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Stille Wasser sind tief

von

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Ich denk, ich werd es ändern, irgendwann

Das Album und die Tour wurde ein voller Erfolg. Farin genoss die Konzerte wie noch nie, denn in den zwei Stunden, in denen er auf der Bühne stand, waren alle seine Sorgen vergessen. Was zählte, war die Musik, das Publikum und die Atmosphären generell. Die Therapie schien auch anzuschlagen: Hatte er am Anfang kaum bis gar nicht geredet, so konnte er jetzt über das Geschehene sprechen und er merkte, wie gut es ihm tat, wie gut er es dadurch verarbeiten konnte. Nicht nur ihm fiel dies auf, nein, auch seine Bandkollegen aus dem Racing Team wunderten sich über das unkompliziertere und offenere Verhalten ihres Chefs, schließlich hatten sie ihn von ihrer letzten gemeinsamen Tour noch sehr viel schüchterner und in sich gekehrter in Erinnerung. Einzig Robert wusste auch den Grund dafür.
 

„Sag mal…willst du dich nicht wenigstens von deinem T-Shirt befreien?“, fragte der Posaunist vorsichtig, als er und Farin allein am Hotelpool lagen. Der Gitarrist hatte, wie immer, ein T-Shirt und seine knielangen Badeshorts an. Mehr hatte er freiwillig noch nie von seinem Körper preisgegeben.

Der Blonde schüttelte den Kopf.

„Ach komm schon, so kannst du doch nicht baden gehen“, erwiderte Robert.

„Wer sagt denn, dass ich baden gehen will?“

„Komm schon, das Wasser ist angenehm, die Sonne scheint, alles ist wunderbar“, erklärte der Kleinere und wollte seinem Gegenüber das Shirt einfach ausziehen. Farin aber packte dessen Hände grob und knurrte ihm ein wütendes „Nein“ entgegen. Dann stand er auf und ging, ohne noch einmal zurückzublicken.

„Scheiße“, fluchte der Posaunist und würde sich gerne selbst eine Ohrfeige verpassen. Diesmal hatte er es eindeutig zu weit getrieben. Obwohl der Blonde in vielerlei Hinsicht offener geworden ist, gab es noch immer Grenzen, die man besser nicht überschreiten sollte. Robert stieß sich von der Liege, in der er bis jetzt gelegen hatte, ab und ging zu Farins Zimmer, er wollte sich unbedingt entschuldigen.
 

Unsicher klopfte er an der Tür. Niemand meldete sich.

„Jan“, fragte er zaghaft und ließ erneut seine Fingerknöchel auf das Holz knallen. Wieder tat sich nichts.

„Jan…ich…“, begann Robert. Da wurde die Tür etwas geöffnet, sodass er eintreten konnte.

„Jan…“, begann der Posaunist wieder und blickte in die etwas geröteten Augen seines Gegenübers. Man konnte sehen, dass dieser geweint hatte.

„Es tut mir Leid“, flüsterte der Kleinere und hoffte, dass diese leeren Worte etwas helfen konnten.

„Schon okay, ich hab…wohl etwas überreagiert“, erwiderte Farin, ebenfalls flüsternd.

„Nein…nein, das hast du nicht! Ich hätte das einfach nicht tun dürfen…ich hätte deinen Wunsch respektieren sollen und –“

Weiter kam Robert nicht, denn der blonde Hüne legte seinen Zeigefinger auf dessen Lippen und hinderte ihn so am sprechen.

„Ich hab doch schon gesagt, dass es okay ist! Wenn du noch weiter so redest, überleg ich’s mir vielleicht noch mal“, erklärte er mit einem sanften Lächeln.

Der Posaunist lächelte nun ebenfalls und strich ihm die letzten Tränen aus dem Gesicht. Jetzt oder nie, dachte er sich. Diesen Moment der trauten Zweisamkeit musste er doch ausnützen können, um seinen Freund endlich das zu sagen, was er ihm schon so lange sagen wollte.

„Jan…ich…“, begann er. Der Angesprochene setzte sich auf sein Bett und sah sein Gegenüber neugierig an.

„Ähm…“, stotterte dieser.

„Was denn“, fragte Farin lachend, als Robert nicht weiterreden wollte.

„Ähm…weißt du schon, wann du fahren willst?“, fragte der Kleinere dann und verfluchte sich selbst. Warum konnte er es nicht? Jetzt wäre doch der optimale Zeitpunkt dafür gewesen!

„In drei Wochen, also zwei Wochen nach Tourende“, antwortete der Gitarrist.

„Und…wo geht’s hin?“

„Also als erstes mal mit dem Auto durch Indien, dann nach Bhutan…Afrika und Südamerika sind auch noch dabei und vielleicht mach ich noch einen kleinen Abstecher zu einem Freund in Amerika“, zählte Farin auf.

„Und…wann kommst du wieder?“, wollte der Posaunist dann wissen.

„Ein Jahr später im September…wann genau, weiß ich noch nicht!“

„Und was soll ich einstweilen machen? Ich verkümmere doch ohne dich“, erwiderte Robert und zog eine herzzerreißende Schnute.

„Och…armer kleiner Robert…ich werd dir ganz ganz viele Postkarten schicken“, meinte Farin grinsend.

„Au ja“, rief der Posaunist und strahlte ihn freudig an. „Aber ja nicht vergessen, hörst du?“, fügte er dann noch hinzu.

„Das könnte ich doch niemals vergessen“, versprach der Gitarrist.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  beatbulette
2009-05-14T18:00:51+00:00 14.05.2009 20:00
irgendwie süß, der rob.
schade das farin so lange wegfährt...


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