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Der letzte Erbe

- Das Ende einer Geschichte -
von

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- Moons Entscheidung und Sécars Chance -

~ Kapitel 18 ~

- Moons Entscheidung und Sécars Chance -
 

Sie waren nicht weit. Alucard hatte seine Sachen unten beim Schloss gelassen und flog mit Alicen weit über die Kronen der Bäume. Erst, als eine Lichtung kam, landeten sie in einem Schwall von Fledermäusen und sahen sich um. Von hier, hatte sie die Kutsche verloren und von hier, würde ihre Jagt beginnen. Sie spürten, dass Samantha ebenfalls hinter ihnen landete. Sie wirkte nicht erfreut.

„Und?“, fragte er sie, während ihre Tochter sich einige Schritte entfernte.

„Wir stehen alleine da. Sie werden uns nicht helfen, denn sie wussten es. Sie würden sich nie damit zufrieden geben.“ Er seufzte.

„Ich wusste es. Was hast du dir dabei gedacht, es zur Auswahl zu stellen?“ Samantha schritt zu ihm und umarmte ihn leicht.

„Ich hatte alles geplant, nur dies nicht. Sie haben sich dafür entschieden und ich hatte schon jemanden auserkoren, die Zeitspanne zu überbrücken. Jemanden, den sie nicht töten würden.“

„Sag mir, wen würden sie nicht töten, um frei von uns zu sein?“ Er hatte Recht. Sie hassten die Familie Dracul, seit Alucard seine Herrschaft antrat und ihre Welt veränderte. Ihnen zeigte, was es heißt unter seiner Führung zu leben und nun sollten sie unter der Führung von seinem Kind leben? Welches seine Erziehung genoss und seien Erfahrung gelehrt bekam?!

Sie sah ihn an und lächelte.

„Mein Vater war so viele Jahre hinter ihr her. Und nun habe ich sie ihm gebracht, ihm seinen Wunsch erfüllt. Und ich weiß, sie würde mir stets helfen. Das tat sie immer, auch wenn ich ein Vampir war. Dies war ihr gleich. Sie mochte mich und sicher würde sie der Bitte nicht abschlagen, über die zu richten und herrschen, die ihren tot wollen.“ Er blickte sie fragend an.

„Du hast an Aisha gedacht? Meinst du, sie sagt dem zu und ist dem gewachsen?“

„Mehr als, alle anderen.“ Sie ließ ihn los und blickte zu Alicen. Seufzend wandte sie sich ab.

„Sie bekommt sich wieder ein, aber nun lass uns weiter.“ Samantha lächelte.

„Dies macht mir im Moment keine Sorgen. Mir macht es Sorgen, dass du dich nicht aufregst. Dass du so ruhig bleibst. Wie kann dies sein?“

„Ich bin nicht ruhig. Ich würde am Liebsten alle abschlachten, aber es würde nichts bringen. Ich will sie nur so schnell wie möglich in Sicherheit wissen, denn diese Stress würde tödlich für sie sein.“

„sie ist stark. Sie wird es schaffen, daran habe ich keine Zweifel.“ Er nickte und ging.
 

„Sei ihr nicht böse.“ Alicen raunzte und drehte sich weg. „Sie wusste es nicht besser, schließlich kennt sie dich und weiß, wie du reagierst.“ Die kleine Vampirin ging einfach weiter. Sie war wütend. Sie wurde jahrelang belogen, was ihr gar nicht passte. „Mir gefällt es auch nicht, aber es hat sich eben so abgezeichnet.“

„War dem so? Und mich auch zu belügen!!??“, knurrt sie lauter. Er lächelte und wuschelte ihr durchs Haar.

„Selbst das. Du musst wissen, man hätte es nicht verhindern können, dass sie sich finden würden. Man sah es Sécar einfach an, dass er sich völlig vernarrt hatte. Deine Mutter hatte mir von ihrer ersten Begegnung erzählt und ich habe sie beobachtet. Sie fühlte sich wahlweise manchmal wohl. Sicher, ich heiße es nicht gut, aber was hätte ich tun sollen? Nichts. Es ist ihr Leben und ich weiß, sicher fühlt er sich auch nicht gut, dass er dich belügen musste. Er ist kein schlechter Mann. Er liebt dich.“ Sie hörte nicht mehr und ging einfach weiter. Auf solch einen Vater kann sie verzichten.

„Du wirst sehen, er würde alles für sein Blut tun.“ Sie hörte nicht mehr, sondern schritt der Straße nach. Keine Spur war mehr zu erkennen. Der Regen hatte aufgehört, aber dennoch alles verwaschen. Es war schon hoffnungslos.

„Wir müssen aus der Luft sie ausfindig machen.“ Alicen wirkte unterkühlt und leicht ratlos.

„Mh, dies wäre wohl das Beste.“, sprach er ruhig.

„Ich glaube, Alucard, dass wir zuerst was anderes tun sollten.“ Er sah zu seiner Schwester, die an der Klippe stand und herab sah. Sofort schritt er zu ihr. Sein Blick folgte ihren und erkannte ein weiteres Problem.

„Wer ist das?“ Sie sah ihn an.

„soweit ich dies sehen konnte, folgen sie ihm.“ Sie deutete auf mehrere Kilometer nach ihnen reitenden Menschen, der gerade ihren Weg entlang kamen.

„Vielleicht haben sie etwas gesehen?“ Auch Alicen blickte zu diesen.

„Bezweifle ich. Ich glaube, dass sie mit der Kutsche weit innen gefahren sind. Zu den Höhlen. Dort ist ein guter Platz für eine erzwungene Geburt und Vernichtung.“ Bei ihren Worten schnürte sich Alucards Magen zusammen. Sie sah, wie er sein Gesicht verzog. „Entschuldigung.“ Er schüttelte seinen Kopf und schritt von der Klippe fort.

„Es sind wohl die Menschen, vor denen sich die Mitglieder fürchteten oder aufregten.“ Samantha blickte ihn an.

„Du meinst, es ist Francesco?“ Sie sah wieder herab. Passen würde es. Die Fahrzeuge, das wenige Aufgebot, aber wieso ein einsamer Reiter vor ihnen? Zufall?

„Wer weiß. Aber dies soll nicht unser Problem sein. Wir müssen Seras finden!“ Dennoch blieb er stehen. Irgend etwas ließ ihm keine Ruhe. Sein Blick schweifte wieder zur Klippe. „Wir machen es anders.“ Sie sahen ihn an. „Samantha, du kommst mit mir und du Alicen, erkundigst, ob es ein Zusammenhang zwischen dem Reiter und Francesco gibt. Wenn sie auf den Weg zum Schloss sind, laufen sie in ihren Tod.“

„Kain!“, zischte seine Schwester. Er nickte.

„Unter anderem ist er auch deren Problem. Deswegen versuchst du sie umzustimmen, Alicen.“

„WAS???!!!“, schrie sie auf. Er nickte ernst. Sie sah ihm an, diskutieren war zwecklos. Sie nickte widerwillig und lief die Straße herab.

„Komm, Schwester, jetzt machen wir ihnen die Hölle heiß und wenn es sein muss, allen zwölf.“Sie sah ihn an und lächelte leicht. Sofort folgte sie ihm in den Wald. Nun waren sie auf der Jagt und spielten gegen die Zeit.
 

Sie war es Leid. Sie wurde abgeschoben, nur damit sie Menschen half. Geschwind sprang sie von einer Klippe auf den Weg unter ihr. Wie in Griechenland waren die Straßen in schmalen Schleifen angeordnet. Sie kürzte so ab und erreichte bald die Straße, an dem er angeritten kam.

Sofort erblickte sie das Pferd. Ein Fuchs. Wunderbare Tiere.

Mit einem erhöhten Tempo kam er im Galopp an und erblickte sie, wie Alicen auf die Straße ging. Das Pferd wurde langsamer, als sie nicht auswich, bis er endgültig zum Stehen kam. Die Person, in einen Mantel gehüllt, sah sie durchnässt an und wirkte völlig übermüdet. Alicen an sich war gefrustet und so kam ihr Blick auch an. Er wirkte abgeschreckt und hielt das Pferd im Zaum. Es wieherte und bäumte sich auf.

„Wer bist du, Mädchen!“, fragte er gereizt. Sie belächelte es.

„Das könnte ich dich auch fragen, Junge. Was suchst du hier?“ Er knurrte etwas.

„Ich bin auf den Weg zu Jemanden, als gehe mir aus dem Weg!“

„Warum? Damit du in deinen Tod reitest? Dir ist doch bewusst, dass der Weg beim Schloss der untoten Seelen endet. Das vorübergehende Ambiente aller Vampiroberhäupter der Welt und deren Gastgeber. Alles blutrünstige Monster.“ Er musterte sie deutlich.

„Ich weiß und es ist mir gleich. Bin ich erst da, werde ich geschützt.“

„Von wem?“ Er raunzte auf.

„Das kann dir doch egal sein! Und nun lass mich vorbei, Mädchen!“

„Nein. Menschen folgen dir und gehen bestimmt wegen dir in den Tod. Und dies werde ich nicht zulassen. Wir wollen in Ruhe gelassen werden und ihr kommt mit einem 'Aufgebot zu uns! Wollt ihr Krieg? Den könnt ich euch geben!“ Er blickte sie abschätzend an.

„Du bist eine von denen?“, fragte er vorsichtig und wirkte verängstigt. Sie grinste.

„Sicher und ich bin hier, um euch zu warnen. Selbst wenn ich solange hier warte, bis die ganzen Fahrzeuge ankommen und euch mitnehmen. Zum Schloss werdet ihr nicht kommen. Zu der Person, die ihr sehen wollt, werdet ihr nicht kommen. Nicht solange ich hier bin.“ Er grinste nun, fand seinen Mut wieder, straffte die Zügel.

„Doch werde ich. Denn Liebe ist stärker als eurer Verdammnis, Mädchen.“ Er schritt mit dem Pferd an ihr vorbei. Sie drehte sich um.

„Nenne mich Alicen.“

„Und mich Maike.“

„Dann sei vernünftig, Maike. Niemand kann es Wert sein, in den Tod zu laufen.“ Er hörte nicht und schritt weiter. Alicen folgte ihm sofort und ergriff die Zügel. Sie sah ihn mit ihren großen, roten Augen an. „Bleibt hier. Es ist zu gefährlich.“, sprach sie ruhig.

„Nein, für sie ist es da zu gefährlich! Sie ist alleine unter den Vampiren. Sie brauch mich!“ Er blickte sie ernst an und entriss ihr die Zügel. Mit einem Aufschrei ritt er davon. Sie sah ihm nur fragend nach. Sollte sie ihn ziehen lassen? Sollte sie lieber die anderen aufhalten? Nein. Sie musste diesen verlausten Bengel retten. Vielleicht würde sich das andere Problem von selbst lösen. Vielleicht würde sie dann wieder sich auf die Suche nach Seras machen können.

Sie rannte ihm nach. Sein Tempo ergreifend schnell, aber doch noch langsam genug, dass sie mit halten konnte. Sie sah auf, aber er ritt wie besessen.

„Maike, bitte!“, flehte sie, aber es fand kein Gehör. Eine Straße, noch eine Straße, immer Höher, bis sie das Schloss schon weit weg sehen konnten. Er ritt schneller. „Maike!!“, rief sie genervt, aber er hörte nicht. Er ritt weiter, bis auf einmal ein lauter Schrei ertönte. Maike sah auf und erkannte ein Schwall von Fledermäusen, wie sie aus dem Schloss flogen. Wie die Wolken sich weiter zuzogen und es erneut anfing zu regnen. Die Tiere verschwanden in den Wolken in Richtung Wald. Sein blick wich zu Alicen, die es genauso beobachtet hatte. Sie blieb wie geschockt stehen und starrte in die Wolken. Er stoppte und sah sie fragend an.

„Was war das?“, fragte er besorgt. „Wer hat das geschrien?“ Sie blickte ihn an.

„Ich kenne die Person nicht, die da geflogen ist. Aber wer immer sie auch war, sie erschien mir mächtig. Gehe nicht. Wer weiß, was da oben los ist.“

„Ich muss! Sie wartet!“

„Sie kann noch warten! Gehe nicht!“ Er schüttelte seinen Kopf.

„Ich kann nicht. Ich muss. Ich muss zu ihr und sie da raus holen!“ Sie sah zu ihm auf.

„Komm mit mir und ich bringe dich hinein, ohne dass sie es merken würden und du in Gefahr schwebst.“ er sah sie an.

„Warum sollte ich dir vertrauen, Alicen?“ Sie lächelte ihn an und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Du sollst mir nicht vertrauen, nur abwägen, wo deine Chancen zu überleben, am Besten liegen.“ Er sah sie eindringlich an. Ihr schwarzes Haar, ihre roten Augen und ihre angenehme Kleidung. Sie lächelte lieblich und wirkte nicht, wie ein bedrohliches Monster. Sie war aufgeschlossen und besorgt. Sie war nicht kaltherzig, wie seine Aisha. Sie war einfach menschlich.

„Zeig mir den Weg.“ Er sah sie an und bemerkte ihr süßes Lächeln.

„Folge mir.“, sprach sie ruhig. Ohne zu denken, stieg er ab und nahm die Zügel des Pferdes. Sie ging voraus, hinein in de Wald und führte ihn von der Straße fort.

„Ist der Weg auch sicher?“ Sie sprach kein Wort. Sachte schloss sie ihre Hand um seine und zog ihn zu sich. Er wurde leicht rot und blickte sie an.
 

„Wir müssen etwas dagegen tun!“ Er knurrte in die diskutierende Menge. Alle waren hier, die dafür stimmten. Moon, Momo, Mi, Kalí, Russel, Nora und Sécar, der sich Gehör versuchte zu schaffen.

„Wozu, Sécar?? Wir haben uns schon entschieden!“, knurrte Mi. Er sah sie wütend an, aber blieb standhaft. Viele stimmten ihr zu, selbst Kalí, die sonst auf seiner Seite stand. „Also warum sollen wir uns nun um entscheiden? Warum sollten wir dieser Familie helfen? Sagt es uns!“ Er sah sie weiter an, aber schwieg.

„Dennoch, wir können dies nicht einfach zulassen. Sie haben so viel für uns getan, oder?!“ Er sah alle an. „ Moon, Momo, waren sie nicht immer gute Freunde für euch? Haben sie euch nicht näher gebracht, als ihr es vorher wart, euren Streit geschlichtet? Und du Nora, sie haben euch akzeptiert und euch immer ein Ohr gespendet. Also wieso sollen wir nicht unsere Schuld begleichen?“ Sie sahen ihn fragend an. Moon blickte herab und seufzte.

„Nein, Sécar!“ Kalí nahm das Wort und stand auf. „Das werden wir nicht tun. Wir haben keine Lust auf einen Streit mit den anderen rivalisierenden Clans. Wir bleiben dabei, wie wir entschieden. Wir verschaffen uns Freiheit. Freiheit, die schon längst überfällig war!“ Alle sahen sie an.

„Sie hat Recht. Ich werde nichts dergleichen tun.“ Mi Ying stand auf und ging.

„Ich fühle dem mit.“ Russel stand ebenfalls auf und sah zu Nora. Diese schwieg und folgte ihm. Ihr Blick verriet, dass sie unentschlossen war. Selbst Kalí verließ den sonst so weisen Sécar. Nur noch Moon und Momo waren bei ihm.

„Und ihr? Werdet ihr auch gehen?“ Sie sahen sich gegenseitig an und blickten zu dem ruhigen Vampir.

„Sag mir, Sécar, warum wollt ihr einen Bruch wissen? Warum wollt ihr ihnen helfen?“ Er sah Moon an und seufzte.

„Ich will nur eines...“ Seine Augen fuhren zu ihnen. „Meine Familie in Sicherheit wissen.“ Momo pfiebte leicht und Moon blickte ihn starr an.

„Dann sind die Gerüchte also wahr?“ Der Vampir nickte.

„Komm, Moon. Lass uns gehen!“, meinte Momo ernst. „Es ist es nicht Wert und zu spät.“ Sie stand auf und verließ den Raum. Moon folgte ihr, aber ließ kaum den Blick von den Vampir, der nun auf seinen Stuhl nieder sank. Es war wohl keine Hoffnung mehr da. Er hatte alles verloren.
 

„Moon, wo willst du hin?“ Sie stolperte ihm nach und sah zu, wie er starr und wütend die Treppe erklomm. Er blieb stehen und sah zu ihr.

„Ich werde es nicht zulassen!“, raunzte er flüsternd aus. Sie blickte ihn nur fragend an. „Ich werde nicht zulassen, dass sie diese Familie einfach abschlachten. Ich werde nicht einfach tatenlos zusehen, wie sie einen von uns in den Abgrund ziehen und ihm alles nehmen, nur weil sie Angst haben.“ Momo verstand langsam. Sie wirkte enttäuscht.

„Moon, das kannst du nicht.. das ist Verrat.“ Er blickte sie traurig an.

„Momo, zu wen stehst du? Zu denen oder zu mir?“ Er nahm ihre Hand und blickte ihr direkt in die Augen. Sie seufzte. Sie schmolz schon immer in diesem Rot.

„Immer zu dir.“, flüsterte sie leise und ein Hauch von rot schimmerte in ihrem Gesicht. Er lächelte und strich ihr über die Wange.

„Dann vertrau mir, Momo.“ ein leiser Kuss hauchte er ihr auf die Wange. Schnell aber ließ er sie los und ging weiter. Weiter hinauf in einen finsteren Gang. Weiter hinein in den Bauch des Schlosses. Weiter immer weiter, bis zu einem finsteren Raum, an dem die Tür verschlossen schien. Er ging durch den Flur und blieb bei der Ebenholztür stehen. Seine Blick fuhr kurz zu Momo, die erschreckend zurückwich.

„Moon, du kannst nicht! Es ist verboten! Er würde dich.. Moon, nein!!“, schrie sie auf. Er lächelte beschwichtigend.

„Wir haben keine andere Wahl. Wir sind es ihr schuldig. Sie hat das Recht involviert zu werden. Und sie kann uns helfen!“ Momo schüttelte wild den Kopf. Sie wagte es nicht, sie wollte es nicht, denn wie die meisten, spürte sie, wie ein Leben im Schloss erlosch. Vielleicht haben die anderen es ignoriert oder es einfach abgehakt, aber sie verfolgte ihre Schritte aus Sorge. Sie spürte, wie ihr Leben versank und dies machte ihr Angst.

„Nein, Moon. Das ist nicht rechtens.“ Er fuhr mit der Hand zu der klinke. Sofort griff sie nach seinen Arm. Sie wollte dies nicht, sie wollte ihn nicht stören. Das wäre Falsch. „Moon, bitte!“ Sie zerrte, aber er drückte sie weg.

„Wir müssen es tun!“ Momo riss und zerrte an ihm. Doch es half nichts. Entschlossen drückte er die Klinke hinunter. Ungewiss, was sie erwarten würde. Die Tür wurde aufgerissen und sie blickten starr auf.

„Unmöglich...“, flüsterte Momo mit aufgerissenen Augen. Es war einfach unmöglich.
 

„Francesco, ich habe Angst um ihn.“ Sie fummelte an ihren Fingern und keucht schwermütig. Seien Hand glitt zu ihrer und umfasste sie beruhigend. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.

„Er ist alt genug und weiß sich zu wehren. Glaube mir, es wird ihm gut ergehen und wir haben ihn bald eingeholt.“ Sie nickte, aber dennoch hatte sie ein ungutes Gefühl. Es verstärkte sich zunehmend, als sie ungeplant hielten. Sofort schrak sie auf. Ihr Nebenmann sah aus dem Fenster und lächelte ihr lieblich zu.

„Ich sehe mich einmal um.“ Sie nickte nur und blickte ihm zu, wie er ausstieg. Was war nur los?
 

Sie gingen schon eine geschlagene halbe Stunde durch den Wald. Er sah zu ihr, noch immer hielt sie seine Hand. Er wagte es kaum zu sprechen. Das Pferd trottete einfach nach.

„Wann sind wir da? So weit kann es doch nicht entfernt sein?“, fragte er leise und sah sich um. Doch noch immer schwieg sie. Was war nur los? Führte sie ihn überhaupt zum Schloss? Wenn nicht, wieso denn?

Abrupt blieb er stehe und sah sie geschockt an. Alicen wandte sich um und wirkte verwirrt.

„Du führst mich nicht zum Schloss, oder? Du lockst mich weg, wie eine Sirene!“ Sie lächelte.

„Ich habe nicht solch eine erotische, verführerische Stimme wie diese Fischfrauen, aber ja. Du wirst nicht in den Tod gehen.“ Ihre Stimme war ernst und doch lieblich wie Zucker. Er war verwirrt.

Wieso will ein Vampir nicht, dass er stirbt. Sie wollten sonst immer den Tod von Menschen, warum nicht jetzt?

„Und wohin gedenkst du mich zu bringen?“ Sie drehte sich um und nickte in eine Richtung.

„Ich muss eine Freundin finden, die in Lebensgefahr schwebt und gleichzeitig dafür sorgen, dass du nicht auf den Gedanken kommst in ein Höllennest zu steigen, also gedenke ich meine Freundin zu finden. Folgst du mir, so verspreche ich dir, ich werde dich zu deiner Freundin bringen, sicher versteht sich.“ Er sah sie an und kratzt sich am Kopf. Wieso sollte er darauf eingehen?

„Warum sollte ich dir helfen?“ Sie schmunzelte.

„Warum bist du noch hier?“ Dies war ein Argument. Wieso war er noch hier, wenn sie ihn doch nur wegführte? Was war mit ihm nur los?

„Komm einfach und du wirst überleben.“ Ohne weitere Worte lief sie los. Er sah ihr nach. Was sollte er nur tun?
 

Ruhig bleiben. Einatmen, ausatmen. Es zog erneut.

„Ah...“, knirschte sie und griff in ihr Kleid. Ihr Kopf legte sich wieder auf den Mantel, den sie sich unter legte. Sie war alleine. Alleine in der Höhle. Es zog erneut und sie wusste, es waren die anfänglichen Wehen. Niemand war hier, die ihr helfen könnte. Es war schon frustrierend.

„Gnnn...!!“ Sie setzen erneut ein.

Ihre Beine waren angewinkelt. Sie war schon verschwitzt. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass das Kind zu dieser Zeit auf die Welt wollte. Und nirgends war Alucard oder sonst wen, der ihr helfen würde.

Die Entführer waren fast schon tölpelhaft. Sie fuhren mit ihr in den Wald und blieben nicht weit von der Höhle stehen. Schnell zerrten sie die junge Vampirin aus dem Gefährt und drückten sie auf den Boden. Es war dieser weißhaarige Mann und einige Vasallen, die sie überfielen. Sie wusste, dass er nicht mit ihren Kräften gerechnet hätte. Schnell entriss sie sich ihm und schlug sie nieder. So schnell es vorbei war, war sie auch schon verschwunden. Doch weit kam sie nicht. Die Höhle war der einzige sichere Ort, als ihre Wehen einsetzen. Nun hoffte sie, dass die Entführer sie nicht finden würden.

Vielleicht war es unmöglich, denn am Liebsten würde sie vor Schmerzen aufschreien.

Sofort hechelte sie. Sie dankte Walter, dass er sie dazu überredete in ein Schwangerschaftsvorbereitungskurs zu gehen. So konnte sie die verschiedenen Atemtechniken erlernen. Dennoch fühlte sie sich nicht bereit. Sie wusste gar nichts, was sie tun sollte außer zu atmen. Ihre Augen sah zum Ausgang. Es regnete erneut. Ein trauriger Tag. Sie spürte, wie ihr Kind tobte. Ihr wurde immer wärmer. Was war nur los?

Es tat so weh. Immer schneller kamen die Schmerzen in kürzeren Abständen.Sie dauerten an. Seras wusste, sie konnte bald nicht mehr.

Es tat erneut weh. Wieso war sie in solch einer Zeit nur alleine? So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Alucard sollte dabei sein, aber er war nicht da. Doch wusste sie, dass er sie suchte.

Wenigstens ein Trost.

Sofort schmiss sie den Kopf in den Nacken. Es war soweit. Die Fruchtblase war geplatzt, dass spürte sie. Sie musste nun bald anfangen zu pressen.

Es blitzte und sie kniff ihre Augen zusammen. Es war, als würde sie nicht mehr alleine sein.

„Seras!“, hörte sie eine sanfte Stimme. Sofort riss sie ihre Augen auf und blickte zu einer kleinere Gestalt, die auf sie zu stürmte. Seras erkannte diese und war überglücklich.

„Du.. kommst.. genau richtig..“, keuchte sie geschwächt. Das Mädchen beugte sich herab und strich ihr einige Strähnen weg. Das Mädchen lächelte und sah sie an.

„Das sieht nicht gut aus. Ich weiß doch nicht, was ich tun soll.“, sprach sie wehleidig und besah sich ihren Zustand. Seras lächelte und ergriff ihre Hand.

„Es reicht, dass du da bist, Alicen.“, flüsterte sie und drückte ihren Kopf wieder in den Mantel. Die Vampirin lächelte und nickte. Sie spürte ihren kräftigen Druck.

„Keine Sorge. Mutter wird bald hier sein, das weiß ich.“, flüsterte sie. Seras nickte und schloss ihre Augen. Eine erneute Wehe trat ein. Sie schrie.
 

Der Wald war in Rumänien so undurchsichtig, wie kaum mehr einer. Die Kronen waren saftig Grün, aber der Regen verfärbte sie noch dunkler. Es raschelte und Vögel schreckten auf. Sie krähten und unterbrachen die Stille. Sie flogen von den Kronen fort. Doch was schreckte sie so auf?

Der Wald bot noch mehr außer Bäumen. Sträucher und Wurzeln, Kleintiere und Blumen. Doch alles wurde nun zertrampelt.

Eine Person lief durch sie hindurch und verletzte sich an den Dornen. Sie lief unbeeindruckt weiter. Hetzte fort und achtete nicht auf die Zeichen der Erschöpfung.

Abrupt fiel der Mensch auf den Boden. Eine Wurzel ließ ihn stolpern. Er sah zu seinem Fuß. Nichts war verletzt. Sofort sprang er auf und lief weiter. Der Schock trieb ihn aus dem Wald zu dem Feldweg. Er hatte Panik.

Schweißgebadete sah er sich um. Seine Augen blieben an einigen Fahrzeugen stehen, die seelenlos vorhanden waren.

Er erkannte die Marken. Es waren die seines Vaters. Ohne zu zögern lief er dort hin.

„Vater!“, rief er, aber es kam keine Antwort. Panisch griff er nach den Türen und riss sie auf. Keiner war in den Transportern. Alles war leer.

Wild sah er sich um. Wo waren sie? Wieso lag hier alles leer? Was war geschehen?

Er hatte Angst um ihn. Es war seine Schuld. Er ist gegangen und aus Sorge folgten sie ihm. Wieso nur???

Hastend blieb er stehen. Der Atem war heiß und er keuchte schwer. Wo waren sie nur? Sie können nicht tot sein. Er sah sich um. Alles war totenstill. Besorgt sah er auf den Boden.

Es ertönte ein Schrei. Ein weiblicher Schrei.

Maike schrak auf und blickte in den Wald. Ohne nachzudenken, lief er los und riss einige Pflanzen mit sich.

Es donnerte. Bald würde es noch mehr regnen. Er lief weiter. Sah sich um, aber erkannte nichts. Ein Schrei ertönte von Neuem.

Er sah sich erneut um und lief in eine Richtung. Das Gestrüpp zerriss seine Klamotten und verletzte seine Haut. Es störte ihn nicht. Er lief weiter.

Ein Busch hindurch und er sah sie. Sie, wie sie mit einem harten Ast den Kopf eines Monsters einschlug. Er viel zu Boden und sackte völlig zusammen. Sie keuchte schwer und ihre Hände zitterten. Sie wirkte völlig aufgelöst. Erst Sekunden vergingen, als sie aufblickte und ihn ansah. Sofort glätteten sich ihre Gesichtszüge. Der kalte, Schreck und Tot wich in heller Freude.

„Maike!“, rief sie auf und lief zu ihm. Stürmisch umarmte die Blonde ihn und drückte diesen fest an sich. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“, wimmerte sie leise. Der Junge blieb stehen.

„Wo ist mein Vater!“ Sie ließ ihn los.

„Francesco.“, flüsterte sie und ihr Blick wich wieder zu heller Panik. „Ich weiß nicht wo er ist. Er war einfach weg.“

„Was ist geschehen?“ Sie sah weg. „Integra, was ist geschehen?“, fragte er erneut. Ihre Augen wichen zu ihm und sie wirkte wieder glücklich. Lieblich lächelte sie. Man merkte, dass ihr der Schock tief saß.

„Ich weiß es nicht so genau. Es rumpelte und dann blieben wir stehen. Er stieg aus und wollte nachsehen, aber kam nicht wieder, dann fielen Schüsse. Ich stieg aus, aber dann war niemand da. Nur dieses Biest. Es lief davon. Ich hinterher, dann bemerkte es mich und griff mich an. So unerwartet, dass ich nur schreien konnte.“ Sie keuchte etwas auf, als sie daran dachte. Maike merkte, dass sie daran gewohnt war, aber es dennoch eine Herausforderung für sie war. Er hielt vorsichtig ihre Hand, wusste nicht warum, aber sie bot ihm Schutz und Ruhe.

Integra sah ihn an. Sie lächelte.

„Wo warst du?“, fragte sie vorsichtig. Er blickte zur Seite.

„Ich bin zum Schloss geritten. Da traf ich eine dieser Viecher. Sie hieß Alicen.“

„Und was ist geschehen?“

„Sie führte mich vom Schloss weg. Sie wollte eine Freundin finden, aber dann...“ Er stoppte. Als würde sie es ahnen, strich sie ihm über den Kopf.

„Manchmal hat diese Familie die Angewohnheit überheblich grausam zu sein, dass man nur noch schreien mag.“ Er blickte sie deutlich an.

„Woher weißt du das?“

„Dein kleines Vieh heißt Alicen Dracul und ist die Tochter von Samantha Dracul die Schwester von Alucard, der mein Diener ist. Kompliziert, ich weiß.“ Er sah sie leicht angesäuert an.

„Ich hätte mich fast von ihr verführen lassen.“, knurrte er wütend. Integra kicherte leise.

„Solch eine Fähigkeit ist bei ihr nicht weitläufig ausgeprägt, mein Junge. Sie ist noch jung.“ Er knurrte böse auf. Maike war wütend. Nicht auf Integra, sondern auf sich selbst. Ruhig strich sie ihm über den Arm, aber sah sich dennoch um. „Wir sollten weiter gehen. Francesco suchen.“

„Nein, suchen wir dieses Alicen.“ Die Frau wirkte verwundert.

„Wieso? Machst du dir keine Sorgen um deinen Vater?“ Er wirkte angespannt. Sie sah ihn an und blickte ihm direkt in die Augen. Da war ein Glänzen, was sie nicht einordnen konnte. Etwas unerfreulich, lächelte sie verlegen.

„Dann zu Alicen. Aber wohin dann?“ Er sprach kein Wort, sondern ging in den Wald. Er war wie hypnotisiert.
 

Es schrie. Es schrie laut, sehr laut.

Die blasse Haut und die wenigen, schwarzen Haare machen es weit mehr niedlicher, als alle anderen Babys der Welt. Beruhigend wiegte die erschöpfte, junge Mutter ihr Neugeborenes hin und her. Es war in einem Mantel eingewickelt, damit es nicht fror. Sie lächelte überglücklich und wischte sich verschwitzte Strähnen fort. Sie hatte es geschafft!

Noch immer konnte sie es nicht glauben. Sie war noch hier. Sie hatte ein gesundes Kind auf die Welt gebracht und existierte noch. Es schrie weiter. Sie drückte es an sich und spürte, wie die kleinen Hände ihre Sachen ergriffen. Es nuckelte an diesen und beruhigte sich leicht.

Glücklich sah sie zum Höhlenausgang. Alicen stand seit einer halben Stunde draußen vorm Regen und summte leise. Sie war in der schwersten Stunde bei ihr. Sie hatte ihre Hand gehalten und ihr bei der Geburt geholfen. Seras verdankte ihr so viel.

„Auf was wartest du?“, fragte sie leise. Die kleine Vampirin wandte sich um und schmunzelte.

„Menschen sind hier her auf den Weg. Vielleicht können sie uns helfen.“

„Woher weißt du das?“ Ein breites Grinsen entpuppte sich ihr.

„Ich habe einen Jungen kenne gelernt. Er merkte nicht einmal, wie er in meinen Bann geriet. Er hat Hilfe geholt.“ Seras musterte die Kleine. Sie hatte sich wirklich verändert. Sie war weit mächtiger, als sie selbst nun. Dies machte ihr schon Sorgen, aber doch konnte sie auf ihre Hilfe immer zählen.

„Wer genau?“ Sie zuckte mit den Schultern. Ihre Augen sahen hinaus.

„Wir sollten hier weg. Es ist zu unsicher.“ Seras seufzte. Sie hatte Recht. Es war zu unsicher. Besonders für ihr Kind.

Etwas wacklig stand sie auf und lehnte sich an den nackten Felsen. Sie musste bald etwas trinken. Alicen ging zu ihr und stützte ihren schwachen Körper. Sie war besorgt.

„Meinst du, du schaffst es?“ Die Mutter lächelte.

„Ja, warum nicht. Lass uns gehen.“ Sie schlichen langsam aus der Höhle. Der Regen durchnässte sie sofort. Zum Schutz wickelte Seras ihr Kind völlig in den Mantel ein. Es sollte es warm und trocken haben.

Der Wind peitsche leicht und erschwerte ihren Weg. Sie suchten unter den Bäumen Schutz. Seras keuchte und sah sich leicht panisch um.

„Wo müssen wir hin?“ Alicen strich ihr über den Arm.

„Da lang.“ Sie schritten weiter und kamen der Feldstraße immer näher. Sie spürten eine andere Atmosphäre. Es kribbelte. Es donnerte und blitzte. Im Wald waren keine Tiere mehr zu hören. Es herrschte eine bedrückende Stille.

Abrupt raschelte es. Sie blieben stehen. Das Kind schluckte auf und machte einen kleinen Ton. Seras strich ihm über den Kopf.

„Scht...“, flüsterte sie. Es war wieder ruhig.

Alicen sah die Beiden an und richtete sich wieder zu dem Geräusch in den Büschen. Eine Hand glitt zu ihr und hielt sie am Gehen.

Personen kamen aus den Pflanzenreich und blieben vor den beiden Frauen stehen. Seras sah sie entsetzt an und lächelte abrupt.

„Integra.“, flüsterte sie. Die Blonde lief an Maike vorbei und nahm die Vampirin in die Arme.

„Seras. Gott sei Dank geht es dir gut.“ Sofort entriss sich die Vampira ihrem Griff. Das Baby hustete und schrie. Die Frau schreckte auf und sah zu dem Bündel herab. Fragend sah sie zu der Vampirin, die es wiegte. „Du hast es geboren?“, fragte sie diese. Seras nickte und hielt es in ihre Richtung. Integra blickte auf den kleinen Kopf. Es war wirklich niedlich. Man erkannte sofort die Ähnlichkeit zu Alucard. „Herzlichen Glückwunsch.“, sprach sie leise. Seras nickte erfreut.

„Könnten wir weiter?“ Alicen unterbrach das Wiedersehen und blickte beide fragend an.

„Wo wolltet ihr denn hin?“ Die Blonde ließ noch immer nicht den Blick vom Kind.

„Wir wollten von hier weg. Bevor die Entführer wieder kommen.“, sprach die junge Mutter besorgt. Integra sah sie an.

„Entführer?“ Beide nickten.

„Ich war auf den Weg zurück, als sie mich mitsamt der Kutsche entführten. Es war so ein ekliger, Lackaffe mit weißen Haaren, der..“

„Nisson.“ Unterbrach Alicen sie.

„Ja, eben so. Jedenfalls haben sie mich in den Wald gebracht. Ich konnte durch einen Trick fliehen. Dann versteckte ich mich in einer Höhle, bis Alicen mich fand und bevor sie wieder kommen, wollten wir wieder gehen.“

„Verstehe. Nun, dann bringen wir dich zum Wagen. Dort bist du erst einmal in Sicherheit. Ich muss Francesco finden.“

„Was ist denn geschehen?“ Die Blonde fuhr sich durch ihr langes Haar.

„Wir wurden ebenfalls angegriffen. Seither sind alle verschwunden.“ Sie holte tief Luft und blickte Maike an. Schnell bemerkte sie, wie er starr schweigend auf Alicen blickte. „Verdammt, was ist hier nur los. Alles scheint außer Kontrolle.“, flüsterte sie.

„Das ist unsere Welt, liebe Lady Hellsing.“

„Wenn dem so ist, könntest du vielleicht erstmal Maike los lassen?“ Die Vampirin sah zu dem Jungen.

„Aber ich habe ihn doch nicht berührt.“

„Du weißt, was ich meine!“ Alicen seufzte.

„Sie macht doch nicht!“ Endlich kam er zu Wort. Er blickte Integra wütend an und ging zu dem Mädchen. Sofort legte er eine Hand um ihre Schulter, weswegen sie leicht rot wurde.

„Hey, lass das. Schließlich hast du eine Freundin!“, knurrte sie und schubste den Jungen weg. Er sah sie perplext an.

„Maike, lass das.“ Integra knurrte es eher heraus. Der Junge blickte sie wütend an.

„Sie haben mir nichts zu sagen!“

„Wohl habe ich schon. Lass Alicen in Ruhe. Sie ist eine Vampirin, falls es dir nicht aufgefallen ist.“

„Doch sehr wohl.. unverkennbar ihre brutale Art.“, sprach er sarkastisch.

„Langsam reicht es mir mit dir!“ Alicen blickte zwischen beiden hin und her und grinste breit.

„Wisst ihr... Ihr wirkt wie Mutter und Sohn. Die eine kann deren Freundin nicht Leiden, der andere hasst sie dafür.“ Beide sahen sie schweigend an. Integra wirkte etwas verängstigt, aber schluckte es schnell herunter.

„Nimm es zurück!“, knurrte der Junge. „Auf so eine Mutter würde ich verzichten, überheblich, arrogant, eingebildet und auch noch verantwortungslos.“ Seras wiegte ihr Kind und sah beide an. Es war eine deprimierende Stimmung.

„Wollen wir nicht weiter?“, flüsterte diese und blickte alle an.

„Ja, komm, Seras. Wir bringen dich in Sicherheit, danach suche ich Alucard.“ Integra klang wütend. Sie schritt einfach in den Wald hinein.
 

„Sécar!“ Sie schrie fürchterlich. Man spürte ihre Wut. Ein kleiner Körper schritt durch die Flure und suchte jedes Zimmer ab. Sie fand ihn nicht „Sécar!!!“, rief sie erneut, aber es herrschte Stille.

„Im Westflügel ist er auch nicht!“ Mi Ying stand hinter ihr und sah zu der kleinen Blonden, die sich immer weiter in Rage brachte. „Steht es denn sicher, dass wir nicht Falsch liegen?“ Sie schüttelte ihren Kopf.

„Kalí, bei allem Respekt. Ich bezweifle, dass sie es war. Die Aura war zu mächtig.“ Die kleinste Vampirin sah zu dem Rotschopf auf. Ihre Augen funkelten.

„Du hast keine Ahnung, was für eine Macht ein Neuling haben kann! Sie war es!“, zischte diese. Sofort schwiegen alle.

„Kalí hat Recht.“ Dieser Ton konnte nur von einem stammen. Sie wandten sich um und blickten in das ältere Gesicht des Gesuchten.

„Warum????“ Sie lief auf ihn zu und ergriff seinen Kragen. Die freie Faust schlug auf seine Brust ein, während ihr Tränen der Panik entrannen. Er ließ es zu.

„Ich habe nichts dergleichen getan. Ich werde erst etwas tun. Um das Wohl aller.“ Sie sah auf.

„Wie?“ Er lächelte und wirkte so sanft und begehrlich. Kalí ahnte, warum sich Samantha nie von ihm trennen wollte. Warum sie sich baldig auch zu ihm hingezogen fühlte. Er wirkte einfach traumhaft schön.

„Ich werde endlich eine Wahl treffen. Nicht für mein Clan alleine kämpfen, sondern mein Schicksal in weise Hände legen. Tut dies auch, so wie Moon, Momo und ich.“

„Die Beiden auch?“, kam es im Chor. Er nickte.

„sie waren es, die sie raus riefen. Ihr wisst selbst, was wir für Fehler taten, also steht zu denen.“ Er wusste, er ergriff seine Chance. Er spürte ihre Blicke.

„Wir waren für ihren früheren Tod verantwortlich. Wir wussten, dass sie uns Rache schwor. Wir wussten, warum sie uns erbittert jagte, als sie gerade einmal acht Jahre alt war. Was für eine Kraft und Ausdauer entwickelte, lag an uns allen, denn wir wollten es nie wahr haben. Unser Rat hat sich nicht nur jetzt gespalten. Ihr kennt alle die Geschichte über die Liebe eines Vampires zu einem heiligen Wesen. Wir wissen, dass diese Legende wahr ist und doch wollten wir verhindern, dass diese ein gutes Ende nimmt. So haben wir unser Schicksal besiegelt. Unser einst Urvater hat sich von uns abgewandt. Die früheren Gründer unserer Gesellschaft sind Tod und die neuen Abkömmlingen unseres Urvaters verachten uns. Unsere Chance weiter zu existieren, ist minimal bis kaum vorhanden. Und bleibt nichts anderes übrig als für unsere Taten gerade zu stehen!“ Sie hörten ihm eindringlich zu. Er lächelte zufrieden und wandte sich um. Er hatte alles gesagt und wollte nun gehen.

„Wo willst du hin?“ Kalí hielt ihn fest. Seine weichen, roten Augen strahlten.

„Ich gehe und helfe meiner Familie.“ Er entriss sich ihrem Griff und schritt den Flur herab. Die Zeit war gekommen, dass er zu ihr stand. Zu seinem Blut und zu seiner Geliebten.
 

„Alicen.“ Sie zuckte zusammen. Ihre Gesicht wandte sich vom Himmel ab. Sie wirkte abwesend und betrübt. „Was war das?“ Seras hatte Integra das Kind übergeben und ging nun zu der kleinen Vampirin. Alicen sah wieder herauf.

„Das.. das..“ Sie brachte es nicht über ihre Lippen. Sie musste einfach lächeln und weinen. Bitterlich weinen.

„Alicen?“ Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Das war mein Vater.“, keuchte sie schluchzend hervor. Seras sah sie ungläubig an.

„Dein..?“ Sie nickte.

„Sie sind auf den Weg zu meiner Mutter..“, weinte sie weiter.

„Sie?“

„Ja, wie es scheint, hat er sich entschieden.“ Die Vampira sah in den Himmel. Es wurde Finster im wolkenbedeckten Himmel. Die Sonne war schon längst im Horizont versunken. Dennoch sah man im Licht der Dämmerung noch alles um einen herum. Doch mit dem Schwarm der Fledermäuse, die aus dem Schloss kamen und zu einer Stelle im Wald flogen, verlor die Umgebung das letzte Licht. Es war ein erschreckendes Bild. So viele schwarze Flecken am Himmel.

„Und was ist deren Entscheidung?“ Alicen sah zu ihr.

„Ich weiß es nicht.“

„Sicher zu unseren Gunsten. Anderes kann es gar nicht sein.“ Sie war sich dem so sicher. Die kleine Vampirin legte ihren Kopf auf ihre Brust und umarmte diese. Sie brauchte nun etwas Halt.
 

Der Wind bahnte sich schon immer einen Weg in die Wälder und Gebirge. Er sauste durch die Büsche und riss Blätter mit sich. Der Gestank von allem Übel war darunter, aber auch 'Blütenduft roch man heraus. Der Duft einer Rose und ihre verwelkten Blätter, die mit dem Hauch weiter flogen. Es erklang ein Röcheln, ein einsames Röcheln eines letzten Atemzuges. Das Spucken des Blutes ertönte, als würde ein Beutel voller Flüssigkeit aufplatzen. Das Husten brachte sie dem Tod noch näher und das Dumpfe zusammensacken gepaart mit den leisen Weinen, machte sie noch elender.

Ihr Blick verlor an Schärfe. Das Wasser ließ alles verschwommen darstellen und nur ein Paar schwarze Schuhe, die auf sie zukamen, war in ihrem Blick. Der Staub wurde aufgewirbelt und in ihr Gesicht getreten. Sie hustete erneut.

Die Person beugte sich herab und ergriff ihr langes, dunkelbraune Haar. Die so fein säuberlichen gelockten Haare waren voller Blut und Dreck. Sie sah nur in den hassenden Blick und Furcht kroch in ihr auf. Wie konnte dies nur geschehen? Wie konnte sie in solch einer Lage kommen?

„Lorén..“, brummte seine tiefe Stimme und ein Grinsen entblößte sich einen.

Wie konnte dies nur geschehen?
 

Der Schrei ertönte. Die Fledermäuse schwirrten auf.

Lorén sah erschrocken auf und beobachtete die Wolke, die einsam von dem Schloss wegflog. Doch dies sollte ihr minderes Problem sein. Jemand packte sie und ihr Blick fuhr zu dem groß gewachsenen Vampir. Gedeon nickte in eine Richtung. Sie wusste, was los war. Sie waren da.

Es war ein Risiko, was sie eingingen, als sie sich entschlossen ihr Dorn im Auge zu entfernen. Sie haben sich entschieden sie zu entführen und zu töten. Doch niemand konnte ahnen, dass sie in solch einem jungen Alter so geschickt und mächtig sei. Geschneidert für dieses Leben und wissen, wie sie überlebt. Das junge Ding entfloh ihnen und als diese sie suchten, jagten, da erspürten sie die zwei Personen. Die Jäger. Sofort stoppten sie und blickten sich an. Was war zu tun?

Es gab nur eine Lösung. Kämpfen.

Gedeon lächelte ihr zu und drückte leicht ihre Schulter. Lorén nickte und zupfte ihr Kleid zurecht. Es würde beginnen. Und im selben Moment traten sie aus dem Wald. Direkt auf die kleine Lichtung des Berges. Die Lichtung, an dem sich Samantha und Alucard immer trafen und Blumen pflückten. Wo sie lachten und alles vergaßen, was um sie herum war.

Kein passender Ort für einen Kampf.

„Vladislav, Samantha, schön euch zu sehen.“, lächelte er die Beiden an. Synchron blieben sie stehen und ließen den Wind mit ihren Haaren spielen. Ihre Blicke waren ernst. Gedeons Lächeln bewirkte kein Tauen.

„Vlad...“, säuselte Lorén und ging graziös in seine Richtung. Doch er blieb ohne eine Regung stehen. Gedeon ergriff ihren Arm und hielt sie zurück. Sie sah ihn verwirrt an und bemerkte sein Kopfschütteln.

„Kommt ihr, um uns zu vernichten? Wenn dem so ist, dann muss ich euch enttäuschen. Wir werden uns nicht kampflos ergeben.“ Erst jetzt fingen sie an zu grinsen. Breit, gehässig, bestimmend und stolz.

„Meint ihr?“, sprach die Frau und band sich ihr langes schwarzes Haar hoch. Ihr Bruder griff in seine Manteltasche und holte eine lange, schwarze, glänzende Waffe heraus. Jackal. Sein liebstes Stück. Ein Meisterwerk von Walter persönlich.

„Ihr habt einen Fehler getätigt. Ihr seid den falschen Weg gefolgt. Und dafür werdet ihr bezahlen. Ihr werdet es bereuen ihr nahe gekommen zu sein!“, sprach er ruhig, aber doch bedrohlich. Seine Schwester senkte die Arme und es schien eine Zeitlupe nahe zu sein.

„So wollen wir euch eurer Strafe zuführen, die ihr auch verdient.“ Sofort wichen einige zurück.

„Dann kommt! Wir haben keine Furcht. Wir sind mehr als ihr beide!“ Nisson grinste breit und gesellte sich mutig zu Gedeon.

„Meinst du?“ Alucards Lächeln war zuckersüß. Er lud seine Waffe durch und gab seiner Schwester nur einen kleinen Blick. „Spielball?“, fragte er kichernd. Samantha sah ihn an und schmunzelte leicht.

„Spielball.“ Ohne weitere Worte sahen sie zu der Runde und liefen los. Samantha packte Nisson und drückte seine Kehle zu. Er quoll auf und röchelte. Samantha schmiss ihn auf den Boden, wo er einige Meter weiter geschliffen wurde. Sein Kopf knallte gegen einen Baum und ließ ihn in die Ohnmacht fallen.

Alucard stieß Gedeon mit seiner Waffe auf den Boden. Er fiel und spuckte dadurch Blut.

„Spielball!“, rief er ihr zu. Samantha ergriff den Kragen von Nisson und warf den bewusstlosen Mann hoch. Er flog in die Luft und sein Körper drehte sich in der Wucht einmal um sich herum. Alucard sah hoch, zielte und schoss auf ihn. Die Kugel traf seine verdammtes Herz und ließ seinen Körper bersten. Lorén sah es und erschrak. War das es, was sie taten. Spielen?

„Zu fest!“, rief sie ihm nach und lächelte. Alucard grinste nur breiter. Seine Augen sahen zu den anderen.

Ference wich weit zurück. Sie sah flehend zu Yama, der still da stand. Er zuckte nur, als Gedeon nieder geschlagen wurde. Man sah ihm an, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Selbst Ference war hin und her gerissen.

Alucard ging weiter auf Lorén zu. Sie sei die Nächste. Keine Gnade.

Die Frau wich zurück, aber konnte nicht zu weit gehen. Samantha stand hinter ihr.

„Vlad, nicht..“, versuchte sie ihn zu hindern, aber er ging weiter.

„Ja, Vlad, tue es nicht...“, erklang die andere männliche Stimme. Er sah zur Seite und spürte sodann eine Faust im Gesicht. Gedeon war wieder aufgestanden und wehrte sich schnell. Alucard flog nur einige Meter weiter. Seine Nase fing an zu bluten. Dennoch grinste er weiter und sah wieder zu ihm.

„War das alles?“, höhnte er. Gedeon knurrte und lief auf ihn zu.

Geschickt wich er seinen weiteren Schlägen aus und verpasste seinem Feind einen Kinnhaken. Der Clanoberhaupt fiel nach hinten und spuckte Blut. Man spürte, dass er kaum Kampferfahrung besaß. Er war ein Politiker. Das war kein gutes Zeichen. Er fixierte Alucard genau, aber bemerkte nicht, wie jemand auf ihn zuging. Samantha fuhr mit ihrer Hand zu sein Gesicht und führte ihre Lippen an sein Blut, was dem Mund entlang lief. Sie leckte es ab und sah ihn lächelnd an. Gedeon schreckte zurück.

„Fass mich nicht an, Miststück!“, zischte er. Sie beugte sich weg und lachte leise.

„Spielball.“, sprach sie bestimmend. Er erschrak, aber nicht, weil er ahnte, er sei der Nächste, nein, er bekam es mit der Furcht als sie bestimmend zu Lorén sah. Alucard nickte und wandte sich ihr zu. Die Vampirin quiekte auf. Ihre Fassade des Stolzes fiel. Sie hatte Panik, sie kannte ihn, sie wusste, wie er war und sie hatte Furcht, große Furcht.

„Nein! Nicht sie!!! Pfoten von ihr, Vampir!!“, schrie er und wollte zu ihr, aber Samantha hielt ihn davon ab. Sie packte seinen Arm und riss ihn gegen den Baum. Ihr schlanker Körper drückte ihn fest an den Stamm. Er wehrte sich, aber das einzigste, was er erreichte war der Druck ihrer Brüste auf seiner Brust.

„Du kannst nichts dagegen tun...“, flüsterte sie ihm ins Ohr und strich sein weißes Haar weg. Er ließ nicht den Blick von Lorén, die sich gegen Alucard wehrte. Doch seine starke, männliche Art ließ keine flucht zu. Sie wurde auf den Boden gedrückt. Sie strampelte, aber er setzte sich einfach auf sie. Ihre Hand fuhr zu seinem Gesicht und kratze ihn tief. Er schlug ihr ins Gesicht, setzte seine Waffe an ihren Bauch und schoss. Sie gurgelte auf.

Gedeon konnte nicht mehr. Er drückte Samantha, so gut es ging weg, aber sie griff sofort in seinen schritt und umspielten -sein Glied auf eine schmerzhafte, aber doch erotische Art. Er wurde rot, keuchte laut auf und knurrte elektrisiert.

„Nein...“, zischte er, als die gurgelnde Laute der Frau erklangen. Sie wimmerte leise und es ertönte ihr Röcheln, als er ihr die Luft abschnürte.

„Lorén!!!!!“, schrie er auf. Ein Lufthauch, ein Wehen und Alucard wurde von ihr herunter geschlagen. Samantha schrak auf und blickte zu der Frau, die halb entblößt auf den Boden kauerte und blutete. Es war nur ein Mantel zu erkennen und eine blonde Gestalt.

„Yama..“, flüsterte Gedeon erleichtert. Der Clanoberhaupt der Assassine mischte sich ein. Stehend zu seinem Herren, rettete er die Frau. Ohne zögern zuckte er sein Schwert und lief auf Alucard zu. Es erklang kein Wort, dennoch ertönte sein rauer Gedanke.

//Spielball.//

Samantha ließ von Gedeon ab und wollte zu ihren Bruder, der noch immer taumelnd von dem Schlag aufstand. Diese Chance wurde genutzt. Gedeon ergriff ihr Haar und schmiss sie in die Dornensträucher. Er knurrte wütend auf und fiel über sie her. Er schlug sie weiter und weiter, fester und fester. Er ließ all seine Wut raus. Die Wut, die aufgestaut war, Jahrhunderte.

„Du billiges Miststück.. bist an allen Schuld! Du Schlampe!!“, keifte er sie an und schlug weiter. Die Vampirin keuchte nur. Ihr Blut quoll heraus. Sie konnte sich nicht wehren.

Alucard sah auf. Hörte ihr Keuchen und wandte sich zu ihr. Im nächsten Moment durchbohrte ihn ein Stück kalten Stahl. Die rote Flüssigkeit spritzte nur und ließ ihn aufstöhnen. Es floss aus seinem Mund und seine roten Augen sahen zu den blonden Jungen.

„Das wirst du büßen...“, quoll er es hervor und grinste. Mit einem wuchtigen Schlag traf er sein Gesicht. Yama taumelte nach hinten und richtete sich wieder auf.

„Kämpfen ist meine Existenz. Ich bin nicht so schwach, wie Gedeon.“, lächelte er. Sofort zückte dieser neue Messer und ging auf Alucard zu. Geschickt durchlöcherte er diesen und ließ ihn Rücklinks nach hinten fallen.

War es vorbei?

Lorén stand langsam auf und zog ihr Kleid zurecht. Sie sah, wie Gedeon vom reglosen Körper Samanthas aufstand und sie anspuckte. Sie erblickte Yama, wie er Alucard an den Baum nagelte und ein Gefühl der Genugtuung erfüllte sie. Sachte stand sie auf und schritt taumelnd zu Gedeon, der sie bedrückt ansah. Ihre Arme schlossen sich um ihn und sie spürte, dass er es genoss.

„Es tut mir Leid, Lorén.“, entschuldigte er sich. Sie strich ihm über den Kopf.

„Es ist gut. Wir haben sie.“, flüsterte diese.

Langsam wurde es wieder ruhig. Der Wind wehte den restlichen Duft des Gefechts weg. Ihre Haare wurden umspielt und sie schloss genugtuend die Augen. Nichts außer Rauschen ertönte. Sie atmete erleichtert aus. Der Wind flog weiter mit sich, doch dann verstummte das Rauschen. Nichts war zu hören, nur ein Geräusch. Leise Flügelschläge, langsam, gleichmäßig, bedrohend, stetig. Sie öffnete ihre Augen und nackte Panik machte sich breit. Der Wind, er wurde gebracht von den Flügeln. Er versprühte einen gefährlichen Duft. Ihr Herz setzte aus. Er spürte es und sah sie fragend an. Doch ihr Kopf wandte sich nur um. Schleichend, langsam, fast zeitlos weiteten sich ihre Augen. Was sie sah, war ein Schock.

Um den Wald, knapp vor der Grenze der Lichtung bildete sich Nebel. Dichter, satter, weißer Nebel. Nur ein Schatten verriet, dass sich etwas darin bewegte. Langsam, elegant trat jemand aus dem Wald heraus. Ein schwarzes Kleid, welches an der Seite aufgeschnitten war. Befleckt und doch schien es neu. Es ging ihr nur bis zur Brust und fiel dort leicht in Falten. Ihre schlanke Figur war göttlich, engelsgleich und das violett schimmernde Haar fiel im Wind, der ihren Geruch mit sich führte. Sie schritt weiter und trat in die Lichtung. Um sie herum flogen Fledermäuse und ihre blasse Haut ließ sie fast mit dem Nebel verschmelzen. Ihr Gesicht, unberührt und doch hervorgehoben, war leicht geschminkt. Die Augen geschwärzt und die Lippen rötlich beschmiert. Aus ihren Mund floss Blut.Wenige Tropfen, aber doch wirkte sie dadurch zerbrechlicher.

Lorén ließ Gedeon los und fiel fast nach hinten. Diese Ausstrahlung haute sie um.

„Das kann nicht sein.“, flüsterte diese. Er blickte in dieselbe Richtung. Seine Augen weiteten sich. Er wusste, wer sie war. Alle wussten es.

„Hallo.“, sprach die Frau ruhig. Ihre Stimme erinnerte nicht an einen Menschen, an keinen Vampir, nur an eine kleine Reinheit, die geschändet wurde.

Yama wandte sich um und riss die Augen auf. Sein Herz pochte schwer.

Sie spürte seinen Blick und ihre rötlichen Augen fuhren zu ihm. Ein seichtes Lächeln entblößte sich, wie auch scharfe Reißzähne.

„Ich habe vernommen, was ihr hier treibt. Es gefällt einigen nicht, genauso wenig mir.“, fuhr sie weiter fort. Erst jetzt fand Gedeon seine Stimme wieder.

„Wer ist der Verräter! Sprich und stirb darauf!“ Kaum verhallten seine Wort, ertönte ihr Lachen.

„Ihr wollt mich töten? So Tod machen, wie ihr die beiden Vampire gemacht habt?“ Gedeon knurrte auf.

„JA!“, schrie Lorén und ging nach vorne. „Du bist des Todes, Aisha!!!“ Sie lachte erneut. Mit ihren Ton flogen die Fledermäuse an ihr vorbei und griffen die Vampirin an. Ihr Haar wurde verzerrt, gezogen und zerzaust. Das zerrissene Kleid wurde ihr fast vom Leib gezerrt und die Wunden vermehrten sich durch die Kratzspuren. Sie sah erbost zu der Verursacherin.

„Glaubst du, billige Tiermagie beeindruckt mich???“ Aisha lächelte. Sie ging nur einen Schritt und verschwand vor deren Augen.

„Nein.“, sprach sie und ließ es mit dem Wind schallen. Sie sah sich wild um, aber von der Feindin war keine Spur.

Dann ertönte ein dumpfer Schrei. Sie wandte sich um und erblickte, sie wie Gedeon gegen den Baum drückte und ihre Hand in seinen Magen schellte. Er keuchte auf. Ihr diabolisches Grinsen verriet, dass sie es ernst meinte.

„Gedeon!!!“, schrie sie.“

„Pass lieber auf dich auf.“ Lorén erschrak. Eine Hand ergriff ihren Hals und sie spürte kaltes Blut auf ihren Körper. Sofort wurde diese gegen einen Stein geschmissen. Es war Samantha, die wieder aufstand und voller Hass war.

„Töte ihn!“, zischte sie zu der Vampirin. Gedeon wehrte sich erheblich. Blickte zu Lorén und dann zu Yama.

„Yama!“, gurgelte er, aber der Assassin blieb stehen. Er sah geschockt zu der Person und konnte sich nicht rühren.

„Ja, helfe ihm, so wie du es vorher tatest.“, erklang eine tiefe Stimme. Yama wandte sich um und blickte in Alucards roten Augen. Sofort wurde er niedergeschlagen.

Gedeon gurgelt noch immer Blut. Was sollte er tun? War es zuende?

„Du hast einen Fehler getan. Du hast dich mit uns, mit ihm angelegt. Du bist nicht mehr zu tragbar. Entschlossen, du wirst abgesetzt, Gedeon!“ Sie drehte ihre Hand in seinen Gedärmen und riss seinen Dünndarm heraus. Er schrie auf und seine Augen rissen sich mit auf. Das Herz pochte immer schneller und er spürte, wie sich herab beugte und das Blut in seiner Wunde aufleckte. Die beschmierte Hand fuhr in seinen Körper. Mit Kraft immer Höher bis zum Herzen und drückte zu. Ihre Kraft zerquetschte es schnell und er hörte auf zu atmen. Sein Körper erschlaffte sofort.

Achte nahm die ihre Hand von ihm und ließ sein Blut abtropfen. Der Körper rutschte herab und blieb liegen. Er war tot.

Dieser Anblick blieb ihr nicht erspart. Lorén hatte es vom Boden ausgesehen. Sie lag Blutverschmiert am Boden und röchelte schwer. Sie weinte bitterlich. Gedeon war tot.

Es erklang ein Röcheln, ein einsames Röcheln eines letzten Atemzuges. Das Spucken des Blutes ertönte, als würde ein Beutel voller Flüssigkeit aufplatzen. Das Husten brachte sie dem Tod noch näher und das Dumpfe zusammensacken gepaart mit den leisen Weinen, machte sie noch elender.

Ihr Blick verlor an Schärfe. Das Wasser ließ alles verschwommen darstellen und nur ein Paar schwarze Schuhe, die auf sie zukamen, war in ihrem Blick. Der Staub wurde aufgewirbelt und in ihr Gesicht getreten. Sie hustete erneut.
 

„Wollt ihr euch weiter einmischen?“ Sie sah nur auf die Vampirin, die auf dem Boden weinte. Doch meinte sie Ference und Yama. Ference wich zurück und verbeugte sich unterwürfig. Sie sah nie einen Grund zu kämpfen. Sie hielt sich zurück.

Yama schluckte schwer. Sein blick wich von Gedeon zu Lorén zu Aisha. Er stand auf und schwieg.

„Willst du deine Strafe entgegennehmen?“ Alucard hatte sich zur ihr herunter gebeugt und hob ihr Kinn an. Lorén weinte immer noch und sprach kein Wort. Sie konnte sich nicht bewegen.

„Sie ist bereit.“, gleichgültig sprach Aisha ihre Worte aus und sah nun ernsthaft zu ihr herab. Sie lächelte breit.

Lorén schluckte schwer.

„Macht nur. Es hat doch alles kein Sinn mehr.“, hauchte sie verbittert.

„Das ist eine Sache, dir ihr immer verhöhnt habt, Liebe.“ Samantha kam zu Wort und war ernst und wütend zugleich. Lorén schluckte auf. Was? Liebe? Unmöglich.

Sie schloss ihre Augen. Sie wollte nur eines. Das Ende.

Die kalte Waffe lag an ihrer Schläfe und sie hörte, wie er den Abzug zog.

Ein Schuss fiel. Die Vögel flohen und es herrschte Stille.
 

Der Wind floh weiter. Die blonden Haare wurden durch geweht. Er sah auf und blickte in blau. Leuchtendes blau. Er erschrak.

„Yama.“, sprach sie sanft und ein leichtes Lächeln ertönte. Er nickte. „Was erwartest du vom Leben?“ Er sah herab.

Yama war ein verschwiegener Mann. Er äußerte selten etwas über seiner selbst, so konnte nie einer wissen, was er dachte. Keiner wusste, wen er mehr Respekt zollte, als alle anderen. Es war eine Assassine. Eine Künstlerin im Fach des Tötens seiner Art. Ja, er zollte ihr Respekt. Er achtete sie sehr. Er war überwältigt von ihrer Art. Und nun fragte sie ihn, was er vom Leben erwartete, als würde sie wissen, was er wollte. Eine kleine Antwort. Ein einfaches 'dich'. Doch er konnte es nicht über sich bringen. Niemals. Sie gehörte jemand anderes. Ein stärkeren, mächtigen Vampir. Jemand, der schon lange auf sie wartete und sie verdiente, sie schützen könnte, ihr das geben, was sie brauchte.

So konnte er nur eines tun, darüber schweigen.

„Yama?“, fragte sie nach. Er sah sie wieder an.

„Ich erwarte von mir gehorsam dem Leben gegenüber und dem Tod.“, sprach er simpel aus. Sie verzog ihr Gesicht, aber lächelte sofort wieder.

„Willst du dann in meinen Diensten stehen, Assassin Yama?“, fragte sie sachte weiter. Er nickte gehorsam. Was blieb ihm anderes übrig. Es wirkte kaum loyal in den Augen der Draculs, aber er war ein Assassin. Sie gehorchen dem, mit den stärksten Argumenten und das war sie.

„Dann steh auf.“ Er tat es. Verneigte sich und stellte sich an ihre Seite. Immer in den Schatten. Bedacht sie zu schützen. Das wollte er, das war es, was er vom Leben erwartete. Sie für ewig zu schützen.

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so ein neues kappi ein neuer teil xDDD

viel spaß *küssi*



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