Desaster
Tenten konnte es nicht fassen, wollte es nicht wahrhaben und schwor sich keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, bevor sie mit Neji gesprochen hatte. Doch dies war schwerer als gedacht, denn ihre grauen Zellen arbeiten auf Hochtouren, produzierten Schreckensbilder die sie noch nicht mal in ihren schlimmsten Albträumen sehen wollte.
Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Neji mit Hide geschlafen hat, doch ihre Fantasie war stärker und so spann sie sich die Szene zusammen.
Tenten schüttelte energisch den Kopf. Erst musste sie mit Neji reden, dann konnte sie immer noch in Selbstmitleid versinken.
Doch sie wusste nicht wo sie ihn finden sollte. War er immer noch bei seiner Anprobe? Höchstwahrscheinlich nicht, denn sie war ja über einer Stunde bei der Kleidanprobe und solange dürfte es nicht dauern einen Anzug anzuprobieren.
Sollte sie nun ziellos durch das Anwesen gehen? Dafür kannte sie sich zu schlecht aus und zurück zu Hide wollte sie auch nicht gehen.
Demnach blieb ihr nichts anderes übrig als in ihr Zimmer zu gehen und zu warten. Sie konnte zwar auch in Nejis Zimmer gehen, aber sie wusste nicht wie oft er dies eigentlich betrat, vermutlich nahm er es eh nur zum schlafen.
Mit erwartungsvollen Schritten ging sie zurück zu ihrem Zimmer, riss die Tür auf und strahlte: Neji saß auf ihrem Bett und erhob sich als sie eintrat.
„Wie war die Anprobe?“, fragte er und war anscheinend neugierig wie das Kleid aussah.
„Etwas stressig, aber es ging.“
Sie küssten sich zur Begrüßung, so wie sie es immer taten, und Tenten hätte durch diese vertraute Geste fast vergessen, wieso sie überhaupt zu ihm wollte.
„Ich muss mit dir reden“, sagte sie, wollte das Thema am liebsten nicht ansprechen, aber sie musste.
„Um was geht es?“ Er setzte sich auf Tentens Bett und zog sie zu sich. Sie tat es ihm gleich und setzte sich neben ihn, allerdings mit etwas Abstand.
„Um vorgestern Abend.“
„Immer noch wegen der Sache mit Hide? Ich habe dir doch gesagt, dass es nichts Persönliches ist.“
Tenten spielte mit einer Haarsträhne von Nejis langem Haar und wollte am liebsten gar nicht erwähnen was sie gerade gehört hatte. Am liebsten wollte sie Hide gar keine Beachtung schenken, doch es brannte sich in ihre Brust und sie musste es einfach wissen, auch wenn dies bedeuten würde, dass Neji sie betrogen hat.
„Hast du mit Hide geschlafen?“, murmelte sie unverständlich und sah ihn nicht an, konzentrierte sich weiter auf seine Haarsträhne.
Nejis Gesicht drohte zu entgleisen, er hatte mit allem gerechtet nur nicht damit. „Nein“, sagte er nur, brach kein weiteres Wort heraus. Doch er fing sich schnell wieder. „Wie kommst du auf so etwas?“
„Sie hat’s mir erzählt“, sagte Tenten, sah zu ihm hoch und er bemerkte, dass ihre Augen mit Tränen gefüllt waren.
„Dummerchen, ich würde dich doch niemals betrügen“, hauchte er und küsste ihre Stirn. „Hide spinnt sich da etwas zusammen, sie versucht etwas zu sehen was nicht da ist.“
„Wie meinst du das?“
„Sie sieht Gefühle die nicht existieren und denkt sich solche Geschichten aus. Sie hat es anscheinend schamlos ausgenutzt, dass ich dich versetzt habe.“
„Also hast du nicht mit ihr geschlafen?“
„Würde ich dir jemals so etwas antun? Dafür liebe ich dich viel zu sehr, Liebste.“
Tentens Blick hellte sich wieder auf. „Du hast es wieder gesagt.“
„Was gesagt?“ Er sah sie irritiert an und wusste nicht genau was sie meinte.
„Du hast mich wieder Liebste genannt. Das gefällt mir.“
Neji legte einen Arm um sie und küsste sie zärtlich auf die Lippen. „Ich liebe dich und ich würde auch nur mit dir schlafen, versprochen.“
„Wieso kannst du dir da so sicher sein?“ Sie wirkte wieder traurig und Neji musste schnell handeln, damit sie nicht jedem kleinen Gerücht glauben schenkte.
„Weil unsere Beziehung auch mit Sex angefangen hat und ich hätte jede andere für dieses Experiment nehmen könne, doch ich wollte nur dich und nun heiraten wir in nicht mal vier Tagen und ich bereue nichts.“
„Ich auch nicht“, sagte Tenten leise und küsste Neji zärtlich auf den Mund. Er hatte Recht, immerhin hätte er sich nicht auf sie fixieren müssen, sondern hatte theoretisch jedes andere Mädchen nehmen können, das hatte sie bis dahin nicht bedacht…
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Es klopfte behutsam an der Tür und Neji öffnete die müden Augen. Draußen war es bereits dunkel und der Mond schien durchs Fenster. Er spürte Tentens Wärme neben sich und konnte ihren leisen, gleichmäßigen Atem hören.
Am liebsten wäre er einfach an ihren warmen Körper gerutscht, doch es hörte nicht auf und klopfte erneut.
Er zog die Decke über ihre Schultern und verdeckte ihren nackten Körper. Es war schön gewesen sie nach all der Zeit wieder zu spüren und auch mehr befriedigend als immer selbst Hand anlegen zu müssen. Diesmal hatte er das Gebot ‚kein Sex vor der Ehe’ gebrochen, aber er bereute es nicht, immerhin war es ja nicht sein erstes Mal mit Tenten und ihm konnte niemand verbieten mit seiner Freundin zu schlafen. Er war doch auch nur ein Mann und sie war einfach zu hinreißend.
Als es erneut klopfte erhob er sich, zog sich rasch an und ging zur Tür.
Er war etwas überrascht als er Kiyoshi sah, der im Flur stand, doch er fing sich schnell wieder.
„Tenten schläft schon“, entschuldigte er seine Freundin.
„Kein Problem. Ich wollte ohnehin mit dir reden. Ich dachte mir, dass du hier bist.“
„Mit mir?“, fragte Neji überrascht, ging in den Flur und schloss die Tür, damit sie Tenten nicht weckten. „Um was geht es?“
„Du kannst dich sicher noch an unser Versprechen erinnern, dass man die Finger von den Freundinnen des besten Freundes lassen soll, nicht?“
„Ja, natürlich, aber ich versteh nicht. Hast du etwa eine Freundin? Wenn ja, muss du unbesorgt sein, ich werde sie dir nicht ausspannen.“
Kiyoshis sonst so nettes und fröhliches Gesicht wurde schlagartig ernster. „Ich habe keine Freundin, ich sprach eher von deiner.“
„Von meiner?“ Neji verstand immer noch nicht Recht. Was wollte sein bester Freund damit sagen?
„Es tut mir leid, Neji, aber ich habe mich in deine Freundin Tenten verliebt. Ab heute sind wir wohl Rivalen…“