Memory Maze [von Amadare]
Autor: abgemeldet
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Sein Atem ging schwer, als er die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. Bryan war es einfach nicht mehr gewohnt, so lange Sport zu treiben.
Gierig trank er aus der Wasserflasche, lies sich erschöpft auf seine kleine Couch fallen und schaltete den Fernseher ein.
Nachdem er sich wieder einigermaßen fit fühlte, begann er, durch die Sender zu zappen, bis er sich plötzlich selber sah. Erstaunt legte er die Fernbedienung zur Seite und widmete dem Bildschirm seine ganze Aufmerksamkeit
Es waren Aufnahmen von der Weltmeisterschaft, bei der sie gegen die Bladebreakers verloren hatten. Bryan seufzte. Das musste jetzt zehn oder mehr Jahre her sein.
Auf dem Bildschirm wurde der Chinese gezeigt, den Bryan damals ... unfair behandelt hatte.
Was er heute wohl tat? War er in China? In Japan? Spielte er immer noch mit Kreiseln?
Bryan wusste von den meisten alten Bladern nicht, was sie jetzt taten, verdammt, er kannte noch nicht einmal alle ihre Namen.
Er wusste, dass Tala immer noch an den kleinen Kreiseln hing und daher für die BBA irgendwelche Blagen trainierte. Sie hatten nur noch selten Kontakt, Tala war meist zu beschäftigt, um sich mit seinen alten Freunden zu treffen.
Auch der Kontakt zu Spencer war über die Jahr weniger geworden. Das letzte Mal als sie sich gesehen hatten, feierten sie die Geburt von Spencers kleiner Tochter, um, um ehrlich zu sein, fehlten in Bryans Gedächtnis einige Stücke.
Der einzige mit dem Bryan noch wirklich befreundet war, war Ian. Der Kleinste von ihnen studierte immer noch Soziologie und schien darin richtig aufzugehen.
Bryan hatte sich auch mit Studieren probiert, es aber schnell wieder aufgegeben. Er war nunmal mehr jemand, der Sachen mit den Händen anpackte, und arbeitete daher in der Mechanikwerkstatt eines Forschungskomplexes, der sich hauptsächlich mit Teilchenbeschleunigung beschäftigte.
Die Bezahlung war genug, um sich diese kleine Wohnung und andere Annehmlichkeiten zu leisten und die Arbeit war für ihn kein Problem. Er hatte früh gelernt, hart zu arbeiten.
Als Bryan den Fernseher ausschaltete und sich zum Essen in die Küche begab, kam ihm in den Sinn, dass etwas in der Sendung gefehlt hatte. Etwas wichtiges. Kai.
Er hatte schlecht geschlafen in dieser Nacht, aber als er aufwachte, war sein Kopf wie leer gefegt und das Einzige woran er sich erinnerte, war ein Blick aus rubinroten Augen.
Grimmig schüttelte er den Kopf und als er sich den Kaffee zum Frühstück machte, wurde dieser stark wie noch nie.
Bryan mochte es nicht an Kai erinnert zu werden, diese Gedanken ließen einen bitteren Nachgeschmack zurück, der dafür sorgte, dass er sich schuldig fühlte. Schuldig und mies, fast schon hinterhältig.
Er war damals einfach gegangen, ohne ein Wort des Abschieds, zurück nach Russland und hatte ein neues Leben angefangen. Und das ohne Grund.
Es war mehr eine Kurzschlusshandlung gewesen, die er in den darauffolgenden Jahren oft bereut hatte. Bereut, aber nie versucht, sie wieder gut zu machen.
Ihre Leben waren getrennt worden, in dem Moment in dem Bryan wieder einen Fuß auf russischen Boden gesetzt hatte.
Selbst jetzt, fast zehn Jahre später, wusste er immer noch nicht genau, wieso er damals gegangen war.
Ihre Beziehung war so gut gewesen, wie es eine Beziehung zwischen zwei introvertierten Menschen eben sein konnte. Sie hatten sich nicht gestritten, sich nicht von einander distanziert, sich nicht gegenseitig erdrückt mit ihrer Anwesenheit.
Und doch.. irgendetwas war da gewesen.
Der heiße Atem bläst in sein Ohr, die sanfte und etwas unsichere Hand öffnet Bryans Hose und der junge Russe denkt in diesem Moment nicht daran, dass er und Kai eigentlich nicht viel miteinander zu tun haben und wie sie es überhaupt in diese Position geschafft haben. Es ist wie weggefegt aus seinem Kopf und in dem Moment, in dem Kai ihn so berührt, übernimmt Bryan die Kontrolle über ihr Handeln, drängt seine Zunge in dessen feuchte Mundhöhle und legt seine Hand auf –
"Bryan! Verdammt, du träumst schon den ganzen Vormittag vor dich hin!"
Nervös leckte Bryan sich über die Lippen, einerseits dankbar, andererseits auch frustriert, dass sein Arbeitskollege ihn aus seinen Tagträumen- nein, seinen Erinnerungen gerissen hatte.
Gedanken an Kai geisterten schon den ganzen Morgen in seinem Kopf herum und Bryan suchte verzweifelt den Knopf, um das alles wieder abzustellen. Nur leider gab es den nicht. Nichts konnte den Erinnerungsstrom stoppen, nach dem er selber die Schleusen geöffnet hatte. Scheiße.
Noch den ganzen weiteren Tag war Bryan nicht verschon worden, Kais Abbild war vor seinem Auge aufgetaucht, in dem Moment in der er seine Augen auch nur für eine Sekunde schloss.
Kai beim Schlafen, Kai beim Duschen, Kai beim Bladen, Kai beim Sex, beim Lesen, Essen..
Die Bilder waren klarer, klarer, als sie es damals gewesen waren, als er sie wirklich erlebt hatte.
Was war nur mit ihm los?
Der warme Körper, den er umarmt, an sich presst, ganz fest hält, ist mit dem Rücken gegen ihn gelehnt. Kais Haare kitzeln ihn unter seinem Kinn, die vier Hände liegen verschränkt auf Kais flachem Bauch.
Sein Freund dreht sich um, küsst ihn an seinem Kinn entlang, nibbelt an seinem Ohrläppchen, bis Bryan diese Passivität seinerseits nicht mehr aushält, den Kleineren zurück ins Wohnzimmer zieht und sich endlich nimmt, worauf er schon die ganze Zeit gewartet hat.
Schwer atmend schreckte er aus dem Schlaf hoch.
Sein Brustkorb bebte und in einem seltsamen Moment der Wut schmiss er sein Kissen gegen die Wand.
"Lass uns Schlafen gehen, Bryan. Komm schon, ich bin müde.. Bryan"
Kais Stimme klang im Raum nach, als läge dieser im Bett und Bryan lasse ihn warten, wie immer.
Lag Kai genau jetzt in einem Bett und sagte diese Worte zu jemand anderem?
Der Alkohol, den er vor dem Schlafengehen zu sich genommen hatte, war noch frisch in seinem Blut und Bryan sagte sich, dass es das war, was ihn zu der folgenden Handlung trieb.
Er hörte das Tuten an seinem Ohr.
Er wartete und wartete. Dann ein Klicken, eine Stimme, eine weibliche, müde und schwach.
"Hallo?"
Bryan legte auf.
Freinehmen war das Einzige, woran er am nächsten Morgen denken konnte.
Es war ein Wunder, dass sein Chef ihm so kurzfristig eine Woche Urlaub zugestanden hatte.
Bryan hatte wahrscheinlich sehr verzweifelt geklungen.
Nach dem Telefonat am letzten Abend hatte er nichts mehr getan, außer auf seinem Sofa einzuschlafen und am nächsten Morgen mit grauenvollen Nackenschmerzen wieder aufzuwachen.
Aber diesmal waren die Fragen fortgeblieben, er kannte die Antworten nun. Sie hatten sich ihm in einem Albtraum offenbart.
Eigentlich war es doch klar: Kai hatte eine hübsche Freundin gefunden, sie vielleicht sogar geheiratet und im Extremfall hatte er sogar schon ein Kind, so wie Spencer.
Was ging ihn Kais Leben überhaupt an? Sollte er doch glücklich sein mit seiner Frau (deren Haare bestimmt wasserstoffblond gefärbt waren) und seinem Bastard in dem Haus das ihm sein Großvater hinterher geschmissen hatte.
Es interessierte ihn einfach nicht mehr, dass Kai wahrscheinlich sogar für ihn arbeitete.
..Arbeitete er wohl für ihn?
Hallo Fragen, dachte Bryan sarkastisch, wie schön, dass ihr wieder da seid.
Er hatte diese Woche Urlaub wirklich bitter nötig.
"Worauf hast du Hunger?" – "Auf dich", grinst Bryan.
Kai lacht: "Ich meine es ernst, Bryan, was möchtest du Essen?"
Bryan zieht die Augenbrauen hoch und meint spöttisch: "Wieso, willst du jetzt 'ne Hausfrau werden?"
"Lustig, Bryan. Aber im Gegensatz zu dir kann ich jedenfalls kochen" – "Können wir nicht einfach zum.. Chinesen oder Griechen oder so gehen?"
"Also gut, gehen wir zum Chinesen" - "Super. Ich war schon echt lange nicht mehr beim Griechen!" – "..Gut"
Irgendwie stört es Bryan, dass Kai sich nicht mehr von ihm provozieren lässt.
Der Sand unter ihren Füßen ist noch warm, obwohl der Himmel schon dunkel wird.
Kai liebt es, am Strand zu sein. Bryan versteht nicht wieso. Aber eigentlich ist das auch nicht wichtig.
Das letzte Mal als sie einen solchen Spaziergang gemacht haben, hatten sie danach sechsmal Sex. Normalerweise hat Kai nach zwei auch keine Lust mehr. Bryan schon.
Kai beugt sich herunter, um die Schuhe auszuziehen und Bryan tut es ihm gleich. Er weiß was jetzt kommt.
Kai wird ihn in dieses kalte Wasser treiben, bis er das Gefühl hat, sie könnten langsam mal wieder heraus kommen..
Bryan spürt das Wasser schon zwischen seinen Zehen, mit jedem Schritt den sie weiter gehen sinken sie tiefer hinein. Das Wasser umspült seine Knöchel, dann seine Unterschenkel, dann seine Knie. Es trifft seine Oberschenkel.
Ihre Hosen haben sie am Strand mit den Schuhen zurück gelassen, keiner würde sie dort wegnehmen.
Kai weiß, dass Bryan es hasst, wenn seine Klamotten nass werden, trotzdem kann er nicht widerstehen, unterzutauchen und dann, klitschnass, Bryan zu umarmen.
Dies sind die wenigen Minuten in denen er die Kontrolle hat.
Als Bryan morgens aufwacht ist Kai nicht da. Und Bryan vermisst ihn. Und eigentlich will er es nicht.
Er hatte sich zweimal mit Ian getroffen und Spencer angerufen und dessen Tochter zum Geburtstag gratuliert, obwohl die Kleine noch zu jung war um die Bedeutung dieses Tages zu verstehen.
Und irgendwann im Laufe der Woche war Kai aus seinen Gedanken verschwunden. Und dafür war Bryan dankbar.
"Morgen", grüßte der Pförtner ihn grummelig, als er seinen Ausweis kontrollierte, aber Bryan blieb ihm eine Antwort schuldig.
Er fühlte sich zwar frisch, aber das hieß noch lange nicht, dass er sich auf sinnlosen Small- Talk einließ.
Es war vor kurz vor seiner Mittagspause und er stand grade hinter einer Schleifmaschine, als sein Chef laut in die Hände klatschte, um die Aufmerksamkeit seiner Abteilung auf sich zu ziehen.
"Hört mal her, Leute! Unser oberster Boss wird hier gleich irgendwann 'ne Führung mach'n, darum erwart' ich absolutes Vorbildverhalten, is' das klar?"
Eine Gemurmel, dass ihr Chef als eine positive Zustimmung deutete, machte sich unter den Arbeitern breit.
"Also, die Mittagspause wird verschob'm, aber dafür dürft ihr die dann heut' auch länger mach'n, 'kay?"
Bryan arbeitete gerade an dem Goldstück ihrer Werkstatt, als sich die lauten Männerschritte näherten. Bryan schätzte, dass es mindestens vier Leute waren.
Er seufzte. Es war klar gewesen, dass die Führung genau in dem Moment in seiner Abteilung ankam, in dem er an ihrem Wunderkind beschäftigt war.
Und diese Maschine war wahrscheinlich auch der einzige Grund, warum man sich die Mühe machte, den Rundgang durch Bryans' langweilige Werkstatt zu machen.
"Jaa, und das is' hier unser ganzer Stolz", hörte Bryan seinen Chef sagen.
Bryan war bereits von der Maschine weg getreten, damit er bloß nicht gebeten wurde, sie vorzuführen.
Doch das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen.
"Kuznetsov", sprach sein Chef ihn an "Zeig'n sie doch ma', wie uns're Göttin hier arbeitet!"
Bryan dreht sich um und schaute in rubinrote Augen.
Gottverdammte Scheiße.
Er sah sich selber, von oben, auf die Maschine zugehen und sie mechanisch zu bedienen.
Natürlich war es nicht Kai. Das wär wohl ein zu großer Zufall gewesen.
Aber die Augen waren genug um alles wieder aufzurütteln.
War das die Rache, weil er Kai damals einfach verlassen hatte?
Wird es ab jetzt immer so sein, fragte Bryan sich, dass Kai in meinen Gedanken auftaucht, ich ihn wieder vergessen kann, aber doch nur für einen kurzen Augenblick, wie ein falsches Schlaflied das mich einlullt?
Was musste er nur tun um diesen Fluch zu brechen?
"Musst du das jetzt machen, Bryan?" – "Ja, muss ich"
"Wäre es nicht besser, das morgen zu machen?" – "Vielleicht"
"Wieso tust du es dann jetzt?" – "Weil ich es will!"
"Hörst du damit auf, wenn ich sage, ich will Sex haben? Und zwar genau je- gaaah.. Brya~an!" – "Was denn? Du wolltest doch Sex?"
Bryans süffisantes Grinsen füllte den Raum.
Nach einer weiteren Woche voller schlafloser Nächte, ungemütlicher Erinnerungen und einem Telefonat mit Spencers Frau, blieb ihm nur noch eines.
Sich dem Problem zu stellen.
Es war gar nicht leicht gewesen, Kais Adresse herauszufinden, aber Bryan hatte Erfolg gehabt.
Er hatte den nächstmöglichen Flug nach Japan genommen (und dafür den Rest seiner Ersparnisse ausgegeben).
Bryan war sich sicher, dass er Kai am wahrscheinlichsten abends zuhause antreffen würde.
Und so stand er nun hier vor einem Loft und bereitete sich mental darauf war, seine Ankunft bemerkbar zu machen.
Obwohl.. Sollte er nicht doch lieber gehen? Kai hatte bestimmt schon was für den Abend vor! Würde er ihn nicht sogar verletzen, wenn er so plötzlich vor ihm auftauchen würde?
Würde Kai ihm etwas antun?
Dies hier ist die dümmste Idee meines gesamten sinnlosen Lebens, dachte Bryan mit einem Mal und dreht sich um – und stand Angesicht zu Angesicht mit Kai Hiwatari.
Kais Augen weiteten sich, Bryan konnte nicht sagen ob Kais Gefühle ihm gegenüber positiv waren oder negativ oder irgendwie dazwischen. Er wusste nicht, ob sie noch eine Chance hatten.
Aber er wusste, dass er niemals wieder von ihm loskommen würde.
Soo, ich hoffe, der OS hat euch gefallen. Ich muss sagen, dass ich ihn nicht so gerne mag, weil ich das Gefühl hab, nicht ganz zum Ausdruck bringen zu können, was ich deutlich machen wollte.
Wen mein Gerede zum OS, nicht interessiert, einfach nicht lesen ;)
Eigentlich sollte der OS noch weitergehen, aber ich musste das alles löschen, weil es nicht mehr zum Verlauf der Geschichte gepasst hat.
Wen es interessiert: Kai sollte eigentlich doch der Mann sein, der an dem Rundgang teilnimmt. Er sollte einen Job dort annehmen.
Wie man hoffentlich in den Rückblenden erfährt, ist Bryan immer derjenige gewesen, der in ihrer Beziehung derjenige mit der Machtposition ist. Ich wollte, dass er diese Machtposition an Kai verliert, wenn er diesem dann in der Firma unterstellt ist. So lange bis er sieht, welche Fehler er gemacht hat, damit die beiden glücklich werden können.
Aber ich hatte das Gefühl, dass das in diese Geschichte nicht mehr reinpassen würde, weil ich die Handlungen der beiden dadurch in die Gegenwart verlegen müsste.
Ich weiß, es ist schwer zu verstehen, warum Bryan damals gegangen ist und ich hab es auch nicht ausgeschrieben, weil Bryan damit verstanden hatte und das sollte er nicht.
Wie schon gesagt, Bryan ist der dominante Part der Beziehung und wie man an machen Stellen herauslesen kann, behandelt er Kai teilweise (oder öfter) unfair.
Er entwickelt gleichzeitig aber richtige Gefühle für Kai, wie ganz kurz in der Vergangenheit angedeutet wird.
Und er geht, erstens, weil er weiß wie er Kai behandelt, aber es nicht mehr kann, weil er ja Gefühle für ihn entwickelt. Er kann aber diese Gefühle nicht zulassen, weil Kai ihn nur so kennt und er in sich unsicher ist, ob Kai ihn anders überhaupt noch nehmen würde.
(Objektiv gelesen ergibt das nicht viel Sinn, aber für Bryans Unterbewusstsein tut es das in dem Moment)
Des weiteren will er fliehen, solange er noch kann, denn in ihm hat sich schon angedeutet, dass Kai ihn früher oder später binden wird, wie es ja am Ende auch passiert.
Zu der Frage, die sich sicher stellen wird, ob die beiden es noch hinkriegen oder nicht. Es gibt keine Antwort, denn meiner Meinung nach, passt beides und ich will es nicht dadurch kaputt machen, dass ich darauf eine Antwort gebe. Entscheidet euch selber, was ihr passender findet, was ihr tun würdet.
Da ich an keinem Punkt Kais Gefühle wirklich deutlich gemacht habe, bleibt da viel Platz für Überlegungen.
Also sagt mir was ihr denkt ;)
(und hoffentlich hat dieser lange Kommentar euch nicht zu sehr genervt – aber ich schreibe gerne über meine Intentionen)
Danke fürs Lesen!
Dari