Zum Inhalt der Seite

Charlie und die Schokoladenfabrik

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Im Alptraumland

Obwohl die Sonne schon seit ein paar Stunden aufgegangen war, lag die Stadt da wie im Tiefschlaf: Kein einziges Geschäft hatte geöffnet und die meisten Menschen dösten noch in ihren Betten. Nur einer tanzte an diesem Sonntagmorgen aus der Reihe, war hellwach und bereits am Arbeiten: Willy Wonka!

Der stand fröhlich vor sich hinpfeifend in seiner Küche und holte gerade knusprig goldbraune Schokocroissants aus dem Backofen. Die wurden dann von ihm noch schnell mit ein wenig Schokolade bespritzt, schön auf einen Teller drapiert und anschließend neben die Wunderweichkremschokoküsse und Windbeutel auf das Tablett gestellt. In zwei silbernen Kannen war heiße Schokolade und noch warme Toastscheiben lagen in einem weißen Brotkorb. Der Chocolatier füllte Honig und Marmelade in kleine Glasschälchen, die er ebenfalls neben den süßen Leckereien platzierte.

Zufrieden betrachtete er sein Werk. Ja, das würde ihnen bestimmt schmecken! Ein leichtes Kribbeln machte sich in seiner Magengegend bemerkbar und sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter bei dem Gedanken, in ein paar Minuten gemeinsam mit den Buckets zu frühstücken. Seiner neuen Familie!

Das klang immer noch etwas ungewohnt, aber im Grunde wollte er sich daran gar nicht gewöhnen. Es sollte etwas Besonderes bleiben, bis in alle Ewigkeit!
 

Die Woche über machte Charlies Mum das Essen. Nur das Frühstück am Sonntag, das hatte Willy übernehmen wollen, was den anderen wirklich nichts ausmachte. Im Gegenteil! Sie freuten sich richtig darauf, weil er sich nämlich jedes Mal etwas Neues einfallen ließ.

Einmal hätten die Buckets es fast nicht über sich gebracht, den Schokoladenkuchen zu essen, den er für sie gemacht hatte, da sie dieses Kunstwerk nicht zerstören wollten: Willy hatte mit einem Schaschlikspieß ein wunderschönes Muster in die oberste Sahneschicht gemalt und diesem dann mithilfe einer Spritze, ganz langsam und vorsichtig, eine Schokoladenfüllung verpasst, damit es in dem ganzen weiß auch gut zu sehen war!
 

Wonka nahm das Tablett fest in beide Hände. An der Tür warteten bereits zwei Umpa-Lumpas, die ihn auf dem Weg nach unten begleiten würden, um ihm die schwere Last gelegentlich abzunehmen. Mit dem Fahrstuhl zu fahren kam überhaupt nicht in Frage, da dieses liebevoll hergerichtete Frühstück sonst alles andere als heil ankommen würde.
 

Nach einer Viertelstunde drückte Willy mit dem Ellenbogen die Klinke der schiefen Tür nach unten und trat seitwärts ein. „Guten Morgen!“, er stellte die mitgebrachten Sachen auf dem Herd ab, drehte sich dann mit einem strahlenden Lächeln um … und erstarrte.
 

Großvater George machte ihm mit seinem Blick unmissverständlich klar, dass er ihn im Moment am liebsten auf den Mond schießen würde. Das wunderte Mr. Wonka aber nicht sonderlich, sondern eher die Tatsache, dass er neben seinem Bett stand und Großmutter Josephine auch!

„Mum wacht nicht auf!“, erklärte Charlie, nachdem Wonka ihn mehr als nur verwirrt angesehen hatte, „Sie hat, glaube ich, einen Alptraum. Wir haben schon alles versucht, aber sie hat sich noch nicht mal gerührt, als wir sie in das Bett hier gelegt haben!“

Willy trat näher. Es stimmte, sie schien wirklich nicht gut zu träumen: Mit zusammengezogenen Augenbrauen lag sie da, manchmal warf sie den Kopf von einer Seite auf die andere und wimmerte leise. Der Chocolatier ließ sich auf der Bettkante nieder. „Hallo?“, er beugte sich über die Frau und tätschelte ihr die Wange, „Huhu! Hören Sie mich? Mrs. Bucket? Aufwachen! Ich hab Frühstück gemacht!“
 

Zuerst hatte Charlie sich gar keine großen Sorgen gemacht. Sie sei sicher müde und man solle sie einfach schlafen lassen, dessen war er sich sicher gewesen. Doch jetzt bekam er so langsam Angst, denn Willys Stimme wurde, je länger er auf sie einredete, immer lauter! Eindringlicher. Panischer! „Madam, BITTE! Aufwachen! Sie MÜSSEN aufwachen!!!“ Doch Mrs. Bucket wurde nicht wach, auch dann nicht, als Wonka ihr so eine schallende Ohrfeige verpasste, dass Mr. Bucket erschrocken zusammenzuckte!
 

Irgendwann sah Willy Wonka ein, dass es keinen Sinn hatte es weiter zu versuchen. Seufzend schüttelte er den Kopf, blickte sie weiterhin ernst an.

„Sie haben eine Ahnung was mit ihr sein könnte, nicht wahr?“, flehend kam Großvater Joseph auf ihn zu, „Ich weiß, dass Sie etwas wissen, Mr. Wonka!“

Der nickte nur zögerlich. Seine Stimme war rau, als er antwortete: „Ja … sie ist gefangen! Im Alptraumland!“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

„Im … im Alptraumland?“, fragte Charlie ungläubig nach. „Das müssen Sie uns genauer erklären!“, bat sein Vater, „Ich meine, Träume sind doch kein Land!“ „Oh doch!“, Wonka hob den Kopf, „Wenn wir träumen, reist ein Teil unserer Seele in ferne Welten – der andere hält unseren Körper am Leben – und wenn wir schlecht träumen eben ins Alptraumland! Ich weiß nicht, wie groß es in Wirklichkeit ist, aber bestimmt größer als der ganze Kontinent Amerika! Es setzt sich nämlich aus den Ängsten aller Menschen zusammen. Aus den sogenannten Angstzonen, die durch unsichtbare Traumbarrieren voneinander abgetrennt sind. Wenn man ganz normal dort landet, wie deine Mutter Charlie, dann kann man sich nur in seinen eigenen Angstzonen bewegen. Tja und manchmal …“, Willys Blick blieb wieder sorgenvoll an Mrs. Bucket hängen, „kann es eben auch passieren, dass man von irgendwas oder irgendwem … dort festgehalten wird!“
 

„Was meinen Sie mit ‚normal dort landen‘?“, erkundigte sich der Junge. „Und wieso wissen Sie soviel darüber?“, setzte Grandpa George noch hinzu.

„Na gut …“, murmelte Wonka, ehe er anfing zu erzählen: „Vor zwei Jahren hab ich zufällig – das lag wirklich nicht in meiner Absicht – einen Trank erfunden, der einen ins Alptraumland schickt. Zuerst hab ich mir um den Umpa-Lumpa, der ihn damals zum Test eingenommen hat, gar keine großen Sorgen gemacht. Er ist halt einfach eingeschlafen, aber dann ist er auch nach einer Woche nicht mehr aufgewacht, lag da wie im Koma! Also hab ich weiter experimentiert. Bis ich dieses abscheuliche Gebräu schließlich so weit hatte, dass man irgendwann automatisch zurückkehrt. Je nachdem, wie viel man geschluckt hat, versteht sich. Und noch etwas: Wenn man auf diese Art und Weise ins Alptraumland reist, ist es einem möglich die Traumbarrieren zu überschreiten. Man kann also ungehindert von einer Angstzone in die nächste gelangen!“, hier machte Willy eine Pause und sprach dann leise weiter, „Zehnmal war ich dort, um alle meine kleinen Freunde zurückzuholen, die ich in der Testphase dahin verbannt habe … und das war …. ja … ein Alptraum!“
 

Nervös kaute der Chocolatier auf seiner Unterlippe. Man sah ihm an, dass er Angst hatte dorthin zu reisen, gleichzeitig aber wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab. Charlie setzte sich neben ihn auf die Bettkante: „Ich werde mit Ihnen ins Alptraumland gehen, Willy!“ „Nein!“, Wonkas Stimme war schneidend und so streng hatte er den Jungen bisher noch nie angesehen, „Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage!“

„Aber Sie wollen doch eigentlich gar nicht alleine! Wieso darf ich Sie dann nicht begleiten?“ „Charlie, du bist noch ein Kind!“, Mr. Wonka legte die linke Hand an dessen Wange, blickte ihn aber weiterhin ernst an, „Du könntest da vielleicht Sachen sehen, die so schrecklich sind, dass du sie dir jetzt noch nicht mal ansatzweise vorstellen kannst! Von denen du dich vielleicht nie mehr erholst! Ist dir klar, welche Schäden deine Seele da davontragen könnte? Auch wenn ich bei dem Gedanken an das Reich der Alpträume noch so schlimme Bauchschmerzen bekomme, das will ich einfach nicht riskieren!“ „Und wenn ich mit Ihnen gehe, Sir?“, schaltete sich nun Mr. Bucket ein. „Nein Dad!“, widersprach Charlie, „So wie ich die Sache sehe, muss bei diesem Abenteuer ziemlich viel Vertrauen da sein … tut mir Leid, aber das ist zwischen mir und Mr. Wonka eben einfach größer. Wir sind doch schließlich …“, er wollte eigentlich ‚Partner‘ sagen, doch dann wurde ihm klar, dass sie schon lange keine Partner mehr waren. Waren sie es überhaupt jemals gewesen? „ … Freunde, oder?“, brachte er den begonnenen Satz zu Ende.

„Natürlich, mein Junge, und genau deshalb will ich …“ Charlie ließ ihn nicht ausreden: „Aber es geht doch um Mum! Hören Sie: Es ist meine eigene Entscheidung mit Ihnen ins Alptraumland zu reisen und Sie können ja auch nicht wissen, was geschehen wird … Wenn meiner Seele nun etwas passiert ist das also nicht Ihre Schuld, Mr. Wonka!“

Hatte er damit nicht sogar Recht? Willy zögerte. Der Junge hatte keine Ahnung davon, was ihn erwartete.
 

Er selbst hatte damals nämlich nicht nur abscheuliche Monster zu Gesicht bekommen, sondern auch Leichen! Er war auf einem Schlachtfeld gewesen, inmitten lebloser, teils zerstückelter Körper und der Gestank verbrannten Fleisches war noch so intensiv in der Luft gelegen, dass er geglaubt hatte daran zu ersticken! Er hatte die Schreie von Menschen gehört, die zu Tode gefoltert wurden und musste dabei zusehen, wie man einer Frau die Haut vom Leib zog!

Nein! Das wollte er nicht nochmal erleben! Und auf gar keinen Fall allein!
 

Er sah in Charlies Augen, die zuversichtlich zu ihm aufblickten. Spürte den leichten Druck der kleinen Hand an seinem Oberarm, knapp unter der Schulter. Wurde wieder ruhiger.

Wenn sie wirklich in solche Angstzonen kämen, konnte er dem Jungen doch immer noch Augen und Ohren zuhalten, oder? Würde seine eigene Angst damit nicht sogar ein wenig verdrängt, wenn er die Aufgabe hatte Charlie zu beschützen?
 

„Na gut!“, stimmte Willy schließlich zu, „Wir werden deine Mutter gemeinsam suchen, mein Freund!“ „Danke, Sir!“

„Ihr habt Glück!“, der Chocolatier erhob sich, „Ich hab damals vor zwei Jahren den Rest des Alptraumtrankes, der übrig geblieben ist, eingefroren. Wegschütten wäre viel zu gefährlich gewesen! Er wäre in der Kanalisation gelandet oder im Grundwasser … eine Katastrophe! Ich werde ihn schnell auftauen und dann herbringen!“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

„Hier ist es!“, Wonka hielt ein kleines Glasfläschchen zwischen Daumen und Zeigefinger. Verblüfft trat Charlie noch etwas näher, bis er mit der Nase fast dagegen stieß. Das war doch keine Flüssigkeit! Das sah aus wie dunkler Nebel, der da in dem Gefäß umher wirbelte, zwar ganz leicht nur, aber er war in Bewegung! Es hätte auch Rauch sein können. Wie sollten sie denn sowas runterschlucken? Und wie hatte Mr. Wonka es geschafft GAS einzufrieren? Oder war es am Ende gar ein Trank gewesen und er hatte ihn nur aus Versehen zu stark erhitzt?

Ein leises Lachen störte die Überlegungen des Kleinen. „Ich weiß was du denkst Charlie!“, schmunzelte der Chocolatier, „Aber es ist wirklich eine Flüssigkeit! Es sieht zwar aus wie Nebel, hat aber die gleiche Konsistenz wie Wasser. Bewegen kann es sich nur in einem kleinen, begrenzten Raum. Du brauchst also keine Sorge haben, dass es in der Luft davonschwebt!“

Willy holte zwei Teelöffel, die er mit dem Fläschchen auf das Bett legte, in dem Mrs. Bucket immer noch schlief. „Vier Tropfen! Das genügt, um uns für eine halbe Stunde ins Alptraumland zu schicken!“, erklärte er, während er sich den Zylinder abnahm und sein blutrotes Jackett über den nächsten Stuhl hängte, „Ich hoffe wir finden sie gleich beim ersten Versuch. Hör zu, Charlie: Wir müssen diesen Trank unbedingt gleichzeitig schlucken! Das ist ganz, ganz wichtig, damit wir gleichzeitig einschlafen und somit auch zur gleichen Zeit im Reich der Alpträume landen. Sonst müssen wir uns erst noch gegenseitig suchen. Das würde viel zu viel Zeit kosten. Außerdem will ich nicht, dass du alleine durch die Angstzonen wandern musst!“
 

Willy ließ sich auf der Bettkante nieder und entledigte sich seiner Schuhe: „Du in die Mitte, Charlie!“ Folgsam krabbelte der Junge in die Besucherritze des großen Doppelbettes. Indessen träufelte Wonka hochkonzentriert die exakte Menge des Alptraumtrankes auf die beiden Teelöffel. Einen davon reichte er vorsichtig seinem jungen Erben. Der Kleine musste zugeben, dass der Chocolatier mit seiner Erklärung vorhin Recht gehabt hatte: Die grauschwarze Nebelflüssigkeit wirbelte zwar weiterhin sanft umher, blieb aber dennoch auf dem silbernen Löffel! „Wir werden ihn zuerst mal nur in den Mund nehmen. Und wenn Sie bis drei gezählt haben, Großvater“, wandte sich Mr. Wonka an Joseph, „dann erst schlucken wir! Alles klar!“

Charlie nickte und ließ sich den Trank auf die Zunge laufen. Unwillkürlich verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. Es schmeckte scheußlich: Ganz bitter. Doppelt so bitter wie die schlimmste Medizin. Sauer war es auch noch! Der Junge war richtig froh, als endlich das Signal von Grandpa Joseph kam und er dieses Gebräu hinunterwürgen durfte!

Willy holte einmal tief Luft. So, der Alptraumtrank war geschluckt! Jetzt gab es definitiv kein Zurück mehr! Er schob die Beine unter die Daunendecke, schüttelte das Kissen auf und wollte sich gerade rückwärts hineinfallen lassen, als ihm bewusst wurde, dass die restlichen vier Buckets immer noch um das Bett herumstanden und auf irgendetwas zu warten schienen. „Könnten Sie vielleicht BITTE verschwinden?“, fauchte er gereizt, „Ich kann im Moment wirklich niemanden gebrauchen, der mir beim Einschlafen zuguckt!“
 

Nun waren sie also allein. Wonka seufzte leise, hielt die Augen noch für ein paar Sekunden geschlossen, um wieder ruhiger zu werden. Dann drehte er sich auf die Seite, damit er dem Jungen ins Gesicht blicken konnte. „Hey, jetzt mal ehrlich …“, flüsterte er behutsam, „hast du wirklich gar keine Angst?“

Charlie, der zur einen Hälfte unter Mrs. Buckets Decke lag und zur anderen unter Willys, überlegte zuerst ein wenig: „Ein bisschen mulmig ist mir schon, aber so richtig Angst … nein eigentlich nicht!“ Ja, das stimmte. Hier, zwischen den beiden Erwachsenen, fühlte er sich fast schon trügerisch sicher!

„Zusammen schaffen wir das schon!“, meinte Wonka so zuversichtlich wie möglich. Sacht drückte er mit der Hand die schmale Schulter, bevor er die Augen schloss und versuchte nicht an das zu denken, was ihnen eventuell passieren könnte.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Ein Wald. In der Dunkelheit der Nacht. Durch die kahlen Äste der riesenhaften Bäume schien der Vollmond, dessen silbrig kaltes Licht die Schatten auf dem Boden zu bizarren Fratzen werden ließ. Die zwei Menschen hörten lediglich ihren eigenen Atem, sonst war alles ruhig.

„Wir sind da, nicht wahr? Im Reich der Alpträume?“, flüsterte Charlie. Er trat noch einen Schritt näher zu Mr. Wonka. Der sah genauso aus, wie er ins Bett gestiegen war: Schwarze Hose, schwarzes Hemd, ohne den Mantel. Seinen Hut hatte er auch nicht auf dem Kopf, dafür aber Schuhe an den Füßen. Charlie ebenso.
 

Plötzlich knackte und raschelte etwas hinter ihnen und in der, bis eben vorherrschenden Stille wirkte es ohrenbetäubend laut. Mr. Wonka wirbelte herum und blickte in zwei rotglühende Augen, die ihn aus dem Dickicht heraus anstarrten. Ein wenig unterhalb davon blitzte etwas Weißes durch die Zweige und ein heiseres Knurren war zu hören!

„Wir müssen hier weg! Schnell!“, panisch zerrte der Kleine an Willys Arm. Der nickte nur einmal knapp, den Blick immer noch wie paralysiert auf dieses Wesen geheftet, und dann rannten sie.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

„Was zur Hölle war das denn nur?“, fragte Wonka, als er sich leicht keuchend auf einer riesigen Wurzel niederließ, den Stamm des Baumes im Rücken. „Ein Werwolf!“, flüsterte Charlie. „Woher …“, setzte Willy irritiert an, doch dann begriff er: „Dann sind wir hier also in DEINER Angstzone!“ „Ja, vermutlich!“, murmelte der Junge.
 

Auf einmal erhob sich ein unheimliches Geheul rings um sie. Der Kleine zuckte zusammen, als hätte er einen Stromschlag abbekommen. „Schsch … ganz ruhig!“, sanft zog Wonka ihn zu sich auf den Schoß, „Dir kann nichts passieren! Keine Angst! Ich bin ja da!“

Und darüber war Charlie wirklich mehr als nur froh. Irgendwie kam ihm hier alles viel realer vor, als in einem wirklichen Traum. Wahrscheinlich auch eine Wirkung des Trankes, dachte er.

Mit den Händen hielt er sich an den Schultern des Chocolatiers fest, kauerte sich noch etwas mehr zusammen. Willy trug schwarz, war also in der Dunkelheit dementsprechend schlecht zu erkennen. Wenn er sich hier jetzt also ganz klein machte, vielleicht bemerkten die Werwölfe sie dann ja gar nicht!
 

„Dann sind es bei dir also die Werwölfe!“, flüsterte Wonka, „Ich hatte früher immer wahnsinnige Angst vor Frankenstein!“ Trotz der Gefahren, die um sie herum lauerten, musste Charlie nun doch ein wenig lächeln: Stimmt, der war auch gruselig!
 

Der Junge war froh, dass sein Lehrer ihn nicht auslachte, sondern Verständnis zeigte.

Willy Wonka selbst fand es etwas merkwürdig, den Kleinen so festzuhalten. Auf der anderen Seite erfüllte es ihn aber auch mit Stolz, dass er sich so vertrauensvoll an ihn lehnte. Schutz suchte.
 

„Großvater George hat mal eine Geschichte von Werwölfen erzählt!“, murmelte Charlie an Wonkas Schulter, „An Halloween. Ich krieg diese Bilder einfach nicht mehr aus meinem Kopf!“

„Du brauchst wirklich überhaupt keine Angst zu haben!“, Willy strich ihm beruhigend über den Rücken, „Bevor dieser Wolf dir was antun kann muss er zuerst mich fressen und dann ist er entweder schon satt oder aber, ich schmecke so scheußlich, dass er auf ‚Mensch‘ keinen Appetit mehr hat!“ „Ja, oder Sie sind so lecker, dass er erst Recht auf den Geschmack kommt!“, spann Charlie den Gedanken weiter. „Diese Theorie …“, grinste Mr. Wonka nervös, „vergessen wir jetzt mal ganz schnell wieder, okay?“

Allerdings gefror sein Lächeln augenblicklich. Das Wolfsgeheul erklang erneut, ebenso wie das Knurren. „Er ist ganz in der Nähe!“, flüsterte Charlie. Willy verstärkte seinen Griff um den kleinen Körper, ließ die Augen alarmierend umherschweifen: „Wir müssen hier weg!“ Er packte den Jungen bei der Hand und zog ihn mit sich. Charlie strauchelte, stolperte neben seinem Mentor her, doch der hielt ihn sicher fest!
 

„Da vorne!“, rief Wonka plötzlich aus. Der Wald lichtete sich. „Aber Mr. Wonka! Das ist eine Klippe!“, die Stimme des Kleinen überschlug sich, als er sah worauf sie zusteuerten. „Ja, eben! Verstehst du denn nicht, Charlie? Das ist die Traumbarriere! In Träumen kannst du nicht sterben. Immer wenn es gefährlich wird, wachst du doch normalerweise auf, oder? Und wir werden, wenn wir da jetzt runterspringen in die nächste Angstzone kommen!“ „Sind Sie sich sicher?“ „Ganz sicher!“
 

Der Junge kniff die Augen zusammen, biss sich auf die Unterlippe und spürte gleich darauf einen heftigen Ruck an seinem Arm, als Wonka absprang.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Charlie hatte nicht damit gerechnet, so schnell schon wieder Boden unter den Füßen zu haben. Er fiel nach vorne, überschlug sich und kam schließlich auf dem Rücken zum Liegen. Ein paar Sekunden blickte er verwundert zu der weißgestrichenen Decke und der daran befestigten, runden Lampe. Dann allerdings ließ ihn ein lautes Krachen erschrocken aufspringen.
 

In dem Raum, in dem sie sich gerade befanden, stand ein viereckiger, dunkelgrüner Holztisch. Und vor diesem Tisch kauerte nun wimmernd Mr. Wonka und hielt sich die Stirn. Der hatte nämlich beim Überschreiten der Traumbarriere weniger Glück gehabt als Charlie und war in vollem Karacho auf die massive Holzkante geknallt.

„Sir! Haben Sie sich sehr wehgetan?“ Doch Willy ließ nur ein gequältes „Oh, Shit!“ von sich hören und vergrub seinen Kopf noch etwas mehr in den Händen.
 

Nach einiger Zeit ebbte der Schmerz zum Glück ab und Wonka konnte wieder aufstehen.

Sie waren in einer Küche gelandet. An der rechten Seite des Zimmers befanden sich ein Kühlschrank, Herd, Spüle und Hängeschränke. „Sind wir hier überhaupt noch im Alptraumland?“, fragte der Kleine zweifelnd, „Das sieht alles so harmlos aus!“ „Nicht jeder Alptraum ist gleich als solcher zu erkennen, Charlie!“, antwortete Mr. Wonka undurchsichtig.
 

Die Tür ging auf. Ein kleiner Junge kam herein, achtete aber nicht auf die zwei fremden Leute, sondern schritt zielstrebig zu dem Tisch und nahm den weißen Zettel in die Hand, der dort lag. „Er kann uns nicht sehen!“, erklärte Wonka, „Und hören auch nicht!“

Der Kleine hatte fertiggelesen. Seine Mundwinkel zuckten verdächtig. Traurig ließ er sich auf einen Stuhl sinken.

Charlie blickte über seine Schulter auf das Stück Papier:
 

~War heute Früh schon mal da. Du hast aber noch geschlafen und ich wollte dich nicht wecken. Bin wieder zu Mum ins Krankenhaus gefahren. Sie lässt dich ganz herzlich grüßen. Essen ist im Kühlschrank.

Dad~
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Eine halbe Stunde geschah gar nichts, außer, dass Charlie sich immer wieder fragte, was ihnen denn hier Angst machen sollte.

Doch plötzlich hörten sie von draußen ein Klacken. Wahrscheinlich ein Schlüssel, der in die Wohnungstür gesteckt wurde. Der Junge sprang auf. Charlie wollte ihm nachlaufen, drehte sich dann aber noch einmal zu Mr. Wonka um, der, die Fäuste geballt, zu Boden starrte: „Was ist? Wollen Sie denn gar nicht wissen was passiert?“ Er wartete die Antwort nicht ab, sondern trat aus der Küche. Ganz langsam ging Willy ihm nach, fast so, als hätte er Angst vor dem, was er sehen würde.
 

„Dr. Wonka?“, Charlie konnte es kaum glauben, aber es war eindeutig Dr. Wonka, der da ins Haus kam, wenngleich er auch sehr viel jünger war. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah schrecklich müde und traurig aus!

„Dann … dann … dann sind das Sie?“, Charlie wandte sich zu Mr. Wonka um, zeigte mit dem Finger aber auf den kleinen Jungen, der nun freudig angefangen hatte zu sprechen: „Dad! Wie geht es Mum denn? Wann kommt sie wieder nach Hause?“ Der Mann seufzte schwer: „Ich weiß es nicht, Junge!“ „Nimmst du mich das nächste Mal mit ins Krankenhaus?“ „Nein, Willy!“ „Wieso nicht? Warum darf ich sie denn nicht besuchen?“

Ohne jegliche Vorwarnung holte Dr. Wonka plötzlich aus und schlug seinem Sohn mit der flachen Hand ins Gesicht. „Hör endlich mit dieser dummen Fragerei auf! Sie will dich eben nicht sehen, deswegen!“, schrie er gereizt, „Deine Mutter ist schwer krank, da kann sie dich im Moment wirklich nicht gebrauchen!“
 

Der erwachsene Willy Wonka fasste sich unwillkürlich an die Wange. Es war das erste und einzige Mal gewesen, dass sein Vater ihn geschlagen hatte. Vermutlich war ihm diese Szene deswegen so genau in Erinnerung geblieben.
 

Charlie wollte gerade etwas fragen, als es plötzlich stockdunkel um sie herum wurde! Von einer Sekunde auf die andere. Pechschwarze Finsternis. Dr. Wonka und der junge Willy waren verschwunden, sich selbst konnten sie aber immer noch gut erkennen. Komischerweise. „Ist das jetzt schon die nächste Zone?“, fragte der Kleine, nun doch etwas unsicher. „Nein!“, flüsterte der Chocolatier rau.
 

Sie hörten Schritte und gleich darauf löste sich eine junge Frau aus dem Dunkeln. Sie war sehr schön, nur leider auch ziemlich blass. Das schokoladenbraune Haar reichte ihr bis zur Hüfte. Sie näherte sich ihnen bis auf ungefähr zwei Metern, dann zogen sich ihre fein, geschwungenen Augenbrauen plötzlich ärgerlich zusammen. Aus saphirblauen Iriden funkelte sie Mr. Wonka wütend an. „Was willst du hier immer noch, Willy?“, zischte sie eisig, „Verschwinde! Ich kann dich nicht mehr sehen! Hau ab!“, jetzt schrie sie, „Ich brauch dich nicht mehr! Ich will dich nicht mehr!“
 

So langsam erholte sich Charlie von dem ersten Schrecken. „Hören Sie auf!“, rief er ihr zu. Doch sie reagierte nicht. Noch mehr Frauen, die genauso aussahen wie die Erste, traten hinzu. Kreisten ihn und Mr. Wonka ein. „Hast du es immer noch nicht verstanden? Du bist nur im Weg!“, riefen sie im Chor, „Du bist mir keine Hilfe! Ich kann dich nicht gebrauchen! Ich will dich nicht sehen!“

„Aufhören!“, flehte Charlie, „Seien Sie still!“
 

Ohne zu überlegen, sprang er auf eine zu und die Frau verpuffte zu Rauch, als er sie berührte. Der Junge zögerte nur ganz kurz, dann rannte er einmal im Kreis, durch die Frauen hindurch.
 

„Mr. Wonka?“, vorsichtig trat er zu dem Chocolatier, „Sie sind weg. Sehen Sie? Mr. Wonka!“ Doch der zeigte keine Reaktion, starrte nur mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit. Und er zitterte, das machte Charlie eigentlich die meiste Angst. Er zitterte am ganzen Körper!

„Mr. Wonka! Das hier ist alles nur ein Traum, erinnern Sie sich?“, der Kleine zog an Wonkas Arm, „Wir müssen in die nächste Angstzone! Lassen Sie uns weitergehen, bitte. Ich will hier nicht länger bleiben. Willy, hören Sie mich?“

Da, endlich, machte er einen Schritt nach vorne!
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Es war mit Sicherheit die plötzlich auftretende Kälte, die Willy aus seiner Trance wieder aufwachen ließ. Er blinzelte zwei-, dreimal, so als müsse er sich des kalten Windes und des ganzen Schnees um sich herum erst richtig bewusst werden, doch dann schlang er sich ziemlich schnell zähneklappernd die Arme um den Körper: „Wo sind wir denn hier gelandet? Am Nordpol? Na zum Glück ist das alles nicht echt. Ich hasse nichts mehr, als mit einer knallroten Nase rumzulaufen. Das sieht so unmöglich aus!“ „Mir wäre weniger Schnee auch lieber!“, bibberte Charlie, „Aber wenigstens …“, lächelte er Mr. Wonka zu, „sind Sie jetzt wieder Sie selbst!“
 

„Hey, da vorne ist doch was. Siehst du das auch?“, der Chocolatier zeigte auf etwas Dunkles am Horizont. „Ja! Sollen wir uns das mal ansehen?“
 

Zehn Minuten wanderten sie durch bitterste Kälte, bis sie etwas erkennen konnten. „Das ist ja Mum!“, rief Charlie aus, „Wir haben sie tatsächlich gefunden!“ Schon rannte er auf die Frau zu. „Ja! Und ich glaube die Trümmer um sie herum“, mutmaßte Wonka, „waren mal euer Haus!“
 

Tatsächlich kniete Mrs. Bucket zwischen den Resten der zerstörten Hütte und in ihren Armen lag Mr. Bucket. Völlig leblos!

„Mum! Oh, bin ich froh dich zu sehen! Komm! Du musst unbedingt mit uns zurückkommen!“ „Zurückkommen?“, verwirrt blickte Charlies Mutter auf, „Was meinst du damit? Ich darf hier nicht weg! Ich kann deinen Vater doch nicht einfach so allein lassen. Ich muss auf ihn aufpassen!“

„Na das is ja’n Ding!“, staunte Willy, „Sie hält sich SELBST im Alptraumland gefangen. Also das hab ich wirklich noch nie erlebt!“

Er kniete sich neben sie und legte ihr die Hände auf die Schultern: „Hören Sie, meine Liebe: Das ist alles nur ein schlimmer Traum! Ihrem Mann geht es gut. Er wartet in der Realität auf Sie!“
 

Plötzlich spürte Charlie, wie er in die Luft gehoben wurde. Seine Mutter und Willy Wonka, der ihr von hinten einen Arm um die Taille geschlungen hatte, stiegen ebenfalls nach oben dem Himmel entgegen. „Mr. Wonka!“, rief er dem Chocolatier, mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme, zu, „Was passiert hier?“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Wärme, das war das Erste was der Junge wahrnahm. Verwundert richtete er sich auf. Er lag in dem Bett seiner Großeltern. Er war wieder Zuhause!

„Mum!“, glücklich umarmte er sie, kaum dass sie sich aufgesetzt hatte. „Ich hab was ganz komisches geträumt …“, murmelte sie immer noch etwas benommen, „Du warst tot. Erfroren!“, wandte sie sich an ihren Mann, „Und ich hatte irgendwie das Gefühl, ich müsste unbedingt bei dir bleiben … und dann kamen Charlie und Willy …“ „Das war kein Traum, Mum …“, unterbrach sie der Junge, „na ja … eigentlich schon … aber du warst gefangen und …“

Willy verstand jetzt nur noch Satzfetzen, da plötzlich alle durcheinanderredeten. Aber es reichte aus um zu wissen, dass sie ihr nun alles erklärten. Mit gesenktem Kopf saß Wonka auf der Bettkante. Niemand beachtete ihn!

Ganz langsam griff er zu seinen Schuhen. Beinahe im Zeitlupentempo verknotete er die dünnen Schnürsenkel. Schweren Herzens stand er auf, warf sich leise seinen Mantel über und setzte den Hut wieder auf. Wie kam es, dass er sich zwischen diesen vertrauten Menschen auf einmal so allein fühlte? So fehl am Platz?
 

Seine Hand zitterte ein wenig, als er sie um die Türklinke legte. „Willy? Nein, geh nicht! Warte, bitte!“, Mrs. Bucket eilte auf ihn zu. Er wandte sich um und dann nahm sie ihn in den Arm. Schmiegte ihre Wange kurz an seine. „Vielen Dank! Danke, dass du mich da rausgeholt hast!“

Für einen Moment war der Mann sprachlos, dann lächelte er verlegen: „Wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte … das hätte ich mir niemals verziehen, Mrs. B!“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Er saß allein am Ufer des Schokoladenflusses. Die Szenen des Alptraumlandes spielten sich vor seinem inneren Auge immer wieder ab.

Er hatte schon lange nicht mehr von ihr geträumt!
 

Plötzlich spürte er eine leichte Berührung an seiner Schulter.

Ein scheues Streicheln!

Willy blickte auf, direkt in die besorgten Augen seines Freundes. „Diese Frau …“, Charlie setzte sich neben ihn, „das war deine Mum, nicht wahr?“
 

Es hatte den Jungen schon etwas Überwindung gekostet, Wonka zu duzen, wo er eigentlich warten wollte, bis dieser es ihm anbot. Doch es war gerade dieses ‚Du‘, was Willy genügend Sicherheit gab, um ihm die ganze Geschichte zu erzählen: „Ja! Sie hatte Krebs. Da war ich erst sieben. Dad ist die ganze Zeit bei ihr geblieben. Im Krankenhaus. Er kam kaum noch nach Hause und wenn dann nur ganz kurz. Ich durfte sie nie besuchen. Einmal bin ich allein hingegangen, aber als ich dann einer Schwester gesagt hab, wer ich bin und zu wem ich wolle, hat sie mir erklärt, dass es der ausdrückliche Wunsch meiner Mutter gewesen sei, mich nicht zu ihr zu lassen …“, er stockte, den Blick auf die flüssige Schokolade gerichtet.

„Wahrscheinlich wollte sie es dir nur nicht zu schwer machen!“, versuchte Charlie ihn zu trösten, „Oder sie wollte nicht, dass du sie so siehst. So krank!“ „Das ist mir jetzt auch klar, aber damals war ich ja noch klein und hab das nicht verstanden. Ich dachte wirklich sie will mich nicht mehr haben. Und von Dad hab ich mich auch irgendwie im Stich gelassen gefühlt. Weißt du, in dieser Zeit bin ich immer ganz viel in der Stadt herumgelaufen, weil ich gehofft hab, wenn ich zurück bin, ist er wieder da! Sind sie beide wieder da! Aber …“, nun hatte Wonka wirklich mit sich zu kämpfen, „aber da war immer nur dieser Zettel. Immer wieder neu geschrieben! Zwei Monate ging das so. Sie ist nie mehr nach Hause gekommen! Ich war so …“, er konnte nicht mehr weitersprechen.
 

Charlie krampfte sich das Herz zusammen. Wegen dem was er eben gehört hatte, aber hauptsächlich wegen dem was er nun sah: Einen traurigen Willy Wonka!

Es gab nichts Schlimmeres als einen traurigen Willy Wonka. Gut, ein beleidigter oder gestresster Willy Wonka war auch nicht gerade angenehm, aber diesen immerzu fröhlichen, lustigen jungen Mann, dessen Lachen ansteckender war als die Windpocken, plötzlich traurig zu sehen, das war geradezu unerträglich!
 

„Wollen wir mal nachschauen ob von deinem Frühstück noch was übriggeblieben ist?“, fragte er, in der Hoffnung ihn damit wenigstes etwas aufzuheitern, „Die anderen haben schon angefangen … und … willst du heute bei uns schlafen?“

Auf Willys Gesicht erschien ein schwaches Lächeln: „Nichts was ich lieber täte!“
 

*~* Ende *~*
 

Die Idee zu der Geschichte kam mir, nachdem ich das zweite Buch „Charlie und der große gläserne Fahrstuhl“ gelesen hatte. Daher ist die etwas … fantasievoller, abenteuerlicher. Ich hoffe das stört nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-09-17T19:32:18+00:00 17.09.2009 21:32
Ohgott. Ohgott. Sag mal Caro, bist du denn von Sinnen? Was fällt dir eigentlich ein, so ein Kapitel zu schreiben? So ein langes, TOLLES Kapi! *_*
Ich muss sagen, du hast dich mal wieder selbst übertroffen – und ich finde fast, dass dieses Kapitel ein bisschen besser (noch besser) geworden ist als die davor. Mir gefällt eben vor allem die fantastische, fantasievolle Komponente, mit der du diesmal gearbeitet hast – sie bringt den Charme der ganzen „Charlie und die Schokoladenfabrik“- Geschichte mal wieder richtig zum Leuchten, finde ich… ^_^ Hört sich wahrscheinlich total abgehoben an, was ich da schreibsele, aber ich finde wirklich, dass hier diese wunderschöne Welt von Wonkas Reich am besten herauskommt!
Und dass die Idee mit dem Albtraumland meiner Meinung nach mal wieder genial ist, muss ich ja nicht extra sagen…ähem <3
PS: Mir ist mal wieder dein Talent fürs detailreiche Beschreiben aufgefallen, man sitzt quasi in der Geschichte drin! *klatsch* ^_________^°

PS: ...Finchen die faule Socke hat noch keinen Kommi geschrieben? Und normalerweise bin ich schon die Langsame T.T


Zurück