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Flying home

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Flying home

~ Flying Home ~
 

“Ich liebe dich” das hast du zu mir gesagt. “Du bist wie eine Schwester für mich. Eine Seelenverwandte.” Dein Lächeln war wunderschön. Wie eine Puppe aus Porzellan sahst du aus. Du hieltest meine Hand, weiß war deine Haut und kühl. Aber dein Blick strahlte so viel Wärme aus, dass mir ganz leicht ums Herz wurde als deine sanfte Stimme mich zärtlich streichelte, mit diesen Worten die deine zarten, rosa Lippen verließen. “Ich liebe dich auch Schwesterchen.” Ja, ich liebe dich. Wie eine Schwester die ich nie hatte. “Du bist mein Engel” ich weinte, Tränen fielen auf meine schwarze Bluse, doch ich war nicht traurig. Ich war glücklich. Denn du warst bei mir. “Ich bin kein Engel.” du lachtest. “Doch!” ich tat als würde ich schmollen. Doch schon im nächsten Augenblick kehrte das Lächeln auf meine Lippen zurück. “Mein Engel. Mein ganz persönlicher, der mich das fliegen gelehrt hat!” “Ein gefallener Engel. Mit schwarzen Flügeln.” “Aber wunderschöne schwarze Flügel.” grinste ich dich an.

“Ja, genau wie du. Wir sind beide Engel. Mit wunderschönen schwarzen Flügeln…”
 

Eine einsame Träne stahl sich aus meinem Auge, versank im weichen Stoff meiner Bettdecke, wie bereits tausende vor ihr. Dieser Tag war einer von vielen gewesen, die wir zwei gemeinsam erlebt hatten. Du und ich. Wir waren wirklich wie Schwestern. Du warst mein Spiegelbild, meine bessere Hälfte, wie man so schön sagt. Wir verstanden uns blind. Was die eine dachte, sprach die andere aus. Verbunden, selbst wenn wir getrennt waren. Ein unsichtbares Band führte uns immer wieder zueinander. Wir wussten was die andere fühlte. Du und ich, das war etwas ganz besonderes.

Ich liebte dich. So sehr das mir mein Herz manchmal stehen blieb, wenn ich dich sah. Die Freude dich zu sehen ließ mich fast Ohnmächtig werden. Ich war glücklich. Der glücklichste Mensch auf Erden, wenn du bei mir warst. Wir sind Engel hast du gesagt. Ja, du warst mein Engel. Du hast mich beschützt, wenn die Welt gemein zu mir war. Wenn ich traurig war, hast du mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

Doch wenn ich heute an dich denke, bricht mir das Herz. Ein tiefer Schmerz lähmt meinen Körper. Denn du bist nicht hier. Meine Schwester ist nicht hier. Du hast mich allein gelassen. Mein wunderschöner gefallener Engel. Du bist nach Hause gegangen.

Ohne mich…
 

Schwerfällig hieve ich meinen müden Körper aus dem Bett. Meine Haare kleben mir im Gesicht, meine Augen sind geschwollen und ganz rot vom weinen, meine Wangen aufgedunsen und wund. Meine Lippe ist blutig gebissen. Ich vermisse dich. Hörst du mich?

Mit schlurfenden Schritten verlasse ich langsam das Zimmer, quäle mich weiter jeden einzelnen Schritt. Nur mit Mühe gelange ich schließlich ins Badezimmer. Die kalten Fliesen stören mich nicht. Ich spüre die Kälte nicht auf meiner nackten Haut. Ich ziehe mir den Pullover über den Kopf, schmeiße ihn achtlos auf den Boden. Keine Ahnung was danach geschah, wie ich unter die Dusche gekommen bin, aber jetzt läuft mir das Wasser eiskalt über die Schultern, den Rücken, die Beine. Meine Haare verdecken mein Gesicht, ich habe die Augen geschlossen, seufze tief in mich hinein, dann hebe ich den Kopf und die Tropfen prasseln sanft auf meine Lider. Ich kann nicht atmen, halte die Luft an. Wenn ich einfach aufhören würde zu atmen, mich einfach weigern würde, vielleicht wache ich dann plötzlich auf und alles ist nur ein böser Alptraum gewesen. Du wärst noch bei mir. Vielleicht… nein. Es gibt dieses Vielleicht nicht. Aber die Hoffnung, dass ich mich irre, sie lässt mich weiter von dem Vielleicht träumen.
 

Ich habe keine Ahnung wie lange ich so unter der Dusche stand, das kalte Wasser ließ meinen Körper zittern, doch mein Herz brannte vor Verlangen. Das Verlangen dich sehen zu wollen verbrannte mich innerlich. Zu wissen, dass dieses Verlangen unstillbar war, machte mich schier wahnsinnig. Nun sitze ich in ein Handtuch gehüllt auf dem Bett, starre hinaus aus dem Fenster gegenüber, wo die Sonne vergeblich versucht hinein zu gelangen, mich zu wärmen. Die Sonne strahlt. Ich hasse sie dafür. Wie kann die Sonne strahlen, wie können draußen die Vögel zwitschern und ein fröhliches Lied singen, wie können die Bienen summen und die Kinder lachend spielen, wenn du doch nicht mehr da bist. Die Welt soll trauern. Trauern um einen Engel, den sie verloren hat. Doch die Welt dreht sich weiter. Es ist als hätte es dich nie gegeben. Und es macht mich rasend vor Wut, wo ich doch weiß, dass du gelebt hast. Ich weiß, dass es dich gab.
 

Er ist ein Egoist. Der Gott, von dem so viele Menschen reden, ist egoistisch. Er hat mir dich genommen. Er wollte seinen Engel zurück, für sich allein. Er nahm dich mir weg. Wie egoistisch. Oder bin ich die Egoistin?

Ich trauere um meine Schwester. Meine beste Freundin. Der Mensch, der mir am meisten bedeutete auf dieser Welt. Außer dem mir niemand geblieben ist.

Bin ich egoistisch, weil ich dich nicht verlieren wollte? Niemals hergeben wollte? Bist du mir böse, wenn ich egoistisch sein will? Ja, ich will egoistisch sein. Ich will dich für mich. Will dich wieder haben. Nie wieder hergeben müssen. Wenn du bei mir bist, bin ich glücklich. Wenn ich egoistisch bin, weil ich dich bei mir haben möchte, dann gebe ich es gerne zu. Solange du nur hier bist, will ich gerne egoistisch sein.

Solange du mich nur nicht alleine lässt…
 

Ich habe aufgehört die Stunden zu zählen, die Tage vergehen, einer nach dem anderen, aber du bist nicht hier. Die Türe bleibt geschlossen. Das Telefon bleibt stumm.

Die Stille erdrückt mich. Ich kriege keine Luft.

Langsam strecke ich die Hand aus, berühre zaghaft, schon fast ängstlich die Klinke, drücke sie schweigend nach unten und öffne die Tür. Ein Schritt nach dem nächsten. Immer weiter. Nicht aufhören. Nicht nachdenken. Nicht weinen. Immer weiter, einen Fuß vor den anderen setzen. Die Straße scheint mir so endlos. Ich habe kein Ziel. Aber das brauche ich auch nicht. Kein Ziel wäre es wert, solange du es nicht wärst. Und du bist weit weg. Ich hole tief Luft. Das atmen fällt mir schwer, denn mein Herz schlägt nur mühsam in meiner Brust, jede Bewegung schmerzt.

Man sagt, Zeit heilt alle Wunden. Doch das ist eine Lüge. Zeit kann Wunden nicht heilen. Man verdrängt nur mit der Zeit, dass man Schmerzen hat. Man lernt damit zu leben. Die Wunden werden erträglicher, weil man sich an den Schmerz gewöhnt. Vielleicht werde ich mich auch eines Tages daran gewöhnt haben. Vielleicht werde ich auch eines Tages verdrängen. Vielleicht…
 

Es dämmert bereits, am Himmel sind die ersten Sterne zu sehen und der Wind weht mir ins Gesicht. Hier oben habe ich das Gefühl dir irgendwie näher zu sein. Die Wellen peitschen gegen den Stein, weißer Schaum bleibt zurück, wenn sich die Wellen brechen. Wir waren oft hier, als du noch bei mir warst. Jetzt stehe ich alleine hier. Ohne dich. Und mein Herz wird schwer. Ich strecke die Arme nach oben, meine Hände wollen den Himmel berühren, die Sterne fassen. Reich mir deine Hand. Hol mich zu dir, mein Engel. Ich möchte dir nahe sein. Dich berühren. Wenn ich dich doch nur noch einmal umarmen könnte. Noch einmal dein sanftes Lächeln sehen könnte. Deine Augen, die mir so viel Wärme geschenkt haben. Noch einmal deine Stimme hören zu dürfen, das wäre das schönste was mir passieren könnte. Ich breite meine Arme aus. Ich fühle mich als könnte ich fliegen. Ich bin ein Engel hast du gesagt. Engel können fliegen. Glaubst du, dass ich fliegen kann?
 

Ich müsste nur diesen einen Schritt machen. Nur noch einen letzten Schritt. Dann wären wir wieder zusammen. Ich atme tief ein. Ich genieße das Rauschen des Meeres. Ich rieche das Salz, schmecke die Meeresluft auf meiner Zunge. Ich atme das Leben.

Und plötzlich wird es still.
 

Ich liege wach in meinem Bett. Ich friere. Die Kälte durchdringt meinen Körper wie ein schleichendes Gift. Ich glaube meinen Herzschlag hören zu können. Und langsam werden meine Augenlider schwer. Ich träume. An dem Tag als ich oben auf den Klippen stand, ich hätte nur diesen einen Schritt machen müssen. Ich hätte mich einfach fallen lassen können. Ich fühlte mich frei, als mir der Wind die Haare ins Gesicht blies. Doch der letzte Schritt, war der den ich nie gemacht habe.

Ich konnte es nicht. Denn da warst du. Du hast mich so traurig angesehen. In deinen Augen lag so viel Angst und Leid. Wolltest du nicht, dass ich zu dir komme? Deine Lippen formten ein Wort. Nur dieses eine Wort. “Lebe”
 

Du warst die Hand die mich hochgezogen hat, wenn ich abgestürzt bin.

Du warst die Kraft, die mir geholfen hat, weiter zu fliegen.

Du warst meine Flügel.
 

Tief in meinem Herzen bist du noch nicht gegangen.

Das weiß ich nun.

Du hast mir den Weg gezeigt ins Licht.

Jetzt gehe ich diesen Weg alleine weiter.

Warte auf mich.

Eines Tages fliege ich zu dir.

Für immer.
 

“Ich liebe dich… mein Engel…”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  OceanSoul
2010-07-26T21:54:18+00:00 26.07.2010 23:54
Eine wunderschöne Geschichte.
Einfach geschrieben und dabei so einfühlsam erzählt.
Sie berührt unheimlich...
(Ich meine... Wenn einem schon nach dem ersten Absatz die Tränen kommen, weil man so gerührt ist...? Q//Q")

Wundervoll, große Klasse.
Mehr fällt mir dazu jetzt auch nicht ein...
*mir Taschentücher holen geh*
;////;


GLG
Grace^^
Von:  Adrollity
2008-11-30T12:10:07+00:00 30.11.2008 13:10
Da hast du doch ein sehr schönes Ende gezaubert. ^^
*stolz*
Weisst ja ich find es sehr schön geschrieben ^_^


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