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Kaiba's Christmas Carol

Drei Geister werden dich besuchen...
von

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Der zweite Geist

Von Kopfschmerzen geplagt wachte Kaiba auf. Eine Hand gegen die Schläfe gepresst sah er sich um. Er befand sich in seinem Büro...

Dann... war das wohl tatsächlich alles nur ein völlig kranker Traum gewesen. Er musste fast lachen. Selbstverständlich war das nur ein Traum gewesen! Was auch sonst?

Er nahm sich vor, demnächst mehr Kaffee zu trinken, vielleicht würde das verhindern, dass er von seinem Stiefbruder und dem Teufelsphantom träumte. Den Gedanken, dass er sich eventuell überarbeitet haben könnte, zog er nicht einmal in Betracht.

Er wusste, dass er noch eine Menge zu tun hatte, dennoch blieb er erst einmal eine Weile in seinem Drehstuhl sitzen und schloss die Augen. Langsam klang sein Kopfschmerz ab. Erleichtert atmete er auf.

Wie herrlich, wenn der Schmerz nachließ und Platz für Arbeit bot.

Kaiba stand auf um sich eine Tasse Kaffee zu machen. Oder halt. Wieso sollte er sich denn selbt einen Kaffee machen, wenn Isono das für ihn erledigen konnte?

Sofort begab er sich in das Büro seines Untergebenen um ihn dazu aufzufordern. Doch als er die Tür öffnete, fand er den Platz leer vor. Dabei war es bereits um halb zwölf!

Seine Lippen wurden gefährlich schmal. Sofort zog er den Beeper aus der Tasche, um Isono zu sich zu beordern.

Dann würde er sich wohl oder übel selbst die Tasse machen müssen.

Nachdem erIsono bescheid gegeben hatte, dieser solle sich SOFORT und ohne Umschweife auf seinen Arbeitsplatz begeben, wandte er sich der Kaffeemaschine zu.

Mit einer Tasse heißen, schwarzen Kaffees betrat er sein Büro, setzte sich in seinen Stuhl, schaltete den Laptop an und war bereit, den ganzen Tag durchzuarbeiten. Die Datumsanzeige seines Computers verriet ihm, dass heute Weihnachten war.

Was auch immer.

Er atmete gerade tief durch und war innerlich völlig darauf vorbereitet, am heutigen Tage sein Imperium noch ein wenig weiter auszuarbeiten... als das Telefon klingelte.

All seine Euphorie schien von einer Sekunde verschwunden sein, als er entnervt nach dem Hörer griff.

"Herr Kaiba...", war Isonos vorsichtige Stimme zu hören.

"Was?", fragte eben dieser mehr als gereizt.

"Ich habe Ihre Nachricht gelesen und wollte... nun ja, ich wollte darum bitten, dass ich heute vielleicht ein wenig später kommen könnte... Vielleicht verstehen Sie ja, mein Sohn, er sieht mich so selten und er..."

"Was auch immer es ist: es ist mir völlig egal, also wenn Sie ihren gottverdammten Hintern nicht binnen fünf Minuten hier her schwingen, dann werde ich noch einmal darüber nachdenken, ob Sie wirklich ein eigenes Büro verdienen", entgegnete Kaiba ungerührt.

Isono schwieg kurz. Ein leises "Verstanden", dann legte er auf.

Der Braunhaarige knallte das Telefon auf die Gabel. Nun, da das geklärt war, konnte er sich voll und ganz seiner Arbeit widmen.

Er hob gerade die Hände, um sie auf die Tastatur zu legen, als abermals das Telefon klingelte.

Kaiba atmete einmal tief ein, um sich zu beruhigen. Dann hob er ab und meldete sich leicht angriffslustig.

"Hey, Nii-sama!"

Kaiba seufzte und lehnte sich zurück in den Sitz. "Mokuba...", murmelte er und massierte sich mit den Fingern der freien Hand die Stirn.

"Du bist gar nicht nach Hause gekommen, ich hab mir Sorgen gemacht!" Der kleine Kaiba klang aufgeregt. "Wo warst du die ganze Zeit?"

"Ich war in meiner Firma, kleiner Bruder", antwortete der Braunhaarige.

Mokuba ließ ein kurzes Seufzen hören. "Wann kommst du wieder nach Hause?", fragte er hoffnungsvoll.

"Das wird noch eine Weile dauern, denke ich. Ich habe eine Menge Zeit verloren, und jetzt muss ich dafür sorgen, dass dasselbe nicht bald auf mein Geld zutrifft."

Der Schwarzhaarige schwieg kurz erstaunt. "Aber... du hast doch gesagt, du würdest Weihnachten..."

"Ich sagte vielleicht, Mokuba", unterbrach ihn Kaiba ungeduldig. "Ruf mich bitte später wieder an, im Moment bin ich beschäftigt."

"Aber Nii-sama, ich..." war das letzte, was der CEO hörte, bevor er auflegte.

Endlich Ruhe.

Seit gestern Abend war wirklich einiges an Arbeit dazu gekommen, und je schneller das erledigt war, desto eher würde er sich an den Rest machen können. Es ging gut voran und für heute lief alles wie geschmiert. Das war allerdings auch das mindeste, was Kaiba erwartete, wenn man die Schlappe des Vortages bedachte. Sollte alles weiterhin so glatt laufen, würde er vielleicht sogar vor Mitternacht fertig werden.

Er hatte nicht einmal bemerkt, dass Isono vor einer Weile die Tür einen Spalt geöffnet und ihm frohe Weihnachten gewünscht hatte, so vertieft war er in seine Berechnungen und Briefformulierungen.

Leider Gottes ging inzwischen auch eine Menge Konzentration bei den Bemühungen verloren, nicht an diesen merkwürdigen Traum zu denken.

Tatsächlich hatte er die Ereignisse der vergangenen Weihnachtsabende schon so gut wie vergessen gehabt. So dachte er zumindest, denn schließlich schien er sich unterbewusst dennoch daran zu erinnern, sonst hätte er nicht davon träumen können.

Hatte Mokuba damals tatsächlich so traurig ausgesehen, als er aus seinem Büro gelaufen war...?

Kaiba kniff die Augen zusammen. Das war doch jetzt völlig irrelevant! Er hatte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und nicht auf Tagträumereien!

Die Zeit verging sowieso viel zu schnell für seinen Geschmack, er hatte sich kaum versehen, da war es schon um halb sechs und er war noch längst nicht so weit gekommen, wie er es sich erhofft hatte. Dabei hatte alles doch so reibungslos angefangen! Zu allem Überfluss begann sein Kopf abermals zu schmerzen.

Wahrscheinlich brauchte er nur mal eine kurze Pause. Ja, danach würde es ihm unter Garantie besser und die Arbeit wieder voran gehen.

Das Telefon klingelte und Kaiba nahm ab. Wieder meldete sich Mokuba.

"Nii-sama, kommst du nachher?" Seine Stimme klang beinahe flehend. "Ich würde so gern wieder mal Weihnachten mit dir feiern!" ... und irgendwie belegt...

"Ich habe bereits gesagt, dass ich noch eine Weile in der Firma bleiben werde", antwortete Kaiba. "Hast du das nicht verstanden?"

"Doch, aber ich hatte gehofft, du hättest es dir vielleicht anders überlegt oder so...", murmelte der Junge.

"Wenn ich "nein" sage, dann meine ich auch "nein", Mokuba", entgegnete der CEO kühl.

Sein kleiner Bruder schwieg einen Moment. "Soll das heißen, du kommst gar nicht mehr?", fragte er und nun klang es stark danach, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen.

"Wahrscheinlich, oder wonach hört es sich für dich an?", erwiderte Kaiba entnervt. Er hatte nicht genauer über seine Worte nachgedacht und im Moment einfach keinen Nerv, auf eventuelle Gefühle Rücksicht zu nehmen. "Und jetzt fang bitte nicht an zu heulen, ich kann ebensowenig wie du etwas dafür, dass es hier länger dauert."

Mokubas Stimme zitterte. "Du bist so was von gemein!" Ein kurzes Schluchzen war zu hören, dann hatte der kleine Kaiba aufgelegt.

Der Blauäuigige lehnte sich in seinen Stuhl zurück und atmete aus.

Irgendwie fühlte er sich unangenehm. Sein schlechtes Gewissen war noch nie sehr ausgeprägt gewesen, aber nun nagte es leicht an ihm und ließ sich nicht ignorieren.

Irgendwie kam ihm immer wieder Mokuba in den Sinn. Ob er nachher zu Yugi und Gefolge ging? Dann hätte er immerhin mehr Gesellschaft als Kaiba ihm geben konnte...

Natürlich, es war lächerlich. Aber ein wenig... ein wenig tat es ihm beinahe Leid, dass er nicht bei Mokuba sein konnte. Denn ob es nun ein Traum gewesen war oder nicht, es hatte ihm doch immerhin Mokubas letzte Weihnachten gezeigt und ihn wohl oder übel ein wenig zum Nachdenken gebracht...

Er war immer noch so verdammt müde, wahrscheinlich hatte er einfach schlecht geschlafen...

Langsam nickte er mit den Gedanken inzwischen wieder eher bei seiner Firma als bei Mokuba ein.
 

"Hey, du!"

Ein leichtes Stubsen in der Seite.

Kaiba knurrte verschlafen.

"Komm schon, wach auf!"

Er blinzelte und öffnete die Augen. Und schloss sie sofort wieder.

Angestrengt versuchte er sich einzureden, dass das, was er soeben gesehen hatte, noch ein Traum gewesen war, doch ein lauter werdendes Maulen hinderte ihn daran.

"Kaibaaaa! Mach die Augen auf!", quengelte eine Mädchenstimme. "So kann ich doch gar nicht meine Arbeit machen, wenn du ständig die Augen zu hast!" Wieder stubste sie ihn in die Seite.

"Lass das, Herrgott nochmal!", fuhr Kaiba auf.

Ihm gegenüber stand ein leicht bekleidetes blondes Mädchen mit grünen Augen und... einem riesigen Zaubererhut und einem Magierstab, mit dem sie ihm gegen die Stirn stubste.

"Ich sagte lass das!", fauchte der Braunhaarige.

"Na, dann steh endlich auf! Ich will dich mitnehmen!" Sie grinste ihn an und zwinkerte. "Natürlich nicht so, ich will dich aus rein geschäftlichen Zwecken bei mir haben.", fügte sie hastig hinzu, wie um ernsthaft Missverständnisse zu vermeiden.

"Selbstverständlich. Rein geschäftlich, das ich nicht lache. Was soll das? Erst das Teufelsphantom, jetzt das schwarze Magiermädchen?"

"Hast du nicht aufgepasst? Wir wurden doch angekündigt! Ich bin der Geist der gegenwärtigen Weihnacht. Verstanden diesmal?" Sie hob ihren Magierstab und noch bevor Seto ausweichen konnte hatte sie ihm bereits schon einen schmerzhaften Schlag auf den Kopf verpasst.

"Was fällt dir ein, mich zu schlagen??" Er begann wirklich wütend zu werden.

"Nana, das ist doch aber kein Umgangston! So spricht man nicht mit einem süßen Mädchen wie mir, Kaibalein. Wahrscheinlich..." Sie legte einen Finger auf den Mund. "...muss ich dir noch ein paar Manieren beibringen." Und mit einem glücklichen Lächeln hatte sie ihm bereits den zweiten Schlag verpasst. Woraus auch immer dieser verdammte Stab bestand, es tat verflucht weh, davon getroffen zu werden.

Kaiba wollte ihn festhalten und ihr entreißen, doch... wieder griff er ins Leere.

"Was soll das?? DU kannst MICH verprügeln und ich kann dich nicht mal berühren??"

Das Magiermädchen schnalzte mit der Zunge. "Tja, so ist das." Wieder grinste sie. "Aber lass nur, für den Spaß, den du verpasst, werd ich doppelt so viel haben."

Kaibas Lippen wurden eine Spur schmaler. "Das beruhigt mich ungemein." Er rieb sich den schmerzenden Hinterkopf.

Sie lächelte fröhlich, packte mit erstaunlicher Kraft seine Hand und zog ihn mit einem Ruck aus dem Sessel.

Für einen Moment dachte Kaiba, er würde vornüberkippen, doch stattdessen schien er rasend schnell zu fallen, immer weiter, durch Schwärze und Dunkelheit, durch eisigen Wind, bis...

"Ngh..." Er versuchte, sich aufzurappeln, doch er rutschte immer wieder aus. Kaiba lag mitten in einer Schneewehe. Schließlich richtete er sich frierend auf und wollte ein paar Schritte gehen, als er abrupt stehen blieb.

Er befand sich auf einem Balkon, zwar nur um die vier Meter über dem Erboden, jedoch wollte der Braunhaarige verständlicherweise einen Sturz dennoch nicht riskieren. Er rieb sich über die Arme. "Sehr lustig...", murmelte er.

"Findest du?" Das Magiermädchen erschien wie aus dem Boden gestampft neben ihn und lächelte ihn glücklich an.

Er warf ihr einen kurzen abschätzenden Blick zu. "Frierst du nicht...?", fragte er mit Seitenblick auf ihr mehr als kurzes Röckchen.

"Nein", war ihre schlichte Antwort. "Du etwa?"

Seto bedachte sie nur eines bissigen Blickes.

"Aber schau mal, da drin ist es sicher warm." Sie deutete hinter ihn.

Er drehte sich um und blickte direkt durch die Glastüren des Balkons. Dort saßen sie alle, Yugi und Gefolge, zusammen um einen runden Holztisch, auf dem Sofa oder auf dem Boden. Der Köter, Honda, diese Anzu... und das dort, in der Sitzecke, dort saß...

"Mokuba!", rief Kaiba aus.

"Ja was denkst du denn? Glaubst du, er verbringt den Abend allein zuhaus?" Das Magiermädchen wedelte ihm mit dem Zeigefinger vor der Nase herum. Er stieß sie kurzerhand beiseite, um bessere Sicht auf Mokuba zu haben.

"Hey, also wenn du da rein willst, dann...", sie machte einen Schritt nach vorn und trat durch die Glastür. Seto wollte es ihr gleich tun und machte auf schmerzhafte Weise Bekanntschaft mit der Tür. Er rieb sich fluchend den Kopf, während das Magiermädchen ihm kichernd die Tür einen Spalt öffnete.

Sofort empfing ihn Wärme und Licht, seine skurrile Begleiterin klatschte selig in die Hände. "Schau mal da! Kekse!!" Sofort war sie neben Jounouchi, der von alldem nichts merkte, und stibitzte einen Keks von dem Tablett, das Anzu herumgereicht hatte.

Seto atmete entnervt aus. Yugi saß direkt vor ihm und lachte anscheinend gerade ausgelassen über einen Witz, den der Köter gerissen hatte, dann wandte er sich Mokuba zu. "Sag mal, willst du nicht irgendwann nach Haus? Immerhin könnte Seto bald wieder kommen." Er reichte Mokuba eine Tasse Tee, die der Kleinere dankend annahm. "Ich glaube kaum..." Er nahm einen Schluck. "...dass er so schnell da sein wird." Der kleine Kaiba starrte reichlich verbittert in seinen Tee und rührte ein wenig darin herum.

Yugi legte besorgt den Kopf schief. "Ach, nimm dir das doch nicht so zu Herzen, Mokuba... Er meint das bestimmt nicht so, er hat sicher einfach nur zu tun."

"Ja, selbstverständlich hat er zu tun! Er hat immer zu tun!" Langsam wurde der Schwarzhaarige unwirsch.

Anzu legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. "Denk am besten einfach nicht darüber nach...", sagte sie leise.

"Aber ich hätte so gern einfach mal mehr Zeit mit ihm... ein bisschen Anerkennung... oder so...", murmelte er schlecht gelaunt in seine Teetasse.

Anzu lächelte. "Dein Bruder hat dich sicher trotzdem sehr gern. Kaiba weiß einfach nicht so gut, wie er so etwas zeigen soll. Er ist nun mal etwas... na ja..."

"Was heißt hier etwas?? Er zeigt mir nie, dass ich ihm was bedeute! Er ist immer nur mit sich und der Firma beschäftigt, seit er sie hat!" Mokuba hatte sich aufgesetzt und für einen Moment hatte Kaiba das unangenehme Gefühl, sein kleiner Bruder würde ihn direkt mit seinem anklagenden Blick anstarren. Doch ihm wurde bewusst, dass Mokuba lediglich zu dem dunklen Fenster sah.

Das Magiermädchen erschien so plötzlich neben Kaiba, dass er zusammenzuckte. "Und, hast du deinen Spaß?", fragte sie und taxierte ihn etwas zu interessiert.

"Selbstverständlich, ich amüsiere mich prächtig.", antwortete er und zog leicht die Mundwinkel nach oben. "Hast du deine Lektion schon gelernt, oder willst du noch..." Jedoch kam sie nicht weiter, denn sie wurde von Jounouchi unterbrochen, der laut brüllte: "Yami, beweg dich endlich hier her! Du kannst nicht die ganze Zeit da vorm Fenster sitzen, Alter!"

Kaiba atmete entnervt auf, doch das Magiermädchen packte ihn augenblicklich am Arm und zerrte ihn ins Nebenzimmer.

Kaiba brauchte einen Moment, um in der fast vollständliche Dunkelheit des Raumes etwas ausmachen zu können. Dort saß Yami, auf einem Stuhl, vor dem Fenster. Ein Arm auf die Fensterbank gestützt und den Kopf darauf. "Ich komm ja gleich...", war seine mäßig begeisterte Antwort für Jounouchi.

"Der kommt so oder so nicht, Junge! Mach dir keinen Kopf!", war wieder die Stimme des Blonden aus dem Wohnzimmer zu hören.

Yami seufzte nur leise.

Kaiba starrte zuerst ihn an, dann das Magiermädchen. "Auf wen wartet er? Es sind doch alle da, oder nicht?"

Sie hob die Augenbrauen und grinste. "Na, auf wen wird er noch warten... rat doch mal..."

"Ich habe keine Zeit zum raten", knurrte Kaiba. Das hätte er besser nicht sagen sollen, denn einen Bruchteil einer Sekunde später hatte ihn der Magierstab ein weiteres Mal am Hinterkopf erwischt. Fluchend rieb er sich darüber. Sie lächelte bloß, legte einen Finger unter sein Kinn und um in sein Gesicht sehen zu können. "Wahnsinn, was für blaue Augen!", freute sie sich, holte aus und wieder traf der Schlag ins Schwarze.

Nachdem Seto ihr einige unflätige Wörter an den Kopf geworfen hatte, die sie allerdings nur noch mehr zum Grinsen brachten, verschränkte er wieder die Arme. "Steckt hinter diesen Aktionen eigentlich ein tieferer Sinn oder machst du das aus reinem Sadismus?"

Ihre Antwort war ein breites Grinsen.

"Ich will hier weg. Sofort." Er drehte sich bereits um, um den Raum zu verlassen, doch augenblicklich stand dieses infernale Wesen wieder direkt vor ihm.

"Du Spaßverderber...", maulte das Magiermädchen. "Willst du wirklich nicht noch ein wenig hier bleiben und rätseln? Rätseln macht doch so Spaß!" Trotz der Dunkelheit im Zimmer konnte Kaiba ihr freudiges Gesicht erkennen. Seufzend wandte er sich ab, wobei sein Blick wieder auf Yami fiel.

Das spärliche Licht, das in den Raum und auf ihn schien, war grau und kalt. Das einzige hörbare Geräusch war das gedämpfte Reden der Freunde nebenan. Vom Flur her schien ein gelblicher Lichtstrahl ins Zimmer, der aber Yami lange nicht erreichte. Das Einzige, was an diesem Bild in irgendeiner Weise warm wirkte.

Der andere Yugi saß völlig still und bewegungslos da, den Blick starr auf etwas außerhalb des Fensters gerichtet. Nur das leise enttäuschte Ausatmen, dass er hin und wieder von sich gab, erinnerte daran, dass er überhaupt noch lebte. Kaiba beobachtete ihn. Was war nur mit ihm los...? Sollte er nicht drüben bei dem Rest der Kinderclique sitzen und sich freuen...? Das wäre Kaiba jedenfalls glatt lieber gewesen, als ihn so enttäuscht dasitzen zu sehen...

Man hörte Jounouchis lautes Lachen. Es klang merkwürdig fern, obwohl es doch nur im Zimmer nebenan war.

Auf einmal stand Yami auf und ging an Kaiba vorbei. Dieser atmete ein wenig erleichtert auf. Jetzt würde er sicher zu den anderen gehen und...

Yami schloss die Tür, setzte sich wieder auf seinen Stuhl vor dem Fenster und nahm exakt die selbe Position wie zuvor ein.

Das Reden der anderen war nun nur noch als leises Summen zu vernehmen.

Die Dunkelheit des Zimmers wirkte beinahe belastend. Während Kaiba weiterhin Yami ansah, merkte er jedoch, dass das Magiermädchen ihm wieder einmal gefährlich nah gekommen war.

"Was ist?", fragte er ungehalten.

"Ach, gar nichts...", antwortete sie langgezogen und starrte ihn von der Seite an. Sein Blick verfinsterte sich. "Wenn du glaubst, ich bereue irgendetwas, dann hast du dich geschnitten", knurrte er.

Sie hob die Augenbrauen. "Was? Immer noch nicht? Dann werd ich wohl noch ein bisschen nachhelfen müssen..." Sie strahlte Kaiba gut gelaunt an.

Der Braunhaarige wich hastig ein paar Schritte zurück. "Ich warne dich, i-" Doch der Stab hatte ihn wieder mit voller Wucht am Hinterkopf erwischt. Ihm wurde schwarz vor Augen.
 

Abermals dieses nervtötende Stubsen in der Seite. Kaiba grummelte. "Lass das, verdammt! Ich bin doch schon da..." Mühsam öffnete er die Augen. Das glückliche Lächeln, das ihm entgegenstrahlte, verbesserte seine Stimmung allerdings wenig. "Na dann... Komm mit!" Schon hatte ihn das Magiermädchen an der Hand gepackt und durch eine halb geöffnete, weiß gestrichene Tür gezerrt, die zu einem kleinen Wohnzimmer führte.

Dort saß eine ältere Frau vor einem doch mäßig großen Weihnachtsbaum (in der Tat war er kaum fünfzig Zentimeter hoch) auf dem schmalen Sofa und schien zu warten. Ungeduldig sah sie immer wieder von dem Kerzenkranz auf dem Tisch auf zu ihrer Armbanduhr.

Für einen Moment hatte Kaiba die Befürchtung, das Magiermädchen könnte einfach nur einen sinnlosen Witz mit ihm treiben, doch dann hörte er das Knallen einer Wohnungstür und ein Mann betrat den Raum, der ihm allerdings bekannt war. Es war Isono.

Fast augenblicklich sprang die Frau, die demnach seine Gattin sein musste, vom Sofa auf und stemmte die Hände in die Hüfte. "Koichi! Warum kommst du so spät?!" Sie verengte die Augen und taxierte Isono mit einem Ausdruck höchsten Missfallens.

Kaiba hob die Augenbrauen. "Was mich interessieren würde, ist, warum er jetzt schon Schluss gemacht hat", murmelte er.

"Psst!", zischte das Magiermädchen sofort und stieß ihm kräftig den Stab in die Seite. "Jetzt wird's doch spannend!"

Knurrend fügte sich der CEO seinem Schicksal und wandte sich Isono zu.

Dieser hob abwehrend die Hände und biss sich kurz auf die Unterlippe. "Ich... ich musste noch Arbeiten, Schatz... das weißt du doch, ich muss Weihnachten immer Überstunden für..."

"Du solltest ihm doch sagen, dass du so nicht mehr mit dir umgehen lässt!", fauchte sie wütend.

"Aber..." Er setzte langsam die Sonnenbrille ab und steckte sie in die Brusttasche seines noch immer blütenreinen Hemdes.

"Ich will kein "Aber" mehr hören, haben wir uns verstanden?! Du solltest einmal Weihnachten mit mir verbringen!"

Geknickt senkte Isono den Kopf. "Ja, Liebes... du hast ja vollkommen Recht..."

Auf einmal war eine leise Stimme von der Tür zu hören.

"Mutti...? Streitest du dich mit Vati?"

Kaiba drehte sich wie von der Tarantel gestochen um. Dort stand ein höchstens achtjähriges Mädchen mit lockigen schwarzen Haaren und sah mit großen grünen Augen zu ihren Eltern auf.

Nie, absolut NIE hätte Kaiba vermutet, dass Isono eine Tochter hatte! Noch immer starrte er die Kleine an wie eine Erscheinung, als er ein weiteres Mal einen Schlag auf den Kopf bekam.

"Konzentration!", mahnte ihn das Magiermädchen. "Das hat schon mein Meister immer gesagt."

Doch bevor Kaiba ihr die Leviten lesen konnte, hatte Isono schon das Wort ergriffen. "Nein, Sternchen... Mutti und Vati... diskutieren bloß. Jetzt geh wieder zu Bett." Er lächelte seine Tochter entschuldigend an.

"Wo warst du vorhin als es Geschenke gab?", fragte sie. Ihre Augen wurden vorwurfsvoll.

Hilflos blickte Isono zu seiner Frau auf. Diese verschränkte die Arme und zog nur missbilligend die Mundwinkel nach oben.

Resigniert ließ der Schwarzhaarige die Arme sinken. "Ich bin dann noch mal los...", meinte er zögernd.

Ohne sich noch einmal zu seiner Frau umzudrehen eilte er rasch an seiner Tochter vorbei, strich ihr im Vorübergehen noch einmal schnell durchs Haar, nahm seinen Mantel vom Haken, setzte sich noch im Gehen die Sonnenbrille auf und hatte die Wohnung verlassen.

Seine Frau sackte auf dem Sofa zusammen, das Mädchen sah ihm traurig nach.

Seto biss die Zähne zusammen.

"Lustige Weihnachten, nicht?" Das Magiermädchen grinste ihn an.

"Ganz toll. Nichts würde mich glücklicher machen, als weiter zusehen zu dürfen", knurrte er.

"Ich weiß, aber leider müssen wir langsam Schluss machen..." Sie sah auf eine imaginäre Armbanduhr. "Also, ich hab noch ein paar wichtige Sachen zu erledigen."

"Soll das heißen, ich bin dich endlich los...?"

Ihre Miene verfinsterte sich zum ersten Mal. "Weißt du, sei lieber froh, solange ich noch hier bin. Vergiss den letzten Geist nicht. Wenn du ihm begegnet bist, wirst du dir mich zurückwünschen."

"Ach, ist der etwa noch nerviger als du?", höhnte er und verschränkte die Arme. Sie sah ihn durchdringend und erstaunlich ernst an. "Du wirst schon sehen, was ich meine, verlass dich darauf." Damit hob sie mit beiden Händen den Stab und schlug ihn mit solcher Wucht auf Kaibas Schädel, dass der CEO zusammenbrach.

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A/N: Ich hab die FF lange nicht geupdatet, aber jetzt hab ich sie wiedergefunden und mal wieder ein neues Kapitel hochgeladen ^^ Das hier war btw mein Favorit, ich find das brutale Magiermädchen hat einfach Klasse XD

Mal schaun, ich glaub das dritte Kapitel hab ich nie fertig geschrieben, dabei existiert die FF jetzt schon seit gut und gern drei Jahren ^^° Mal sehen, aber eigentlich hatte sie Potential.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miiri
2009-11-11T22:14:47+00:00 11.11.2009 23:14
das kapitel ist wieder mal traurig, aber war auch zum teil lustig wegen das Schwarze Magiermädchen...ich fand die geil XDDD
mir tut mokuba immer noch leid....und man kann gut verstehen, wieso er so denkt. die szene mit yami hast du sehr beschrieben, hinterlies mir aber ein bitteren nachgeschmack, weil er immer noch hofft das seto kommt.
aber das schlimmste war ja wirklich die familie....ich fand es so traurig, wie die eltern sich gestritten hat und die tochter gefragt hat warum sie streiten und warum er nicht bei der bescherung dabei war....
ich freu mich schon auf den dritten teil^^
lg suomi_rules



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