Trennung zweier verwandter Herzen
... Die Stimmen und Schreie verloren sich in der Finsternis, als sie die Augen aufschlug. Ein Zucken lies die Luft vibrieren die so dicht schien, dass man sie mit einem Messer hätte zerteilen können. Ihr Blick huschte rasch hin und her und gewöhnte sich schnell an die Dichte der Schwärze die sie umgab. Ihr Herz schlug unregelmäßig im Takt des Vibrierens der Luft auf, die mit einer Art elektrischen Ladung erfüllt zu sein schien.
Sie vergrub das Gesicht in den Armen ihres älteren Cousins, während ein Gefühl der Abscheu in ihr aufstieg. Ein dicker Klos setzte sich in ihrem Hals fest und das Gefühl der Übelkeit wuchs von Sekunde zu Sekunde mehr an. Ein Wimmern durchstieß die Luft, ein Aufheulen folgte, bis hin zu einem gesteigerten Schrei, Ausdruck aller Grausamkeit die in diesen Hallen ihre Wurzeln geschlagen hatte.
Die Arme ihres Cousins boten ihr Schutz und Wärme dar, doch konnten sie nicht das Gefühl der Schuld verdrängen, das sich immer wieder in ihr hervorkämpfte. Ihr Blick wanderte wie von selbst gesteuert unruhig, hastig und ruhelos immer wieder zu dem Punkt all ihrer Aufmerksamkeit.
Ein Bannkreis lag verankert in dem Steingemäuer des Bodens und schimmerte in wechselnden Glühen auf. Jedoch vermochte dieses Licht nicht die Dunkelheit jener Hallen zu durchschneiden, noch lag Wärme in ihm, sein einziger Zweck lag im Peinigen der Augen der Betrachter und des ihm innewohnendes Wesens.
Ihr Lieder zuckten unruhig auf als sie der Person in der Mitte des Pentagramms gewahr wurden, ihrer Schwester. Ihr Hände verkrampften sich, als ihr Cousin sie hastig von diesen Anblick abhielt, indem er seine Hand beruhigend auf ihre Augen legte. Den Anblick den sie gewahr geworden war, konnte er dadurch jedoch nicht verbannen. Er hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, Abbild menschlicher Grausamkeit, eine Erinnerung die sie nie wieder verlieren würde…
Ein weiterer Schrei durchriss die geballte Stille. Ihr Kopf begann sich eigenen wirre Fantasien auszumalen. Ihre Schwester wie sie schreiend am Boden lag, zusammengekrampft, das Gesicht genässt von Tränen. Was waren das für Gedanken?? Ihre Schwester weinte nie!!! Sie konnte nicht weinen!! Sie war doch immer ihr starker Fels in der Brandung gewesen!! Das konnte nicht sein!
Ein plötzlichen rütteln riss sie aus ihren Gedanken. Sie schüttelte die Hand ihres Cousins ab und sah ein allerletztes Mal zu ihrer Schwester. “CHUUUGIIIIIIIIIII!!!”, ihre Stimme durchriss die Stille, die die Erwachsenen ,die um ihre Schwester versammelt waren, ausgelöst hatten. Sie wusste das sie ihr das angetan hatten. Sie hasste sie!!! Ihre Eltern und alle die dazu gehörten. Wie sie dort standen mit ihren schwarzen Kutten … ebenso schwarz wie ihre Seele selbst. Der Hass in ihr war so groß, dass er sich wie ein brennendes Feuer in ihr Herz gefressen hatte und es nicht mehr losließ, sie schließlich übermannte und still werden ließ. “Chugi …..” erneut verlies der Name ihrer Schwester ihre Lippen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Machtlosigkeit.
Chugi erhob sich zitternd, schwankend und ließ ihre fiebrigen, glanzlosen Augen auf sie gleiten. Sie wirkten Ausdruckslos, leer… die Liebe die normalerweise in ihnen geschienen hatte war verblasst und hatte einen tiefen Abgrund der Leere zurück gelassen, der nicht zu füllen möglich schien.
Ein letztes Mal widersetzte sich Chugi diesem Gefühl und schaute zu ihrem Cousin auf. “Miyabi…. bring Yuna hier weg”, für diesen Moment schien ihre Stimme voller Wärme und ihre Lippen hatten ein sanftes Lächeln gebildet das die Lage in der sie sich befand als Lügen schimpfte. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Dann nahm Yuna war, wie sie ihr Cousin hastig davon trug.
Sie streckte sich um einen letzen Blick auf ihre Schwester zu erhaschen. Sie schrie ihren Namen bis ihre Stimme brach, stemmte sich heftig gegen seine kräftigen Arme, doch Miyabi hielt sie fest. Es gab kein Entkommen, kein Zurück … der Weg in die Vergangenheit würde auf immer versperrt bleiben. Tränen benetzten ihr Gesicht und legten sich wie ein Schleier vor ihre Augen, der die Welt in grauen Schemen verschwinden ließ. Als sie plötzlich ein leises unwirkliches Lachen hörte…
Sie wandte sich erneut um. Ihr Herz setzte aus. Fing schließlich an zu rasen. Ihre Fingernägel bohrten sich in Miyabis Haut. Eine grässlich verzogene Grimasse war hinter dem Gesicht ihrer großen Schwester hervorgekommen. Etwas wildes glänzte in ihren Augen auf ...