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Sanfter Verführer

von

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Goodbye my Love

Der Regen schlug mir ins Gesicht. Ich zog die Jacke enger um meinen Körper und senkte den Blick. Es war bitterkalt und die Nacht würde sich bald ihrem Ende neigen. Ich wusste nicht, wo ich hin sollte. Warum war ich nur davon gelaufen?

In einer dunklen Gasse ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Mauer fallen und sank zu Boden. Ich zog die Knie eng an den Körper, umschlang sie mit meinen Armen und begann zu weinen.
 

An einer brüchigen Hausmauer ließ Kostja sich schließlich hinab gleiten, saß auf dem nassen Asphalt, auf dem sich der Regen mit dem Dreck der Stadt vermischte und schließlich eng umschlungen in den Abguss floss. Seine Atmung ging schnell und sein Herz raste in seiner Brust. Er war stundenlang durch die Stadt gelaufen, hatte er doch durch den sauren Regen meinen Geruch irgendwann verloren.

Kostja schnaufte auf, als er sich sicher war, mittlerweile auch die letzte Spur meines Geruches verloren zu haben. Azfgrund des Unwetters hatten sich die Menschen einen sicheren Unterschlupf gesucht.

Der Vampir richtete sich auf, das Blut an seinem Kinn wurde vom Regen weggewaschen und die weißen Haare klebten ihm im Gesicht und hingen ihm schwer am Kopf.

Kostja sah in den Himmel, schützte seine empfindlichen Augen vor dem säurehaltigen Regen, indem er eine Hand über sie hielt und sprang schließlich mit einem Satz auf eines der hohen Häuser, die ihn umgaben. Wenn er mich schon nicht mit den Sinnen eines Vampirs aufspüren wollte, dann doch wenigstens mit denen eines Menschen.
 

Langsam richtete ich mich auf. Es wurde Zeit, mir eine Bleibe für den Tag zu suchen. Ohne wirklich ein Ziel vor Augen zu haben, irrte ich durch die Stadt.

Nachdem ich eine endlos wirkende Strecke durch die Gassen zurück gelegt hatte, blieb ich vor einem ausgebrannten Haus stehen. Es wirkte selsam vertraut und doch fremd. Erst im nächsten Augenblick erkannte icch, wohin mich mein Weg geführt hatte. "Leandro...", seufzte ich.

Ich stemmte mich gegen die schwere Tür, die knarrend nachgab und mir den Weg ebnete.

Vorsichtig trat ich ein, der Geruch von verbranntem Holz lag in der Luft. Von dem einstigen Prunk von damals war nichts mehr übrig. Mit gemischten Gefühlen schritt ich den Flur entlang, bis zu dem Raum, der einst die Bibliothek - mein Lieblingsort - war.

Verkohlte Gerippe zeigten die Stellen, wo einst deckenhohe Regale das Wissen von Generationen aufbewahrten. Ich sank vor dem ehemals prunkvollen Kamin zu Boden.
 

Geschmeidig wie eine Katze sprang Kostja vom Baum und landete leichtfüßig mitten im Schnee, so dass er an seiner nackten Haut den kalten Tau spüren konnte. In diesem Moment stellte er sich selbst die Frage, warum er eigentlich nur eine Dreiviertelhose trug.und ein ärmelloses T-Shirt, immerhin war er so nur noch verdächtiger.

Flüchtig hob der Vampir den Kopf und in diesem Moment schlug ihm ein bekannter Geruch entgegen. Er runzelte die Stirn und versteifte sich. Seine Muskel spannten sich an und sein Körper bereitete sich wie von selbst auf den Sprung vor, den sein Geist längst geplant hatte. Er kannte diesen Geruch. Er war ihm so vertraut und doch fremd. Es war, als würde er sich selber riechen und doch irgendwie anders. Über alle Maßen verwirrt legte Kostja die Stirn in tiefe Falten und fletschte die Zähne, doch er besann sich eines besseren. Er hatte wichtegeres zu tun, als Hirngespinsten nachzujagen.

Er schüttelte den Kopf und schnaufte aut, um den fremden Geruch aus seiner Nase zu bekommen. Augenblicklich war die Luft vom modgigen Gestank des sauren Regens erfüllt, der silbrig schillernde Lachen auf dem Asphalt bildete. Mit eionem Satz ließ der Vampir drei Straßen hinter sich und betrat schließlich instinktiv ein Haus, das den Anschein machte, als würde es jeden Moment in sich zusammen fallen. Kostja's Schritteverlangsamten sich und schließlich blieb er stehen. Seine Hand legte sich auf meine Schulter und er seufzte auf.
 

Auch ohne seine Berührung hätte ich gewusst, dass Kostja da war. "Geh' weg... Lass mich in Ruhe...", fuhr ich ihn kraftlos an. Ich wollte einfach nur allein sein und über alles nachdenken. War ich es denn überhaupt wert, bei ihm leben zu dürfen?

Für einen Moment hob Kostja seine Hand, als ich halbherzig nach dieser schlagen wollte, bettete sie jedoch im nächsten Moment wieder auf den Stoff meines Shirts, so dass er fühlen konnte, wie mein Widerstand langsam erstarb.

Er seufzte leise auf, ließ sich langsam neben mir nieder und starrte, ebenso wie ich, ohne einen Ton zu sagen auf den imaginären Fleck an der gegenüber liegenden Wand.

Er würde mir die Zeit zum Nachdenken geben, aber er würde mich nicht allein lassen. Ich gehörte zu Kostja, auch wenn ich wohl manchmal etwas zu aufdringlich war, so war er doch mein Herr und hatte über mich zu wachen. Auch wenn er es sich bnicht eingestehen wollte: er mochte mich.
 

Lange Zeit schwebte eine bedrückende Stille über uns. Mein Kopf fühlte sich so leer an. Irgendwann hielt ich das Schweigen zwischen uns nicht mehr aus. "Was findest du an mir? Warum hast du mich an dich gebunden, obwohl dein Herz an jemand anderem hing? War es nur, weil Ariel es dir befohlen hat?"
 

Diese Frage hatte Kostja von allen am wenigsten erwartet. Verwirrt hob er eine Augenbraue und sah mich skeptisch an. "Dir ist schon aufgefallen, dass ich nicht ihr gehört habe, oder?", meinte er so sanft wie möglich. Ein resigniertes Seufzen verließ seine Lungen, als ich ihm Schweigen entgegen schleuderte und schüttelte den Kopf, genau wissend, dass ich es mitbekam, ohne ihn anzusehen. "Ich weiß nicht, warum ich es getan habe", antwortete Kostja wahrheitsgamäß.
 

Gedanken wirbelten in Strudeln durch meinen Kopf. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich schüttelte die wirren Gedanken ab, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann stand ich langsam auf.

"Ich will nicht, dass du mir noch weiter folgst", flüsterte ich monoton. Er sollte die Trauer in meiner Stimme nicht hören. Dann ging ich...



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