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Carpe Diem - oder: Warum Snape was auf den Deckel kriegt

HPxDM
von

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Carpe Diem

oder:

Warum Snape was auf den Deckel kriegt
 

~ für Ricke ~
 

~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~
 

Mit einem schiefen Grinsen, das er zugegebenermaßen nicht mehr so ganz unter Kontrolle hatte, bedankte sich Harry dafür, dass Molly ihm noch einmal von der leckeren Fruchtbowle nachschenkte, die sie – wie sie jedem, der es hören oder nicht hören wollte, in ihrer eigenen Beschwipstheit nur allzu bereitwillig erzählte – nach einem sehr geheimen Rezept ihrer sehr geliebten Großmutter sehr selbst zubereitet hatte.
 

Während Molly eilfertig auch Hermine nachschenkte (Rons ausgestreckte Hand mit dem Bowle-Glas ignorierte sie geflissentlich; vielleicht, weil sein Gesicht bereits eine bedenklich rote Färbung angenommen hatte), überlegte Harry, dass es letztendlich doch keine so schlechte Idee gewesen war, dass die Mitglieder des Phönixordens einmal im Jahr zu einer kleinen Feier hatten zusammen kommen wollen. Zwar waren diese Feiern bisher alles andere als klein gewesen, aber nach inzwischen drei Jahren waren sie nun schon zu einer lieb gewonnenen Tradition geworden; und auch Harrys anfängliche Befürchtung, mit diesen Zusammenkünften würden lediglich alte Wunden wieder aufgerissen, würde man lediglich auf besonders schmerzhafte Weise an diejenigen erinnert werden, die auf diesen Feiern fehlten, war langsam und allmählich der lebhaften Wiedersehensfreude gewichen, die die anderen versprühten und mit der sie ihn letzendlich anzusteckten vermochten.
 

„Weißt du, dass du echt gruselig aussiehst, wenn du solche Löcher in die Luft starrst, Harry?“ fragte Ron laut und hickste, womit er einen tadelnden Blick von Hermine erntete, als einige der anderen Partygäste, die in nächster Nähe der drei im Garten vor dem ‚Fuchsbau‘ standen, sich amüsiert nach ihnen umblickten.
 

„Hm? Oh, sorry“, grinste Harry schuldbewusst und wandte sich wieder seinen beiden besten Freunden zu. Er prostete ihnen mit seinem Bowleglas zu und sie stießen – da ihnen so langsam die Trinksprüche ausgingen – auf die Gnome an, die um ihre Füße herumwuselten und sich beim Fange-Spielen gegenseitig die von Beulen überwucherten Zungen heraus streckten. (Ron musste zum Anstoßen auf sein leeres Glas zurückgreifen; und Harry, der seinem Freund mit einem Schluck aus seinem eigenen Glas aushelfen wollte, zog hastig seine Hand zurück, als er Hermines Unheil verkündenden Blick auffing.)
 

„Übrigens, Hermine“, suchte Harry nach einem Gesprächsthema, das die junge Frau besänftigen würde, „du hast mir immer noch nicht gezeigt, wie du diesen Strauß Lilien auf Ginnys Grab so verzaubert hast, dass er nach jetzt schon neun Wochen noch aussieht, als wenn du ihn grade frisch gepflückt hättest!“ Hermine lächelte bescheiden, fischte in ihrem Bowle-Glas nach einem Stück Ananas und überließ es Ron, stolz zu verkünden, dass seine Verlobte noch viel mehr solcher Kniffe auf Lager hatte.
 

Während der Rotschopf sich in einem euphorischen Schwall von Beispielen für Hermines Brillanz ergoss, spürte Harry plötzlich einen stechenden Blick in seinem Rücken.
 

‚Snape!‘ stellte Harry wenig überrascht fest, als er über seine Schulter hinweg dem Blick des Zauberers begegnete, dem gegenüber er noch immer sehr gemischte Gefühle hatte. Was ihn allerdings doch überraschte, war die Tatsache, dass der Mann, dessen fettige schwarze Haare in der Sonne glänzten, ihm knapp zunickte, bevor er sich wieder Hagrid und McGonagall zuwandte, die bei ihm standen. Harry fiel auf, dass die zwei ihn einen Moment zu lang ansahen, bevor sie merkten, dass er sie seinerseits beobachtete und sich daraufhin hastig wieder zu Snape umwandten, um ganz offensichtlich ein Gespräch fortzuführen, dass mit ihm – Harry – zu tun hatte.
 

Der junge Zauberer fragte sich, worüber sie wohl miteinander redeten, und welche Rolle er selbst wohl in diesem Gespräch spielte. Er hatte sich kaum wieder zu Ron und Hermine umgedreht, darum bemüht, sich nicht ständig durch seine wandernden Gedanken von der mittlerweile so selten gewordenen Zeit ablenken zu lassen, die er mit den beiden verbrachte, als er sich erneut seltsam beobachtet fühlte. Diese Fähigkeit, auf seine Instinkte zu hören, hatte Harry notwendigerweise im Großen Krieg entwickelt, und sie hatte in dieser dunklen, gefährlichen Zeit mehr als einmal seine Haut gerettet. Doch warum, zum Teufel, klingelten diese verdammten Alarmglocken an einem sonnigen Sommertag, auf einer Gartenparty inmitten von Freunden und guten Bekannten?? Vielleicht war er jetzt schon paranoid? Möglicherweise fand Snape aber auch einfach nur Gefallen daran, ihn einmal wieder zu provozieren – ganz wie in den guten, alten Schultagen...
 

Doch es war nicht Snapes Blick, dem Harry begegnete, als er abermals über seine Schulter blickte – es war der Draco Malfoys.
 

Sofort wurden aus den klingelnden Alarmglocken in Harrys Kopf schrillende Sirenen.
 

Malfoys sonst so blasse Wangen waren mit einer leichten Röte überzogen, was darauf schließen ließ, dass auch er Mollys Bowle reichlich genossen hatte. Dennoch waren seine Augen zielsicher auf Harry gerichtet – in Anbetracht der Tatsache, dass er nur wenige Meter entfernt stand und sich nun auch noch in Bewegung setzte und Schritt für Schritt geradewegs auf Harry zukam, besonders beunruhigend.
 

Harry drehte sich vollends zu dem etwa gleichaltrigen Zauberer um und ließ ihn nicht aus den Augen. Er hörte nicht, wie sich Ron, der seinem Blick gefolgt war, lautstark darüber wunderte, warum eigentlich Malfoy, der sich doch bis jetzt zu fein gewesen war, auf einer der Wiedersehensfeten zu erscheinen, heute hier unter den Gästen war. Er vernahm auch nicht Hermines belehrende Antwort, dass Draco es gewesen war, der – wenn auch unwissend – mit der Tötung Naginis, der Leibschlange Voldemorts, keinen Moment zu früh den letzten Horkrux vernichtet hatte, und dass er somit jedes Recht hatte, auf dieser Party zu erscheinen, auch wenn er kein offizielles Mitglied des Phönixordens gewesen war.
 

Mit einem, wie er hoffte, betont herausfordernden und imposanten Gesichtsausdruck, mit dem er die Besorgnis und Unruhe zu überspielen versuchte, die ihn bei Malfoys Anblick befallen hatten, blickte Harry dem weißblonden Zauberer entgegen, bis dieser direkt vor ihm zum Stehen kam und zu ihm hoch schaute. Der abschätzende, seinerseits herausfordernde Blick aus den kühlen grauen Augen ließ Harrys Nackenhaare sich sträuben. Dann, ohne Vorwarnung, ohne ein einziges Wort, küsste Malfoy ihn. Küsste ihn sanft aber bestimmt direkt auf den Mund und schlang dabei seine Arme um Harrys Hals.
 

Harrys Puls raste und das Blut rauschte ihm so laut in den Ohren, dass er die erschrockenen und verblüfften Ausrufe der Umstehenden kaum hörte. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass ihn plötzlich nichts anderes mehr kümmerte, als der warme Körper, der sich an seinen eigenen schmiegte, als die schmalen Lippen, die ihn nachdrücklich und hingebungsvoll küssten, als die bemerkenswert grauen Augen, die zu ihm hochblickten und seinem Blick standhielten, ihn festhielten, ihn nicht mehr losließen.
 

Eine neue Welle von Aufschreien, teils überrascht, teils empört, lief durch den sonnenbeschienenen kleinen Garten der Weasleys, als Harry seinerseits die Arme um Draco schlang, die Augen schloss und begann, den Kuss des anderen Zauberers – des verhassten, selbstgefälligen Reinblüters – zu erwidern, als wäre es die natürlichste, selbstverständlichste Sache der Welt, und als würden sie nicht inmitten eines Kreises von Hexen und Zauberern stehen, denen vor Überraschung angesichts der skandalösen und völlig unverständlichen Szene, die sich hier vor ihren Augen abspielte, die Münder offen standen.
 

Plötzlich begann an Harrys Seite Ron ganz fürchterlich zu husten – offenbar hatte er sich an seinem Schreck verschluckt. Unvermittelt wurde Harry die Absurdität der ganzen Situation bewusst, und mit einem jähen Ruck löste er sich von Draco. Auf Armeslänge voneinander entfernt stehend sahen die beiden sich einen Moment stumm und regungslos an. Malfoys Gesicht war blank und ausdruckslos.
 

Dann warf Harry einen vorsichtigen Blick in die Runde – Hermine führte ihren Verlobten, dessen Hustenkrampf nicht nachlassen wollte, gerade ein Stück abseits, während sie ihm nach Kräften auf den Rücken schlug; doch davon abgesehen hatten der junge weißblonde Zauberer und er selbst noch immer die ungeteilte Aufmerksamkeit der im Garten versammelten Partygäste. Mit anderen Worten (welche die Situation weitaus treffender beschrieben): Alle starrten sie an.
 

Dieses Bild brachte in Harry das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen: Zunächst schüttelte es ihn geräuschlos am ganzen Körper. Dann fing er Dracos Blick auf; und zeitgleich brachen die beiden in schallendes Gelächter aus, das so lange andauerte, bis die sie umringenden Zauberer und Hexen schimpfend oder lachend oder nicht wissend, ob sie schimpfen oder lachen sollten, sich allmählich abwandten – überzeugt, dass sie einem unverfrorenen Streich zum Opfer gefallen waren (den sie dem Jungen-der-gesiegt-hatte allerdings großzügig zu verzeihen bereit waren).
 

In dem schnell wieder einsetzenden Stimmengewirr weitgehend unbemerkt, senkte Harry verschwörerisch den Kopf zu Draco hinunter. „Du hast es wirklich gemacht! Du hast mich wirklich vor allen Leuten geküsst!“
 

„Na, hör mal!“ erwiderte Draco empört, doch das Grinsen auf seinem Gesicht nahm den Worten jegliche Schärfe. „Ein Slytherin steht doch zu seinem Wort! Meistens jedenfalls...“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur verwegener, als er hinzufügte: „Ich hab die Wette gewonnen, mein Lieber! Du weißt, was das bedeutet...“
 

Harry lachte und sah sich um. Die Party war inzwischen wieder in vollem Gange. Nur Ron, der jetzt mit Hermine auf einer wackeligen alten Bank am Gartenzaun saß und dessen scharlachrote Flecken in dem ansonsten plötzlich bleichen Gesicht heftig mit der Farbe seiner Haare konkurrierten, hielt sich den Bauch und sah nicht gerade aus, als wäre ihm noch zum Feiern zumute. Hermine warf Harry einen neugierigen Blick zu, aber er gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass er später mit ihr reden würde. Ansonsten schien sich niemand mehr um Draco und ihn zu kümmern.
 

Wie es aussah, würde der Kuss zwischen den beiden jungen Männern in ein paar Tagen längst wieder vergessen sein. Oder er würde lediglich noch als amüsante Anekdote bei einer guten Tasse Earl Grey dienen...
 

Doch natürlich musste es anders kommen.
 

Aus heiterem Himmel erhob sich eine unterkühlte, Harry nur allzu bekannte Stimme über den allgemeinen Geräuschpegel und verkündete mit einer Selbstzufriedenheit, die selbst die Dracos in den Schatten stellte, für alle Anwesenden deutlich vernehmbar: „Natürlich schreckt der berühmte Harry Potter nicht einmal davor zurück, sich des Intimlebens meines Patensohnes zu bedienen, um aller Aufmerksamkeit habhaft zu werden!“
 

Als Harry seinen Kopf in Snapes Richtung drehte, der ganz offensichtlich vorgab, sich noch immer lediglich mit einer jetzt sehr entrüsteten Minerva McGonagall zu unterhalten und überhaupt nicht bemerkt zu haben, dass seine Stimme dabei ganz plötzlich beträchtlich an Lautstärke zugenommen hatte, sah er gerade noch, wie die robuste Frau dem schmierigen Tränkemeister einen gehörigen Schlag verpasste. Neben den beiden winkte ein übers ganze Gesicht strahlender Hagrid Harry zu.
 

Mit einem Mal ging Harry ein Licht auf. „Du hast Snape erzählt, dass du schwul bist?“ wandte er sich an Draco, der noch immer an Harrys Seite stand und jetzt den typischen überheblichen (und von Harry inzwischen recht lieb gewonnenen) Draco-Malfoy-Ausdruck im Gesicht hatte.
 

„Er ist mein Patenonkel.“ Harry kannte Draco inzwischen gut genug, um erst gar keine Diskussion darüber zu beginnen, wozu Snape diese Patenschaft berechtigte und wozu sie ihn definitiv nicht berechtigte. Stattdessen hakte er nach: „Was hast du ihm noch erzählt?“ Draco grinste. „Dass ich mich natürlich nur mit dem Besten vom Besten zufrieden gebe. Und...“
 

„Und?“ fragte Harry ein wenig misstrauisch. Er hatte immerhin Draco Malfoy vor sich. „Und ich hab ihm gesagt, dass du jetzt zu mir gehörst und dass er sich gleich mit dem Gedanken abfinden kann und keinen Aufstand machen soll.“
 

Harry lachte. Darum war es also vorhin gegangen, als Snape zu ihm herüber geschaut hatte: Der alte Miesepeter hatte sich bei McGonagall ausheulen wollen! „Jedenfalls hat er mir vorhin zugenickt“, informierte er seinen Freund.
 

„Na wundervoll“, erklärte Draco mit einem dramatischen Unterton in der Stimme. Harry sah ihn fragend an. „So, wie ich Severus kenne“, fuhr der blonde Zauberer fort, „bedeutet das entweder, er akzeptiert unsere Beziehung, oder...“
 

„Oder was?“ wollte Harry ungeduldig wissen. Er hasste diesen unter Slytherins offenbar sehr verbreiteten Hang dazu, sich bedeutungsvolle Nachrichten immer in kleinen Stückchen aus der Nase ziehen lassen zu wollen. „Oder...“, fuhr Draco fort, offensichtlich um einen ernsten Gesichtsausdruck bemüht, „er wollte dir mit dem Kopfnicken sagen: ‚Ja, Potter, pass ab jetzt gut auf deinen Kürbissaft auf! Er könnte einmal nicht ganz das sein, wofür du ihn hältst...‘“ Theatralisch klopfte er Harry auf die Schulter, während er seinem Patenonkel, der jetzt in ein Gespräch mit Remus vertieft war, einen gespielt ehrfürchtigen Blick zuwarf. „Tolle Aussichten“, fügte er dann hinzu und nahm Harry bei der Hand. „Was denn – wenn du um das Leben deines Geliebten fürchten musst?“ fragte Harry grinsend.
 

„Natürlich!“ raunte Draco ihm verschwörerisch ins Ohr. „Was denkst du, was solche Befürchtungen für Auswirkungen auf’s Liebesleben haben?!“ Und mit diesen Worten zog er Harry in den ‚Fuchsbau‘ hinein, der bei dem schönen Wetter aller Wahrscheinlichkeit nach weitgehend leer und verlassen war.
 

~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~‘~,~
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  seiyerbunny20
2013-05-13T15:46:25+00:00 13.05.2013 17:46
Oh Mann das wahr ja was mit Draco und Harry und dann auch noch das mit Ron hast du gut gemacht und das mit Servus mach wieder so und bin froh es gelesen zu haben
Von: abgemeldet
2009-04-19T15:35:05+00:00 19.04.2009 17:35
Schöner Schreibstil, schöne ff und schöner Gedanke XD
ich find sie toll
Lg
AKi ;)
Von:  radikaldornroeschen
2008-12-16T18:57:30+00:00 16.12.2008 19:57
schöööön ^^ die geschichte gefällt mir ^^~~~
Von:  leewes
2008-11-27T21:29:22+00:00 27.11.2008 22:29
schöne ff gefällt mir... und ron besoffen ist immer lustig...*g*
ich glaube das hermine schon lange etwas geahnt haben muss...*G* sie ist einfach zu schlau auch für die beiden...*g* ich kann nur noch mal bestätigen eine super ff...*G+
lg
lee
Von:  Catnip
2008-11-08T11:53:08+00:00 08.11.2008 12:53
Das hast du super hingekriegt! :D
Der arme Ron, wenn er sich bei dem hier schon so verschluckt hat, wird er wohl das endgültige Outing überleben?
Aw, ich mag die Geschichte :3

LG
Von:  Lanshao
2008-11-07T19:21:45+00:00 07.11.2008 20:21
Funny ^^
Meistens ist das pair ja ehr andersrum , also das Harry ehr kleiner ect ist aber auch ganz cool nicht ständig dies standard geschichten.
Die Emotionen sind wieder super rüber gekommen bzw hast sie super geschrieben. ^^ *lob* obwohl ich Sev/Remi lieber mag =D


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