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Eine Freundschaft in den Schatten

von

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Kristallstoffe und das Eis

Der Hahn krähte wie immer recht früh am Morgen. Myrrh würde am liebsten sofort auf das Grundstück ihrer Nachbarn gehen und diesem störendem Tier ein Ende bereiten, doch das würde sie wohl aus dem Dorf verbannen. Peyu ließ sich davon aber nicht sonderlich stören, sie streckte sich nur und schrie erschrocken: "WAS?! Die Sonne steht schon hoch am Himmel!!!!"

"Peyu, wir stehen immer erst auf, wenn die Sonne am Himmel steht... Wobei ich diesen Hahn manchmal gerne gegart vor die Tür der Besitzer stellen würde... Da schlafe ich einmal in dreißig Tagen und ich werde von diesem Tier geweckt... grauenhaft."

Peyu konnte diese Bemerkung nur mit einem Lachen kommentieren. "Nunja, für Heute habe ich mir gedacht könnte ich ein wenig an meinen Fähigkeiten arbeiten. Vielleicht kannst du mit mir zusammen lernen, dadurch solltest du deinen neuen Körper auch besser verwenden können." beschloss Myrrh und schenkte Peyu ein sanftes Lächeln. "Aber zuerst gehen wir einen alten Freund von mir besuchen."

"Und was machen wir bei ihm?" "Das wirst du schon sehen, 'Schwester'" Myrrh kicherte leicht, als sie Peyu ihre Schwester nannte, immerhin war es nur eine Schutzlüge, um ihre Identität als Matan zu verheimlichen. Myrrh öffnete also die Tür und ging fröhlich in das Licht des neuangebrochenen Tages. Gefolgt wurde sie von ihrer dämonischen Freundin, die sich ersteinmal an den morgentlichen Trubel des Dorfes gewöhnen musste. Des Nachts war das Dorf leer und unbewohnt, doch nun sah man vor fast jedem Haus einen Tisch, auf dem viele Sachen lagen, die vermutlich zum Verkauf waren. Myrrh's Nachbarn hatten auf ihrem Tisch viele Eier und zwei Dutzend Flaschen Milch stehen. Auf dem Tisch gegenüber lagen Garnbälle, Nadeln und viel Wolle, außerdem stand neben dem Tisch ein Spinnrad. Die Wolle wird demnach zu Urteilen also direkt vom Verkäufer je nach Bedarf verarbeitet.

"Du hast sein Haus schon entdeckt?" fragte Myrrh die Dämonin. "Zum Schneider wollen wir. Ich meine, vielleicht sollten wir für dich eine Robe besorgen, immerhin sollst du ja nicht wie ein Bauernmädchen aussehen... Entschuldige, das war nicht böse gemeint." Peyu nickte nur und lief fröhlich zu dem Stand hinüber.

"Doch nicht am Stand" lachte Myrrh. "Komm mit, wir gehen in sein Geschäft, das ist auf der anderen Seite des Hauses." Also gingen die beiden Manaketen hinüber zu der Tür. Eine Frau fegte dort Blätter und Unrat beiseite um den Eingang schön und sauber zu halten, immerhin sollten die Kunden ja nicht denken, dass sie in ein dreckiges Geschäft gingen.

"Guten Tag, Martha. Ist ihr Mann zuhause?" fragte die Drachin. Die Frau nickte und geleitete Peyu und Myrrh hinein. "Sie ist stumm musst du wissen, ein tragisches Schicksal ereilte sie, doch sie kommt erstaunlich gut damit zurecht. Sie hat sogar gelernt mehr oder weniger durch Gestikulierung mit anderen zu reden. Durch solch einfache Gestiken, die wirklich jeder versteht, ist sie auch bekannt geworden. Ihr Geschäft erfreut sich auch an sehr vielen Kunden, einige vermutlich nur aus Mitleid, aber viele werden sicher auch von den Schneiderkünsten ihres Mannes gehört haben." war Myrrhs Erklärung auf das schweigende Verhalten der Dame.

"Ah, Myrrh. Du warst ja lange nicht mehr hier, was führt dich in mein Geschäft?" fragte der Mann, der nun vor ihnen stand.

"Guten Tag, Amnus, ich bin gekommen, weil meine Schwester eine neue Robe braucht. Nunja, mein Onkel hat sie aufgezogen, da sie immer Angst vor Mutter und Vater hatte und Onkel sich nie in einen Drachen verwandelte. Du hast ja sicher von der Geschichte gehört."

"Oh, natürlich. Nunja, dann sollten wir uns sofort an die Arbeit machen, die reizende Dame möchte sicher schnell ihre neue Robe anziehen können." sagte der Mann und ging voraus in einen Raum, der unscheinbar groß wirkte.

Überall waren Stoffe auf Stoffprangern ausgestellt, von Leinen über Wolle, bis hin zu edelstem Kristallstoff. In einem Regal an der Seite lagen einige leuchtende Objekte, die Peyu von weitem nicht als Steine, Kristalle oder Ähnliches zuordnen konnte.
 

"Gut, also zuerst sollten wir den richtigen Stoff finden. Ich würde euch natürlich Kristallstoff empfehlen, aber der ist unglaublich teuer."

"Das macht nichts, ich wollte ohnehin eine Kristallstoffrobe für sie kaufen." entschied Myrrh.

"Welche Farbe sollte sie denn sein, junge Dame?"

Peyu überlegte einen Moment und sagte dann: "Saphirblau!" Der Mann nickte und ging zu einem der Stoffpranger. Dort nahm er dann einen Stoff hervor, der wie ein Saphir glitzerte, man könnte meinen, es wäre ein Stoff, gewebt aus Splittern dieses Edelsteines. Peyus Augen weiteten sich, als sie das wunderschöne Tuch sah.

"Also dieser Stoff?" fragte der Mann, zur Zufriedenheit Peyu's noch einmal, woraufhin er ein schnelles Nicken zur Antwort bekam. "Dann brauche ich ihre Maße." Amnus ging zu einem Tisch, auf dem ein Kästchen stand und holte ein Maßband hinaus. Er brachte Peyu zu einem Podest und maß ihre Arm und Flügelspannweite, ihre Größe, ihren Umfang, ihren Halsumfang, ihren Kopfumfang und ihre Kopfhöhe. "Gut, nun müssen wir uns über die Zauberfäden einig werden."

"Zauber... Fäden?" fragte Peyu ungläubig.

"Ja, Zauberfäden, jede Kristallstoffrobe wird mit Zauberfäden genäht, die dem Träger besondere Kräfte verleihen. Es gibt Zauberfäden, die die Magische Kraft ihres Trägers verstärken, solche, die die Robe gegen Pfeile verstärkt und auch solche, die den Träger zu einem Element hinführen. Natürlich kann man die Robe auch aus mehreren nähen, nur dann haben sie natürlich keine so starke wirkung, wie wenn man nur einen verwenden würde." erklärte Amnus.

"Gut, dann möchte ich dass die Robe mit einem Eisfaden genäht wird." Peyu beschloss vielleicht zu voreilig, aber Myrrh erkannte den Sinn in diesem Wunsch, immerhin hatte sie den Engelssaphir von Myrrh geschenkt bekommen, vermutlich möchte sie mehr über das Eis lernen und ihre Kräfte weiterentwickeln. Amnus nickte nur verständnisvoll und setzte sich an einen Tisch, an dessen Seite ein kleines Kästchen befestigt war. Dort holte er eine Nadel heraus und fädelte den Eiszauberfaden ein. Seine Arbeit schien überaus präzise, da jeder Schnitt und jeder Nadelstich langsam und bedacht verliefen, er war wirklich ein alter Mann, der vermutlich schon jahrzehntelang Erfahrung sammeln konnte. Peyu und Myrrh sahen sich also ein wenig in dem Geschäft um und betrachteten einige der Stoffe, die an den Stoffprangern hingen. Die Leinenstoffe hatten besonders kräftige Farben, die Peyu gut gefielen, die Wollstoffe waren dafür aber besonders weich und fühlten sich angenehm auf der Haut an. Auf der nächsten Prangerreihe hingen Stoffe, die Peyu nur zu gut kannte: Schattenstoffe. Viele Gegenstände der Matan waren aus diesem Stoff hergestellt, aber Peyu wusste auch, dass man aus diesem Stoff die besten Polster herstellen konnte. Peyu lief weiter in die Reihe mit den Kristallstoffen und Myrrh ließ sich auf einem Stuhl nahe der Tür nieder und wartete darauf, dass Amnus seine Arbeit vollendete.
 

Es dauerte nicht besonders lange, bis Amnus rief: "Myrrh? Die Robe deiner Schwester ist fast fertig." also stand der Mann auf und brachte das Kleid zu Myrrh und Peyu. "Eine Kleinigkeit fehlt jedoch noch" sagte der Mann und zeigte auf das Regal mit den leuchtenden Gegenständen. Myrrh ging voraus und Peyu tapste freudig hinter ihr her. "Diese Kristalle enthalten die pure Macht der Elemente. Ich habe davon genug, um jedem Kunden der einen dieser Steine wünscht einen zu geben. Doch sind sie wirklich sehr selten. Deshalb verkaufe ich sie nur an diejenigen, die einen Kristallstoff wählen", erklärte der Mann, "Also für die Dame wählen wir einen Stein der die Kälte repräsentiert, nicht." Peyu nickte nur, begeistert von dem Gefühl das sich in der Gegenwart der Steine ausbreitete.

Amnus nahm einen der Steine aus dem Regal und steckte ihn in eine Tasche am Brustbereich der Robe. Er nahm daraufhin eine Nadel und versiegelte die Tasche mit einem stark blau leuchtendem Faden. Das Licht des Kristalls drang schwach leuchtend durch den Stoff. Also übergab Amnus das Kleid nun der Dämonin und brachte sie in ein Nebenzimmer, in dem sie sich umziehen konnte.
 

Einen Moment später öffnete Peyu zaghaft die Tür des Raumes und ging zu Myrrh und Amnus zurück. Die Robe war wirklich in perfekter Handarbeit hergestellt worden. Sie war lang geschnitten und passte Peyu nahezu makellos. Im Tallienbereich leuchteten die Fäden in einem schwachen Licht sanft auf. Die Farben der Robe wurden im Tageslicht mit einem leichtem Schimmer umspielt und das schwache Leuchten des Kristalls war noch immer so schön, wie vorher. Peyu schien sichtlich glücklich über die Arbeit des Schneiders zu sein.

"Myrrh, ihr seid euch ernsthaft sicher, dass ihr dieses teure Kleid für mich kaufen wollt."

Myrrh nickte. "Ich habe Amnus bereits bezahlt, er hat wirklich außerordentlich gute Arbeit geleistet muss ich sagen. Ich bedanke mich bei dir, alter Freund." lobte Myrrh die Arbeit Amnus'.

"Das ist doch nicht der Rede wert, das Lächeln eurer Schwester ist mir ein viel wertvollerer Lohn als das Silber, das ihr mir gabt. Ich hoffe die Robe wird dir lange gute Dienste leisten, junge Dame." sagte er sanft und ging mit den Manaketen aus dem Raum.

"Dann verabschiede ich mich von dir, ich wünsche dir noch einen erfolgreichen Tag." Peyu verbeugte sich tief und lief aus der Tür des Hauses, gefolgt von Myrrh.

"Er ist wirklich ein sehr freundlicher Mann, und die Robe ist wunderschön." Peyu freute sich sehr über die Robe und drehte sich mehrmals im Sonnenlicht.

"Das freut mich wirklich, ich wusste, dass er ein wunderschönes Kleid für dich nähen würde." also gingen Myrrh und Peyu noch etwas durch das Dorf. Sie kauften noch etwas Brot und holten Wasser vom Brunnen. Daraufhin gingen sie zurück in das trianglisch gebaute Haus der Manakete und ließen den Rest des Vormittages mit einer wohlschmeckenden Mahlzeit vergehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Revlis
2009-04-20T14:19:47+00:00 20.04.2009 16:19
^^ja habe dir ja schon bissel was darüber gesagt^^ das mit dem kleid finde ich nach wie for etwas unlogisch. wollte das hier nurmal erwähnen vielleicht kannste es ja noch umschreiben, wenn du irgendwann mal ans über arbeiten gehst. Aber finde halt allein die tatsache das du es schreibst gut^^
Von:  Rajani
2009-03-08T20:33:30+00:00 08.03.2009 21:33
Wunderbar beschrieben. Ich hab den Laden tatsächlich vor mir gesehen und die vielen leuchtenden Stoffe, also in meiner Fantasie sah das echt toll aus. Überhaupt kann man sich das alles so richtig bildlich vorstellen und so sollte eine Geschichte wie diese auch sein ^^ gut gemacht.

*tiefverbeug*

Liebe Grüße
Rajani
Von: abgemeldet
2009-03-07T21:19:23+00:00 07.03.2009 22:19
Wow. Das war wirklich toll beschrieben. Der Besuch beim Schneider hat mir wirklich gefallen. Hast du wirklich ausführlich und nachvollziehbar beschrieben.
Auch fande ich es sehr interessant mit dem besonderen Stoff und den Zauberfäden. Wirklich schöne Idee und gut und interessant erklärt.
Die Länge des Kapitels fand ich auch genau richtig und trotzdem war es voller Informationen.

Das Verhältnis der beiden "Schwestern" war auch schön beschrieben. Man merkt richtig wie die beiden sich gegenseitig ans Herz wachsen und Freunde werden.
Ich bin gespannt wie es weiter geht und was noch alles passieren wird.

Hab dich lieb.
Liebe Grüße Hime~


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