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Wundersame Wandlungen

von

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15. Entscheidungen

15. Entscheidungen
 

Unruhig lief Petunia in dem Büro auf und ab. Das dunkelgraue Kostüm, das sie trug, machte sie noch blasser, als sonst. Dunkle Ringe unter ihren Augen zeugten von zu wenig Schlaf.

Dann stoppte sie, um gedankenverloren aus dem Fenster zu schauen, ohne wirklich wahrzunehmen, was sie dort sah.

Erst eine Stimme aus der Mitte des Raumes ließ sie aufschrecken.

„Mum, bitte! Setz dich doch, du machst mich ganz nervös.“

„Ja, gut.“, entgegnete Petunia und setzte sich kurz in den bequemen Sessel, der vor dem großen Schreibtisch stand, um bald wieder im Zimmer auf und ab zu laufen.
 

Besorgt schaute Melinda ihrer Schwiegermutter nach, die dies wohl bemerkte und nun fast entschuldigend sagte, „Ich bin ja so aufgeregt!“

„Das ist ja auch kein Wunder“, meinte Melinda zu ihr, „wer weiß, was du gleich zu hören bekommst.“

„Eben, “ meinte Petunia, „ Ich bin dir ja so dankbar, dass du mitgekommen bist.“

Melinda schüttelte den Kopf und sprach, „Keine Ursache. Wir sind eine Familie. Doch bitte, jetzt setz dich doch. Du machst mich noch ganz meschugge.“

Petunia versuchte ein Lächeln, welches aber eher einer Grimasse glich. Doch sie setzte sich und hing ihren Gedanken nach...
 

Vor zwei Tagen war am späten Nachmittag dieser Anruf geplatzt. Die Dursleys saßen über dem ausgebreiteten Inhalt von Petunias Koffer – Fotos, Briefe, Kinderbücher, getrocknete Blumen …Zeugen einer längst vergangenen, wie es schien meist glücklichen Kindheit.

Zwei größere Stapel waren an der Seite, einer mit Fotos, von denen Abzüge gemacht werden sollten, einer mit Briefen und anderen Schriftstücken, die kopiert werden sollten.

Emma und Ben waren mit Feuereifer dabei und löcherten ihre Großmutter mit Fragen zu dem einen oder anderen Foto, Brief oder Buch. Petunia beantwortete lächelnd und geduldig alle Fragen, bis….ja bis das Telefon klingelte…
 

„Mrs. Dursley?“

Petunia schreckte aus ihren Gedanken hoch.

„Ja, bitte?“

Samuel Powers war in das Büro gekommen. Melinda und Petunia erhoben sich, um ihn zu begrüßen.

„Guten Tag, Mrs. Dursley.“, sagte Mr. Powers und reichte ihr die Hand, „Wie geht es Ihnen?”

Petunia zwang sich zu einem Lächeln und meinte, „Na ja, es geht...“

Mr. Powers schaute Melinda an und sagte, „Wie ich sehe, haben Sie sich dieses Mal moralische Unterstützung mitgebracht?“

Petunia nickte und sagte, „Ja, meine Schwiegertochter Melinda. Ich hoffe es geht in Ordnung, wenn sie dabei bleibt?“

„Guten Tag, Mrs. Dursley.“, reichte er nun Melinda die Hand, „Ich bin Samuel Powers, der Anwalt Ihrer Schwiegermutter. Nett, dass Sie Ihrer Schwiegermutter Beistand leisten wollen.“

Melinda lächelte ihn an und meinte, „Mein Mann und ich wollten Sie dieses Mal nicht alleine lassen. Sie war ziemlich fertig nach dem letzten Termin. Aber wir befürchteten, das Dudley, also mein Mann, zu persönlich in der Sache involviert wäre, als Sohn. Er versucht, so neutral wie möglich zu bleiben, wenn gleich er das Verhalten seines Vaters natürlich nicht in Ordnung findet. Deshalb hat er mich gebeten, meine Schwiegermutter zu begleiten.“

„Das verstehe ich, aber Sie sind mir doch keine Rechenschaft darüber nötig, warum Sie Mrs. Dursley begleiten. Für mich ist es kein Problem. Falls ich meine, dass ein Unter-Vier-Augen-Gespräch mit Mrs. Dursley angebracht sein sollte, kann ich Sie immer noch bitten, kurz draußen zu warten.“

Dann schritt er hinter seinen Schreibtisch und forderte die Damen auf,

„Aber nun setzen Sie sich doch bitte wieder. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

Petunia und Melinda entschieden sich beide für Tee, den die nette Dame aus dem Vorzimmer mit etwas Gebäck einige Minuten später herein brachte.
 

„So“, begann Mr. Powers, „Dann wollen wir mal zum Anlass dieses Termins kommen.“

Er öffnete die dicke Mappe, die vor ihm lag und sprach weiter.

„Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, habe ich einige neue Erkenntnisse und auch die Unterlagen bezüglich der finanziellen Verhältnisse Ihres Mannes liegen nun vor.“
 

Melinda nahm Petunias Hand und hielt sie fest, weil diese erschreckend blass wurde.

„Ich verstehe.“, sagte Petunia nun.

Samuel Powers schaute sie besorgt an und fragte, „Ist alles in Ordnung?“

„Ja. Ich bin nur etwas aufgeregt.“, war die Antwort.

„Ok. Also den Berichten und den Fotos des Privatdetektivs Mr. Winter zufolge, scheint Mrs. Landers schon in Ihrem Haus in Little Whinging zu wohnen. Und auch an anderen Orten wird ihr Mann mit ihr gesehen. Hier sind die Fotos.“

Mr. Powers die Fotos über den Tisch, die Petunia nur flüchtig anschaute und dann an Melinda weitergab. Sie schaute sie sich kopfschüttelnd an und gab sie dem Anwalt zurück.
 

„Aber“, meinte nun Samuel Powers, „Es sind auch noch andere Fotos aufgetaucht, auf denen Mrs. Landers mit einem jungen Mann in innigen Umarmungen und so weiter zu sehen ist. Würden Sie mir bitte sagen, ob Ihnen dieser junge Mann bekannt ist?“

Wieder wurden Fotos über den Tisch gereicht. Petunia schaute kurz, schüttelte den Kopf und gab sie zurück.

„Mmmmh. Das ist nämlich interessant. Es geht ja auch darum, dass Mrs. Landers schwanger ist. Es wäre nun interessant zu wissen, ob Ihr Mann, oder dieser junge Mann der Vater des Kindes ist. Es geht schließlich um Ihre finanziellen Ansprüche, Mrs. Dursley, die falls Ihr Mann der Vater sein sollte, natürlich geringer ausfallen würden.“

Petunia schaute ein wenig verärgert und fragte, „Was heißt das jetzt für mich?“

Er schaute Petunia kurz prüfend an, um dann weiter zu sagen, „Das heißt, dass ihr Mann Alimente zahlen müsste, denn die Ansprüche des Kindes müssen berücksichtigt werden. Wir werden also einen Vaterschaftstest einfordern.“

Petunia nickte, „Ich verstehe. Also heißt es noch warten, da das Kind noch nicht geboren ist.“

„Richtig!“, bestätigte der Anwalt, „Es ist also durchaus möglich, dass Ihre Unterhaltszahlungen sich verringern, wenn sich herausstellt, dass Ihr Mann der Vater des noch ungeborenen Kindes ist. Doch vorläufig stehen Ihnen monatlich ca. 3.770 Pfund zu, nach Prüfung der finanziellen Gegebenheiten Ihres Mannes. Das Vermögen wird 60 zu 40 für Sie aufgeteilt.“

Petunia war überrascht und fragte, „Ist das Ihr Ernst?“

Auch Melinda war überrascht, sagte aber nichts, sondern tätschelte ihr aufmunternd die Hand.

Petunia überlegte kurz und wandte sich dann an Mr. Powers, „Das hört sich ja recht gut an. Wird denn die Gegenseite von mir nicht fordern, mir eine Arbeit zu suchen, um für meinen Lebensunterhalt selbst zu sorgen?“

Mr. Powers antwortete, „Das ist durchaus möglich. Doch es geht auch darum, dass sie nicht zu viele Abstriche von ihrem bisherigen Lebensstandard machen müssen, nur weil ihr Gatt nach fast 40 Jahren Ehe dem….ähm….Jugendwahn verfallen ist und sich eine junge Geliebte angeschafft hat. Sie hatten mir ja erklärt, dass Sie auf Wunsch Ihres Mannes keinen Beruf ausgeübt haben. Sie haben alles getan, um Ihrem Mann den Rücken freizuhalten und er seine Karriere aufbauen konnte. Außerdem sind sie fast sechzig Jahre alt, und ich meine es ist nicht zu erwarten, dass jemand von Ihnen verlangt, nun noch zu arbeiten. Deshalb denke ich, das durchaus gute Chancen bestehen, dass wir mit unserer Forderung durchkommen.“

Melinda knuffte Petunia triumphierend grinsend in die Seite und zwinkert ihr zu. Petunia lächelte zaghaft zurück und drückte die Hand ihre Schwiegertochter. Der Anwalt registrierte das mit einem Schmunzeln und sprach weiter, „Glauben Sie mir, wir hatten schon sehr viel schwierigere Fälle, als Ihren.“
 

„Dann wäre da noch das Haus in Little Whinging und das Ferienhäuschen auf Mallorca.“, wandte Mr. Powers nun ein. „Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie auf Auszahlung Ihres Anteils am Haus verzichten, wenn Ihr Mann Ihnen das Häuschen auf Mallorca überlässt?“

„Ja, so ist es.“, bestätigte Petunia, „Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder in diesem Haus zu wohnen, nach dem diese….Außerdem möchte ich gern in der Nähe meines Sohnes wohnen?“

Melinda, die bisher kaum etwas gesagt hatte, reagierte sehr erfreut darauf, und beeilte sich zu versichern, „Das wird die Kinder freuen. Wir finden bestimmt bald eine kleine Wohnung für dich oder du bleibst einfach bei uns.“ Petunia schenkte Melinda ein dankbares Lächeln und wandte sich nun wieder an den Anwalt, „Wie lange wird es denn dauern, bis die Scheidung durch ist?“
 

Mr. Powers schaute Petunia aufmerksam an und antwortete, „Wenn wir auf Zerrüttung der Ehe klagen, dann ist eine Trennungszeit von mindestens zwei Jahren vorgesehen.“

Petunia und Melinda schauten ihn entsetzt an. „So lange…?“

Mr. Power hob beruhigend die Hand und erklärte, „Da bei Ihnen aber offensichtlich und beweisbar“,

er tippte auf die Mappe, „Ehebruch vorliegt, würde ich Ihnen raten, wie schon bei unserem letzten Termin, auf Scheidung der Ehe wegen Ehebruchs zu klagen. Die Ehe kann dann innerhalb von kurzer Zeit geschieden werden.“

Petunia schaute ihre Schwiegertochter fragend an, die abwehrend die Hände hob und sagte,

„Petunia, ich bin nur als moralischer Beistand hier. Die Entscheidungen musst Du selbst treffen. Aber ich an Deiner Stelle würde es tun. Doch das kann und soll nur ein Rat sein. Ich möchte mir später nicht vorwerfen lassen, dich dazu gedrängt zu haben. Die Entscheidung kann und will ich Dir damit nicht abnehmen.“

Dann straffte sich Petunia und entschlossen gab sie ihrem Anwalt die Erlaubnis, die Scheidungsklage auf Ehebruch einzureichen.

„In Ordnung“, meinte nun Samuel Powers, „Das hatte ich gehofft und schon die Papiere dafür vorbereitet. Ich möchte Sie dann bitten, den Antrag in Ruhe durchzulesen und dann zu unterschreiben.“

Damit reichte er ihr einen Briefumschlag und fragte, „Haben Sie sonst noch Fragen?“
 

Petunia schüttelte den Kopf, stand auf und sagte, „Ich denke, wir haben Ihre Zeit schon lange genug in Anspruch genommen. Im Moment habe ich keine weiteren Fragen.“

Mr. Powers hatte sich nun auch erhoben, ebenso wie Melinda und antwortete,

„Nun, wenn keine weiteren Fragen im Moment anliegen, möchte ich mich von Ihnen verabschieden und Ihnen noch einen schönen Tag wünschen.“ Damit reichte er beiden die Hand und geleitete sich noch zur Tür.
 

***
 

„Wohin gehen wir?“, fragte Petunia ihre Schwiegertochter. Doch die lächelte nur geheimnisvoll und antwortete, „Lass dich überraschen!“

Sie hakte sich bei ihrer Schwiegermutter ein und lief mit ihr auf die belebte Innenstadt von Oxford zu.

Die Auslagen des einen oder anderen Geschäftes bewundernd hielten sie schließlich vor einem Friseursalon mit dem wohlklingenden Namen „Art on Hair“.

Melinda nahm beide Hände ihrer Schwiegermutter in ihre und erklärte, „Mum, nach dem nun weniger erfreulichen Teil des heutigen Tages, dachte ich mir, dass wir uns nun etwas Wellness gönnen sollten. Ich habe für uns beide einen Termin gemacht. Wir bekommen eine komplette Beratung mit Kopfmassage und so weiter.“ Sie atmete tief durch und schaute Petunia an, der die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand. „Nun, was hältst Du davon?“

Petunia antwortete, „Mir fehlen die Worte. Was kommt sonst noch heute?“

Melinda grinste schelmisch und sagte, „Wenn wir nicht zu spät fertig werden, gehen wir noch essen. Aber ich verrate nicht wo, sonst lehnst du sofort ab.“

Petunia zog die Augenbrauen hoch, und murmelte, „Wo das wohl sein mag….?“

„Lass dich überraschen!“, kam es von Melinda.

„Diese Antwort hatte ich irgendwie erwartet!“, antwortete Petunia.

Dann gingen beide in den Salon. Melinda ging auf die attraktive Dame an der Kasse zu und sagte,

„Guten Tag. Ich hatte heute Morgen einen Termin ausgemacht. Zweimal Dursley.“

Die Dame schaute in ihrem Terminbuch nach und sagte dann, „Ja, hier steht es.“

Sie schaute nun auf und meinte dann weiter, „Bitte setzten sich dort drüben noch einen Moment. Ich sage den Damen Bescheid, die sich um Sie kümmern werden.“
 

Etwa zehn Minuten später kamen zwei junge Frauen auf Melinda und Petunia zu, die sich als Amanda und Susan vorstellten. Melinda ging mit Susan und Petunia mit Amanda.
 

Eine gute Stunde später saß Melinda wieder im Wartebereich, um auf ihre Schwiegermutter zu warten, da sie schon fertig war. Sie hatte sich die Spitzen schneiden und Strähnchen machen und danach eine attraktive Hochsteckfrisur machen lassen.

„Oooh mein Gott!!“, sagte Melinda nun mit weit aufgerissenen Augen, als sie Petunia auf sich zukommen sah.

Petunia, sich der überraschenden Wirkung bewusst, strahlte ihre Schwiegertochter an und meinte, „Wenn schon, denn schon!“

Petunia trug nun eine flotte Kurzhaarfrisur, frech und fransig. Ihr schmales Gesicht kam so besser zur Wirkung. Außerdem hatte sie sich die Haare färben lassen in einem schönen Mahagoni-Ton.

„Ist schon klar…“, kam es von Melinda zurück, „Aber gleich so radikal?“ Dann forderte sie Petunia auf, „Komm, lass dich anschauen. Dreh dich mal!“

Die tat ihr, immer noch strahlend, den Gefallen und Melinda meinte anerkennend, „Das sieht echt gut aus. Gewöhnungsbedürftig, aber echt gut!“

Melinda bezahlte für beide und erklärte, als Petunia protestierte, „Das ist ein Geschenk von Dudley und mir. Du hast gerade eine nicht so leichte Zeit und wie wir meinen ein kleines Trostpflaster nötig.“

Dann hakte sie sich wieder bei Petunia ein und verließ mit ihr den Salon.

Vor der Tür fragte Petunia, „Gehen wir nun zum Auto?“

Melinda antwortet mit einem Blick auf die Uhr. „Es ist noch nicht so spät, da können wir noch essen gehen.“

Petunia schaute skeptisch, „Auf zur nächsten Überraschung also?“

„Genau!“, grinste Melinda, „Komm, gehen wir! Es ist nur zwei Strassen weiter von hier.“
 

***
 

„Sushi??!!“, fragte Petunia fast entsetzt. Sie standen vor einem mittelgroßen Laden, mit dem Schild „Fu Ji – Dreh-Sushi-Restaurant“.

„Ja, Sushi!“, antwortete Melinda, „Das schmeckt so lecker, musst du unbedingt mal probieren.“

„Aber das ist doch roher Fisch!“, meinte Petunia.

„Nicht nur“, widersprach Melinda ihr, „die Sushi gibt es auch mit Gemüse, gebratenem Fleisch oder geräuchertem Fisch….z. B. Lachs. Außerdem gibt es auch andere Leckereien aus der asiatischen Küche.“

„Na, wenn du meinst.“, sagte Petunia nun, immer noch nicht wirklich überzeugt.

„Ja, meine ich.“, antwortete Melinda und zog sie mit in das Restaurant.
 

Melinda wandte sich an einen der Servicekräfte und bat um zwei freie Plätze.

„Aber gern, meine Dame. Bitte suchen Sie sich einen schönen Platz aus.“, sagte der junge Mann und wies auf die freien Plätze an einem langen Laufband. Nur wenige Tische waren um diese Zeit besetzt.

„Möchten Sie a la carte speisen oder nehmen Sie das Mittagsbuffet?“ fragte der freundliche junge Mann. Melinda antwortete, „Wir nehmen das Mittagsbuffet.“
 

Nun wurde die noch immer zögerliche Petunia wurde von Melinda einfach mitgezogen.

„Dort ist ein schöner Platz.“, meinte sie und ging auf einen Vierer-Tisch in der Mitte des Laufbandes zu. Sie setzten sich einander gegenüber. Vor ihnen auf dem Tisch waren Essstäbchen und Teller mit einer schön gefalteten Serviette, sowie kleine Schüsselchen. In der Mitte des Tisches standen mehrere Fläschchen mit der Aufschrift Soja-Sauce. Petunia nahm das alles mit skeptischem Blick auf und schaute Melinda fragend an.

Nun erklärte Melinda ihrer Schwiegermutter, wie das mit dem Dreh-Sushi funktioniert.

„Auf dem Laufband siehst du verschiedene Sachen vorbeilaufen, Sushi-Röllchen, Suppen, Nudeln und so weiter. Du öffnest einfach das kleine Türchen da links neben dir, wenn dir etwas zusagt und nimmst es heraus.“ Dann sah Melinda ein kleines Tellerchen mit California Rolls auf sich zukommen, schob das kleine Türchen rechts neben sich auf, nahm das Tellerchen heraus und sagte zu Petunia.

„Siehst Du, so macht man das.“ Dann nahm sie die Soja-Sauce und goss davon etwas in das Schüsselchen neben ihrem Teller. Sie schaute wieder auf das Laufband und sagte dann,

„Ah, da kommt ja Wasabi!“. Sie öffnete das Türchen und nahm das Schüsselchen mit einer ordentlichen Portion Wasabi heraus.

„Das reicht für uns beide.“, meinte Melinda, „Das ist nämlich höllisch scharf. Japanischer Meerrettich, weißt du?“

Petunia schüttelte den Kopf.

„Also“, erklärte Melinda nun weiter, „Du nimmst noch etwas Wasabi und gibst es zu der Soja-Soße, dann mischt du es ordentlich durch und dann kannst du auch schon essen.“

Nun nahm Melinda ihre Essstäbchen in die Hand, um danach geschickt eines der Röllchen damit aufzunehmen, in die Soße zu tunken und dann genüsslich in den Mund zu schieben.

„Mmmmhh…lecker!“ Sie forderte ihre Schwiegermutter auf, es auch zu probieren.

„Falls du mit den Stäbchen nicht klar kommst, kannst du auch die Finger benutzen. Sushi ist Fingerfood und keiner wird es dir übel nehmen. Oder wir bestellen eine Gabel für dich. Aber erst einmal solltest du es probieren.“

Petunia antwortete, „Mit den Stächen komme ich schon klar. Wir haben ja immer ganz gerne asiatisch gegessen, nur eben Sushi nicht.“

„Höchste Zeit, es einmal zu probieren. Du wirst es nicht bereuen. Dudley habe ich vor einigen Jahren auch erfolgreich davon überzeugt. Der hatte sich genauso gesträubt.“

Petunia seufzte, „Nun gut, dann will ich es einmal probieren.“

Sie schaute auf das Laufband und meinte, „Oh, da kommen auch solche Röllchen, wie du sie gerade hattest, Melinda. Dann will ich mal zugreifen.“

Doch sie öffnete einen Moment zu spät dem Türchen und der Teller lief vorbei. Petunia schaute etwas ratlos hinterher.

„Mach dir nichts draus“, hörte sie Melinda sagen, „Das ging mir am Anfang auch so. Es wird nicht lange dauern, dann kommen wieder diese California Rolls.“

Petunia nickte verstehend, während sie auf das Laufband achtete. Nun öffnete sie etwas eher das Türchen, als sie die Röllchen wieder auf sich zulaufen sah. Sie tat es ihrer Schwiegertochter gleich und tauchte die Röllchen in die Soja-Sauce und war überrascht, wie gut es ihr schmeckte.

„Das ist wirklich lecker.“, bestätigte sie ihrer Schwiegertochter, „Du hattest Recht, es war höchste Zeit, es einmal zu probieren.“

„Sag ich doch.“ antwortete Melinda erleichtert, „Und das Gute daran ist, dass man soviel essen kann, wie man will.“
 

Eine knappe Stunde später waren beide knudeldicke satt und tranken zum Abschluss noch einen Kaffee.

Petunia gab etwas Milch und Zucker in ihren Kaffee und rührte ihn nachdenklich um.

Dann wandte sie sich an Melinda und sagte,

„Melinda, ich wollte mich bei dir bedanken, dass du mich heute begleitet hast. Es war schon etwas leichter, jemanden dabei zu haben. Und vielen Dank auch für den schönen Tag, den du mir mit deinen Überraschungen bereitet hast, trotz des traurigen Termins heute Morgen.“

Melinda lächelte ihre Schwiegermutter an, „Keine Ursache. Wir sind doch eine Familie. Ich freue mich, dass mir die Überraschungen gelungen sind. Aber nun sollten wir langsam wieder nach Hause fahren. Heute Abend habe ich ja noch diese Hochzeitsgesellschaft.“

„Ja, lass uns gehen.“, sagte Petunia, „Aber bitte, lass mich dir heute helfen. Du hast doch sicher noch einiges vorzubereiten für heute Abend?“

Melinda antworte, „Du kannst mir gerne helfen, aber das Essen sollte im Grossen und Ganzen fertig sein. Vieles war schon vorbereitet und den Rest hat meine Angestellte erledigt. Auf sie kann ich mich wirklich verlassen. Doch heute Abend kann ich Hilfe gut gebrauchen. Schließlich muss das Buffet noch aufgebaut werden.“

Sie bezahlten und verließen das Restaurant in Richtung Parkhaus.
 

***
 

Als Dudley am Nachmittag von der Arbeit kam, saß Melinda alleine am gedeckten Kaffeetisch. Er gab seiner Frau einen Kuss und sagte,

„Hallo, mein Schatz!“ Dann schob er Melinda ein wenig von sich, um die neue Frisur zu betrachten, um dann anerkennend zu sagen,

„Wie ich sehe, war der Besuch beim Friseur wieder sehr erfolgreich….Mmmh …sieht ziemlich kompliziert aus.“

Melinda lächelte dankbar und antwortete, „Ist aber relativ einfach. Aber warte erst einmal ab, bist du deine Mum siehst“

„Wieso?“ fragte Dudley amüsiert, „Hat sie nun eine Glatze? Wo ist sie überhaupt? Und wo sind die Kinder?“

Melinda verdrehte die Augen und antwortete, „Natürlich hat sie keine Glatze! Sie hat sich einen Moment hingelegt, weil sie mir heute Abend helfen will. Du weißt schon bei der Hochzeitsgesellschaft. Ja, und die Kinder sind mal wieder mit ihren Freunden unterwegs.“

Dudley nickte, „Ok. Und wie ist es gelaufen?“
 

„Im Grossen und Ganzen recht gut“, antwortete Melinda, „deine Mum wird die Scheidung einreichen und auf Ehebruch klagen. Finanziell sieht es auch nicht schlecht aus für sie.

Ich denke, sie kann ganz zufrieden sein, wenn alles so kommt, wie Mr. Powers es uns erklärt hat.“

Dudley nickte verstehend und sagte, „Gut, dann wollen wir mal das Beste für Mum hoffen. Aber was hatte Mr. Powers denn für neue Erkenntnisse über Dad?“

Melinda holte tief Luft und antwortete, „Diese Mrs. Landers wohnt allem Anschein nach schon in eurem Haus. Und es sind Fotos aufgetaucht, die Mrs. Landers in inniger Umarmung mit einem anderen Mann zeigen. Mr. Powers rät deiner Mutter, einen Vaterschaftstest zu beantragen, ob dein Vater tatsächlich der Kindsvater ist.“

Dudley schaute ungläubig, „Kann man das so einfach beantragen?“

Melinda antwortete, „Mr. Powers meint ja, da es ja um ihre Unterhaltsansprüche ginge, die durch ein zweites Kind deines Vaters geringer ausfallen würden. Schließlich muss das Kind ja auch versorgt sein.“
 

Melinda schaute auf die Uhr, stand auf und sagte zu Dudley

„Der Kaffee steht schon fertig in der Küche. Ich gehe zu Petunia, sie wollte um die Zeit geweckt werden. Bis gleich.“

„Ja, bis gleich.“, sagte Dudley und ging in die Küche, um den Kaffee zu holen.
 

„Guten Tag mein Sohn.“, hörte Dudley kurz darauf seine Mutter sagen. Er drehte sich zu ihr um und seine Kinnlade fiel nach unten, unfähig ein Wort zu sagen.

Petunia und Melinda grinsten amüsiert und sagten, „Überraschung gelungen?“

Dudley nickte heftig und stotterte, „Doch….ja ….also wirklich.“ Dann riss er sich zusammen und sprach wieder in zusammenhängenden Sätzen.

„Kompliment Mum! Du siehst um Jahr jünger aus!“ Er zog eine entschuldigende Grimasse und sagte weiter, „Und entschuldige bitte mein Gestammel. Es war doch eine sehr, wirklich sehr überraschende Veränderung…….ähmm, wenn auch gelungen.“

Er breitete die Arme aus und drückte sie herzhaft um dann scherzhaft zu sagen,

“Melinda, ich befürchte, wir können uns in Kürze kaum vor Verehrern meiner Mum retten!“

Melinda lächelte dazu und meinte dann etwas ernster, „Ich glaube kaum, dass ihr im Moment der Sinn nach anderen Männern steht.“
 

„Nein, nicht wirklich.“, antwortete Petunia nun selbst. „Aber ich wollte auch noch etwas mit euch besprechen.“

„Oh, das hört sich ernst an!“, meinte Dudley nun.

„Dudley, Melinda….ich bin sehr froh, dass ich hier vorläufig eine neue Bleibe gefunden habe, aber ich möchte nun doch nach etwas eigenem schauen. Eine kleine Wohnung, oder ein kleines Häuschen oder so.“ Sie schaute etwas verlegen zu den beiden, die verstehend nickten.

Dann fuhr sie fort, „Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir bei der Suche helfen würdet. Vielleicht ist ja hier in der Nähe etwas frei….?“

„Sicher, helfen wir dir.“, antwortete Dudley, „Aber du kannst auch noch ein Weilchen bei uns bleiben.“

„Ja, ich weiß.“, versicherte Petunia, „Aber ihr solltet euer Leben leben und ich meines. Natürlich wäre es schön, wenn wir uns auch weiterhin am Leben des jeweils anderen teilhaben lassen.“

„Ja, natürlich.“, sagte Dudley.

„Und noch etwas, Melinda“, sagte Petunia und schaute ihre Schwiegertochter an. „Ich würde gern von deinem Angebot Gebrauch machen und ab und zu in deiner Firma arbeiten. Nicht als Vollzeitjob, aber als Aushilfe. Du weißt, wie gerne ich koche.“

Melinda freute sich und antwortete, „Das ist schön. Natürlich kannst du ab und zu bei mir aushelfen. Hilfe kann ich immer gebrauchen.“

Dudley wandte nun ein, „Dann ist ja heute dein erster Arbeitstag. Sozusagen?“

Petunia lächelte und sagte, „Da hast du ganz recht und eigentlich sollten wir darauf anstoßen. Aber Melinda und ich müssen ja nachher noch arbeiten.“

„Ach, “ meinte Melinda unbekümmert, „Einen kleinen Sherry können wir uns schon genehmigen“ Sie schaute Dudley bittend an, der sich erhob und sagte, „Ja, Schatz, ich bin schon unterwegs.“

Kurze Zeit später hatten alle drei ein Sherryglas in ihren Händen und stießen auf Petunias neuen Job und die getroffenen Entscheidungen an.
 

***
 

Es war weit nach Mitternacht, als die beiden Frauen müde nach Hause kamen.

Petunia gähnte herzhaft, „Jetzt noch schnell duschen und dann ins Bett!“

Melinda pflichtete ihr bei und meinte, „Aber vorher trinke ich noch einen Schluck. Ich habe vielleicht einen Brand!“

Petunia antwortete amüsiert, „Ja, dann sollten wir schnellstens löschen. Du hast doch sicher noch deine leckere Zitronenlimonade im Kühlschrank.“

„Ja, komm mit in die Küche.“, bat Melinda ihre Schwiegermutter. Die folgte ihr und sah auf dem tischt einen Umschlag liegen.

„Oh, schau mal!“, sagte sie dann, „Sieht aus, wie Post aus Hogwarts!“.

Melinda stimmte ihr zu, „Ja, sieht ganz so aus. Setz dich doch schon mal, ich hole eben zwei Gläser und die Limonade.“ Sie ging zum Kühlschrank, holte die Limonade und nahm zwei Gläser aus dem Schrank und fragte dann, „Nun, was steht denn drin?“

Petunia sagte entschuldigend, „Keine Ahnung, ich habe nicht reingeschaut. Er ist doch an euch gerichtet.“

Melinda verdrehte die Augen und sagte, „Ja schon, aber erstens ist er schon offen und zweitens wird es um die Info-Veranstaltung gehen wegen Hogwarts und dem Wochenende der offenen Tür dort.“

„Na, nun bist du ja hier und kannst selbst nachsehen.“, gab Petunia zurück.

Melinda nickte lächelnd, setzte sich zu ihrer Schwiegermutter und las den Brief laut vor.
 

Hogwarts-Schule Hogwarts, der 25. Juni 2017

für Hexerei und Zauberei

Minerva McGonagal

Schulleiterin
 

Sehr geehrte Mrs. Dursley, sehr geehrter Mr. Dursley,
 

wie Ihnen von unserem ersten Schreiben an Sie bekannt ist, haben wir aufgrund der großen Anzahl von Schülern nichtmagischer Eltern ( Muggel), eine Info-Veranstaltung geplant.

Wir sind nun erfreut, Ihnen mitteilen zu können, das diese Veranstaltung am
 

29. Juli, 15:00 Uhr im Festsaal des Gasthauses „Zum tropfenden Kessel“, London
 

stattfinden wird.
 

Das Wochenende in Hogwarts ist für das Wochenende vom 4. August bis 7. August vorgesehen. Wir hoffen, dass Sie den Termin noch rechtzeitig erhalten konnten, um gegebenenfalls frei nehmen zu können.
 

Anbei finden Sie eine Wegbeschreibung zum Gasthaus „Zum tropfenden Kessel“
 

Die vorläufige Tagesordnung ist wie folgt.
 

1. Begrüßung durch die Schulleiterin Prof. Minerva McGonagal

2. Vorstellung der Lehrer von Hogwarts

3. Auskünfte zum Unterricht, Verpflegung und Unterbringung in Hogwarts

4. Erläuterungen des neuen Postsystems von Hogwarts

5. Pause von dreißig Minuten

6. Auskünfte bezüglich Organisation und Ablauf für das „Wochenende der offenen Tür“ in Hogwarts

7. Verabschiedung durch Prof. McGonagal
 

Für das leibliche Wohl während der Veranstaltung ist gesorgt.

In der Hoffnung, das Sie wohlauf sind, hoffe ich, Sie am 29. Juli zu der Info-Veranstaltung begrüßen zu dürfen.
 

Mit freundlichem Gruß

Pomona Sprout

Stellvertretende Schulleiterin
 

Melinda ließ den Brief sinken und schaute ihre Schwiegermutter an.

„Jetzt ist es amtlich. Der Termin steht. Du kriegst doch hoffentlich keine kalten Füße?“

Petunia sagte, „Nein, keine Sorge. Dazu bin ich inzwischen viel zu neugierig. Ich möchte doch wissen, wie Ben und Emma die nächsten Jahre leben werden.“

Etwas nachdenklicher fuhr sie fort, „Ja, dann werde ich also am 4. August nach Hogwarts fahren. Wenn mir das einer vor einem halben Jahr gesagt hätte…..“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kyuuo
2009-01-27T18:12:02+00:00 27.01.2009 19:12
tolle kapis
super dass sich petunia mit allen so gut versteht
ich freu mich schon auf die infoveranstaltung und hogwarts
und aufs nächste kapi
mfg kyuuo


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