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Schuld & Sühne

von

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Kapitel 15

Kato gab sich wirklich die größte Mühe möglichst kleine Schritte zu machen, um so sein Gesäß nicht unnötig zu belasteten.

Der blonde Sklave wanderte hinter Belial durch einen der unzähligen dunkeln Gänge, auf dem Weg ins Nirgendwo; oder um den Satan der Hochmut genau zu zitieren, waren sie auf dem Weg zum Speisesaal, wo Kato die nächste Lektion seiner unabdingbaren Ausbildung im Dienst des Herrn der Finsternis, erhalten sollte...
 

Der Sklave war alles andere als glücklich darüber, dass er bei Temperaturen, die zwischen -10° und 10000° variierten oben ohne rumlaufen musste. Hinzu kam noch sein bereits vermerkter schmerzender Hintern, der sich vehement gegen derart sportliche Aktivitäten, wie "herumlaufen" wehrte.

So kam es also, dass von Seiten Katos in erster Linie Genörgel zu vernehmen war, welches der Hutmacher wiederum geflissentlich ignorierte. Sie hatte sich gesagt, dass wenn der Blonde wieder soweit war, herumzumeckern, konnte es ihm nicht mehr so schlecht gehen und er war wieder ziemlich auf dem Damm. Und das war ein gutes Zeichen für das, was sie vorhatte. Immerhin sollte das wilde Haustier heute einwenig Erziehung genießen...
 

Kato war gerade dabei etwas wie "Ihr seid alle total pervers und ich hasse euch alle...." von sich zu geben, als Mad Hatter abrupt stehen blieb. Der Blonde, derart in seine Schimpftirade vertieft, bemerkte den Halt zu spät und rannte natürlich direkt in den Dämon. Als Resultat gingen beiden zu Boden.

"Ich finde es ja schmeichelhaft, dass du derart anhänglich bist, mein Süßer... aber denkst du nicht, dass dein Herr etwas erzürnt sein dürfte, wenn du mich einfach so offensichtlich anbaggerst..." entgegnete der verrückte Hutmacher zuckersüß. Sie erhob sich wieder und strich ihren Mantel glatt.

Kato saß immer noch etwas überrascht am Boden, fing sich aber ziemlich schnell wieder. Mit einem tödlichen Blick bedachte er Belials ausgestreckte Hand, die sie ihm als Hilfe zum Aufstehen angeboten hatte.
 

"Halt die Klappe, Schlampe!" Er schlug ihre Hand weg und sprang regelrecht auf seine Füße. Das wiederum sollte sich jedoch als Fehler herausstellen, denn sein Arsch reagierte sofort auf die unbedachte Bewegung. Der Blonde verzog sein Gesicht, was vom Hutmacher mit zufriedener Miene registriert wurde.

"Tja, die Strafe folgt sofort ...in deiner Position sollte man Vorgesetzte wirklich nicht beleidigen. Oder hast du denn gestern gar nichts gelernt...?" Belehrend hob sie ihren Finger und fuchtelte damit vor Katos Gesicht rum. Hätte der Satan der Hochmut zu diesem Zeitpunkt noch eine Brille getragen, wäre jeder alte Lehrer, der noch ein Verfechter körperlicher Züchtung war, bis zum äußersten Stolz auf sie gewesen.

Kato gab bloß ein abwertendes "Tsssssss..." von sich und drehte den Kopf weg. Dieses dumme Weib musste schließlich nicht sehen, wie sich wieder Angst in seine Augen geschlichen hatte. Denn er erinnerte sich nur zu gut an gestern und um ganz ehrlich zu sein, hatte er eine Heidenangst davor dem Herrn der Hölle noch mal zu begegnen. Aber das würde wohl unumgänglich sein...
 

Dafür konnte er jetzt erkennen, warum der Hutmacher so plötzlich stehen geblieben war. Vor ihnen befand sich eine riesige schwarze Tür, die er zuvor in der Finsternis des Ganges tatsächlich nicht gesehen hatte. Irgendwie hatten eine Menge Dinge hier unten in der Hölle die seltsame Angewohnheit einfach aufzutauchen und wieder zu verschwinden, wie es ihnen gerade beliebte. Nicht nur Türen schienen etwas eigenwillig veranlagt, sondern auch dieser Schrank von vorhin, der sich einfach vor seinen Augen in Luft aufgelöst hatte.

Kato kam sich irgendwie ein wenig überfordert vor, aber wenigstens hatte ihn dieser Gedanke von seiner Angst betreffend Luzifer abgelenkt.
 

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Mad Hatter einen Schlüssel hervorzog und ihn ins Schloss der schwarzen Tür steckte, das die Form eines aufgerissenen Drachenmaules hatte.

Sie drehte das kalte Eisen zweimal herum und dann war ein seltsames Klacken zu hören. Es klang als ob eine riesige Menge von Zahnrädern in Bewegung gesetzt würde, nur um diese eine Tür zu öffnen.

Doch Kato sollte mit dieser Vermutung gar nicht so falsch liegen, denn als deren schwarze Flügel endlich aufschwangen, konnte er sehen, dass sie mindestens 20 cm dick waren und aus massivem Metal zu bestehen schienen.

Und wieder einmal lief dem Blonden ein Schauer über den Rücken. Einerseits wegen der Frage, warum jemand ein solch stabile Tür für ein Speisessaal brauchte und andererseits, weil den zwei Eindringlingen ein extrem fauliger Geruch aus dem nun geöffneten Raum entgegenschlug.
 

Der Hutmacher zupfte dezent das Taschentuch aus seiner Brusttasche hervor und hielt es sich vor die Nase. "Der Raum wurde schon lange nicht mehr benutzt..." meinte sie erklärend und ging ein paar Schritte hinein.

"...um genau zu sein, wurde er nicht mehr benutzt, seit die Seele unseres Herrn damals vor tausenden von Jahren in dieses Schwert eingesperrt wurde. Aber früher...." sie breitete ihre Arme aus und drehte sich einmal um ihre eigene Achse.

„...haben wir hier rauschende Feste gefeiert."

Der Staub zu Füssen des verrückten Hutmachers wirbelte auf und hüllte den Dämon in eine Wolke. Das verlieh der sowieso schon überirdischen anmutenden Gestalt eine noch seltsamere Aura.
 

Auch Kato überwand, trotz der Widersprüche seiner Nase, seine Skepsis und trat ein. Irgendwo von der Seite her fiel ein schwacher Lichtschein in den ansonst dunklen Raum und beleuchtete die zwei Gestalten.

"Und was genau wollen wir denn nun hier?" fragte Kato zwischen zwei unterdrückten Hustern. Auch wenn man eigentlich erwartet hätte, dass ein Kiffer wie er, eine gewisse Resistenz gegen Staub, Dreck und sonstige ungesunde Partikel haben sollte, war dies nicht der Fall. Kato war Allergiker und die Tatsche, dass er tot war, hielt seine Psyche kein bisschen davon ab, in einem solchen Raum, wo die Staubpartikel den größten Teil der Luft auszumachen schienen, nicht einen Hustenanfall nach dem anderen zu kriegen.

Belial drückte ihm mitleidig ihr Taschentuch in die Hand. Normalerweise hätte der Junkie es natürlich nie angenommen, aber die Tatsache, dass seine Nase gerade wieder kurz davor war zu explodieren, trug ihren Teil dazu bei, dass auch die sturresten Kiffer klein beigaben.
 

Während der Sklave herzhaft das weiße Stück Stoff verunreinigte, schlenderte der Hutmacher ganz gelassen den Saalwänden entlang. Hie und da zog sie einen schweren dunkelblauen Samtvorhang zur Seite und langsam wurde der dunkle Raum mit Licht geflutet.

Kato hatte irgendwie das Gefühl, dass je heller der Saal wurde, desto freier wurden auch wieder seine Atemwege. Etwas erstaunt über die immense Größe, die sich vor ihm auftat und die Tatsache, dass außerhalb der Fenster, die der Hutmacher soeben freigelegt hatte, doch tatsächlich ein tagheller Garten war, ließ er das Taschentuch wieder sinken.

Neugierig schaute er sich um und ging zu den raumhohen Glasscheiben hinüber. Belials Blick folgt ihm auf Schritt und Tritt. Sie konnte durchaus nachvollziehen, dass der Anblick den Blonden ganz für sich eingenommen hatte, denn dieser Garten war auch wirklich etwas ganz besonderes.
 

Kato legte vorsichtig seine Hand an die Fensterscheibe und betrachtete das Bild, das sich im so willig darbot: Ein Garten. Voller Blumen, Bäume, Sträucher, Gräser, Tiere....

Der Blonde konnte sich kaum sattsehen, denn in letzter Zeit hatte er nur wenig Erfreuliches, geschweige denn Natürliches zu Gesicht bekommen. Und obwohl... oder gerade deswegen dieser seltsame Garten im Herzen der Hölle total verwildert war, kam es dem Sklaven so vor, als hätte er noch nie etwas Schöneres oder Freieres gesehen.
 

Die Nasenspitze des Blonden berührte schon beinahe die Scheibe als Belial ihn aus seinen Träumereien riss.

"Das ist eine Nachbildung des Garten Edens..." Sie legte ihm sanft die Hand auf die Schulter und zog Kato vom Fenster weg, "...er wurde als Zeichens des Triumphes gebaut, als unser Herr das Menschenkind Eva dazu verführt hat vom Baum der Erkenntnis zu essen."

Ein sehr selbstzufriedenes Funkeln hatte sich in die Augen des Satans geschlichen, was von Kato mit steigendem Unbehagen registriert wurde. Entschieden löste er sich von Belials Berührung und baute sich mit vorwurfvollem Blick vor ihr auf.

Der Dämon seufzte bloß und machte eine ausladende Geste in Richtung Fensterreihe.

"Doch wie du siehst, ist auch das zweite Eden in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt worden. Der Garten und dieser Saal hier, dienten früher oft dazu große Feste zu feiern. Wir haben damals regelrecht in unseren Triumphen gebadet, doch leider kam dann alles anders als erwartet...." Belial legte eine signifikante Pause ein und senkte den Blick "... aber das weißt du ja."
 

"Nein, weiß ich nicht! Erzähl's mir!" erwiderte Kato ein wenig trotzig. Er stemmte die Arme in die Hüften und schaute den Satan der Hochmut herausfordernd an.

Einerseits tat er das natürlich, um Belial zu nerven, aber andererseits interessierte es ihn tatsächlich. Denn das würde ihm vielleicht endlich eine Antwort darauf verschaffen, warum sein ehemals bester Freund zum Teufel mutiert war.

Der Hutmacher hielt seinen Kopf gesenkt, so dass seine blauen Augen durch den Rand des Hutes verdenkt waren. Ein schlauer Zug, denn ansonsten hätte der Sklave gewiss den Schalk in ihnen erkannt.

"Nun... die Zeit, zu der dieser Garten noch ein blühendes Meisterwerk war und wir Satane hier in diesen Gefilden rauschende Orgien und Feste feierten, liegt weit zurück. Damals war die Hölle noch jung und wir waren es mit ihr...."

Belial wandte sich von dem Blonden ab und ging ein paar Schritte in die Mitte des Raumes. "...Wir haben unsere Freiheit genossen, die Freiheit alles zu tun und keinem Gott mehr untergeben zu sein.... auch wenn wir den Himmel dafür aufgeben mussten..."

Sie krempelte ihre Ärmel zurück und drehte sich wieder zu Kato um.

"... doch wer will schon den Himmel, wenn er das hier haben kann?!" und mit diesen Worten sprühten glühende Funken aus den Händen des Satans, die augenblicklich die unzähligen Kerzen an den Wänden entzündeten.
 

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Kato gingen fast die Augen über. Der Raum war vollkommen erleuchtet und ihm wurde erst jetzt dessen wirkliches Ausmaß bewusst. Er war unglaublich hoch. Der Sklave konnte gar nicht wirklich beschreiben wie hoch. Der einzige Vergleich, der im dazu einfiel, waren die alten europäischen Kathedralen.

Unzählige kleine Zinnen und Erker schienen regelrecht aus den Wänden zu wachsen und mit dem Licht zu neuem Leben erwacht zu sein. Natürlich hatte der Saal etwas Monströses und Beängstigendes an sich und dennoch fiel es dem Blonden nicht schwer sich vorzustellen, wie die Erzdämonen hier ihre Feste zelebriert hatten.

Kato drehte sich einmal im Kreis, um alles zu sehen, doch irgendwie kam er sich total verloren vor.

Zu seiner Rechten war die Fensterfront, die den Blick auf den wilden Garten preisgab und auf der Linken säumte ein Kerzenhalter den nächsten, die nun in wohlig-warmem Schein leuchteten.
 

Der Satan der Hochmut schien sehr zufrieden mit sich. Wenn Luzifers Haustier jetzt schon so sprachlos reagierte, war sie wohl auf dem richtigen Weg.

"Möchtest du die Geschichte noch weiter hören?" fragte sie mit einem charmanten Lächeln.

Kato nickte bloß. Er war irgendwie gerade zu sehr damit beschäftigt, überwältigt zu sein, um noch eine artikulierte Antwort von sich zu geben.

"Also... wir waren gefallen..... Aber das hat uns eigentlich nicht groß gestört. Denn es hat schließlich auch seine Vorteile gefallen zu sein..." Sie zwinkerte dem Sklaven zu und drückte ihm ganz nebenbei einen Eimer plus Putzlappen in die Hand, der wieder mal irgendwo aus dem Nichts aufgetaucht war.

"Wir badeten in unserer eigenen Glorie als..."

"Hey halt mal, was bitte soll ich hiermit?" fragte Kato etwas verdutzt, dem das Ganze doch etwas zu schnell gegangen war.

"Oh... Du musst hier putzen, deshalb sind wir doch hier... oder was hattest du erwartet? Das ich hier eine Sightseeing Tour mit dir veranstalte?!" Belial schüttelte bloß gekonnt theatralisch ihren behuteten Kopf und wollte schon mit ihren Ausführungen fortfahren, als das ungezogene Haustier sie noch mal unterbrach:

"Aber was genau soll ich denn hier bitte putzen....? Und nur mal nebenbei: Warum muss ich putzen und du redest?" beschwerte sich der Kiffer.

"Naja, das ist eigentlich ziemlich einfach: Du..." sie stupste Kato direkt auf die nackte Brust "...bist der Sklave und ich bin der Satan. Das heißt du putzt und ich rede! Und um deine erste Frage zu beantworten: Du sollst hier ALLES putzen!"

Kato schaute einmal hinter sich, dann wieder zum Hutmacher. "Wie alles?"

"Na alles alles!" Sie grinste über beide Ohren, "Und wenn du dich nicht ein wenig sputest, dann könnten wir etwas unter Zeitdruck geraten, denn unser Herr hat angeordnet, dass der Raum bis heute Abend für die Wiedereinweihung flott sein muss."
 

Der Sklave starrte sie entgeistert an. "Ich glaube, du bist nicht mehr ganz bei Trost! Wie bitte soll ich das alles ganz allein schaffen? Hast du dich eigentlich schon mal umgesehen?! Dafür bräuchte selbst ne Putzkolonne ne Ewigkeit und wie bitte soll ich das hiermit...." der Blonde hielt Belial den Eimer unter die Nase. „...schaffen?"

"Also indem du hier rumzeterst sicher nicht." Sie zuckte unberührt mit den Schultern,

"Weißt du, ich hatte eigentlich den guten Willen, dich ein wenig zu unterhalten, indem ich dir die Geschichte weitererzähle während du putzt, aber wenn du kein Interesse daran hast...."

Der Hutmacher wollte sich schon umdrehen, als Kato ihn zurückhielt.

"Ok ok, schon verstanden: Ich putze, du erzählst!" Die Blonde ließ sich auf seine Knie fallen und tunke den Lappen in den Eimer. Mit einem überaus sauren Gesichtausdruck begann der Sklave also den Boden zu schrubben ...und Belial erzählte....
 

TBC



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