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Wie Hund und Katze...

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Molly auf Abwegen

5. Molly auf Abwegen
 

Seufzend wandte sich Luka seinem Schreibtisch zu, starrte auf den leeren weißen Bildschirm und seufzte gleich noch einmal. Das was ihm gerade solche Probleme bereitete ließ sich wohl ganz allgemein als Schreibblockade bezeichnen. Bisher hatte er noch niemals solche Schwierigkeiten gehabt, etwas zu Papier zu bringen, wie bei seinem neuen Roman und er war sich noch nicht einmal sicher, wieso er nicht weiter schreiben konnte. An der Handlung lag es ganz bestimmt nicht, er wusste genau, was als nächstes geschehen sollte.

Luka verschränkte die Hände hinterm Kopf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, sah zur Decke auf, als könnte sie ihm helfen, sein Problem zu lösen.

Nachdem er ein paar Minuten so dagesessen und vor sich hin gestarrt hatte, riss ihn ein plötzliches lautes Bellen aus seinen Gedanken. Er zuckte erschrocken zusammen. Seit wann gab es denn in seiner Nachbarschaft einen Hund? Immerhin hatte hier so gut wie jede Familie eine Katze, manche sogar zwei oder drei, die vertrugen sich sicher nicht mit Hunden.

Luka wandte sich dem Fenster zu, um den schweren Vorhang, der davor hing, ein Stück zur Seite zu schieben. Die Quelle des Bellens fand er beinahe sofort und der Anblick seines neuen Nachbarn ließ sein Herz vor Schreck einen Schlag aussetzen, dann aber um einiges schneller weiterschlagen, als vorher.

Da er vermeiden wollte, dass der andere ihn sah, ließ er die Hand, die den Vorhang festhielt, langsam wieder sinken. Als allerdings der goldbraune Hund begann, fröhlich um sein Herrchen herumzuspringen, stockte Luka mitten in der Bewegung.

Verwirrt beobachtete er, wie der Mann in die Hocke ging und den Kopf des Hundes in seine Hände nahm, etwas zu ihm sagte und ihn dann hinter den Ohren kraulte. So wie er mit dem Hund umging, schien er eigentlich ein ganz netter Mensch zu sein, ganz im Gegensatz dazu, wie Luka ihn kennengelernt hatte.

Janis stand wieder auf und zupfte sein Hemd zu Recht. Kopfschüttelnd sah er sich um, nickte jemandem zu, den Luka nicht sehen konnte, dann trafen sich ihre Blicke. Der Junge zuckte erschrocken zurück, kippte dabei mit dem Stuhl zur Seite und landete sehr unsanft auf dem Boden.

„Au…“ Luka rappelte sich vorsichtig wieder auf und sah sich verwirrt um. Eine Hand wanderte zu einer schmerzenden Stelle am Hinterkopf, die andere schob vorsichtig den Vorhang wieder zur Seite. Hoffentlich hatte Janis ihn nicht bemerkt. Erleichtert stellte Luka fest, dass dies wohl nicht der Fall gewesen war, da sein Nachbar bereits nicht mehr zu sehen war. Er ließ den Vorhang wieder in seine ursprüngliche Position zurückfallen und wandte sich vom Fenster ab.

Luka verzog schmerzhaft das Gesicht und seufzte, legte den Kopf in den Nacken und drückte dadurch mit der linken Hand, die noch immer an seinem Hinterkopf lag auf eine langsam entstehende Beule. „Au! Verdammt…“ Er stöhnte und ließ die Hand wieder sinken.

Ohne den am Boden liegenden Stuhl zu beachten, verließ er leicht taumelnd das Arbeitszimmer Richtung Küche. Wieso schaffte es sein neuer Nachbar nur immer wieder, ihn derartig zu erschrecken? Er öffnete das Gefrierfach seines Kühlschrankes und holte das einzige heraus, was sich darin befand: Eiswürfel.
 

Kopfschüttelnd wandte Janis den Blick wieder von Lukas Haus ab, grinste über den erschrockenen Ausdruck im Gesicht des Jungen.

„Na los Molly gehen wir. Das ist eine junge Dame, die sicher schon auf uns wartet.“

Die Hündin bellte kurz, woraufhin Janis lachte, da es so geklungen hatte, als wäre es eine Antwort des Tieres gewesen. Er zog kurz an der Leine und ging dann wieder los.

Ein bisschen unsicher war er auf Grund der etwas seltsamen Situation schon, immerhin hatte ihn, seit er selber in dem Alter gewesen war, keine Siebenjährige mehr zu ihrem Geburtstag eingeladen. Außerdem war er sich auch mit dem Geschenk für die Kleine immer noch etwas unsicher.

„Ah Janis, Sie sind auch eingeladen?“

Der Angesprochene blieb stehen und wandte sich verwirrt um. „Marlene? Sie auch?“

„Nun, ich bin Saras Patentante.“, meinte Marlene lächelnd.

Janis nickte. Natürlich. Es wäre auch seltsam, wenn der neue Nachbar, den niemand wirklich kannte eingeladen wäre, aber die Patentante nicht.

„Sie haben Ihren Hund mitgebracht?“, fragte Marlene skeptisch. „Halten Sie das für eine gute Idee? Die Richters haben eine Katze.“

Janis seufzte. „Ja ich weiß, ich glaube ich kenne hier jede einzelne Katze. Aber… ich wollte Molly nicht schon wieder so lange allein im Haus lassen. Das ist sie nicht gewöhnt.“ Er lächelte. „Ich hoffe, das macht keine Schwierigkeiten.“

„Aber nicht doch, Sara liebt Hunde.“ Andreas war plötzlich neben ihnen aufgetaucht, breit grinsend, fast als wäre es sein eigener Geburtstag, der heute gefeiert wurde. „Meine Frau hat nur leider eine Allergie gegen Hundehaar, sonst hätten wir wahrscheinlich auch einen.“ Andreas machte eine einladende Geste Richtung Haustür. „Jetzt kommt aber rein… nur… Janis…. der Hund sollte vielleicht lieber im Garten bleiben.“

Janis nickte. „Natürlich.“ Er ging mit Molly hinters Haus und machte die Leine los. „Sie kann hier doch nichts kaputt machen, oder?“

Andreas, der Janis gefolgt war, schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Der gesamte Garten ist kindergerecht, also dürfte es mit dem Hund keine Probleme geben.“

Janis lächelte, folgte Andreas dann zurück zur Haustür. Das Lächeln verschwand sofort wieder aus Janis Gesicht, als der Andere ihm den Rücken zugewandt hatte. Es war ihm zwar schon vorher klar gewesen, aber dies würde ein langer Nachmittag werden.
 

„Hey kleine Sara.“ Janis ging vor dem Mädchen in die Hocke und lächelte sie freundlich an.

„Ich bin nicht klein.“, meinte das Kind beleidigt. „Ich bin schon sieben!“

Janis riss in gespieltem Erstaunen die Augen auf. „Natürlich, entschuldige bitte.“ Er griff nach einer mitgebrachten Tüte und zog ein in rotem Geschenkpapier verpacktes rechteckiges Päckchen daraus hervor. „Ist man denn mit sieben schon zu alt für Geburtstagsgeschenke?“

Sara starrte ihn mit offenem Mund an, riss ihm das Geschenk aus der Hand und lief, ohne sich bei ihm zu bedanken, zu einer kleinen Gruppe von Kindern, um es dort auszupacken. Janis sah ihr lachend hinterher.

„Entschuldigen Sie bitte.“ Lächelnd trat Luisa neben ihn und sah ihrer Tochter kopfschüttelnd und mit verschränkten Armen hinterher. „Normalerweise sagt sie danke.“

„Nein, das ist schon in Ordnung.“ Janis stand wieder auf und reichte der Frau zur Begrüßung die Hand. „Sie haben ein sehr schönes Haus.“

„Oh danke schön. Andreas’ Großeltern haben es vor, ich weiß nicht wie vielen Jahren gebaut. Wie Sie sehen, mit viel Liebe zum Detail.“, meinte Luisa und deutete mit dem Zeigefinger nach oben an die Decke.

Als Janis hoch sah, verzog er kurz das Gesicht. „Ich denke, ich sehe, was sie meinen.“

„Denken Sie nicht, ich hätte etwas gegen die Stuckdecken meiner Schwiegermutter.“, flüsterte sie. „Und vor allem, erzählen Sie das bloß nicht meinem Mann.“

Janis schüttelte schnell den Kopf. „Ihr Geheimnis ist bei mir sicher.“

„Ihr habt Geheimnisse?“

Luisa wandte sich um und sah sich plötzlich ihrem Mann gegenüber. „Andreas.“

„Wir haben nur Ihre wunderschöne Decke bewundert.“, meinte Janis. Es fiel ihm schwer, sich das Lachen zu verkneifen, aber zum Glück schien ihm niemand etwas anzumerken.

„Mama!“

Luisa zuckte zusammen und sah sich suchend um. „Entschuldigen Sie mich. Die Pflicht ruft. Ich komme Sara!“ Den letzten Satz hatte sie ihrer Tochter zugerufen und kurz darauf war sie in dem an das Wohnzimmer angrenzenden Raum verschwunden.

„Ich will ehrlich zu Ihnen sein.“, meinte Andreas leise. „Ich finde diesen Stuck schrecklich. Aber meine Frau scheint ihn zu mögen.“

Janis grinste und erst als Andreas auch gegangen war um sich mit den anderen Gästen zu unterhalten, lachte er leise.
 

Molly lag gelangweilt im Schatten eines Baumes und döste mit halbgeschlossenen Augen vor sich hin. Wieso nahm dieser Mensch sie eigentlich mit, wenn er sie dann doch überhaupt nicht beachtete? Sie schnaubte durch die Nase und legte eine Pfote auf ihre Schnauze. Menschen waren seltsame Geschöpfe.

Die Ohren der Hündin stellte sich alarmiert auf, als sie ein leises Knacken rechts von sich hörte und fast sofort drehte sie auch ihren Klopf in die Richtung des Geräusches. Was war das? Ein anderes Tier vielleicht? Molly schnupperte ein paar Mal, sprang dann auf. Sie war sich ganz sicher, dass es nach einer Katze roch. Mit freudig wedelnder Rute lief sie los, in die Richtung, in der sie das Tier gerochen hatte.

In einem Gebüsch direkt am Gartenzaun saß die Katze auch schon, mit angelegten Ohren und ebenfalls wedelndem Schwanz. Molly blieb direkt ihr stehen und bellte einmal laut.
 

Finn fauchte die große Hündin vor sich warnend an, damit diese bloß nicht auf dumme Gedanken kommen würde. Er war schlecht gelaunt, da dieser bescheuerte Mensch, der sich sein Besitzer nannte, wieder einmal vergessen hatte, ihm etwas zu essen zu geben und deshalb hatte er gerade keine Lust auf Gesellschaft.

Der Kater fauchte noch einmal, um seiner Gegenüber klar zu machen, dass diese verschwinden sollte, aber der Hund schien das nicht zu begreifen.

Stattdessen setzte sie zum Sprung an und wäre wohl auf Finn gelandet, hätte der Kater nicht sofort die Flucht ergriffen. Vielleicht ließ die Hündin ihn ja in Ruhe, wenn er vor ihr weglief.

Doch sie dachte gar nicht daran, von ihm abzulassen. Die Hündin lief ihm hinterher, sprang über den niedrigen Gartenzaun und verfolgte Finn auf die Straße.

Nicht doch! Jetzt war Finn genervt. Er lief unter ein Auto, das am Straßenrand vor dem Haus seines Besitzers parkte und duckte sich fauchend.

Während Finn sie mit funkelnden Augen aus dem Schatten heraus beobachtete, lief die Hündin bellend um die Wagen herum und kratzte auf dem Asphalt herum.

Wie blöd waren Hunde eigentlich? Auf einer Straße kann man nicht buddeln!
 

Luka sah vom Bildschirm seines Laptops auf. Nachdem er einen halben Tag lang auf den deprimierend leeren Bildschirm gestarrt hatte und nicht weiter schreiben konnte, hatte er endlich den Faden wieder gefunden und ein paar Sätze in den Computer getippt und jetzt wurde er natürlich gestört.

Seit fünf Minuten bellte vor seiner Haustür ein Hund und scheinbar kümmerte sich keiner seiner Nachbarn um diesen doch sehr nervigen Krach.

Luka trommelte nervös mit den Fingern auf seinem Schreibtisch. Wenn er weiterarbeiten wollte, hatte er keine andere Möglichkeit, als den Hund zum Schweigen zu bringen. Allerdings gehörte der wohl einzige Hund in diesem Dorf seinem neuen Nachbarn und sollte der gerade in dem Moment auftauchen, in dem er draußen war… Er schloss die Augen und atmete tief durch.

„Das hilft mir jetzt auch nicht weiter.“, murmelte er. Wenn er heute noch zum arbeiten kommen wollte, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als zu versuchen, den Hund zum Schweigen zu bringen. Luka schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, bevor er aufstand und sein Arbeitszimmer verließ.

„Okay…“ Zögernd ging er auf die Haustür zu. „Ganz ruhig bleiben und… tief durchatmen.“ Luka versuchte sich selbst gut zuzureden, allerdings half das nicht wirklich. „Tief durchatmen…“, wiederholte er beinahe ängstlich und tat es auch, bevor er eine Hand nach der Türklinke ausstreckte, sie herunterdrückte und die Tür dann vorsichtig öffnete.

Bevor er den Hund überhaupt sehen konnte, schoss bereits etwas kleines braun-weißes mit einem lauten Fauchen an ihm vorbei. Luka drehte sich verwirrt einmal um sich selbst. „Finn?“ Das war doch gerade sein Kater gewesen, oder nicht?

Etwas Großes traf unerwartet die Tür, die daraufhin mit viel Schwung gegen Luka krachte. Der Junge verlor das Gleichgewicht und wurde von der Tür zu Boden gerissen. „Aua…“ Zögernd hob er den Kopf um zu sehen, was gerade passiert war und schaute direkt in die leuchtenden braunen Augen des Hundes seines Nachbarn.

Als das Tier näher an ihn herankam, weiteten sich Lukas Augen erschrocken. Er nahm die Arme schützend vor das Gesicht und versuchte dann mit halbherzigen Handbewegungen den Hund abzuwehren.

Aber Molly dachte überhaupt nicht daran, von Luka abzulassen. Bellend und mit dem Schwanz wedelnd, tapste sie mit ihren Vorderpfoten auf Lukas Schultern und schleckte dann über sein, nicht ganz hinter seinen Armen verstecktes Gesicht.

„Geh weg!“ Luka versuchte das Tier von sich zu schieben, hatte aber keinen Erfolg. Also versuchte er etwas, was mit den Hunden seiner Eltern immer funktioniert hatte. Er zog eine Packung Taschentücher aus der Tasche seines Pullovers und warf sie in hohem Bogen durch den Flur. Zuerst reagierte Molly nicht und Luka wollte sich bereits verzweifelt damit abfinden, dass er den Hund heute wahrscheinlich nicht mehr loswurde, dann aber ließ sie plötzlich von ihm ab und lief den Taschentüchern hinterher.

Erleichtert stand Luka wieder auf und beobachtete die Hündin, wie sie ihre Beute gerade zwischen die Zähne nahm und dann wieder auf ihn zu gerannt kam. Irgendwie musste er sie wieder loswerden. Am Besten warf er die Taschentücher auf die Straße.

Vorsichtig zog er sie Molly aus dem Schnauze, wollte keine zu hastigen Bewegungen machen, nicht dass sie sich doch noch dazu entschied, auf ihn loszugehen. Dann warf er die Packung aus der Haustür hinaus. Sie landete auf dem Fußweg, wo sie allerdings von Molly unbeachtet liegen blieb.

Luka beobachtete halb verwirrt, halb entsetzt, wie der Hund sich scheinbar gelangweilt von ihm abwandte und in die Richtung davon trottete, in die vor wenigen Minuten sein Kater geflohen war. Nervös hüpfte der Junge einmal auf der Stelle, drehte sich dann ein Paar Mal um sich selbst, hin- und hergerissen zwischen dem Schließen der Haustür und dem Verfolgen des Hundes. Schließlich entschied er sich dafür, zuerst die Tür zu schließen und ging dann ins Wohnzimmer, wo sich wohl beide Tiere befanden.
 

Janis reichte erst Luisa, dann Andreas zum Abschied die Hand und wandte sich zuletzt Sara zu. „Danke noch mal für die Einladung, Kleine.“

„Ich bin nicht klein.“, mault Sara, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie wippte auf ihren Füßen langsam vor und zurück, warf ihren Eltern einen bösen Blick und schürzte die Lippen, bevor sie weiter sprach. „Danke für das Geschenk.“ Kaum hatte sie die Worte gesagt, wandte sie sich auch schon zur Tür um und flüchtete ins Haus. Kichernd wandte Janis sich um. Irgendwie mochte er die Kleine, sie schien ihm hier der einzige normale Mensch zu sein.

Anfangs hatte er zwar befürchtet, dass der Geburtstag eines kleinen siebenjährigen Mädchens schrecklich langweilig werden würde, doch das Kind war an diesem Nachmittag noch das Unterhaltsamste gewesen. Die Gespräche – über den richtigen Blumendünger und wie man am Besten das Unkraut aus dem Vorgarten entfernen konnte – die er mit Marlene und ihrem Ehemann geführt hatte und dann noch die Lästerrunden mit den anderen anwesenden Frauen, waren bei weitem schlimmer gewesen, als die Runde Mensch- Ärger- Dich- Nicht, die Sara unbedingt mit ihm hatte spielen wollen.

Allerdings freute er sich jetzt wirklich darauf, nach Hause zu kommen, wo er seine Ruhe hatte, Vielleicht würde er auch noch eine Runde mit Molly gehen.

Die Hündin würde sich bestimmt freuen, ihn wieder zu sehen. Immerhin hatte er sie einige Stunden allein im Haus gelassen.

Er drehte den Schlüssel im Schloss herum, trat in den Flur und ließ die Tür hinter sich zu fallen. „Molly?“, rief er in das ruhige Haus hinein, erhielt jedoch keine Antwort. Er rief den Namen des Tieres noch einmal, allerdings reagierte sie auch diesmal nicht. „Hm… sie wird doch nicht beleidigt sein, oder?“, fragte Janis sich selbst, legte den Schlüssel neben das Telefon und ging dann in sein Arbeitszimmer. Dann würden sie eben nicht spazieren gehen. Er hatte heute sowieso schon zu viel Arbeitszeit verloren.
 

Luka saß mit angezogenen Beinen auf dem kalten Parkettfußboden im Wohnzimmer. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und ließ seinen Kopf immer wieder dagegen fallen, bis er irgendwann die Beule traf, die er sich am frühen Nachmittag zugezogen hatte. „Verdammt…“ Sein Blick wanderte zu Finn und dem Hund, die sich beide friedlich in Lukas Lieblingssessel zusammengerollt hatten und seit einer halben Stunde vor sich hindösten.

Er hatte ein paar Mal versucht, den Hund aus dem Wohnzimmer herauszuschieben, aber immer wenn er Molly berührt hatte, war sie zusammengezuckt und er hatte erschrocken seine Hand zurück gezogen. Irgendwann hatte er es dann aufgegeben und sich lieber in eine Ecke verkrochen, von der aus er die beiden Tiere beobachten konnte.

Aber irgendetwas musste er doch tun, um den Hund wieder loszuwerden. Ihn selbst aus dem Haus zu bringen, traute er sich nicht. Der Hund war verdammt groß und konnte sicher sehr schmerzhaft zubeißen. Was blieb ihm also noch?

„David…“ Natürlich! Luka rappelte sich vom Boden auf und verließ rückwärtsgehend langsam das Zimmer, ohne den Blick von dem leise knurrenden Hund zu nehmen. Kaum war er außer Sichtweite, lief er in sein Arbeitszimmer und stolperte seinem Telefon entgegen. Er nahm den Hörer in die Hand, wählte die Nummer und lauschte dann auf die leise Melodie, die statt dem nervigen Tuten zu hören war. „Komm schon… geh schon ran.“, murmelte er nervös, den Blick nicht von der Tür abwendend, so als könnte Molly jederzeit hereingestürmt kommen.

Als die Melodie verstummte, wollte Luka gerade dazu ansetzen zu erzählen, was passiert war, als David Stimme auch schon aus dem Hörer drang.

„Hallo, dies ist der automatische Anrufbeantworter von David Krause. Leider bin ich im Moment nicht erreichbar. Wenn Sie mir aber eine Nachricht und Ihre Telefonnummer hinterlassen, werde ich Sie sobald wie möglich zurückrufen.“ Ein leises Piepen machte deutlich, dass der Anrufer ihm jetzt eine Nachricht aufs Band sprechen konnte.

Luka starrte mit geweiteten Augen und leicht geöffnetem Mund ins Leere. Schließlich piepte es noch einmal, dann war die Leitung tot. Der Junge ließ langsam die Hand sinken und legte wieder auf. Wenn David nicht erreichbar war, was sollte er dann machen?

Er ließ sich auf den Stuhl fallen, der hinter seinem Schreibtisch stand und versuchte das flaue Gefühl, dass sich in seiner Magengegend breit machte, zu unterdrücken.

David hatte ihm einmal gesagt, er wäre immer erreichbar. Vielleicht war ihm ja etwas zugestoßen? Oder er hatte ihn damals angelogen. Oder vielleicht ging er auch absichtlich nicht ran… Luka schüttelte den Kopf, um diesen Gedankengang zu unterbrechen, bevor er ihn fortsetzen konnte, aber es gelang ihm nicht. David hatte wahrscheinlich seine Nummer auf dem Display seines Handys gesehen und war nicht rangegangen, damit Luka ihn nicht wieder stören konnte.

„Oh nein.“ Der Junge ließ den Kopf hängen. „Ich wusste doch, dass ich ihm auf die Nerven gegangen bin.“

Was sollte er denn jetzt machen? Wie sollte er den Hund jetzt aus seinem Haus heraus kriegen? Einfach warten, bis sein Nachbar zum ihm kam? Nein, das konnte ewig dauern, da dieser wahrscheinlich nicht einmal wusste, dass sein Hund hier war. Oder vielleicht wusste er es doch und er hatte ihn absichtlich hierher geschickt.

„Ah, hör auf so viel zu denken!“, rief Luka frustriert. Das brachte ihn ganz sicher auch nicht weiter. „Okay… irgendwas muss ich doch tun können. Zum Beispiel… genau ich sag ihm, er soll seinen Hund holen.“ Er atmete ein paar Mal tief durch, dann stand er entschlossen auf und ging in Richtung seiner Haustür. Je näher er dieser allerdings kam, desto langsamer und zögernder wurden seine Schritte. Schließlich blieb er stehen und starrte die Tür unschlüssig an.

„Nein, das ist doch keine so gute Idee.“, murmelte er und wandte sich wieder ab, um ins Arbeitszimmer zurück zugehen. Nach zwei Schritten blieb er allerdings abermals stehen und drehte sich wieder um. „Man…“ Luka senkte den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten. Bei dem Gedanken daran, dass er, um das Problem zu lösen, eigentlich gar keine andere Wahl hatte als rauszugehen, merkte er, wie er zu zittern begann. „Okay… nicht so viel denken. Nicht so viel denken.“

Luka griff nach seiner Mütze, zog sie sich kurz entschlossen über den Kopf und fast auch über die Augen. Dann wickelte er sich seinen Schal um und schlüpfte anschließend in seinen langen Wintermantel. Schließlich stopfte er sich seinen Schlüssel in die Tasche und öffnete die Haustür.

Er atmete noch einmal tief ein, zog die Tür hinter sich zu und rannte dann schnell und ohne sich vorher umzuschauen in Richtung des Nachbarhauses los. Den Satz, nicht so viel denken, wiederholte er in Gedanken immer wieder, bis er schließlich auf die Klingel drückte. Wahrscheinlich wäre er nicht einmal bis zum Fußweg gekommen, wenn er doch noch einmal über seine Entscheidung nachgedacht hätte.

Während er darauf wartete, dass die Tür geöffnet wurde, trat er nervös von einem Bein aufs andere und verkrampfte seine Finger im Schal, zog diesen so bis über seine Nase.
 

Janis öffnete genervt die Tür. Wer auch immer ihn da gerade bei seiner Arbeit störte, würde es bereuen. Als sein Blick jedoch auf eine Gestalt in einem langen Wintermantel fiel, deren Gesicht fast vollständig von einem dicken Schal und einer Mütze verdeckt war, vergaß er seinen Ärger beinahe auf der Stelle wieder und lachte statt dessen laut auf.

Sein Gegenüber zuckte erschrocken zusammen, drehte sich um und wollte weglaufen, aber Janis reagierte schneller und hielt ihn am Arm fest.

„Luka?“, fragte er, zog den Jungen zurück und versuchte ihm in die Augen zu sehen, was allerdings unmöglich war, da der Kleinere den Kopf gesenkt hielt. „Ist alles in Ordnung?“

Luka schüttelte kaum merkbar den Kopf. „Ihr… I-“ Er unterbrach sich selbst schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch. Jetzt musste er es ihm sagen, weg konnte er nicht mehr und so zu tun als wäre nichts, würde den Mann sicher nicht überzeugen. „Ihr Hund… er ist…“ Luka versuchte das bisschen Mut das er hatte zusammen zunehmen und bemerkte so nicht einmal, dass er seinen Nachbarn anschrie. „Er ist in meinem Wohnzimmer und ich krieg ihn da nicht raus!“

Während Janis den Jungen anstarrte, wanderte seine rechte Augenbraue unbemerkt ein Stück in die Höhe. „Molly?“
 

Ende Kapitel 5
 

So das war’s auch schon wieder… Ist Luka nicht süß? Richtig zum knuddeln. Und Janis… der ist so dermaßen vergesslich. Vergisst sogar, dass er Molly mitgenommen hatte.
 

Ich muss euch noch kurz was erzählen bevor ihr abhaut.^^

Ich wohne nämlich in einer WG und wir haben auch eine Katze. Und diese Katze sieht genauso aus, wie ich mir Finn vorstelle… und das ist total verwirrend. Ich muss mich immer tierisch zusammenreißen den süßen kleinen Whisky nicht aus versehen Finn zu nennen.

So das war’s jetzt aber wirklich. Ich hoffe, ihr seid nächste Woche wieder dabei.^^
 

Bye u-chan



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