Erdbeermund
Servus X3~
Herzlich willkommen zum ersten Kapitel von "Ich will es nicht wissen". Ich persönlich hab immer was gegen Vorworte gehabt und möchte mich nur einmal kurz noch bei den Leuten bedanken, weswegen es diese Fanfic gibt.
Als Erstes gilt mein Dank der Chefkatze, weil sie mir riet mal eine Fanfic ganz zu planen und erst DANN zu schreiben *lachz* Rein chronologisch folgt nun der Dankeschöns-Schrei an ich-hab-keine-ahnung und Subaru ♥
Und natürlich dann Joey. Ich danke euch allen! Und den Kommentarschreibern auch ;3
Und nun genug des Quatschens, viel Spaß
~♥~
Nervös ging er auf und ab. Ja, sicherlich war er zurecht nervös, doch Kai, der gelangweilt auf der Couch saß und ihn beobachtete, war langsam nur noch genervt davon.
“Bryan, beruhig’ dich endlich!”, stöhnte Kai genervt. Mit funkelnden Augen fixierte er den Lilahaarigen, der daraufhin stehen blieb.
“Was?”, fragte dieser verdutzt nach. “Was ist denn, Kai?”
“Du sollst dich beruhigen. Dir geht es auch nicht besser, wenn du hier wie ein aufgescheuchtes Huhn auf und ab rennst!”, erklärte der junge Russe ihm seufzend.
“Dir ist schon klar, dass heute vielleicht der wichtigste Tag in meinem jämmerlichen Leben sein wird?”, erinnerte Bryan ihn entgeistert und ging weiter umher.
“Ich dachte, du willst Tala nur deine Liebe gestehen und das bei einem romantischen Date, nein… verzeih, wie nanntest du es noch gleich? Verabredung im Freizeitpark… Das ist doch nicht wichtig!”, spottete Kai leise und beobachtete das entrüstete Gesicht des Anderen.
“Mensch Kai…”, jammerte er plötzlich und setzte sich zu seinem Freund. Kai war so etwas wie der beste Freund von Bryan, aber sie beide hatten nie ein Wort über diese Freundschaft verloren. Es war einfach so.
“Bryan”, beruhigte ihn Kai leise. “Es wird schon alles gut werden.”
“Das sagst du!”, entgegnete er resigniert. “Was, wenn er mich danach hasst?”
“Was, wenn er einfach das Gleiche fühlt?”, erwiderte Kai lächelnd und seufzte. “Mach’ es dir nicht so schwer.”
“Du hast leicht reden…”, murrte Bryan leise. “Du hast ja schon einen Freund.”
“Den ich mir hart erkämpft habe, wohl gemerkt!”, fügte der Blaugrauhaarige erinnernd hinzu. “Du schaffst es schon, Tala zu beeindrucken. Da bin ich mir sicher.” Er klopfte dem Lilahaarigen aufmunternd auf die Schulter. Bryan seufzte ergeben.
Da konnte man nicht gegen anreden.
“Ich muss dann mal los. Sonst komm’ ich noch zu spät”, bemerkte der Lilahaarige nervös und stand auf. Kai sah ihn forschend an.
“Hast du alles?”, fragte er schmunzelnd. Natürlich hatte Bryan schon mindestens zehnmal kontrolliert, ob er wirklich alles hatte. Doch er überprüfte es lieber noch einmal.
“Eintrittskarten?”, fragte Kai ihn gespielt gelangweilt.
“Hab’ ich.”
“Portmonee?”
“Ja. Mit Geld drin.”
“Ohne wär’s auch sinnlos. Taschentücher?”
“Was soll ich denn mit Taschentüchern?”, fragte Bryan verwundert nach und fing die Packung, die Kai ihm zuwarf, geschickt auf.
“Man weiß ja nie. Was, wenn Tala erkältet ist?”, entgegnete er und lächelte allwissend. “Er hat Ray gestern angerufen und für`s Grillen abgesagt. Ray meinte, er würde nicht gut klingen.”
“Also lieber mitnehmen”, schlussfolgerte der ältere Russe nickend und sah noch einmal zur Uhr.
“Ich bin jetzt aber auch wirklich weg. Drück’ mir die Daumen, ja?”, rief er Kai noch zu, als er zur Tür eilte.
“Mach ich!”, meinte der Blaugrauhaarige und seufzte.
“Na ob das mal gut geht…”
Als Bryan zum Eingangstor des Freizeitparks kam, sah er schon von weitem die ganzen Familien mit ihren kleinen Kindern. Als ihm bewusst wurde, dass hier eigentlich nur Familien oder größere Gruppen den Park besuchen, war der Lilahaarige kurz am Überlegen, ob er nicht doch einen anderen Ort hätte aussuchen sollen.
“Nun kann ich es nicht mehr ändern”, murmelte er leise. Da er wie immer zu früh war, setzte er sich auf eine Bank, um auf Tala zu warten. Er hatte noch eine ganze Viertelstunde Zeit.
“Bryan?”, hörte er seinen rothaarigen Teamleader plötzlich zögerlich fragen. Tala sah nicht gut aus, fand der Lilahaarige. Irgendwie müde und auch traurig. Doch Bryan war das egal. Für ihn würde er immer wie ein Engel aussehen. Ein blasser Engel vielleicht, aber ein Engel.
“Tala”, begrüßte er ihn und stand auf. Merkte der Rotschopf, dass er aufgeregt war? Hoffentlich nicht.
“Du bist früh da”, bemerkte der Jüngere leise.
“Jaah…”, meinte Bryan langgezogen. “Kennst mich ja. Lieber zu früh, als zu spät.”
“Aber ich dachte, der Park macht eh erst um zehn Uhr auf? Es ist halb zehn, Bryan.” Der Lilahaarige meinte, Spott herauszuhören, doch er lächelte trotzdem. Oder war es eher ein stummer Vorwurf von Tala, dass er ihn so früh hierher bestellt hatte?
“Ich weiß”, murmelte er dann und sah zur Kasse. An dieser standen schon mehrere Eltern mit ihren kleinen Kindern an, um sich ihre Karten zu holen.
“Zumindest müssen wir uns nicht anstellen, um Karten zu holen, sondern können gleich rein”, erzählte Bryan lächelnd. Tala seufzte. Er konnte ihm nicht böse sein. Zumindest nicht auf Dauer.
“Wollen wir uns schon mal anstellen?”, schlug er vor und schlenderte zum Eingang für Besucher mit bereits gekauften Karten. Bryan folgte ihm ohne große Worte.
Nach einigen Minuten des Wartens, meinte Tala nur knapp: “Bin mal kurz weg. Du weißt ja, die Klobürste ruft.”
Der Lilahaarige nickte.
“Bis gleich”, sagte er und starrte dem Rothaarigen, der sich auf den Weg zu den Toiletten machte, nach.
Als Tala die gekachelten Räume betrat, eilte er zur nächstbesten Toilettenschüssel und übergab sich. Er fühlte sich, einfach ausgedrückt, beschissen. Aber erst seit gestern, wohlgemerkt. Der ekelhafte Geschmack in seinem Mund ließ sich auch nicht durch ausgiebiges Gurgeln vertreiben und so starrte er betrübt in sein eigenes Spiegelbild.
Niemandem hatte er von seinem Arztbesuch erzählt. Der Einzige, der davon wusste, war Ray. Und der wollte heute Abend nochmal anrufen, weil Tala ihn am Morgen erfolgreich abgewimmelt hatte.
Tala spürte noch immer das Brennen in seinem Hals. Viel hatte sein Magen nicht hergegeben. Auf`s Frühstück hatte er wie immer fast gänzlich verzichtet. Nur einen Apfel hatte er verspeist. Somit war es mehr Magensäure gewesen, als die wenigen Apfelstückchen, die er sich herausgequält hatte. Doch so genau hatte Tala es sich nicht angeschaut.
Den bitteren Geschmack würde der Rothaarige nicht so schnell wieder los werden, soviel war sicher. Mit gierigen Schlucken trank er vom Wasserhahn und drehte diesen schließlich quietschend zu.
“Ich sollte zurück zu Bryan”, murmelte er zu sich selbst und seufzte. “Dieser Tag gehört nur ihm. Wann habe ich schon mal das Glück, dass er mich einlädt?”
Als Tala wieder bei Bryan ankam, sah der Rotschopf, dass die Menschenschlange schon mächtig geschrumpft war.
“Wir können rein”, stellte der Lilahaarige sinnloserweise fest, als sich die Ansammlung von Menschen vor ihnen bewegte. Der Jüngere nickte nur.
Freundlich lächelnd, hielt Bryan dem Angestellten die beiden Eintrittskarten hin. Der junge Mann sah erst ihn, dann Tala forschend an und Bryan schenkte ihm dafür einen eiskalten Blick. Am liebsten hätte er noch etwas gesagt, aber der Rotschopf neben ihm zog ihn mit sich.
“Lass ihn doch in Ruhe. Er kann nichts dafür”, meinte Tala leise und blieb stehen. Sie standen nun am Anfang des großes Freizeitparks und vor ihnen waren auf knapp 15000 Quadratmetern Attraktionen.
“Wow…”, murmelte der Rothaarige plötzlich und staunte auf die Loopingachterbahn, die genau vor ihnen stand. Mit einem lauten Rattern fuhr der Wagen mit zwei Personen in den Looping herein und Tala meinte, sie schreien zu hören. Allerdings nicht vor Angst.
“Wollen wir da rein?”, fragte Bryan lächelnd, als er Talas sehnsüchtigen Blick bemerkt hatte.
“Gern”, stimmte dieser zu und sie gingen gemächlich zum Eingang. Vergessen war sein Toilettenbesuch, also beschloss Tala diesen Tag zu genießen.
Nach zahlreichen Fahrten in den verschiedensten Bahnen, knurrte Bryans Magen lautstark. Tala konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er selber hatte keinen Hunger, schlug aber dennoch vor: “Wollen wir was essen?”
“Gerne”, meinte der Lilahaarige und steuerte schon den nächsten Imbiss an. Hungrig bestellte er sich selbst Currywurst-Pommes und dazu einen Salatteller. Fragend sah er Tala an.
“Was möchtest du?”
“Ich nehm’ deinen Salatteller, wenn du den entbehren kannst”, entgegnete der Rotschopf. Schließlich steuerte er schon einen der hinteren Tische an und setzte sich. Bryan wartete auf das Essen und kam mit einem Tablett nach.
“Hier”, sagte der Ältere und reichte Tala den Salat. Nickend bedankte er sich und wünschte: “Guten Hunger”
Mit großen Appetit aß Bryan seine Wurst mit Ketchup und verschlang danach und zwischendurch die frittierten Kartoffelsticks. Der Rothaarige hingegen aß scheinbar gemächlich, doch er quälte es sich nur rein. Tala merkte, dass auch diese Nahrung nicht lange bei ihm bleiben würde und legte seine Gabel auf den Teller.
“Schon satt?”, fragte der Ältere zwischen zwei Bissen verwundert und starrte auf den halbleeren Teller.
“Ja, ich hab eben gut gefrühstückt im Gegensatz zu dir”, erwiderte Tala spitz. Dann fügte er grinsend hinzu: “Nicht jeder ist eben so verfressen wie du. Außerdem will ich nicht dicker werden!”
“Als ob du dick wärst!”, empörte sich Bryan. “Wenn hier jemand auf seine Figur achten sollte, dann Tyson oder ich.”
“Du?”, fragte der Jüngere verwundert nach und sah sich Bryan genauer an. Er war muskulös, aber doch nicht dick. “Und morgen kommt der Weihnachtsmann, ist schon klar, Bryan. Wer hat dir denn diesen Floh ins Ohr gesetzt?”
“Niemand. Hab’ eben nur gemerkt, dass ich doch zugenommen habe, seit wir nicht mehr in der Abtei wohnen”, murmelte der Lilahaarige peinlich berührt. Es freute ihn, dass Tala offenbar nicht so dachte.
“Stimmt”, bemerkte sein Gegenüber nach einer Weile trocken. “Seit uns alle Laster der normalen Welt offenstehen, ist es eigentlich kein Wunder, dass wir uns verändern.”
“Das klingt ja fast, als sei Schokolade ein Laster”, beschwerte Bryan sich halbherzig und schmunzelte.
“Ist ja auch”, entgegnete Tala amüsiert. “Nur eben meist ein Laster der weiblichen Weltbevölkerung.” Bryan hob entrüstet eine Augenbraue, erwiderte jedoch nichts.
Nach dem Essen gingen sie weiter durch den weitläufigen Park. Als sie schließlich in der mexikanischen Ecke angekommen waren, beschlossen sie, eine Pause einzulegen und Bryan besorgte ihnen Eis. Tala war an diesem Nachmittag noch zwei Mal auf die Toilette verschwunden - beide Male mit dem gleichen Ergebnis wie bei seinem ersten Besuch in den gekachelten Räumlichkeiten.
“Es war eine gute Idee, in den Park zu gehen”, meinte Tala in das Schweigen hinein. Er hörte hinter sich die Geräusche des Parks. Gelächter, Geschrei, die Musik aus den Boxen… Er mochte es.
“D-danke…”, murmelte Bryan und sah auf sein Erdbeereis. Er wusste, dass Tala eine Schwäche für Freizeitparks hatte. Schon von klein auf, hatte der Rotschopf ihm erzählt, selbst schon damals in der Abtei.
Was hatte Kai noch mal über den Augenblick des Geständnisses gesagt? Spontan und gewitzt sollte es sein. Bryan lachte innerlich. Als ob er das hinkriegen würde.
“Tala?”, fing er an und sah verstohlen zu dem Jüngeren. Bryan merkte wie sein Herz zu Rasen begann. Der Rothaarige meinte nur “Hm?” und schleckte gemächlich an seinem Eis weiter.
“Ich glaub, ich mag dich”, sagte Bryan schnell. Er hoffte, dass Tala es überhört haben könnte und doch sehnte sich ein Teil in ihm nach Bestätigung.
“Was?”, fragte sein Gegenüber verdutzt. Er sah von seinem Erdbeereis auf. “Was hast du gesagt?”
“Ich hab gesagt, dass ich dich mag”, wiederholte der Lilahaarige andächtig und beobachtete des Jüngeren Gesicht. Er überlegte, das sah man ihn an.
“Ich mag dich auch, Bryan”, erwiderte Tala schließlich leise. “Aber ich glaube, nicht auf die Weise, wie du mich magst.”
“Hm?”, fragte er vorsichtig nach. “Wie meinst du das?”
“Vergiss’ es. Bitte”, murmelte der Rothaarige leise und seufzte.
“Ich kann es nicht vergessen, ich kann dich nicht vergessen”, gestand der Ältere ihm und beugte sich zu ihm.
“Tala”, murmelte er leise und küsste ihn.
Bryan merkte den leichten Erdbeergeschmack von Talas Eis und löste sich dann wieder von seinem ehemaligen Teamleader. Tala sah ihn verwundert an.
Der Lilahaarige merkte, wie es ihm zusehends peinlicher wurde und spürte, wie sich seine Wangen rot verfärbten. Dass der Kleinere nun gar nichts sagte, verwirrte ihn. Hatte er etwas falsch gemacht?
“Tala?”, fragte Bryan schließlich leise nach, als dieser sich gar nicht gerührt hatte. Mit großen blauen Augen sah der Angesprochene zu ihm auf und öffnete leicht den Mund. Aber nur, um ihn dann unbenutzt wieder zu schließen.
“Es tut mir leid”, flüsterte der Ältere resigniert und stand auf. Er wollte Tala nun hier nicht alleine lassen, doch bei ihm bleiben konnte er auch nicht. Alles in Bryan schrie nach Flucht.
Mit einem letzten Blick auf den Rothaarigen, der immer noch wie versteinert auf der Bank saß, gab er seinen Instinkten nach und ging weg.
“Bryan, du Idiot”, murmelte Tala leise und vorwurfsvoll zugleich. “Warum konnte dir das nicht früher einfallen?!” Mit einen letzten Blick auf sein angefangenes Eis, warf auch er es weg. Ungeliebte Dinge warf man eben weg. Oder ließ man alleine zurück. Der Rothaarige fasste sich ungläubig an die Lippen, die Bryan nur kurz zuvor geküsst hatte.
Tala wusste nicht, was er nun denken sollte. Wenn das alles ein paar Wochen vorher passiert wäre, hätte er sich gefreut. Und natürlich Bryan gesagt, dass er ihn auch mochte. Sehr sogar. Er liebte ihn. Doch… irgendwie konnte sich der Rotschopf nicht freuen.
Vielleicht waren das noch Nachwirkungen von gestern, vermutete er stumm und sah an sich herab. Es ging mit ihm bergab und er konnte nichts dagegen tun.
Letzte Nacht hatte er Albträume gehabt. Tala hatte sich selbst in einem Krankenhaus liegen sehen. In einem weißen, sterilen Raum, in dem nichts mehr an das Leben erinnerte und er selbst lag an Maschinen gefesselt auf dem Bett. Er war alleine gewesen. Eben ungeliebt.
Tala seufzte. So wollte er nicht enden. Niemals. Ein Gelächter zog seinen Blick zu einem Riesenrad, in dem die Gondeln gefährlich schaukelten.
Vielleicht gab es ja einen Weg, dieses Ende zu umgehen, dachte er und in ihm keimte eine Hoffnung auf, die nichts Gutes zu heißen schien.
~♥~
tbc