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A Girls Diary

Taki's Diary: Storm and Feelings
von

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In der Höhle des großen Glanzes

Helle Wände, hohe Decken, ein lichtdurchfluteter Flur. An den Wänden Bilder von Pfirsichen, Winkekatzen und Shintohäuschen. Es riecht nach frischem Tee und Zündelhölzchen. Irgendwo wummert dumpfer Bass hinter einer verschlossenen Tür, der so gar nicht zu der stilvolle Einrichtung passt.
 

Ich komme an einem breiten Babylächeln vorbei - pausbäckig, mit einem einzelnen winzigen Milchzahn - ein großes Portraitfoto mit einem breiten Zedernholzrahmen, vielleicht von IHR.

Ich spüre wie jemand hinter mich tritt. "War sie nicht ein süßes Kind? Ein wahrer Wonneproppen. Ich weiß, das sagen vermutlich alle Mütter, aber sie war wirklich das hübscheste kleine Baby der ganzen Welt." Und das ist sie noch!, füge ich in Gedanken hinzu. Takis Mutter gestattet sich einen langen Seuftzer. Dann betrachten wir stillschweigend die strahlende Taki an der Wand, die kleinen Fäustchen um eine himmelblaue Schmusedecke geballt. "Sie ist bei der Geburt beinahe gestorben. Hat sie das je erzählt?" Ich denke nach, glaube dass sie es nie erzählt hat, komme jedoch nicht zu einer Antwort. "Sie wollte einfach nicht atmen... Einfach nicht anfangen zu atmen. Die Hebamme gab ihr einen Klaps auf den Po um sie zu erschrecken, aber sie lag nur da - winzig klein und schwach und wehrlos - in den riesigen Händen des Arztes, als schliefe sie nur."

Wieder betrachten wir schweigend das große Bild, ganz in Eintracht. Ich fühle mich ruhig und friedlich, und das nur, weil ich Takis Lächeln sehe.

"Was... Was ist passiert? Wieso hat sie schließlich doch geatmet?"

"Oh, sie wurde in einen Brutkasten gelegt und künstlich beatmet. Und irgendwann öffnete sie dann die Augen - ganz langsam - und sah mich und ihren Vater an. Dann lachte sie. Ganz plötzlich und unvermittelt. Ab da konnte sie selbst atmen."

Unwillkürlich muss ich lächeln. Auf einmal bemerke ich, dass ich meine Finger ausgestreckt und das Bild berühre, als würde ich dem kleinen Baby darauf über die Wange streicheln.

"Nun, du willst sicher zu ihr hoch. Schließlich kommst du direkt von der Schule und warst noch gar nicht bei dir selbst zuhause. Danke nochmal, dass du so lieb bist und ihr die Hausaufgaben vorbeibringst."

Hastig lasse ich vom Portrait ab und spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. "Ach, das..."

Frau Sayumi lächelt mütterlich. "Na dann..." Sie öffnet die gläserne Tür zum Treppenaufgang und bedeutet mir nun selbstständig vorranzuschreiten. "Es ist das erste Zimmer auf der rechten Seite."

Lächelnd verbeuge ich mich kurz und mache mich dann auf den Aufstieg. Hinter mir schließt sich die Tür wieder. Plötzlich fühle ich mich gar nicht mehr ruhig und friedlich. In meinem Hals bildet sich ein Klos und ich habe auf einmal Angst, die Türschwelle zu Takis Zimmer zu überschreiten. Vor dem, was mich dort erwartet.

Stufe für Stufe zwinge ich mich weiter. Das Basswummern wird langsam lauter, es kommt von jenseits des oberen Treppenabsatzes. Als ich oben bin, stehe ich in einem kleinen, leeren Raum im Zentrum des Hauses, von dem mehrere Türen abzweigen. Rechts von mir sind es zwei. In das dumpfe Wummern mischt sich nun noch eine Stimme, die durch die hintere Tür jedoch ebenso dumpf und unverständlich klingt wie die Musik. Jemand singt zu einem rockigen Popsong. Jemand junges weibliches. Vermutlich Takis kleine Schwester.

Ich entscheide mich für die vordere Tür und klopfe zaghaft an. Einen Moment gar nichts, dann eine heisere Stimme: "J-Ja?"

Ich atme durch und öffne langsam die Tür.

Drinnen liegt eine müde wirkende Taki in ihrem mit Schafsbettwäsche bezogenen Bett - bis zum Kinn unter der dicken Decke verborgen - und schaut neugierig zur Tür. "Shao!?" sagt sie verwundert und mit schwacher Stimme. Dann lächelt sie. Und die Sonne geht auf, mein Herz rast, meine Mundwinkel rutschen gegen meinen Willen bis an meine Ohrläppchen. "Hi... Taki..."

Ihr Lächeln wird eine Spur schelmisch. "Na komm schon rein! Komm, setz dich zu mir!"

Verlegen schließe ich die Tür hinter mir und stapfe unsicher in den Raum hinein. Takis blick ruht freundlich lächelnd auf mir, was ich nur all zu deutlich spühre. Nach kurzem Zögern ziehe ich mir Takis Schreibtischstuhl heran. Takis Schreibtisch! zischt es mir durch die Gedanken. An diesem Tisch sitzt sie jeden Abend und schreibt in ihr Tagebuch... Und jeden Abend beobachte ich sie dabei. Suchend fährt mein Blick über die hölzerne Oberfläche des Möbelstücks, über die blassrosane Schreibtischauflage. Und tatsächlich liegt dort - eingerahmt von einer Schreibtischlampe und einem Schreibstiftbehälter - ein kleines, unscheinbares Büchlein mit blauem Stoffeinband und flachem Relief, welches Takis Namen offenbart. Das Buch ist persönlich auf sie zugeschnitten. Vielleicht war es ein Geschenk.

Hastig wende ich meinen Blick ab und schiebe den mit fünf Rollen bewehrten Stuhl an Takis Bett. Als ich mich ungelenk darauf niederlasse, ist mir plötzlich sehr intensiev bewusst, dass es der Stuhl ist, auf dem Taki jeden Abend sitzt. Unauffällig berühre ich mit meiner linken Hand die Sitzfläche und mich durchläuft ein Schaudern, was ich nicht als an- oder unangenehm werten kann.

"Wie war es in der Schule?" reißt Taki mich aus meinen Gedanken. Ich stutze. "Ähm... Was? Schule?"

Sie öffnet den Mund zu einem Lachen, verzieht aber nur die Mundwinkel und presst die Augen zusammen. Was aus ihrem mund kommt ist ein unartikulierter, halb erstickter Laut, aber sicher kein Lachen.

Mir bildet sich ein Knoten in der Brust und ich rutsche vom Stuhl - bis ich nur noch auf der vordersten Kante sitze - um Taki näher zu kommen. "Taki, was... Alles in..." dabei rutscht der Stuhl durch den Druck weiter nach hinten und ich plumpse ungewollt auf den Boden vor Takis Bett. Gleichzeitig greife ich nach Takis Händen, die unter der Bettdecke hervorluken, ohne es selbst zu merken.

Wortlos stammle ich vor mich hin, während mir die richtigen Worte einfach nicht einfallen wollen. Takis Züge glätten sich derweil wieder und sie sieht mit großen Augen zu mir auf. Diese riesigen grünen Augen... Wie geschlagen halte ich in meinem Gestammel inne, meine Schultern sacken kraftlos herab und mir entfährt ein kurzes, seufzendes "Oh..."

Daraufhin breiten sich ihre Lippen erneut zu einem herzzerreißenden Lächeln aus und um ihre Augen herum entstehen kleine Lachfältchen.

"Shao, ganz ruhig. Mir geht es gut!" Ihre Stimme ist leise, aber fest. "Ich hab' nur am Bauch noch einen Verband, weil mich dort durch die Explosion irgendwas hart getroffen hat. Es ist nicht weiter schlimm, es heilt ja schon. Nur wenn ich lache, tut es noch manchmal weh."

"Oh", sage ich wieder. Taki lacht, lieblich und kurz, diesmal scheinbar ohne Schmerzen. "Ja... Aber mach dir bitte keine Sorgen! Der Arzt sagt, wenn alles gut heilt, kann ich in einer Woche schon wieder zur Schule kommen. Siehst du!?"

Sie streckt ihre Arme unter der Decke hervor - während ich noch immer meine Hände schützend um die ihren halte - und offenbart so eine Reihe von Pflastern und Verbänden, die an mehreren Stellen um ihre Unterarme gewickelt sind. Die Haut dazwischen ist unversehrt, wenn auch etwas gerötet. Etwas in mir zieht sich zusammen, während sich gleichzeitig etwas in mir entspannt. Ich weiß wohl selber nicht, ob ich dieses Bild nun als gut oder schlimm auffassen soll. Dann fallen mir meine Hände wieder ein und ich ziehe sie hastig zurück. Sofort komme ich mir blöd vor. Unsicher was ich mit meinen Händen nun anstellen soll, lege ich sie einfach in meinen Schoß, wo sie mir aber auch nutzlos und fehl am Platze vor kommen. Kurz wünsche ich mir, ich hätte gar keine Hände, die mir nur nutzlos im Weg rum liegen.

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie Taki etwas bedröppelt meine Hände anstarrt. Bestimmt fragt sie sich, warum ich ihre Hände überhaupt berührt habe. Bestimmt ekelt sie sich davor, von mir angefasst zu werden. Am liebsten möchte ich mich verabschieden und auf der Stelle gehen. Oder noch besser, in ihrem Zimmerboden versinken und im Erdgeschoss wieder auftauchen. Dann habe ich es näher zur Tür.

Doch dann bemerkt sie meinen Blick und beginnt wieder zu lächeln. Etwas verlegen versteckt sie ihre Arme und Hände unter der mit grasenden Schäfchen bestickten Bettdecke.

"Und? Wie war es nun in der Schule? Habt ihr mich vermisst?" meint sie scherzhaft. Kurz darauf friert ihr Lächeln ein wenig ein und ihre Augen richten sich gen Fußende des Bettes. Offensichtlich bereut sie ihren letzten Satz. Innerlich juble ich für diese Chance.

"J-ja! W-wir vermissen dich wirklich!" Takis Augen zucken wieder hoch und fixieren neugierig mein Gesicht. Ihr Lächeln zeigt Unsicherheit.

"Als Herr Yomota uns allen gesagt hat, was dir passiert ist, da waren wir alle völlig schockiert." Umständlich rutsche ich auf die Knie und richte mich gerade auf. "Taki Sayumi, im Namen der 10. Klasse der Shigeru-Takeshi-Schule wünsche ich dir eine gute Besserung!" Danach verbeuge ich mich und warte darauf, dass Taki meine Botschaft akzeptiert.

Taki schweigt. Dann fängt sie an zu lachen und berührt mich am Kopf, so als würde sie mir die Hand auflegen. "Vielen Dank, Shao! Das ist lieb von euch."

Erleichtert richte ich mich wieder auf und sehe sie an. Sie lächelt. Mein Herz scheint erneut zu zerfließen und unwillkürlich muss ich auch anfangen zu lächeln.

Irgendwann bemerke ich dass wir uns nun schon eine ganze weile angegrinst haben und mir schießt das Blut in den Kopf. Ich Idiot, denke ich. Sie wartet bestimmt darauf, dass ich ihr die Hausaufgaben erkläre. hastig greife ich nach meiner Tasche und wühle darin nach dem Material, was uns die Lehrer mit nach hause gegeben haben. "Ähhhm... Ich hab' dir die Hausaufgaben mitgebracht. Hier..." Ich halte ihr ein paar Blätter hin und deute auf die entsprechenden Arbeitsaufträge. Sie lächelt immer noch, nun breiter. Als ich realisiere, dass sie tatsächlich die ganze Zeit gewartet haben muss, dass ich ihr endlich die Aufgaben gebe, sacken meine Schultern leicht nach unten. Sie denkt jetzt bestimmt dass ich langsam bin... Und schwer von Begriff.

"... Und dann haben wir noch Mathe auf. Ähhhm... Seite 43."

"Etwa komplett?" fragt sie entsetzt. Ich lächle wehleidig und vergesse meine finsteren Gedanken. Innerlich brodelt alles in mir. Taki und ich haben eine Gemeinsamkeit. Wir mögen beide kein Mathe. Nun können wir gemeinsam leiden. Juhuu! "Jaa... Leider komplett. Soll... Soll ich dir helfen? Makoto hat mir gestern erklärt wie's geht, jetzt fällt es mir leichter."

"Makoto Hirata?" "Ja, genau der." antworte ich lächelnd. Taki strahlt. "Oh, dass ist aber nett von ihm." Mein Lächeln versagt wieder, als plötzlich schreckliche Gedanken in meinen kopf ströhmen: Sie wird doch nicht in ihn... Doch bevor ich den gedanken zuende denken kann, fährt Taki fort: "Ich würde mich freuen, wenn du mir hilfst. Ich hoffe ich stehle dir nicht die zeit..."

"Nein nein, gar nicht!" wehre ich stürmisch ab, wieder ganz auf der Höhe. Auf einmal wird mir klar wie seltsam ich mich in Takis Nähe fühle. Sie ist so unglaublich süß und jedes Lachen von ihr droht mein Herz zu zerreißen. Ich fühle mich so unsagbar gut, wenn sie bei mir ist und bin so glücklich. Andererseits reicht ein trauriger Blick von ihr, eine unangenehme Andeutung dass sie nicht mich, oder noch schlimmer jemand anderen mag, und ich möchte anfangen zu schreien vor Angst sie niemals für mich zu gewinnen.

Glücklicherweise habe ich nicht viel Zeit mich dieses Gedankenganges hinzugeben, da Taki voller Eifer versucht die Matheaufgaben zu verstehen und das geht nur, wenn ich ihr mit voller Aufmerksamkeit versuche diese zu erklären.
 

Etwa eine Stunde später räumen wir unsere Sachen zusammen, untermalt von dem ständigen Wummern des Basses aus dem Zimmer nebenan. Taki ist ziemlich blass, weil sie das alles noch sehr anstrengt, wie sie sagt. Aber sie trägt ein permanentes Lächeln auf den Lippen, weil wir gut vorangekommen sind und dabei auch noch viel Spaß hatten. Seit mindestens einer halben Stunde prickelt mein ganzer Bauchraum vor Glück und auch ich leide unter einem Dauergrinsen, was langsam zu schmerzen beginnt. Ich bin mehr als zufrieden mit mir. Ich habe Taki mehrmals zum Lachen gebracht. Mir war nicht klar, dass ich - unter den richtigen Umständen - so lustig sein kann. Mir sind die doofen Kommentare nur so von den Lippen getropft und zeitweise konnte Taki gar nicht mehr aufhören zu lachen, bis der Schmerz sie schließlich dazu gezwungen hat. Einmal musste sie sogar beim Lachen vor Schmerz weinen, sodass sich ihr Lachen mit gequälten Schluchzern vermischt hat. Das war seltsam und irgendwie irrwitzig und ich wusste nicht, ob ich darüber lachen oder sie bedauern sollte. Aber dann hat sie sich die Tränen weggewischt und mich angelächelt als wäre gar nichts gewesen.

Taki lehnt sich schwer atmend gegen die Wand und schließt die Augen. Dann seufzt sie. "Danke Shao! Ich hatte schon befürchtet in der Schule total zurück zu fallen. Aber jetzt bin ich nicht nur auf dem neusten Stand, ich hab' auch noch endlich verstanden, wie man diese dämliche Formel anwendet."

Mein Grinsen würde sich verbreitern, wenn meine Wangenhaut nicht bereits zum Äußersten gespannt wäre. Wärend ich meine Hefte wieder in die Schultasche schiebe, schaue ich Taki an und zwinkere ihr zu. "Ach weißt du..." ich suche nach einem weiteren lustigen Spruch, aber immer wenn ich bewusst lustig sein will, dann fällt mir nichts ein. Allerdings fühle ich mich gerade so gut, dass mir das gerade gar nichts ausmacht. So zucke ich nur dauergrinsend mit den Schultern "... Keine Ahnung."

Taki zuckt ihrerseits mit den Schultern und lacht kurz und impulsiv auf. "Kommst du Morgen wieder vorbei?"

Nun steigt mir doch noch die Röte ins Gesicht. "Klar! In der Hoffnung, dass wir Morgen nicht noch mehr aufkriegen als Heute..."

Das ist stumpf gelogen. Gerade wünsche ich mir nichts sehnlicher, als Morgen den ganzen Tag bis abends bei Taki bleiben zu können.

"Ja..." entgegnet sie. Und dann ganz unvermittelt: "Jetzt hab' ich Hunger!"

Ich stutze. Dann muss ich lachen. "Hunger? Naja es ist ja auch schon Nachmittag. Ich denke, ich werde dann jetzt auch gehen, damit du in Ruhe essen kannst."

Ich will nicht gehen, aber ich will auch nicht, dass Taki nur aus Höflichkeit mir gegenüber nicht isst, wenn sie doch umbedingt zu Kräften kommen muss.

Steif erhebe ich mich von Takis Schreibtischstuhl - wobei meine Gelenke fröhlich knacken - und schiebe diesen zurück zum dazugehörigen Tisch. Taki seuftzt. "Jaaa... Schade eigentlich, dein Besuch war eine willkommene Abwechslung. Heute Morgen habe ich mich fast zu Tode gelangweilt."

Sofort schlägt mir das Herz bis zum Hals. Sie hat mich gerne hier! durchzuckt es mich. Dann muss ich glucksen. "Na wenigstens stimmt das musikalische Entertainment!" Mit einem Schwenker meiner Hand deute ich auf die Wand an ihrem Bett, hinter der sich - unüberhörbar - das Zimmer ihrer kleinen Schwester verbirgt. Taki lacht und verdreht dann die Augen. "Chiyo..." Dann klopft sie mit dem Handrücken feste an die Wand. Zu unser beider Überraschung wird das Basswummern urplötzlich leiser und kurz darauf knallt im oberen Flur eine Zimmertür. Schritte. Dann wird die Tür zu Takis Zimmer aufgerissen und ein kleingewachsenes Mädchen mit auffallend modernen Klamotten und einer kunterbunten Haarmähne, die so verworren und kaotisch hochgesteckt ist, dass es schon wieder stilvoll wirkt. Auf ihrem Gesicht zeigt sich ein freches Grinsen und ihre Augen strahlen. "Naaaaa? Seid ihr endlich fertig mit lernen?"

Taki wird rot, was mir nun ebenfalls die Röte ins Gesicht treibt. Ich verstehe nicht warum, aber plötzlich fühle ich mich bei etwas verbotenem ertappt. Plötzlich fliegt ein Kissen an mir vorbei und trifft Chiyo mitten ins Gesicht. Als das Kissen von ihrem Gesicht rutscht, ist Chiyos Gesicht ausdruckslos. Doch dann fletscht sie plötzlich die Zähne und mir fährt ein Schauer durch Mark und Bein als sie zu brüllen beginnt. "Was soll dass nun wieder? Du hast sie wohl nicht alle, mich hier einfach so zu bombardieren! Das ist hinterhältiger Hinterhalts-Verrat! Ich bin doch deine geliebte Schwester! Du solltest mich lieben und loben, wie toll ich heute wieder aussehe, stattdessen trittst du meinen Stil mit Kissen und Füßen und Fußkissen und..." Ein weiteres Kissen fliegt an mir vorbei, wird jedoch von Chiyo mit einem beeindruckenden Karatekick und einem lauten "... Hiiiiyyyaaaa!" auf mich abgelengt. Das erstaunlich harte Kissen trifft mich voll auf dem Brustkorb und schleudert mich quer über Takis Schreibtisch. Ich bin viel zu erschrocken um groß zu reagieren, da stürzt sich die kleine Furie schon auf ihre große Schwester und keift sie wütend an. Was mich dabei noch mehr erstaunt ist, dass Taki keinerlei Probleme damit zu haben scheint, mindestens ebenso wild zurückzufauchen. Wie eine geschmeidige Bergkatze, schießt es mir durch den Kopf.

Irgendwas drückt unangenehm in meinem Rücken. Ich ziehe es hervor und stocke. Takis Tagebuch. Da liegt es ruhig und leicht in meiner Hand.

Sofort ist der kampf der Schwestern vergessen und alles in meinem Bewusstsein dreht sich um den kleinen, blauen Gegenstand in meiner Hand. Bilder wandern mir vor Augen, wie Taki im hellen Schein ihrer Schreibtischlampe in das kleine Büchlein schreibt, wie ihre Nase dabei zittert wenn sie sich konzentriert, wie ihr eine Haarsträhne ins Gesicht fällt und sie sie geistesabwesend aus dem Mundwinkel pustet.

Auf einmal drängt sich ein Gedanke kristallklar in mein Bewusstsein und verscheucht alle konkurenten. Jeden Abend... Wirklich jeden einzelnen Abend seitdem sie schreiben kann, schreibt das mädchen meiner Träume in dieses Buch. Das Tagebuch eines mädchens. Hier drin muss alles, ja aber auch wirklich alles stehen, was sie je erlebt hat, was sie gedacht hat, was sie gefühlt... Jackpot!

Wie im Wahn wandert meine Hand mitsamt des Buches langsam zu meiner Schultasche, die ich noch immer in Händen halte. Ich kann gar nichts dagegen tun. Ich musss es einfach haben, ist es doch der Schlüssel zu Takis Herz. Alles was ich wissen muss um ihr Herz zu erobern steht da drin. Es ist wie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Ohne das auch nur eines der Mädchen es bemerken würde wird Takis größte Geheimnissammlung von meiner Tasche verschluckt und verschwindet fortan vom Angesicht der Welt.

"Blöde Kuh! Nie stellst du mir deine Freunde vor!"

"Chiyoko! Du hast doch eigene Freunde! Häng doch mit denen rum!"

"Ich will aber mit meiner großen Schwester rumhängen!"...
 


 

Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens:
 

[...]

Aber was solls. Dafür war Shao heute bei mir. Das war großartig. Wir hatten viel Spaß zusammen und ich hatte gar keine Zeit mich zu langweilen oder an meine Schmerzen zu denken. okay, zwischendurch hat es schon wehgetan, insbesondere wenn ich wegen Shao lachen musste. Aber er ist ja auch sowas von witzig. Ich wusste ja immer, dass mehr in ihm steckt. Er ist nur immer so schüchtern. Aber heute ist er voll aufgegangen und hat mich die ganze Zeit zum Lachen gebracht. Außerdem habe ich endlich, ENDLICH Mathe verstanden, und das nur dank Shao. Er kann echt gut erklären.

Nur Chiyo konnte es mal wieder nicht lassen ihre Nase durch die Tür zu schieben, während Freunde von mir da sind. Auch wenn meine Freundinnen Jiko und Shiku zu Besuch sind, dann muss sie sich immer an uns dranhängen, als hätte sie keine eigenen Freunde. Achherje...

[...]



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