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Heimkehrerkinder - Die Kinder der Verräter

Wenn Feinde und Verbrecher zu Freunden werden
von

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Kushinas Drama

Kushinas Drama
 

„Er ist nicht da.“

Neji wurde bei diesen Worten blaß und auch Sai´s eh schon helle Haut wirkte noch heller als sonst.

Fragend sah Sakura von einem zum anderem und fragte sich, ob die Welt gerade ein wenig Koppf stand. Bis vor wenigen Sekunden hätte sie schwören können, dass die Welt einstürzen, bevor sie Neji freiwillig in der Nähe von Sai sehen würde. Doch sie war eines Besseren belehrt wurden, zumal die Beiden ja unbedingt mit Sasuke sprechen wollten.

„Wo ist er hin?“

Neji´s Stimme zitterte und Sorge schwang darin mit, was Sakura einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Neji´s Verhalten beunruhigte sie nur zu sehr.

„Was ist los?“

Weder Neji noch Sai gaben ihr eine Antwort darauf, stattdessen stellten sie selber die Fragen.

„Wann ist er los?“

„Gleich nach der Versammlung hat er einen Auftrag von Tsunade bekommen. Er ist mit Kakashi und Shikamaru vor einer Dreiviertelstunde aufgebrochen.“

Neji fluchte innerlich, denn ihm war auch der Gedanke gekommen Kakashi um Rat zu fragen, doch auch dieser war fort. Warum musste sich Tsunade denn ausgerechnet Kakashi und Sasuke für diesen Auftrag aussuchen. Hätte sie nicht, weiß Gott wenn schicken können und die Beiden im Dorf lassen können.

„Gibt es noch jemanden, der die Sharingan beherrscht?“

Neji und Sakura sah ihnen an. Er hatte bisher noch kein einziges Wort gesagt und wirkte noch recht gelassen.

Argwöhnisch sah Sakura ihn an.

„Selbst wenn, warum sollte ich dir dies sagen?“

„Hauro.“

Sofort zuckte Sakuras Kopf herum zu Neji und funkelte ihn böse an. Was fiel Neji eigentlich ein, einfach so Infomationen über ihren Sohn preis zugegeben, zumal an Sai, dem sie so weit wie spucken konnte traute. Mit anderen Worten ihr Vertrauen zu Sai lag gleich bei Null.

„Neji, wie …“

Doch Neji ließ nicht einmal ausreden.

„Jetzt nicht. Ich erkläre es dir später. Eins ist sicher und zwar, dass Sai auf unserer Seite steht. Wo ist Hauro, wir brauchen unbedingt seine Hilfe.“

„Bei Riku, sie wollten …“

Wieder ließen sie Neji und Sai nicht ausreden, sonderen wandte ihr noch während sie sprach den Rücken zu und liefen davon.

Kurz sah Sakura den Beiden perplex hinterher.

„Hey, wartet ihr Beiden – Verdammt!!!“

Zu gerne wäre sie den Beiden hinterher gelaufen, doch konnte sie nicht. Ihr gesamtes Haus wimmelte von Kindern, da Lin sie alle zum Spielen eingeladen hatte. Wenn Sakura das Haus verließ, würde nichts mehr von dem Gebäude stehen, wenn sie wiederkam.

„Verdammte Scheiße. Könnte mir mal jemand erklären, was hier gespielt wird?“

Doch niemand antwortete.
 

„Und nun?“

„Wir werden es ihm erklären.“

„Alles?“

„Hast du eine bessere Idee?“

Schweigend schüttelte Neji den Kopf.

„Doch ich weiß nicht, ob er uns dann noch helfen wird, wenn er die Wahrheit kennt.“

„Dann hat er mich noch nicht kennen gelernt.“

„Sai!!!“

Ernst sah Sai Neji an.

„Was willst du tun? Es ist von äußerster Wichtigkeit, Kushina zurückzuholen. Außerdem sollte er sich an den Gedanken gewöhnen mit Nuke-nin zu kämpfen.“

Neji wollte noch fragen, was Sai damit meinte, als dieser an der Haustüre klingelte, die kurze Zeit später von einem mürrisch dreinblickenden Teru geöffnet wurde. Scheinbar hatten sie ihn bei einem Nickerchen gestört.

„Vater ist nicht da.“

„Zu ihm wollen wir auch nicht. Wo ist Hauro?“

Sai´s Stimme war bestimmend und man merkte sofort, dass er keinen Wiederspruch dulden würde. Teru sah ihn an und schien einen Moment zu überlegen, ob er vielleicht doch rebellieren sollte, entschied sich dann doch dagegen und verschwand im Haus.

Neji und Sai betraten das Haus und schlossen die Türe hinter sich, während sie auf Hauro warteten.

Kurze Zeit stand Hauro vor ihnen und betrachtete beide fragend. Er konnte nicht wirklich verstehen, was Neji und dieser für ihn fremde Mann von ihm wollten. Schweigend sah er zu ihnen, während sich Neji an Sai wandte.

„Meinst du er schafft es.“

Sai zuckte mit den Schultern.

„Das wird sich zeigen.“

Die Worte beunruhigten Hauro.

„Was ist los?“

„Wie weit würdest du für Teamkameraden gehen?“

„Häh?“

„Antwortete.“

Kurz schwieg Hauro, bevor er fest entschlossen in die Augen von Sai blickte.

„Bis in den Tod.“

„Auch für Kushina?“

„Ja.“

„Selbst wenn sie eine Verräterin ist?“

Diese Frage erschlug ihn. Für einen Moment hörte sein Herz auf zu schlagen und hielt den Atem an. Wollte der Fremde ihn verarschen? Was sollte das Alles? Und warum machte Tenkos Vater dieses ganze Theater mit?

„Ich verstehe nicht. Warum sollte Kushina eine Verräterin sein?“

„Weil sie als solche bereits geboren wurde. Ihre Eltern waren beide Nuke-nin und nach Gesetz der Ninja sind auch ihre Kinder Verräter.“

Hauro schwieg und blickte ungläubig von Neji zu Sai und wieder zurück. Alles kam ihm auf einmal so Falsch vor. Oder war alles was geschehen war Falsch gewesen und dies war die Wahrheit? Was war noch Falsch oder Richtig?

„Ich frage dich nochmal. Würdest du Kushina dennoch helfen, selbst wenn sie eine Nuke-nin ist?“

Hauro sah Sai an.

Würde er Kushina helfen?

Sie war eine Verräterin und doch war sie eine … Freundin für ihn. Sie hatte ihm so viel vor dem Kopf gehauen und wegen ihr hatte er auch wieder angefangen zu trainieren. Auch wenn sie sich ständig stritten, so hatte er sie doch gemocht.

Doch sie war eine Nuke-nin.

Aber nur wegen ihren Eltern. Das hieß doch nicht, dass sie es ihren Eltern gleichtat. Kushina war Kushina und nicht ihre Eltern.

„Ja.“
 

„Was wird passieren?“

Hauros Blick lag auf Kushina, während er Sai fragte.

„Durch das Sharingan bist du in der Lage in die Tiefen der Seele eines Menschen zu blicken und genau das musst du nun tun. Kushina ist in sich selbst gefangen und kann sich nicht selber befreien, dazu ist sie zu schwach.“

Sai schwieg kurz, bevor er fortfuhr.

„Was du dort sehen wirst, weiß ich nicht, doch es ist recht wahrscheinlich, dass du einen Einblick in Kushinas Gedankenwelt und auch in ihre Vergangenheit bekommen wirst. Wenn dem wirklich so ist, wirst du sahen sehen, die schrecklicher sind, als du es dir vielleicht vorstellen magst, denn Kushinas Vergangenheit ist durch eine grausame Erinnerungen geprägt.“

Hauro schluckte und nickte. Die letzten Minuten hatten ihn immer wieder zweifeln lassen. Sai hatte ihn über Kushina aufgeklärt. Er wusste, dass sie eine Nuke-nin war und dass sie nur in einer Mission im Dorf war.

Während dieses Gespräches war ihm des Öfteren der Gedanken gekommen, dass sie sich Kushina nur mit ihm und anderen angefreundet hatte, um an Infomationen zu kommen. Jedoch hatte er diese Gedanken beiseite geschoben, weil sie zu sehr verwirrten und auch verletzten.

Was zählte war dass sie Kushina aus ihrem Koma erweckten. Die Zweifel und Fragen, die ihn belasteten würde er später klären müssen.

„Ich fange jetzt an.“

Hauro schloss die Augen und aktivierte sein Sharingan, bevor er näher an das Bett von Kushina trat und ihre Hand nahm. Er könnte das Chakra, welches durch sie floss spüren. Es bildete eine Barriere und so Kushinas Seele vor dem Eindringen von Außen schützte.

Hauro hob seine andere Hand und legte sie an die Stirn von Kushina und flößte ihr so etwas von seinem Chakra ein. Dadurch wurde Kushinas Chakrafluß durcheinander gewirbelt – die Barriere schwankte kurz.

Dies war der Moment, den Hauro nutzte und in ihre Seele eindrang.
 

Dunkelheit umgab ihn, doch er hatte es geschafft. Er war in Kushinas Seele eingedrungen. Doch nun musste er nur noch sie finden. Er begann zu laufen, doch schien dies alles keinen Sinn zu haben, denn er kam nicht vorran.

Er blieb stehen und sah sich nochmals um, doch da war nichts – außer der Dunkelheit.

„Kushina.“

Nichts tat sich.

„KUSHINA.“

Wieder nichts.

„KUSHINAAAA.“

Niemand antwortet ihm, doch vor ihm begann ein kleines Licht, welches immer größer wurde, zu leuchten. Zu erst blendete es Hauro, doch als er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah er nochmals zu dem Licht.

Es sah aus wie ein Portal, in dessen Mitte sich etwas abspielte.

Hauro trat näher heran und betrachtete das Geschehen.

Ein Mädchen rannte vorbei – ihr Gesicht wirkte leer und starr. Dann änderte sich plötzlich das Geschehen. Wieder war da dieses Mädchen, welches sich an einen Jungen lehnte und weinte.

Hauro war sich sicher, dass dieses Mädchen Kushina war und scheinbar war dies ein Teil ihrer Vergangenheit von der Sai gesprochen hatte.

Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte er das Licht. Ein Sog erfasste ihn und zog ihn tief in die Vergangenheit.
 

Als Kind fühlte ich mich oft einsam.

Es war nicht so, dass meine Eltern mich nicht liebten oder mich misshandelten. Sie liebten mich und zeigte es mir in allen erdenklichen Möglichkeiten, jedoch war ich einsam.

Vater brachte von seinen Missionen oft Geschenke für meinen Bruder und mich mit. Immer überreichte er sie uns mit einem Lachen. An ein Geschenk kann ich mich noch gut erinnern. Es war eine Kette, die das Wappen von Konoha trug. Er gab sie mir heimlich, weil er nicht wollte, dass meine Mutter davon erfuhr. Ich fragte warum, jedoch antwortete er mir nicht sofort, sondern lächelte mich an, bevor er mir die Antwort gab.

„Auch wenn du im Dorf der Nuke-nin geboren wurdest, so sind deine Wurzeln doch in Konoha. Diese Kette soll ein Zeichen dafür sein und dich immer daran erinnern, denn auch du bist eine Flamme von Konoha.“

Als er mir das damals sagte, wurde mir ganz warm. Staunend betrachtete ich die Kette, die von jenem Augenblick an, zu etwas Besonderem wurde. Dennoch verstand ich nicht, warum meine Mutter sie nicht sehen sollte. Damals verstand es auch noch nicht.

„Es würde nur alte Wunden aufreißen, die Mama weh tun werden. Es ist unser Geheimnis.“

Es war unser Geheimnis. Nie erzählte ich jemanden davon, denn es war das Geheimnis von Vater und mir.

Von Mutter bekamen wir eher selten Geschenke. Sie ging nicht oft auf Mission. Meistens war sie bei uns, um auf uns aufzupassen. Die Missionen waren Vaters Aufgaben.

Doch auch wenn sie uns keine Geschenke machte, verbrachte sie immer viel Zeit mit uns. Oft saß sie abends mit mir auf dem Sofa und wir lasen in dem alten Buch, was zu den wenigen Habseligkeiten gehörte, die sie aus ihrer alten Heimat retten konnte. Sie war es, die mir das Lesen beibrachte. Auch alle Techniken der Heilung habe ich von ihr gelernt, doch vor allem lehrte sie mich, meine Entscheidungen mit viel Sorgfalt zu fällen und mein Herz dabei nicht außer Acht zu lassen.

„Wissen mag Macht sein, doch kann das Herz dieser Macht widerstehen, wenn es liebt.“

Auch mein Bruder war für mich da und brachte mich zum Lachen, wenn mir doch eher nach Weinen zu Mute da. Ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Er war mein Fels in der Brandung, meine Rettung, jedoch überstieg es seine Fähigkeiten meine Einsamkeit zu lindern.

„Lach doch mal, dann siehst du richtig hübsch aus. Eigentlich siehst du immer hübsch aus, selbst wenn du weinst. Ich hab dich lieb.“

Und dann war da noch Sai. Ich traf ihn das erste Mal als ich drei Jahre alt war. Er war über mich gestolpert, wie er es nannte. Er war mir komisch vorgekommen, jedoch nicht in dem Sinne von verdächtig oder verrückt.

Er war blass gewesen und hatte kränklich gewirkt. Er sah älter aus als er gewesen war. Seine schwarzen Haare waren lang und durcheinander gewuschelt. Seine Sachen waren verschlissen und verdreckt.

Er sah schon ein wenig bedrohlich aus, doch ich hatte keine Angst vor ihm.

Später erfuhr ich, dass er ein Freund von meinen Eltern war. Doch sie haben ihn nie wie einen einfachen Freund behandelt. Sie waren … eine Familie. Als ob sie zusammengehören müssten. Es war einfach ein tolles Gefühl, wenn Sai da war.

Von da an war Sai einfach Onkel Sai. Ich nannte ihn immer so, denn er war einfach mein Onkel. Nie hatte mich jemand daran gehindert, also sagte ich es einfach und Sai hat es Spaß gemacht, so genannt zu werden.

„Es gibt mir das Gefühl, eine Familie zu haben und das macht mich einfach glücklich. Dadurch hab ich das Gefühl, dass mich mehr mit euch verbindet als bloß eine einfache Freundschaft.“

Sai´s Gegenwart war einfach angenehm. So konnte ich meine Probleme vergessen, denn oft erzählte mir Sai Geschichten, die meine Erwartungen und Vorstellungen überstiegen. Was Wahrheit oder Lüge war? Ich wusste es nicht, doch er brachte mich einfach zum Lachen.

Doch trotz der Wärme und Liebe, die meine Familie mir gab, fühlte ich mich einsam. Zu Hause war ich nie allein und auch nie einsam, doch sobald ich vor die Türe unseres Hauses ging, war es als betrete ich eine andere Welt. Eine Welt voller Kälte und Einsamkeit, doch allen voran Neid.

Andere Kinder mieden mich. Sie verspotteten mich aus einem Grund für den ich nichts konnte. Sie waren neidisch auf das, was ich an mir selbst am meisten verachtete.

„Da ist sie …“

„Die mit der Dämonenkraft …“

„Kein Wunder, dass sie so stark ist …“

„Letzte Woche hat sie einen der Älteren besiegt …“

„Sie ist gefährlich…“

Es war egal, wohin ich kam, immer spürte ich die Blicke der anderen Kinder auf mir, wie sie mir neidisch hinterher sahen. Sie waren so anders, als die Blicke, der Erwachsenen, die große Erwartungen von mir hatten. Erwartung, bei denen ich das Gefühl hatte erdrückt zu werden. Alle waren der Meinung, dass ich alles im Nun bewältigen würde, schließlich besaß ich ja dieses wundervolle und machtvolle Kraft.

Besonders mein erster Lehrer war der Meinung, dass egal was man mir für Aufgaben geben würde, dass ich diese zu vollsten Zufriedenheit lösen bzw. ausführen würde. Ich mochte ihn nicht, denn er war ein Angeber und wollte auch mich nur für seine Zwecke verwenden.

Ständig rief er mich auf und ließ mich irgendwelche Sachen vor der Klasse machen, egal ob ich eine der Ninjaregeln aufsagte oder einfach demonstrieren sollte, wie man denn ein Kunai im richtigen Winkel wirft. Es war egal, was die anderen machten, ich war immer die Erste, die er drannahm. Ich hasste es, jedoch gab ich mir Mühe. Ich wollte alles richtig machen, denn meinen Eltern wollte keine Schade bereiten. Sie hatten selbst genügend Stress, da brauchten sie sich nicht auch noch meine Sorgen anzuhören. Jedoch sahen die Kinder in meiner Klasse, dass alles ganz anders. Sie bezeichneten mich als „Lehrerliebling“ oder „Streberin“. Jeder ging mir als dem Weg, keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Ich hasste die Schule.

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange dies noch so ging. Zwei Jahre? Drei Jahre? Es ist egal. Mir war alles egal geworden. Die Schule war und blieb mein Feind. Jeden Morgen kostete es mich unglaublich viel Überwindung überhaupt aus dem Haus zu gehen. Schon allein bei dem Gedanken an die Schule ging es mir schlecht.

Doch war ich da nicht Einzigste, der es so ging. Auch Kotaru machte die gleichen Erfahrungen wie ich. Kinder können niedlich sein, jedoch auch unglaublich grausam. In unserem Fall waren sie grausam. Wir wurden gemieden und verachtet.

Die Hoffnung, dass es eines Tages anders sein würde, hatten sowohl Kotaru als auch ich längst aufgegeben. Eine Rettung gab es nicht. So hielten wir einander fest, um in dem Meer aus Neid und Verachtung, dass uns entgegengebracht wurde, nicht unterzugehen.

Jeden Tag schlugen wir eine Schlacht, die man nicht sah und jeden Tag entkamen wir nur knapp einer Niederlage.

Unseren Eltern sagten wir nichts davon, auch wenn ich oft das Gefühl hatte, dass Mutter mir mit besorgten Blicken hinterher sah. Auch in Vaters Augen konnte man die stille Sorge erkennen, die er aber nicht aussprach. Beide sprachen uns nicht an, denn sie wollten, dass wir selber darüber sprachen. Doch das taten wir nicht. Sonst teilten Kotaru und ich alles mit unseren Eltern außer dieser einen Sache. Es war etwas, was Kotaru und ich allein austragen mussten.

Wir gingen weiter zur Schule ohne zu murren und ertrugen den Alltag, der sich auf einmal plötzlich wendete. Seit dem Tag, als er in die Klasse kam.

Sein Name war Inoi Taka. Er war der Sohn eines großen Meisters und viel gesuchten Nuke-nins, der erst vor kurze Zeit zuvor es geschafft hatte, in unserem Dorf aufgenommen zu werden. Ich hatte Vater bereits über ihn reden hören und auch über seinen Sohn.

Der Vater war bereits sehr bekannt unter den Nuke-nin, doch sein Sohn stand ihm in Nichts nach. Er galt als Genie und wurde auch als solches gefeiert.

Damals war ich endlich meine Rolle als Lehrers Liebling los, denn Inoi passte perfekt in diese Rolle und scheinbar hatte er auch Spaß dran. Mir machte es nichts aus, denn ich war einfach nur froh, die Rolle los zu sein. Ich schöpfte Hoffnung, dass es nun besser werden würde, jedoch war dem nicht so. Die Kinder mieden mich weiterhin und redeten über mich als wäre ich ein Monster.

So schnell wie meine Hoffnung kam so ging sie auch wieder. Einsamkeit und Traurigkeit machten sich noch mehr bemerkbar und ich begann mich in mein Training mit meinem Bruder und Vater zu stürzen.

Damals hatte mein Vater begonnen, wenn er zu Hause war, mich und meinen Bruder zu trainieren. Doch selbst wenn er nicht da war, trainierten wir. Oft war es auch so, dass wir ohne Rücksicht auf Verlust gegen einander kämpften. Es war unsere Art mit dem Schmerz, der uns quälte umzugehen. Jeden Tag aufs Neue legten wir uns miteinander an und brachten unsere Mutter zum Verzweifeln. Es verging kein Tag, an dem sie uns nicht verarztet oder irgendwelche Verletzungen heilte. Es war zu dieser Zeit auch das erste Mal, dass sie uns fragte, ob wir Sorgen hätten.

Ich sah ihr bloß in die Augen. Es brachte nichts zu lügen, denn sie wusste, dass ich lügen würde. Meine Entschlossenheit war stark. Ich wollte es ihr nicht sagen und sagte ihr auch nicht die Wahrheit, denn hätte ich sie ihr gesagt, wäre die Situation für mich und Kotaru nur noch schlimmer geworden. Beide schüttelten wir stumm den Kopf und liefen dann schweigend aus dem Zimmer, dem besorgten Blick unserer Mutter waren wir uns bewusst. Jedoch ignorierten wir es.

Doch bald darauf sollten wir schon merken, dass wir ihre Blicke nicht ignorieren sollten noch es konnten. Wir verletzten sie durch unser Verhalten und gerade das hatten wir nicht gewollt.

In der Schule wurde es nicht besser, sondern immer schlimmer. Es war inzwischen normal geworden, dass man nicht mehr hinter vorgehaltener Hand über uns sprach, sondern laut. Es gab niemanden, der das nicht tat, außer einer einzigen Ausnahme – Inoi Taka.

Nie hatte ich gehört wie er uns beschimpfte oder über uns lästerte, jedoch hatte er nie Partei für uns erhoben. Er hielt sich aus allem raus und war still, selbst dann wenn er von einer Traube schnatternder Mädchen umgeben war. Er war sehr beliebt, sowohl bei den Mädchen wegen seines Aussehens als auch bei den Jungen wegen seines Könnens. Er war immer in Begleitung, doch wirkte er nicht glücklich.

Zu jener Zeit verspürte ich das erste Mal Eifersucht. Eifersucht darauf, dass er es so einfach hatte und nicht drüber glücklich war. Ich wäre glücklich gewesen. Zu gerne hätte ich damals mit ihm getauscht.

Das solche Beliebtheit auch seine Schattenseiten haben konnte, war mir nicht bewusst. Für mich war das Ganze eine andere Welt, die in meinen Augen Glanz und Geselligkeit bedeutete und wo keine Einsamkeit war. Doch war Inoi in Wirklichkeit der Einsamste von uns allen.

Aber um das zu begreifen, musste man es auch verstehen. Ich verstand nicht, jedoch sollte ich es bald darauf verstehen.

Mein Vater meinte bloß, dass er Gäste zum Abendessen mitbringen würde, was für uns nichts Neues war. Damals war mein Vater meistens damit beauftragt sich um die Neuankömmlinge im Dorf zu kümmern und sie einzuweisen. Oft brachte er sie deshalb zum Abendessen mit.

Meist waren es recht angenehme Abende, denn Mutter und auch Vater verstanden es die Atmosphäre aufzulockern und ein wenig Humor in die Runde einzubringen.

Als Vater von den Gästen sprach, dachte ich mir nichts dabei. Es war nun mal was Normales.

Aber als dann Inoi vor mir stand, war es nichts Normales mehr. Ich hatte nicht im kleinsten Moment daran gedacht, dass auch Inoi neu im Dorf war. Es war wie ein Schlag ins Gesicht ihn zu sehen und auch die Umstehenden mussten gemerkt haben, dass ich blass geworden war. Der Einzigste der unberührt blieb, war Inoi selber. Er sah mich einfach nur an, was für mich schon zu viel war. Ich senkte den Blick und wagte es nicht wieder aufzublicken.

Ich konnte die fragenden Blicke meiner und seiner Eltern auf mir spüren, doch sagte noch bewegte ich mich, deshalb ließen sie es darauf beruhen und führte ihr Begrüßung und Vorstellung weiter fort, bis die Reihe an mir war. Ich sah zwar auf, doch konnte ich weder Inoi noch seine Eltern ansehen, weshalb mein Blick an einem Fleck über der Türe hängen blieb, den ich fixieren konnte.

Erleichterung durchströmte mich, als ich meinen Teil beendet hatte und auch Kotaru fertig war, sodass alle ins Wohnzimmer gingen. Ich ging einen Schritt zur Seite, sodass alle an mir vorbei gehen konnten, blieb jedoch stehen. Irgendwann war ich dann allein, jedenfalls glaubte ich das.

Ich schrak hoch, als jemand meine Hand berührte. Es war Kotaru, der mit besorgten Augen zu mir aufsah.

„Was ist los, O-nee-san?“

O-nee-san nannte mich Kotaru nur, wenn er sich ernsthafte Sorgen um mich machte. Er war zwar ein Jahr jünger als ich, jedoch stand er mir in nichts nach. Wir waren beide auf dem gleichen Stand und bereits damals bewies Kotaru, dass er eine unglaublich gute Beobachtungsgabe hatte. Etwas vor ihm zu verheimlichen war schwer und es zu leugnen war nahezu unmöglich.

Er wusste, dass etwas nicht stimmte und ich konnte es nicht verheimlichen, dennoch log ich. Ich wollte es ihm nicht sagen, obwohl er der Menschen war, dem ich immer alles sagte. Doch diesmal war es einfach anders.

„Schon gut. Ich komm gleich.“

„Wirklich?“

„Wirklich.“

Er nahm es mir nicht ab, aber bohrte nicht weiter nach. Dennoch warf er mir einen besorgten Blick zu, bevor im Wohnzimmer verschwand.

Ich hingegen ging am Wohnzimmer vorbei und lief den Flur entlang, bis ich zu der großen Schiebetüre kam, durch die ich in den Garten gelangen konnte. Vorsichtig schob ich sie zur Seite und trat hinaus.

Der lauwarme Wind des Frühlings schlug mir entgegen und wehte meine Haare aus dem Gesicht, während ich versuchte meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Neid, Wut, und Überraschung beherrschten mich. Neid auf Inoi, Wut auf die Welt und Überraschung über mich selbst. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich ihn nicht einmal kommen gehört hatte. Erst als er zu mir sprach, nahm ich ihn wahr.

„Sag mal, wo ist denn die Toilette?“

Zum zweiten Mal an diesem Abend fuhr ich hoch und sah ihn erschrocken an, wie er dastand. Er wirkte wie ein Gespenst so blass wie er war. Sein dunkles Haar und Augen verstärkten diesen Eindruck noch mehr. Was mich jedoch am meisten verwirrte war sein einsamer Blick. Wie konnte denn jemand, der solch ein Leben führte, denn einsam sein?

„Ähm … den Gang hinter rechts.“

„Danke.“

Aber er ging nicht, sondern blieb stehen und sah mich an. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, die verging, in der weder ich mich noch er sich rührten. Wir standen einfach still gegenüber. Als er dann endlich was sagte, kam es mir so vor, als wären Stunden vergangen.

„Kannst du mich nicht leiden?“

„Ja.“

Ohne Nachzudenken sagte ich es einfach. Es war mir egal, was ich da sagte, alles was zählte, dass ich es gesagt hatte. Ich hatte gesagt, was mir schon so lange im Kopf herum ging, was aus meinem Herzen sprach. Ich hatte es gesagt, doch machte es ihm wohl nichts aus, denn er ging einfach nicht. Er stand da, wo er auch zuvor gestanden hatte.

„Und warum kannst du mich nicht leiden?“

Dies verschlug mir die Sprache. Nie hatte jemand nach einem Grund gefragt. Warum? Weil ich noch nie etwas begründen musste. Der Lehrer in der Schule wollte nur antworten, keine Begründungen. Meine Mitschüler redeten nicht mit mir, was sollte man da also begründen? Und meine Familie? Wir verstanden uns auch so, da waren Begründungen überflüssig.

„Weil …“

Wie sagte man sowas?

„Weil ich nicht verstehen kann, warum du dein Leben nicht magst.“

Es war das erste Mal, dass ich ihn erstaunt sah. Es war nur eine kurze, winzige Regung gewesen, jedoch hatte ich sie gesehen.

„Du bist die Erste, die das sieht. Woran hast du es erkannt?“

Woran? Weil ich er sein wollte. Ich wollte sein Leben, seine Situation und Position. Ich wollte die Einsamkeit loswerden, doch sowas konnte ich nicht zu ihm sagen. Stattdessen stellte ich ihm eine Frage.

„Warum magst du es nicht?“

Er seufzte und blickte mich an und wiederrum nicht. Er sah durch mich hindurch.

„Weil es ein einsames Leben ist.“

Als er diesen Satz aussprach, setzte es bei mir aus. Was wusste er denn von einem einsamen Leben?

„Was weißt du denn schon davon? Du hast immer Leute um dich herum, die dich mögen und mit dir zusammen seinen wollen im Gegensatz zu mir. Sie mögen dich. Mich nicht. Sie reden mit dir. Mit mir nicht. Sie spielen mit dir. Mit mir nicht. Sie achten dich. Mich verachten und meiden sie. Was weißt du denn von der Einsamkeit?“

Schweigen hing in der Luft. Erst da wurde mir bewusst, dass mir die Tränen in die Augen gestiegen waren. Schnell wischte ich sie weg, doch sie hörte nicht auf über meine Wangen zu laufen. Auch der Schmerz in meinem Herzen hörte nicht auf.

„Glaubst du nur durch die Anwesenheit anderer Leute ist man nicht einsam?“

Verwirrt blickte ich ihn an. Ich verstand nicht, was er mehr wollte. Sein Leben war doch schön.

„Was willst du mehr?“

„Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.“

Ich verstand es nicht und er sah es.

„Die anderen tänzeln doch nur um mich herum, weil sie der Meinung sind, dass sie dann selber besser dastehen. Sie mögen nicht mich selbst, sondern nur das, was ich machen kann. Keiner von ihnen ist ehrlich zu mir. Keiner bringt mir Aufrichtigkeit entgegen. Sie wollen alle nur was. Glaubst du das ist ein tolles Leben?“

„Nein.“

Dennoch war ich verwirrt.

Er warf mir einen Blick noch zu, bevor er dann endlich ging und mich mit meinen Gedanken allein ließ.

Den Rest des Abends schob ich Übelkeit und Unwohlsein vor, damit ich mich auf mein Zimmer zurückziehen konnte. Ich wollte Inoi nicht mehr sehen. Er sollte meine Welt nicht noch mehr durch einander bringen als sie eh schon war.

Doch er brachte sie immer mehr durcheinander und vielleicht war dies auch gut so. Ich wäre sonst nicht die geworden, die ich nun bin.

Schon am Tag drauf begann er mich zu verblüffen.

Ich war es nicht gewohnt mit anderen außer Kotaru zur Schule zu gehen. Es war für mich und Kotaru selbstverständlich von den anderen gemieden zu werden, umso mehr überraschte mich der Zuruf meiner Mutter.

„Beeil dich Kushina, du wirst abgeholt.“

Ich weiß noch, wie ich in meiner Bewegung innehielt und erstarrte. Eine Tasse fiel klirrend zu Boden. Meine Hand war schwach geworden, zu schwach um sie zu halten. Alleine dieser eine Satz hatte meine gewohnte Welt aus den Fügen geworfen.

Ich drehte mich nur langsam um. Meine Mutter stand in der Türe zu unserer Küche und hinter ihr stand Inoi.

Er sah mich an und ich ihn. Die Welt um mich herum existierte in jenem Moment nicht. Ich sah nur ihn und wollte es nicht glauben. Selbst die Worte meiner Mutter über ich, als sie fragte, ob alles in Ordnung sein.

Abwesend nickte ich nur, ich sah nicht an. Ich sah nur Inoi an.

Er überraschte mich wieder und dies ärgerte mich. Warum ließ er mich nicht in Ruhe?

Wahrscheinlich hätte ich noch eine halbe Ewigkeit dagestanden und Inoi angesehen, wenn meine Mutter nicht Kotaru, Inoi und mich zur Türe hinaus geschoben hätte. Da blieb mir nichts anderes übrig als mit ihm zur Schule zu gehen.

Wir gingen schweigend. Ich wollte nicht mit ihm reden. Ich wusste auch nicht über was wir hätten reden sollen.

Natürlich verursachte unser gemeinsames Eintreffen in der Schule für riesen Tumulte. Besonders die Mädchen regten sich darüber auf. Kaum war Inoi über die Schwelle der Schule getreten, hatte sie ihn bereits am Arm gepackt und zogen ihn von Kotaru und mir weg. Es war als hätten wir eine ansteckende Krankheit.

Es dauerte nicht lange, dann stand Kotaru und ich wieder alleine auf dem Flur. Es war nichts anders als zuvor.

Das dachte ich jedenfalls.
 

Ich hasste das Training mit den Kunais, weil wir immer mit einem Partner zusammenarbeiten mussten. Eigentlich war es einfach, nur eine einfache Partnerarbeit. Ich war da die Ausnahme – mit mir wollte niemand arbeiten. Von daher blieb ich immer übrig und durften deswegen mit meinem Lehrer üben.

Ich weiß nicht, ob sich das auf meinem Umgang mit den Kunais gut ausgewirkt hat. Ich habe es nie gemocht, ´wegen dem Lehrer. Ich mochte ihn nicht. Wenn er meine Abneigung ihm gegenüber bemerkt hatte, dann versteckte er es gut oder er war einfach blind gewesen.

Als er an diesem Tag sagte, wir sollen uns in Zweierteams aufteilen, war mir eigentlich klar, was passieren würde. Ich dachte, es würde das Gleiche herauskommen wie sonst auch. Doch da war wieder Inoi.

Er stand plötzlich vor mir und ergriff meine Hand. Ich war zu perplex und zu überrascht, um mich wehren geschweige denn etwas sagen zu können. Er hielt meinen Arm in die Luft und blickte zu unserem Lehrer.

„Kushina und ich sind ein Team.“

Auf einmal war es totenstill auf dem Sportplatz. Alles sahen uns an und ich kam nicht drumherum rote Ohren zu bekommen. Sie waren alle sprachlos, selbst der Lehrer. Doch Inoi kümmerte das nicht.

Stattdessen nahm unsere Arme wieder herunter und zog mich dann hinter sich her, damit wir mit unsere Training beginnen durften. Noch immer schwiegen alle hinter uns. In jenem Moment hatte ich mir nichts Sehnlicheres gewünscht, als im Boden zu versinken.

Der Rest des Tages verlief relativ ruhig, für meine Begriffe. Von Niemanden wurde ich beleidigt, niemand stellte mir ein Bein, ich wurde in keinster Weise schikaniert, wie es sonst war. All dies verdankte ich nur Inoi und immer und immer wieder ging mir diese eine Frage durch den Kopf.

„Warum?“
 

Ich verließ als Letzte das Klassenzimmer. Es war ruhig auf dem Schulflur. Die anderen Kinder waren regelrecht aus dem Zimmer gerannt, als der Unterricht zu Ende gewesen war. Auch Inoi war verschwunden, jedenfalls hatte ich ihn nicht mehr gesehen.

Dennoch war er noch da. Er stand an der Tür zum Schulgebäude und wartete auf mich. Als ich kam, sah er bloß kurz auf, bevor er mir die Hand entgegen streckte. In der Hand hielt er einen Apfel, den ich ihm abnahm.

Meine Stimme klang heiser, als ich „Danke“ sagte.

Er nickte einfach nur und ging, während ich stehen blieb und ihm nachsah. Am Tor drehte er sich nochmal um.

„Kommst du?“

Eine Augenblick zögerte ich, doch dann rannte ich zu ihm. Irgendwie fühlte es sich gut und richtig.
 

Nachdenklich betrachtete ich den Apfel in meiner Hand, während wir neben einander herliefen. Ich verstand das Ganze immer noch nicht. Warum tat er das für mich?

„Du kannst den Apfel essen. Ich hab ihn nicht vergiftet.“

Es waren die ersten Worte, die er an diesem Tag an mich richtete. Kurz sah ich ihn an, bevor ich meinen Blick wieder nach vorne richtete.

„Warum?“

„Warum ich den Apfel nicht vergiftet habe?“

„Nein.“

„Dann warum was?“

Wieder sah ich ihn an und bemerkte, dass er auch mich ansah.

„Warum bist du so nett zu mir?“

Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

„Warum nicht?“

„Warum?“

Wieder seufzte er.

„Du bist ziemlich neugierig. Vielleicht weil du mir ähnlich bist.“

„Ähnlich?“

„Du bist einsam.“

Bei der Antwort lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Er hatte Recht, ich war einsam. Es war eine Einsamkeit, die selbst meine Familie nicht wettmachen konnte. Mir fehlte etwas im Leben, etwas Entscheidendes. Ich hatte keine Freunde.

Nie hatte jemand mit mir spielen oder zusammen sein wollen. Egal was ich getan oder versucht hatte, am Ende war das Ergebnis das Gleiche wie immer gewesen – ich war allein.

„Ich bin bei dir, damit du nicht allein bist.“

Er hatte meine Hand genommen. Seine war warm, meine hingegen eiskalt.

„Ich bin bei dir, weil ich verstehe wie es dir geht. Ich möchte dein Freund sein. Willst du nicht?“

Seine Worte waren wahr und ernst gemeint. Er wollte wirklich mein Freund sein. Der Wunsch, den ich vor aller Zeit bereits aufgegeben hatte, wurde plötzlich wahr. Ich hatte einen Freund, meinen ersten Freund.

Auch wenn ich damals schon die Regeln kannte, so weinte ich doch. Ich wusste nicht warum ich weinte, doch sie ließen sich einfach nicht aufhalten. Sie liefen mir über die Wange, während ich immer wieder darüber rieb, um sie weg zu wischen.

Ich gab Inoi an diesem Tag keine Antwort, doch er kannte sie trotzdem, denn ich fügte mich ihm. Er nahm mich in den Arm und hielt mich eine Weile fest. Danach brachte er mich nach Hause und winkte mir zum Abschied.

Es war das erste Mal, dass ich mit Vorfreude auf den nächsten Tag ins Bett ging.
 

Von diesem Tag an waren wir dann Freunde. Anfangs sprachen wir nicht viel, doch trotzdem verstanden wir uns. Es war wie ein stilles Übereinkommen.

Jeden Tag holte er Kotaru und mich ab und gemeinsam gingen wir nach Hause. Mit Kotaru verstand er sich auf Anhieb und es dauerte auch nicht lange, bis die Beiden anfingen miteinander zu trainieren. Bei mir war es anders. Ich konnte nicht so einfach über meinem Schatten springen, dazu waren die Wunde, die sich tief in mein Innerstes über die Jahre gegraben hatte zu schmerzhaft. Ich vertraute ihm einfach noch nicht, doch nach und nach ließ es nach.

Kotaru vertraute Inoi vom ersten Augenblick an, etwas wofür ich ihn beneidet hatte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er ein Junge war und das sonnigere Gemüt von uns beiden hatte.

Es war auch nicht selten, dass Inoi nun bei uns schlief. Er teilte sich dann immer das Zimmer mit Kotaru und es verging keiner seine Besuch, wo die Beiden nicht vollkommen verschmutzt aus dem Garten kamen.

Vater lachte darüber und auch Mutter lächelte einfach nur.

Und ich? Ich fühlte mich wohl. Inoi behandelte uns wie normale Menschen. Wir waren nichts Besonderes, wir waren einfach … wir.

Selbst die Schule wurde erträglicher und auch immer besser. Nach und nach begannen die Mitschüler mit mir zu sprechen und wollte auch im Team mit mir arbeiten. Mir war klar, woran das lag. Anfangs ging es ihnen doch nur um Inoi, jedoch begann mit der Zeit die vorgespielten Gefühle zu ernsten zu werden.

Meine Unbeliebtheit verlor sich. Ehe ich mich versah hatte ich plötzlich Freunde, denen ich auch wirklich vertrauen konnte. Ich tat es auch, dennoch verbrachte ich die meiste Zeit mit Inoi und Kotaru, die mir trotz allem noch immer am nächsten standen.

Wir waren ein Trio, was seinesgleichen suchte. Jedenfalls war das die Meinung meines Vaters. Oft half er uns beim Training und verbesserte uns, wenn es nötig war.

Ich liebte die Zeit, so wie sie war. Und dies setzte sich auch fort, als Mikoto zu uns stieß.
 

Die Mitglieder unseres Dorfes hatten alle ein Haus im Dorf, jedoch hieß es nicht, dass sie auch unbedingt dort lebten. Viele Missionen nahmen mehrere Jahre zu Anspruch und es kam nicht selten vor das manches Haus ein paar Jahre leer stand.

So war es auch bei Itachi Uchiha, meinem späteren Sensei. Ich hatte ihn nur selten gesehen, bevor er an jenem Abend plötzlich vor der Türe unseres Hauses stand. Ich öffnete ihm und blickte ihm direkt in die roten Augen, die vollkommen leer waren.

Diese Leere jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken und sofort trat ich einen Schritt zurück.

Itachi trat ein und betrachtete mich weiter, dass es mir richtig unwohl wurde. Sein Blick hing an mir und wieder wich ich zurück. Noch nie hatte ich solch eine Angst verspürt wie in jenem Moment.

„Itachi.“

Ich war erleichtert, die Stimme meines Vaters zu hören, denn sie lenkte die Aufmerksamkeit von Itachi auf meinen Vater. Er drehte sich um zu meinem Vater, der erst fragend dastand. Jedoch wurde er leichenblass als er Itachis Gesicht sah.

„Was ist passiert?“

Er schwieg und sagte nichts. Ich dachte schon, er wolle nichts mehr sagen, doch dann durchbrach seine tiefe, brüchige Stimme die Stille.

„Isami, sie ist tot.“

Der Mund meines Vaters öffnete sich, doch es kam kein Wort heraus, sodass er ihn wieder schloss. Auch die Augen schloss er und schüttelte er den Kopf, als ob er sich dagegen wehrte, dass das ebengesagte zu seinem Gehirn gelangte, um es wahrhaben zu können. Er wehrte sich gegen die Realität, doch musste er einsehen, dass dies nicht ging.

„Es tut mir leid.“

Itachi sagte nichts weiter dazu, sodass mein Vater weitersprach.

„Was ist mit Mikoto?“

„Deswegen bin ich hier.“
 

Mehr bekam ich von diesem Gespräch nicht mit. Mein Vater schickte mich und Kotaru fort auf unsere Zimmer. Wir kamen diesem Befehl sofort nach, auch wenn es uns brennend interessierte, was eigentlich los war.

Als ich an diesem Abend zu Bett ging, war ich mir sicher, dass sich mein Leben wieder ändern würde. Etwas hatte begonnen, da war ich mir sicher. Woher ich diese Sicherheit nahm – ich weiß nicht. Vielleicht war es das, was man einfach als weibliche Intuition bezeichnete.

Und diese wurde bereits am nächsten Morgen verstärkt, als meine Mutter Kotaru und mich bat die Nacht bei Inoi zu verbringen. Warum sagte sie mir da noch nicht, doch es war ihr ernst und Kotaru noch ich wollte es auf eine Diskussion ankommen lassen. Wir gingen.

Inoi freute sich darüber, dass wir bei ihm schlafen würden. Er war ein Einzelkind und deshalb mochte er unsere Gesellschaft umso mehr, auch wenn er sich durch nichts anmerken ließ. Ich wusste es trotzdem, weil seine Mutter es mir anvertraut hatte. Im ersten Moment hatte es mich erröten lassen, doch machte es mich doch sehr stolz.

Als wir bei Inoi waren, vergaß ich, was am Abend zuvor gewesen war, doch änderte sich das sofort als mein Vater bei Inois Zuhause auftauchte. Er beredete kurz etwas mit Inois Vater, der dann nickte. Mein Vater rief nach mir und folgte dann Inois Vater in ein kleines Zimmer.
 

Inois Vater ließ uns allein. Mein Vater wartete, bis er sich war, dass er wieder die Treppe hinunter gegangen war. Dann sah er mich an.

„Du erinnerst dich noch an Itachi.“

Ich nickte.

„Er hat dich und Mama hierher gebracht. Außerdem hat seine Frau Mama bei meiner Geburt geholfen.“

Mein Vater nickte, doch ich hatte das Gefühl, dass er mir nicht richtig zugehört hatte.

„Itachi hat eine Tochter, die etwa in deinem Alter ist. Sie wird eine Zeit lang bei uns wohnen.“

„Warum?“

Vater seufzte. Etwas machte ihm zu schaffen.

„Vor ein paar Tagen hat Itachi seine Frau verloren. Im Moment ist er überfordert mit der Situation. Auch seine Tochter hat sehr an ihrer Mutter gehangen. Ihr geht es im Moment sehr schlecht.“

Ich senkte den Kopf. Wie sich das Mädchen sich wohl fühlte, konnte ich mir nicht denken, doch wusste ich, dass sie sicherlich unter dem Tod ihre Mutter litt. Mir wäre es nicht anders gegangen, denn meine Mutter war für mich unersetzlich.

Von uns Kinder wird schon sehr zeitig erwartet, dass wir schnell begreifen wie ernst eine Lage sein könnte und musste darauf reagieren. Genau drauf hin wurden wir auch trainiert. In gewisser Weise hatte wie keine Kindheit und waren vielen anderen Kinder in vielen Dingen voraus.

Um ehrlich zu sein, waren wir eigentlich keine Kinder mehr, sondern vielmehr schon Jugendliche, auch wenn wir vom Alter her Kinder waren.

Weder Vater noch Mutter hatte dies zuvor von mir oder Kotaru erwartet. Doch in dieser Nacht verlangte mein Vater alle Vernunft und alles Verständnis, was ich vorzuweisen hatte.

Ich sah wieder zu ihrem Vater auf.

„Soll ich mich ein wenig um sie kümmern?“

Mein Vater lächelte ein wenig gequält.

„Du bist ganz meine Tochter. Sie heißt übriges Mikoto.“
 

Doch war so etwas leichter als gesagt, denn Mikoto war sehr verschlossen. Ich bemerkte es sofort, als ich am nächsten Tag nach Hause kam. Sie war allein in der Küche, als ich dazu kam. Ihr Blick war dem ihres Vaters so gleich. Leer und kalt.

„Hallo.“

Sie sagte nichts auf meinem Gruß, sondern drehte sich weg. Ich gab jedoch nicht auf.

„Ich heiße Kushina und wohne hier im Haus. Freut mich dich kennen zu lernen.“

Daraufhin drehte sich Mikoto wieder um und kam auf mich zu. Ich dachte schon, sie wolle die ausgestreckte Hand, die ich ihr entgegenhielt, nehmen. Doch es kam anders. Sie blieb vor mir stehen und schlug meine Hand weg.

„Lass mich in Ruhe.“

Und dann ging sie an mir vorbei.
 

Dies war nur der Anfang. Ich gab mir alle Mühe, doch es brachte nichts. Mikoto blockte jeden Annährungsversuch ab. Sie wurde mit jeden Tag noch verschlossener und ich mit jedem Tag deprimierter. Egal was ich versuchte, es war sinnlos.

Dennoch gab ich nicht auf. Sie war einsam, dass konnte man sehen. Jedoch wollte sie keine Hilfe annehmen, um dieser Einsamkeit zu entkommen.

Ich bin froh, dass damals immer Kotaru und Inoi mir zur Seite standen. Sie machten mir Mut. Besonders Inoi stand mir zur Seite. Oft hatten wir auf dem Dach des Hauses gesessen und geredet. Obwohl ich eher geredet hatte und er mir zuhörte. Wenn ich dann irgendwann fertig erzählt hatte, lächelte er einfach und meinte, ich würde es schon schaffen.

Doch allmählich gingen mir die Ideen aus.

Jedoch war es letztendlich der Zufall, der mir half.
 

Mikoto musste wie auch wir zur Schule gehen. Sie war dort wegen ihres überheblich rüberkommenden Auftretens bei manchen Schülern nicht besonders beliebt, andere vergötterten sie geradezu, weil dies als cool galt. Mikoto interessiert dies jedoch nicht sonderlich, sie machte eh was sie wollte.

So auch an diesem Morgen.

Unser Dorf war umgeben von einem riesigen Wald. Unter den Menschen die außerhalb des Waldes wohnten und nichts von dem Dorf wussten, ging das Gerücht, dass Dämonen dort lebten. Dem war aber nicht so, dennoch war der Wald nicht gerade ungefährlich.

Wer sich nicht dort auskannte, verlief sich schnell im dichten Dickdicht oder stürzte von den Hängen herab. Es war nicht ungefährlich. Man musste vorsichtig sein.

Doch Mikoto war es nicht gewesen und das hätte ihr beinahe das Leben gekostet.

An diesem Morgen hatte uns die Gruppe der Heiler, die unter dem Befehl meiner Mutter stand gebeten frische Heilkräuter im Wald zu sammeln und ins Dorf zu bringen. Unser Lehrer sah dies als gute Gelegenheit uns mehr über die Heilkunst beizubringen.

Doch dafür sollten wir die Heilpflanzen, die es gab, besser kennen lernen. Deshalb sollten wir sie sammeln und uns später mit ihren Anwendungen beschäftigen.

Für dieses Unternehmen teilte er uns in mehrere Gruppen ein. Mikoto und ich bildeten ich ein Team, was ich als gut empfand, auch wenn ich mich nicht wirklich darüber freuen konnte. Die letzten Tage mit Mikoto hatten meinem Optimismus einen ganz schönen Dämpfer versetzt. Mikoto schien nicht begeistert über diese Einteilung zu sein, doch sagte sie nichts.

Gemeinsam machten wir uns auf die Suche – schweigend. Sie wollte nicht reden und mir fiel nichts ein, was ich erzählen konnte. Ich hatte schon so viel versucht, doch nichts schien sie zu interessieren oder sie wollte es nicht hören.

Wir entfernten uns immer weiter von unserem Lehrer und liefen tiefer in den Wald.

Plötzlich blieb sie stehen und bückte sich. Ich beugte mich zu ihr herab. Sie hatte eine der Heilpflanzen gefunden.

„O toll, du hast die Mirashblume gefunden.“

Sie sagte nichts, doch ihre Hand verkrampfte sich um die Blume, die sie in der Hand hielt. Plötzlich holte sie aus und warf mir die Blume mitten ins Gesicht.

„HÖR ENDLICH AUF, MIR HINTERHER ZU LAUFEN. ICH KOMME GUT ALLEINE ZU RECHT. ICH BRAUCHE NIEMANDEN.“

Ihre Stimme dröhnte mir in den Ohren und ihre wütenden Augen schienen mich zu verschlingen. Ihr Gesicht war wutverzerrt.

„WARUM LÄUFST DU MIR NACH, OBWOHL ICH DICH IMMER WIEDER ABWEISE.“

Ich sah sie an und hielt ihrem Blick stand.

„Weil du einsam bist.“

Sie erstarrte für einige Augenblicke, bevor sie sich einfach umdrehte und davonrannte. Ich rannte ihr hinterher. Ich ignorierte den Schmerz der Dornen und Ranken, die meine Sachen zerrissen und sich in meine Haut gruben.

Ich lief Mikoto hinterher, dies sich immer weiter in das tiefe Dickdicht kämpfte.

Angst überkam mich.

Es war uns verboten dorthin zu gehen. Es war nicht nur zu weit vom Dorf entfernt, sondern es gab dort auch viele steile Hänge, die man im ersten Moment übersah, weil Büsche diese gut versteckten. Nur wer sich wirklich dort auskannte, ging dorthin.

Doch Mikoto kannte sich dort nicht gut aus. Sie war erst von wenigen Tagen ins Dorf gekommen.

„MIKOTO, BLEIB STEHEN. LAUF NICHT WEITER.“

Meine Worte waren gut gemein, doch löste sie bei Mikoto genau das Gegenteil aus. Sie beschleunigte ihr Tempo noch mehr und rannte auf eine Reihe Büsche zu. Sie stürmte auf sie zu und verschwand in ihnen.

Alles kam so, wie ich es befürchtet hatte.

Ihr Schrei schallte durch den Wald.

Ich rannte auch auf die Büsche zu, jedoch lief langsamer hindurch als Mikoto und entdeckte so den steilen Abhang. Ich musste keuchen, als ich sah wie tief es dort hinab ging.

Kurz wurde mir schlecht, bei dem Gedanken, dass Mikoto den Abhang hinab gestürzt war. Doch dann entdeckte ich sie, wie sie an dem Abhang an einer Wurzel bammelte. Sie hatte es geschafft, sie an ihr festzuhalten.

Sofort warf ich mich zu Boden und hangelte mich über den Abhang vorsichtig herab, sodass ich sie erreichen konnte, um ihr hoch zu helfen. Sie hing etwas mehr als die Hälfte meiner Körpergröße unter mir.

Ich glaubte fest daran, dass ich es schaffen konnte.

„Mikoto, gib mir deine Hand.“

Sie sah zu mir auf. In ihren Augen standen Angst und Furcht.

„Dann fällst du auch.“

„Nein, werde ich nicht.“

„Du bist wahnsinnig.“

„Dann bin ich es halt.“

Die Wurzel an der sich Mikoto festhielt krachte verräterisch. Sie würde nicht mehr lange halten. Um noch Hilfe zu holen, war es bereits zu spät. Ich wusste, dass die Wurzel jeden Moment abbrechen konnte.

„Nimm mein Hand, oder du wirst dein blaues Wunder erleben, dass verspreche ich dir. Und eine Uzumaki hält ihr Versprechen, echt jetzt.“

Mikoto sah mir in die Augen. Ich weiß nicht, was sie damals in meinen Augen gesehen haben mag, doch was immer es gewesen sein mag, es brachte sie dazu meine ausgestreckten Hände zu ergreifen.

Keinen Augenblick zu spät, denn bereits wenige Sekunden später, stürzte die Wurzel in die Tiefe. Mikoto hielt sich an meinen Händen fest und ich versuchte sie hoch zu ziehen, jedoch war dies schwieriger als ich mir vorgestellt hatte. Statt Mikoto hoch zu ziehen, rutschte ich immer weiter ab.

Verzweiflung machte sich in mir breit. Ständig wünschte ich mir, dass Kotaru, Inoi, Mutter oder Vater kommen würden. Es war mir scheißegal, wer kam, solange jemand kommen würde, der uns helfen würde. Doch umso verzweifelter ich es mir wünschte, umso mehr rutschten wir ab.

Ich konnte Mikotos Wimmern hören, sie hatte Angst. Ich hatte auch Angst, doch ich wollte noch nicht aufgeben. Ich kämpfte um jeden Zentimeter, doch es war sinnlos.

Ich konnte uns nicht mehr halten und wir fielen nach vorne herab. Ich schloss die Augen, doch wir fielen nicht weiter. Warme Arme hielten mich an meiner Hüfte umschlossen und zogen an mir.

„Nicht aufgeben Kushina.“

Erleichterung durchströmte mich.

Inoi.

„Shina-chan halt Mikoto fest.“

Kotaru.

„Wir ziehen euch jetzt hoch.“

Vater.

Sie waren gekommen, um uns zu retten. Nach und nach ging es aufwärts.

Ich sah zu Mikoto, die auch mich ansah. Ich fing an zu lächeln.

„Siehst du, alles wird gut.“
 

Was danach passierte weiß ich nicht mehr so genau. Irgendwie zogen die weiteren Geschehnisse an mir vorbei, ohne dass ich sie noch wirklich wahrnahm. Ich erinnere mich noch an die Umarmung von Kotaru und Inoi, die mich sofort in den Arm nahmen, als sie mich hochgezogen hatten. Auch Vater hatte mich umarmt und mich fester an sich gedrückt, als jemals zuvor.

Dann brachte sie uns zurück zum Treffpunkt, auch Mutter war dagewesen. Sie küsste mich auf die Stirn und versorgte meine und Mikotos Wunden. Noch immer hielten wir einander an den Händen fest. Wir hatten uns nicht mehr getrennt, seit Vater, Inoi und Kotaru uns den Hang hochgezogen hatten.

Das nächste, an was ich mich erinnerte, war dass ich in dem großen Bett meiner Eltern aufwachte. Irritiert hatte ich mich im Zimmer umgesehen, so gut es ging, denn es war Nacht. Durch das Fenster schienen der Mond und die Sterne herein.

Neben mir lag Mikoto, die tief und fest schlief. Eine ihrer Hände war mit einem festen Verband verbunden und ihr gesamtes Gesicht war mit Kratzern und Schürfwunden übersät.

„Ihr habt nochmal ganz großes Glück gehabt.“

Ich schrak hoch. Ich hatte meinen Vater nicht mit bekommen, der auf einem Stuhl im Schatten des Zimmers saß.

„Papa, wie … warum – warum warst du dort? Und Inoi? Und Kotaru?“

Ich konnte an der Silhouette meines Vaters erkennen, dass dieser mit den Schultern zuckte.

„Ich weiß nicht, was es war. Doch ich hatte das Gefühl gerufen zu werden, ohne dass ich etwas gehört habe. Erst dachte ich, es sei Einbildung, doch dann bin ich Kotaru und Inoi über den Weg gelaufen, die genau das Selbe gehört beziehungsweise erlebt hatte. Sie waren sich sicher, dass du sie zu Hilfe gerufen hättest.“

„Ich habe sie nicht gerufen, doch ich habe mir gewünscht, dass sie kommen würden.“

Mein Vater erhob sich und setzte sich zu mir aufs Bett. Er nahm mich wieder in den Arm.

„Manchmal gibt es Dinge, die uns unbegreiflich und wunderbar vorkommen. Ich denke, durch deinen starken Wunsch, dass wir bei dir sind, haben wir deine Stimme im Inneren hören können. Uns alle verbindet ein starkes Band, das wir durch das tiefe Vertrauen in die anderen geknüpft haben.“

Auch dies kam mir wieder zu wunderbar vor, um es zu glauben. Doch eigentlich war es mir egal, denn ich lebte und auch Mikoto.

„Warum sind wir eigentlich hier, in eurem Schlafzimmer?“

„Weil nicht genügend Platz in einem der anderen Betten für euch beide war.“

„Versteh ich nicht.“

Vater lachte und es ärgerte mich ein wenig.

„Ihr habt euch so fest an euren Händen gehalten, dass wir euch nicht trennen konnten.“
 

Auch wenn Mikoto und ich uns am nächsten Morgen ein wenig verhalten gegenüber verhielten, so war uns beiden klar, dass wir Freundinnen fürs Leben waren. Ich bezeichnete Mikoto nie als meine Freundin und auch Mikoto tat dies nicht. Wir brauchte es nicht auszusprechen, denn wir waren es einfach.

Wir sprachen auch nie wieder über den Tag im Wald, denn es war Vergangenheit für uns. Sie lag hinter uns, doch vergessen würden wir nie.

Doch gerade dieses Ereignis schweißte uns enger zusammen und Mikoto begann langsam sich mir zu öffnen. Sie erzählte mir von ihrer Mutter und ihrem Schmerz. Sie erwartete von mir keine Antwort oder Reaktion. Ihr war nur wichtig, dass ich da war uns zuhörte.

Mit der Zeit begann sich Mikoto mit den anderen Kindern im Dorf anzufreunden, doch vor allem zu Inoi und Kotaru entwickelte sie ein starkes, freundschaftliches Gefühl.

Aus unserem Trio wurde plötzlich ein Quartett. Jeder Tag war etwas Besonderes für uns und wir genossen dieses Gefühl. So verging unser letztes Jahr vor Beginn der Wanderausbildung.

Die Wanderausbildung ist für jedes Kind der Nuke-nin ein besonderes Ereignis, denn an diesem Tag würden die Meister des Dorfes entscheiden, wer ihr Schüler werden würde. Sie entschieden von diesem Tag an alle Entscheidungen, die das weitere Leben ihrer Schüler prägen würde.

Die Wanderausbildung dauerte 4 Jahre und während dieser Zeit verließen die Schüler mit ihren Meistern das Dorf. Nach den 4 Jahren kehrte man zurück ins Dorf und begann Missionen zu übernehmen. Entweder einzeln oder in einem Team.

Die meisten Kinder freute sich auf dieses Ereignis, doch bei Inoi, Mikoto und mir war das anders, denn für uns bedeutete dieses Wanderausbildung ein Abschied für eine lange Zeit. Wir waren gerade erst richtige Freunde geworden und mussten uns schon wieder trennen. Es machte uns traurig und in den letzten Tag vor unseren Abschied sprachen wir nur sehr wenig.

Doch noch etwas machte mir Sorgen. Dies war meine Mutter. Sie würde die nächsten 4 Jahre alleine im Dorf leben, denn Vater hatte die Prüfung zum Meister bestanden und sollte in jenem Jahr auch einen Schüler wählen. Auch Kotaru würde bereits auf Wanderschaft gehen, denn er war äußerst talentiert, sodass er seinen Mitschülern schon weit voraus war.

So blieb meine Mutter als Einzige in unserem großen Haus zurück. Der Gedanke behagte mir nicht und ich sagte dies auch meiner Mutter. Sie lächelte darüber nur.

„Ich bin nicht allein, denn ihr alle seid ein Teil von mir und egal wo ihr seid, werdet ihr auch bei mir sein. Also bin ich nicht allein.“

Diesen Gedanken fand ich tröstend und erzählte auch den anderen davon. Es machte den Abschied für uns leichter.
 

So brach für uns der Abend der Schülerwahl an. Dies war ein besonderes Ereignis, nicht nur für uns Schüler sondern für das ganze Dorf. Bei der Wahl waren immer alle Mitglieder, die gerade im Dorf waren anwesend.

Die Wahl fand immer auf dem großen Platz in der Mitte des Dorfes statt. Auf dem Platz wurde dann immer ein großes Feuer entfacht und die Kinder mussten sich mit dem Rücken zum Feuer drum herum aufstellen.

Vorgeschrieben war auch die Kleidung. Wir durften nicht einfach so kommen. Die Kleidung sollte schon dem Anlass entsprechend, dies war für alle ein entscheidender Abschnitt im Leben.

Ich kann mich noch erinnern, wie meine Mutter versucht hatte, die Haare meines Bruders zu entwirren. Kotaru vernachlässigte es sich die Haare zu kämen und dementsprechend hatte die Beiden ihre liebe Mühe miteinander.

Wie meine Mutter es hinbekommen hat, seine Haare ordentlich zu kämen, blieb mir immer ein Rätsel. Aber es stand Kotaru nicht. Mit seinen verstrubbelten Haaren sah er eindeutig besser aus.

Auch die einfache Trainingskleidung, die er praktisch und bequem fand, ließ ihn besser aussehen als der Yutaka, den er an diesem Abend trug. Es war ein tiefes Rot mit schwarzen aufgestickten Flammen am Saumrand. Wahrscheinlich hätte ihm der Yutaka gestanden, wenn die Haare nicht so perfekt gescheitelt gewesen wären.

Auch um meine Haare hatte sich meine Mutter gekümmert. Damals hatte ich noch lange Haare und sie könnte mir daraus gut eine Hochsteckfriseur machen. Ich bin sehr stolz darauf gewesen, denn ich hatte mir selbst gefallen.

Wie Kotaru musste ich ebenfalls einen Yutaka tragen. Diesen hatte meine Mutter ebenfalls selbst gemacht. Er war hellblau gewesen, auf den sie dunkelblaue Schmetterlinge genäht hatte. Es war das schönste Kleidungsstück, dass ich bis dahin getragen hatte.

Als Kotaru und ich zwischen Inoi und Mikoto standen, fühlte ich wohl bei dem Gedanken, den Yutaka tragen zu können, den meine Mutter gemacht hatte. Denn von vielen Seiten hatte ich zu hören bekommen, dass er sehr schön geworden sei. Es machte mich einfach stolz.

Ich hatte schon zuvor den anderen Schülerwahlen beigewohnt und kannte den Ablauf ganz genau. Zuerst mussten sich die Schüler um das Feuer positionieren. Dann ertönte Musik. Es war ein sehr traditionelles Lied, dass von den Elementargeistern handelte.

Man sag es in einer alten Sprache, von der ich nur ein paar Bruchstücke verstand. Jedoch verstand ich immer noch genügend davon, um den groben Inhalt übersetzen zu können.

Die Menschen, die dieses Lied sangen bat die Elementargeister darum, ein wachsames Auge auf ihre Kinder zu haben und ihnen in der Not beizustehen.

Wann immer ich dieses Lied hörte, wurde mir immer ganz warm ums Herz, auch wenn ich nicht wirklich wusste, warum dies so war. Doch manchmal kam es mir so vor, als ob sich tief in meinem Innersten etwas Uraltes regte. Etwas von dem ich noch nichts wusste.

Als der letzte Laut des Lied verklangen war, betrat der Dorfrat den Platz. Sie würde jeden einzelnen Schüler aufrufen und die Wahl der Meister ihren Segen geben.

Auch der Dorfrat stellte sich um das Feuer herum auf, jedoch in einem gewissen Abstand zu uns Schülern.

Auch meine Mutter gehört damals schon zum Rat, denn sie war die beste Heilerin des Dorfes. Zusammen mit zwei weiteren sehr guten Heilern bildete sie einen Teil des Rates. Der restliche Rat bestand aus den drei besten Kämpfern und den drei ältesten Bewohnern des Dorfes.

Mutter stand uns genau gegenüber und lächelte mir und Kotaru aufmunternd zu, als einer der Ältesten zu sprechen begann.

In jenem Moment ergriffen jeweils Inoi als auch Kotaru eine Hand von mir und hielten sie fest. Ich konnte auch sehen, wie Kotaru auch die Hand von Mikoto ergriffen hatte. Wir waren alle sehr nervös, doch selbst in jener Situation hielten wir zusammen.

Wir gaben uns gegenseitig Halt, während die Worte der Dorfältesten an unsere Ohren drangen und sie begannen unsere Namen aufzurufen.

Nach und nach lichtete sich die Reihe, von jenen die um das Feuer standen. Wir gehörten zu den Letzten, die aufgerufen worden. Es kam uns bereits wie eine halbe Ewigkeit vor, als wir Inois Namen hörten.

Er holte tief Luft und trat dann hervor.

Schweigend betrachteten ihn die noch verbliebenen Meister. Auch mein Vater war unter ihnen. Ich war mir eigentlich relativ sicher gewesen, dass mein Vater Inoi zu seinem Schüler machen würde, jedoch schwieg er.

Stattdessen trat ein anderer Mann hervor. Ich wusste nicht viel über ihn, jedoch hieß es, dass er schnell wie der Blitz war und schon einige Mission hervorragend beendet hatte.

„Ich wähle Inoi Taka zu meinem Schüler.“

Kurz steckten die Dorfältesten ihre Köpfe zusammen, bevor sie sich wieder den Anwesenden zuwandten.

„Wir genehmigen es.“

Somit stand es fest. Inoi und sein neuer Meister nahmen ihren Platz bei den anderen Paaren ein und beobachteten den weiteren Verlauf.

„Uchiha, Mikoto.“

Mikoto sah uns nur kurz an und trat dann hervor. Auch sie wurde schweigend betrachtet, jedoch nicht so lange wie Inoi.

„Ich werde Mikoto übernehmen.“

Mein Vater hatte gesprochen und war schon vorgetreten. Ich könnte sehen, wie einer der Dorfältesten nicht gerade begeistert dreinblickte.

„Bist du dir sicher? Schließlich besitzt sie ein Bluterbe, welches gefördert werden muss. Du selbst besitzt jedoch keines.“

„Nur weil ich keines besitze, heißt das noch lange nicht, dass ich es deshalb nicht fördern kann. Sie besitzt bereits ihr Sharingan und ich kenne das Sharingan gut genug um seine Schwachstelle zu kennen. Nicht umsonst habe ich in einem Team mit Sasuke Uchiha und später mit Itachi Uchiha gearbeitet.“

Diese Worte versetzten dem einen Dorfältesten einen mächtigen Dämpfer. Er schaute grimmig zu meinem Vater, während die anderen ihre Erlaubnis erteilte, dass Mikoto die Schülerin meines Vaters werden durfte.

Auch sie gingen zu Inoi und den anderen.

„Uzumaki, Kotaru Minato.“

Kotaru drückte kurz meine Hand, doch noch bevor er vortreten konnte, erklang eine Stimme.

„Ich nehme Kotaru als meinen Schüler.“

Überrascht sahen alle zu dem Sprecher. Es war Inois Vater. Einen kurzen Augenblick schwiegen die Dorfältesten, doch gaben sie ihre Zustimmung.

Kotaru war vollkommen verwirrt. Irgendwie war alles viel schneller verlaufen, als er gedacht hatte. Ich hatte ihm damals einen kleinen Schubs gegeben müssen, damit er endlich zu seinem Meister ging.

Noch während er seinen Platz bei Kojo, seinem Meister einnahm, überkam mich noch mehr Nervosität, denn ich wusste, dass ich nun die Nächste sein würde.

„Uzumaki, Kushina Hinako.“

Ich trat vor und stellte mich vor die noch wenigen übriggebliebenen Meister, die mich kritisch unter die Lupe nahmen. Die Sekunde, Minuten die ich vor ihnen stand, wurde zur Qual für mich. Keiner sagte ein Wort. Sie schwiegen.

Ich dachte schon, niemand würde noch etwas sagen, doch dann erklang zu meiner Erleichterung eine Stimme.

„Ich übernehme Kushina.“

Ich blickte auf, um zu sehen, wer mein Meister werden würde. Es war Itachi.

„Bist du dir da sicher, Itachi? Schließlich ist Kushina ein anderes Kaliber als die anderen Schüler.“

Ich wurde rot. Ich wusste, was sie damit meinten. Sie dachten an die Kraft Kyuubis, die auch in mir und Kotaru steckten. Doch bei Kotaru hatte sie nicht solch ein Theater gemacht. Warum dann bei mir? Hatte ich etwa was falsch gemacht?

Ich sah zu Itachi. Nur kurz konnte ich den Zorn in seinen Augen aufflackern sehen. Da wurde mir klar, dass es nicht wirklich um mich ging, sondern vielmehr um Itachi. Sie zweifelten an seiner Kompetenz als Lehrer und Meister.

„Ich weiß, was ich mir zutraue und was nicht. Und ich traue mir zu Kushina zu trainieren.“

In seiner Stimmer lag ein Unterton, der einer Drohung gleich kam. Er warnte die Dorfältesten, nicht an ihm zweifeln geschweige denn seine Können in Frage zu stellen.

Es kam auch nichts Derartiges mehr von ihnen, sie nickten einfach. Sie hatten ihre Zustimmung gegeben. Von da an war ich Itachis Schülerin.
 

Bereits am nächsten Morgen im Morgengrauen brachen wir auf. Von da an sah ich vier Jahre lang weder das Dorf, den Wald noch meine Familie oder meine Freunde. Wir wanderten durch die Wildnis und durchzogen ein hartes Training. Itachi war in keinster Weise gnädig. Er brachte mich immer an den Rand meiner Kräfte.

Auch wenn es damals manche Tagen oder besser gesagt viele Tage die Hölle auf Erden warn, bin ich doch froh, dass er nie nachgegeben hat. Er schaffte es, dass ich meine Grenzen erweiterte und lernte selbst in den aussichtslosten Moment die Ruhe zu bewahren.

Er zeigte mir viel von der Welt und erklärte mir auch viel. Jeder Tag war eine neue Entdeckung und jeden Abend ging ich mit dem Gedanken ins Bett, dass ich es überlebt hatte. Dennoch fühlte ich mich wohl.

Oft musste ich an die anderen denken. Doch meine Mutter hatte Recht. Sowie ich ein Teil von ihnen war, so waren sie auch alle ein Teil von mir. Ich habe mich nie einsam gefühlt, weil ich wusste, dass sie wo auch immer sie waren, an mich dachten.

Noch ehe ich mich versah, waren die vier Jahre vergangen und endlich konnten ich und Itachi wieder heimkehren. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen.

Immer wieder gingen mir die gleichen Fragen durch den Kopf. Wie mochte es ihnen ergangen sein? Hatte sie sich verändert? Würde ich sie erkennen? Würden sie mich erkennen?

Alles Fragen, die meinem Kopf beherrschten und mich die Umgebung fast vergessen ließ. Jedoch nur fast.

Itachi hatte sie schon längst bemerkt, da war ich mir sicher, doch ich bemerkte sie erst durch ein leises Rascheln der Büsche. Sofort hatte ich ein Kunai zur Hand, welches ich immer versteckt in meinem Ärmel versteckt bei mir trug und warf auf den Busch zu.

Zwei Schatten lösten sich aus dem Schatten und versperrten mir und Itachi den Weg.

„Was wäre gewesen, wenn ich ein Kaninchen gewesen wäre, Shina-chan?“

„Das hätte längst reisaus genommen, Kotaru.“

Er hatte sich sehr verändert. Er war gewachsen und hatte es sehr wachsame Augen. Ihnen entging nichts. Er trug nicht mehr die grellen Trainingssachen, die er bei seiner Abreise getragen hatte, sondern Kleidung in Erdtönen, welche es ihm ermöglichten sich gut an seine Umgebung anzupassen und zu verstecken.

Um seine Hüfte trug er ein Katana, auf dem er eine Hand liegen hatte. Es musste eine Gewohnheit sein, die er während seiner Trainingsreise angenommen hatte.

Sein Gesicht zierte ein Grinsen, so wie ich es von unserem Vater noch in Erinnerung hatte. Er war Vater überhaupt sehr ähnlich geworden.

Nun streckte er mir seine Arme offen entgegen und ich ließ mir diese Chance nicht entgehen, um ihn in den Arm zu nehmen.

„Willkommen daheim, Shina-chan.“

„Du auch, Ko-chan.“

„So langsam, sollten wir uns aber auf den Weg machen, ihr Beiden.“

„Jawohl, Meister Kojo.“

Sofort schulterte Kotaru sein Gepäck und gemeinsam mit Itachi und mir machten wir uns auf den Weg.
 

Ich weiß noch, wie ich damals enttäuscht gewesen war, weil Inoi und Mikoto noch nicht wieder zurück gewesen waren. Ich hatte mich sehr auf unser Wiedersehen gefreut, doch dies verzögert sich eine ganze Weile.

Mikoto kehrte mit Vater erst drei Wochen später ein. Das war ja vielleicht noch nicht ganz so schlimm. Es war die Erklärung für ihre Verspätung.

In einem Dorf auf ihren Weg hatte es ein Festival gegeben und unter anderem waren die besten Ramen-Köche des Landes anwesend gewesen und Vater musste natürlich jede Nudelsuppe probieren, die es die ganze Woche gab.

Ich könnte darüber nur den Kopf schütteln, während Kotaru auf Vater mit Fragen nach Art und Qualität des Ramen befragte. Da hatten sich endlich zwei wiedergefunden. Ich warf einen Blick zu Mikoto, doch die zuckte nur mit den Schultern. Ein Zeichen dafür, dass sie sich an solch ein Verhalten meines Vaters gewohnt hatte.
 

Zwei weitere Monate vergingen, in denen wir auf Inois Rückkehr warteten. Allmählich wurden wir nervös, denn es war die Zeit der Teameinteilung gekommen.

Wenn ein Schüler nachdem er seine vier Jahre Ausbildung absolviert hatte, wurde er nach seiner Rückkehr in ein Team gesteckt, mit dem er das nächste Jahr gemeinsam Missionen unternahm, bevor er ein Einzelmission bekam.

Sowohl Mikoto, Kotaru als auch ich hofften, dass wir alle zusammen mit Inoi ein Team bilden könnten. Es war unser Traum.

Doch Inoi kam einfach nicht. Selbst an dem Morgen der Gruppeneinteilung war er noch nicht da.

Wir standen etwas abseits und beobachteten das Geschehen. Grundsätzlich war es so, dass wir unsere Teams bilden durften. Wir mussten nur darauf achten, dass wir nicht weniger als drei und nicht mehr als fünf Gruppenmitglieder waren.

Nach und nach fanden sich die Teams zusammen, sodass nur noch wir drei übrig waren. Dies war ein Problem. Mit nur drei Mitglieder waren wir zu wenige gewesen, was bedeutete, dass wir uns trennen und anderen Teams anschließen mussten.

Aber wir wollten nicht.

„Wir können, dass nicht zulassen.“

Wieder einmal standen wir vor den Dorfältesten.

Verzweiflung hatte sich damals in uns breit gemacht. Wir hatten kein Problem mehr mit den Gruppenmitgliedern der anderen Gruppen, jedoch wollten wir nicht mit ihnen zusammenarbeiten. Wie wollten wieder in dem Quartett zusammen arbeiten, in dem wir früher schon zusammengearbeitet hatten.

„Da ihr kein viertes Mitglied vor weisen könnt –“

„Ich bin doch hier.“

Sofort drehten sich alle Köpfe herum zu dem Sprecher. Dort stand ein junger Mann mit dunkelbrauen Haaren und ebensolchen Augen. In seinem Gesicht stand ein leichtes Grinsen.

Uns dreien war sofort klar wer er war, doch die Dorfältesten erkannten ihn nicht, wie es schien.

„Nenne uns deinen Name.“

„Taka, Inoi.“

„Du bist spät.“

„Ich weiß und möchte mich auch entschuldigen. Aber mach sagt ja auch, lieber zu spät als nie.“

Nun mussten die Dorfältesten unseren Wünschen bezüglich unserer Gruppenmitglieder zustimmen. So wurden wir das Team 21 und Inoi wurde als unser Gruppenleiter ernannt.

Das darauffolgende Jahr wurde eins unser besten Jahren, denn wir knüpfte wieder an der Stelle an, wo wir uns getrennt hatten. Es brauchte nicht viele Worte, denn wir verstanden uns immer noch. Die Missionen verliefen immer wie geplant. Nichts schien unser Glück trüben zu können, jedenfalls glaubten wir dies.

Wenn mir jemand am Anfang des Jahres gesagt hätte, dass sich am Ende des Jahres eine Katastrophe zutragen würde, wie wir sie noch nie erlebt hatte, den hätte ich geraten zum Psychologen zu gehen, um etwas gegen seinen Pessimismus zu machen.
 

Wir waren bereits auf dem Heimweg von einer Mission, die wir wieder zur Zufriedenheit erfüllt hatten. Das Dorf nicht mehr weit und wir waren ausgelassen, denn es war eine recht lange Mission gewesen und wir alle freuten uns auf unser Zuhause mit einer Badewannen und einem warmem Bett.

Ich hätte damals nicht einmal was von der fremden Präsenz mitbekommen, wenn Kotaru mich nicht darauf angesprochen hätte.

Etwas Unheimliches hatte sich in dem Schatten des Wald verkrochen und schien nur auf uns gewartet zu haben. Sofort standen wir alle mit den Rücken zueinander und beobachteten die Gegend genau. Es war nichts Ungewöhnliches zu entdecken, doch weder mich noch Kotaru verließ dieses ungute Gefühl.

Inoi und Mikoto konnten beide nicht diese fremde Präsenz so ausmachen wie Kotaru und ich, jedoch bemerkten sie die Kälte, die stetig zunahm. Wir wusste jedoch nicht was und woher es kam.

„Wir müssen hier verschwinden.“

Inoi wollte so schnell wie möglich das Dorf erreichen, um es in Alarm zu versetzen, aber auch um Verstärkung zu holen.

Er löste sich aus unserem Kreis.

Genau in diesem Moment bekam ich eine Bewegung mit. Was auch immer, hatte es auf Inoi abgesehen.

Ich handelte damals einfach ohne Nachzudenken und stieß Inoi einfach zur Seite.

Dieses Etwas traf mich an der Schulter. Ein gewaltiger Schmerz schoss durch meine Schulter und ich wurde davon geschleudert. Mit Wucht ladete ich an einem Baum und fiel zu Boden.

Ich konnte Kotaru meinen Namen rufen hören, jedoch konnte er mir nicht zu Hilfe kommen, da auch er attackiert wurde. Auch Mikoto schrie auf. Scheinbar hatte sie sich in den Kampf eingemischt.

Ich konnte es nichts sehen.

Ich lag noch immer am Boden und versuchte Herr über die Schmerzen zu werden, die meinen Arm beginnend an der Schulter lähmten. Der Schmerz war kaum aus zu halten.

„Kushina.“

Inoi war bei mir und half mir auf. Er lehnte mich gegen den Baum und tastete in Sekundenschnelle meine Schulter ab, während im Hintergrund der Kampf weiter ging. Kotaru und Mikoto kämpften gegen dieses Etwas.

„Dein Arm ist gebrochen und das sogar mehrmals.“

Ich nickte und blickte auf.

Schrecken und Schock durchlief meinen gesamten Körper als ich aufsah. In jenem Moment als ich aufsah, wurde Kotaru ebenfalls durch die Luft geschleudert mitten in die Baumkronen hinein. Mikoto lag bereits am Boden, doch was mich noch mehr in Panik versetzte, war das Ding, welches sich über sie beugte.

Ich hatte noch nie zuvor solch so ein Wesen gesehen. Es war einmal ein Mensch gewesen, da war ich mir sicher. Doch das was mir entgegenblickte war schon lange kein normaler Mensch mehr.

An vielen Stellen ragten bereits die Knochen hervor. Das was von dem Fleisch zu sehen war, sah vergammelt aus. Doch was mir am meisten Angst einjagte waren die Augen dieses Wesens. Sie waren tiefrot und abgrundtief böse. Noch nie zuvor hatte ich solch eine Boshaftigkeit gesehen.

„Was ist das?“

Inoi, alarmiert durch mein erschrockenes Gesicht hatte sich zu dem Wesen umgedreht.

„Ich weiß es nicht. Kümmere dich um Mikoto, ich übernehme dieses Ding.“

Er stürmte davon auf das Wesen zu und versuchte es von Mikoto fortzutreiben, was er auch schaffte.

Derweile richtete ich mich auf und versuchte diese Schmerzen im Arm zu vergessen, was nicht so einfach war. Mit zusammengebissenen Zähnen ging ich zu Mikoto und ließ mich keuchend neben ihr nieder. Doch ich keuchte nicht als einzigste.

Mikoto hatte gewaltige Atemprobleme. Ihre Kleidung war zerfetzt und drunter konnte ich die gewaltigen Blutergüsse erkennen. Ich fuhr kurz mit meiner gesunden Hand darüber und tastete sie ab. Sie hatte mehrere gebrochene Rippen, die wahrscheinlich ihre Lunge verletzt hatte. Von den inneren Verletzungen ganz zu schweigen.

Mit meinen normalen heilerischen Fähigkeiten kam ich nicht weiter. Ich wusste sofort, dass nur ein gewaltiges Heilchakra Mikoto vor dem sicheren Tod bewahren konnte. Ohne zu zögern löste ich das Siegel, welches meine Kräfte des Kyuubi unterdrückte.

Meine Umgebung hatte ich vergessen und begann das Chakra auf Mikoto zu übertragen.

Erst Kotarus Schrei riss mich aus meinen Gedanken. Sein Schrei kam keine Sekunde zurück.

Ich zog nochmal rechtzeitig, denn sonst wäre ich einen Kopf kürzer gewesen. Statt meinen Hals traf es stattdessen den Baum, der hinter mir stand.

Mit Panik sah ich wieder zu dem Wesen, welches mich attackiert hatte. Seine Augen hatten mich fixiert.

„Gib sie mir, diese Kraft, gib sie mir.“

Er holte mit seiner Hand wieder aus und wollte nach mir schlag, aus Inoi dazwischen sprang und ihn am Arm umklammert, sodass er nicht mich schlagen konnte. Stattdessen schüttelte dieses Wesen Inoi durch die Luft, bis sich dieser nicht mehr halten konnte und los lassen musste.

Er flog wie ich wenige Minuten zuvor gegen einen Baum und blieb auf dem Boden reglos liegen.

Ich wusste nicht ob er lebte oder tot war. Doch innerlich war ich auf das Schlimmste gefasst

Auch Kotaru hatte es geglaubt – dass Inoi tot war.

Später hatte er mir dann erzählt, dass er nur noch Wut, Hass und Zorn empfunden hatte. Er wollte dieses Wesen, was auch immer es war, vernichten. Und dann hatte er jene Macht tief in sich gespürt.

Auch ich hatte sie gespürt, wie sie immer stärker und stärker geworden war. Ich hatte das Gefühl von dieser Kraft und der Hitze, die von ihr ausging.

Plötzlich hatte alles in lichterlohen Flammen gestanden. Um uns herum brannte jeder Baum, selbst Kotaru stand in Flamme, dem dies jedoch nichts auszumachen schien.

Ich wollte nach Kotaru rufen, doch durch den starken Rauch um mich herum, kam nur ein Husten heraus.

Währenddessen griff Kotaru dieses Wesen an und schien die Oberhand zu ging. Dieses Wesen hatte Kotaru nichts mehr entgegen zu setzen. Es wich Schritt um Schritt zurück.

Doch selbst das Zurückweichen brachte ihm nichts mehr, denn es konnte sich nicht gegen Kotaru wehren. Es war ihm unterlegen und lag kurze Zeit später reglos auf dem Boden.

Kotaru richtete sich auf und sah auf ihn herab, dann erloschen plötzlich die Flammen, die ihn umgaben und er fiel zu Boden.

Stille kehrte auf der Lichtung ein.

Stumm und starr saß ich da und betrachtete den Ort dieses unglaublichen Geschehens. Ich konnte es nicht verstehe und wollte es auch nicht verstehen.

„Es ist vorbei.“

Ich erschrak nicht. Mein Vorrat an Schrecken war aufgebraucht und ich glaubte nichts wurde mich mehr an diesem Tag erschrecken.

Es war Inoi, der gesprochen hatte. Er hatte sich wieder aufgerichtet und blickte zu mir herüber. Er hielt sich seine linke Seite. Dort musste er sich bei seinem Aufprall verletzt haben.

„Lass uns verschwinden. Ich hole Kotaru.“

Ich nickte einfach nur und sah zu wie Inoi zu Kotaru lief, während ich versuchte zu verstehen, was vorgefallen war. Es war alles so unrealistisch und doch war es wahr. Meine Verletzungen waren für selbst der beste Beweis, dass ich nicht träumte. Nie und nimmer waren Träume so schmerzhaft.

Ich sah auf Mikoto. Kyuubis selbstheilendes Chakra hatte seinen Dienst getan. Nun war abzuwarten, was für Folgen dies jedoch für Mikoto haben würde. Das konnte in jenem Moment niemand sagen.

Ich beugte mich vor und wollte gerade versuchen Mikoto zu wecken, als ein neuer Schrei mich davon abhielt. Sofort blickte ich auf.

Inoi stand vor Kotaru und hielt sich seinen Kopf. Wieder schrie er, doch ich verstand nicht warum.

„Inoi.“

Er drehte sich zu mir um und blickte mich mit den gleichen tiefroten Augen an, wie mich schon zuvor dieses Wesen angesehen hatte.

„Inoi … wie…was…warum?“

Inoi grinste, bevor zu lachen anfing. Es war ein hässliches Lachen, welches nicht zu Inoi passte.

„Du verstehst es nicht, stimmst? Dann hab ich nun ein paar Neuigkeiten für dich. Dein Inoi existiert nicht mehr. Sein Körper gehört nun mir.“

Ich hörte diese Worte. Ich verstand sie und ich verstand sie auch nicht. Ich hatte das Gefühl in meinen Kopf würde sich ein Karussell drehen, welches meine gesamte Welt noch mehr auf den Kopf stellte.

„Was bist du?“

„Du bist ganz schön neugierig, doch weil du eh gleich sterben wirst, werde ich dir es sagen.

In eure Worte gefasst bin ich ein Dämon, der durch die in Besitznahme von Menschen lebt. Man könnte auch sagen, dass ich ein Parasit bin.“

„Du Perversling?“

„Perversling? Mädchen das ist meine Natur. Und nun wirst du die nächste sein. Du hast eine interessante Kraft. Ich will sie haben.“

Inoi oder besser gesagt, dieses Wesen in Inoi kam immer näher an mich heran. Ich wich zurück, doch mein verletzter Arm machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ich hatte mich unglücklich bewegt und dabei diesen Arm belastet. Wieder schoss dieser betäubende Schmerz durch den Arm. Ich schrie auf.

Darauf konnte dieser Dämon nur lachen.

„Ich hab doch gut getroffen nicht wahr? So kannst du wenigstens nicht weglaufen, dass macht die ganze Sache leichter – argh.“

Er fuhr sich mit der Hand gegen den Kopf. Etwas schien ihm Schmerzen zu bereiten. Er schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, konnte ich die braunen Augen von Inoi erblicken.

„Inoi?“

„Kushina, du musst mich töten.“

„Was?“

„Du musst.“

„Nein.“

„Sonst werde ich dich töten. Bitte Kushina.“

„Aber…“

Meine Einwände wurden erstickt. Inoi hatte seine Lippen auf meine gelegte und küsste mich sanft. Nur zu gerne habe ich mich seinem Kuss hingegeben, der mir Trost und Zuflucht gab.

Enttäuschung durchströmte mich, als Inoi den Kuss löste.

„Es gibt keine andere Lösung.“

Er entfernte sich von mir.

„Bitte.“

Die Tränen liefen mir über die Wange. Ich wusste er hatte Recht. Der Dämon steckte in ihm. Er würde wieder die Kontrolle über Inoi übernehmen.

Ich nahm ein Kunai aus meiner Tasche und zielte auf Inois Herz. Doch Werfen konnte ich nicht. Ich konnte doch nicht meinen besten Freund töten. Ich konnte doch nicht den Menschen töten, der mir gezeigt hatte, dass es wahre Freundschaft noch gab.

„Kushina.“

Verzweiflung machte sich in seiner Stimme breit. Wieder fuhr er mit der Hand zu seinem Kopf und als er sie wieder wegnahm, blickten mich wieder die Augen des Dämons an.

„Ein hartnäckiger Kerl, doch nochmal wird dies nicht passieren.“

Das Kunai, welches ich in meiner Hand gehalten, fiel aus meiner Hand. Ich war schwach.

Der Dämon lächelte und kam wieder näher.

Verzweiflung machte sich in mir breit. Was sollte ich tun? Ich konnte nichts mehr tun. Ich hatte meine Chance vertan.

„Hab keine Angst meine kleine Kushina.“

Eine warme, weiche, angenehme Stimme sprach zu mir, obwohl ich niemanden sehen konnte. Ich wusste nicht, woher diese Stimme kam und nahm an, dass ich bereits halluzinierte.

„Ich bin bei dir, Kushina. Ich werde dir beistehen. Ich schenke dir einen Teil meiner Macht. Du wirst das Wasser beherrschen.“

„Wasser.“

Ich hatte es laut ausgesprochen, sodass der Dämon es auch hörte. Dieser lachte daraufhin nur.

„Wasser? Jetzt noch was zu trinken bringt nichts mehr.“

Doch ich horchte ihm nicht zu, sondern lauschte der Stimme in meinem Inneren.

„Lass dich vom Wasser leiten, denn nur du kannst es außer mir beherrschen.“

Ich schloss die Augen und lauschte. Ich konnte das Rauschen von Wellen vernehmen und ich spürte eine Veränderung tief in mir. Sie war der von Kotaru ähnlich. Es war eine Macht, die stetig wuchs, der war sie kühl und erfrischend.

Plötzlich wusste ich ganz genau, was zu tun war.

Der Dämon stand damals schon über mir und griff nach dem Kragen meines Hemdes, um mich nach oben zu zerren.

„Ich hoffe du hast dein letztes Gebet gesprochen.“

Doch noch ehe er sich versah, legte ich meine Hand auf die Brust, genau auf dem Herzen.

„Was…“

„Gefrierender Stern.“

Augenblick ließ mich er mich los und ich fiel zu Boden. Der Dämon begann zu schreien und verbog sich in den unterschiedlichsten Arten und Formen.

Plötzlich schoss etwas, was wie ein schwarzer Geist aussah hervor und verschwand durch die Blätter der Bäume in den Himmel.

Inoi, der nun wieder er selbst war, sank in sich zusammen blieb neben mir liegen.

Ich dachte schon er sei tot, doch dann öffnete er noch einmal die Augen und lächelte mich an.

„Danke, Kushina.“

„Jetzt wird alles gut, oder?“

„Für euch, ja.“

„Inoi -“

Wieder einmal erstickte Inoi meinen Protest, doch legte er mir diesmal die Finger auf die Lippe und schüttelte den Kopf.

„Der Dämon hat zu großen Schaden in meinem Körper angerichtet, selbst die Kraft Kyuubis kann mir da nicht mehr helfen.“

Er schwieg kurz. Ich konnte sehen, dass ihm das Sprechen schwer fiel und wollte ihn aufhalten, doch er ließ es nicht zu.

„Ich bin froh dich, Kotaru und Mikoto getroffen zu haben. Es war eine schöne Zeit mit euch Dreien.“

Wieder hielt er inne. Das Sprechen setzte ihm immer mehr zu.

„Ich liebe dich, Kushina. Schon von Anfang an, doch ich könnte es dir nicht sagen, weil ich feige war. Ich hatte Angst vor deiner Zurückweisung. Ich wollte immer in deiner Nähe sein, deshalb hab ich dir nichts gesagt.“

„Nun hast du es doch gesagt. Du bist nicht feige – du bist mutig.“

Das brachte Inoi zum Lächeln.

„Du auch. Bitte sag meinem Vater und meiner Mutter, dass es mir leid tut. Sie werden schon wissen was ich meine.“

Ich nickte nur.

„Pass gut auf Mikoto und Kotaru auf. Die Beiden haben es faustdick hinter den Ohren.“

„Mach ich, versprochen.“

„Gibst du mir noch ein Versprechen.“

Wieder nickte ich, denn mir fehlten die Worte. Was sollte ich auch sagen?

„Versprich mir zu leben. Genieße jeden Tag, versprochen?“

Inzwischen liefen mir wieder die Tränen über die Wangen. Ich bin doch eine Heulsuse gewesen. Immer habe ich vor Inoi weinen müssen, obwohl ich gerade ihm das Gefühl übermitteln wollte, dass ich stark war.

„Ich verspreche es dir.“

„Und eins noch.“

„Und was?“

„Bleib einfach hier bei mir.“

Ich nahm seine Hand und hielt sie fest. Ich würde bis zum Ende bei ihm bleiben. Doch irgendwann machte ich die Erschöpfung, Entkräftung und die Müdigkeit bei mir bemerkbar. Der Schlaf holte mich ein und als ich wie aufwachte, war Inoi fort.
 

Fassungslos stand Hauro in der Dunkelheit und dachte über all das nach, was er gerade gesehen hatte. Es war einfach nicht zu glauben. Er hatte selbst schon eine Menge gehört und vieles auch schon gesehen, doch das was er eben gesehen hatte, war das Ungeheuerlichste, was er je zu sehen bekommen hatte.

Das Kushina so war, wie er sie kennen gelernt hatte, musste doch ein reines Wunder sein, bei allem was sie durchgemacht hatte. Nun verstand er auch, woher sie oft die Weltgewandtheit, wie seine Mutter dies nannte, nahm.

Sie schöpfte dieses Wissen aus ihren Erfahrungen und Erinnerungen.

„Nun hast du es gesehen.“

Erschrocken fuhr Hauro herum. Er hatte Kushina, die hinter ihm stand nicht mitbekommen. Sie war ganz plötzlich erschienen.

„Kannst du mit mir zusammenleben, obwohl du weißt, dass ich einen Menschen umgebracht habe, der auch noch mein bester Freund war?“

Hauro sah sie an und entdeckte nichts von ihrem Lebenswillen, den sie sonst immer so zur Schau trug. Sie wirkte leer und erschöpft. Nichts an ihr schien mehr die Kushina zu sein, die er kennen gelernt hatte.

„Trotzdem, denn du hattest damals keine Wahl.“

„Mein Vater und meine Mutter trafen kurze Zeit später bei uns ein. Beide sind als Dämonenjäger ausgebildet worden. Sie hätten den Dämon, der in Inoi steckte, vertreiben können. Doch sie kamen zu spät, denn mein Angriff hat den Tod von Inoi nur noch beschleunigt.“

Eine Kälte ergriff Hauro. Sie nahm nur noch mehr zu.

„Ich bin schuld am Tod von Inoi. Ich habe ihn umgebracht.“

Ihre Worte klangen so emotionslos, wahrscheinlich weil sie seit Jahren mit diesem Wissen lebte. Sie hatte vor der Wahrheit resigniert und quälte sich dadurch nur noch mehr.

Hauro konnte verstehen, dass sie sich diese Vorwürfe machte, doch es war falsch.

„Ich hätte das Selbe von dir verlangt. Du kannst nicht, wissen was passiert wäre, wenn deine Eltern es doch noch rechtzeitig geschafft hätten. Vielleicht hätten sie ihn retten können, vielleicht auch nicht. Niemand kann sagen, was gewesen wäre.

Ihr habt Beide das Richtige getan, Kushina. Er hat dir ein Leben geschenkt, das du nutzen musst. Willst du dich etwa die ganze Zeit hierher zurückziehen?“

„Hier kann ich wenigstens niemanden etwas antun.“

Für einen Moment verschlug es Hauro die Sprache, doch dann stieg in ihm eine gewaltige Wut auf.

„Wem soll das denn was bringen? Dir bringt es nichts, weil dich hier nur die Vergangenheit quält. Und was ist mit deinem Bruder und deiner Freundin? Sie verlassen sich auf dich und auch sie leiden sicherlich unter dem Tod von Inoi. Sie brauchen dich an ihrer Seite, denn bist ihre Stütze. Und deine Eltern? Wenn du hier bleibst, verlieren sie ihre Tochter, die sie lieben. Kannst du ihnen das antun? Und was ist mit deinen anderen Freunden in deinem Dorf und in Konoha. Ich hab Riku, seit du ins Koma gefallen bist, nicht mehr lachen gesehen. Tenko spricht kaum noch ein Wort und die Kleinen besuchen dich jeden Tag. Willst du sie alle alleine lassen?“

Hauro musste kurz inne halten, doch bemerkte er, dass seine Worte bei Kushina anzukommen schienen. In ihre Augen trat eine Regung. Er durfte nicht aufgegeben.

„Du hast uns so viel gegeben. Du uns Mut gemacht und unser Vertrauen gestärkt. Es ist mir egal, ob deine Eltern Nuke-nin sind oder nicht, denn du bist nicht deine Eltern. Du bist Kushina und nur Kushina. Bitte komm zurück.“

Er schwieg und sah Kushina an. Er hatte genug gesagt, nun musste sie eine Entscheidung treffen, die nur sie allein treffen konnte. Was würde sie wählen das Leben oder die Gefangenschaft in der Vergangenheit.

„Ich habe Angst.“

Hauro lächelte.

„Ich habe auch Angst, doch das ist in Ordnung. Jeder hat mal Angst. Doch wenn du Angst hast, dann komm zu uns, deinen Freunden. Wir passen auf dich auf. Versprochen.“

„Bleibst du bei mir?“

„Ja.“

Endlich sah sie direkt an. Tränen standen in ihren Augen und ein leichtes Lächeln drang auf ihrem Gesicht hervor.

„Ich möchte leben mit meinen Freunden und meiner Familie.“

„Dann komm.“

Hauro streckte ihr seine Hand entgegen und Kushina nahm sie an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2009-11-03T20:50:56+00:00 03.11.2009 21:50
Kushina hatte wirklich eine harte Vergangenheit! Sie hat viel durchgemacht, wüsste nicht ob ich den Mut hätte um einen Freund von mir umzubringen...
Warte schon sehnsüchtig auf das nächste Kapi
Von: abgemeldet
2009-09-23T17:28:44+00:00 23.09.2009 19:28
Ich musste das Kapitel etappenweise lesen *höhö*
War aber echt klasse geschrieben und ich finde, dass du echt geil schreiben kannst..

Liebe Grüße
Raio
Von:  alphawitch
2009-09-16T08:42:49+00:00 16.09.2009 10:42
Halli Hallo ^^

Ich habe noch NIE noch NIE im meinem ganzen Leben in Animexx so ein Kapitel mit so vielen Seiten gesehen.
Ich muss schon sagen. Respekt. 39 Seiten XD
Die Geschichte war einfach nur toll und so herzzerreissen.. Kushina hat echt viel erlebt.. und so traurig.
Das einzige was mir auffiehl ist das das Leben von ihr und ihrem Bruder starke Ähnlichkeit mit der Vergangenheit von Naruto hat..und das fand ich irgendwie schade, obwohl es auch tolle Momente in ihrem Leben gab^^
Ich weis nicht aber ich mochte die Stelle an dem Kushina und co. ihre Meister bekommen haben, des war so wie ein Abschnitt in ein neues Leben^^
Aba ich bin nicht herzlos und muss sagen...die beste Stelle war als Inoi ihr seine Liebe gestanden hat...und dann ist er einfach gestorben.
Ehrlich gesagt mich hätte es in tiiiiiiefe tiiiiiefe Depressionen gebracht, wenn mein aller bester Freund einfach so sterben würde und das durch meine Hand!
Schrecklich..
Und Hauro war in diesem Kapi einfach nur süß xD Aba so richtig^^
Ich will mal schauen wies weiter geht ^_______^

Liebe Grüße
Fairy<

Von: abgemeldet
2009-09-15T12:14:17+00:00 15.09.2009 14:14
echt geniales kapi
freu mich schon mega aufs nächste
Von:  xxx
2009-09-14T15:54:29+00:00 14.09.2009 17:54
wow
ein echt super kappi
mir ist wo ich dis gelesenhaben auch die tränen gekommen, es war einfach super.
mach bitte schnell weiter^^

gruß xxx
Von: abgemeldet
2009-09-14T14:42:16+00:00 14.09.2009 16:42
echt ein tolles Kapitel
Und die tränen standen mir auch in den Augen.
LG Steffiw
Von:  Kyuuo
2009-09-14T01:19:36+00:00 14.09.2009 03:19
tolles kapi
jetzt haben wir also endlich ihre vergangenheit erfahren
echt heftig
super schreibstil mal was anderes
schön wie hauro reagiert hat
freu mich aufs nächste
lg kyuuo
Von:  LinUchiha
2009-09-13T22:10:04+00:00 14.09.2009 00:10
Wie süß^^
das wahr einfach
soooo rührend *schnief*
die sind ein süßes pärchen XD
ich hoffe es geht bald weiter^^
Von:  fahnm
2009-09-13T21:54:30+00:00 13.09.2009 23:54
*schnief*
Hauro hat es geschafft.
Mal sehen wie es weiter gehen wird.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapi.

mfg
fahnm


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