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Russians In The House

Die Blitzkrieg-WG
von

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Nie mehr dasselbe, oder?

KAPITEL 7: NIE MEHR DASSELBE, ODER?
 

Diesmal schneller.

Vielen Dank an alle meine Kommi-Schreiber! Ihr seid die Besten!

*Blumenstrauß überreich*
 

Enjoy reading!
 


 

Es war das leise Geräusch einer sich schließenden Tür, das Rei am nächsten Morgen weckte. Müde öffnete er die Augen und entdeckte Kai, der derangiert zum Bett ging und sich neben ihn auf dem Bauch darauf fallen ließ, seufzte und reglos liegen blieb.

„Wo kommst du denn her?“, fragte der Schwarzhaarige verschlafen und zog bei diesem Anblick eine Augenbraue hoch.

„Das willst du nicht wissen“, nuschelte es gegen die Bettdecke.

Rei setzte sich auf und besah sich den Halbrussen genauer. Seine Haare wirkten zerwühlt, das Shirt zerknittert.

„Du hast doch nicht?“, begann er ungläubig, „Nein, oder?“

„Hmm.“ Fahrig wanderten Kais Hände zum Kopfkissen vor ihm und zogen es über seinen Kopf.

Rei saß mit offenem Mund im Bett und starrte auf den Graublauhaarigen.
 

Der junge Chinese hatte am Wochenende viel mit Kai gesprochen, während sie durch die Stadt gelaufen waren – wahrscheinlich mehr als alle Jahre davor – und einiges von ihm erfahren. Unter anderem auch, dass ein gewisser rothaariger Russe eine unwahrscheinliche Anziehungskraft auf seinen Gastgeber ausübte. Wie Rei das herausgefunden hatte? Das wusste er selber nicht so genau. Irgendwie hatte er es geschafft, dass Kai ihm vertraute und ihm verschiedene Dinge preisgab.

Auf jeden Fall hatte er erfahren, dass der Graublauhaarige Yuriy faszinierend fand und sich auf eine undefinierbare Art und Weise von ihm angezogen fühlte. Dass er jetzt anscheinend mit ihm im Bett gelandet war, überraschte Rei, machte ihn gleichzeitig neugierig.
 

„Du hast nicht geduscht, oder?“ Mit gerümpfter Nase tippte der Schwarzhaarige gegen Kais Arm, der nur missgelaunt brummte.

„Du legst dich einfach nach dem Sex ungeduscht neben mich? Das macht man nicht.“

„Hm.“ Der Halbrusse drückte das Kissen fester über seinen Kopf.

„Geht’s dir gut?“

Ein Kopfschütteln.

„War’s gut?“

„Du nervst“, murmelte es schlecht gelaunt.

Rei legte den Kopf schief, überlegte, ehe er meinte: „Ich gehe jetzt Frühstück holen. Was magst du trinken?“

„Kaffee“, brummte es erneut kaum verständlich.
 

Voller Tatendrang schwang sich der Schwarzhaarige aus dem Bett und raus in die Küche, wo er von zwei kühlen Augenpaaren skeptisch gemustert wurde.

„Guten Morgen!“, begrüßte er die Russen freundlich, die daraufhin einfach wortlos wegsahen und sich wieder der Zubereitung ihres Frühstücks widmeten.

Als wäre er hier genauso zu Hause, griff er in die richtigen Schränke und fand die gesuchten Gegenstände und Zutaten für Kaffee, Earl Grey und ein belegtes Brötchen für sich und Kai.

„Großen Hunger, was?“ Sergej sah ihn entnervt an, den Sarkasmus in seiner Stimme nicht unterdrückend.

„Das ist für Kai und mich.“ Rei war der Letzte, der sich von den Russen einschüchtern ließ.

Boris verzog die Lippen zu einem beinah gehässigen Grinsen: „Frühstück im Bett? Muss ja eine lange Nacht gewesen sein.“

Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern: „Ich denke es liegt nur daran, dass Kai meine Anwesenheit als angenehmer empfindet als die eure.“

„Bedient sich hier, wie in einem Hotel und ist dann auch noch unverschämt“, knurrte der blonde Mann neben ihm und durchbohrte ihn mit seinen Blicken.

„Kai bezahlt’s ja.“ Mit diesen Worten verschwand Rei mit einem Tablett in der Hand aus der Küche und bemerkte nicht, wie Boris amüsiert zu Sergej sah und grinste.
 

Auf dem Gang hätte der junge Chinese fast alles fallen lassen, als Yuriy plötzlich vor ihm stand und gerade so vermeiden konnte mit ihm zusammenzustoßen. Überrascht starrten die goldenen Augen zu dem Rothaarigen herauf, der sichtlich aus dem Bad kam und mit einem Handtuch um der Hüfte auf das Tablett sah.

„Hi!“ Reis Augen blitzten unwillkürlich amüsiert auf.

„Morgen“, kam es wortkarg zurück.

„Könntest du mir vielleicht die Tür aufmachen?“ Dabei nickte er zu der Tür von Kais Zimmer.

„Mach’s dir selbst,“ entgegnete der Rothaarige mies gelaunt und ging an ihm vorbei, seine eigene Zimmertüre zuknallend.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah der Schwarzhaarige dem Russen noch nach, bevor er es sich umständlich selbst besorgte die Tür irgendwie auf zu kriegen, ohne das Tablett dabei zu sehr zu kippen.
 

„Bei euch sind alle so gut gelaunt am Morgen! Das ist ja kaum noch auszuhalten, so viel Fröhlichkeit!“

Reis Ausruf ließ Kai unter seinem Kissen hervorlugen. Fahrig brachte er seine Glieder dazu sich zusammenzureißen und setzte sich im Schneidersitz auf das Bett, sich dabei an die Wand anlehnend.

„Das solltest du mittlerweile gewöhnt sein.“ Müde strich sich Kai über das Gesicht.

„Ja, aber es ist trotzdem jedes Mal aufs Neue erfrischend.“

Wohlwollend griff der Graublauhaarige zu der dampfenden Tasse Kaffee.

„Mit wem hattest du denn die Freude?“

„Mit allen außer Ivan. Wahrscheinlich wäre der noch am Nettesten gewesen.“

Kai zuckte unbemerkt leicht zusammen: „Und was haben sie gesagt?“

Diese Frage zauberte ein schelmisches Grinsen auf Reis Lippen: „Interessierst du dich wirklich für das Gepöbel von Sergej und Boris oder nicht viel eher für Yuriys Reaktionen heute Morgen?“

Kai schnaubte und sah kühl zu dem Schwarzhaarigen, der sich nicht beeindrucken ließ, dennoch diplomatischer fortfuhr:

„Er hat mich fast über den Haufen gerannt, als er aus dem Bad gekommen ist – ein Ort, den du auch aufsuchen solltest – mich angestarrt, das Tablett angestarrt und mich blöd angeredet, als ich ihn bat mir die Tür aufzumachen,“ Rei legte nachdenklich den Kopf schief, „Also auch nicht anders als sonst.“

Kai ertrank sich in seinem schwarzen Gebräu und hatte wohl nicht die Absicht irgendwas dazu zu sagen.

„Bist du abgehauen, bevor er aufgewacht ist?“

Ein Nicken.

„Habt ihr euch verstanden?“ Was sollte er denn sonst fragen, ohne dabei noch intimer zu werden?

Wieder ein Nicken.

Gut, dachte Rei. Langsam aber sicher würde ihn die Neugierde eben umbringen. Dann musste Kai halt erste Hilfe mit pikanten Details leisten.

Am Besten er fing erst mal klein an; mit einer Hysterieattacke zum Beispiel:

„Ach, komm schon! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Ich sag es ja auch nicht weiter. Ka~i?!“

Der biss in sein Schinkenbrötchen, ihn gekonnt ignorierend.
 

Als Yuriy an diesem Morgen aufgewacht war, hatte sich als erstes eine ungewöhnliche Sehnsucht in seine Sinne eingebrannt. Im Dämmerzustand hatte er sich ausgestreckt, als würde er das, was dieses Gefühl auslöste, so finden können. Sowie sein Geist halbwegs wach geworden war und er sich erinnert hatte, was zuvor passiert war, hatte er innegehalten. Mit einem Schlag war er hellwach gewesen, hatte sich aufgesetzt und auf die leere Betthälfte geblickt, durch das ebenso leere Zimmer. Er hatte schwer aufgeseufzt, als sich diese ungemeine Sehnsucht zu einem tonnenschweren Kloß in seinem Bauch zusammengefunden hatte. Sich innerlich seltsam zwiespältig fühlend, hatte er sich zurück in die Laken fallen lassen und es im selben Moment bereut, als sich der charakteristische Geruch von Zedern in seine Nase geschlichen hatte. Einen Moment war er versucht gewesen dem Impuls seine Nase in den duftenden Kissen zu vergraben nachzugeben, ehe er realisiert hatte, was er im Inbegriff gewesen war zu tun und geradezu erschrocken aus dem Bett gesprungen war. Daraufhin hatte er die Bettwäsche abgezogen, sich seine Trainingshose angezogen und war ins Bad gestürmt.
 

Nun saß er auf seinem Schreibtischstuhl und starrte auf das frisch bezogene Bett. Er musste in zehn Minuten zur Uni und würde normalerweise in die Küche pilgern, was essen. Doch heute war ihm beim besten Willen nicht danach zumute. Er ärgerte sich stattdessen über seine dumme, unbegründet hysterische Reaktion als er aufgewacht war und versuchte zu begreifen, warum er sich so dermaßen scheiße fühlte.

Er wusste gleichzeitig, dass er sich umsonst einredete, es nicht zu verstehen. Zum Teil stimmte das zwar tatsächlich, doch im Grunde wusste er wenigstens, warum es ihm nicht sonderlich gut ging.

Er hatte mit Kai geschlafen. Seinem Mitbewohner und eigentlich Freund.

Wie sollte er sich denn jetzt bitteschön ihm gegenüber verhalten?

Normalerweise hatte er kein Problem mit solchen Dingen, aber da war es nur Sex gewesen, hier und da vielleicht noch Sympathie wie bei der Romanov. Doch mit Kai war es anders gewesen und das nicht nur in praktischer Hinsicht.

Er hatte es genossen. Viel mehr und intensiver als je zuvor. Und das irritierte und verunsicherte ihn.

Yuriy konnte sich keinen Grund denken, warum es so anders gewesen war.

Vielleicht, weil sie sich schon lange kannten?

Das war Unsinn. Was sie getan hatten war für sie beide vollkommen neu und seltsam, dass hatten sie mit dem ein oder anderen Malheure ja unter Beweis gestellt.

Was war an Kai, das ihn so verrückt machte?

Er war gut im Bett, genauso wie er. Er konnte ihn mit seinen Küssen seinen eigenen Namen vergessen lassen. Er roch ihm sehr gut. War ihm vertraut, ohne dass sie sich wirklich Nahe standen.

Nicht mehr.

Sie waren nun wahrscheinlich fast alles für einander gewesen, was Menschen für einander sein konnten. Freunde. Brüder. Feinde. Fremde. Kollegen.... Geliebte?

Was waren sie nun? Was sollten sie sein?
 

Diesmal hütete Yuriy sich zu spät in der Vorlesung der Romanov zu erscheinen und wurde diesmal auch nicht ignoriert, wenn er sich meldete. Am Ende ging er dennoch nach vorne zur Professorin, die von ein paar Kommilitonen umschwärmt wurde, die noch fragen hatten. Svetlana Romanov hatte nicht viel Geduld mit solchen Fragestellern, außer es waren wirklich interessante Überlegungen dabei. Zu Yuriys Leidwesen war das heute der Fall und er musste beinah sieben Minuten warten, ehe die Horde Wissbegieriger weiterzog.

„Warum so mürrisch heute?“, riss ihn die neutrale Stimme der Professorin aus seinem geistigen Trott.

Er blinzelte kurz: „Ich wollte Sie fragen, wann ich den HGB-Vortrag halten soll.“

Sie sah kurz auf den Terminplaner ihres Smartphones: „Morgen Nachmittag wäre gut.“

„Okay.“ Der Rothaarige nickte. Er war so gut wie fertig und nur froh, wenn er es hinter sich hatte.

„Wenn du im Vortrag glänzt, werde ich einen Termin mit dem Dekan vereinbaren und ihnen meinen Vorschlag bezüglich des Stipendiums unterbreiten.“

„Und wenn nicht, dann nicht?“

„Scharf geschlussfolgert, Iwanov.“

Yuriy rümpfte daraufhin die Nase. Das hieß doch noch zusätzliche Arbeit für ihn bis morgen.

„War das alles?“ Svetlana sah ihn abwartend an.

„Ja, vielen Dank.“ Mit einem Nicken verabschiedete er sich und ärgerte sich über seine Zerstreutheit.
 

Man konnte es nennen wie man wollte, aber der junge Russe fühlte sich nicht gerade gesegnet, als er in einem menschenleeren Gang plötzlich Kai aus einem Raum kommen sah und ihn prompt entdeckte.

„Was machst du denn hier?“ Yuriy blieb stehen und sah ihn an.

Kai kam ohne sichtbares Zögern auf ihn zu: „Ich habe mich umschreiben lassen“, und da ihn der Rothaarige blank ansah, „zu Medizin.“

Yuriy nickte: „Stimmt. Hast du erzählt. Das geht mitten im Semester?“ Das war eine eindeutig unangenehme Atmosphäre und eine noch viel überflüssigere Frage.

„Unüblich, aber möglich.“ Kai musterte ihn, wie eine Katze, die ihr Herrchen in einer seltsamen Situation beobachtete. Ja, diese Tiere machten so etwas!

Yuriy zwang sich zu kühler Ruhe und schweifte unauffällig mit dem Blick über den Graublauhaarigen. Er sah aus wie immer; als wäre nichts passiert. Trotzdem war es nicht dasselbe. Die Art, wie der Rothaarige ihn nun sah, hatte sich verändert. Bilder von der gestrigen Nacht jagten durch seinen Kopf, Empfindungen. Kurz schien es ihm, als drehe sich alles, ehe er sich wieder im Griff hatte. Die heißen Schauer, die über seinen Rücken gelaufen waren, verloren sich langsam wieder in seinen Gliedern, ein stetiges Flaugefühl in seinem Bauch zurücklassend.

„Musst du nicht irgendwohin?“ Ein Hauch von Unsicherheit schlich sich in die roten Augen.

„Arbeitsrechtseminar.“

„Solltest du dann nicht weitergehen?“

„Du bist ja auch noch hier.“

„Ich habe auch nichts mehr zu tun.“ Leichtes Amüsement.

Es brauchte ungewöhnlich viel Kraft sich in Bewegung zu setzen. Wortlos ging er an dem Graublauhaarigen vorbei, blieb keine zwei Meter weiter dennoch stehen.

„Wir müssen reden.“

„Ich wüsste nicht über was.“

Aufgebracht drehte sich der Blauäugige um: „Über was wohl?“

Kai hatte sich hinter seiner Mauer verbarrikadiert und starrte ihn kühl an: „Es war ein Experiment. Nur Sex. Wir sollten uns davon nicht kaputt machen lassen. Das war ja kaum der Zweck.“

Das stimmte. Yuriy war für gewöhnlich genau derselben Meinung.

„Du glaubst also, wir können ganz normal weiter miteinander umgehen.“

„Zumindest insoweit was wir unter „normal“ verstehen.“ Ein mildes Lächeln schlich sich auf Kais Lippen.

Der Rothaarige nickte: „Gut.“
 

Wie naiv konnte man eigentlich sein?
 

Ivan hatte heute die letzten schriftlichen Prüfungen geschrieben und wollte das gebührend feiern, bevor nächste Woche die Mündlichen dran waren. Gekonnt hatte er es geschafft alle seine Mitbewohner samt Gast zu überreden mit ihm in einen Club zu gehen. Es war in Moskau nicht schwer an jedem Wochentag eine Spelunke zu finden, wo man sich die Kante geben konnte und so landeten sie im Rockz, einer beliebten Location für Studenten aus der Mittelschicht.
 

„Ich kann nicht glauben, dass ich mich dazu habe überreden lassen.“ Rei hob seinen Kopf und lächelte Kai an, als er mit zwei Drinks ihm gegenüber Platz nahm, ihm einen Cocktail rüberschob.

„Ist doch ganz in Ordnung. Nur halt mich bitte davon ab wieder so viel zu trinken.“

Sie saßen in einer Ecke des Clubs auf schwarzen Polsterstühlen und nippten schweigend an ihren Getränken, schweiften mit dem Blick über die vielen Menschen, die sich auf der Tanzfläche drängten.

„Weißt du noch, was ich bezüglich Liebesabenteuer gesagt habe?“, begann Rei in Gedanken versunken.

Kai grinste: „Willst du dir eine Russin angeln?“

Der Schwarzhaarige wandte sich wieder zu seinem Gastgeber: „Ich bin zumindest neugierig. Ich hab schon ein paar schöne Frauen gesehen, aber ich weiß nicht, wie ich das vernünftig anstellen soll.“

Die roten Augen funkelten ihn heiter an: „Einfach hingehen und mit einer tanzen, dann wickelst du sie schon um den Finger.“

„So einfach? Das kann ich nicht glauben.“

„Das ist der Vorteil von Attraktivität und Ausstrahlung.“ Kai zwinkerte ihm vielsagend zu.

Der Schwarzhaarige stützte sich mit den Ellenbogen auf dem schmalen Tisch ab und bettete sein Kinn auf dem Handrücken.

„Jetzt erzähl mir mal, wie es gestern Nacht bei dir war.“ Er war und blieb neugierig. Rei hatte die zwei Russen in der WG und auf dem Weg hierher beobachtet. Sie hatten es vermieden irgendwie zu interagieren und waren einfach anwesend gewesen, ohne den jeweils anderen zu beachten. Das hatte der Schwarzhaarige schon oft bei ihnen gesehen, dennoch schien es ihm diesmal gezwungen. Möglicherweise bildete er sich das auch nur ein, weil er wusste, was geschehen war und sein Verstand nach Ungewöhnlichem suchte.

„Ich will eigentlich nicht darüber reden“, gab Kai zu, starrte dabei in seinen Cocktail.

Rei nickte. Das war zwar nicht toll für ihn, aber nachvollziehbar.

„Andererseits...“, begann Kai unerwartet, „vielleicht kannst du mir sagen, wie ich mich zu ihm verhalten soll.“

Der Schwarzhaarige sah ihn sanft an.

„Es war gut. Viel zu gut, weißt du. Und danach war es auch schön. Aber am nächsten Morgen, als der Verstand wieder eingesetzt hat... Ich denke es war ein großer Fehler.“

Rei atmete tief ein, bevor er ehrlich meinte: „Wenn es schön war, kann es meiner Meinung nach nicht so falsch gewesen sein. Warum redet ihr nicht darüber?“

„Über was denn?“, fuhr Kai ihn ungewollt barsch an, „Über unsere Gefühle?“

„Zum Beispiel.“ Der junge Chinese ließ sich von dieser Reaktion nicht beirren.

Kai schloss kurz die Augen, sah ihn dann wieder freundlich an: „Aber wenigstens hat er zugegeben, dass ich ein guter Küsser bin. Das heißt bei Yuriy schon was.“

Rei legte den Kopf schief, eine Angewohnheit von ihm: „Hm, dem kann ich nur beipflichten.“

Seine goldenen Augen blitzten amüsiert auf, als er Kais perplexe Reaktion beobachtete und lachte auf. Der Graublauhaarige war wirklich sprachlos.

„Was denn?“

„So etwas aus deinem Munde“, brachte der Halbrusse hervor.

Kai hatte festgestellt, dass außer den bereits bekannten Charakterzügen, Rei auch eine große Portion indiskrete Neugierde bezüglich fremder und Zurückhaltung bezüglich seiner eigenen romantischen Angelegenheiten mitbrachte. Dazu zählte auch so eine Äußerung, obgleich sie ihm schmeichelte.

„Hm.“ Der Schwarzhaarige musterte Kai nachdenklich, was diesen eine Augenbraue heben ließ.

„Willst du mir etwas sagen?“

„Ja, zwei Sachen. Erstens, ich würde gerne Donnerstag oder Freitag wieder fliegen“, er sah, wie der Halbrusse ihn leicht bedauernd anblickte, was ihn zum Lächeln brachte, „und zwar nach Japan, um Takao und die anderen dort zu besuchen. Auch Max wird dort sein. Aber ich will, dass du mit mir kommst.“

Bevor Kai den Mund aufmachen konnte, fuhr er fort: „Und zweitens, würde ich gerne noch einmal ausprobieren, wie gut du wirklich küsst.“

Jetzt war der Graublauhaarige endgültig verwirrt.

„Und was sagst du dazu?“

Der junge Russe starrte ihn an, brauchte eine gute Minute. Rei konnte deutlich sehen, wie es hinter der Stirn ratterte, es beinahe körperlich spüren.

„Ja“, meinte er dann schlicht.

„Zu was?“

„Zu beidem.“

Reis Miene hellte sich augenblicklich auf und ohne zu zögern stemmte er sich etwas hoch, um die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken.

Sanft berührten sich ihre Lippen, bewegten sich gegeneinander. Fasziniert kostete Rei die weichen Lippen, fuhr mit der Zungenspitze vorsichtig über sie, tauchte nur zu gerne in die warme Mundhöhle. Es schien, als wolle Kai diesen sanften Kuss unendlich in die Länge ziehen, so zaghaft, wie er mit seiner Zunge über die seine strich, sie anstupste, liebkoste.

Der Schwarzhaarige spielte nur zu gerne mit, doch mit der Zeit fachten diese langsamen, sinnlichen Berührungen sein Verlangen nach mehr an. Forsch legte Rei seine Hand in Kais Nacken, zog ihn somit näher zu sich, intensivierte den Kuss. Dabei spürte er, wie der Halbrusse seine Lippen zu einem Grinsen verzog, bevor er mit seiner Zunge den anderen Mund genüsslich erforschte.
 

„Warum so grimmig?“ Boris folgte dem Blick seines Mitbewohners und hob eine Augenbraue, als er die Ursache seines Stierens entdeckte.

„Da fehlt einem wohl das NC.“

Statt einer Antwort, floss Kognak heiß die Kehle des Rothaarigen herunter. Nachdrücklich knallte er das Glas auf die Theke und drehte sich wieder um. Er hätte sich lieber ertränkt, als zuzugeben, dass es ihn fuchsteufelswild machte zu sehen, wie der Chinese Kai küsste und wie unverschämt zärtlich dieser ihn erwiderte.

Und das Letzte, was er brauchte, war Boris mit seinem Psycho-Blick, der nachher noch anfing ihn aufzuziehen.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er davon und ließ Boris einfach stehen, dessen Mundwinkel verräterisch zuckten.
 

Als ihnen die Luft ausging und sie sich wieder zurück auf ihre Stühle sinken ließen, konnten sie sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen.

„Ich kann Yuriy wirklich nur beipflichten.“

„Genug der homoerotischen Erfahrungen?“

„Ja, vorerst auf jeden Fall. Jetzt suchen wir mir eine hübsche Frau, okay?“

„Hast du schon eine ins Auge gefasst?“

Rei leckte sich über die Lippen, sah sich um: „Die Braunhaarige dort, die gerade zur Tür hereinkommt.“

Der Graublauhaarige musste sich umdrehen, um die Auserwählte sehen zu können. Kaum hatte er sie entdeckt, sah er wieder zu Rei: „Guter Geschmack. Sie ist eine Nette.“

Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue hoch: „Du kennst sie?“

„Kann man so sagen. Sie heißt Elena und studiert BWL.“

Neugierig bohrten sich die goldenen Augen in Kais Rubinfarbene und verlangten weitere Ausführungen, was diesem ein Lächeln abrang:

„Das willst du nicht wissen. Aber ich könnte euch einander vorstellen.“

Der junge Chinese wusste, dass Kai ihn abwiegelte, aber dieses Angebot war zu verlockend, um jetzt eine Diskussion darüber vom Zaun zu brechen und nickte daher.

Kai stand auf: „Ich komme gleich wieder.“
 

Rei sah überrascht zu, wie der Graublauhaarige auf die junge Frau zuging, die mittlerweile an der Bar stand. Als er sie ansprach, sah sie ihn verblüfft an, lächelte dann aber. Leider konnte der junge Chinese ihre Mimik nicht genau erkennen, genauso wenig wie die des Halbrussen.

Dann kam Kai zu ihm zurück, alleine.

„Sie meinte, du sollst doch zu ihr gehen.“

Rei stand auf: „Echt jetzt? Soll ich wirklich?“

Unsicherheit machte sich in ihm breit. Bisher hatte er noch keinen One-Night-Stand gehabt, nur Beziehungen. Und davon auch nur zwei.

„Warum nicht? Sie ist gut.“ Kai zwinkerte ihm schelmisch zu.

„Woher weißt du das?“, wollte der andere verwundert wissen.

„Sie war meine Erste.“

Reis Mund klappte auf. Er schüttelte leicht den Kopf, bevor er die Sprache wiederfand:

„Na toll! Das hättest du mir jetzt auch nicht mehr zu sagen brauchen.“

„Das spielt doch keine Rolle. Rede einfach mit ihr.“

„Ich kann doch nichts mit der Frau anfangen, die dich ... na ja.“

Kais Augenbrauen zogen sich warnend zusammen, dann gab er dem Schwarzhaarigen nachdrücklich einen kleinen Schubs in die richtige Richtung: „Geh einfach.“
 

Er hasste sich dafür in diesem Augenblick auf der geschlossenen Kloschüssel in einer Kabine auf dem Männerklo zu sitzen und sich zu verstecken, wie einer dieser theatralischen Darsteller aus einer dieser billigen Nachmittagsshows. Bei allen guten Geistern, er wusste nicht was mit ihm los war!

Er fühlte sich schrecklich. Sein Herz raste wie behämmert und sein Magen fühlte sich an, als hätte er einen Sack Steine verschluckt. Und warum das Ganze?

Wegen einem Anblick. Dem Anblick, wie Rei Kai küsste und dieser unverschämt sanft erwiderte. Natürlich wusste Yuriy, dass das nur Unsinn gewesen war, nichts ernstes.

Aber war es bei ihnen denn nicht ebenso gewesen?

War das nicht nur ein Experiment gewesen, um herauszufinden, wer besser war?

Was spielte es schon für eine Rolle, dass es tatsächlich gut gewesen war, ihm gefallen hatte? Oder er sich danach so gänzlich anders verhalten und gefühlt hatte?

Sie kannten sich schon seit fast fünfzehn Jahren. Da war es doch erlaubt, sich anders zu fühlen. Oder?

Und das jetzt war keine Eifersucht, sondern lediglich Missgunst, weil Kai sich auf so einen Schwachsinn einließ.

Außerdem wusste er, dass Rei auf jeden Fall nicht bi war. Allerdings hatte das ihn und Kai auch nicht aufgehalten. Und Yuriy wusste mit Sicherheit, dass er nicht auf Männer stand. Er sah, ob ein Mann gut aussah, klar, aber er hatte sich nie auch nur im Entferntesten von einem angezogen gefühlt. Na ja.... bis auf einen. Aber wie hieß es so schön? Die Ausnahme bestätigte die Regel.

Und bei den Göttern, wann war Kai denn mal nicht eine Ausnahme gewesen?

Aber was hieß das nun für ihn?
 

Mit geballten Fäusten stob er aus der Kabine... und erstarrte, als er ausgerechnet den Graublauhaarigen am Waschbecken vorfand, der sich Wasser ins Gesicht spritzte. Als er ihn bemerkte, blitzten die rubinfarbenen Augen kurz überrascht auf, ehe sie ihn undeutbar musterten.

Yuriy starrte ihn einfach an.

Es war die unglaubliche Hitze, die seine Synapsen durchbrennen, seine Sicht, seine Gedanken verschwimmen ließ und sich seine Lippen wie Fremde auf den weichen, unwiderstehlichen Mund Kais pressten, nur nebenbei bemerkte Yuriy, wie er ihn gegen die Wand drückte.

Er realisierte erst, was er tat, als er grob weggestoßen wurde.

„Geht’s noch?“, fauchte Kai aufgebracht und wütend.

Perplex sah der Rothaarige zurück, blinzelte ein paar Mal, als könnte er die wirren Gedanken und Empfindungen so abschütteln.

„Hallo?! Ich rede mit dir!“

„Ich...“

Wütend kam Kai auf ihn zu, schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht, wobei sein Gesichtsausdruck an eine wild gewordene Raubkatze erinnerte.

Yuriy fokussierte seinen Blick auf die blitzenden Augen: „Sei doch nicht so hysterisch.“

Er sah die Fassungslosigkeit durch Kais Augen huschen und begriff selber nicht, woher er diese todesmutigen Worte nahm.

„Hysterisch? Noch so ein Spruch und ich schwöre dir, du wirst es bereuen.“

Der junge Russe musste zu seiner Verblüffung eingestehen, dass der andere ihn tatsächlich einschüchterte. Er hatte Kai lange nicht mehr so böse erlebt, und dennoch flossen nicht die günstigsten Worte über seine Lippen: „Stell dich doch nicht so jungfräulich an.“

„Jetzt hör mir mal zu“, zischte es bedrohlich, „Ich bin keine Nutte, die man einfach so auf der Toilette vögelt.“

Beschwichtigend wollte der Rothaarige Kai an der Schulter fassen, doch seine Hände wurden ihm sogleich weggeschlagen: „Wage es nicht mich anzufassen!“

Dadurch wohl doch genug erschrocken, kam Yuriy zurück auf den Boden der Tatsachen:

„Ich... Ich wollte das nicht. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“

Fasziniert beobachtete er, wie die Wut von Kai abfiel wie ein Vorhang und einem resignierten Ausdruck wich.

„Ich werde Ende der Woche mit Rei mitfliegen.“

Pures Entsetzen spiegelte sich kurz auf Yuriys Gesicht wider: „Für immer?“

„Nein, Yuriy. Nur um Takao und die anderen in Tokio zu besuchen“, entwich es Kai trocken mit tadelndem Unterton, „Du glaubst doch nicht, dass ich euch lange mit meinem Eigentum alleine lasse.“ Auch wenn er das Appartement für sie alle gekauft hatte.

Der Rothaarige versuchte seine Aufgewühltheit zu verbergen, als er sachlich fragte:

„Wie lange wirst du denn weg sein?“

„Ich weiß nicht. Ein paar Wochen vielleicht.“

Yuriy verkniff sich einen sarkastischen Kommentar, ob dieser präzisen Auskunft.

„Schau mich nicht so an.“

„Wie schau ich denn?“, entfuhr es dem Rothaarigen ehrlich verwundert.

„Als hätte ich kein Recht mit Rei zu fliegen. Als würde ich dir gehören müssen.“

Wie ein Fisch auf dem Trocknen öffnete der Blauäugige ungläubig den Mund, ehe ihm etwas passendes einfiel:

„Genau genommen bin ich ja auch noch der Teamleader und daher dein Boss und du als „Angestellter“ mein Sklave.“

Statt einer hochgezogenen Augenbraue, sah sich Yuriy mit einem Lächeln konfrontiert:

„Du bist verwirrt.“

„Du hast gesagt, wir können normal miteinander umgehen.“ Ein Zugeständnis.

„Ich habe gelogen.“

„Na toll!“

„Von mir aus könnte es sein wie vorher. Du müsstest es nur abhaken.“

„Was soll ich abhaken?“ Er wusste es ja wirklich nicht.

„Was passiert ist und alle Empfindungen, die es mit sich gebracht hat. Rationalisieren.“

„Wie immer.“

„Genau.“

„Es war... schön.“

„Ja.“

„Warum ist das so seltsam?“

„Boris könnte dir bestimmt ein aussagekräftiges, psychologisches Gutachten erstellen.“

Yuriy verzog den Mund: „Nein, danke.“

Kai lachte auf: „Ich gehe jetzt nach Hause und wenn ich von der Reise wiederkomme, werden sich unsere Gemüter schon abgekühlt haben.“

„Hm“, da fiel ihm ein: „Und dein Bettkätzchen willst du noch hier lassen?“

Kai nickte, grinste dann schelmisch: „Eifersüchtig auf Rei?“

Der Rothaarige zuckte unmerklich zusammen: „Nein. Aber eure „Späße“ verstehe ich nicht.“

„Neugierde.“

„Fickst du ihn auch?“

„Nein, er hat schließlich kein Problem mit meiner Autorität“, neckte der Graublauhaarige weiter, einfach, weil er es konnte.

Ein Schulternzucken: „Ich mag dann und wann Selbstzweifel hegen, aber was ist mit dir los?“

„Ich habe lediglich mein Talent mich in missliche Lagen zu bringen nicht verloren.“

Ein Lächeln umspielte kurz Yuriys Lippen, ehe sie sich wieder streng aufeinanderpressten:

„Und jetzt?“

„Gehe ich.“

Die eisblauen Augen versuchten in den Roten des Halbrussen zu lesen, doch es fiel ihm schwer etwas zu erkennen. Dabei übersah er die unterschwellige Wärme in ihnen genauso wie das Bedauern.

„Gute Nacht. Und gib es auf mich verstehen zu wollen.“

„Aber dann müsste ich mir ein neues Hobby suchen“, gab der Rothaarige gespielt empört von sich.

„Hmm, wie wäre es, wenn du an deinem seltsamen Blick arbeiten würdest. Damit wirst du dich eine Weile beschäftigen können.“

Die Antwort kam in Form eines genervten Schnaubens: „Ich habe keinen seltsamen Blick, sondern einen hypnotisierenden, außerdem...“

Kaum, dass er doch zu einem sarkastischen Kommentar ansetzen wollte, wurden seine Lippen auch schon versiegelt.

Es waren vielleicht zehn Sekunden, in denen sich Kai nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Zehn Sekunden, in denen sich seine Lippen sanft gegen Yuriys bewegten und beinahe sofort ebenso zärtlich liebkost wurden.

Dann war es vorbei.

Mit einem innerlichen Ruck ließ er von dem Rothaarigen ab, drehte sich um und suchte seinen weg nach draußen: „Nur für dein Memo.“

„Sadist!“, rief Yuriy ihm hinterher.
 

Zurück in der Menschenmenge suchte sich der Graublauhaarige erst einmal Rei und Elena und fand sie recht schnell an der Bar. Sie schienen sich gut zu verstehen, lachten und flirteten mit den Augen auf Teufel komm raus.

Aufmerksam, wie sie war, entdeckte die Braunhaarige Kai sofort und lächelte ihn herausfordernd an, als er fast bei ihnen war:

„Wow, Kai, so viel Aufmerksamkeit an einem Tag von dir, womit habe ich das nur verdient “, und an Rei gewandt: „Der Mann hat ganze zwei Jahre geschafft kein Wort mit mir zu wechseln.“

„Unvorstellbar“, erwiderte der Schwarzhaarige in einem Tonfall, der Kai die Augen verdrehen ließ. Den hat es ja ganz schön erwischt, schoss es durch seinen Kopf.

„Rei, ich werde jetzt gehen. Kommst du zurecht? Die Anderen sind auch noch da und die Nummer vom Taxi...“

„Hiwatari, ich passe schon auf ihn auf“, unterbrach ihn Elena mit ihrer melodiösen Stimme und zwinkerte ihm bestätigend zu.

Er nickte, als er Reis Hand an seinem Ellenbogen spürte, Aufmerksamkeit wollte:

„Warum gehst du schon?“

„Es ist mir heute etwas zu voll“, erklärte er mit bedeutungsschwerem Unterton.

Rei verstand: „Okay. Dann bis morgen.“

Mit einem Nicken verabschiedete er sich von den Beiden und fühlte sich, als würde ihm ein Stein vom Herzen fallen, als er nach draußen in die kühle Nachtluft trat.
 

Boris und Sergej standen indessen an einer anderen größeren Bar und hatten Kais Abgang teilnahmslos beobachtet. Als Ivan wieder zu ihnen trat, zog er, ob dieses Anblicks, seine Stirn kraus:

„Ihr erinnert mich an zwei Zombies.“

„Ich will auch nach Hause“, verkündete Sergej daraufhin, was ihm ein statisches Nicken des Lilahaarigen einbrachte.

„Kommt schon! Wir sind zum Feiern hier!“, sprudelte es euphorisch aus Ivan.

„Es ist langweilig“, meckerte Sergej, Boris nickte müde.

„Ihr steht ja auch nur blöd rum. Geht halt Tanzen.“

Der Blonde nippte an seinem Wodka: „Wenn wenigstens Katharina da wäre, aber so.“

„Deine fast Freundin heißt also Katharina“, stellte Boris fest, wobei Ivan große Augen bekam.

„Du hast eine Freundin?“

„Fast“, kam es synchron aus den Mündern der Älteren.

„Warum weiß ich davon nichts?“

„Weil es dich nichts angeht. Und dich auch nicht“, wandte der Blonde sich am Schluss zu Boris.

Vorwurfsvoll sah Ivan ihnen abwechselnd in die Augen:

„Ihr gebt euch echt keine Mühe normal zu sein. Wo sind eigentlich Yuriy, Kai und Rei?“

„Rei steht dort und flirtet, Kai ist gegangen und Yuriy ist verschwunden.“ Mit ein wenig mehr Leben in den Knochen, sah sich Boris nun in der Bar um, doch der Rotschopf war nicht zu entdecken.
 

Nach einer Weile gesellte sich Yuriy doch noch wortlos zu ihnen, wobei sein Blick auf Rei und die Braunhaarige fiel: „Wo hat er denn die her?“

Plötzlich wurde Boris wach, zur großen Verwunderung seiner anderen Mitbewohner:

„Kai hat sie ihm verschafft. Als Rei sie entdeckt hat, ist Kai zu ihr gegangen. So wie das aussah hatten die mal etwas miteinander. Aber er konnte Rei trotzdem überzeugen zu ihr zu gehen. Alles in allem ist davon auszugehen, dass da mehr zwischen ihnen gewesen ist und das Mädchen es immer noch nicht ganz vergessen hat.“

Während ihn alle anstarrten wie ein Alien, wollte Ivan wissen: „Und mit Rei redet sie nur um Kai einen Gefallen zu tun?“

„Sieht das für dich etwa so aus, als würde sie das ungern machen?“, patzte Boris ihn daraufhin genervt an.

„Äh...“

Yuriy stellte seinen Scotch, den er in wenigen Schlücken geleert hatte, mit einem lauten Knall auf dem Tresen ab: „Ich gehe.“

„Warum du auch?“ Ivan nervte es langsam, dass seine Mitbewohner und Freunde es nicht zustande brachten sich mit ihm zu freuen, einmal auch nur in irgendeiner Form selbstlos etwas zu tun, ohne dabei ein Gesicht zu machen, als hätte man ihnen damit gedroht ihnen etwas schlimmes anzutun.

„Ich habe einen Vortrag, von dessen Gelingen es abhängt, ob ich das Stipendium kriege oder nicht.“

Der Jüngste nickte verstehend, sah dann streng zu den anderen Beiden. Die würden ihm nicht so einfach entkommen und das wussten sie auch und schwiegen.
 

Kai konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Er starrte an die Decke und grübelte über sein eigenes Verhalten nach. Reis Vorschlag war ein Segen, denn so konnte er Distanz gewinnen, ein Tapetenwechsel. Den Gedanken daran, dass er Takao und die anderen wiedersehen müsste, verdrängte er dabei geflissentlich.

Seufzend stand Kai auf, ging zum Fenster und schaute hinaus in die Dunkelheit, erhoffte sich etwas Beruhigung. Die leere Wohnung war gespenstisch still, aber es machte ihm nichts aus. Er hatte sich zwar daran gewöhnt, dass immer irgendwelche Geräusche um ihn herum waren, sogar klassische Musik zu hören war, was er doch ziemlich genoss - Ivan spielte sehr gut – aber es gab Augenblicke, da brauchte er diese Stille, die er als Kind so verabscheut hatte. Ruhe und Einsamkeit. Danach sehnte er sich zurzeit besonders. Und keiner sollte ihm das nehmen.

Ein Klicken verriet Kai, dass jemand nach Hause kam. Kurz schlich sich der Gedanke durch seinen Kopf, dass Rei womöglich schon zurückgekommen sein könnte und ging ein paar Schritte Richtung Tür. Doch dann erkannte er die leisen Schritte und stockte in der Bewegung. Diese Intensität lag wieder in der Luft. Sein Körper fühlte sich an wie paralysiert. Als er hörte, wie die Schritte vor seiner Tür innehielten, war es ihm als würde sein Herz bis zum Halse schlagen und ihm den Atem rauben.
 

Yuriy auf der anderen Seite starrte auf das helle Holz vor ihm, streckte vorsichtig, als hätte er Angst sich zu verbrennen, die Hand aus und ließ seine Finger darüber streichen, wunderte und ärgerte sich dabei über sein dummes Handeln und sein dummes Herz, dass schwer gegen seine Rippen schlug. Plötzlich zuckte er kurz zusammen. Er mochte verrückt sein, aber er bildete sich ein, dass Kai gerade genau auf der anderen Seite stand, wie man es aus all diesen Kitschfilmen kannte. Innerlich aufseufzend gab sich Yuriy einen Ruck und ging in sein Zimmer.
 

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Theatralisch, ich weiß. Aber ich konnte eben nicht anders. Hoffentlich ist aus Kai keine Furie geworden^^°.
 

Über Kommentare würde ich mich sehr freuen!
 

Bye
 

Minerva



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Kanish_Natrova
2011-06-16T21:26:36+00:00 16.06.2011 23:26
hallöle
also mein fazit bis hier: klasse story
du kannst echt toll schreiben und wie schon oft erwähnt is das "ich will dich nicht"-getue zwischen Kai Yuriy echt gut gemacht^^
faszinierend finde ich ja auch das mein name in der story vorkommt --> Elena!
erlebt man nicht oft.
kleine Kritik: das oder? in deinen kapitelüberschriften nervt leider ein bisschen auf dauer. einfach mal eine ohne das oder würde glaube ich ganz gut tun =)
freue mich aufs nächste kapitel ;)
MfG Kanish
Von:  Jeschi
2011-06-16T14:42:37+00:00 16.06.2011 16:42
Ich finds lustig, dass Rei zu Kais Kummerkasten mutiert. ;P
Das ist voll und ganz Rei in seinem Element. Und auf die anderen könnte Kai sich in solchen Dingen wohl eh nicht verlassen.
Und die Zwei gelingen dir so gut. Wie sich die ganze Zeit zu verstehen geben, dass sie nichts voneinander wollen, obwohl sie es doch tun. Wie zwei störrische Esel. Wobei sie sich ihr Leben schon selbst ein wenig schwer machen. -,-
XD
Jedenfalls ein schönes Kapitel x3
Von:  blackangel_tsukuyomi
2011-06-15T20:44:31+00:00 15.06.2011 22:44
So,hier bin ich wieder.
Bin einfach zu selten on und verpass einfach,dass du schon dein Kapi on gestellt hast und das in nem unglaublichen Tempo!^^
Mach weiter so.
Dieses Kapi ist toll.Du wirst immer besser,so kommt mir das vor.^^
Ich muss bei deiner FF immer schmunzeln und ein lautes Lachen unterdrücken,weil man mich hier zu Hause sonst für bekloppt hält.XD
Ich finde deine Interpretation von Reis Charakter echt interessant und finde sie passt gar nicht so schlecht.Ich mag sie auf jeden Fall,Rei gehört ja auch neben Kai und Yuriy zu meinen Lieblingscharas aus Beyblade.^^
Also ist deine FF perfekt für meinen Geschmack.^^
Deine FF scheint einen echt interessanten Verlauf zu nehmen und ich freu mich schon auf das nächste Kapi.
Auf das es mich wieder zum Schmunzeln bringt.^^
Von:  MikaChan88
2011-06-14T21:28:35+00:00 14.06.2011 23:28
OMG wasn geiles kapi
bitte bitte mach ganz schnell weiter, bin schon so gespannt wie das mit den beiden weiter geht.
Ich liebe die beiden
freu mich schon total aufs nächste kapi :)

cu,
MikaChan
Von:  WeißeWölfinLarka
2011-06-14T14:17:17+00:00 14.06.2011 16:17
Oh ich liebe den Anfang ;) Höchst amüsant, auch wenn es mich anfangs verblüfft hatte, dass Rei sofort Bescheid wusste, aber deine Erklärung ist nachvollziehbar.
Was mir aber aufgefallen ist: Du hast Kai öfter zum Neutrum erklärt, statt „er brummelte“ hast du „ES brummelte“ oder so geschrieben. Da schau doch noch mal nach ;) Oder war das Absicht?

Ach die Unterhaltung zwischen Rei und Kai nach der Begegnung mit den gutgelaunten Russen am Morgen – erfrischend! Auch die Ausdrücke und Sätze… Ich hab jetzt schon wieder zu viele Lieblingssätze, als dass ich sie dir hier auflisten könnte! Besonders, das Rei zweimal erwähnt, Kai möge doch bitte duschen xDD

Erschreckend verständlich ist dagegen dann Talas Reaktion. Er hat Angst, würde ich meinen. An dieser Stelle mit Hinweis auf den Titel… frage ich mich, ob es sich positiv oder negativ verändert hat… Ich bin gespannt.

Kai musterte ihn, wie eine Katze, die ihr Herrchen in einer seltsamen Situation beobachtete. Ja, diese Tiere machten so etwas!
Super Vergleich. Eigene Erfahrung? XDD Ich werde mal drauf achten, wenn mein Kater in der Nähe ist XD

So, und was genau ist ein NC? Ich kenn das nur als Numerus Clausus und weiß in diesem Kontext nichts damit anzufangen.
Ich wage zu behaupten, Rei küsst Kai jetzt, damit es eskaliert oder so. Zumindest aber auch, um Tala eifersüchtig zu machen. Die Unterhaltung zwischen Rei und Kai war spitze XD Am besten gefiel mit Kais „Genug der homoerotischen Erfahrungen?“
Und es ist zu herrlich, dass Kai seine erste Einmal-Liebe mit Rei – nun ja, teilt XDDD
Ich stimme Rei zu. Das hätte er für Reis Wohl der Moralvorstellungen verschweigen können und es ihm erst hinterher sagen XD

Was ich mich schon ne geraume Zeit frage, ist, ob Kai denn Tala wohl erzählt, dass er mit Rei nach Japan fliegt zu Takao…?
Okay, das hat sich erledigt.
Die krasse Toilettenszene hat sie mir beantwortet. Echt mal, Tala… was fällt dem ein! Ich finde es sehr schön, wie Kai auf den Kuss reagiert und wie sie sich anfauchen.
Dann ist der Schlagabtausch zwischen den beiden sehr schnell. Gut, was heißt Schlagabtausch. Sie unterhalten sich halt. Aber das kommt sehr Stakkatohaft daher. Aber so ist eben ihr Verhältnis. Einfach ihre Art, miteinander zu reden.
Ob Yu ihm wohl hinterherfliegt, wenn er die Sehnsucht nicht mehr aushält?
Und Kai belügt sich ja selbst, wenn er vorschlägt, sie sollten es „rationalisieren“ – das kann er ja selbst nicht! Ich bin ja schon mächtig auf den Aufenthalt bei Takao gespannt.

Oh und ach – Sadist trifft es so! Sehr! Auf! Den! Punkt! Aber er ist keine Furie.

Hach, die Endszene – klar, ist es Kitsch – aber nicht so wie du es schreibst, denn du lässt Tala ja erkennen bzw. sagen, dass es sich wie aus den Kitschfilmen anfühlt oder aussieht. Das ist herrlich.
:D

Wieder mal ein tolles Kapitel. Vor allem dieser Herzschmerz ist toll rübergekommen – und das wieder mal auf diese für Tala und Kai so typische Art. Das Voreinander verschwiegen, das können sie gut. Das zieht sich wie ein roter Faden auch durch deine anderen Geschichten und ich finde es toll, dass du es so interpretierst. ;)

Von:  Fye-chan
2011-06-13T22:28:33+00:00 14.06.2011 00:28
Uhuhu... ich mag das Kapitel...
Finds klasse, wie gut du die Situation zwischen den beiden darstellst, weil dieses sture Verhalten meiner Meinung nach sehr gut zu ihnen passt. Und klar, dass die beiden innerlich total verwirrt sind und sich beide nicht eingestehen können was da wirklich los ist...

Andererseits bin ich auch sehr gespannt was da so noch mit Kai und Rei läuft? Ob da noch mehr läuft? Schließlich scheint Rei doch neugieriger zu sein... Jaja, sehr spannend. Und so eine Auszeit bietet ja dann auch viele Gelegenheiten xD Und ich glaube auch dass selbst wenn zwischen den beiden noch mehr laufen sollte es noch lange nicht kompliziert zwischen ihnen wird, weil da ja absolut klar ist dass es reine Neugierde ist... anders als bei Yu und Kai...
Hach, die beiden sind einfach zu klasse... und hoffentlich kapieren sie ihre Gefühle irgendwann auch mal!
Aber bis dahin darf es von mir aus sehr gerne noch ein paar dieser "Ausrutscher" wie im letzten Kapitel geben - denn ansonsten ist die Story ja zu Ende denk ich mal ;)

Also, ich freu mich auf die Fortsetzung! :)
GlG, Fye <3
Von:  die-in-darkness
2011-06-13T20:51:07+00:00 13.06.2011 22:51
Woahh! Lang aber wow!
Hach~ wie die beiden wohl noch zueinander finden???? Oder vlt auch nich...so wie Kai reagiert......und Yuriy sich anstellt ~.~
Ohhhhhhhhhhh ich persönlich spekuliere darauf das da noch mehr zwischen den beiden laufen wird als nur das eine Mal xDDDD
Uuuuuuuuuuuuuuuund ich MUSS wissen was dann passiert is als Yuriy in Kais Zimmer gegangen is!!!!!!! >//////<
*Kopfkinoooooooooooo*
*blush*
O////////o
omg.........
schreib bitte weiter *_____*
*es nich abwarten kann*

Von: abgemeldet
2011-06-13T20:27:50+00:00 13.06.2011 22:27
Ohh endlich^_^
Ich hab extra drauf gewartet xD
*hehe* du hattest nen Inspirationsflash? Genial <3
& jaaa.... Es ist wieder wunderschön das Kapitel.
Hachja, man liest deine Kapitel immer gerne...

Ich finds toll, dass Kai sich Rei immer mehr öffnet... Ich glaube es bleibt ihm auch kaum was anderes übrig, wegen der Sache mit Yu... Boris würde iwas psychologisches draus ziehen, Sergeij wärs egal und Ivan... Ka xD ich glaueb der würde sich darüber lustig machen.
Also muss Rei halt als Kummerkasten herhalten ^^

Iwie tut mir Yuriy echt Leid. Und Kai...
Die Beiden machen es sich auch echt schwer. Klar, ne neue Situation aber trotzdem. Die kenne sich dcoh schon lange... Vielleicht ist es ja gerade das o.o

Ach ka... Wenn Kai jetzt mit Rei fliegt ohje... Flippt dann Yu nicht erst recht aus?

Naaajjjaaa xD
bin ich mal gespannt was für Ideen du noch hast!

Machs gut! Cuuu
Von: abgemeldet
2011-06-13T20:07:23+00:00 13.06.2011 22:07
Hallöchen^^
Ich mal wieder ;)
Wie oft hab ich schon gesagt, dass deine Wortwahl einach klasse ist.
Eine richtige Wohltat für die Augen.
Sehr interessant wie du das Verhältnis nun zwischen Yuriy und Kai dargestellt hast.
Ebenfalls finde ich die Beziehung zwischen Rei und Kai klasse. Das ist irgendwie so Best-Friend-mäßig. Soweit es eben die Charaktereigenschaften erlauben.
Wunderbar finde ich, dass Kai sich auf Reis Forderungen/Vorschläge einlässt. Das zeigt auch mal wieder seine soziale Ader.
Ich finde du hast Kai nicht wie eine Furie dargestellt. Der darf ja auch mal ausflippen ;)
Die letzte Szene ist typisch romantischer Film. Aber ich find's iwie auch gut. Das hat was klassisch-originelles.

Es ist schon relativ spät, da werde ich mich mal auch auf's Ohr hauen.
Hab ja morgen noch Schule.

MfG, Sunny
Von: abgemeldet
2011-06-13T20:02:02+00:00 13.06.2011 22:02
Es ist so SCHÖN!
Man merkt richtig wie so ein Zwischenfall alles verändern kann. Und dieses störrische "Ich will eigentlich gar nichts von dir"-Gehabe der beiden - toll! Ich liebe deine Art zu schreiben und freu mich auf das nächste Kapitel. <3


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