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Unsere Heimat ist der Himmel

Balthier x Fran
von

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In Trümmern

Prolog: In Trümmern
 

Ohne ein Ziel vor Augen zu haben, jagte er das Luftschiff den Himmel von Ivalice entlang. Die Wolken verschwommen vor seinen Augen mit dem Himmel und bildeten einen hellblauen Schleier, der nicht zu enden schien. Am Boden sah man vereinzelt Tiere oder Monster, die gen Himmel starrten oder flüchteten, als sich das Luftschiff näherte. Ein Blick auf das Armaturenbrett zeigte bereits ein baldiges Ende der Reise an – die Energie ging zu Neige, außerdem war der Motor durch das Fliegen in Höchstgeschwindigkeit schon überhitzt. Der Prototyp des Kampfjägers YPA-GB47 war anscheinend wirklich noch nicht vollkommen ausgereift. In der Hoffnung, die kaiserliche Hauptstadt weit genug hinter sich gelassen zu haben, verringerte er die Geschwindigkeit und flog etwas tiefer.

Als er eine angenehme Geschwindigkeit erreicht hatte, lehnte er sich im Pilotensitz zurück und schloss kurz die Augen. Sie schmerzten, da sie seit mehr als 3 Stunden nichts außer dem strahlend blauen Himmel gesehen hatten. Hinter seinen geschlossenen Lidern tanzten die Sterne freudig Samba, während in seinem Kopf immer dieselbe Frage umherspukte: Wie nur war es so weit gekommen?

Er öffnete die Augen wieder, um zu sehen, wohin ihn seine überstürzte Flucht gebracht hatte, als das Schiff plötzlich anfing zu wackeln. Er sah sich um und bemerkte zu spät, wo er war. Unter ihm erstreckten sich die weiten Steppen der Ozmone–Ebene und ihm Osten ragten kräftige grüne Bäume zum Himmel empor. Sie standen so dicht, dass man den Waldboden vom Luftschiff aus nicht einmal erahnen konnte.

Der Golmore–Dschungel.

Die Jakht Difohr.

Er war an einem Ort angelangt, den selbst die mutigsten und erfahrensten Piloten aus einem einfachen Grund mieden: In den Jakht–Regionen konnten Luftschiffe nicht fliegen. Die Schwingungen der Jakht überlagerten die Kräfte der Flugsteine, die den Luftschiffen den nötigen Antrieb zum Flug verliehen. Die Anzeigen spielten verrückt, während er versuchte, das Schiff möglichst sicher auf einem hervorstehenden Felsen zu landen. Der Kampfjäger stotterte, wackelte und bebte, doch schlussendlich landete er mehr oder weniger sicher auf dem Felsvorsprung. Der Aufprall schüttelte das Schiff noch einmal durch, so dass es ihn in den Sitz drückte, dann war alles ruhig.

Ein tiefes Seufzen entrann seiner Kehle.

Vom Regen in die Traufe...

Er sah aus dem Schiff hinaus auf die Ebene. Vertrocknetes Gras vegetierte unter ebenso vertrockneten Bäumen, die spärlich verteilt überall in der trostlosen Landschaft standen. Riesige Felsformationen, auf denen sich einige Monster ihre Nester gebaut hatten, behinderten ihm Sicht auf die weitläufige Steppe. Im Westen sah er einige verrostete Überbleibsel, Zeugnisse aus dem längst vergangenen Luftschiffkrieg.

Als er überlegte, was er als Nächstes tun sollte, sah er, wie am Boden der Steppe ein Kampf zwischen einem Montisaurus und einer Viper entbrannte. Der Flugsaurier schnappte im Sturzflug nach dem Kopf der Schlange. Die Viper hingegen wartete auf dem richtigen Augenblick, ihre giftigen Zähne in den Saurier zu schlagen. Der Kampf tobte hin und her, bis der Montisaurus der Viper durch ein gekonntes Manöver den Kopf abbiss. Zuckend brach der kopflose Körper zusammen, während Blut aus der Wunde auf das ausgetrocknete Gras der Steppe lief.

Erschrocken drückte er sich im Sitz nach hinten, als er die Übelkeit in sich aufsteigen spürte. Er umklammerte die Pistole, die er im hinteren Teil des Kampfjägers gefunden hatte und schluckte ein paar Mal schwer. Er hatte ernste Probleme. Er saß mit einem fluguntauglichen Luftschiff in einer Jakht-Region fest, in der es vor blutrünstigen Monstern nur so wimmelte, hatte nichts außer einer Pistole bei sich, um sich zu verteidigen und wusste bei allen Göttern nicht, was er jetzt mit sich anfangen sollte. Doch trotz dieser misslichen Lage musste er lachen. Diese Probleme wirkten auf ihn momentan so lächerlich, dass er sie nicht als so ernst wahrnahm, wie sie wirklich waren. Er hatte ein noch viel größeres Problem.

Er war Ffamran Mid Bunansa, der versuchte, vor seiner Vergangenheit zu fliehen.

Das war wirklich ein Problem.

Ffamran

Eins: Ffamran
 

„Ja, natürlich müssen wir alles daran setzen, eine solche Kraft in unsere Hände zu bekommen. Stell dir doch nur einmal vor, über welche Macht das Imperium verfügen würde, wenn wir die Mysth beherrschen könnten! Wir wären von niemandem zu besiegen!“

Es waren exakt diese Worte gewesen, die sein Vater benutzt hatte, bevor er sich zur Reise nach Giruvegan aufgemacht hatte. Was er am Ende wirklich gefunden hatte, sollte Ffamrans Leben völlig auf den Kopf stellen. Sein Vater war Cidolfus Demen Bunansa, an sich Leiter des Drakler – Laboratoriums und Erfinder von revolutionären Schiffen und Maschinen.

Seit geraumer Zeit beschäftigte er sich zunehmend mit der Mysth – jener Energie, die auf ganz Ivalice in unterschiedlicher Konzentration auftrat. Sie ermöglichte erst die Anwendung von Magie, die ein essentieller Bestandteil der Forschungen seines Vaters war. Welche negativen Auswirkungen die Mysth haben konnte, sollte Ffamran später am eigenen Leib erfahren müssen.

Cids Studien vereinnahmten ihn immer mehr. Oftmals schloss er stunden- oder gar tagelang in seinem Büro ein, um seinen Forschungen nachzugehen. Er sah blass und müde aus, doch in seinen Augen strahlte ein Schimmer, als hätte er persönlich herausgefunden, dass die Erde doch keine Scheibe ist. Ffamran wollte ich nicht enttäuschen, also heuchelte er Interesse, wenn sein Vater ihm von Maginiten, Nethiziten und Kristaliten vorschwärmte und ihm erzählte, dass er Aufzeichnungen über ein Land jenseits des verwunschenen Waldes gefunden hatte, in dem sich der Ursprung allen Lebens befinden sollte.

„Giruvegan?“, fragte Ffamran ungläubig. Er hatte von diesem Ort gehört, allerdings nur in alten Märchen und Mythen. Er war jung, aber trotzdem glaubte er nicht mehr an solche Hirngespinste.

„Giruvegan“, bestätigte sein Vater. Er ging in seinem Büro auf und ab. Seine Brille war bis auf die Nasenspitze herunter gerutscht und in der Hand hielt er eine Karte der Jakht Difohr. Ingesamt wirkte er aus Ffamran wie ein Tiger kurz vor der Jagd.

„Ich warte nur noch auf die Einwilligung seitens Kaiser Gramis, dann werde ich sofort zu dieser Expedition aufbrechen.“

Ffamran zog überrascht die Augenbrauen hoch. Er wollte sofort aufbrechen? Ohne ein genaues Ziel zu haben? Sein Vater genoss hohes Ansehen beim Kaiser und im Senat, doch würden sie einer Expedition zustimmen, die vielleicht nicht einmal einen Sinn hatte?

„Was macht dich so sicher, dass dieses Giruvegan wirklich existiert?“

Cid blieb kurz stehen und wandte seinem Sohn überrascht den Kopf zu. Dann lächelte er.

„Die Legenden des verwunschenen Waldes“, sagte er dann und kratzte sich am Kinn. „Die Mythen der Garif. Die dichte Mysth. Das ewig verschlossene Tor am Ende des Waldes. Das sind alles Hinweise für die Existenz eines bisher unentdeckten Landes!“
 

Er bekam die Einwilligung. Wie Ffamran später herausfand, beschloss allein der Senat, dass die Expedition durchgeführt werden sollte. Dem Kaiser gegenüber sollte die Mission am besten gar nicht erst erwähnt werden. Der Rat plante, die Macht des Imperiums durch die geheimnisvollen Kräfte zu stärken, die angeblich in Giruvegan zu finden waren.
 

Ffamrans Meinung nach hatten sie nichts dort gefunden, dafür hatte er etwas Wichtiges verloren: seinen eigenen Vater.

Als er zurück kam, schien er in keiner Weise mehr dem Cidolfus Demen Bunansa zu ähneln, der zu der langen Suche nach dem verborgenen Land aufgebrochen war. Ffamran wollte ihn mit Fragen überhäufen, als er vom Erfolg der Mission gehört hatte, doch statt Antworten bekam er eine Abfuhr.

„Nein“, sagte sein Vater mehr zu sich als zu Ffamran. „Das ist mein Sohn. Er wird uns jetzt nicht aufhalten. Natürlich werden wir zuerst mit dem Senat reden. Sie werden erfreut sein, Venat, hocherfreut.“

Er ging weiter und redete mit jemandem, der gar nicht da zu sein schien.

Ffamran stand allein in der Eingangshalle des Laboratoriums und starrte seinem Vater hinterher.
 

Plötzlich schreckte er aus dem Pilotensitz hoch. Sein Puls raste und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er atmete ein paar mal tief durch und vergewisserte sich dabei, dass er wirklich im Luftschiff war. Dann verfluchte er sich dafür, eingeschlafen zu sein und sich wieder an die Dinge erinnert zu haben, die er vergessen wollte. Ffamran stemmte sich mit zitternden Beinen aus dem Sitz hoch und durchsuchte das Schiff nach einer Karte von Ivalice. Er fand sie. Mit zusammengezogenen Brauen versuchte er, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Er befand sich auf dem Kontinent Bancour, in einem Gebiet ohne Regierung. Das bedeutete, dass weder Archadia noch Rozzaria hier Ansprüche hatten. Dann suchte er einen Ort, der in seiner Nähe lag und an dem er vor den Monstern der Steppe sicher war. Er fand das Dorf Jahara, in dem die Garif lebten, sowie die Siedlung der Nomaden in der Giza – Ebene. Andere Orte, wie Rabanastre oder Bur Omisace waren für ihn unerreichbar, solange der Kampfjäger sich nicht in die Lüfte erhob. Vom Himmel aus hatte er gesehen, dass in Giza gerade Regenzeit war. Damit fiel diese Möglichkeit buchstäblich ins Wasser. Er hatte keine Wahl – entweder schlug er sich bis nach Jahara durch, oder er würde jämmerlich zu Grunde gehen, entweder durch Hunger oder eines der vielen Monster.

Er seufzte noch einmal schwer. Es war ein langer Fußmarsch bis nach Jahara und er musste auch darauf achten, dass er die Monster so weit wie möglich umging. Er hakte die Pistole am Gürtel ein und steckte die Munition in einen der Beutel. Unsicher ging er wieder zum Armaturenbrett und drückte den Knopf, der die Luke öffnete. Ein Schwall heißer Luft peitschte ihm ins Gesicht, als er sich ganz allein den Gefahren der Ozmone – Ebene gegenüber sah.

Rettung

Zwei: Rettung
 

Es dauerte geschlagene 10 Minuten, bis Ffamran den Mut gefunden hatte, aus dem Luftschiff zu steigen und die Ebene zu betreten. Jeden Schritt überdachte er ein – oder zweimal, um alle Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Er hätte sich selbst treten können für sein zögerliches Verhalten, aber er wollte nicht jedem Monster der Ebene über den Weg laufen, nicht, seit er gesehen hatte, was sich die Monster untereinander schon antaten. Einmal war er schon aus der Haut gefahren, als aus einem Busch neben ihm ein Glückshase gesprungen kam. Er hatte die Pistole wieder gesenkt, während ihm das Herz bis in den Hals schlug. Der Hase sprang dreimal im Kreis um ihn herum und ging dann glücklich seiner Wege. Ffamran richtete sich wieder auf und versuchte noch einmal, den kläglichen Rest seines Mutes zusammen zu kratzen. Ein Teil von ihm wünschte sich nach Archadis zurück, wo ihm solche Gefahren, wie sie hier lauerten, egal sein konnten.

Nein, sagte er sich dann. Es gibt keinen Weg zurück. Nicht, nachdem ich ein Luftschiff gestohlen habe und geflohen bin.

Hinter ihm raschelte und knackte es. Ffamran betete, dass es wieder nur ein Hase war. er schnellte herum und weitete die Augen vor Entsetzen. Nein, dieses Ding war beim besten Willen kein Hase. Er sah sich einem riesigen Zagnar gegenüber, einem Giganten von Monster, dass sein Maul aufriss und sein ohrenbetäubendes Gebrüll über die gesamte Ebene erklingen lies. Das offene Maul präsentierte weiße, blitzende Zähne, jeder so lang wie ein kleiner, spitzer Dolch und jeder davon tödlich. Ffamran wich zurück, doch mit wenigen Schritten war das Untier wieder bei ihm und holte zum Schlag aus. Die Krallen schimmerten im Licht der Sonne und gruben sich eine Sekunde später in die Erde, genau an dem Punkt, an dem Ffamran gerade noch gestanden hatte. Er rannte, auch wenn er nicht genau wusste, wohin sein Lauf ihn führen würde. Es war ihm auch egal, solange er dort vor dem Zagnar in Sicherheit war. Er drehte sich nicht um, doch plötzlich ließ ihn ein Schlag in den Rücken taumeln. Er stürzte nach vorne und drehte sich im Fallen um. Hinter ihm rannte eine Herde panischer Chocobos, die durch das Getrampel des Zagnars aufgeschreckt worden waren. Einer von ihnen musste ihn mit dem Flügel getroffen haben. Ffamran fing den Sturz ab und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, bevor ihn die Chocobos oder der Zagnar einholen konnten. Doch dafür war er zu langsam. Zwar war er jetzt nicht mehr die bevorzugte Beute des Giganten, doch den straußenähnlichen Vögeln, die versuchten, ihrem Peiniger zu entkommen, stand er im Weg. Er duckte sich vor den Flügelschlägen, bekam aber einiges ab. Plötzlich spürte er, wie er am Arm gepackt wurde, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
 

„Ja, ich habe den großen Kristall gesehen. Stimmt es, dass König Raithwall damals Splitter des Kristalls erhalten hat, Venat? Wirklich? Wo sind diese Splitter? Der Abend – Splitter, soso. Nun gut, ich werde ihn finden. Ja, Venat, es stimmt – wir werden ihn finden.“
 

Langsam öffnete Ffamran die Augen. Zuerst war um ihn herum alles dunkel, doch dann schienen sich seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er lag in einem kreisrunden Zelt aus Leder oder einem anderen festen Stoff, der ihm nicht bekannt vorkam. Von draußen hörte er Stimmengewirr. Es waren harte, männliche Stimmen, doch dazwischen hörte immer wieder eine sehr sanfte Stimme heraus.

Ffamran rappelte sich hoch. Es war schwieriger als gedacht, denn jeder Knochen in seinem Leib schien zu schmerzen. Sein Hemd war an vielen Stellen aufgerissen, seine Arme und sein Kopf waren verbunden. Es hatte den Anschein, als hätten ihn diese verdammten Vögel schlimmer zugerichtet als erwartet.

Schade, dass sie mir nicht mein Gedächtnis weggepustet haben.

Er warf die Decke beiseite und setzte sich vom Strohbett auf. Die Pistole aus dem Luftschiff lag neben dem Bett, ebenso der Beutel mit der Munition. Einen Moment lang überlegte Ffamran, ob er nach draußen gehen sollte. Doch er entschied sich dann doch, erst einmal im Zelt zu warten, um lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen. Er ließ sich wieder aufs Bett fallen und presste die Hände auf sein Gesicht. Seine Kopfschmerzen waren entweder eine Folge der Schläge oder aber dieses Traumes, in dem sein Vater wieder mit einem Geisterfreund gesprochen hatte.

Ffamran hing seinen Gedanken nach, bis jemand das Zelt betrat.

Nein , dachte er. Jetzt bloß keine Fragen. Ich hab’ auch so schon das Gefühl, dass mein Kopf explodiert.

Doch wer auch immer das Zelt betreten hatte, er oder sie schien keine große Notiz von ihm zu nehmen. Ffamran hörte ein Klacken und sich entfernende Schritte. Anscheinend hatte man ihn wieder allein gelassen. Draußen schwoll der Lärmpegel wieder an, während Ffamran sich erneut aufrichtete. Jemand hatte ihm gerade etwas zu essen gebracht. Er hatte lange nicht mehr so viel Dankbarkeit verspürt wie für seinen unbekannten Retter, der ihn in Sicherheit gebracht hatte und ihn dazu auch noch pflegte. Das Menü, das er soeben erhalten hatte, bestand aus einem Krug Wasser, Brot, Äpfeln und ihm unbekannten Beeren, die auf ihn nicht den ungefährlichsten Eindruck machten. Er schluckte schwer und begann dann zu essen.

Was würde ich nicht alles für ein Steak geben , schoss es ihm durch den Kopf, aber diesen Gedanken verbannte er schnell wieder.

Nach dem Essen, das ihn für den Moment gesättigt hatte, wälzte er sich auf dem provisorischen Bett hin und her und überlegte krankhaft, was sein nächster Schritt sein sollte. Mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn schlief er dann ergebnislos wieder ein.
 

„Ich werde auch Professor, wenn ich mal groß bin, genau wie du!“

„Sicher wirst du das. Ich erwarte nichts Geringeres von dir.“

Ffamran nahm die Hand seines Vaters und setzte sein breitestes Grinsen auf. Seinem kindlichen Gesicht nach zu urteilen, konnte er nicht älter als neun oder zehn Jahre sein.

„Und dann baue ich das beste Luftschiff der Welt! Es wird viel besser sein als deine! Und dann fliege ich damit einmal um Ivalice!“

Sein Vater lächelte nachsichtig angesichts seiner naiven Träumereien. Plötzlich blieb Ffamran stehen und blickte zu Boden.

„Glaubst du wirklich, dass ich das schaffe, Papa?“

Behutsam beugte sich sein Vater zu ihm herunter und streichelte ihm sanft über den Kopf.

„Wenn du keine Angst davor hast, dich mehr anzustrengen als jeder sonst, dann habe ich daran gar keine Zweifel.“

Ffamran lächelte, doch blitzartig verschwamm das Bild seines Vaters und hinterließ nichts außer einem schwarzen Schatten, der sich allmählich ausweitete. Ffamran erstarrte, als er weit entfernt die Stimme seines Vaters hörte.

„Nein. Das ist mein Sohn. Er wird uns jetzt nicht aufhalten.“
 

Schweißgebadet erwachte Ffamran aus diesem Alptraum. Sein Atem ging stoßweise und das Herz schien ihm in der Brust zerspringen zu wollen. Verbissen kämpfte er die Tränen hinunter, die ihm in die Augen stiegen. Er wollte sich verdammt noch mal nicht mehr an diese Dinge erinnern müssen.

„Ist alles in Ordnung? Du hast im Schlaf gesprochen.“

Erschrocken fuhr Ffamran hoch und sah in das besorgte Gesicht einer Viera. Und eben diese Viera sollte für ihn etwas ganz Besonderes werden.

Fran

Drei: Fran
 

Die Viera legte ihm sanft die Hand auf die Stirn. Unwillkürlich zuckte Ffamran zusammen, als ihn die warme Hand berührte. Ein Lächeln umspielte die Lippen der Viera.

„Ein bisschen fiebrig“, sagte sie dann und zog ihre Hand zurück. Ihre tiefroten Augen musterten ihn eine Weile. Ffamran öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, unschlüssig darüber, welche Frage er ihr zuerst stellen wollte.

„Es war eine sehr dumme Idee“, tadelte sie ihn mit ernstem Blick. „Allein durch die Ebene zu laufen in diesen unsicheren Zeiten.“

Wieder verließ kein einziges Wort zur Verteidigung Ffamrans Mund. Er starrte die Frau einfach nur an, unfähig, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Ihre langen weißen Haare fielen wellengleich über ihre Schultern und liefen weit über den Rücken hinaus. Die für die Viera so typischen langen und aufrecht stehenden Hasenohren ließen sie viel größer wirken, als sie in Wirklichkeit sein konnte. Ihre Haut war sonnengebräunt, so als würde sie selbst den ganzen Tag nichts tun, außer allein durch die strahlende Mittagssonne der Steppe zu laufen.

Ffamran saß da, den Mund schon halb geöffnet, um endlich die Fragen zu stellen, die ihm bereits so lange auf der Zunge lagen.

Just in diesem Moment erhob sich die Viera und schickte sich an, das Zelt wieder zu verlassen. Ffamran suchte nach den richtigen Worten, sie hinzuhalten.

„Ähm“, stotterte er kläglich, wenngleich sie sich trotzdem noch einmal zu ihm umdrehte.

„Morgen“, sagte sie in einem sanften, aber bestimmten Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. „Es ist spät und ich bezweifle, dass ich dir noch alle deine Fragen beantworten kann. Wenn du möchtest, kannst du morgen mit dem Anführer der Garif sprechen. Nimm noch die Medizin, bevor du dich wieder hinlegst. Sie wird das Fieber bekämpfen.“

Sie verließ das Zelt und ließ einen verstummten Ffamran zurück. Er fuhr sich kurz mit der Hand durch die braunen Stoppelhaare und hasste sich dabei für sein Schweigen und seine Penetranz der Viera gegenüber. Er nahm das Schälchen neben sich und roch an den zusammengestampften Kräutern. Ein bitterer Geruch breitete sich aus, der dazu noch in der Nase stach und kitzelte. Widerwillig würgte er die Medizin hinunter und schüttelte sich dann heftig. Der Geschmack dieser Medizin war wirklich noch unerträglicher als ihr Geruch. Er spülte den Geschmack mit einem großen Schluck Wasser fort und legte sich wieder hin. Eigentlich hatte er nicht die geringste Lust zu schlafen, da er sich vor neuen Alpträumen fürchtete, doch am Schluss übermannten ihn Dunkelheit und Erschöpfung, so dass er in einen tiefen und traumlosen Schlaf fiel.
 

Eine warme und herzliche Stimme weckte ihn am nächsten Morgen auf. Langsam öffnete er die Augen. Die Plane des Zelts war hochgeschlagen, weswegen das Licht der aufgehenden Sonne ihn blendete. Er stöhnte und versuchte, den Kopf wieder ins Stroh zu drücken, aber jemand hielt ihn zurück.

„Hey“, sagte die Viera mit dem Hauch eines Lachens. „Nichts da. Du kannst nicht den ganzen Tag verschlafen.“

„Aber die Sonne geht doch gerade erst auf“, murrte Ffamran in das Stroh.

„Das kommt dir nur so vor, weil die Sonne erst die Berge überwinden muss. In Wirklichkeit ist es schon fast Mittag.“

Ffamran schwieg und öffnete noch einmal langsam die Augen. Als er sich einigermaßen an das grelle Licht gewöhnt hatte, drehte er sich um und blickte der Viera ins Gesicht. Sie lächelte ihm aufmunternd zu.

„Vorsicht“, sagte sie dann. „Ich werde nur noch einmal deine Temperatur fühlen.“

Dieses Mal zuckte Ffamran unter ihrer Berührung nicht zusammen, was wohl auch an ihrer spitzen Bemerkung lag.

„Gut“, schloss die schließlich. „Die Medizin scheint gut geholfen zu haben.“

Das hoffe ich ja wohl, so wie die geschmeckt hat, dachte Ffamran im Stillen.

„Dort hinten liegt frische Kleidung und ich habe dir auch etwas zu essen bringen lassen.“

„Oh“, sagte Ffamran verlegen. „Vielen Dank, ähm...“

Ihm fiel kochend heiß ein, dass er ihren Namen ja noch gar nicht kannte. Beschämt sah er an ihr vorbei nach draußen. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte sie freundlich:

„Fran. Mein Name ist Fran.“

Erleichtert sah Ffamran ihr in die warmen roten Augen.

„Vielen Dank, Fran“, brachte er schließlich hervor. „Mein... mein Name ist Ffamran.“

„Gut, Ffamran. Wenn du so weit bist, kannst du Grom darum bitten, dich zum Häuptling zu begleiten. Er wartet draußen vor dem Zelt.“

Wieder wollte sie das Zelt verlassen, doch dieses Mal fand er die richtigen Worte, sie zurückzuhalten.

„Fran“, sagte er unsicher. „Könnten wir.. uns vielleicht unterhalten, wenn ich mit dem Ältesten gesprochen habe?“

Fran lächelte noch immer und unter ihrem Blick stieg Ffamran die Röte ins Gesicht. Er wusste ja selbst nicht einmal, was er überhaupt mit ihr bereden wollte.

„Sehr gerne“, sagte sie darauf zu seiner großen Erleichterung. „Ich werde hier sein, Ffamran.“

Sie verließ das Zelt und rückte die Plane wieder zurecht, so dass Ffamran sich ungestört umziehen konnte. Seine Bekleidung bestand aus einem einfachen weißen Baumwollhemd, ähnlich jenem, das er gerade trug, nur ohne Risse und Flecken und einer schwarzen Hose mit vielen Taschen. Als er sich umgezogen hatte, kam sich Ffamran wieder einigermaßen sauber und menschlich vor. Mit einigen ungeschickten Handgriffen versuchte er, seine außer Kontrolle geratenen Haare zu bändigen, was nur zu mäßigem Erfolg führte. Schnell schluckte er danach einige Bissen seines Frühstücks herunter und schlug dann mit einer ungeheuren Energie, die ihn selber überraschte, die Zeltplane zur Seite.ャ

Die Garif

Vier: Die Garif
 

Ffamran betrachtete das Dorf der Garif mit großen Augen. Die Behausungen Jaharas lagen auf verschiedenen Ebenen, einige nah am Wasser und andere wiederum auf den weit auseinander liegenden Hügeln. Er konnte zwei lange Brücken entdecken. Eine davon führte über den Fluss zurück in die wilde Ebene, die andere überbrückte die Schlucht zum Sitz des Häuptlings, von dem der Rauch eines großen Lagerfeuers aufstieg. Überall im Dorf konnte man Stimmen und Schritte hören.

Ffamran senkte seinen Blick ein wenig und sah erst jetzt den Garif, der neben dem Zelteingang saß. Er trug eine leichte Rüstung, die die Rippen und die Lunge vor Angriffen schützte, sowie eine übergroße Maske. Die gebogenen Hörner an der Spitze der Maske wirkten ein wenig einschüchternd.

„Grom, richtig?“, fragte Ffamran mit unerwartet fester Stimme.

„Richtig“, antwortete der Garif und erhob sich. Er schien noch jung zu sein, denn er war nicht viel größer als Ffamran selbst. Normalerweise waren die Garif mindestens einen Kopf größer als die größten Menschen.

„Der Häuptling erwartet dich“, sagte Grom knapp. Irgendetwas in seiner Stimme verriet Ffamran, dass ihn der Garif nicht sonderlich mögen würde.

Grom zog in einem Stechschritt los, der es Ffamran schwer machte, mit ihm mitzuhalten. Irgendwie dachte er sich, dass es auch sein Plan war, ihn abzuhängen. Doch so leicht wollte er es dem Garif dann doch nicht machen. Als sie an der Brücke angekommen waren, die zur Behausung des Anführers führte, blieb Grom plötzlich stehen und wechselte ein paar Worte mit einem der beiden Garif, die an der Brücke Wache hielten.

„Junger Freund“, sagte der Krieger dann zu Ffamran. „Überquere die Brücke und steige dann den Hügel hinauf, um den Ältesten zu treffen.“

Ffamran hob den Blick zu dem Hügel, von dem der Rauch aufstieg.

„Okay“, sagte er dann mit einer knappen Verbeugung. „Vielen Dank.“

Er trat an Grom und den anderen beiden Kriegern vorbei und betrat die Brücke, die unter seinen Schritten zu schwanken begann. Mit festem Schritt überwandte er dieses Hindernis und machte sich daran, den Hügel hinaufzusteigen. Oben angelangt, merkte er dann doch, dass noch nicht alle seine Kräfte wiederhergestellt waren. Hinter dem riesigen Feuer sah er die Umrisse zweier Wesen. Er ging in angemessenem Abstand um das Feuer herum und blieb dann vor dem Häuptling stehen.

Dessen Erscheinungsbild hob sich in einigen Punkten von dem der anderen Garif ab. Seine Maske war wesentlich prunkvoller als die seiner Artgenossen und obwohl er saß, verströmte er die Aura eines Herrschers, dem man sich besser nicht in den Weg stellen wollte.

„Willkommen in unserem Reich, junger Hume“, sprach ihn der Häuptling direkt an. „Neben mir siehst du unseren Dorfweisen Zayar. Mein Name ist Ubal’Ka.“

Ffamran verbeugte sich andächtig, doch der Garif hob beschwichtigend die Hand.

„Du bist unser Gast, Hume“, sagte Ubal’Ka. „Wir sind demnach gleichberechtigte Gesprächspartner.“

„Häuptling Ubal’Ka“, sagte Ffamran und ließ sich auf der rechten Seite des Garif nieder. „Mein Name ist Ffamran. Ich war mit meinem Luftschiff unterwegs, als...“

„Fran sagte uns bereits, dass du ein Stück zu weit in die Jakht geflogen sein musst, weswegen der Flugstein versagt haben muss. Es war dein Glück, dass sie dich gefunden hat, bevor der Zagnar oder die Chocobos dich zermalmen konnten.“

Vor Überraschung blieb Ffamran der Mund offen stehen.

„Fran hat mich gerettet?“

„Oh ja“, sagte Zayar. „Sie war gerade auf dem Weg zum Golmore – Dschungel, als sie dich fand.“

„Das... das wusste ich nicht“, stammelte Ffamran bedrückt. „Ich habe mich noch nicht einmal richtig bei ihr bedanken können.“

„Nun“, sagte der Häuptling aufmunternd. „Fran ist bekannt dafür, nicht mit ihren Heldentaten zu prahlen. Darum musst du dir dafür keinen Vorwurf machen.“

„Sag, Ffamran, du hattest sicher ein bestimmtes Ziel vor Augen, bevor du hier mit deinem Schiff abgestürzt bist?“

Ffamran überlegte, wie er der Frage des Dorfweisen ausweichen konnte, ohne dabei unhöflich zu werden.

„Ich...hatte schon ein Ziel“, begann er schließlich zu sprechen. „Aber ohne mein Schiff werde ich es nicht erreichen können.“

„Es geht uns nicht darum, dein Ziel zu erfahren, mein junger Freund“, sagte der Dorfweise freundlich. „Wir wollten nur wissen, ob wir dir dabei helfen können, dein Schiff wieder zu reparieren.“

Erstaunt blickte Ffamran von einem Garif zum anderen. Sie hatten ihn hier aufgenommen, ihn verpflegt und wollten ihm jetzt auch noch helfen, seinen kaputten Kampfjäger zu reparieren?

„Häuptling Ubal’Ka, Dorfweiser Zayar... ich bedanke mich für eure Gastfreundschaft und Hilfe. Ich hatte nicht gedacht, dass ich hier so viel Freundlichkeit erfahren würde.“

Wieder verbeugte er sich vor den Garif und wieder versuchte der Häuptling, ihn aufzuhalten. Ffamran wehrte ab.

„Ich glaube nicht, dass ich euch meine Dankbarkeit anders bezeugen kann.“

„Es gibt etwas, dass du für uns tun könntest, junger Freund.“

Ffamran blickte den Häuptling an. Etwas, dass er für die Garif tun konnte?

„Worum geht es?“

„Erzähl uns von den Hume. Von ihren Erfindungen, ihren Fehden, ihren Träumen. Hier in der Wildnis erfährt man nicht viel über euch.“

Ffamran setzte sich auf, unschlüssig, ob er ihnen wirklich alles erzählen wollte, was in der Welt der Menschen vor sich ging. Doch letztendlich siegte die Dankbarkeit und er begann zu erzählen. Von den Luftschiffen, die immer stärker und schneller wurden, von den am Himmel schwelenden Zeichen für einen Krieg zwischen Rozzaria und Archadia und von der rasanten Entwicklung der Städte. Die Garif hörten ihm aufmerksam zu, unterbrachen ihn nicht und warteten geduldig, wenn er versuchte, die richtigen Worte zu finden.

„Ffamran“, sagte der Häuptling schließlich, als Ffamran nichts mehr zu erzählen hatte. „Wird es Krieg zwischen den Hume geben?“

„Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann wird es soweit kommen, ja.“

Ubal’Ka hüllte sich für einen Moment in Schweigen. Dann sah er in Richtung der Steppe.

„Warum nur muss bei den Menschen immer alles in Gewalt enden?“

Seine Stimme klang müde und traurig, aber in den Worten des Häuptlings steckte nur Wahrheit. Ffamran wusste nichts zu erwidern und auch Zayar blieb stumm.

„Nun gut, nun gut. Ich danke dir dafür, Hume, dass du uns so viel berichtet hast aus der Menschenwelt. Wenn du unsere Hilfe brauchen solltest, dann zögere nicht, uns zu fragen. Wir werden dir helfen, so gut wir können.“

„Danke“, sagte Ffamran etwas erschöpft durch den langen Monolog. „Ich werde sofort morgen damit beginnen, dass Schiff zu reparieren.“

„Dann sollen dich zwei unserer Krieger begleiten und dir Schutz verschaffen.“

Ein wenig ärgerte es ihn doch, dass die Garif ihn nur für einen schwachen jungen Hume hielten, aber aus Respekt und Dankbarkeit setzte er nichts gegen diese Aussage.

Er verabschiedete sich von den Beiden und machte sich wieder auf den Weg zum Zelt. Es war spät geworden, denn die Sonne versank schon wieder hinter den Bergen. Er musste Stunden beim Häuptling zugebracht haben.

Erschlagen betrat er das Zelt und ließ sich aufs Bett fallen, während er sich mit dem Rücken an der Zeltwand abstützte.

Gerade, als er den letzen Bissen seines Essen herunterschluckte, betrat Fran das Zelt. Sofort saß Ffamran kerzengerade.

„Ihr scheint eine gute Unterhaltung gehabt zu haben. Die Garif sagen, dass magische Feuer hätte lange nicht mehr so hoch gelodert.“

„Das Feuer lodert nach der Laune des Häuptlings?“

„Aber ja“, sagte Fran. „Ich habe es einmal an einem Tag gesehen, an dem er schlechte Laune hatte. Es war ganz klein und wirkte irgendwie fehl am Platze.“

Ffamran musste auf einmal laut loslachen. Die Vorstellung, welche minimale Größe sein Feuer annehmen würde, erheiterte ihn.

„Ihn scheinen auch Kleinigkeiten zufrieden zu stellen.“

Er erzählte Fran, worüber er sich mit Ubal’Ka und Zayar unterhalten hatte.

„Ich habe auch schon davon gehört“, sagte Fran ernst. „die Bürger Rabanastres reden ununterbrochen von dem bevorstehenden Krieg. Sie sorgen sich um ihre Zukunft.“

„Du warst schon in Rabanastre?“

Fran lächelte so geheimnisvoll, dass Ffamran kurz ein Frösteln durch die Glieder fuhr.

„Ich war schon an so vielen Orten“, gab die Viera dann bedrückt zu. „Und überall sieht es so aus wie in Rabanastre. Die Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr auf der Straße spielen und viele leiden Hunger.“

Die Leiden der Menschen kannte Ffamran nur zu gut. Oft genug hatte er die Bettler in den Gassen des alten Archadis gesehen, die entweder für einen Hungerlohn schufteten oder aber gar keine Arbeit besaßen.

„Was ist mit dir?“

Frans Frage riss ihn wieder aus seinen Gedanken.

„Mit mir?“

„Du scheinst viel über die Pläne des Imperiums zu wissen. Wie kommt das?“

Er zog seine Knie ein wenig näher zu seinem Körper. Fran hatte seinen wunden Punkt entdeckt. Er hatte nicht vorgehabt, mit jemandem über seine Vergangenheit zu reden. Jedenfalls jetzt noch nicht.

Fran bemerkte sein Zögern und zog ihre Frage zurück.

„Tut mir leid“, sagte sie ihm zugewandt. „Das war eine unhöfliche Frage. Es ist nicht nett, in der Vergangenheit anderer herum zu wühlen.“

Ffamran holte tief Luft.

„Ich werde es dir erzählen, Fran. Ich werde dir alles erzählen.“

Überfall

Fünf: Überfall
 

Es schien ihm, als würde er Fran schon seit ewigen Zeiten kennen. Er erzählte ihr wirklich einfach alles aus seiner Zeit in Archadia, er erzählte von seiner Kindheit, von seinem Vater, von seiner Flucht. Er erzählte ihr selbst davon, dass er eine Zeit lang ein Richter des Imperiums gewesen war. Es war unglaublich befreiend, seine Sorgen endlich jemandem mitteilen zu können. Fran hörte ihm ebenso geduldig zu, wie es zuvor der Häuptling und der Dorfweise getan hatten.

Irgendwann versagte ihm die Stimme und er lehnte sich erschöpft wieder zurück an die Wand des Zelts. Er schloss kurz die Augen und atmete die frische Nachtluft ein.

„Ffamran“, sagte Fran nach einer langen Pause vorsichtig. Er öffnete seine Augen wieder. Erst jetzt bemerkte er die Tränen, die ihm die Wangen hinunterliefen. Hastig versuchte er sie mit dem Ärmel seines Hemdes wegzuwischen.

Sie muss mich wirklich für einen unbedarften kleinen Jungen halten.

„Mir ging es auch so“, sagte sie dann. „Ich bin auch weggelaufen.“

Ffamran blickte auf. Fran starrte auf die Wand des Zeltes, so als könne sie dort etwas sehen, das für ihn und alle anderen unsichtbar war.

„Warum?“

„Weil ich nicht für immer wie eine Gefangene leben wollte. Ich wollte nicht für immer in meinem Wald bleiben, während überall die Welt zugrunde geht. Also bin ich vor den Regeln geflohen, denen ich mein Leben lang hätte folgen sollen.“

„Du kommst aus Elt, nicht wahr?“

„Ja. Wir Viera sind eigentlich für immer und ewig an den Wald gebunden. Doch einige verlassen den ihn und werden dadurch zu Ausgestoßenen. Denn wer den Wald einmal ohne Erlaubnis der Hüterinnen verlassen hat, kann nie mehr zurückkehren.“

Fran sah so verletzt aus, wie er sich momentan fühlte. Noch einmal fuhr er sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um seine glasigen Augen zu verbergen.

„Ich wollte ihm so gerne helfen“, gab er dann gequält zu. „Aber jedes Mal, wenn ich mich ihm genähert habe, schien etwas alle Kraft und Hoffnung aus mir herauszusaugen. Irgendwann habe ich eingesehen, dass ich keine Chance mehr hatte und dass er völlig verrückt geworden ist. Ist kann einfach nicht begreifen, was ihm auf dieser Expedition zugestoßen sein könnte.“

„Es gibt vieles, dass den Hume ihren Verstand kosten könnte. Aber von so einer geheimnisvollen Kraft habe ich auch noch nichts gehört. Vielleicht ist es eine Art Geist, der von ihm Besitz ergriffen hat...“

Fran verstummte plötzlich und sah sich beunruhigt um.

„Hörst du das?“

Ffamran konzentrierte sich und hörte von weit her Kampfschreie erklingen.

„Würde es jemand wagen...?“

„Natürlich“, knirschte Fran. „Sie haben bis zum Einbruch der Dunkelheit gewartet, um sich heranschleichen zu können!“

Sie stürmte aus dem Zelt. Ffamran zögerte kurz, dann griff er sich Pistole und Munition und folgte Fran hinaus in die Dunkelheit.

Das Schauspiel, das sich ihm bot, war einfach grauenhaft. Die Garif kämpften gegen Soldaten in silbern glänzenden Rüstungen, die ihm nur allzu bekannt vorkamen.

Die Soldaten des Imperiums , dachte er panisch.

Fran verpasste gerade einem der Soldaten einen kräftigen Tritt unters Kinn, so dass er benommen nach hinten taumelte und hinfiel. Ffamran war überrascht, wie kräftig Fran war. Diese Leistung war wahrscheinlich auch ihrer momentanen Wut zuzuschreiben.

Einige der Soldaten begaben sich in Richtung des großen Feuers. Fran lief genau in die andere Richtung, daher hielt es Ffamran für klüger, sich um die Soldaten zu kümmern, die dem Anführer der Garif ans Leder wollten. Er lud mit einer einzigen geschickten Bewegung die Pistole, schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel und feuerte dann.

Er traf. Einer der Soldaten ließ mit einem Jaulen sein Schwert fallen. Einer der Garif packte die Gelegenheit beim Schopfe und köpfte ihn. Ffamran zuckte zusammen, so wie er zusammengezuckt war, als der Saurier die Schlange enthauptet hatte. Er wusste, dass viele der Soldaten fallen mussten, wenn die Garif ihr Dorf erfolgreich verteidigen wollten.

Einer der Soldaten hatte sich zu ihm umgedreht und stürmte jetzt mit erhobenen Schwert auf ihn zu. Ffamran packte eines der Schwerter, die auf dem Boden lagen und fing den Hieb damit ab. Die Klingen prallten aufeinander und hinter dem Helm des Soldaten spürte Ffamran seinen Blick auf sich ruhen.

„Bist du nicht...“

Bevor er zu Ende reden konnte, bohrte sich eine Klinge von hinten durch seine gepanzerte Brust. Tödlich getroffen sackte der Soldat zusammen. Hinter ihm stand Grom, der schon einige Blessuren aus dem Kampf davongetragen hatte. Sie nickten sich in kurzem Einverständnis zu und rannten dann zur Brücke. Einige der Behausungen standen in Flammen und der Rauch behinderte ihnen die Sicht. Mit einer ungeheuerlichen Präzision traf jeder Schuss, den Ffamran abgab, sein Ziel. Grom neben ihm verfehlte ebenso wenig seine Ziele. Unerbittlich hieb er auf die Soldaten ein. Auch Ffamran musste öfter zum Schwert greifen, als ihm eigentlich lieb war.

„Du scheinst doch kein Schwächling zu sein, Hume“, sagte Grom, als sie die Brücke überquerten.

„Gleichfalls“, sagte Ffamran knapp.

Kurz drehte Grom ihm den Kopf zu. Ffamran hätte alles darauf gewettet, dass der Garif hinter seiner Maske ein Lächeln verbarg.

Sie erreichten das magische Feuer. Anders als am Tage war das Feuer klein und flackerte wütend hin und her.

Als er vor sich Schritte hörte, lud Ffamran erneut blitzschnell die Pistole durch und legte dann an.

Aus dem Schatten des Feuers trat eine Gestalt in prunkvoller Rüstung. Der Mantel des Uniformierten fächerte sich breit und endete kurz vor dem Boden. Sein Helm versteckte sein Gesicht vollkommen. Aus beiden Seiten des Helms traten Hörner aus, die denen eines Ochsen ähnelten. In jeder Hand hielt er ein Schwert. Ffamran blieb unschlüssig stehen.

Ein Richter.

„Sieh an, sieh an“, sagte der Richter spottend. „Da kommt also eure Verstärkung. Ein weiterer Wilder und ein Knabe.“

Ffamran kannte die Ritter, jedoch konnte er die Stimme dieses Imperialen nicht zuordnen.

Grom stürzte sich plötzlich wie von Sinnen auf den Richter. Mit einer einzigen schwungvollen Bewegung wich dieser dem ungeschickten Angriff aus und stand einen Augenblick später hinter Grom. Mit einer Kraft, die nicht von dieser Welt sein konnte, schwang er das Schwert und versuchte, Grom zu enthaupten. Keinen Moment zu früh parierte dieser den Schlag, flog aber durch die ungeheure Macht des Aufpralls nach hinten und blieb entwaffnet liegen.

Der Richter machte einige Schritte auf ihn zu und hob blutrünstig sein Schwert. Bevor das Schwert auf Grom nieder fahren konnte, warf sich Ffamran dazwischen.

„Verzieht euch endlich“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Überrascht trat der Richter ein paar Schritte zurück.

„Du bist entweder sehr mutig oder sehr dumm, Junge.“

„Beides, denke ich mal.“

„Bei uns wärst du besser aufgehoben.“

„Nein, danke“, sagte Ffamran spöttisch und setzte in Gedanken hinzu: Das hatte ich schon mal.

„Schade. Dann wirst du hier sterben, Kleiner.“

Ein plötzlicher Schrei ließ Ffamran aufschrecken. Der Richter drehte sich um und begann zu gehen.

„Tut mir leid“, sagte er in gespielt enttäuschtem Ton. „Ich kann leider nicht mehr mit dir spielen. Wir haben bereits, was wir wollten.“

Ffamran blieb wie gelähmt stehen. Wer auch immer da geschrieen hatte, es war jemand mit einer sanften und warmen Stimme gewesen.

„Fran“, keuchte Ffamran. „Nein. Fran.“

Er stürmte in Richtung des Häuptlings.

„Was wollten diese Typen?“, herrschte er Ubal’Ka an.

„Sie wollten den grünen Flügel, jenen Edelstein, den uns einst die Viera schenkten. Damit können sie den Weg nach Elt öffnen. Durch unsere Nachlässigkeit haben sie ihn nun erhalten.“

Ffamran fluchte und starrte wütend auf den Boden, als ein verletzter Garif am Rande des Hügels auftauchte. Panisch blickte er alle Anwesenden nacheinander an.

„Sie haben die Viera. Und der Richter sagte, er habe den grünen Flügel erhalten.“

Es ist also wirklich so, wie ich es mir gedacht habe , dachte Ffamran aufgebracht. cSie haben Fran entführt, damit sie ihnen den Weg nach Elt zeigt.

Wütend wandte er sich am Häuptling vorbei zum Gehen.

„Ffamran“, hielt der Älteste ihn zurück. „Du kannst sie nicht alleine verfolgen.“

„Soll ich zulassen, dass sie Fran etwas antun? Und dass sie Elt zerstören und brandschatzen?“

Ffamrans Griff um das Schwert festigte sich mit jeder Minute, die umsonst verstrich.

„Ich komme mit dir.“

Mit weit aufgerissenen Augen wandte er sich Grom zu.

„Bitte?“

„Ja. Du hast mir eben das Leben gerettet. Also werde ich dir jetzt helfen, Fran zu retten.“

Ffamrans Herz wollte überlaufen vor Dankbarkeit.

„Danke“, sagte er leise. Grom nickte ihm zu.

„Wenn euer Herz euch sagt, dass ihr das tun müsst, dann können wir euch nicht aufhalten.“

„Gut“, sagte Ffamran entschlossen. „Dann brechen wir also auf.“

Golmore

Sechs: Golmore
 

„Nein“, sagte Ffamran entschieden.

„Mach dich nicht lächerlich! Sonst werden wir sie nie einholen! Willst du, dass wir zu spät kommen?“

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend sah Ffamran zu dem Chocobo hinauf, der neben Grom stand. Nur widerwillig näherte er sich dem Federvieh.

„Ah, wenn wir keine andere Wahl haben“, presste er dann resignierend hervor. „Dann nehmen wir diesen Weg.“

„Gut so“, sagte Grom und schwang sich in den Sattel des zweiten Chocobos. Ffamran ging vorsichtig an seinem Reittier vorbei und setzte sich dann ebenfalls in den Sattel. Auf das Zeichen Groms setzten sich die Tiere in Bewegung.

„Mit ihnen können wir eine Abkürzung über die Berge nehmen. So können wir etwas Zeit gutmachen. Aber weiter als bis zum Rand des Waldes werden sie uns ohnehin nicht bringen.“

Im Eiltempo hetzten die Chocobos durch die Steppe. Mit großem Unbehagen krallte sich Ffamran in die weichen Federn.

Ich will zurück in mein Luftschiff. Der Boden ist nichts für mich.

In Windeseile ließen sie das Dorf hinter sich und wichen gekonnt Monstern und Tieren aus. Bald sahen sie die ersten Baumkronen vor sich aufragen. Die Chocobos begannen, langsamer zu laufen und sich zu sträuben.

„Weiter kommen wir wohl nicht“, sagte Grom und sprang leichtfüßig von dem Vogel herunter. Ffamran folgte ihm – wenngleich er beim Abstieg nicht ganz so elegant war wie Grom.

„Fertig?“

„Klar“, flüsterte Ffamran. „Die Typen werde ich richtig vermöbeln.“
 

Der Wald war riesig. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen, weil kein Licht bis auf den Waldboden durchdrang. Und da es sowieso Nacht war, war die Sicht noch weiter eingeschränkt. Ffamran trat gegen etwas Weiches und vor Schreck jaulte er kurz auf.

„Ein Panther“, sagte Grom, der zu ihm getreten war. „Sie müssen sich eine riesige Schneise durch den Wald geschlagen haben.“

„Wir müssen also nur dieser makaberen Spur folgen und wir holen sie ein.“

„Scheint so. Wir beeilen uns besser. Sie scheinen heute nicht ihren gnädigsten Tag zu haben.“

Im Laufschritt durchquerten sie den Wald und suchten flüchtig nach Zeichen eines Kampfes.

„Stehen geblieben!“

Ffamran und Grom wirbelten herum. Eine handvoll Soldaten hatten ihnen aufgelauert.

„Richter Lief hatte recht, als er sagte, ein paar Ratten könnten uns gefolgt sein.“

Genau wie die Soldaten zogen die Beiden ihre Schwerter.

„Scheint, als wären wir auf dem richtigen Weg“, sagte Ffamran und grinste.

„Ja“, gab Grom zurück. „Und nah dran scheinen wir auch zu sein.“

Blitzschnell stürzten sie sich auf die verunsicherten Soldaten. Sie parierten Hiebe, teilten aus und zwangen schlussendlich auch den letzen der Soldaten in die Knie.

„Weiter“, keuchte Ffamran. Sie hatten gewonnen, aber ihre Kräfte hatten deutlich nachgelassen.

„Besser, wir geraten in keinen Hinterhalt mehr.“

Die Pfade wurden immer verschlungener und bald hatten sie die Orientierung verloren. Sie folgten nur noch der Spur der Verwüstung, die sich in toten Monstern und abgebrochenen Ästen wiederspiegelte. Als Grom auf einmal stehen blieb, rannte Ffamran ihm in den Rücken.

„Verdammt“, fluchte er und rieb sich die Nase. „Warum... oh!“

Ffamran sah plötzlich den Grund für das abrupte Stoppen. Vor ihnen gähnte ein unüberwindbarer Abgrund.

„Jetzt haben wir ein Problem.“

Die Spur hatte sie bis hierher geführt. Sollten sie in eine Falle gelaufen sein?

„Sie müssen uns irgendwie ausgetrickst haben“, sagte Grom verbittert. „Es nützt nichts. Wir müssen einen anderen Weg finden.“

Der Garif wandte sich zum Gehen, als Ffamran gerade etwas einfiel. Die Viera lebten nicht nur im Wald, sie lebten mit dem Wald. Vielleicht würde der Wald sie erhören?

Ich bitte dich. Wir sind hier um Fran zu retten. Um den Wald und die Viera zu retten. Bitte öffne uns den Weg nach Elt. Ich flehe dich an.

Nichts rührte sich. Wahrscheinlich waren sie hier wirklich falsch. Kapitulierend drehte er sich zu Grom um und zuckte mit den Schultern.

Plötzlich leuchtete etwas hinter ihnen auf. Die Äste verbogen sich und schienen einen Pfad zu bilden, der in die Dunkelheit führte.

„Was hast du gemacht, Ffamran?“

„Ich... hab den Wald gebeten, uns den Weg nach Elt zu öffnen. Irgendwie.“

„Du wärst eine gute Viera.“

„Das habe ich jetzt ganz dezent überhört.“
 

Die Äste knarrten unter ihnen, gaben dem Gewicht aber nicht nach. Immer weiter folgten sie dem Weg in die Dunkelheit, bis sie nichts mehr sehen konnten. Auf einmal hatte Ffamran das Gefühl, ins Leere zu treten. Grom schien es genauso zu gehen, denn er wedelte wie verrückt mit dem Armen, als wolle er sein Gleichgewicht halten. Ffamran schloss kurz die Augen und spürte, wie seine Füße den Boden wiederfanden. Verdutzt sah er wieder auf. Sie waren auf einer Lichtung gelandet, die den Blick auf das Dorf Elt freigab. Die Behausungen der Viera lagen hoch in den Baumkronen und waren durch lange Stege miteinander erbunden. Ungefähr in der Mitte des Dorfes prangte ein großer Brunnen.

Von der oberen Ebene waren Kampfschreie zu hören. Ffamran wollte losstürmen, als sich plötzlich eine Speerspitze in der Nähe seiner Kehle aufblitzte.

„Verräterische Hume“, knurrte die Viera. Über ihr schönes Gesicht verliefen zahlreiche Schrammen und sie hatte eine Platzwunde am Kopf. Ihre langen Haare waren zerzaust von den vielen Kämpfen und ihre Hand, mit der sie den Speer hielt, zitterte unablässig.

„Wir gehören nicht zu den Soldaten“, versicherte Ffamran ihr schonend. „Wir sind hier, um Fran zu retten.“

Die Viera lächelte schief.

„Sie hat es nicht verdient, gerettet zu werden.“

„Das kann ich dich leider nicht entscheiden lassen.“

„Ihr kommt zu spät. Der Richter wird sie alle vernichtet haben. Selbst Jote kann sie nicht aufhalten.“

Vorsichtig versuchte Ffamran, sie aus dem Weg zu schieben. Er drückte den Speer von seinem Hals weg und ging vorsichtig an ihr vorbei. Sie sagte nichts und sank in die Knie.

„Wenn ihr glaubt, sie retten zu können, dann... tut alles, was ihr könnt.“

In einem Tempo, das seine Kräfte eigentlich schon gar nicht mehr zulassen konnten, rannte er an Kämpfen und Bränden vorbei zur oberen Ebene. Grom war weiter unten zurückgeblieben, als ihnen wiederum Soldaten in die Quere kamen. Der Garif hatte ihn dazu aufgefordert, schon weiter zu gehen und Fran vor den übrigen Soldaten zu beschützen. Einen Soldaten, der sich ihm in den Weg stellte, stieß er den schmalen Steg hinunter, so dass er geradewegs durch die Baumkronen fiel. Er sprang auf die obere Ebene und blieb dann genau vor dem Richter stehen. Das Rasseln seiner Lunge wurde nur vom lauten Schlag seines Herzens überdeckt. Er entdeckte Fran keine Sekunde zu spät. Lief bedrohte sie und eine andere Viera. Fran war gefesselt und hatte einige Verletzungen davongetragen. In Ffamran kochte die Wut hoch.

Das wird er mir büßen!!

Sieg

Sieben: Sieg
 

„Du störst, Junge“, sagte der Richter kalt.

„Das war der Plan“, gab ihm Ffamran wütend zurück. „Was sucht ihr überhaupt in einem friedlichen Dorf wie diesem?“

Der Richter lachte. Das kühle, bellende Geräusch wurde von den uralten Bäumen reflektiert und zurückgeworfen.

„Friedlich“, bellte er dann. „Diese Wilden haben Kräfte, die dem Imperium schaden könnten. Wir werden die Quellen dieser Kraft finden und zerstören.“

„Dass ich nicht lache! Ihr werdet sie benutzen, um gegen Rozzaria in den Krieg zu ziehen! Und ihr fürchtet nur, dass sich die Viera eines Tages gegen euch erheben könnten!“

Das Lachen des Richters erstarb. Er trat mit gezückten Schwertern näher zu Ffamran.

„Wie recht du hast, Kleiner. Aber leider wirst du uns auch nicht abhalten können, dieses idyllische kleine Nest voller Wanzen auszuräuchern.“

„Ich kann es aber wenigstens versuchen.“

Mit einem lauten Klirren parierte er den ersten Schwerthieb des Richters. Der zweite Hieb verfehlte nur knapp Ffamrans Kopf. Mit seiner ungeheuerlichen Kraft drückte ihn der Richter in die Knie. Ffamran keuchte unter dem Druck, den Lief aus ihm ausübte.

Konzentrier dich! Du musst ihn überraschen! Du bist schneller als er!

In einem erneuten Anflug überfließender Kraft stieß sich Ffamran vom Boden ab und drängte den Imperialen zurück. Er kämpfte sich immer weiter vorwärts und parierte Schlag um Schlag. Ein paar Mal sauste das Schwert des Richters nur knapp an ihm vorbei, aber er ließ sich nicht mehr aufhalten. Die Schwerter tanzten und fuhren wieder aneinander, wie in einem schnellen, aber tödlichen Reigen.

„Nicht schlecht“, lobte ihn der Richter. „Aber deine Kräfte gehen zur Neige. Du wirst nicht mehr lange durchhalten. Das Spiel ist aus, Junge.“

Darauf hatte Ffamran gewartet. Er wollte sich die Selbstsicherheit des Richters zu Nutze machen und ihn endlich ausschalten. Als Lief zum Schlag ausholte, drehte sich Ffamran so weg, wie es der Richter beim Kampf gegen Grom getan hatte. Als er den Fuß hinter den Körper des Richters gesetzt hatte, wirbelte er herum und stieß sich ab, so dass er im Rücken seines Feindes stand.

„Das Spiel ist aus!“, brüllte er und stieß Lief das Schwert in den einzigen ungeschützten Punkt – den unteren Teil des Rückens. Der Richter taumelte und stürzte nach vorne. Trotz seiner tödlichen Verletzung begann er zu lachen.

„Ich wusste, dass an dir etwas anders ist“, keuchte er. Blut begann aus seinem Mund zu laufen. „Diese Art zu kämpfen... und dann dieses Gesicht... genau wie seines... Du musst der kleine Bunansa sein, der von zu Hause ausgerissen ist. Oh, dein Vater wird erfreut sein, dass ich den kleinen Ffamran gefunden habe.“

Ffamran starrte voll Ekel und Abscheu zu ihm herunter.

„Ffamran bin ich schon lange nicht mehr“, sagte er dann wütend.

„Was... bist du dann?“

Das war eine gute Frage. Ffamran hatte sich noch nicht überlegt, was er mit seinem neuen Leben anfangen wollte. Dann dachte er plötzlich an sein Luftschiff und die Freiheit, die ihm das Fliegen schenkte.

„Wer weiß? Du wirst nicht mehr erleben, was aus mir werden wird, also sag ich’s dir. Vor dir steht einer der besten Luftpiraten von Ivalice.“

Noch einmal lachte der Richter.

„Eine Ratte der Lüfte. Das passt zu dir, Junge. Geh nicht zu schnell drauf.“

Sein Atem wurde langsamer, und schließlich senkte sich sein Brustkorb zum letzten Mal.

Erschöpft ließ sich Ffamran fallen. War das wirklich sein Ernst gewesen? Wollte er wirklich ein Luftpirat werden?

Ja. Ich will frei sein von allen Zwängen. Ich will selber entscheiden, was ich tun will.

„Ffamran“, rief eine erfreute Stimme hinter ihm. Er drehte sich langsam herum und sah Grom auf sich zukommen. Er sah erschöpft aus, wirkte aber sichtlich zufrieden. „Du hast ihn besiegt? Du bist großartig!“

Ffamran lächelte matt und erhob sich. Zuerst dachte er, dass seine Beine sein Gewicht nicht tragen würden und stützte sich auf Groms Schulter.

„Du siehst genauso aus, wie ich mich fühle“, spottete Grom.

Zusammen traten sie zu Fran. Mit zwei schnellen Schwerthieben durchtrennte Ffamran ihre Fesseln und kniete dann neben ihr nieder, um ihren Kopf zu stützen. Sie atmete schwach, aber regelmäßig. Ffamran atmete erleichtert auf.

„Komm, Grom, wir verschwinden besser von hier.“

Trotz seiner Erschöpfung nahm er Fran hoch, damit er sie aus dem Dorf und den Wald tragen konnte. Sie schien fast gar nichts zu wiegen. Als Ffamran zu ihr hinunterblickte, sah er, dass sie ihre Augen etwas geöffnet hatte. In ihrem Blick spiegelten sich Überraschung und Verwirrung.

„Du...“, sagte sie langsam.

„Alles ist okay. Ruh dich noch eine Weile aus. Wir sind bald wieder in Jahara.“

Sie legte ihm die Arme um den Hals und schloss die Augen wieder. Grom und Ffamran nickten sich kurz zu, doch kaum hatten sie ihren ersten Schritt getan, da wurden sie von einer Schar Viera umstellt. Ffamran zog Fran noch ein Stück näher an sich heran.

„Noch nie ist es anderen Wesen außer den Viera gelungen, den geheimen Pfad nach Elt zu öffnen“, sagte eine Viera, die aus der Mitte der anderen trat. Ihn durchfuhr eine leise Ahnung, dass diese Viera Jote sein musste, von der die Hüterin zuvor gesprochen hatte.

„Es gibt wohl wirklich für alles ein erstes Mal“, entgegnete er ihr. Er fühlte sich unwohl, weil sie wirklich von allen Seiten umzingelt waren. Viele der Viera waren bewaffnet.

„Geht“, sagte Jote bestimmt. „Heute ist dem Wald genug Unheil wiederfahren. Es muss nicht noch mehr Blut vergossen werden. Doch sei gewarnt, junger Hume – Ihr sollt nicht zurückkehren nach Elt, oder unsere Wut wird den Wald erschüttern.“

Ich habe nicht im Geringsten vor, auch nur noch einmal hierher zu kommen.

„Junger Garif“, sprach Jote zu Grom. „Nehmt den grünen Flügel und benutzt ihn am Eingang des Dorfes, um nach Jahara zurückzukehren. Wir werden den Wald erneut versiegeln, so dass selbst der grüne Flügel das Tor nach Elt nicht mehr öffnen kann. Und auch kein Hume.“

Sie warf Ffamran einen vielsagenden Blick zu, dem er trotzig standhielt. Dann fing sie an zu lächeln.

„Auch Fran wird wahrscheinlich niemals wieder nach Elt kommen können, wenn ihr das Dorf jetzt verlasst. Denn sie hat den Segen des Waldes verloren, als sie ihn damals verließ.“

Ffamran trat an ihr vorbei und stieg den schmalen Steg zum Dorfeingang hinunter. Grom folgte ihm in einem angebrachten Abstand.

„Sie sind mir unheimlich“, sagte Grom schließlich. „Sie sind so...“

„Ernst und abweisend“, führte Ffamran seine Gedanken zu Ende. „Aber irgendwie scheinen sie auch traurig zu sein.“

„Genau. Ich wäre auch abgehauen.“

Ffamran warf dem Garif einen wütenden Blick zu, unter dem er verstummte.

Als sie den Dorfeingang erreichten, hob Grom den grünen Flügel in die Höhe. Der Edelstein brach das Morgenlicht in tausend kleine Stücke, die auf den Waldboden fielen.

„Weißt du, wie das funktionieren soll?“, fragte Grom Ffamran unsicher.

„Ich habe keine Ahnung. Es ist doch euer Edelstein!“

„Ja, aber ich hatte ihn noch nie in der Hand, geschweige denn, dass ich ihn benutzt habe!“

„Dann denk dir eben was aus. Hauptsache, wir kommen hier weg.“

„Das sagt sich so leicht!“

„Halt den Stein in den Himmel und sprich dann den Dorfnamen aus...“

Fran hatte die Augen geschlossen und nur leise gesprochen, aber das war wenigstens ein Zeichen dafür, dass es ihr langsam wieder besser ging. Ihre Arme hatte sie noch immer um Ffamrans Hals geschlungen, was ihm zugegebenermaßen ein wenig peinlich war. Er war zwar immer beliebt bei den Mädchen gewesen, aber diese Nähe zu Fran bedeutete irgendwas ganz anderes.

„Das hätten wir uns aber auch denken können“, gab Grom zu und hob den Stein noch weiter hoch. „Also dann... auf drei...“

„Drei“, sagte Ffamran ungeduldig.

„Ist ja gut. Jahara!“

Um sie herum wurde alles schwarz. Wieder schienen sie den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ffamran hielt Fran noch fester, damit er nicht gänzlich die Orientierung verlor. Als er endlich festen Boden unter seinen Füßen hatte, wäre er fast vornüber gekippt, hätte ihn Grom nicht festgehalten.

Ein frischer Wind wehte ihm ums Gesicht und langsam nahm die Umgebung eine feste Form an. Die Sonne stand kurz über den Bergen und überzog die ganze Landschaft mit goldenem Licht. Vom anderen Ufer des Flusses konnte man Stimmen hören, die immer lauter wurden. Sie waren wirklich wieder kurz vor Jahara gelandet.

Balthier

Acht: Balthier
 

Fran erwachte in demselben Zelt, in dem auch Ffamran vor zwei Tagen aufgewacht war. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wie sie hierher gekommen war. Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war ein grüner Lichtblitz und die darauffolgende Dunkelheit. Langsam setzte sie sich auf und blickte sich im Zelt um. Ihr Blick fiel auf Ffamran, der über einem Buch eingeschlafen zu sein schien. Ob er wohl die ganze Zeit hier gesessen hatte?

Langsam kehrte ihre Erinnerung zurück. Der Kampf in Jahara, dann der Hinterhalt, in den sie geraten war, der Marsch nach Elt und die Zerstörung durch die Soldaten des Imperiums. Sie erinnerte sich auch, dass Ffamran sie befreit hatte und sie gemeinsam nach Jahara zurückgekehrt waren.

Während sie ihn beim Schlafen beobachtete, bemerkte sie die Unmengen an Büchern, die überall im Zelt verteilt waren.

„Ich hab’ wohl ein bisschen viel Unordnung gemacht, was?“

Fran sah wieder zu Ffamran, der sie verschlafen anlächelte. Seine Haare standen in alle Richtungen ab. Seine braunen Augen blitzten sie mit einer unglaublichen Freundlichkeit an.

„Was hast du gemacht?“

„Och“, sagte er abwehrend. „Nichts Besonderes... Vielleicht erzähle ich es dir bei Gelegenheit mal.“

Frans Blick schien ihn löchern zu wollen, also wechselte er hastig das Thema.

„Mein Luftschiff kann wieder abheben“, sagte er stolz. „Wir haben einen riesigen Flugstein aus einem Wrack in der Ebene geborgen und ihn in mein Schiff eingesetzt. Die Energiemenge sollte reichen, um damit aus der Jakht fliegen zu können.“

Fran müsste angesichts seiner ungezwungenen Freude einfach mitlächeln.

„Dann kannst du jetzt hin, wo immer du willst.“

„Jaah, ein gutes Gefühl.“

„Und was hast du mit all den Büchern gemacht? Hast du schon eine Reise geplant?“

Verlegen kratzte sich Ffamran am Kopf.

„Ähm, na ja“, sagte er dann vorsichtig. „Um ehrlich zu sein, hab’ ich versucht, mir einen neuen Namen zuzulegen. Damit ich noch mal ganz von vorne anfangen kann.“

Fran musterte ihn aufmerksam. Unter ihrem Blick wurde Ffamran erneut rot.

„Findest du das kindisch?“

„Nein“, sagte Fran und schüttelte zur Verdeutlichung den Kopf. „Ich möchte nur endlich was hören. Bist du fündig geworden?“

„Irgendwie schon... Was hältst du von Balthier?“

„Er muss doch nur dir gefallen.“

„Aber ich hab’ dich jetzt ja nach deiner Meinung gefragt.“

„Mir gefällt er.“

„Abstimmung abgeschlossen, der Name ist hiermit angenommen.“

„Wo hast du ihn gefunden?“

„Das darfst du mich jetzt nicht mehr fragen. Ich bin immerhin bei der Suche eingeschlafen. Aber ich glaube, es hatte irgendetwas mit einem der ersten Luftschiffpiloten zu tun.“

„Es ist ein guter Name, Balthier.“

Als Fran ihn das erste Mal bei seinem neuen Namen nannte, merkte er erst, wie sehr sich sein Leben in den letzten zwei Tagen verändert hatte.

„Ich hab’ mich entschieden“, sagte Balthier schließlich. „Ich werde meinen Weg ab heute selbst bestimmen.“

Fran spürte eine beruhigende Würde von ihm ausgehen und wusste, dass sie nicht mehr dieselbe Person vor sich hatte, die sie vor zwei Tagen vor einer Herde wildgewordener Chocobos gerettet hatte. Irgendwie stimmte sie das auch traurig.

„Fran, nicht doch“, sagte Balthier sanft und beugte sich zu ihr hinüber. Denn dieses Mal war sie es, die weinte. Sie fiel ihm um den Hals und Balthier hielt sie verdutzt fest.

„Ich danke dir“, presste sie hervor. „Für alles.“

„Ich glaube, ich muss gleich mal was entscheiden“, flüsterte er. Fran ließ ihn los und sah im in die Augen. Ihre Blicke trafen sich und er begann zu grinsen.

„Nun ja, mein Schiff ist ziemlich groß und auch Ivalice ist nicht gerade klein, da könnte ich als Luftpirat jemanden mit mechanischen und navigatorischen Kenntnissen gebrauchen, damit ich nicht wieder in der nächstbesten Jakht lande.“

„Und du glaubst, dass ich so was kann?“

„Ich glaube es nicht, ich weiß es doch schon längst.“

Fran wischte sich die restlichen Tränen weg.

„Du bist ein seltsamer Kerl.“

„Wieso?“

„Ich weiß nicht genau, aber irgendwie hast du wohl schon immer etwas von einem Luftpiraten in dir gehabt.“

„Und was sollte das sein?“

Fran sagte nichts, deutete aber auf sein Herz.

„Das musst du wohl noch selbst herausfinden, Balthier. Also, wo soll es als erstes hingehen?“

Balthier war wieder in seinem Element. Mit seinem breitesten Grinsen zeigte er ihr eine Karte von Ivalice und deutet auf eine kleine Insel weit draußen im Meer.

„Sagt dir der Name Deirius irgendwas?“

„War das nicht ein berühmter Meisterdieb?“

„Genau. Seine Schätze hat er hier auf dieser Insel versteckt. Bis jetzt ist noch niemand an sie herangekommen. Jetzt sind wir dran.“

„Klingt gut. Wie lautet der Plan?“

Verblüfft schaute Balthier Fran an.

„Es gibt keinen Plan, dass ist ja der Plan. Hinfliegen, bergen, wegfliegen, feiern. Das ist aber eher so was wie eine Lebenseinstellung.“

„Gut, damit kann ich leben. Hat dein Schiff eigentlich auch schon einen Namen?“

Balthier nickte eifrig.

„Die Strahl .“

„Klingt gut.“

„Der Name war auch einfacher auszusuchen als meiner. Wollen wir dann?“

„Ich bin ab jetzt immer direkt hinter dir.“

Gut zu wissen , dachte sich Balthier und stand auf.

Unsere Heimat ist der Himmel

Epilog: Unsere Heimat ist der Himmel
 

Die Strahl flog in atemberaubender Geschwindigkeit über das Meer. Unter dem Schiff kräuselten sich die Wellen auf dem Wasser. Langsam kam wieder Land in Sicht.

„Wo verkaufen wir das Zeug?“

„In Archadis“, sagte Balthier trocken.

„Wolltest du das Imperium nicht hinter dir lassen?“

„Hey, die besten Läden gibt es nun mal dort. Ich hab’ mir total die Klamotten ruiniert bei der Aktion.“

„Ich habe dir gesagt, dass es eine Falle ist.“

„Und ich hab’ dir gesagt, dass ich alles unter Kontrolle habe!“

„Sah nicht danach aus.“

„Das war alles Absicht. Ich wollte sehen, ob du dir Sorgen um mich machst.“

Fran gab kein Kontra mehr. Lächelnd blickte Balthier zu ihr hinüber. Sie checkte die Koordinaten und würdigte ihn keines Blickes.

„Archadis kommt in Reichweite.“

„Alles klar“, rief Balthier und strahlte. „Dann haben wir gleich wieder festen Boden unter den Füßen!“

Auch wenn wir da eigentlich nicht hingehören, dachten sie beide unabhängig voneinander.

„Ich werde die Verkäufe erledigen“, sagte Fran gelassen.

„Wieso? Lass mich das doch machen.“

„Du wirst mal wieder gar nicht erst dazu kommen.“

„Vertraust du mir nicht?“

„Darum geht es nicht. Aber du wirst garantiert sofort wieder einem Mädchen hinterher rennen und dabei wie immer das Wichtigste vergessen.“

„Wie kannst du nur so etwas von mir denken“, sagte Balthier mit gespielt klagender Stimme.

„Es war in Nalbina so.“

„Ach, das war nichts...“

„Und in Rabanastre war es nichts anderes.“

„Das kannst du nicht wirklich vergleichen...“

„Und dann war da noch...“

„Gut, gut! Nimm das Zeug! Aber hau dafür einen ordentlichen Preis raus.“

„Glaubst du, ich könnte nicht verhandeln?“

„Nun, damals in Nalbina...“

„Balthier! Pass auf, wo du hinfliegst!“

„Uah! Du hast angefangen, verdammt!“

Gekonnt wich er der Felsformation aus, die plötzlich aus dem Morgennebel aufgetaucht war. Er zog die Strahl ein wenig höher und wandte sich dann wieder Fran zu. Seine Partnerin hatte einen Moment lang besorgt ausgesehen, doch anscheinend hatte sich das schon wieder gelegt.

„Alles okay“, sagte Balthier mit einem kurzen Blick auf die Armaturen. „Kannst du jetzt bitte wieder etwas fröhlicher gucken? Diese Gewittermiene steht dir überhaupt nicht. Du siehst mit einem Lächeln nämlich richtig gut aus.“

Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Wie hatte er sich da nur ausgedrückt?

„Also, ich meine, nicht dass du so nicht gut aussehen würdest... Ich meinte nur...“

Fran sah verwundert zu ihm herüber.

„Entschuldige“, sagte sie dann. „Ich war gerade in Gedanken. Was hast du noch mal gesagt?“

„Ach, nichts“, sagte Balthier und wandte sich wieder der Landschaft zu. „War gar nicht so wichtig.“

„Nein, im Ernst, tut mir leid. Was war denn?“

„Vergiss es einfach.“

„Dann hast du mal wieder was Unanständiges gesagt“, sagte Fran und lächelte ihn durchschauend an.

„Kann sein“, antwortete er und lächelte auch. „Aber jetzt hat es sich eh erledigt. Halt dich fest, wir landen gleich.“

„Wirst du es mir irgendwann erzählen?“

„Vielleicht. Wir haben ja Zeit.“

Ja, dachte sich Fran. Wir haben alle Zeit der Welt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  Waldnymphe
2014-02-04T14:19:41+00:00 04.02.2014 15:19
Ich liebe die FF jetzt schon! *großer Balthier Fan* Und ich bin echt froh das die FF schon abgeschlossen ist und ich nicht ewig (oft vergebens) auf eine Fortsetzung warten muss. Ich lese mit Freunden weiter ♥
Antwort von: Kathey
04.02.2014 20:57
Danke dir für deinen Kommentar :)
Gott, die FF ist schon so steinalt, ich würde jetzt so vieles anders machen, wenn ich noch mal die Chance hätte xD
Aber wenn sie dir gefällt, freut mich das zu hören <3
Von:  Dracarys_
2013-06-29T22:00:52+00:00 30.06.2013 00:00
Huii ^^
Kommt vileicht ein bisschen spät. XD
hab grade >>alles<< durchgelesen und muss dir ein riesen Kompliment machen.
Die Fanfic ist so super geworden. Mir gefällt dein Schreibstil super gut.
Konnte garnicht aufhören zu lesen.
Ich mag die Mischung zwischen humor und ein bisschen love.
Die Szene, wo fran anfängt zu weinen fand ich einfach so hamma traurig.
Aber bei dem letzten Kapi musste ich so lachen XD

Halt eben die perfekte mischung aus verschiedenen Emotionen.
Die Charaktere hast du auch super getroffen.

LG Enigma



Antwort von: Kathey
30.06.2013 20:19
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar <3
Freut mich, dass dir die FF gefallen hat :3
Von:  Mirrowdothack
2012-02-21T01:41:28+00:00 21.02.2012 02:41
Ich versteh ihn so sehr: ich bin grad in dieser verfluchten Gegend und habe Angst... wirklich: Angst >.<

Dein Schreibstil ist echt toll, liest sich super flüssig, bravo. Ich bin dann mal weiterlesen *zuuu gespannt sei, um längeren kommi zu schreibe: muss/will lesen~

lg mirrow^^
Von:  Alaiya
2011-10-04T07:07:54+00:00 04.10.2011 09:07
Und ich lese weiter :)

Ich find es wirklich amüsant, wie armklein Ffamran durch die Ozmone rennt. Vor allem wenn man dran denkt, dass man Später die Zagnar massenweise ermordet (okay, gut, als ich das erste Mal auf die Ozmone im Spiel bin, bin ich auch sehr schnell gerannt, weil mein Level einfach zu niedrig war)

Wieder ein paar Anmerkungen von mir, um mal konstruktive Kritik zu üben. Dieses Mal ist mir ein wenig mehr aufgefallen ;)
Also zum ersten direkt in der ersten Zeile "10 Minuten" da fällt mir zu ein, dass normal in epischen Geschichten die Zahlen von eins bis zwölf ausgeschrieben werden sollen. Ausnahmen sind Daten und fest in einen Namen oder Titel eingebundene Zahlen (Zeitmaschine C12 zum Beispiel).
Dann ist mir ein Faux-pas bezüglich des Stils aufgefallen. "Doch dann schienen sich seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen". Hier wirkt das "schienen" etwas "out of place". Weil wenn er besser sieht, gewöhnen sie sich dran, das scheint nicht nur so.
Ansonsten ist mir noch an zwei Stellen etwas aufgefallen. Und zwar erzählst du die Geschichte ja mehr oder weniger als dritte Person Personalerzähler mit Sicht auf Balthier. Sprich, du bist kein allwissender Erzähler, sondern geht eigentlich von dem Wissen Balthiers aus. Und da liegt der Hund begraben.
"Straußenähnliche Vögel"? Ich bin mir sicher, dass Balthier noch nie in seinem Leben einen Straußen gesehen hat ^^"
Ähnlich hab ich in der Traumsequenz gestutzt. In einem Traum sieht man ja eigentlich nur selbst rein und aus dem Kontext sieht er durch seine eigenen Augen. Wie kann man da nach seinem kindlichen Gesicht urteilen? ;)

So, das war es jetzt erst mal von mir. Jetzt muss ich selbst weiterschreiben... ^^"
Von:  Alaiya
2011-10-04T06:43:26+00:00 04.10.2011 08:43
So, wie versprochen jetzt auch mein erster Kommentar :)

Also ich finde den Stil bei weitem nicht so schlimm, wie du gestern getan hast, finde, dass es sich wirklich gut ließt und man wirklich gut im Tempo bleiben kann ;)
Ich finde jetzt erst einmal den Aufbau sehr nett, vor allem weil Ffamran noch so gar nicht Balthier ist.

Was mir aufgefallen ist an einer Stelle, wo du von "[...], als hätte er persönlich herausgefunden, dass die Erde keine Scheibe ist." Da würde ich "die Erde" durch "Ivalice" ersetzen, weil ich in den ganzen Spielen nie jemanden von "der Erde" hab reden hören, die reden immer nur von Ivalice ;)
Von: abgemeldet
2010-03-03T12:07:38+00:00 03.03.2010 13:07
Mir gefällt, das du auf die 'unbeliebten' Charaktere wie Cid eingehst, über ihn findet man fast nichts (was lesenswert wäre). Die Beschreibung der Umgebung passt gut zum 'overall-feeling' und ich fühle richtig mit Balthier/Ffamran mit. Allein in diesen zwei Kapiteln hatte er mehr Charakter als Vaan im ganzen Spiel. ;)
Gute Arbeit.
Von: abgemeldet
2010-03-02T08:55:15+00:00 02.03.2010 09:55
Wow, der Anfang gefällt mir, wie allen anderen hier, sehr gut. Balthier macht mir immer Schwierigkeiten, aber dir scheint er gut zu liegen. Konnte ihn fast vor mir sehen.
Kann kaum erwarten, was als nächstes passiert... Hoffentlich eine Fran. ;)
weiter gehts!
Von:  Lucaria
2009-11-12T06:20:04+00:00 12.11.2009 07:20
WTF? "Unsere Heimat ist der Himmel" die ff ist von dir!!!!!

*dich umstürm* ich hab die auch vor nem jahr gelesen und mein bro hatte die ff gelöscht auf meinem pc... X_x'

jetzt kann ich dir endlich einen kommi dalassen, auch wenns wirklich schon ein weilchen her ist als ich sie gelesen hatte!

die ff ist der hammer! die richtige mischung witz, spannung und vor allem an romantischen einlagen fehlts auch nicht! *schwärm*

ich hab die ff verschlungen! ^^

hatte dir glaub ich auch mal über den nick meiner freundin kurz geschrieben, aber das mach ich doch noch mal unter meinem nick! war ja bei meiner freundin nur als besuch da! XD

wie gesagt, ich grins hier immer noch, wenn ich nur an deine ff denke, und du kannst sooooo schön schreiben!
Von: abgemeldet
2009-10-02T09:42:43+00:00 02.10.2009 11:42
Guten Morgen und herzlichen Glückwunsch zum YUAL!

Ist zwar schon eine Weile her, dass ich deine FF gelesen habe, aber trotzdem wollte ich dir einen Kommentar hinterlassen. Auch wenn er etwas kurz sein mag.

Ich fand die Geschichte wirklich gut, vor allem gefiel mir die Idee recht gut. Ein nettes, kleines Abenteuer mit Humor, etwas Action und Gefühl. Sehr gute Arbeit, das YUAL hast du dir meiner Meinung nach wirklich verdient, vor allem, da es mal etwas anderes ist als die vielen FFs zu FF VII. Dein Schreibstil gefiel mir auch sehr gut, war nicht zu geschwollen und ließ sich flüssig lesen. Daumen hoch!

Noch einmal herzlichen Glückwunsch.

Liebe Grüße,
Phoenix
Von: abgemeldet
2009-08-08T13:47:26+00:00 08.08.2009 15:47
Ich muss mich anschliessen, man merkt sofort dass du für diese FF recherchiert hast und das macht sie praktisch zu einem Dokument über Balthiers Vergangenheit (klingt vielleicht hochtrabend aber ich empfinde es so)
Auch vor meinem inneren Auge haben sich die Szenen mit seinem Vater sehr genau abgespielt.
Ich persönlich finde auch, dass man spürt dass Balthier noch jünger ist, noch nicht ganz der, den wir im Spiel zu einem späteren Zeitpunkt kennenlernen. Wirklich toll!
Und mir hilft das ganze sogar noch als Autor.
Denn ich habe das Spiel noch nicht ganz durch und deine Kenntnisse über Balthier.
Deine FF hilft mir, mein Gesamtbild zu vervollständigen und seinen Charakter dann hoffentlich besser darzustellen. ^ ^
Vielen Dank, ich melde mich sicher bald wieder!
LG
PhoDi



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