auch andere befanden. Irgendetwas tief in meinem Inneren schrie danach gerade aus zu rennen. Hinter den Männer lag das so lang gesuchte Ziel. Die Schüsse waren mir egal. Ich hatte schon schlimmeres erlebt, als das ein bisschen rumgeknalle mich noch erschrecken könnte. Zielstrebig rannte ich gerade aus, vorbei an den ganzen Soldaten. Doch ein Hilferuf lies mich anhalten. Und als ich mich um wandte sah ich, dass eine der jungen Elefantenkühe in Gefahr war. Ich hatte sie sofort gemocht, als sie zu unser kleinen Gruppe dazu gestoßen war. Sie jetzt ihrem Schicksal überlassen wollte ich ganz und gar nicht. Also trompetete ich wütend los und rannte auf eine Gruppe der bewaffneten Männer zu. So wie sie uns keine Zeit gelassen hatten die Situation richtig zu realisieren, so lies ich sie nicht realisieren und schlug sie mit dem Rüssel nieder. Sofort rannte ich direkt auf die nächste Gruppe zu und rammte sie. Das Mädchen lief dicht hinter mir. Dann rannten wir wieder gerade aus. Der größere Teil der Gruppe war an den Soldaten vorbei gekommen, aber auch nur weil sie die menschliche Gestalt beibehalten hatten. Die uniformierten Männer folgten uns nicht.

Wieder standen wir im Dunkeln, doch helles und warmes Licht erhellte diesen Bereich ein wenig. Vor uns befand sich eine in die Wand gehauene Treppe. Echtes Tageslicht schien auf sie herab und viele waren bereits oben. Ich stieg die Treppe hinauf. Sie war aus Erde und wie für einen Elefanten gemacht. Doch am Ende der Treppe standen mehrere Hyänen die geifernd auf mich zu warten schienen. Zwei von ihnen griffen mich an, aber sie hatten nicht mit meiner Kraft und meinem inzwischen stark ausgeprägten Reaktionsvermögen gerechnet. Schnell hatte ich sie mit meinem Rüssel gepackt und nach unten geschleudert. Die beiden brauchten eine Weile um ihre Orientierung zurück zu bekommen. Es brauchte etwas lange bis mir einfiel, dass noch das Mädchen da unten war. Und dabei war mein Ziel zum greifen nahe. Die Hyänen am Fuß der Treppe warteten bereits auf mich. Und es fiel mir tatsächlich etwas schwerer sie mir vom Leib zu halten, während ich rückwärts die Treppe wieder herab stieg. Doch kaum unten angekommen lagen die Hyänen schon nach wenigen Sekunden wieder benommen am Boden. Eine lag unter einem schweren Stein begraben, welchen ich ihr mit einem kräftigen Stoß runter stieß. Ich war zwar sauer auf diese Tiere, doch auch sie folgten nur ihrer Natur. Aber wie sollte ich an den anderen Hyänen vorbei kommen? Die Antwort hatte die junge Elefantenkuh. Sie war zurück gegangen als sie erkannte, dass es oben Probleme gab. Bei sich hatte sie nun mehrere Wesen, deren Existenz bislang nicht von den Menschen bestätigt war. Drachen, Elfen, Einhörner und andere magische Wesen. Sie alle hatten sich hier unten aufgehalten, unerkannt von den echten Menschen. Nun stürmten sie alle auf einmal die Treppe hinauf. Die Hyänen schracken zurück. Die Verwirrung stand ihnen in ihre befellten Gesichter geschrieben.

Nun endlich der Sonne direkt entgegen blicken könnend, spürte ich eine Zuversicht wie ich sie so noch nicht kannte. Eine kleine Wiese lag um die Treppe herum. Die Hyänen saßen noch immer verwirrt auf dem grünen Gras. Ich stellte mich etwas Abseits von den anderen. Aus der Ferne beobachtete ich die freudigen Gesichter der anderen. Sie alle waren froh endlich wieder an der Oberfläche zu sein. Ich auch und doch fühlte ich noch immer diesen inneren Drang. Meine volle Aufmerksamkeit richtete sich auf die Stadt, die nicht weit von uns entfernt lag. Das Fest zu Ehren der Elefanten war bereits im vollen Gange. Neben mir erschien ein Mensch den ich glaubte zu kennen, aber nirgends einordnen konnte. Er sagte etwas, doch irgendwie klang seine Stimme weit entfernt. Ich verstand ihn nicht, sah ihn daher auch nicht an. Mein Blick war auf das Lichterspiel in der Stadtmitte gerichtet. Das Geräusch mehrerer entfernter Schritte erregte nun meine Aufmerksamkeit. Aus dem Stadttor traten drei Menschenreihen heraus. Sie alle trugen festliche Gewänder. Die von mir aus rechte Reihe trug die Farbe des blauen Nachthimmel und glänzte als würden kleine Sterne in dem dunklen Blau blitzen – Angeführt von einem Mädchen, das ich aus der ehemaligen Schule kannte. Die mittlere Reihe trug schlichtes Weiß, welches durch den Schein der Sonne heilig leuchtete – Ein mir fremder alter Mann führte sie an. Die Reihe links von mir trug sanften Ocker braun, welches trotz der matten Farbe eine beruhigende Wirkung auf mich hatte – Angeführt von meiner Mutter, die einst hierher gezogen war.

Ihnen allen voran schritt eine Frau mittleren Alters. Nach wenigen Metern kamen sie alle zum Stillstand. Der Mensch und ich liefen auf sie zu. Und dann erhob die Frau ihre Stimme. Während ich ihrer kräftigen und verständnisvollen Stimme zu hörte, wurde mir erst richtig bewusst, was ich in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Ich hatte gegen meinen Willen eine Reise ins Ungewisse angetreten. Hatte zugesehen wie immer mehr Artgenossen aus unserer Herde gerissen wurden. Hatte meinen einzigen Bekannten aus der Stadt zurück lassen müssen, sowie die einzige Person deren Anwesenheit mir immer Schutz versprach verloren. Hätte beinahe eine neue Bekanntschaft verloren. All die Ungewissheit der vergangenen Wochen, das Leid und die Angst die ich immer versucht hatte vor den anderen zu verbergen. Mir war meine eigene Erschöpfung nicht einen Moment lang aufgefallen. Schon vor Tagen hatte ich die Grenze zur Ohnmacht erreicht gehabt. Und nur die Frage nach dem „Warum“ hatte mich nicht aufgeben lassen. Langsam hob ich den Kopf, als die Frauenstimme zu schweigen begonnen hatte. Ich sah die drei Gruppenführer an, die sich ihrer jeweiligen Gruppe zugewandt hatten. Für eine Sekunde glaubte ich den alten Elefantenbullen an der Spitze der mittleren Reihe stehen zu sehen. Die Tränen stiegen in mir auf. Ich kauerte mich hinter den alten Mann, als wollte ich mich hinter ihm vor den Blicken der anderen verstecken. Ich hörte die erboste Stimme meiner Bekannten. Dann spürte ich die warme Hand des alten Mannes auf meinem Kopf und wie mir ein weißes Tuch übergeworfen wurde. „Es ist nun vorbei, mein Freund.“ Die sanfte Stimme des Mannes lies mich wissen, dass nun keine weiteren Gefahren mehr auf mich warteten. Es war vorbei. Müde schloss ich die Augen.

Das weiß gekleidete Team hatte dieses Jahr den Sieg davon getragen, so hatte es die Frau mittleren Alters verkündet. Hatte meine Bekannte ermahnt, dass sie verlor, weil mich bei ihr keine Geborgenheit erwartete. Meine Mutter verlor, weil sie zu unparteiisch auf mein Überleben reagiert hatte. Der alte Mann gewann, weil sein Erscheinen all das versprach, was sich eine geschundene Seele zur Genesung wünschte.
 

Der alte Elefantenbulle hatte Recht gehabt. Ich wusste nun den Grund der alljährlichen Wanderung, aber das Verstehen blieb mir verwehrt...
 

ENDE



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