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Schuld & Sühne

von

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Kapitel 24

Verwirrt schlug er die Augen auf. Oh Gott, großer Fehler. Schnell kniff er seine Lieder wieder zusammen und drehte sich stöhnend zur Seite.

"...zu hell....." murmelte die Gestalt und vergrub ihren Kopf wieder in den Kissen.
 

"Bist du endlich wach, du Murmeltier...." Erschrocken schaute Kato auf und versuchte, aus zu Schlitzen verengten Augen, den Sprecher auszumachen.

"Was?... Wer?" sein Blick glitt durch den Raum, doch er konnte niemanden erkennen.

Irgendwie hatte er den verrückten Hutmacher erwartet, der – wie sonst auch – gekommen war, um ihn zu wecken. 'Und dir nebenbei auf die Nerven zu gehen' ergänzte dir kleine böse Stimme in Katos Hinterkopf.
 

"Hier, du zurückgebliebener Idiot...."

"Was???" Der Blonde hatte sich nun doch in seinem Bett aufsetzen müssen, um sich einen etwas besseren Überblick über den Raum verschaffen zu können. Ihm gegenüber war die Fensterfront, davor die roten Polstermöbel. Er war wieder in dem Schlafzimmer, in dem er gewohnheitsmäßig immer dann aufwachte, nachdem irgendwas passiert war. Kato wagte es mittlerweile sogar schon soweit zu gehen, zu behaupten, dass das wahrscheinlich "sein Zimmer" war.

Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er den Ursprung dieser penetranten Stimme, die die Frechheit besessen hatte, ihn zu wecken, immer noch nicht hatte lokalisieren können.
 

"Hinter dir, du Made mit dem IQ eines Stücks Weißbrot...."

Kato fühlte sich doch langsam etwas angepisst. Mit einer schnellen Bewegung, schneller als es gut war für jemanden, der gerade erst aufgestanden war, drehte er sich um, damit der Sprecher dieses Mal auch bloß keine Chance hatte, sich ihm zu entziehen.

Aber da war wieder niemand. Kato atmete entnervt aus und fasste sich an den leicht schwindligen Kopf.

"Wo bist du, du Arsch?"

"Na hier, direkt vor deiner Nase..."

Kato starrte vor sich hin. Ein leichter saurer Ausdruck zierte sein Gesicht. "Also, solange du nicht aus Luft bestehst, ist hier nichts."

"Ich bin hier, direkt vor dir. Auf dem Nachttisch, du hirnverbrannter Idiot."

Kato senkte seinen Blick und nahm den besagten Nachttisch ins Visier. Doch auf dem lagen lediglich ein paar Blatt Papier..... und ein Totenschädel.

Halt mal. Grinste der Totenkopf etwa?

"Yeah, that's me, Baby..."

Kato nahm sofort einen Satz rückwärts und starrte das Gebein entsetzt an.

"Schön, du hast es auch endlich begriffen. Man hatte mir ja bereits gesagt, dass du nicht unbedingt der Schnellste bist, aber dass du so blöd bist, hätte ich nicht erwartet...."

Die Lippen des Schädels bewegten sich nicht. Ach Quatsch, ein Schädel hatte ja gar keine Lippen. Dann also der Kiefer ...... Ja, der Kiefer bewegte sich nicht, trotzdem hörte Kato diese kratzige nervige Stimme, die es sich wohl oder übel zur Lebensaufgabe gemacht hatte, ihn mit jedem Satz, den sie äußerte, zu beleidigen.

"Du.... Du sprichst?" der Blonde starrte immer noch voller Unglauben und Entsetzen auf den Totenkopf, der ihn aus leeren schwarzen Augenhöhlen anzufunkeln schien.

"Ja, ich spreche… und wie es scheint, spreche ich wesentlich besser als DU!"
 

"Hey..." es hatte in Katos Schockzustand etwas gedauert bis er begriffen hatte, dass der Knochen ihn schon wieder beleidigt hatte, "...pass bloß auf, du... du... Totenschädel... sonst knall ich dich an die nächste Wand, so dass du in tausend Stücke zersplitterst!"

"Uh, ich zittere vor Angst... Siehst du es?" erwiderte der Schädel reichlich unbeeindruckt und versuchte ich seiner Fleischlosigkeit wohl so was wie ein Zittern nachzuahmen

Kato warf ihm einen mürrischen Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust, was den Schädel jedoch nur zu einem schadenfrohen Lachen anregte.

"Du bist echt ein Idiot....."
 

"Hey! Jetzt halt aber mal die Luft an!" erzürnt war der Blonde auf das Gebein zugetreten und hatte es mit einer Hand hochgehoben.

"Hey, spinnst du! Nicht so wackeln, da wird einem ja schlecht!"

Kato hielt den Schädel direkt vor seine Nase, damit er ihm von Auge zu Augenhöhle gegenüberstand.

"Wer ist jetzt der Trottel?" ein triumphales Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet.

"Sei bloß nicht so siegesgewiss, Blondie... nur weil ich keinen Körper hab, heißt das noch lange nicht, dass du gewonnen hast!" zischte er als Antwort.

"Ha, das werden wir ja sehen...." der Sklave holte aus und war nur einen Nanomoment davor den Knochen davonsegeln und mit der nächsten Wand kollidieren zu lassen, als er das schwache und leicht verzweifelt angehauchte "Ok ok, du hast gewonnenen" vernahm.

Zufrieden ließ er den Arm wieder sinken, behielt den Schädel aber in der Hand, als deutliche Vorwarnung darauf, was passieren würde, sollte er es nochmals wagen frech zu werden.
 

"Also..." der Sklave war gemütlich zum Bett zurückgeschlendert und setzte sich hin, "...was gibt es, dass du Knochenhaufen es wagst, mich aus meinem wohlverdienten Schlaf zu wecken? Ich hatte gestern nämlich einen wirklich anstrengenden Tag und wenn ich etwas brauche dann ist das eine Mütze Schlaf, um mich erstens erholen und zweitens all den Freaks, die hier unten rumlaufen, aus dem Weg gehen zu können!"

Der Schädel kicherte wieder leicht.

"Was soll daran bitte komisch sein!" erbost hatte Kato ihn wieder auf Augenhöhe hochgehoben, was den Totenkopf augenblicklich zum verstummen brachte.

"Oh, mittlerweile weiß wirklich jeder hier in She'Ol weshalb du müde bist und welchen 'Freaks' du aus dem Weg gehen willst..."

"WAS?!"

"Ja, die Nachricht, dass Lord Asmodeus die den Hintern grün und blau geschlagen hat, weil du es gewagt hast, dich an seinem Liebling zu vergreifen, hat mittlerweile auch schon die hintersten Ecken der Hölle erreicht."
 

Es entstand eine kurze Pause, dann erwiderte der Sklave mit einem überaus bissigen Unterton:

"Hey, was soll hier 'vergreifen' heißen...." er schlang beide Hände um den bleichen Knochen und starrte ihn wütend an, "...außerdem hatte er es verdient!"

"Oh, das bestreitet niemand...." Der Schädel beschloss lieber einzulenken und das Haustier nicht weiter zu reizen, da er die Gefahr, die von dessen wütenden Händen ausging, durchaus noch spüren konnte, "...aber willst du jetzt nicht hören, warum ich hier bin und dich geweckt habe?"

Mit etwas griesgrämigem Blick setzte Kato den Schädel neben sich auf der Bettdecke ab, "Also, schieß los, Hamlet"[1]

"Nun gut...." der Knochen schien doch unendlich beruhigter durch die Tatsache nun nicht mehr in derart gefährlichem Gebiet zu verweilen und räusperte sich. "...Lord Luzifer hat mir den Auftrag gegeben, dich zu unterrichten, dass du.... Ich zitiere: 'verdammt noch mal sofort deinen Arsch in Bewegung setzten und die rote Akte wiederbeschaffen sollst, die du vor zwei Tagen verloren hast'..."

Der Sklave schluckte. Oh ja, die rote Akte..... Hä hä, die hatte er irgendwie vergessen..... Oder zumindest hatte er sie bis jetzt ziemlich erfolgreich aus seinem Gedächtnis verdrängt gehabt.

"...und du sollst dich beeilen, sie so schnell wie möglich zum Herrn der Fliegen zu bringen!" ergänzte der Knochen, sehr zufrieden über die Reaktion des Haustiers, das in seiner Haltung immer mehr zusammengeschrumpft war.

Der Blonde wischte sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In seinem Geist ging er schon alle Möglichkeiten durch, wo diese verdammte Akte sein könnte, bzw. wo er sie vergessen haben könnte.

Ok, er war von Luzifers Büro aus gestartet und dann durch irgendwelche Gänge gelaufen, von denen es hier unten in der Hölle ja nur ein paar Millionen zu geben schien...

"Ähh... Was mach ich, wenn ich sie nicht finden sollte?" gab Kato kleinlaut zurück und schielte vorsichtig den Schädel an.

Dieser zuckte mit den Schultern, die er nicht hatte, und antwortete desinteressiert: "Keine Ahnung, ist auch nicht mein Problem, Bimbo... Ich bin schließlich nur ein Totenschädel, der dir diese Nachricht überbringt, und kein verdammter Hellseher!"

Der Sklave beschloss, ob der eher negativen Nachricht, darüber hinwegzusehen, dass der Knochen wohl wieder zu seinem alten Machtrip zurückgekehrt war und ihn trotz seiner ausführlichen Warnung, wieder angepöbelt hatte.

"Und was soll ich dann deiner Meinung nach tun, oh Knochen-der-kein-Hellseher ist?"

"Was weiß ich, geh noch mal da lang, wo du sie das letzte Mal gesehen hast ...." hätte der Schädel einen Körper gehabt, wäre das wahrscheinlich der Moment gewesen, wo er empört über die Dummheit und Naivität des Haustiers doch tatsächlich IHN um Rat zu fragen, den Kopf geschüttelt hätte.
 

"Hast du vielleicht schon mal daran gedacht, dass ich null Peilung habe, wo das ist!" herrschte der Blonde den auf dem Bett liegenden Totenkopf an.

"Hey, was machst du mich an?! Ich kann nichts dafür, dass du dümmer bist als ein Sack Bohnenstroh... Wenn du sie nicht findest, ist das dein Problem und das kannst du deinem Herrn dann auch persönlich beibringen. Ich bin schließlich nur hier, um dir zu sagen, was du zu tun hast!"
 

Kato lag ein leichtes Knurren auf den Lippen und er war wirklich kurz davor, sich den Schädel noch mal zu krallen und auf die besagte Drohung von vorher zurückzukommen.

Doch leider verhinderte die Vernunft - sie trat zwar recht selten zu Tage bei dem blonden Kiffer, trotzdem sollte man erwähnen, dass sie rein theoretisch vorhanden war - dass Hamlets Liebster die Wand küsste. Denn leise, aber dennoch recht penetrant machte sie den Sklaven darauf aufmerksam, dass wenn er denn Totenkopf an der Wand zerdepperte, er sich auch noch der letzte Informationsquelle beraubte, die ihm hätte sagen können, wo er Luzifer fand und wie er am besten zu ihm kam ohne sich schon wieder in der Hölle zu verlaufen.
 

"Und warum sagt er mir das nicht selber?"

"Hä? Was?" der Schädel schaute das Haustier aus fragenden leeren Augenhöhlen an und konnte dem Gedankensprung seitens Kato natürlich nicht folgen.

"Luzifer.."

"Ahh... von dem redest du...." der Knochenkopf seufzte, "Du bist schon ein echt seltsames Balg... Aber um deine Frage zu beantworten, er hat, so viel ich weiß, eine wichtige Konferenz mit den Erzdämonen..."

"Aha" Der Blonde wirkte irgendwie ein wenig abwesend, denn in Gedanken versuchte er sich gerade die Szenerie vorzustellen, wenn er seinem Herrn beichtete, dass er die Akte nicht finden konnte... und die Aussicht darauf war wirklich alles andere als schön.

Kato schluckte und entschied sich dafür, dass es schlussendlich nicht schaden konnte, wenn er wenigstens zuerst VERSUCHTE sie zu finden. Nicht, dass er sich wirklich eine Aussicht auf Erfolg einbildetet... Aber es war besser als direkt zum Teufel zu gehen, in seine Besprechung reinzuplatzen, ihm zu sagen, dass man nicht fähig war seine Befehl auszuführen, zusätzlich einen mörderischen Blick Belials einstecken und dann schlussendlich eine sogar noch halbwegs gerechtfertigte Strafe in Empfang nehmen zu müssen.

Der Sklave knetete leicht nervös seine Finger und warf einen prüfenden Blick zum Schädel, der ihn ebenso prüfend zurück ansah. Für das Gebein war es ersichtlich, dass es im Gehirn des Sklaven arbeitete, aber es war schon erstaunlich wie sehr ihn diese geistige Arbeit anzustrengen schien, wenn man die Schweißtropfen auf seiner Stirn betrachtete.
 

Kato erhob sich und begann geistesabwesend im Zimmer auf und ab zu gehen.

Ja, warum sollte er nicht wenigstens zuerst VERSUCHEN die beschissene Akte zu finden.... Es zögerte wenigstens die unvermeidbaren Konsequenzen noch etwas hinaus. Aber andererseits hieß das, sich jetzt wieder auf einen Trip durch die sprichwörtliche Hölle zu begeben, ohne die geringste Ahnung zu haben, wo sich das Ziel befand. Gut, normalerweise hatte er auch keine Peilung, wo er war, aber wenigstens wusste er dann wo er hin wollte… aber dieses Mal war nicht mal dieser Faktor gegeben. Nein, er war einfach nur orientierungslos.

Aber hey, viel schlimmer als beim letzten Mal konnte es nicht kommen.... Und es war, wie gesagt, besser, als sich direkt wieder eine Strafe beim Teufel abzuholen.
 

~~~~
 

Ok, es war schon wieder passiert! Kaum hatte er den Raum verlassen, taten sich vor ihm immergleiche graue Steingänge auf, die nur so zu schreien schienen "Komm Kato, verlauf dich!".

Der Sklave seufzte und drehte sich um. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Er hatte das Zimmer kaum verlassen, trotzdem konnte er die Tür zu diesem jetzt schon nirgends mehr ausmachen. Es war einfach wie verhext!

Scheiß Türen, die immer zu verschwanden und scheiß unheimliche Gänge, in denen man immer allein herumirrte!

Kato schaute wieder nach vorne. Da war nichts. Oh, was für eine Überraschung....
 

Irgendwo zwischen Hasstiraden auf den Teufel, diese verfluchte rote Akte und am allermeisten auf diesen vermaledeiten Totenschädel, der es auch noch gewagt hatte, ihm so was wie "Halt die Ohren steif, Blondie" nachzuschreien, als er aus dem Raum getreten war; kam ihm der Gedanke, dass es eigentlich recht seltsam war, dass nie jemand anders auf diesen düsteren, verlassenen Gängen anzureffen war. Ok, mal von dummen Schattenfeen und dem verrückten Hutmacher abgesehen.

Nicht, dass es ihn störte. Nein, Kato war eigentlich nicht scharf darauf noch unnötige weitere Bekanntschaften mit den Bewohnern der Hölle zu machen... Aber etwas seltsam fand er es schon.
 

Er seufzte erneut und lenkte seine Schritte zur rechten Seite des Ganges. Vorsichtig ließ er seine Fingerspitzen über den kalten Stein gleiten. Vielleicht gab es hier ja Geheimgänge, die er noch nicht entdeckt hatte. Denn schließlich mussten sich die Anderen auch irgendwie von Ort zu Ort bewegen. Gut, die Erzdämon hatten die Fähigkeit, sich teleportieren zu können oder wie man das auch immer nannte. Aber es gab hier unten doch auch Menschen, die mussten schließlich auch irgendwie dorthin kommen, wo sie hinwollten ohne sich andauernd zu verirren.

"Auuu!" erschrocken zog der Sklave seine Hand von der Wand weg. Er hatte sich gerade eben an einem scharfen Stein geschnitten. "Scheiße, ich blute!" Voller Panik streckte er den Finger zuerst weit weg von sich, als wäre das bisschen Blut derart schwer zu ertragen, dass man beim bloßen Anblick ohnmächtig werden könnte.

Als dann jedoch der erwarte kreislaufliche Kollaps ausblieb, steckte er den blutenden Finger in den Mund, um wie ein kleines Kind daran zu nuckeln.

Böse betrachtete der Blonde den scharfkantigen Stein, der für sein Unglück verantwortlich war, mit einem Blick der sagte: "Wärst du nicht so scharf, würde ich dich jetzt zu Staub zermalmen!"
 

Schmollend ging der Sklave weiter, seinen Finger natürlich immer noch im Mund. Irgendwie hatte es keinen Sinn hier ratlos durch die Gegend zu laufen. Also versuchte es Kato mal mit etwas, das ihm normalerweise nicht so besonders lag: Nachdenken.

Die rote Akte... Wo könnte sie sein? Also, er war von Luzifers Büro aus gestartet, von dem er zwar nebenbei bemerkt nicht die geringste Ahnung hatte wo es lag... Aber das war jetzt erst mal nebensächlich. Dann war er, soweit er sich erinnerte, nach links gegangen und einem - ach, wie innovativ - dunklen Gang gefolgt.

War an dem was besonders gewesen? Irgendwas, das ihn von all den anderen dunklen, spärlich beleuchteten Gängen hätte unterscheiden können?

Kato Hirn arbeitete auf Hochtouren. Langsam, ganz langsam kam die Erinnerung zurück...

Ein Bild formte sich vor dem geistigen Auge des Sklaven. Ja, der Gang war recht kühl gewesen und und.... violettes Licht. Ja genau! Da waren violette Fackeln an den Wänden gewesen.
 

Ein Gang mit violetten Fackeln! Ha, das war die Lösung! War er nicht genial?!
 

Katos Euphorie wurde recht schnell wieder gebremst, denn die Erkenntnis, dass er sich jetzt zwar wieder erinnerte, wo er durchmusste, trug rein gar nicht dazu bei, dass er nicht wusste, wie er zu diesem Ort gelangen sollte.
 

Mit hängenden Schultern trabte das Haustier weiter orientierungslos durch die Gänge. Irgendwie, wenn er so darüber nachdachte, sahen seine Möglichkeiten recht beschränkt aus: Die Option um Hilfe zu rufen, hatte er in Anbetracht der Tatsache , dass der dumme Knochenkopf in seinem Schlafzimmer gesagt hatte, dass Luzifer mit den Erzdämonen in einer Besprechung war und ergo die Möglichkeit, dass einer von denen hier auftauchte, um ihn zu "retten" relativ gering war, aufgegeben. Dann wäre da natürlich die Möglichkeit wieder was zu singen, aber selbst Kato, der ja von Kultur und Anstand nicht sehr viel hielt, sah ein, dass das einfach zu peinlich war... selbst für ihn.

Tja, da blieb ihm eigentlich nur noch eins übrig: Das zu tun, was er hier schon die ganze Zeit über tat, wie ein blindes Schaf durch die Gänge laufen, in der Hoffnung, dass ein Wunder geschah...
 

~~~~
 

"Gang mit violetten Fackeln... Gang mit violetten Fackeln...." Wie ein Mantra murmelte der Sklave diese Worte immer wieder vor sich hin. Er hatte sich im Laufe seiner kleinen aussichtlosen Wanderung dazu hinreißen lassen, einer gewissen Verzweiflung zu verfallen. Schließlich war es dann sogar soweit gekommen, dass Kato darauf bestand, dass es möglich sein musste, wie bei den Kleiderschränken, die aus dem Nichts auftauchten, einen Weg heraufzubeschwören, indem man es sich einfach fest genug wünschte.

"Gang mit violetten Fackeln... Gang mit violetten Fackeln..." Kato hatte die Augen fest zusammenkniffen und trabte jetzt endgültig blind durch die Gänge.

"Gang mit violetten Fackeln...." er hoffte trotz aller Hoffnungslosigkeit drauf, dass wenn er seine Glubscherchen wieder aufmachte, er sich in dem Gang mit den violetten Fackeln befinden würde.
 

"Autsch!" schon wieder war er in eine Wand gelaufen. Kato rieb sich den schmerzenden Kopf, musste sich aber trotz allen Unwollens eingestehen, dass es vielleicht langsam an der Zeit wäre, die Augen wieder aufzumachen und sich der harten Realität zu stellen.
 

Langsam hoben sich seine Lieder und schwaches, schummriges Licht drang in seine Pupille ein. Der Sinneseindruck wurde aufgenommen und von kleinen elektrischen Impulsen zu Katos Zentralhirn weitergeleitet. Dort wurde die Information dann in Erkenntnis umgewandelt, dass das Licht, welches den dunklen schummrigen Gang erleuchtete doch tatsächlich VIOLETT war.

Der Sklave musste zuerst seine Augen noch mal schließen, nur um sich zu vergewissern, dass er sich nicht täuschte.

Nein, es war Realität. Er hatte den Gang mit den violetten Fackeln gefunden!

Der Kiffer konnte es kaum glauben und war vor lauter Freude schon kurz davor in einen wilden körperbetonten Tanz zu verfallen.

Aber halt! Er war in dem Gang mit den violetten Fackeln. Nur um sich noch mal zu vergewissern, drehte sich der Sklave um und erkannte auch in der anderen Hälfe das gleiche Bild wieder, welches sich vor ihm schon zuvor dargeboten hatte.

Das hieß dann also, dass seine absolut bescheuerte Taktik von "sich-einfach-ganz-doll-wünschen-an-den-besagten-Ort-zu-kommen", tatsächlich funktioniert hatte.
 

WOW!
 

Kato schwebte gerade auf der Wolke seiner eigenen Genialität, als ihm der Gedanke kam, dass das vielleicht auch die Lösung für sein Problem sein könnte: Wenn er sich jetzt einfach ganz fest vorstellte die rote Akte zu finden, dann fand er sie vielleicht wirklich....

Ja, das würde er versuchen!

Voller Euphorie schloss der Sklave seine Augen wieder und setzte sich in Bewegung. Es schien ja offensichtlich keine Rolle zu spielen in welche Richtung er ging, wenn es schlussendlich nur darauf ankam, dass er es sich vorstellen konnte, wo er hinwollte.
 

~~~~
 

"Ich will zur roten Akte... Ich will zur roten Akte...." der Blonde hielt sich recht strikt an das Beispiel des violett beleuchteten Ganges, denn immerhin hatte es sich ja bereits einmal als erfolgreich herausgestellt. Warum also davon abweichen?

"Ich will zur roten Akte... Ich will zur roten Akte...." Kato lief einfach immer noch mit geschlossenen Augen geradeaus weiter... bis....
 

"Autsch!" Er war schon wieder mit etwas kollidiert. Nur schien dieses Etwas eine gewisse Gegenkraft auf ihn ausgeübt zu haben, so dass Katos Hintern geradewegs den harten Steinboden geküsst hatte.

Etwas verärgert über die Störung seines "Ich-wünsch-mir-nen-Weg", rieb sich Kato das Hinterteil und wollte sich schon erheben, als er feststellen musste, dass er nicht mit Etwas, sondern mit Jemandem zusammengeprallt war. Vor ihm saß ein - so konnte man das wirklich am besten beschreiben - Bunny, das sich mit ähnlich verärgertem Gesichtausdruck ebenfalls den schmerzenden Hintern rieb.

"Kannst du nicht ein bisschen besser aufpassen?!" meinte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen und wollte sich erheben.

Doch der Blonde, mal ausnahmsweise ganz der Gentleman, bot ihr seine Hand an, um dem seltsamen Mädchen im Hasenkostüm aufzuhelfen. "Sorry, ich hab dich nicht gesehen..." meinte er mit etwas betretenem Gesichtsausdruck und schaute zu Boden.

"Ja, das hab ich bemerkt!" entgegnete sie sarkastisch, "Was läufst du auch mit geschlossenen Augen hier unten rum? Geht's dir noch gut?!" die Hasenohren auf ihrem Kopf wippten energisch auf und ab.
 

"Ähh... Ist ne lange Geschichte..." der Sklave war irgendwie nicht so scharf darauf dem Bunny zu erzählen, was er da gerade gemacht hatte und außerdem waren diese Hasenohren wirklich recht...... ablenkend.

"Aha..." Ihre Augen wanderten nun im Gegenzug über Katos Körper und sie schien den Übeltäter genau unter die Lupe zu nehmen, bis ihr Blick schließlich an dem schwarzen Halsband hängen blieb.

"Kann es sein, dass du Kato bist?" sie schaute dem Blonden nun direkt in die Augen und ihr Gesicht hatte einen fragend kindlichen Ausdruck angenommen.

Etwas überrascht und auch zugleich erschrocken, wich der Sklave erst mal einen Schritt zurück.

"Ja..." entgegnete er misstrauisch. "...woher weißt du das?"

"Oh, mein Herr erzählt viel von dir. Er sagt, du bist witzig,..." Nun strahlte das Bunny über das ganze Gesicht. Ein weiterer Grund für Kato einen Schritt zurückzuweichen.

"Sag bloß, dein Herr ist Asmodeus?!"

Das Strahlen im Gesicht des Bunnys verschwand für einen Moment, kehrte dann jedoch augenblicklich wieder zurück, als sie antwortete: "Oh nein, natürlich nicht. Ich komme aus dem Wunderland."

"Wunderland?" Nun war Kato endgültig verwirrt.

"Ja, das Reich des verrückten Hutmachers.... Ich bin übrigens der Märzhase." Voller Enthusiasmus streckte sie ihm ihre Hand entgegen.

"Aha..." der Sklave ergriff sie etwas zaghaft und begann nun seinerseits diesen Märzhasen genauer zu mustern.

Das Mädchen trug mal ausnahmsweise kein schwarz, sondern ein ziemlich verspieltes weiss-rosa Korsett mit vielen Rüschen dran. Ein paar Strapse spannten sich über ihre Hüften, um die weißen Overknee-Strümpfe zu halten. An ihren Füssen trug sie ein Paar, ebenfalls weiße, Pumps, die ein Band um das Fußgelenk hatten und so hohe Absätze, dass dem Sklaven beinahe schwindlig wurde. Kein Wunder hatte sie sich wehgetan, als sie hingefallen war!

Sein Blick glitt nun wieder weiter nach oben und blieb an dem breiten Grinsen des Bunnys hängen.

"Und wie findest du mich?"

Kato verzog das Gesicht zu einer Fratze und brachte es irgendwie nicht so recht fertig, etwas darauf zu antworten.

"Ach komm schon, so schlimm bin ich nicht..." Sie verzog den Mund zu einem Schmollen und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

"Nein..." stammelte Kato und versuchte sich zusammenzunehmen, "... a-aber die Ohren..." etwas verstört zeigte er auf die häsischen Hörorgane.

"Oh, gefallen sie dir…" voller Freude griff sich das Bunny an die Löffel, die auf ihren dunkeln Locken thronten, "...wenn du willst kann ich dir auch meinen Schwanz zeigen!"
 

Schwanz?!?!? Der Sklave starrte sie panisch an und war schon kurz davor wieder mal die Flucht ergreifen zu wollen, als sich der Hase umdrehte und lasziv mit dem Hintern wackelte.
 

Schwanz! Kato gingen gerade ein paar Lichter auf. Voller Erleichterung und Freude betrachtete er den süßen kleinen weißen Stummelschwanz des Häschens.

Oh ja, so gefielen ihm Schwänze. Der Blonde lächelte blöd vor sich hin und beobachte noch eine Weile das Auf- und Abwippten des Puschels.
 

"Und? Was meinst du jetzt?" Der Märzhase hatte sich wieder zu Kato umgedreht und betrachtete ihn abwartend.

"Doch, find ich toll." erwiderte dieser grinsend. Ach, konnte die Hölle doch schön sein.
 

~~~~
 

"So, und nun musst du erzählen, was du hier unten tust.... Bist du schon wieder weggelaufen?"

Das Bunny schien im höchsten Masse erfreut darüber eine so "berühmte" Persönlichkeit wie Kato zu treffen.

Dieser zog nun leicht verwirrt die Augenbraue nach oben. "Nein, wieso sollte ich weggelaufen sein..."

"Ach, nur so....." sie klang irgendwie ein wenig enttäuscht.

Das verwirrte den Sklaven nur umso mehr. Warum sollte sich jemand wünschen, dass er weggelaufen war? Wollte sie etwa, dass er schon wieder vom Teufel ausgepeitscht wurde?!

Er musterte das Mädchen misstrauisch von der Seite. Konnte es sein, dass sie genau so pervers und verdreht war, wie alle anderen hier unten?

"Aber dann sag, was tust du denn sonst hier?" mit diesem erneut so kindlichen Ausdruck hatte sie sich ihm wieder zugewandt.

"Ähhhm... Also... Ich weiß nicht so recht, ob ich dir das überhaupt erzählen darf...." Kato war gerade unglaublich stolz auf sich, dass er eine erneute Bloßstellung seiner Person derart geschickt vermieden hatte.

Ja, war er nicht genial. Er würde einfach behaupten, er sei in geheimer Mission unterwegs!
 

"Och schade..." Irgendwie kam es dem Blonden so vor, als würden die Ohren auf dem Kopf des Bunnys gerade etwas mehr nach unten hängen.

"Weißt du, wenn du mir gesagt hättest wo du hin willst, hätte ich dir vielleicht helfen können. Denn du machst irgendwie den Eindruck als hättest du dich verlaufen..."
 

Woher zum Teufel wusste die Schlampe das?! War er wirklich so durchschaubar?! Der Sklave musterte das Mädchen aus zu Schlitzen verengten Augen, wie es ihn immer noch mit diesem kindlichen Ausdruck ansah. "Ist was?"

"Nein..." Kato musste erst mal tief durchatmen. "Wie kommst denn auf die Idee, dass ich mich verlaufen haben könnte?" fragte er mit einem möglichst unschuldig wirkenden Tonfall in der Stimme; dass er dabei aber mehr klang wie eine verrostete Motorsäge, soll hier außer Acht gelassen werden.

"Nun..." das Bunny sah ihn mit großen Augen an. "...eigentlich treibt sich niemand auf den Gängen rum, der sich nicht verirrt hat...."

Kato musste mit allergrößtem Kraftaufwand ein "Ich habe es doch gewusst!" unterdrücken und antwortete dann zwischen zusammengebissenen Zähnen: "Ach, was du nicht sagst..."
 

"Und? Willst du nun mit zu mir kommen?"

"Mit zu dir? Was bitte soll ich bei dir?" fragt der Blonde alarmiert. Irgendwie erinnerte ihn das zu fest an eine Einladung zum Sex.... Und mit denen hatte er ja bekanntlicherweise bereits schlechte Erfahrungen gemacht.

"Na, dort ist es viel gemütlicher als hier..." sie zwinkerte ihm zu.

Kato starrte sie ihm Gegenzug mit schreckgeweiteten Augen an und nahm seinerseits einen riesen Satz rückwärts.

"Ach komm schon...." Der Märzhase schaute ihn mit einem "Du-wirst-doch-nicht-wirklich- Angst-vor-mir-haben“-Blick an und wie zur Unterstützung wackelten die Hasenohren auf ihrem Kopf zustimmend.

Kato musterte das Mädchen für einen Moment. "Pahh, vergiss es! Ich bin doch nicht lebensmüde!" Energisch drehte er sich um und wollte in die andere Richtung davon gehen, als sie ihn am Ärmel packte. "Hey, du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Ich werde dich nicht vergewaltigen oder dergleichen...." Der Blonde linste aus den Augenwinkeln zu ihr zurück.

"....und ich verspreche dir hiermit hoch und heilig, dass ich dich ins Reich des verrückten Hutmachers bringe. Den kennst du ja.... Du kannst mir also vertrauen!"

"DIR VERTRAUEN?!" Kato war wie eine Furie herum gewirbelt. "Weißt du, was mir das letzte Mal passiert ist, als ich jemandem vertraut habe?! Ich wurde zur Strafe ausgepeitscht vom Teufel hächstpersönlich! Und das nur, weil ich diesem verdammten Biest vertraut habe!"

Der Sklave stand schwer atmend und mit rotangelaufenem Kopf vor dem Bunny, welches schützend die Hände vors Gesicht gehoben hatte.
 

"Ähhh... ja... hähä... davon hab ich gehört... Du redest von Nuri, nicht wahr?" entgegnete sie kleinlaut.

Kato starrte das Mädchen an, als wolle er sie jetzt dann jeden Moment anfallen. Der Märzhase schien die drohende Gefahr nun doch zu spüren und wich seinerseits ein wenig zurück. "Hey, nicht böse sein... Das erzählt man sich bloß so..."

"Wer erzählt das?" fuhr er sie an und hatte sich direkt vor dem verängstigten Bunny aufgebaut.

"Wuäähhhh....i-ich weiss doch nicht m-ehr wer..." dessen Augen hatten nun schon einen verdächtigen Glanz angenommen und sie schaute ihn an, als würde sie jeden Moment in eine regelrechte Sintflut ausbrechen.

Selbst Kato, der nicht sehr feinfühlig für zwischenmenschliche Beziehungen war, musste an diesem Punkt erkennen, dass er vielleicht etwas zu weit gegangen war. Betreten schaute er zu Boden und murmelte ein leises "Sorry.... wollte dir nicht zu nahe treten..."
 

"Ach, schon gut..." sie klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter. Der Blonde schaute auf und musste zu seinem Erstaunen feststellen, dass von jeglicher Traurigkeit seitens des Bunnys nicht mehr die geringste Spur zu bemerken war. Im Gegenteil: Der Märzhase grinste wieder fröhlich wie eh und je vor sich hin.

"Sag mal, kann es sein, dass du mich verarscht hast?" Der leicht bissige Unterton war nicht zu überhören. Das Mädchen schaute für einen Moment unschuldig in die Luft und legte ihren Finger ans Kinn, so als müsste sie scharf darüber nachdenken.

"Also, na ja, verarschen würd' ich jetzt nicht sagen, aber ich habe dafür gesorgt, dass du mir nicht wehtust...." Sie strahlte den Blonden erneut an und entblößte dabei eine Reihe schneeweißer Zähne.

"Wenn du so weiter machst, bist du auf dem besten Weg, dass ich dir erst noch richtig wehtun werden...." grummelte dieser und funkelte das Mädchen böse an.

Und wie auf Befehl fing die rot geschminkte Unterlippe des Bunnys schon wieder verdächtig an zu zittern und ihre braunen Augen füllten sich mit Wasser.

"Lass das!" schrie Kato und wollte sich schon auf sie stürzen. Doch natürlich war der Märzhase schneller und wich der Attacke des Sklaven gekonnt aus, bevor dieser auch nur die Gelegenheit gehabt hätte sein Ziel zu erreichen.
 

Sie hatte sich kichernd hinter dem wütenden Blonden aufgebaut und umfasste dessen Oberkörper von hinten. "Du bist genau so, wie mein Herr gesagt hat..." Sacht strich sie ihm eine Haarsträhne hinters Ohr und schmiegte sich an seinen Rücken.

"Und DU bist genauso wie der verrückte Hutmacher.... Eine Plage!" entgegnete Kato, musste aber einsehen, das es wieder mal geschlagen worden war.

"Ganz so schlimm wie er bin ich nicht, aber ich gebe mir grosse Mühe so zu werden." entgegnete sie leise und kuschelte ihr Gesicht in den blonden Haarschopf ihres Gegenübers.

"Mmm, du riechst interessant..."

"Hey, lass diese Scheiße...." Der Sklave löste sich aus der unfreiwilligen Umarmung des Bunnys und stellte sich ihr gegenüber.

Der Märzhase hingegen stand immer noch in der gleichen Position wie zuvor, ihre Augen waren geschlossen und ihr Gesicht wurde von einem verträumten Ausdruck geziert.
 

"Können wir jetzt endlich gehen?!" leicht genervt beobachtete Kato die Szene.

"Was?" die Augen des Bunnys schnappten sofort auf. "Du kommst also mit?!"

"Bleibt mir was anderes übrig?" hätte Kato Hosentaschen gehabt, wäre das jetzt der Moment gewesen, wo er resignierend seine Hände in ihnen vergraben hätte.

"Oh wow, das ist toll!" voller Freude tanzte der Hase um ihn herum und klatschte dabei in die Hände.

Kato seufzte entnervt.
 

"Also komm, lass uns gehen!" energisch griff sich nach seiner Hand und zog den Sklaven hinter sich her.

Dieser hatte gar nicht groß die Gelegenheit darüber nachzudenken, wie ihm geschah, als der Hase auch schon begann sein Tempo zu beschleunigen und ihn einfach so hinter sich her zog.

Kato versuchte zunächst noch mit ihr Schritt zu halten, doch das einzige Resultat daraus war, dass er schon nach kürzester Zeit keuchte und japste. Diese Raucherlunge war schon ein Elend.
 

"Warum rennst du so?" versuchte er zwischen zwei verzweifelten Versuchen Luft in seinen Lunge zu pressen, das Bunny, welches ihn immer noch gnadenlos hinter sich her zog, zu fragen.

"So geht es besser..." Die Nebengeräusche der vorbeiziehenden Luft waren wirklich recht störend, wenn man verstehen wollte, was sie sagte.

"Was geht so besser?" schrie Kato zurück.
 

Die Frage sollte sich jedoch relativ schnell selbst beantworten, als der Blonde in vollem Tempo mit einer Tür zusammenstieß, die - hätte man ihn gefragt - einfach so aus dem Nichts aufgetaucht war.

"AUUUUUUU!!!!!" heulend ging er zu Boden und hielt sich dabei die Nase.

Der Märzhase schaute mitleidig auf ihn herab. "Du musst schon etwas besser aufpassen, wo du langgehst...."

" aas eissst ier, esser aufassen?!?!" Kato waren die Tränen in die Augen gestiegen und durch das zusätzliche Verbarrikadieren seiner Nase und Mund durch seine fest darauf gepresste Hand, war es reichlich schwer zu verstehen, was er eigentlich sagen wollte.

Das Bunny zog vorsorglich ein seidenes, weißes Taschentuch aus ihren Dekoltée hervor und reichte es dem Blonden. Dieser wischte sich damit erst mal das Blut von der Nase und danach die Tränen aus den Augen.
 

"Wo zum Teufel kommt die Tür her?!?!" Es flossen immer noch kleine Blutgerinnsel aus dem Riechorgan des Sklaven, als er voller Empörung auf die schwere Holztür direkt vor ihnen zeigte.

"Na, das ist der Eingang zum Reich des verrückten Hutmachers..." Sie musterte ihn für einen Moment eingehend. "Du peilst es wirklich nicht, oder?"

"Was?" Eigentlich wusste er schon wovon sie redete, es hatte schließlich irgendwann soweit kommen müssen, aber trotzdem musste er sich jetzt noch ein bisschen blöd stellen, um das Unvermeidliche hinauszuzögern.

"Wie wir hierher gekommen sind..."

Kato seufzte und beschloss nun endgültig über die Schmerzgrenze zu treten und zuzugeben, dass er ein Idiot war.

"Nein"

"Dacht ich mir schon..." Für einen Moment blickte sie nachdenklich zu Boden. "Soll ich es dir erklären?"

Nun wurde der Kiffer hellhörig. Das war endlich mal das, was er gewollt hatte.

"Ja, gerne"

"Also gut, dann setz dich!" Der Märzhase ließ sich vor der Tür nach unten gleiten und platzierte sich einfach auf dem Boden. Kato schaute sie fragend an. "Wäre es nicht besser, wenn wir rein gingen?" Er deutete auf die schwere Tür, die mit einem lachenden und einem weinenden Gesicht verziert wurde.

"Nein, nachher dann..."

"Ok, wie du meinst..." Er setzte sich ergeben. Ihm war wirklich nicht danach, sich jetzt noch mit diesem durchgeknallten Bunny zu streiten; außerdem war ihm ein wenig schwindlig. War zwar eigentlich auch kein Wunder, wenn man bedachte, dass er volle Kanne in eine Holztür gerannt war.
 

"Weißt du, die Gänge die du hier siehst, sind eigentlich nicht wirklich existent... oder zumindest nicht materiell existent...."

"Aha..." Kato verstand Bahnhof.

"Sei still und hör zu! Sie sind lediglich astrale Projektionen der Verbindungen zwischen den einzelnen Reichen der verschiedenen Satane. Deshalb haben sie auch nicht wirklich eine Ausdehnung und sind mehr Mittel zum Zweck..." Kato verstand immer noch nicht viel mehr.

"Wenn du also einen Raum verlässt und auf einen Gang trittst, denn verlässt du die materielle Welt und kommst in eine astrale Zwischenebene..." Also jetzt war er verwirrter als jemals zuvor.

"Das heißt, es spielt keine Rolle, in welche Richtung du gehst... die Gänge werden dich immer ins Nichts führen, wenn du dein Ziel nicht vor Augen hast...."

"Ich muss mein Ziel vor Augen haben? Wie das denn?" unterbrach er den Märzhasen. Der Sklave sah sich nun doch genötigt in diese, für ihn leicht abstrakte, Rede einzugreifen.

"Ja. Dein Unterbewusstsein muss das Ziel kennen, damit es die Gänge sozusagen in die richtige Richtung biegen kann..." Kato runzelte die Stirn. Wie bitte sollte sein Unterbewusstsein Gänge verbiegen können.

Das Bunny bemerkte natürlich die Skepsis des Blonden und seufzte leicht entnervt auf. "Hör auf dich so blöd anzustellen! Es geht nur darum, dass du dir bewusst bist, wo du hin willst. Du kannst nicht einfach eine Sightseeing-Tour durch die Hölle veranstalten. Die Gänge würde dich ins Nirgendwo führen, wenn du kein bestimmtes Ziel hast!"

"Ach nein..." Das erklärte natürlich einiges. " ...und warum zum Teufel sagt man mir das erst jetzt!"

"Hey, du musst dich nicht bei mir beschweren. Ich hab dich schließlich erst gerade vorher kennengelernt." Sie hob abwehrend die Hände.

Kato grummelte irgendwas vor sich hin und stützte müde den Kopf auf.
 

"Ach komm, sei nicht traurig." Die frühere Ernsthaftigkeit des Bunnys, mit der sie den Sklaven so neutral über die Funktion der Höllenwege aufgeklärt hatte, schien wieder wie weggeblasen und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht streckte sie Kato ihre Hand entgegen.

"Lass uns ins Wunderland gehen!"
 

TBC
 

A/N: Vielleicht haben es einige von euch bemerkt, das Bunny kommt nicht zum ersten Mal vor. Es wurde ähnlich wie der Totenschädel auch schon mal von mir erwähnt, zwar nur in einem Satz, aber das ist nebensächlich^^
 

[1] ICH weiß, dass der Schädel nicht Hamlet ist, aber das weiß KATO doch nicht*g*



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