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Vampire? Die gibt es doch gar nicht!

von

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Kapitel 63-64

Kapitel 63:
 


 

Mit der Waffe in der Hand stand ich hier. Auf den Trümmern der Hütte hatte sich eine leichte Schneeschicht ausgebreitet, die der Wind her wehte. Mit dieser vermischte sich sein Blut. War er wirklich tot? Zumindest bewegte er sich nicht mehr. Einen kurzen Moment wartete ich auf eine Reaktion von ihm. Als diese nicht eintraf, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die mich zu laufenden Ghuls. Sie waren nicht mehr weit weg und viele Optionen blieben mir nicht übrig. Ich spürte zwar, dass ich eine Verbindung zu ihnen aufbauen könnte, doch als ich es versuchte, schaffte ich es nicht. Immer wieder entrissen sie meiner Kontrolle. Daher blieb mir nichts anderes übrig als schnell das Weite zu suchen. Doch bevor ich dies tat, beugte ich mich hinunter und griff Alucards zweite Waffe, sowie etwas von der Munition, die er mit sich trug. In dem Moment, als ich nach den Patronen fasste, erschrak ich. „Das ist nicht wahr!“ Schrie ich aufgebracht und versuchte meine Hand weg zuziehen. Ich hörte sein Lachen und sah, wie das auf dem Boden verteilte Blut zu ihm zurückfloss. Sein von der Schusswaffe zerfetztes Gesicht setzte sich wieder zusammen, als er meine Hand festhielt, mit der ich die Patronen griff. „Hätte ich gewusst, welchen Ärger und Stress es mit sich bringt, ein pubertierendes Reinblut in seiner Nähe zu behalten, ich hätte dich von vorherein eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen, bis alles vorbei ist.“ Etwas erwidern, brachte ich nicht fertig. Ich konnte nur zusehen, wie das Gewebe sich neu zusammen setzte und er sich Stück für Stück regenerierte. Dann griff er nach seinen Waffen und nahm mir diese aus der Hand. Mich dagegen wehren? Hätte ich tun können, aber ich ließ ihn und stand auf, ging einige Schritte zurück. Er richtete sich auf, zielte auf die fast bei uns angekommenen Ghuls und feuerte eine Kugel nach der anderen ab. Als beide leer waren, wechselte er die Patronen und schoss weiter. So schnell wie er alle niederschoss, hätte ich nicht mal die Waffe abfeuern können. „Einen habe ich für dich übrig gelassen. Ich will dir nicht den ganzen Spaß wegnehmen.“ Er ging an mir vorbei und drückte dabei eine seiner Pistolen gegen meine Brust, die ich an mich nahm. Einer von den Ghuls stand wirklich noch und bewegte sich auf mich zu, es war ein kleiner Junge und ich wusste genau, wer es war. Sollte ich Mitleid mit ihm haben? Als wenn. Ich richtete die Waffe auf ihn und als er nur etwa 4 Meter von mir entfernt war, schoss ich und sah zu, wie er zu Boden fiel. „Scheußliche Kreaturen.“ Kam es von mir und ich wollte die Pistole einstecken, doch nahm er sie mir da aus der Hand. „Jetzt kommen wir zu uns beiden zurück.“

„Es gibt kein uns! Hast du es immer noch nicht gemerkt? Verzieh dich und lass mich endlich das werden, was ich bin!“

„Eine eingebildete und verweichlichte Prinzessin?“ Hätte mein Blick getötet, er wäre nicht mehr auf dieser Welt. „Du kennst mich nicht und weißt rein gar nichts über mich!“ Ich stockte und biss die Zähne zusammen. Was machte ich hier? Ich sollte schnellstens einen Weg weg suchen. Er reizte mich und versuchte, dass ich die Beherrschung verlor. Sollte das geschehen, wäre es für ihn ein leichtes dafür zu sorgen, dass ich mich diesem verweichlichten Etwas ergeben müsste. „Lass uns eines für alle mal klar stellen! Ich bin nicht jene jämmerliche und weinerliche Kathrin, welche du kennst! Ich hege kein Interesse an den Menschen, außer zum Trinken und Spaß haben und ich will mit dir nicht das geringste zu tun haben! Eine Marionette der Menschen! Wie erbärmlich!“ Er blieb mir gegenüber stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du gehst mir auf die Nerven.“ Was hieß das denn? Doch Fragen konnte ich nicht mehr, da er mit einer schnellen Bewegung bei mir war und seine Hand direkt durch meinen Brustkorb stieß. „Was ich noch mehr verabscheue als Ghuls, sind unseres Gleichen, die nichts anderes fertig bringen als nur zu töten und dabei keinen Funken Anstand besitzen. Du besitzt nicht einmal den Hauch von Würde in dir, also Maße dir nicht das Recht an, zu leben!“ Ich spürte, wie er die Hand um mein Herz legte und zudrückte. Ich versuchte, ihn davon abzuhalten, aber es gelang mir nicht. Also was blieb mir anderes übrig? Bevor ich spürte, wie mich jegliche Kraft verließ, knurrte ich ihn an und spuckte in sein Gesicht. „Irgendwann ... werde ich dich vernichten ...“ Ich schloss meine Augen und ließ mich fallen. „Sollte der Tag kommen, werde ich es dir nicht leicht machen.“ Hörte ich seine Stimme.
 

Es war wie ein elektrischer Schlag, der durch mich fuhr, als ich meine Augen öffnete. Die Kehle trocken und das Zahnfleisch schmerzte, genau so wie mein ganzer Körper sich vor Schmerzen zu winden schien. „Ruhig Kathrin.“ Mein Kopf war kurz davor zu bersten, während ich mich auf die Seite drehte und versuchte aufzustehen. Wo war ich? Es dauerte, bis ich mich orientiert hatte und feststellte, in dem Zimmer in der Villa zu sein, welche angeblich meinem Vater gehört hatte. War das Alles geschehen oder nur ein Traum gewesen? Ich hoffte auf Letzteres, aber wusste ich es bereits und griff mit der Hand zu meiner Brust. „Die Verletzung ist am heilen.“ Ich sah in das Gesicht von Sera und nickte dieser zu. „Ja, das habe ich mit bekommen.“ Mehr als ein dünnes, schwarzes Hemd hatte ich oben rum nicht an und unten drunter nicht einmal einen Verband. Als ich das Hemd etwas anhob, sah ich, dass noch immer ein Loch in meiner Brust war. Hätte ich nicht schon anderes Schreckliches, oder Ekliges gesehen, ich wäre ausgerastet, oder würde mich übergeben. „Ich dachte, er bringt mich um.“ Gestand ich ihr und versuchte aufzustehen, aber brachte es nicht fertig, auch nur 5 Sekunden stehen zu bleiben, sackte zurück aufs Bett. „Du wärst tot, wenn ich nicht bemerkt hätte, dass du dich nach oben kämpfst. Lass uns alleine. Fräulein Polizistin.“

„Aber Meister, sie ...“ Und schon verließ Sera das Zimmer, als Alucard sie mit einem Blick ansah, der selbst mir eine Gänsehaut verursachte. „Du hättest mich umbringen sollen. Was wenn ich es nicht schaffe, dieses andere ich zu kontrollieren und sie wieder ...“ Ich dachte an das, an was ich mich erinnerte und in mir stieg die Galle hoch. So laut hatte ich versucht zu schreien und irgendwas zu versuchen, dass sie nicht ... dass ich nicht wahllos tötete, aber es nicht geschafft. „Es gibt bestimmte Siegel, welche deine Kräfte einsperren können.“ Als er das sagte, blickte ich sofort zu ihm hoch. „Warum hast du sie dann nicht gleich genutzt?“ Wollte ich wissen und versuchte erneut aufzustehen, scheiterte aber kläglich. „Weil ich gehofft hab, dass du nicht so jämmerlich bist, wie du wirktest. Aber ich muss mir eingestehen, dass es nur zwei Möglichkeiten zu geben scheint. Erstens, du entfaltest deine ganze Macht und wirst dadurch zu etwas, das ich mit Freude beseitige oder aber, ich werde deine Macht in dir einsperren und dich erst einmal weiter als das jämmerliche Etwas leben lassen, was du gerade bist.“

„Lieber ein jämmerliches Etwas, als weiterhin Unschuldige töten.“ Gestand ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Zu gern hätte ich zwar weiter herausgefunden, was ich alles kann, wozu ich in der Lage sein könnte, aber wenn das bedeutete, in Ungewissheit und mit der Gefahr zu leben, irgendwann mein Selbst zu verlieren? Dann eher nicht. „Damit wir uns verstehen. Ich werde der einzige sein, welcher es dir entfernen kann, wenn die Zeit reif ist.“

„Wieso irgendwann entfernen? Ich dachte wenn dann gleich für immer.“ Fragte ich und sah ihn verwirrt an. „Ich sagte, dass ich deine Macht erst einmal einsperren werde und nicht für immer. Nur solange, bis ich mir mit dir sicher bin.“ Mit mir sicher bin? Ich wiederholte den Satz von ihm in Gedanken und kam nicht dahinter, was er meinte. Doch sollte das nicht egal sein? Ich schüttelte den Kopf und atmete tief durch. „Dann los, gib mir schon was auch immer, wo das Sigel drauf ist. Was ist es? Eine Kette? Ein Armband?“ Fragte ich und streckte meine Hand aus, während er mich grinsend ansah. „Ich habe es bereits in dir hinterlassen, bevor deine Verletzung begann zu heilen.“ Hatte ich da eben richtig gehört? Er hatte es in mir ... Ich legte sofort meine Hand auf die Brust und sah runter. „Aber warum? Was wenn ich jetzt nein gesagt hätte??“ Fragte ich und sah wieder zu ihm hin, während er mit den Schultern zuckte. „Hätte ich es dir aus der Brust gerissen.“

„Du bist echt ... solch ein Mistkerl!“

„Mhhh, ich hege die Vermutung, du wolltest mich anders nennen.“ Und zugern hätte ich ihm dabei das dämliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. „Kommen wir zu was anderem.“

„Wir sind mit dem Thema noch nicht fertig! Du kannst nicht immer wieder über meinen Kopf hinweg entscheiden!“

„Doch!“ Und ohne weiter darauf einzugehen, lehnte er sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde Seras Morgen zurück nach London bringen und selber auf dich in den nächsten Wochen acht geben. Dich zu einem anderen Ort verfrachten hat wenig Sinn und viele sind nicht abgelegen oder einsam, wie dieser hier.“

„D ... Du willst hierbleiben? Ist denn die Verrückte damit einverstanden?“ Wollte ich wissen und sah ihn skeptisch an. „Integra weiß Bescheid und sie kann mich jederzeit zu sich rufen, sollte etwas sein.“

„Habe ich die Möglichkeit dem zu widersprechen?“

„Wenn du es vorziehst in dem Kerker unterm Anwesen eingesperrt zu werden, ja.“ Ich wollte etwas sagen, verkniff es mir dann und biss die Zähne zusammen.
 

„Kann man jetzt endlich rein kommen, oder willst du noch länger mit ihr alleine sein?“ Die Tür öffnete sich und ich sah sofort hin. Meine Augen begannen zu strahlen. „Sorin! Es geht dir gut.“

„Ja, nachdem der Blutsauger versucht hatte aus meinem Fell einen Bettvorleger zu machen.“ Er lachte, als er dies sagte, während ich finster zu Alucard blickte. „Er konnte nicht das geringste dafür!“

„Er hätte schneller reagieren müssen! Wozu hat man einen Wachhund, wenn er nicht mal das bewacht, was er soll??“

„Es war aber meine Schuld! Ich hätte aufpassen müssen!“

„Du bist jung und naiv oben drein!“

„Hey hey, ist ja schon gut. Ich lass euch Turteltauben dann doch lieber alleine.“

„Turteltauben?? Wie sind keine Turteltauben!“ Kam es von mir und wieder richtete ich mich auf, schaffte es sogar, länger als 10 Sekunden zu stehen. Danach aber versagten meine Beine und ich fiel in Richtung Boden, wurde aber zum Glück aufgefangen, wobei ein heftiger Schmerz durch meinen Körper glitt. „Vorsichtig Kleine. Du hast richtig was abbekommen. Nur zu Hoffen das derjenige, welcher dir das antat, ordentlich litt oder noch leiden wird.“ Dabei sah Sorin zu Alucard hin und ich ebenso. Hatte er ihm denn nicht gesagt, wie es in Wahrheit geschehen war? „Du nimmst dir zuviel raus, Köter.“

„Ich weiß, ich weiß. Aber ganz ehrlich. Hätte ich sie auf den Boden fallen lassen sollen?“ Fragte er mit einem schelmischen Grinsen und hob mich hoch. „Sorin!“

„Alles gut Kleines, ich wollte dich nur zurück ins Bett legen und dann lasse ich euch beide schon wieder alleine.“ Er legte mich wirklich ins Bett, zwinkerte mir zu und verließ den Raum. Nachdem er gegangen war, wendete ich mich Alucard zu. „Du hast ihnen nicht gesagt, dass du mich beinahe umgebracht hast?“

„Ich habe es nur dem Köter nicht berichtet.“

„Aber warum nicht? Er sollte wissen, was geschehen war, nur für den Fall das so was wieder passieren könnte und.“

„Zu meinem Bedauern liegt ihm was an dir. Ich werde nicht zulassen, dass es zu Problemen kommt.“ Darauf etwas zu erwidern brachte ich nicht fertig, denn mir fiel nichts ein. Vor allem lag es erneut daran, dass ich nicht verstand, was er damit meinte, wie so oft schon. „Gut. Also für mich nochmal zusammen gefasst.“ Ich setzte mich im Bett richtig hin und fühlte mich dabei nicht gerade wohl. „Du hättest mich beinahe umgebracht. Hast dann dafür gesorgt, dass etwas in mir ist, dass meine ... Kraft einschränkt? Willst die nächste Zeit hier bleiben, was mir ganz und gar nicht gefällt. Ist das so richtig?“ Während ich das zusammenfasste, rieb ich mit der Hand über meine Brust und versuchte zu fühlen, was er in mir hinterlassen hatte, doch ich konnte nichts spüren. Wusste jedoch ebenso wenig, wie groß dieses etwas überhaupt war. „Ich bin noch am überlegen, ob ich den Köter wegscheuche. Aber sollte ich kurz wegmüssen, wäre er nützlich.“

„Wenn du schon Sera wegschickst, dann lass wenigstens Sorin hier. Ich brauche jemanden Normalen, mit dem ich reden kann.“

„Du kannst mit mir reden.“

„Ich sagte eben, mit jemanden Normalen.“ Wieder legte sich ein Grinsen auf seine Lippen und er stieß sich von der Wand ab, kam auf mich zu. „Du solltest was trinken, damit deine Verletzung schneller heilt. Ich hatte wohl zu viel von dir getrunken.“ Er wechselte absichtlich das Thema. „Und wie gedenkst du, solle ich das anstellen? Ist dir nicht aufgefallen, dass ich mich gerade ziemlich schwer nur bewegen kann?“ Um es deutlicher zu machen, zeigte ich auf die Stelle, wo die Verletzung unter dem Stoff war. „Außer natürlich Sorin würde ...“

„Das wird niemals wieder geschehen!“ Sein Ton wurde rau und ich erkannte, wie er die Zähne zusammen biss. „Ich werde dir etwas besorgen.“

„Aber hattest du nicht mal gesagt, du würdest mir nichts mehr zu trinken geben?“

„Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.“ Jetzt musste ich lächeln und nickte ihm zu. Mir sollte es nur recht sein. „Alucard.“ Bevor er verschwand, hielt ich ihn auf. „Wie denkst du, wird es weitergehen?“ Und damit meinte ich nicht nur mit mir, sondern eigentlich auch mit uns, aber das aussprechen konnte ich nicht. Sicher würde er dann nur lachen oder sonst was Herablassendes sagen. „Die Wunde wird viel Zeit benötigen zum Heilen, da ich deine Fähigkeiten eingeschränkt habe. Sobald sie verheilt ist, werden wir versuchen in deinen Träumen zu trainieren. Sollte das nicht gelingen, müssen wir sehen, was die Zeit bringt. Ist ja nicht so, als wenn ich schon mal einem Reinblut dabei geholfen hätte seine Kraft zu entwickeln., nachdem diese jahrelang brach lagen.“ Mehr nicht? Ich verstand und nickte, als er in die Schatten verschwand. Dann jedoch kam ein bitteres Lachen von mir. Warum nur immer wieder dachte ich an etwas anderes? Ich sollte endlich aufhören an sowas zu denken und mich lieber auf andere Sachen fokussieren. Zum Beispiel daran, wie ich es hinbekam, dass ich nicht meinen Verstand verlor.
 


 

Kapitel 64:
 


 

Vier Tage waren vergangen und ich bekam es endlich hin, dass Zimmer zu verlassen. Das Loch in meiner Brust hatte lange gebraucht um sich zu schließen. Kurze Zeit dachte ich, es würde gar nicht mehr heilen. Erst da bemerkte ich, wie verwöhnt ich in den letzten Monaten von den Fähigkeiten war, die Alucard in mir versiegelt hatte. Dieser brachte mir übrigens jeden Abend eine halbe Flasche Blut und als ich jenes trank, schmeckte ich erneut den Unterschied. Es war kühl und zudem fehlte das gewissen Etwas darin. Aber ich beklagte mich nicht, denn so ging ich sicher, dass ich keinen das Leben nahm. Während ich nur im Bett vor mich hinvegetierte, dachte ich an einiges von früher. Was wenn diese Momente, als ich damals das Blut trank und es sich anfühlte, als würden meine Sinne verloren gehen und ich alles um mich herum vergaß schon die ersten Anzeichen dieser anderen Persönlichkeit in mir wahren? Zumindest konnte es so sein. Das erklärte einiges, zum Beispiel dass mit dem Erwachen, wie er es immer bezeichnete, nicht nur gemeint war, dass meine Fähigkeiten besser wurden, sondern ich mich selber von Grund auf veränderte. Wenn das stimmte, musste ich einen Weg finden mit mir allein ins Reine zu gelangen. Eventuell war das alles nur ein Übergang, der dazu führen sollte, diese beiden Seiten in mir zusammen zu bringen. Das Menschliche und das, wie ich es mittlerweile bezeichnete, Bestialische. Etwas anderes fiel mir dazu nicht ein. „Sieh an, wer mich hier unten besucht. Ich dachte schon, du lässt mich ganz alleine.“ Lächelnd hielt ich mich am Treppengeländer fest und nahm eine Stufe nach der anderen. „Du hättest hochkommen können, Sorin.“

„Wo mich der Blutsauger mit Haut und Fell verspeisen will? Nie und nimmer!“

„Da könnte man glatt meinen, der große und böse Wolf hat Angst vom Rotkäppchen.“

„Wenn er ein Rotkäppchen ist, dann bemitleide ich sämtliche Großmütter dieser Welt.“ Ich konnte nicht anders als zu lachen und endlich hatte ich es nach unten geschafft. Die Verletzung schmerzte immer noch. „Ich mache mir echt Sorgen um dich. Solche kleinen Kratzer sollten dir nichts ausmachen.“ Er wusste nicht, dass Alucard irgendwo in meinem Brustraum ein Sigel hinterlassen hatte und so sollte es vorerst bleiben. Ich wollte nicht, dass sich der Wolf zu große Sorgen machte wegen mir. Reichte es schon, dass er hier war und Wache schob. „Ich war grade dabei zu Essen, also wenn du nichts dagegen hast?“ Verwundert sah ich ihm nach, als er in die Küche verschwand und folgte ihm. Auf dem Tisch lagen einige Scheiben Brot und dazu mindestens 4 verschiedene Sorten an Wurst. „Wird es ein Sandwich?“

„Jo. Ich hab schon lange nichts mehr zwischen die Beißerchen bekommen und nachdem dieser Blutsauger endlich begriff, dass ich nicht von Luft alleine lebe, hat er tatsächlich was ran geschafft.“ Als ich mir dabei Alucard vorstellte, wie er das Zeug her brachte, zu gern hätte ich es mit angesehen. „Ich würde dich ja fragen, ob du was ab haben willst.“

„Nein passt schon. Leider nicht mehr, ansonsten zu gerne.“ Ich setzte mich auf einen der Küchenstühle und sah Sorin dabei zu, wie er sich ein Sandwich belegte. „Da wir grade von ihm gesprochen haben, weißt du, wie lange Alucard weg ist?“

„Ist er weg? Mir kam es so vor, als wenn der die ganze Zeit hier wäre.“ Daraufhin schüttelte ich nur den Kopf und Sorin schien verwundert zu sein. Alucard hatte zwar gesagt, er würde ständig bei mir sein und auf mich acht geben, oder besser genau aufpassen, aber daraus wurde nichts. Er brachte mir das Blut, sah zu, wie ich es trank, und verschwand dann wieder. Obwohl ich manchmal das Gefühl hatte beobachtet zu werden, war ich dennoch alleine im Zimmer gewesen. Vor allem nach dem er Sera fortgebracht hatte. Das angesprochene Training in meinem Träumen hatte er ebenso wenig aufgenommen. Laut seiner Aussage brauchte ich noch etwas Erholung. „Also im Gegensatz zu dir bin ich ganz froh, wenn der Blutsauger nicht hier ist. Du solltest dich nach einem anderen umsehen. Immerhin würde dich so mancher Kerl nicht vom Bett stoßen.“ Sofort boxte ich den Wolf gegen die Rippen, als er in das Sandwich biss. Dabei ließ er es etwas locker und einige Scheiben Wurst fliegen raus. „Nein! Mein special Sorin Sandwich!“

„Du hast ein Sandwich nach dir benannt?“

„Na klar! Warum nicht? Hab es mir immerhin ausgedacht wie ich es belege und es schmeckt einfach geil! Wenn du es essen könntest, dir würde dabei einer abgehen!“ Er stopfte die Scheiben Wurst zurück ins Brot und biss genüsslich zu.
 

„Oh ja Baby, so liebe ich mein Fleisch. Gut gewürzt und eingepackt zwischen zwei saftigen Schnitten.“ Mittlerweile war ich seine Ausdrucksweise gewöhnt und amüsierte mich darüber. Es wurde mit ihm zumindest nicht langweilig. Wie schade das er mich in den letzten Tagen oben nicht besuchen kam. „Sag mal Sorin, wie...“

„Mal.“ Verwirrung machte sich in meinem Gesicht breit, als er mich angrinste. „Du hast gesagt, ich soll Mal sagen.“

„Wally!“ Ich bezeichnete ihn als Vollidiot und ehe ich drüber nachdachte direkt auf Französisch. „Was hast du gesagt?“ Als ich es registrierte, schüttelte ich mit dem Kopf. „Vergiss es.“ Es war lange her, seit ich das Letzte mal meine Muttersprache gesprochen hatte und es tat gut sie zu benutzen. Als ich darüber nachdachte, musste ich an meine Familie, jene die mich aufgezogen haben, denken. Seit dem Tag damals, als meine Mam mich bei dieser Verrückten gelassen hatte, hatte ich nichts mehr von ihnen gehört. Ob sie an mich dachten? Ich schüttelte den Kopf, um die Sorgen loszuwerden. Irgendwann würde ich sie wieder sehen. „Du driftest mit deinen Gedanken ab.“

„Und du solltest nicht mit vollen Mund reden.“ Ich wischte mir ein paar der von ihm ausgespuckten Krümel vom Arm. „Sei froh das ich Sachen anhab beim Essen.“ Darauf ging ich nicht weiter ein und rutschte etwas von ihm weg. „Ich wollte dich fragen, wie das bei euch Werwölfen so aussieht, wenn ihr beginnt eure ... Verwandlungen und all sowas zu entdecken? Ist das richtig gefragt?“

„Entdecken ist gut gesagt. Irgendwann passiert es einfach und du wünscht dir nur, jemand würde dich auf der Stelle erschießen. Aber nach den ersten paar hundert Verwandlungen ist dann alles ganz einfach und man spürt kaum noch was von den Schmerzen.“ Ich konnte gar nicht glauben, was er da erzählte. Nach den ersten paar hundert Gestaltwechseln schmerzte es erst nicht mehr? Warum machten sie es dann überhaupt? „Wieso lasst ihr das über euch ergehen? So wie ich es mit bekommen hab, verwandelt ihr euch doch freiwillig, oder nicht? Dann hört doch damit auf.“

„Das gehört zu uns, unsere Natur. Es wäre genau so, als wenn du kein Blut mehr trinken würdest. Außerdem fühlst du dich erst richtig lebendig, wenn du den Boden unter deinen Pfoten spürst. Jemand der das nie erlebt hat, wird es auch nicht verstehen. Der Waldgeruch und die Freiheit beim Laufen.“ Während er sprach, hatte er das Sandwich auf den Teller gelegt und schien es sich vorzustellen, zumindest deutete ich so seinen seligen Gesichtsausdruck. „Jetzt frage ich mich ernsthaft, welche Gestalt dir lieber ist.“

„Ich habe keine Lieblingsgestalt. Beide gehören zu mir.“ Als er das sagte, horchte ich auf und setzte mich gerade hin. Beide gehörten zu ihm? „Und wie machst du es, dass die zwei sich ... verstehen? Also das keiner die Überhand gewinnt?“ An seiner Reaktion erkannte ich, dass er versuchte herauszufinden, warum ich das fragte. „Es geht um diesen anderen Wesenszug von dir, oder? Der, welcher mich zu gerne flach gelegt hätte, nur um von mir zu trinken.“

„Ich hätte dich eher ausgesaugt als dich flach zu legen.“

„So schnell bin ich nicht kleinzukriegen und sag schon, was willst du wissen, Kleine?“ Ich biss mir auf die Unterlippe und kaute darauf herum. „Ich will lernen mit mir selber ins Reine zu kommen.“

„Da kann ich dir nicht bei helfen.“ Eine solch schnelle Absage hatte ich nicht von ihm erwartet und sah Sorin sprachlos an. „Aber ... Warum nicht?“

„Du bist ein Blutsauger, kein Wolf. Wärst du so wie ich, wüsste ich schon, wie ich dir beibringe beide Seiten deines Seins zum Vorteil zu nutzen. Aber da du das nicht bisst, rate ich dir, sprich lieber mit dem Blutsauger. Auch wenn ich das ungern zugeb, aber der kennt das sicher, was in dir vorgeht und wer weiß, vielleicht kommt ihr euch dabei näher.“

„Ich will ihm nicht näher kommen!“ Protestierte ich sofort und verschränkte die Arme vor der Brust, was mir einem schmerzhaften Stich einbrachte. Jetzt nahm er das restliche Sandwich wieder in seine Hände und biss mit einem breiten Grinsen hinein. „Was du versuchst dir einzureden, ist echt niedlich. Aber vergiss nicht, ich kann auf zwei Kilometer riechen, wenn eine Frau läufig ist und Kleine, du bist sowas von heiß.“ Gut, manche seiner Äußerungen verkraftete ich dann doch nicht und stand sofort auf. „Hör auf solch einen Schwachsinn zu reden!“ Das war mir doch zu peinlich und ich verließ die Küche, bevor ich rot anlief. Aber sicher war ich das längst. „Hey, warte doch ... lass mich wenigstens das Sandwich aufessen! Dann können wir weiter quatschen.“

„Mach das, ich gehe ins Wohnzimmer.“ Nach draußen wollte ich erst mal nicht, ohne das jemand anwesend war. Wer wusste schon, was als nächstes geschah. Hier drinnen war ich vielleicht ebenso nicht sicher, aber ich fühlte mich zumindest so.
 

Vor dem Fenster blieb ich stehen, sah hinaus und direkt auf ein paar Bäume. Tiefe Kratzer zierten die Rinden von mindestens 5 der Baumstämme und zwei waren ganz umgeknickt. Ich fragte mich schon, was da wohl geschehen war und wer sie verursacht hatte. Doch dachte ich dann, dass es sicher Sorin war, während er in seiner Wolfsgestalt dort herumlief. „Also echt, du wirkst gerade nicht wie eine Halbwüchsige.“ Sorin stellte sich neben mich und wuschelte mir durch die Haare, wobei ich seine Hand wegschlug. „Hey! Ich bin keine Halbwüchsige!“ Reichte schon, dass er mich immer als Kleine bezeichnete, dann musste er sich jenes Wort nicht auchnoch einprägen. „Außerdem, warum denn nicht?“

„Weil du zu vergrübelt wirkst.“ Damit hatte er nicht unrecht. Ich grübelte vor mich hin und seufzte daher über meine Gedanken, sah wieder hinaus. „Du hast den Garten ganz schön zugesetzt.“

„Irgendwie musste ich doch versuchen mich zu verteidigen!“

„Verteidigen? Gegen was oder besser wen denn?“

„Na hallo? Weißt du eigentlich, wie dein Blutsauger abgegangen ist, als der hier ankam und du nicht da warst?“ Wieder boxte ich ihn in die Seite. „Er ist nicht mein Blutsauger, hör auf sowas zu sagen und nein, weiß ich nicht. Zu deiner Information, ich hatte die Zeit über damit verbracht, mir den Arsch abzufrieren.“ Nachdem ich das sagte, lehnte er sich zurück und sah auf diesen. „Für mich sieht der noch ganz aus. Nen bisschen flach für meinen Geschmack, aber hey, manche stehen drauf nichts Richtiges in den Händen zu halten.“ Ich hielt lieber den Mund und gab keinen Kommentar von mir. „Ich hoffe nur, dass mich das Nächste mal, wenn mich einer entführen sollte, was ich nicht will und auch nicht hoffe! Das er mich dann auf eine karibische Insel oder so mit nimmt.“

„Also sollte dich wieder einer verschleppen, hoffe ich nur, der nimmt mich dann mit.“ Ich lachte über seinen Kommentar und schüttelte dabei den Kopf. „Nein ganz ehrlich. Ich will wirklich nicht mehr, dass irgendeiner mich kidnappt.“

„Dann solltest du etwas dafür unternehmen. Würde das einer mit mir versuchen, hätte der sofort meine Zähne in seinen Weichteilen.“ Das bildlich vorzustellen wollte ich unterlassen, doch war es genau wie mit dem rosa Elefanten auf dem Einrad. Wenn man es hörte, dachte man daran. „Wie es scheint, geht es dir besser, dass du aufstehen und herumlaufen kannst.“ Über die Schulter hinweg, sah ich zu Alucard, welcher im Wohnzimmer auftauchte. „Ich kann nicht die ganze Zeit nur im Bett liegen. Da werde ich verrückt.“

„Oh, und wenn du nicht mehr alleine liegen müsstest?“ Sorin wackelte dabei mit den Augenbrauen und kam mir etwas näher. Doch ehe ich mich versah, stand Alucard plötzlich genau zwischen uns. Es ging so schnell, dass ich erschrak und nach hinten fiel, dabei mit der Schulter auf die Fensterbank traf. „Verdammt! Alucard! Was sollte das?“ Ich rieb mir über die Stelle. Es reichte doch schon, dass ich noch immer mit der Verletzung am Oberkörper zu kämpfen hatte, da musste er mir nicht eine weitere zufügen. „Manchmal glaube ich echt, du stehst drauf, mir weh zu tun.“ Rutschte es mir dann noch raus und als ich es bemerkte, sah ich direkt zu ihm. „Ich wusste doch, dass er ein Sadist ist.“ Lachend entfernte sich der Wolf, als Alucard zu ihm sah. „Lass ich euch beide lieber wieder alleine. Ich stehe zwar ab und an auf Schmerzen, aber eher bei anderen Aktivitäten.“

„Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen!“ Ich wollte ihm hinterher, doch griff Alucard nach meinem Arm und hielt mich auf, wobei ich zu ihm zurücksah.
 

„Um deine Frage zu beantworten, ja.“ Verwirrung machte sich in mir breit. „Was?“

„Ich füge dir gern Schmerzen bei, denn ich weiß, dass du durch diese stärker wirst.“ Meine Augen schlossen sich für einen Moment. Ich hatte echt gedacht, er würde etwas anderes sagen, aber dem war nicht so. „Irgendwann wirst du es verstehen.“

„Ich verstehe es bereits jetzt. Um so stärker ich werde, um so weniger musst du auf mich acht geben oder sonst wer und umso eher kann ich von hier weggehen.“ Er ließ mich los und verschwand genau so schnell, wie er gekommen war. Ich ging zur Couch und ließ mich auf diese fallen. Das Knarzen dabei hatte ich schon ganz vergessen. „Da dachte ich, ich könne spannen und dann sitzt du nur alleine auf dem ollen Ding?“ Seufzend lehnte ich mich zurück und schlug die Hände vors Gesicht zusammen. „Wie oft noch Sorin? Er will nichts von mir.“ Dass ich von ihm nicht das Geringste wollte, brauchte ich nicht zu sagen, denn hatte er mittlerweile klar gestellt, dass er genau wusste, was bei mir Sache war. „Bist du dir da echt sicher? Weil ich nämlich ...“

„Lass gut sein! Ja ich bin mir sicher und weißt du auch woher? Er steht oder stand besser gesagt auf meine Mutter! Das ist der einzige Grund, warum er das hier alles überhaupt abzieht!“ Mir platzte der Kragen und ich hatte genug davon. Ich wollte mir nichts mehr ein- oder schönreden. „Warte mal ... der Blutsauger steht auf deine Mutter?“

„Eher die Vergangenheitsform, da sie nicht mehr am Leben ist.“

„Wow. Na gut, das wusste ich nicht. Erklärt einiges.“ Für mich sorgte es mehr für Probleme. „Wenn es nicht du wärst, mit der ich hier gerade sitze, würde ich sagen, lass uns ausgehen. Das hilf manchmal.“

„Bei mir nicht, da wette ich drauf.“

„Ja, die Wette würdest du gewinnen. Bei deiner Glückssträhne würde ich nicht mal ohne Regenschirm rausgehen, wenn der Wetterbericht ansagt, es soll den ganzen Tag die Sonne scheinen.“ Und wieder hatte er es geschafft, das sich ein Lächeln auf meine Lippen setzte. „Ach Sorin, du bist einfach der Beste.“

„Das wusste ich schon längst, Kleine. Na komm, lass uns was zusammen machen.“

„Und was?“

„Wie wäre es, wenn wir das Untergeschoss des Hauses erkunden. Wie es scheint verzweigt es sich unter dem ganzen Grundstück.“ Meinte er den Keller? Jenen wo man nur durch die Küche hinein kam? Als ich daran dachte und ebenso, was dort alles rumkriechen könnte, schauderte es mich. „Du hast doch keine Angst? Immerhin bin ich da. Dein großer und starker Wolf!“ Er tippte mit dem Daumen auf seine Brust und streckte diese dabei vor. „Wie könnte ich in deiner Gegenwart nur daran denken Angst zu bekommen? Das ist doch absurd.“

„Meine Rede! Also los! Lass uns auf Erkundungstour gehen.“ Ich war mir sicher, dass er nur versuchte, mich auf andere Gedanken zu bringen, und wohl ebenso seine Langeweile vertreiben wollte. Aus dem Grund stimmte ich zu. Wenigstens hatte ich jemanden, der mich vor diesen achtbeinigen Mistviechern retten konnte.



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