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Harry Christmas Everyone

Weihnachts-One-Shot-Sammlung
von

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Das Lied der Wichtel

Pairing: Harry Potter/Luna Lovegood, gewünscht von Goldsnake und Lilly-Potter
 

22. Das Lied der Wichtel
 

Die Massen von Schülern und Gästen hatten sich bereits etwas gelichtet, als Harry zu Slughorns Party zurückkehrte, und sich auf die Zehenspitzen reckte auf der Suche nach einem wohlbekannten, braunen Haarschopf. Hermine konnte er allerdings nirgends entdecken – dafür stand nach wenigen Sekunden Cormac McLaggen vor ihm, der offensichtlich auch auf der Suche nach seiner Begleitung für den Abend war. „Wo ist sie?“

Harry runzelte die Stirn. „Wer?“

„Hermine natürlich! Sie hat mich gefragt, ob ich ihr noch ein Glas Met bringen kann, und als ich wieder zurückgekommen bin, war sie weg! Das kann doch nicht sein!“

Harry dachte bei sich, dass das sehr gut möglich war, und hoffte, dass Hermine schon im Gemeinschaftsraum war, damit er sie nicht noch einmal vor dem Jungen retten musste, aber was er antworten sollte... er hatte keine Ahnung. Hermine war in letzter Zeit so angespannt und gereizt, dass er es nicht wagte, McLaggen zu erklären, dass sie eigentlich kein Interesse an ihm hatte, aus Angst, sie würde ihm dann die Freundschaft aufkündigen... warum auch immer. Mädchen waren manchmal sehr merkwürdig.

„Harry!“ Luna schwebte auf ihn zu, eine Flasche mit Butterbier in der Hand und die blassen Wangen verdächtig gerötet, bevor sie ihren Arm um seinen schlang. „Da bist du ja! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du mit Sanguini verschwunden wärst!“

McLaggen warf ihr einen wütenden Blick zu. „Schön, dass wenigstens eine von uns ihre Begleitung für den Abend wiedergefunden hat.“

Luna sah mit großen Augen zu ihm hoch, und Harry konnte fast sehen, wie der Sickel bei ihr fiel und sie begriff, wieso McLaggen so schlecht gelaunt war. „Ach, Hermine ist sicherlich nur kurz verschwunden, um die rotgeflügelten Windwisperwichtel zu beobachten. Sie brüten auf der Mädchentoilette einen Stock höher, weißt du, und ihre Gesänge bei Nacht sind wirklich wunderschön.“

McLaggen starrte sie entgeistert an, suchte offenbar nach irgendeinem Anzeichen in ihrem Gesicht, dass sie ihn gerade veralberte, aber der totale Ernst in ihren hellen Augen hielt ihn davon ab, weitere Fragen zu stellen, und er wandte sich stattdessen Harry zu und hob fragend die Augenbrauen. Harry zuckte nur mit den Schultern, so wie wenn er sagen wollte, Siehst du, jetzt weißt du, wo sie hin ist. - er würde lieber eigenhändig einen Liebesbrief an Romilda Vane schreiben, mit Umbridges verdammter Feder, wenn es sein musste, als McLaggen eine Antwort zu geben.

„Ahm... okay. Ich... ich glaube, ich geh dann mal wieder zum Buffet.“

Harry und Luna sahen dem Jungen gemeinsam hinterher, wie er durch die Menge verschwand, und sobald er außer Hörweite war, stieß Harry einen tiefen Seufzer aus. „Danke. Das mit Hermine und McLaggen ist... kompliziert, und ich weiß nie, was ich sagen soll, damit sie mir nicht böse ist.“

Luna schüttelte den Kopf. „Du meinst, das mit Hermine und Ron ist kompliziert, oder? McLaggen hat damit doch eigentlich nur ganz wenig zu tun.“

Harry zuckte mit den Schultern, während er wieder einmal bewunderte, wie Luna es schaffte, aus den spärlichen Informationen, die sie von Ginny bekam, ein stimmiges Bild zu zeichnen. „Eigentlich schon. Es ist einfach alles ziemlich kompliziert...“

Luna nahm den letzten Schluck aus ihrem Butterbier. „Es ist doch alles kompliziert, oder?“

Harry nickte, und für einen Moment standen sie in vereintem Schweigen zwischen den anderen Schülern, bevor Luna nach seiner Hand griff. „Willst du tanzen?“

Ein wenig verdattert nickte Harry, ließ sich aber von ihr zwischen die anderen Gäste ziehen, die sich zu den Klängen eines verzauberten Radios wiegten, und Harry griff nach ihrer zweiten Hand. Er hatte den Weihnachtsball in seinem vierten Schuljahr überlebt, er würde auch das hier überstehen, und im Idealfall sogar, ohne Luna die Füße komplett zu zertreten... oder sich zum Idioten zu machen. Er konnte die Blicke vieler anderer Mädchen in seinem Rücken spüren, denn auch wenn Romilda Vane es nicht geschafft hatte, eine Einladung zu ergattern, waren noch immer genug ihrer Gesinnungsgenossinnen eifersüchtig auf Luna, um ihn zu beobachten. Mehr um sich von ihrem Publikum abzulenken, als aus wirklichem Interesse, fragte er: „Was ist eigentlich ein rotgeflügelter Windwisperwichtel?“

Luna verdrehte die Augen. „Sei nicht albern, Harry. Es gibt doch keine rotgeflügelten Windwisperwichtel!“

Wenn Harry bedachte, dass Luna gerne von schrumpfhörnigen Schnarchkacklern erzählte, und mit ihrem Vater eine Expedition unternommen hatte, um eines dieser Wesen aus Schweden mitzubringen, dann waren rotgeflügelte Windwisperwichtel in den Mädchentoiletten nicht vollkommen abwegig. Trotzdem schaffte Luna es mit ihrem durchdringenden Blick, dass er sich ein wenig vorkam wie in Professor McGonagalls Unterricht, wenn er eine Frage nicht beantworten konnte, und er räusperte sich verlegen. „Okay.“

Luna schüttelte den Kopf. „Meinst du wirklich, mir ist nicht aufgefallen, dass alle – sogar du und Ginny und Neville – finden, dass ich ein bisschen verrückt bin? Ich bin nicht dumm, Harry, und auch nicht blind.“ Sie schluckte. „Auch wenn es manchmal wehtut, in Situationen wie gerade eben ist es ganz praktisch, wenn alle denken, ich hätte einen an der Waffel. Wir sind McLaggen losgeworden, und er nimmt sowieso nicht ernst, was ich gesagt habe, also kann Hermine selbst mit ihm klären, was heute Abend passiert ist.“ Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schultern, um sich zu vergewissern, dass niemand in Hörweite war. „Und ich musste ihm nicht sagen, dass sie sich nur mit ihm verabredet hat, um Ron eifersüchtig zu machen – das hätte ihm nämlich wahrscheinlich wehgetan.“

Harry nickte langsam – auch wenn er kein besonderes großes Mitleid mit McLaggen hatte, er war froh, sich diese Szene erspart zu haben. „Zum Glück.“

Luna antwortete nicht, und sie tanzten schweigend, während Harry über ihre Schulter hinweg beobachtete, wie ein bereits ziemlich angetrunkener Professor Slughorn mit einer drallen Hexe in einem viel zu engen, pinken Umhang mit Rüschen flirtete, der Harry an Pansy Parkinsons Balloutfit vor zwei Jahren erinnerte, das ihm wegen seiner besonderen Hässlichkeit in Erinnerung geblieben war. Luna hingegen starrte verträumt nach vorne, der Blick leer, so als ob sie gerade an etwas ganz anderes denken würde, bis sie schließlich bemerkte, dass er sich stark für etwas hinter ihrem Rücken interessierte und sich ebenfalls umwandte. „Schau, da ist Professor Trelawney.“

Harrys Blick wanderte ungefähr zwei Meter nach rechts und er entdeckte seine ehemalige Lehrerin für Wahrsagen, die ihren unsteten Blick über die inzwischen doch sehr ausgedünnte Menge wandern ließ. „Ähm... Luna? Willst du noch lange hierbleiben?“

Sie runzelte die Stirn. „Wieso?“

„Ich will nicht unbedingt wieder mit Professor Trelawney reden... es wird irgendwann langweilig, alle zehn Minuten deinen eigenen Tod vorhergesagt zu bekommen, weißt du?“

„Versteh ich...“ Luna nickte und zog ihn von der Tanzfläche, hinter eine Gruppe schnatternder Mädchen, die allesamt schon mehr Met getrunken hatten, als gut für sie war, aber einen brauchbaren Sichtschutz abgaben, dann holte sie eine Uhr aus ihrem Umhang. Bunte Feen drehten sich im Rund und wurden von zwölf Zeigern verfolgt, die sie gelegentlich zur Seite schoben, damit sie ihren Kunstflugfiguren nicht im Weg waren, doch Luna störte sich daran nicht. „Ich glaube, es ist auch Zeit, zurück in den Gemeinschaftsraum zu gehen – ist schon spät.“

Harry hatte keine Ahnung, wie spät, doch obwohl Luna keine Anstalten machte, eine Uhrzeit zu sagen, glaubte er, dass die Party nicht mehr lange dauern würde... Slughorn schien kurz davor zu stehen, umzufallen, und dann wäre wahrscheinlich die ganze Stimmung dahin. „Ja.“

Allerdings machte Luna keine Anstalten, sich auf den Weg zu machen, und der peinliche Moment zog sich in die Länge, bevor sie schließlich mit den Schultern zuckte. „Weißt du, Trelawney ist eigentlich ganz nett. Vielleicht ein bisschen merkwürdig, aber nett. Und sie hat den Mädchen, die mich Loony genannt haben, eine Strafarbeit gegeben.“

Harry seufzte innerlich – eigentlich hatte sie ja Recht... Trelawney war eigentlich nur anstrengend, und man durfte das, was sie sagte, nicht besonders ernst nehmen... aber war Luna nicht im Grunde so ähnlich?

Der ernste, fast tadelnde Blick in ihren grauen Augen zeigte ihm, dass sie wusste, was er dachte, und sich dieser Ähnlichkeit durchaus bewusst war, bis er schließlich langsam nickte. „Hast ja Recht.“

Sie lächelte. „Ich weiß. Hab ich eigentlich immer, auch wenn ihr mir das manchmal nicht glauben wollt.“

Harry konnte nicht anders, er musste lachen, und Luna lachte mit ihm, bevor er sich zum Gehen wandte... doch ihre Stimme hielt ihn zurück.

„Eine Sache noch, bevor wir ins Bett können.“ Sie deutete nach oben, und Harry entdeckte den Mistelzweig, der an einer prächtigen roten Schleife im Türrahmen über ihnen hing, und er seufzte.

„Wirklich?“

Luna warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Ja.“ Sie kniff die Augen zusammen und sah nach oben. „Man kann sich nie sicher sein, weil sie sich so ähnlich sind, aber ich glaube, das ist eine magische Mistel, und wenn man sich unter denen nicht küsst, hat man sieben Jahre lang Pech in der Liebe.“

Harry wusste nicht, ob sie ihn gerade veralberte oder ihre Worte ernst meinte – sie hatte McLaggen immerhin im selben Tonfall erklärt, dass Hermine auf der Suche nach nichtexistenten Tierwesen die Mädchentoiletten im fünften Stock durchstöberte – aber er wollte nicht, dass wieder diese enttäuschte Ausdruck in ihre Augen trat. „Ähm... okay? Du weißt aber, dass wir nur als Freunde hier sind und...“

Luna verdrehte die Augen. „Natürlich weiß ich das – aber du willst doch, dass das mit Ginny klappt, oder? Also solltest du besser nicht den Fluch der magischen Mistel riskieren.“

Harry schoss die Röte in die Wangen. „Woher weißt du das?“

„Also bitte, Harry, du könntest dir ein Schild umhängen und es wäre nicht weniger offensichtlich als jetzt.“ Noch während er seine Gedanken sortierte, reckte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm mit einem Grinsen einen Kuss auf die glühende Wange. „Siehst du, war doch gar nicht so schlimm, oder?“

Harry nickte stumm, noch immer zu verdutzt, um zu antworten.

„Jetzt du.“

Er beugte sich nach vorne und hielt einen Moment inne, sich bewusst, dass die giggelnden Mädchen hinter ihnen sie anstarrten, und küsste Luna schließlich unbeholfen auf die Wange. „Nacht, Luna.“

„Nacht, Harry.“ Sie lächelte und verschwand im dunklen Korridor, während er noch versuchte, zu verarbeiten, was gerade passiert war, und als er schließlich vor Slughorns tratschenden Partygästen floh, war sie bereits fort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  rikku1987
2013-11-16T17:33:09+00:00 16.11.2013 18:33
Süß


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