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천국을 찾아라... (cheongukeul chajala...)

Suche den Himmel...
von

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Kapitel 7

An Seung-Hyuns Ohr drang ein verzweifelter Laut.

Er hoerte ihn nicht zum ersten Mal, aber sein Denken war zu langsam, als dass er sich erinnern koennte. Noch immer fuehlte er den warmen Koerper unter sich, von welchem Hitze aufstieg. Sie huellte ihn ein und mit ihr zusammen erschien dieser suesse Duft, der ihn gefangen nahm. Von der Sekunde an, in der Ji-Yong das Zimmer betreten hatte, war er wieder da gewesen, hatte sich unaufhaltsam in seinen Geist gedraengt und ihn in Ketten gelegt. Er hatte sich nicht wehren koennen. Hatte sich vielleicht nicht einmal wehren wollen. Solang er sich gehen liess und nur seinem Verlangen folgte, konnte er frei sein.

Doch nun war dieses Geraeusch aufgetaucht und zu ihm gesellte sich ein gelegentliches Beben, welches Ji-Yongs duenne Glieder erzittern liess. Seung-Hyun drueckte sich nach oben, nahm leichten Abstand, starrte aber noch immer mit dumpfem Blick auf den entbloessten Bauch vor sich.

Was tat er eigentlich?

Warum hatte er es begonnen?

Er konnte sich nicht erinnern. Sein Verstand, er hatte ihn verloren. Aber wann? Vor fuenf Minuten? Oder war es bereits vor Stunden geschehen?

Endgueltig setzte er sich auf und hielt sich eine Hand an den schmerzenden Kopf. Es war sehr dunkel, bis auf das spaerliche Licht, welches vom Flur her und durch die Tuer drang. Sein Blick wanderte hoeher. Hinauf zum Gesicht seines Freundes, welcher halb entbloesst mit schlotternden Gliedern vor ihm lag. Aber er konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ji-Yong hatte sie fest geschlossen und seine Arme so weit es ihm moeglich war in sein Gesicht gezogen. Es verlangte diesen danach, es mit seinen Haenden zu verstecken, doch diese waren noch gefesselt.

Seung-Hyun hatte ihm keine Chance gelassen.

Jedoch in diesem Augenblick liess der Aeltere von ihm ab. Es war, als wuerde alles um Seung-Hyun herum ploetzlich klarer werden. Und nun konnte er auch hoeren, was ihn aus seinen Traeumen gerissen hatte. Es war Ji-Yongs aengstliches Schluchzen.
 

“Ji-Ji-Yonga...“, verliess es langsam Seung-Hyuns Mund. Im Moment war es ihm nicht moeglich, nachzuvollziehen, was soeben geschehen war. Er entsagte dem Platz zwischen den Beinen des Juengeren und setzte sich vorsichtig neben diesen. Er hoerte nicht auf zu weinen. Seung-Hyun fuehlte Unsicherheit und Verwirrung in sich. Seine bebende Hand bewegte sich auf die traenenueberlaufenen Wangen zu und beruehrte sie unglaeubig. Dies war die Wirklichkeit.

Ji-Yong oeffnete zaghaft seine Lider, seinen Blick auf den anderen richtend, welcher nur als dunkle Gestalt vor ihm erschien.

Er hatte aufgehoert. Der Juengere fuehlte, dass sich etwas an seinem Freund veraendert hatte. Doch dies allein half nicht, ihn aus dem duesternen Albtraum zurueckzuholen, in den er gefallen war. Die Brust noch immer voll Furcht aber zu schwach, um davon zu laufen, zog er seine Arme an sich und wandte sich von dem Aelteren ab. Weiterhin leise wimmernd.

Seung-Hyun biss sich auf die Lippen, so kraeftig, dass es schmerzte. Seine Hand wollte sich auf Ji-Yongs Schulter legen, aber wagte es nicht, als dieser beim erneuten Klang seiner Stimme zusammenzuckte.

Er begann seine Augen durch den Raum wandern zu lassen, suchend nach einem Anhaltspunkt. Irgendetwas Wichtiges schien er vergessen zu haben. Die Lippen seines Freundes, er hatte sie gekuesst, jedoch war er abgewiesen worden. Wie hatte dieser ihn von sich stossen koennen?

Er konnte es nicht verstehen und waehrend seine Finger sich in den Stoff seiner Hose krallten, blieb sein Blick an den geleerten Bierdosen haengen, welche in einer schimmernden Pfuetze unbeweglich dastanden. In diesem Moment sah er sie wieder vor sich. Ji-Yongs Hand, die ihn davon hatte abhalten wollen, weiterzutrinken. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie viel er getrunken hatte. Sein Kopf sank pochend auf seine Handflaechen und er musste die Ellenbogen auf seine Kniee stuetzen, um ihn zu halten. Nun konnte er sie hoeren. Ji-Yongs Stimme in seinem Kopf, die ihn beschwor aufzuhoeren.

Es verlangte Seung-Hyun nach diesem Menschen. So sehr, dass er jedes klare Denken verlor, um im Stande zu sein, die Gefuehle und Wuensche des Juengeren zu ignorieren. Um sich endlich zu nehmen, was er selbst sich wuenschte.

Ji-Yong wuerde es niemals verstehen. Wie sollte dieser ihm verzeihen? Vielleicht hatte er gehofft, sein Freund wuerde seine Gefuehle erwiedern, wenn er sie ihm nur mit aller Macht aufzwang. Aber damit hatte er einen Fehler begangen. Noch immer erklang das Weinen hinter ihm. Seung-Hyun wandte sich um. Die schmalen unbekleideten Schultern lagen ruhig da. Er wagte es, sie zu beruehren. Sanft legte sich seine Hand darauf nieder und streichelte sie. Die leisen Schluchzer verklangen mit dieser Geste und Seung-Hyun fuehlte sich ermutigt, etwas zu sagen.
 

“Ji-Yonga, bitte wein nicht mehr. Ich...ich bin wieder bei Verstand,“

Natuerlich erhielt er keine Antwort. Was er ihm mitgeteilt hatte, haette eher ein veraechtliches Lachen des Juengeren heraufbeschwoeren koennen als ein erleichtertes Seufzen. Aber dies waren nicht Ji-Yongs Gedanken. Nachdem er seinen Traenen endlich erlaubt hatte zu fliessen, hatte er sich bereits dazu entschieden, Seung-Hyun zu verzeihen. Trotz des wiederkehrenden Gefuehls der Erniedrigung haette er es ertragen. Fuer ihn.

Doch nun spuerte er dessen Hand derart zaertlich. Dessen Stimme ruhig und klar. Ji-Yong verstand kaum, was geschehen war. Er wusste nur, dass sein Herz noch raste. Aber Angst war nicht der Grund.

Er oeffnete die Augen und liess seinen Blick ins Leere fallen. Jeder seiner Sinne richtete sich auf den Koerper des anderen. Seung-Hyuns Beruehrung, sie war warm. Waehrend dieser zu sprechen begann, horchte er wieder auf.
 

“Ji-Yonga, was soll ich tun? Sag es mir...sobald du vor mir stehst, kann ich mich nicht mehr beherrschen. Eine Zeit lang dachte ich, ich koennte so leben, aber...ich werde verrueckt.“

Der Aeltere nahm wahr, wie sein Gegenueber sich leicht regte. Es machte ihn nervoes, dessen Gesicht nicht sehen zu koennen, nicht zu wissen, was dieser dachte. Wiederum gab es ihm aber auch den Mut, weiterzusprechen. Seung-Hyun wurde bewusst, dass er bereits zu weit gegangen war und trotzdem war Ji-Yong noch hier. Er hatte nichts mehr zu verlieren.

Vorsichtig beugte er sich zu den Schultern des Juengeren herunter, wobei seine Hand sanft ueber dessen Oberarm glitt. Er erfuehlte die angespannten Muskeln unter der Haut und glaubte auch, den schnellen Takt von dessen Herzen wahrzunehmen. Seine Augenlider senkten sich halb herab, unter dem suessen schweren Parfuem, das Ji-Yongs Koerper verstroehmte.
 

“Ich will dir nicht weh tun. Niemals. Aber wenn du vor mir stehst und laechelst, dann will ich dich umarmen. Ich...ich will es so sehr, dass mein gesamter Koerper schmerzt, wenn ich den Wunsch zurueckdraenge. Es tut sehr weh, dich zu lieben.“

Mit diesen letzten Worten widmeten sich seine Lippen wieder liebkosend der zarten Haut ueber Ji-Yongs Schulterblatt. Die Beruehrung liess ein Kribbeln entstehen, welches sich die Wirbelsaeule des Juengeren hinaufschlich und in seinem Nacken muendete. Ji-Yong konnte fuehlen, wie sich die feinen Haeaerchen an diesem Punkt aufrichteten und Seung-Hyuns warmer Atem angenehm vertraut ueber seinen Koerper strich.

Die Furcht, die ihn zuvor beherrscht hatte, schwand. Der boese Traum war vorrueber und mit ihm der Gedanke an jede Fessel, die ihn hielt.

Warum hatte er derart lang gewartet?

Warum hatte Seung-Hyun nicht bereits frueher gestanden?

Viel frueher...

Er rollte sich auf den Ruecken, was den Aelteren dazu brachte, von ihm abzulassen. Sein Blick fiel in dessen Augen und verlor sich darin. Ji-Yong liess seine Fingerspitzen ueber die kraeftigen Arme hinaufwandern, welche sich zu beiden Seiten seines Oberkoerpers abstuetzten. Dann senkte sich sein Blick und er betrachtete die schmalen Lippen seines Gegenuebers.
 

“Ich will, dass der Schmerz aufhoert.“, fluesterte er.

Was danach geschah, verlor sich in seiner Erinnerung. Seung-Hyuns Lippen legten sich ohne das geringste Zoegern auf die seinen und dessen Zunge spaltete sie, um seinen Speichel zu kosten. Der Juengere spuerte Verlangen nach Naehe in sich aufwallen. Seine Arme wurden von dem Stoff, der sie noch immer umwickelte, befreit, so dass er sie endlich um die breiten Schulter schlingen und Seung-Hyun an sich ziehen konnte. Dieser begann ein weiteres Mal, den schlanken Koerper zu erkunden und entlockte dem anderen nun statt Traenen wohliges Stoehnen und erregtes Keuchen. Er entledigte sich seines Shirts und entbloesste Ji-Yong so wie sich selbst bald vollstaendig. Der Blick seines geliebten Freundes war verklaert. Dieser ergriff seine Schultern und zog ihn wieder zu sich heran. Um dessen Haut auf der seinen zu spueren, presste er den Aelteren fest an sich und spreizte die Beine. Er schloss geniessend die Augen, als die Beruehrungen inniger wurden. Erfuehlte nur noch, wie die Zunge des anderen ihn zaertich streichelte, was ihm wieder und wieder ein wollluestiges Stoehnen entlockte.

Wenige Minuten spaeter rieben ihre schweissbedeckten Koerper lustvoll aneinander. Seung-Hyun hatte sein Gesicht in Ji-Yongs Halsbeuge vergraben, keuchend unter der Anstrengung und Erregung, welche ihn ergriffen hatten. Die duennen Glieder des Juengeren hatten sich haltsuchend um ihn geschlungen und dessen Fingerspitzen gruben sich schmerzhaft in seinen Ruecken. Aber dieser Schmerz hatte keine Bedeutung, nun wo jeder andere verschwunden war.

Ji-Yong lag in seinen Armen, sprach ein ums andere Mal seinen Namen aus und Seung-Hyun liebte es, dessen suesser Stimme zu lauschen.

Den bebenden Koerper in seiner Umarmung gefangen haltend, ihn mit Wonne zum Hoehepunkt treibend, verspuerte er eine Ekstase, von der er wollte, dass sie niemals endete.
 

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Seit er erwacht war, hatte Seung-Hyun nichts anderes tun koennen, als das Gesicht seines Freundes zu betrachten, welcher noch immer friedlich schlief. Ji-Yong hatte in dieser Nacht so nah bei ihm gelegen, dass es gewirkt hatte, als wuerde er sich nie wieder von ihm loesen. Nachdem vor einigen Stunden dessen letzter Schrei verklungen war, hatten sie beide, noch zu sehr von den unwirklichen Geschehnissen berauscht, kein Wort mehr gesprochen. Der Juengere war einfach schwer atmend neben ihm eingeschlafen. Und auch er selbst war von seiner Erschoepfung uebermannt worden. Erst als er die Augen im ersten Morgengrauen wieder oeffnete, war ihm aufgefallen, dass das Flurlicht noch immer brannte.

Da Ji-Yong wohl noch fuer eine Weile dem Schlaf verfallen sein wuerde, wandte sich der Aeltere vorsichtig aus dessen Umklammerung und kam auf die Beine. Leicht froestelnd trat er ans Fenster und warf einen ueberraschten Blick hinaus. Es hatte geschneit und das Grau, welches den Himmel in den letzten Wochen regiert hatte, war einem sanften Hellblau gewichen.

Ji-Yong murmelte hinter ihm. Da Seung-Hyun aufgestanden war, lag er nun im Sonnenlicht. Der Aeltere laechelte ueber den unschuldigen Anblick und schloss die Vorhaenge. Danach setzte er einen Kuss auf die heisse Wange des Schlafenden.
 

“Ji-Yonga...“, fluesterte er leise, "Schlaf schoen.“

Dann verliess er den Raum, um duschen zu gehen.
 

Es war nicht lang danach, das Ji-Yong selbst erwachte. Der Geruch von frisch gebruehtem Kaffee drang in seine Traeume und loeste sie auf. Er oeffnete die Augen und entdeckte vor sich auf dem Nachttisch eine dampfende Tasse. Muehsam richtete er sich auf, waehrend er sich mit seinen langen Fingern durch das verworrene Haar fuhr. Seine gesamten Glieder waren steif und schmerzten, aber er bereute den Grund fuer diesen Zustand nicht. Noch war die Sonne ausgesperrt und er konnte sich vormachen, dass der Tag noch nicht vollstaendig angebrochen war.

Seine Hand streckte sich nach der Tasse aus. Langsam kehrten die Bilder der Nacht in seinen Kopf zurueck. Sein eigenes Stoehnen klang in seinen Ohren nach genauso wie das seines Freundes. Die Stimme Seung-Hyuns war viel sanfter gewesen, als er es gewoehnt war. Dies trieb ihm ein leichtes Laecheln auf die Lippen. Als er den Griff der Tasse beinahe erreicht hatte, schlangen sich ploetzlich zwei Arme von hinten um seine Schultern und er wurde zurueckgezogen, an einen warmen Koerper. Entspannt atmete Ji-Yong aus und wandte den Kopf zur Seite, um in Seung-Hyuns dunkle Augen zu sehen. Doch dieser vergrub bereits sein Gesicht in der Halsbeuge des Juengeren, um mit Genuss einen Kuss hinein zu setzen.
 

“Guten Morgen.“, murmelte dieser daraufhin und seine raue Stimme klang verkatert. Ji-Yong lief ein angenehmer Schauer ueber den Ruecken.
 

“Morgen...“, erwiderte er den Gruß vertraeumt, wobei er mit einer Hand durch das schwarze Haar seines Freundes streichelte. Beide genossen die Naehe fuer einige Sekunden, dann entliessen ihn Seung-Hyuns Arme und er nahm nun endlich die Kaffeetasse an sich.

“Danke hierfuer.“, meinte er noch, bevor er einen grossen Schluck seine Kehle hinunterfliessen liess. Der Aeltere beobachtete aufmerksam, wie sich der Kehlkopf an Ji-Yongs schlankem Hals auf und ab bewegte. Er bemerkte ueberhaupt nicht, wie sein Blick entrueckte.
 

“Hyung?“, fragte der Juengere behutsam, als ihm dessen Gesichtsausdruck auffiel. Seung-Hyun schien ihn nicht sofort zu hoeren, weswegen er ein Stueck naeher rueckte und eine Hand an dessen Wange legte. Dieser blinzelte leicht erschrocken und bedeckte die warme Hand mit der eigenen. Dann schmunzelte er.
 

“Komm her.“, fluesterte er, woraufhin er sich mit dem Ruecken gegen die kuehle Wand lehnte und den Juengeren in eine Umarmung zwischen seine Beine dirigierte. Dieser gab keine Wiederworte und liess sich sofort gegen die waermespendende Brust sinken.
 

“Gut, dass es der Kaffeegeruch war, der mich geweckt hat. Sonst haette ich vielleicht die Befuerchtung gehabt, dass du abgehaun seist.“

Ji-Yong lachte leise und war der Ueberzeugung, dass sein Freund mit einfallen wuerde. Aber dieser blieb stumm. So verklang das Lachen allein und er wagte es nicht, sich umzuwenden. Dieser Kommentar war allem Anschein nach unpassend gewesen.

“Hyung, es tut m-“, setzte er an, aber Seung-Hyun unterbrach ihn, indem dieser eine Hand ueber seinen Mund legte. Kaum vernehmlich streichelten seine Fingerspitzen die leicht trockenen Lippen und erfuehlten den Atem, der Ji-Yongs Mund verliess.
 

“Das wuerde ich niemals tun.“, erklang seine Stimme bruechig und wehmuetig neben dem Ohr des anderen.

“Dich zu beruehren, wie ich es gestern Nacht getan habe, war kein Wunsch, den mir der Alkohol eingefluestert hatte. Aber erst als er jeden Gedanken in meinem Kopf betaeubt hat, hab ich es gewagt. Oder...ich bin wohl eher durchgedreht. Ich hab...“, setzte er noch einmal an und stockte, da er sich vor dieser Frage fuerchtete. Seine Arme schlossen sich um Ji-Yongs Schultern.

“Hab ich dir weh getan?“
 

Die Haende seines Freundes, in welchen dieser noch immer die heisse Tasse hielt, senkten sich mit dieser auf die Bettdecke. Und mit ihnen sank Seung-Hyuns Mut. Ji-Yong liess sich Zeit mit seiner Antwort. Nicht, weil er den Aelteren bestrafen wollte, sondern um ehrlich sein zu koennen. Alles, was von dieser Nacht in seiner Erinnerung zurueckgeblieben war, waren seine Gefuehle und Seung-Hyuns Gestaendnis. Da war kein Schmerz, der sich in ihn gebohrt hatte, lediglich die rasende Angst, vor den erzwungenen Beruehrungen. Doch sie hatte ihn nicht zerrissen.

Seung-Hyun liebte ihn. So sehr, dass er den Verstand verlor. Wie koennte er nicht gluecklich sein? Seicht schuettelte der Juengere den Kopf, was eine schwere Last vom Herzen seines Freundes nahm.
 

“Ich hatte Angst, du wuerdest mir weh tun. Aber das wuerdest du nie. Niemals freiwillig. Ich hab dich gezwungen, dich so zu verhalten.“
 

“Wie kommst du darauf?“

Dass er getrunken hatte und kurz davor gewesen war, der Person, die er liebte, etwas Grauenvolles anzutun, war sein eigener Verdienst gewesen. Dies ging Seung-Hyun durch den Kopf, waehrend er Ji-Yong lauschte. Warum gab der Juengere sich nun die Schuld. Es sei denn...

“Wie lange ahnst du es schon?“
 

“Seit...einiger Zeit.“, antwortete Ji-Yong vorsichtig. Seung-Hyun nickte, auch wenn der andere es nicht sehen konnte.
 

“So lang also schon.“

Der Aeltere stiess seinen Atem schwer gegen den Nacken vor sich aus und liess seinen Kopf nach hinten sinken. Seine Umarmung lockerte sich und verliess den Oberkoerper Ji-Yongs. Dieser fuehlte sich ploetzlich hilflos, weshalb er sich noch fester an die Tasse zwischen seinen Haenden klammerte.
 

“Ich muss ja wie ein absoluter Idiot ausgesehen haben. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, es zu verstecken.“
 

“Nein, das hast du nicht...nicht immer.“, fuegte Ji-Yong leise hinzu, wobei er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Erinnerungen an zufaellig erscheinende Beruehrungen kehrten zu ihm zurueck und keine davon war ihm jemals unangenehm gewesen. Jedoch hatte Seung-Hyun nach jeder Umarmung, jedem Streicheln seine Augen niedergeschlagen und eine Entschuldigung gemurmelt. Mit einer tiefen von Verlegenheit gepraegten Stimme.

Er betrachtete sein eigenes Gesicht auf der Oberflaeche der schwarzen Fluessigkeit. Winzige Wellen, durch seinen Puls verursacht, liessen es verschwimmen. Seitdem ihn zum ersten Mal eine Ahnung von Seung-Hyuns Gefuehlen ueberkommen hatte, hatten sich Glueck und Unglueck ueber diese Vermutung in seinem Herzen abgewechselt. Noch immer fiel es ihm schwer, sich fuer eine Seite zu entscheiden, aber Ji-Yong wusste, dass er in dieser Nacht, als sein Freund ihn letztlich von seiner Ungewissheit erloest hatte, sehr gluecklich gewesen war.

“Hyung, bitte denk nicht darueber nach.“
 

“Das zu sagen, faellt dir leicht, aber ich fuehle mich wie ein Narr. Du hast mich im Dunkeln gelassen. Warum?“, fragte er leise. Ji-Yong schuettelte den Kopf ueber diese Frage. In seinem Magen zog sich etwas zusammen und er schnappte lautlos nach Luft.
 

“Hast du nicht auch ein Geheimnis daraus gemacht?“

Darauf erhielt er keine Antwort, weshalb er fortfuhr.

“Hyung, lass uns das einfach vergessen.“
 

Eine Hand legte sich auf seinem Kopf nieder und begann sein Haar zu durchkaemmen. Es war nur eine einfache Geste, aber sie brachte Ruhe in ihre Gemueter. Seung-Hyun entspannte sich wieder durch das Spiel mit den weichen dunkelbraunen Straehnen des Juengeren. Nicht mehr ueber das Vergangene nachzusinnen, war mit Sicherheit das Beste. Er hatte bekommen, wonach es ihn eine derart lange Zeit verlangt hatte. Warum sollte er sich weiterhin darum kuemmern, was gewesen war?

Ji-Yongs von Rage und Hilflosigkeit gepraegte Figur erschien vor seinem inneren Auge. So wie er gestern Abend nach ihrem Kuss vor ihm gestanden hatte. Er beobachtete, wie sein Freund einen Schluck aus der Kaffeetasse nahm. Seung-Hyun zeichnete den schoen geschwungenen Nacken mit einer Fingerspitze nach, was den Juengeren unterdrueckt auflachen liess. Er verschluckte sich am Kaffee und spuckte ihn beinahe auf die Bettdecke.
 

“Lass das!“, beschwerte er sich und wandte sich zum Aelteren um. Dieser grinste ihm herausfordernd entgegen.
 

“Na, was willst du?“
 

“Eine Entschuldigung.“, entkam es Ji-Yongs Mund und Seung-Hyun wusste genau, was dieser damit meinte. Ohne ihre Blicke zu trennen, entwandte er ihm die Tasse und stellte sie auf den Nachttisch zurueck. Sofort fanden sich die Haende des Juengeren auf seinen nackten Schultern und er erhob sich in eine knieende Position. Nun war er es, der sein Gegenueber von oben herab betrachtete. Noch immer waren sie beide voellig unbekleidet. Es reizte Seung-Hyun sehr den Juengeren auf diese Art vor sich zu sehen und als dessen Gesicht sich dem seinen zu naehern begann, legten sich seine Haende fest auf dessen Hueften nieder, erfuehlten begierig die Knochen unter der Haut. Sein Herz begann bereits wieder in einem unkontrollierten Rhythmus zu schlagen und er malte sich aus, wie er Ji-Yong ein weiteres Mal verfuehren koennte. Nun wuerde ihm dieses Unterfangen zumindest keine Schwierigkeiten mehr bereiten.

Ji-Yong selbst haette sich auch mit Freude wieder den Beruehrungen des anderen hingegeben. Dessen Haende auf ihm brachten sein Blut dazu, durch seine Adern zu rasen.

Leider jedoch unterbrach sie ein stoerender Laut.

Er wusste vom ersten Moment an, dass es sein Handy war, welches ein ihm wohlbekanntes Lied vom Wohnzimmer her zu ihnen herueberschickte. Es war ihre Debutsingle.

Seung-Hyun konnte beobachten, wie Ji-Yongs eben noch verschleiert entspannter Blick, in welchem eine gewisse Vorfreude gelegen hatte, sich wandelte. Ein weiteres Mal nervoes und mutlos erschien. Das Herz seines Freundes wurde schwer. Er konnte es fuehlen.

Ploetzlich loesten sich dessen Haende von seinen Schultern und er legte sie um seine Handgelenke. Mit sanfter Gewalt entfernte er Seung-Hyuns Haende von seinen Hueften und machte Anstalten, das Bett zu verlassen.
 

“Wo willst du hin?“, fragte dieser verstaendnislos, dabei packte er den Arm des anderen und hielt ihn auf. Der Juengere wandte sich unsicher zu ihm um, ein nervoeses Laecheln auf den Lippen.
 

“Hyung, das ist mein Handy. Ich muss nachsehen, wer mich anruft.“

Beilaeufig versuchte er sich aus dem Griff seines Freundes zu befreien, aber dieser liess nicht locker.
 

“Bitte bleib hier. Wir haben frei, also ist es bestimmt nicht wichtig.“
 

“Aber was, wenn doch?“

Es war sein letztes Aufbegehren, doch Seung-Hyun blieb standhaft. Er wuerde ihn nicht gehen lassen. Mit einem Ruck brachte er Ji-Yong wieder in seine Arme. Auch als dieser sich wehrte, hielt er ihn bei sich. Er legte seine Haende ueber dessen Ohren und presste den Juengeren an sich.
 

“Bitte hoer einfach nicht hin. Nur...nur fuer diese zwei Tage. Ab Montag ist alles wieder normal. Also gib mir bitte diese zwei Tage.“, flehte er ihn eindringlich an. Und Ji-Yong hielt inne. Hielt still und horchte dieser Bitte. Er wollte sie erfuellen. Nichts lieber als fuer zwei Tage in einer Welt zu weilen, die Seung-Hyun fuer ihn erschuf. Seine Augenlider pressten sich fest aufeinander und er gebrauchte all seine Kraft, um die Toene der Aussenwelt fernzuhalten. Seine Haende hoben sich und legten sich ueber Seung-Hyuns, um diese noch fester auf seine Ohrmuscheln zu druecken. Das Rauschen in ihnen wurde lauter und ueberdeckte alles andere. Er spuerte wie sein Herz sich beruhigte und als die Haende des Aelteren wieder sanken, hatte das Lied aufgehoert zu spielen.
 

“Ist es vorbei?“, fragte Ji-Yong vorsichtig und sah sich um, als koenne er erkennen, ob die Luft rein war.

Aber es gab nichts mehr, was sie noch stoeren konnte. Und da Seung-Hyun sich dessen sicher war, begrub er den schmalen Koerper ein weiteres Mal unter dem seinen, mit dem Entschluss im Herzen, ihn fuer die versprochene Zeit nicht mehr gehen zu lassen.
 

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“Irgendwas ist anders.“
 

“Ja, irgendwas...“

Dae-Sung und Seung-Ri hatten die Koepfe zusammengesteckt und begonnen, wild zu spekulieren. Ueber ihre Diskussion entging ihnen daher, dass sich ihnen zwei Haende naeherten. Sie gehoerten Young-Bae, welcher mit einem teuflischen Grinsen die Koepfe der beiden packte, um sie zusammenzustossen.
 

“Aua! Hyung!“
 

“Wofuer war das?!“
 

“Dafuer, dass ihr Geheimnisse habt.“, antwortete der Aeltere, waehrend er die Arme vor der Brust verschraenkte. Dae-Sungs Gesicht nahm einen beleidigten Ausdruck an.
 

“Das ist nicht wahr. Wir wundern uns nur ueber...die beiden, die da hinten grad abnaun."

Mit diesen Worten hob sich sein Arm und er deutete in Richtung ihres Anfuehrers, welcher, dicht gefolgt von Seung-Hyun, hinter ihrem Van verschwand.

Big Bang waren fuer ein Fotoshooting der Marke 'FILA' zu einem Ort ausserhalb der Stadt gefahren und hatten nach den Gruppenfotos, endlich in eine kurze Pause gehen duerfen. Diese hatte allerdings kaum begonnen, als sich Seung-Hyun und Ji-Yong bereits gemeinsam davonschlichen. Und dies geschah nicht nur heute. Seit sie vor einer Woche in ihr Apartment zurueckgekehrt waren, hatten ihre beiden Freunde sich derartig benommen. Die Anspannung der letzten Wochen war einer suessen Geheimniskraemerei gewichen, die mit jedem Tag auffaelliger wurde. Es war somit nicht verwunderlich, dass sich nun auch ihre Juengsten begannen Gedanken zu machen. Young-Bae begruesste diese Veraenderung, aber er war zu neugierig, wie es dazu gekommen war. Seung-Hyun musste den ersten Schritt getan haben, darueber war er sich sicher.
 

“Seung-Rissi, Dae-Sungssi, ihr seid dran!“, rief eine ihrer Stylistinnen ihnen zu.
 

“Wir kommen!“, gab der Juengste zur Antwort und erhob sich, wobei er Dae-Sung am Arm mit sich zog.
 

“Strengt euch an.“, zwinkerte Young-Bae den beiden zu, bevor sie, nicht ohne mit den Augen zu rollen, im Gebaeude verschwanden. Der Zurueckgebliebene zog seine Jacke enger um sich. Das Ende des Februars rueckte schnell naeher, aber noch immer wehte ein kuehler Wind. Unstet liess er seine Augen durch die Umgebung wandern, doch hier draussen gab es nicht viel zu entdecken. Dies fuehrte letztlich dazu, dass seine Neugier den Sieg davontrug und er dem Weg folgte, den Ji-Yong und Seung-Hyun gegangen waren.
 

Young-Bae musste wahrhaftig nicht weit gehen, um die fluesternden Stimmen seiner Freunde zu hoeren, durchbrochen von Ji-Yongs gelegentlichem Gelaechter. Als er sehr vorsichtig einen Blick um die naechste Ecke warf, bot sich ihm ein Bild, dass den Beschreibungen eines Liebensromans gleichkam.

Beide standen eng umschlungen in einer Ecke des Gebaeudes. Ji-Yong hatte seine Haende in Seung-Hyuns Jacke geschoben, den Ruecken gegen das Mauerwerk gelehnt und tauschte innige Kuesse sowie suesse Worte mit dem Aelteren aus.

Dies zu beobachten brachte ihm ein Gefuehl der Erleichterung, ja, aber auch, wie Young-Bae, als er sich laechelnd abwandte, realisierte, neue Sorgen.
 

“Tse! Wenn sie nicht vorsichtiger werden, steht es bald in jeder Zeitung.“, murmelte er kopfschuettelnd und machte sich auf den Rueckweg.
 

Wenig Zeit spaeter lief er in Seung-Ri hinein. Der Juengere hockte auf dem Boden neben ihrem Van und starrte sein Handy an.
 

“Ya!“, stiess der Aeltere erschrocken aus. Doch der andere reagierte nicht, als er beinah ueber ihn stolperte. Er starrte nur weiter.
 

“Seungriya~“, versuchte Young-Bae ihn anzusprechen. Er liess sich auf die Knie sinken und beruehrte den Juengeren an der Schulter. Daraufhin hob dieser endlich den Kopf und sah ihn an. In seinem Blick lag Niedergeschlagenheit und vielleicht auch ein Abglanz unerklaerlicher Angst.
 

“Hyung...“, kam es leise aus Seung-Ris Mund.
 

“Was ist los?“, fragte Young-Bae irritiert.
 

“Ich hatte einen Anruf von Praesident Yang.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-01-08T21:43:05+00:00 08.01.2010 22:43
Ya!
Weiter!

Okay, sorry... aber der Cliffhanger ist ja mal fies... xD
Klingt extrem spannend und so niedlich...
Ich kann's mir richtig vorstellen, die beiden... *sfz*
Toll~ <3


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