Reden
Kapitel 20 - Reden
Benjamin's PoV
Ich hatte versprochen - mehr oder weniger -, dass ich bis Mittag wieder zu Hause wäre und das war ich jetzt auch. Doch etwas verwundert stand ich nun in der Wohnzimmertür und blickte aufs Sofa. Dort waren Michael und Tobi. Der Ältere hatte seinen Kopf auf den Schoß des Jüngeren gelegt, während dieser es sich wohl etwas mühsam im Sitzen bequem gemacht hatte. Beide schliefen sie.
So recht wusste ich nicht wieso, aber ich fing an zu lachen. Es sah eigentlich richtig niedlich aus, wie sie da zusammen saßen und friedlich schliefen, als ob sie kein Wässerchen trügen könnte. Dabei waren sie solche armen Dinger. Beide Stricher, die ihren Körper an irgendwelche Typen verkauften, die sich dann an ihnen vergehen durften.
"Wo warst du gestern Nacht?", fragte da aber auf einmal Tobi und riss mich damit aus meinen Gedanken. Hatte ich ihn geweckt? Dabei wäre es um so viel besser gewesen, wenn er weiter geschlafen hätte.
"Mit ein paar Kollegen was trinken", murmelte ich und tapste zu ihm, um mich neben ihm aufs Sofa zu setzen. Jetzt könnte ich auf alle Fälle einmal etwas Entspannung brauchen, mir tat nämlich ganz schön der Nacken weh.
"Du hast auch etwas angetrunken ausgeschaut...? Und irgendwie auch etwas niedergeschlagen... Was hast du angestellt?"
Diese kleine Ratte konnte doch wirklich ganz schön bohren. Und trotzdem - obwohl ich so gar nicht wollte - erzählte ich es ihm. Haarklein. Und er hörte doch auch noch genau zu.
"Hui... Wenn das unser Mikey hier herausfindet", flöttete er auf einmal. Wahrscheinlich wollte er die Information jetzt für sich nutzen und mich zu irgendetwas zwingen. Das könnte er sich aber abschminken, ich würde gar nichts machen, selbst wenn er es Michael erzählen wollte. Wieso sollte mich das überhaupt interessieren? Dann wusste er es eben.
"Mit ihm machst du gar nichts und diese Tusse nimmst du einfach einmal durch... Tse."
Sollte das jetzt ein Vorwurf sein? Er wollte mir Vorwürfe machen? Drehte der jetzt ganz am Rad oder was?
"Halt doch die Klappe!"
Mürrisch erhob ich mich wieder und streckte mich erst einmal ausgiebig. Heute würde ich sonst nichts zu tun haben, also würde ich mir jetzt etwas Ruhe und Besinnlichkeit gönnen und hoffte einmal, dass mir das die anderen beide auch geben würde.
Da spürte ich aber auf einmal zwei Hände auf meinen Schultern, die langsam anfingen zu massieren. Schlagartig löste sich diese Verspannung in meinem Rücken und ich seufzte gerade zu erleichtert. Das tat gut.
"Das gefällt dir ja richtig... Michael könnte das aber noch um einiges besser, als ich...", säuselte mir der Jüngere ins Ohr und knettete behutsam weiter. Doch da strichen seine Hände schon über meine Seiten hinunter bis zu meinem Hintern und begannen diesen locker zu massieren. Wieder gab ich ein Seufzen von mir. Dieses Mal nur mehr erregte.
"Du genießt das ja richtig..."
Man konnte den Spott aus seiner Stimme heraus hören, doch es störte mich so gar nicht. Sollte er sich doch über mich lustig machen, solange er nicht aufhörte, mich so zu berühren. Vorsichtigst schob er schließlich mein Shirt etwas hoch und berührte meinen Rücken mit der Zunge ungefähr auf Höhe der Lendenwirbel. Langsam wanderte er immer weiter nach unten, bis er beim Hosenbund angelangt war.
"Willst du das ich weiter mache?", fragte er da auf einmal. Nur für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, bevor ich den Kopf schüttelte. Doch schon im nächsten Moment war ich mir dann doch nicht so sicher. Aber ich wollte mich auch nicht mehr umentscheiden. Sollte er lieber aufhören.
Tobi richtete sich wieder auf und schlang die Arme von hinten um meine Schultern. Zaghaft berührte er mit den Fingern meinen Oberkörper. War das jetzt so neu für ihn? Eigentlich sollte er doch schon oft die Brust eines Mannes berührt haben und sicherlich auch nicht unbedingt so bekleidet, wie bei mir gerade.
"Du musst ganz schön Muskeln haben...", murmelte er, bevor er dann schlussendlich ganz von mir abließ und wieder neben Michael sank, um dessen Kopf wieder auf seinen Schoß zu legen.
"Willst du vielleicht was essen?", fragte ich, als ich mich noch zu ihm umwandte, doch da schüttelte dann er schon den Kopf und lächelte sogar einmal richtig nett. War er doch so pflegeleicht? Ich konnte mir das so gar nicht vorstellen, aber jetzt war es doch so.
Kurz warf ich noch einen Blick auf Michael, der die ganze Zeit über friedlich geschlafen hatte und sich auch jetzt noch nicht regte, dann verließ ich das Wohnzimmer wieder und stapfte in die Küche. Leicht massierte ich mir die Schläfe, als ich mich dem Inhalt des Kühlschrankes widmete. Eigentlich hatte ja ich auch keinen Hungern, sondern eher nur Kopfschmerzen. Ein bestiealischer Druck herrschte in meiner Rübe und würde wohl so bald nicht aufhören. Zum Glück müsste ich zumindest heute nicht mehr arbeiten.
Lustlos schlurfte ich so, ohne etwas gegessen zu haben, zurück ins Wohnzimmer, aber auch nur um Tobi mitzuteilen, dass ich mich etwas hinlegen würde. So recht schien ihn das nicht zu interessieren. War aber ja nicht mein Problem.
So warf ich mich schließlich auf mein Bett und rollte mich aber auch im nächsten Moment schon zusammen. Plötzlich fühlte ich mich so alleine, immerhin lag ich hier gestern noch mit den anderen beiden, das war regelrecht schön. So viel Nähe und Geborgenheit. Sicherlich hatte sich Micheal auch so gefühlt.
Langsam schloss ich die Augen und versuchte mich zu entspannen, nur ließ der Druck in meinem Kopf das so recht gar nicht zu. Vielleicht hätte ich doch gleich eine Tablette nehmen sollen. Besser wäre es.
Gerade wollte ich mich dazu entschließen, mich wieder auf zuraffen, da hörte ich die Zimmertür und wie jemand durch den Raum schlurfte. Keine Sekunde wagte ich es auch nur mich aufzusetzen und zu sehen, wer sich da zu mir gesellen wollte. Lieber ließ ich es jetzt darauf ankommen.
Behutsam legte derjenige mir eine Hand auf die Wange und strich schließlich vorsichtig darüber, bevor er sich über mich beugte und ich erkennen konnte, dass es Tobi war, der zu mir gekommen war.
"Ich dachte eigentlich, dass du schläfst", murmelte er und sank wieder zurück. Überdeutlich hörte ich ihn seufzen. So ein kleines Dummerchen, niemand könnte doch so schnell einschlafen und erst recht nicht, wenn er eine solche Birne gerade aufhatte, wie ich.
"Tut es sehr weh?", fragte der Jüngere aber auf einmal und wieder berührten seine Finger meine Wange. Ein angenehmes Kribbeln ging schlagartg von der Stelle aus und verbreitete sich scheinbar in meinem ganzen Körper. Leider erlischte es nur einen Augenblick später wieder und wurde von dem Schmerz in meinem Kopf überschattet. Langsam nickte ich deswegen und schloss schließlich auch die Augen. Doch nur einen Moment später hob ich die Lider leicht wieder. Woher wusste er überhaupt, dass mir etwas wehtat? Ich hatte doch nur gesagt, dass ich mich hinlegen wollte.
Leider wollte ich die Stille nicht mit irgendeiner Frage stören. Vielleicht sah man es mir ja einfach nur dann, dass mir etwas fehlte. Etwas gequält wirkte ich ja immer, wenn ich Kopfschmerzen hatte, tat aber wahrscheinlich jeder.
"Unser Mikey schläft drüben noch... Deswegen wollte ich mich etwas zu dir legen. Darf ich?"
Wohl gespannt wartete er auf meine Antwort, denn Tobi rührte sich kein Stück, bevor ich nicht zaghaft bejahrt hatte. Erst dann legte er sich vorsichtig zu mir und glitt mit einem Arm um meine Taille. Zaghaft schmiegte er sich sogar etwas an mich.
Die Finger des Jüngeren fuhren plötzlich unter mein Shirt und über meinen Bauch, als ich es mir etwas gemütlicher gemacht hatte. Der Druck in meinem Kopf hätte auch gerade etwas nachgelassen, jetzt kam er zwar auch nicht wieder, aber irgendwie zuckte ich doch zusammen. Das war ja fast schlimmer, als meine Kopfschmerzen und dennoch wehrte ich mich nicht und ließ den Grünhaarigen einfach weiter machen.
Langsam strich Tobi immer weiter nach oben, bis er mir das Shirt schließlich ganz auszog. Leicht biss er mir in die Schulter und saugte etwas daran. Normalerweise konnte man doch da keine Knutschflecken kriegen? Hoffte ich doch.
Leise seufzte ich erregt, als seine Finger meine Brustwarzen fast zärtlich streichelte und sogar etwas massierte. Mühsam versuchte ich mich deswegen wieder zu entspannen, kam nur nicht mehr so weit. Ich fuhr abrupt hoch und schüttelte so den Kleineren von mir ab, der mich etwas verwirrt ansah.
"Was hast du denn? Gerade hat's dir doch noch gefallen."
Ich hätte meinen können, dass sein Gesichtsausdruck jetzt zu einem eingeschnappten übergeschlagen wäre. Und dann schnaupte er auch noch wütend. Er musste ja wirklich sauer sein.
"Tut mir leid...", murmelte ich und bewegte leicht den Kopf hin und her. Der Druck war jetzt wirklich auf einmal weg. Wie weggeblasen. So recht konnte ich mich aber nicht darüber freuen, denn immernoch lag Tobis Blick mir ihm Nacken. Also raffte ich mich etwas mühsam auf und stolperte zur Tür.
"Komm wieder her oder Michael erfährt von deiner kleinen Aktion gestern!", meinte da jedoch der Jüngere auf einmal halblaut. Irritiert wandte ich mich wieder zu ihm um und sah ihn ganz verwirrt an. Was sollte denn Michael das interessieren, was ich gestern gemacht hatte? War doch nur ein einfacher Fick mit ... Isabella oder wie sie hieß. Innerlich lachte ich auf. Ich konnte mich ja nicht einmal mehr so wirklich an ihren Namen erinnern.
So drehte ich mich, leicht die Schultern zuckend, wieder um und tapste weiter zur Tür. Tobi versuchte es auch kein zweites Mal mich aufzuhalten. Auch gut. Dann nervte er zumindest nicht mehr.
Langsam schlurfte ich durch den Gang und wollte eigentlich wieder in die Küche. Wasser. Ich fühlte mich gerade, als ob ich am Verdursten wäre. Doch auf halben Weg machte ich auf den Hacken kehrt.
Verwirrt blickte mich Tobi an, als ich wieder in der Tür stand und mich verwirrt umsah. Nur mein Shirt wollte ich noch holen, denn da es draußen nicht recht warm war, konnte das hier drinnen auch nicht anders sein. Die beiden werten Herren hatte sich ja auch aneinander gekuschelt, wie sonst was, also brauchte sie sicher keine Heizung.
"Willst du doch noch?", meinte der Jüngere schelmisch grinsend, als ich zu ihm herum kam, aber von dort dann nur mein gesuchtes Kleidungsstück vom Boden aufsammelte und ihm das erst einmal vor die Nase hielt.
"Deswegen bin ich noch mal hier...", murmelte ich und zog mir das Shirt über. Jetzt war es nicht mehr im Ansatz so kalt. Also wieder auf in die Küche.
Leider kam ich wieder nicht so weit, wie ich wollte, da ich ein Wimmern aus dem Wohnzimmer hörte. Leicht linste ich durch den Türspalt und bemerkte, dass sich Michael auf dem Sofa krümmte. Vorsichtig schlich ich zu ihm, um zu sehen, was mit ihm los war.
Leise ging ich vor ihm in die Hocke und strich ihm über die Wange. Sein Atem raste und er schwitzte, als ob hier drinnen eine unerträgliche Hitze wäre, was aber ja nicht so war. Zudem war er selbst etwas warm. Nur einen Moment überlegte ich, bevor ich die Decke, die über der Lehne des Sofas hing, über ihn warf und damit anständig zudeckte. Mit seinem Zustand war wohl nicht wirklich zu spaßen.
"Was ist mit ihm?"
Tobi hockte neben mir auf den Boden und blickte mich jetzt fragend an. Seine grünen Augen hatten einen besorgten Ausdruck angenommen. So konnte ich ihn mir ja eigentlich so gar nicht vorstellen und jetzt sah er mich auch noch so an.
"Immer noch der Entzug?", bohrte er weiter, als ich nicht antwortete. Leicht zuckte ich mit den Schultern. Woher sollte ich das wissen? Immerhin war ich ja auch kein Arzt.
Abrupt ließ ich mich zurück sinken und seufzte. Herzhaft streckte ich mich auf dem Boden und wurde wohl deswegen ganz verwundert von Tobi angesehen. Doch nur einen Moment später kicherte er und legte sich neben mich.
"Es wäre besser, wenn jemand unseren Mikey ins Bett bringt... Die Couch ist nicht das Richtige für ihn... Und mögen tut er es ohnehin nicht, dass er da liegen muss...", meinte der Kleinere und schmiegte sich auf einmal an mich. Mir wurde warm um die Nasenspitze herum, wahrscheinlich lief ich rot an.
"Dann mach ich das mal", murmelte ich und erhob mich wieder.