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Raumstation Nerima

von

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Verlobungen und Feuergefechte

"Raumstation Nerima"

Eine Ranma ½ Fanfiction

von Yalene
 

Disclaimer:

Die Figuren, Schauplätze sowie die der Fanfiction zu Grunde liegende Vorgeschichte sind Kreationen der fabelhaften Rumiko Takahashi.

Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen FFs sind reiner Zufall.
 

Kommentare der Autorin sind am Ende des Kapitels zu finden.
 

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Kapitel 1: Verlobungen und Feuergefechte

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Sirenen heulten auf. Alarmierte Augen huschten über unzählige aneinander gereihte Bildschirme. Leere Gänge kamen zum Vorschein, in denen synchron zum Sirenengesang in Rot schimmernden Farben Lampen aufleuchteten.

„Wo ist das Problem?“, brummte eine schroffe und deutlich ungehaltene Stimme, wurde ihr Inhaber doch gerade aus einem kleinen Nickerchen gerissen.

„Sir, das SWS meldete in Ebene 11, Sektion Gamma einen Eindringling.“

„Sektion Gamma, Ebene 11…“, brummelte wieder die schroffe Stimme, diesmal mit weniger ungehaltenem Klang. „Das sind doch die Lagerräume für besonderes Warengut. Dann wird es sich hier um einen einfachen Raubeinbruch handeln. Kommando A soll ausrücken.“

Der angesprochene Unteroffizier wagte es an dieser Stelle nicht, dem Oberkommandeur zu widersprechen, doch er wusste, dass solch eine Anordnung sicher nicht sinnvoll war.

Die Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit gelöst kehrte der Chef der Schiffsicherheit, Genma Saotome, zurück in sein Büro um sein Nickerchen diesmal ohne Unterbrechungen zu beenden. Dabei ignorierte er erfolgreich die bei seinem Abgang salutierenden Jungoffiziere in der Zentrale.

Der Unteroffizier und momentan ranghöchste Kommandoposten in der Zentrale betätigte die sicherheitsspezifischen Kommunikationskanäle.

„Kommando A in Bereitschaft.“, ertönte seine befehlsgewohnte Stimme.

Einige Sekunden verstrichen, bis sich jemand die Mühe machte ihm zu antworten.

„Hier Kommandant Saotome. Was liegt denn an?“

Der Unteroffizier verzog ob des legeren Tones des Befehlshabers der Sondereinsatztruppe Kommando A belustigt den Mund. Sein Gesprächspartner mochte einer der vielversprechendsten Führungskräfte der Flotte sein, aber militärische Ordnung konnte man ihm nicht eindrillen, vor allem dann nicht, wenn es um seine Umgangsart ging.

Doch darüber vergaß der Unteroffizier nicht seine Pflicht. „In Ebene 11, Sektion Gamma, wurde Alarm ausgelöst.“

Am anderen Ende der Kommunikationsleitung hörte er ein deutliches Geräusch des Missfallens. Der Wachhabende hätte es vielleicht für ein entnervtes Stöhnen oder einen zornigen Seufzer gehalten. In Wirklichkeit war es eine Tirade von weniger feinen Schimpfwörtern, die der Absender wohl weißlich in einen gekünstelten Husten absterben ließ.

„Das darf doch nicht wahr sein…“ Nichtsdestotrotz entfuhr ihm ein Zeugnis seines Unmuts.

Ehe er noch weiteres schimpflich sagen konnte, fuhr der Unteroffizier mit nicht verhaltener Strenge dazwischen. „Kommandant Saotome, rücken sie mit ihrer Einheit aus und beseitigen sie die Störquelle.“

Trotz des eigentlich als ernster Dienstbefehl geltenden Ausspruchs ließ sich der junge Kommandeur nicht von der Äußerung seines Unmuts abbringen.

„Konnte sich mein alter Herr…“, der Unteroffizier - sich seiner Pflicht erinnernd –

räusperte an dieser Stelle mahnend. „Konnte sich der Herr Oberkommandant“, berichtigte sich der Einsatzleiter der Sondereinsatztruppe, „denn keine anspruchsvollere Aufgabe aussuchen als einen erfolglosen Einbrecher einzufangen?“

Der Unteroffizier musste an dieser Stelle über die Frustration des jungen Mannes lächeln, denn seine Reaktion war durchaus verständlich.

Aufgaben dieser Art wurden normalerweise Kommando C oder D, aber sicher nicht der Sondereinsatztruppe zugeteilt.

Doch der Befehl kam von Oberkommandant Saotome persönlich und er neigte gelegentlich, was seinen direkten Untergebenen sehr wohl bekannt war, zu irrationale Befehlen… vor allem, wenn er eine Chance sah, seinen Sohn in neue Aktionen mit einbeziehen zu können.

„Es ist ein Befehl, Kommandant Saotome, und sie werden ihn ausführen.“

Am Ende der Kommunikationsleitung des Einsatzleiters wurde ein Geräusch laut, dass erschreckend an stark knirschende Zähne erinnerte.

„Ja, Sir.“

Abrupt wurde daraufhin die Kommunikation abgebrochen. Müsste der Unteroffizier raten, würde er sagen, der Kommandant hätte mit nicht unerheblichem Kraftaufwand den Knopf zum Abbruch der Verbindung betätigt.
 

„Ok, das wird euch jetzt sicher nicht gefallen, aber es muss wohl sein.“, verkündete der junge Kommandant seiner in der Einsatzzentrale versammelten Truppe.

„Mein alter Herr hat sich mal wieder einen Spaß erlaubt und uns einen Einbrecher aufgeschwatzt. Also legt eure Ausrüstung an und macht euch fertig. Wir rücken nach Ebene 11, Sektion Gamma aus.“

Sofort wuselten die Mitglieder der Mannschaft zu ihren ihnen zugewiesenen Schränken und legten in professionell antrainierter Abfolge ihre Schutz- und Waffenmontur an.

Keiner von ihnen beschwerte sich oder fragte auch nur ansatzweise nach, warum sie einen so simplen Auftrag erhalten hatten. Sie alle kannten die besondere Vater-Sohn-Beziehung zwischen ihrem Kommandanten und ihrem großen Chef.

Nicht mal eine Minute nach dem Aufruf rückte die Einsatztruppe aus. Auf ihrem Weg gelangten sie auf die Promenadenebene, wo ihnen die Besucher und Händler respektvoll Platz machten. Hindurch durch lange Gänge, allesamt in grauweißem Farbton gehalten, bevor sie den Mehrpersonenaufzug erreichten, der die Promenadenebene mit den darunter liegenden Decks verband. Kaum hatte das letzte Mitglied der Einsatztruppe den Aufzug betreten, rasten die Türen aufeinander zu und der Fahrstuhl in die Tiefe.

Diesen Moment nutzte Ranma Saotome, um seiner Truppe noch letzte Anweisungen zu geben.

„In Sektion Gamma kommt man normalerweise nur mit Code hinein. Außer uns und dem Einbrecher dürfte sich also dort niemand aufhalten. Benutzt eure Nachtsichtautomatik.“

Ein fast schon arrogant anmutendes Grinsen zeigte sich daraufhin in dem Gesicht Ranmas.

„Aber die Aufgabe ist nun wirklich nicht so schwer, dass ich euch noch darauf hinweisen muss, vorsichtig zu sein.“

Verhaltenes Lachen kam ihm als Antwort entgegen.

Sie alle dachten wie er, dass dies mehr oder weniger nur ein Totschlagen der Zeit bedeutete.

Ein Rucken deutete der fünfköpfigen Truppe an, dass sich der Aufzug seinem Bestimmungsort genähert hatte. Wie auf Kommando gingen die Elitesoldaten in Kampfstellung über, legten die armlange Waffe - eben jene verständlicherweise auf Betäubung gestellt – mit dem Kolben an der Schulter an.

Das Visier vor den Augen spiegelte sich von klar und durchsichtig zu einem undurchsichtigen olivgrün und kündigte den Helmtragenden an, dass die Nachtsicht eingeschaltet war.

Die Tür öffnete sich mit einem Mal und Kommandant Saotome führte den ersten Schritt hinaus in den Gang.

Schnelle Schritte erklangen in dem sonst menschenleeren Durchgang und verhallten erst, als sie vor dem Tor, welches den Zugang zur Sektion Gamma versperrte, standen. Ein kurzer Blick zu seinen Kollegen verhieß Ranma, dass sie ebenso wie er bereit für den Zugriff waren.

Er gab konzentriert und professionell den Zugangscode an der kleinen Schalttafel neben dem Tor ein und das Aufleuchten eines grünen Lichtes signalisierte die Öffnung des Schlosses. Kaum hatte sich das Tor geöffnet, hob Ranma die Hand und teilte seinen Kollegen nur einen Befehl mit: Stürmen.
 

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„Das war gute Arbeit, mein Junge.“, meinte der Oberkommandeur des Transportschiffes China.

Der Angesprochene war aber ganz und gar nicht begeistert und ließ sich auch nicht durch die beschönigenden und lobenden Worte seines Vaters besänftigen.

„Oh bitte, Pops.“, raunzte Ranma ihn schlechtgelaunt an. „Das war doch nun wirklich weit unter dem Niveau der Aufträge, die wir sonst übernehmen. Damit verschwendest du meine Zeit und die meiner Leute.“
 

Der durch die Worte seines Sohnes aus dem Freudentaumel entrissene Genma sah den Kommandant der Sondereinsatztruppe mit einem Mal durchdringend an.

Ranma verstummte. Wenn sein Vater ihn auf diese Weise ansah, kam für gewöhnlich eine Standpauke oder eine seiner sinnfreien Moralpredigten.

Nichts jedoch geschah. Genma sah ihn nur an.

Dieses ‚Starren-ohne-zu-Blinzeln’ Szenario zog sich ein paar Minuten hin. Ranma verharrte in seiner Position, noch immer seinen Vater unablässig entgegen blickend und darauf wartend, dass die Bombe explodierte – ebenso Genma, seine Gedanken ein bloßes Mysterium.
 

Mit einem Mal nickte der Kopf des Oberkommandanten nach vorn und leise Schnarchgeräusche waren zu hören.

Es dauerte auch nicht lange, bis Ranma sich von seinem Schock erholt und seinem Vater eine übergebraten hatte.

„Nicht zu fassen!“, wetterte er. „Da versucht man mit dir ein ernsthaftes Gespräch zu führen und du schläfst einfach ein. Wen du bestochen hast, um diese Position halten zu können, ist mir schleierhaft.“
 

Der seinen schmerzenden Kopf reibende Genma fing an heftig zu protestieren. Aber wie so oft in solchen Momenten ließ Ranma alle Beschimpfungen, Beschwörungen und Beteuerungen in einem Anflug von Apathie an sich abprallen.

Als der Oberkommandant merkte, dass er mit seinen sonstigen Taktiken nicht viel erreichte, ging er zu härteren Geschützen über, um seinem Sohn eine Lehre erteilen zu können.

„Ranma…“ Dieser Ausspruch allein erklang wie das Rascheln einer Raubkatze im hohen Gras… und es verfehlte seine Wirkung nicht. Der junge Saotome wusste, dass sein Vater einen Taktikwechsel vorgenommen hatte.

„Was ist?“, kam die prompte Reaktion in einem wohlweißlich vorsichtigen Tonfall.

„Ich wollte es dir eigentlich erst sagen, wenn wir an der Zielstation angelangt sind, aber ich denke, du solltest es jetzt erfahren.“

Er machte an dieser Stelle eine kurze, bedeutungsvolle und vor allem nervtötende Spannungspause.
 

Bevor Ranma jedoch explodieren und die ganze Kommandoebene zusammenbrüllen konnte, setzte Genma seine Erklärungen fort.

„Der Verwalter der Raumstation Nerima ist ein guter Freund von mir. Sein Name ist Soun Tendo. Er hat mir den Posten des Sicherheitschefs der Station angeboten und ich habe angenommen. Und du wirst mein erster Offizier sein.“

Ranma war merkwürdig unbeeindruckt, doch sein Blick verriet Misstrauen. „Was ist da noch im Busch?“
 

Genma fing leicht an zu schwitzen, versuchte sich aber noch Kinderlieder pfeifend unbehelligt zu geben. „Was sollte da noch sein?“

Diese eigentlich das gegenteilige bezweckende Vorstellung bestärkte den jungen Saotome umso mehr in seiner Vorahnung. „Komm schon, Pops. Du hast hier einen gut bezahlten Job und bist sowohl Schiffsverwalter als auch Sicherheitschef. Da muss doch was im Busch sein, wenn du so ne Position aufgibst. Und wage ja nicht mir zu erzählen, dass es alles für deinen guten alten Freund ist.“

Nun war es mehr als klar zu erkennen, dass Genma nervös war.

„Ah naja…“ Seine gestammelten Redeansätze waren eine deutlich ungenügende Antwort auf seines Sohnes Ungeduld.

„Naja, siehst du… Dem Verwaltungs- und Sicherheitspersonal sowie die medizinischen Fachkräfte genießen auf Nerima gewisse Privilegien. Eine davon sind zum Beispiel der Erlass von Wohnungskosten, die Verbilligung von Lebensmitteln und Kommunikation – alles so was halt. Das ist sicher besser als hier. Zumal wir dann auch einen festen Wohnort haben und nicht von einem Stern zum anderen reisen müssen.“

Der Blick seines Sohnes sprach nahezu Bände über Nichtakzeptanz dieser Aussage.

„Das könntest du alles auch alleine machen. Warum willst du mich dabei haben?“

Ranmas Augenbraue fing leicht an vor unterdrücktem Zorn zu zucken.
 

Genma legte wieder eine Erklärungspause ein. Diese gründete sich aber weniger darin, die Spannung zu erhöhen, sondern vielmehr wusste er einfach nicht, wie er das kommende sagen sollte ohne eine weitere Gemütsexplosion Ranmas einstecken zu müssen.

„Tja, Junge… Du bist nun schon zweiundzwanzig Jahre alt und somit im richtigen Alter dir eine Frau zu suchen und eine Familie zu gründen.“

„Bitte was??“, unterbrach ihn ein entgeisterter Ausruf in seinem Redefluss. „Meinst du nicht auch, dass es allein meine Sache ist, wann ich was mache?“

„Nein.“, antwortete Genma mit unerschütterlicher Ernsthaftigkeit. „Und darum haben mein Freund Soun Tendo und ich beschlossen, dich und eine seiner Töchter zu verloben. Du weißt es nicht, aber seine Familie hat genau wie die unsrige eine lange Tradition bezüglich Kampftechniken und Kriegsführung. Wie du sicherlich weißt, gehen die alten Werte in unserem modernen Zeitalter immer mehr verloren. Darum ist es so wichtig, unsere zwei Familien zu vereinen, dass diese Traditionen nicht verloren gehen.“
 

Ranma hatte, zu Genmas großer Verwunderung, ihn nicht augenblicklich nach dieser kleinen Ansprache zusammengefaltet.

Tatsächlich war der junge Saotome in jenem Moment ziemlich sprachlos, da sein Gehirn vollends damit beschäftigt war, ihm die gerade zugefügten Informationen klar zu machen und deren Bedeutung zu verarbeiten.

Dies geschehen kam ihm die Option, seinen Vater in einen vorzeitigen Ruhestand sowie Grab zu befördern, äußerst verlockend vor. Doch noch bevor er sich wutentbrannt an dessen Kehle werfen konnte, heulte ein neuerlicher Alarm auf. Diese Ablenkung nutzend flüchtete sich der Oberkommandant in die Zentrale.

Er hoffte, sein Sohn würde ihm vor den Augen der Führungsriege nicht gleich umbringen.
 

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„Oh Mann, was für ein Tag!“

Erschöpft, entkräftet aber zufrieden ließ sch Akane Tendo auf ihre gemütliche Wohnzimmercouch sinken.

„Messenger an.“, murmelte sie.

Der Monitor in der Wand ihr gegenüber flackerte auf; ein Menü wurde angezeigt.

„Irgendwelche Nachrichten für mich?“ Sie machte sich nicht einmal die Mühe auf den Bildschirm zu sehen, denn der Stationscomputer mit seiner künstlichen Intelligenz und wohl definierter Sprachausgabe konnte durchaus allein durch verbale Kommandos bedient werden.
 

Prompt antwortete eine weibliche, wenn auch etwas steif klingende Stimme. „Heute liegen zwei Videobotschaften und eine Audiobotschaft vor.“

„Audio abspielen.“

Die Nachricht war von Yuri Kasegawa, einer ihrer ehemaligen Schulfreundinnen, die mit einem Xenobiologen verheiratet am anderen Ende des Raumquadranten bei der Suche nach außerirdischem Leben ein Vagabundendasein führte.

Sie reisten zu fernen Planeten und erforschten divers ausgebildete Ökosysteme auf ihre Lebensvielfalt.

Da sie dadurch eine große Entfernung zu der Erde hatte, schickte Yuri ihre Nachrichten gewöhnlich nur in Audioform, somit war der Datenstrom wesentlich geringer und konnte schneller übertragen werden.
 

Akane musste lächeln. Sie konnte sich so ein Leben nicht vorstellen, aber es machte sie glücklich zu hören, dass Yuri mit ihrem Lebensstil zufrieden war. Mehr als das sogar. So wie sie daherplapperte, klang sie fast wie ein kleines aufgeregtes Kind, dass gerade etwas außergewöhnlich Wunderbares gefunden hatte und jedem auf der Stelle zeigen wollte.

Die Audiobotschaft mit der überschwänglich fröhlichen Stimme verstummte nach einiger Zeit wieder.
 

„Computer.“, sprach Akane nach kurzer Pause, „persönliche Erinnerung heute 21 Uhr Stationszeit. Thema: Antwort für Yuri verfassen.“
 

Die erste Videobotschaft war von einem ehemaligen Kommilitonen von der medizinischen Universität, die Akane vor nicht allzu langer Zeit absolviert hatte.

Er erzählte ihr von seiner neuesten Entdeckung im Bereich der Mikrogenese. Akane rollte gutmütig die Augen. Seit ihrem ersten Semester hatte sich zwischen ihr und Rufus, eben jenem jungen Mann mit der Videobotschaft, ein kleiner Wettstreit um die besten Ergebnisse und neuesten Erkenntnisse entwickelt. Sie wusste noch nicht einmal, wie das eigentlich angefangen hatte, aber über die Jahre war es ein wesentlicher aber auch amüsanter Bestandteil ihres Studiums gewesen. Nachdem er fertig war, Akane mit seinem neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu bombardieren, erzählte er ihr mit einem – wie sie fand – sehr stolzen Glänzen in den Augen, dass seine junge Frau Keiko, welche ebenfalls eine Kommilitonin von Akane war, schwanger sei.

Das war allerdings eine überraschende Neuigkeit. Die beiden waren bereits seit den Unitagen zusammen und Akane hatte niemals daran gezweifelt, dass sie irgendwann eine Familie gründen würden, aber dass es so schnell ging hatte die jüngste Tendo nicht erwartet.

Sie freute sich für die beiden. Rufus und Keiko würden sicher gute Eltern sein.
 

Gut gelaunt ließ Akane nun auch die zweite Videobotschaft abspielen. Kaum hatte der Computer das File aufgerufen, erschien das Gesicht ihres Vaters und Stationskommandanten, Soun Tendo, auf dem Bildschirm.

„Hallo, mein Schatz.“, begrüßte er sie herzlich. „Komm bitte heute Abend gegen 19 Uhr zu meinem Quartier Abendessen. Deine Schwestern werden auch da sein, denn ich habe wichtige Neuigkeiten, die ich nicht über Video verkünden möchte. Ich erwarte dich heut Abend!“

Der Monitor verdunkelte sich, die Stimme ihres Vaters verstummte und während die weibliche Computerstimme verkündete, dass keine neuen Nachriten mehr vorlagen, wunderte sich Akane über die Art dieser wichtigen Nachricht.
 

Sie sah auf die Zeitanzeige und stöhnte unwillkürlich auf. Nach der Uhr hatte sie nur etwa eine reichliche halbe Stunde Zeit, um zu dem Abendessen zu kommen. Das genügte gerade mal dazu unter die Dusche zu gehen und sich frisch zu machen.

Müde und ein klein wenig angespannt raffte sich die jüngste Tendo auf, hoffend, dass eine heiße Dusche ihren momentanen Zustand kurieren konnte.

Keine zwanzig Minuten später trat Akane aus ihrem Quartier hinaus und schlenderte gut gelaunt – die Dusche hatte ganze Wunder bewirkt – den Gang entlang.
 

Ihr Vater hatte sich schwer damit getan, seine Töchter eigene Wohnungen nehmen zu lassen. Selbst Akane, die einige Jahre auf der Erde verbracht hatte, wollte er, nachdem sie Ärztin der Stationsklinik wurde, lieber bei sich wohnen lassen.

Aber wie auch ihre Schwestern hatte sie darauf bestanden, allein zu wohnen. Allerdings konnte sich Soun Tendo dahingehend durchsetzen, dass er seinen Töchtern Wohnungen auf dem gleichen Deck und in der gleichen Sektion wie die seine besorgte.

Dadurch lagen die einzelnen Domizile maximal fünf Minuten Gehweg auseinander.
 

Akane war, als sie an der Wohntür des Vaters angekommen war und diese vor ihr aufglitt, nicht sonderlich überrascht zu sehen, dass ihre Schwestern ebenfalls überpünktlich waren und sie bereits erwarteten. Die Neugier schien bei ihnen ebenso zu bohren.

"Guten Abend, Akane."

"Na Schwesterlein, wie gehts?"
 

Die Angesprochene nickte ihren beiden älteren Schwestern und dem gerade in den Raum tretenden Vater begrüßend zu und gesellte sich zu ihnen an den Wohnzimmertisch.

Soun Tendo sah zufrieden in die Runde.

Selbst jetzt, da seine Babys in die große weite Welt entflogen waren - oder besser gesagt, drei Türen entfernt wohnten - schaffte er es noch sie gelegentlich zu einem Familientreffen zusammen zu karren.

Und diese Zusammenkunft hatte besondere Bedeutung.
 

"Da ihr ja nun alle hier seid, möchte ich euch etwas Wichtiges verkünden."

Er sah bedeutungsverheißend in die Runde.

"Ein sehr guter alter Freund von mir hat sich dazu entschlossen, mit seinem Sohn hier auf die Raumstation Nerima zu kommen. Er wird den Posten des Sicherheitschefs übernehmen, denn wie ihr ja wisst, will sich Chief Alfons bald in den Ruhestand verabschieden."

Die Töchter nickten unmerklich, hatte doch Soun schon einige Wochen vorher davon gesprochen und sein Wehklagen kundgetan.

"Nun ja, der Grund, weshalb ich euch heute hier zusammengerufen habe, ist, dass mein Freund Genma Saotome und ich beschlossen haben, unsere Familien zu vereinen, damit unsere traditionsreiche Geschichte kein Ende nimmt. Dazu wurde dem Sohn von Genma eine meiner Töchter, also eine von euch dreien, als zukünftige Frau versprochen."
 

Eigentlich wollte Soun an diesem Punkt noch etwas sagen, aber seine drei Töchter nahmen die Nachricht weniger gut auf, als er gehofft hatte. Kaum war sein letzter Satz beendet, hagelte es auch schon Proteste.

"Aber Vater, wie konntest du nur?", tadelte im sanften Ton eine leicht verärgerte Kasumi.

"Genau!", polterte Nabiki wenig taktvoll hinterher. "Schließlich ist das doch allein unsere Entscheidung, wen wir heiraten. Und wenn der Typ kein ordentliches Bankkonto vorzuzeigen hat, dann ist er bei mir sowieso abgeschrieben, Familientradition hin oder her."
 

Zwei seiner Töchter hatten ihn schon praktisch eine Absage erteilt, daher wandte Soun sich hoffnungsvoll an sein jüngstes Kind.

"Akane, du wirst doch sicher die Notwendigkeit dieser Hochzeit erkennen..."

"Oh nein, denk bloß nicht, dass ich mich hier als kleines Frauchen bereitstelle. Ich bin viel zu jung um zu heiraten und außerdem habe ich wegen meiner Arbeit gar keine Zeit dafür. Zudem sind die meisten Männer - nichts gegen dich Paps - ausgemachte Idioten."
 

Sie dachte bei diesen Worten an ihre unzähligen Freier während der Studienzeit zurück, welche ein mehr als eindeutiges und mehr als einmal ausgesprochenes 'Nein' nicht akzeptieren konnten. Wenn sie sich daran zurückerinnerte, war Rufus der einzige, mit dem sie damals einigermaßen ausgekommen war... und das wahrscheinlich auch nur, weil er mit Keiko bereits eine Freundin hatte.
 

Soun tat das einzige, was einem als Elternteil in diesem Moment übrig blieb, wollte er seinen Standpunkt doch noch durchsetzen - er ignorierte die Proteste seiner Töchter einfach. Dies wohl aber mehr aus Hilflosigkeit über die Situation als aus Boshaftigkeit. Er lachte herzhaft auf.

"Naja, warten wir es erstmal ab. Vielleicht ist der Bursche ja gar nicht mal so schlecht."

Nabiki gab einen ihrer durch etliche Jahre im harten Geschäftsbusiness trainierten eiskalten Blick von sich.

"Soll das heißen, du hast unseren neuen 'tollen' Verlobtenanwärter noch nicht einmal gesehen?"

Man merkte zusehends, dass Soun unter diesem Blick zusammenschrumpfte und kleinlaut wurde.

"Ähm naja... Nicht so wirklich. Er und Genma sind praktisch ihr ganzes Leben auf Transportschiffen unterwegs gewesen und haben für die Sicherheit gesorgt. Ich hörte, dass Ranma - so heißt Genmas Sohn - ein sehr fähiger Einsatzleiter sein soll."

*Zumindest scheint er dann kein Faulpelz zu sein...*, schoss es Akane unwillkürlich durch den Kopf.
 

"Wie alt ist er, Vater? Jüngere Männer sind langweilig."

Diese Frage stammte von Kasumi, die wie ihre jüngeren Schwestern nicht sonderlich von der Situation angetan war.

Soun kratzte sich ungrazil am Kopf.

"Soweit ich mich an Genmas letzte Nachricht erinnere, müsste er jetzt zweiundzwanzig sein, also in Akanes Alter etwa."

Kasumi ließ ein leises Zeugnis ihres Unmutes verlauten - sie seufzte.

"Nana, nicht gleich die Köpfe hängen lassen.", rief Soun aus. "Warten wir erst einmal ab. Lasst uns nun Abendessen."

Damit war das Startzeichen für Kasumi gegeben. Es war zwar die Wohnung ihres Vaters, aber wenn Familienessen anstanden, ließ es sich die älteste Tendo nicht nehmen selbst zu kochen. Und somit fuhr sie die bereits zuvor zubereiteten Köstlichkeiten auf.
 

Doch gerade als sich alle ans Essen machen wollten, heulten die Alarmsirenen auf.

"Stationsverwalter Tendo bitte auf die Kommandoebene!", quäkte es aus den Lautsprechern.

Mit einem Satz sprang Soun auf und stürmte zur Tür raus, seinen Töchtern nachrufend, dass sie mit dem Essen nicht auf ihn warten sollten.

"Was mag da bloß passiert sein?", wunderte sich Akane laut.

Nabiki und Kasumi sahen ebenso ratlos aus, bis ein weiteres Mal der Lautsprecher zum Leben erwachte.

"Medizinisches Personal auf seine Stationen. es herrscht eine Notfallsituation. Wiederhole: Medizinisches Personal sofort auf seine Stationen!"

Akane fluchte kaum hörbar, sprang aber ebenso wie ihr Vater kurz zuvor vom Tisch auf und sprintete zur Tür hinaus. Zurück blieben eine ratlose Nabiki und eine ahnungslose Kasumi.
 

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"Was ist passiert?", herrschte Soun Tendo autoritär den Operator vom Dienst an.

Dieser, Informationen über ein Headset empfangend bemerkte den Verwalter zunächst nicht. Dessen wütendes Gesicht ob der Ignorierung kam zufällig in das periphere Sichtfeld des Offiziers, der sich einer Herzattacke nahe erschrocken zu seinem Chef umdrehte. Er salutierte.

"Sir, wir erhielten soeben einen Notruf des Frachtschiffes China. Ein gewisser Oberkommandant Saotome gab durch, dass sie von einem Kampfverband von Piraten angegriffen wurden. Sie konnten den Angriff abwehren, aber viele seiner Kampfpiloten und einige Zivilisten wurden bei dem Überfall verletzt."

Er sah linkerhand auf einen Monitor. "Bei dem derzeitigen Tempo wird die China in etwa zehn Minuten hier eintreffen. Die medizinische Einrichtung wurde bereits informiert."
 

Verwalter Tendo nickte zustimmend.

"Alle Vorkehrungen wurden getroffen. Weist auch das gesamte technische Hilfspersonal an, sich im Hangar A zu versammeln. Dorthin sollen auch die Sanitäter kommen. Der Leitstrahl wird so programmiert, dass er die China, sobald sie in Reichweite kommt, dahin leitet."

Die Kommandocrew bestätigte die Befehle des Verwalters und Befehlshabers Soun Tendo mit einem mehrstimmigen "Aye, Sir!" und machte sich daran, die Anweisungen auszuführen.

*Hoffentlich ist niemand gestorben...*, dachte Soun noch, als er auf die Ankunft der China wartend die Monitore betrachtete.
 

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Hektisches Treiben herrschte auf der Krankenstation, als Akane dort eintraf.

Personal rannte hin und her, brachte medizinische Geräte und Medikamente zu provisorisch bereitgestellten Untersuchungstischen, denn die normale Kapazität der Krankenstation würde für die eintreffenden Fälle nicht ausreichend sein.

Über alledem erklang auf einmal die ruhige, aber bestimmte Stimme des Oberarztes Doktor Tofu Ono.

"Alle mal herhören!", rief er in die aufgebrachte Menge und augenblicklich verstummte das hektische Treiben.

"Ich habe von der Kommandozentrale die Nachricht erhalten, dass uns ein angegriffenes Transportschiff erreichen wird. Sie haben ein Gefecht mit einer Flotte Piraten hinter sich. Sowohl Sicherheitspersonal als auch Zivilisten dürften bestenfalls durch die Erschütterungen des Schiffes Schaden genommen haben, denn ein Bruch der Außenhaut ist mir nicht gemeldet worden. Die Piloten jedoch dürften unter schwerwiegenderen Symptomen leiden."
 

Er sah zuversichtlich in die Runde.

"Behaltet eure Nerven und denkt an eure Ausbildung. Schwere Fälle zuerst, keine Verdachtsprognosen. Ein Fehler könnte da tödlich sein. Die Sanitäter begeben sich sofort in Hangar A, wohin das Schiff gebracht werden soll."

Seine Ruhe und Professionalität schien sich auf seine Untergebenen in der Stationsklinik zu übertragen. Sie wurden sichtlich konzentrierter.

"Ok, an die Arbeit!"

Das war der Startschuss, dass alle wieder an ihre Arbeiten wuselten, diesmal jedoch im starken Kontrast zu dem vorherigen Verhalten kontrolliert und bestimmt.
 

Akane hatte sich in der Zwischenzeit ihre Arztmontur übergestreift und trat an den Oberarzt heran. „Und was nun?“

„Nun warten wir, bis die ersten Verletzten eingeliefert werden.“

Akane konnte nur zustimmend nicken.
 

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Ranma Saotome konnte man nicht unbedingt als intellektuell hochgradig begabt bezeichnen, aber im Augenblick des Kampfes ließ er ein derart vollkommenes und artenreiches Repertoire an wüsten Schimpfwörtern verlauten, die selbst einen abgebrühten Sprachwissenschaftler hätten erbleichen lassen.
 

Der Angriff der Piratenflotte war überraschend gekommen. Die China flog gerade einen Zwischenstop in einem Doppelsternsystem an.

Durch eine frühere Planetenkollision säumte das System ein weit reichender Asteroidengürtel, welcher reich an Mineralen und Erzen eine Abbaugroßlandschaft hervorgerufen hatte. Man konnte auf einen der großen Brocken sogar schon von einer richtigen Kolonie reden, denn viele kamen hierher und wollten ein Stück vom Kuchen haben.

Die China hatte verschiedene Versorgungsgüter für die Kolonie und mehrere kleinere Minensiedlungen geladen. Als sie in das System einflog, hatten sich die Piratenschiffe aus dem sicheren Versteck einer Gruppe großer Asteroidenklumpen gewagt und das Transportschiff, welches gerade mit Manövrier- und Andockprogrammen beschäftigt war, angegriffen.
 

Genma Saotome – einen Angriff so nahe einer befestigten Kolonie nicht erwartend – bellte seine Befehle an die Kommandotruppen in dem Moment, da er die Schiffe auf dem Bildschirm sah.

Die Kampfflieger, darunter auch das Kommando A von Ranma Saotome, bemannten augenblicklich ihre Station und rückten aus, die kleineren auf Enterung spezialisierten Kampftransporter zu jagen und zu zerstören.

Die Bordkanonen der China feuerten donnernd eine Salve nach der anderen auf die Kreuzer der Piraten ab.

Ranmas Kommando war nicht nur eines der bestausgebildetsten, es war auch eines der wagemutigsten.

Sie jagten bei halsbrecherischer Geschwindigkeit den kleineren Schiffen hinterher und jubelten immer über die Kommunikationskanäle, wenn ein gegnerisches Schiff abgeschossen worden war, allen voran der junge Saotome.
 

Die Freibeuter des Weltalls hatten sich die Aufgabe sicher einfacher vorgestellt, als sie sich nun darstellte. Die Verteidigung der China konnte trotz der Überzahl der gegnerischen Macht nicht durchbrochen werden und die Kampfflieger setzten den kleineren Schiffen beträchtlichen Schaden zu.

Schon bald hatte die China Oberhand über die alten, klapprigen und schlecht gewarteten Schiffe der Piraten.

Diese erkannten natürlich irgendwann auch ihre missliche Lage und zogen sich zurück. Genma war versucht, die Flüchtenden zu verfolgen, aber er musste den Siedlungen den benötigten Proviant zustellen und ein weiteres Feuergefecht konnte er sich in dem Augenblick nicht leisten.

Die Kampfflieger flogen zurück in ihre Fliegerbuchten und begaben sich, sofern nicht medizinische Hilfe benötigt war, wieder zurück auf ihre Stationen.

Schon dachte die Besatzung sie hätte die Piraten abschreiben können, als sie – nachdem die China ihre Ladung abgeliefert hatte und aus dem System flog um die nächste Station anzufliegen – auf ein abgeschirmtes Minenfeld mitten auf der Flugroute auflief. Kaum heulten die Alarmsirenen erneut auf, kreuzten die zuvor verjagten Piratenschiffe wieder vor dem Bug der China. Die Reparaturmannschaften rannten durch die Gänge, die Kampfflieger zu ihren Gleitern und das deutlich überforderte medizinische Personal funkte schon nach kurzer Zeit zu Genma durch, dass sie der Situation nicht Herr wurden.
 

Dieser jedoch war mit der Abwehr des Angriffes so beschäftigt, dass er kein Mitglied seiner Besatzung für medizinische Hilfe abstellen konnte.

Aber ungewöhnlich geistesgegenwärtig befahl er, die Raumstation Nerima, ihr eigentliches Ziel auf der nächsten Route, mit größtmöglicher Geschwindigkeit anzufliegen. Die Piraten schienen allerdings nicht gewillt, die noch immer wertvolle Fracht der China einfach aufzugeben und setzten dem Schiff und den Kampffliegern vernichtende Schläge zu.

Härter war diesmal der Kampf und größer die Zahl der Opfer. Irgendwie gelang es der China dann doch, durch einen Wink des Schicksals der Umklammerung der Übermacht zu entkommen.

Über Fernkommunikation kontaktierte Genma die Raumstation Nerima und meldete medizinische Notfälle. Was er zu dem Zeitpunkt nicht wusste war, dass auch sein eigener Sohn diese in kürzester Zeit in Anspruch nehmen musste.
 

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„Die ersten Patienten kommen rein. Nicht medizinisches Personal räumt bitte sofort die Krankenstation.“

Die noch immer ruhige und beherrschte Stimme des Oberarztes übertönte die aufkommende Geräuschkulisse. Die ersten Betten wurden belegt und kaum hatten die Rettungsdienste einen neuen Patienten gebracht, rannten sie wieder los um weitere schwer Verletzte zu bringen.
 

Akane eilte zum Eingang der Station, wo sie sogleich ihren ersten und sicherlich nicht letzten Patienten in Empfang nahm.

„Wie ist sein Zustand?“, fragte sie einen der zwei Sanitäter, welche einen jungen Mann in einem Kampfanzug herein schoben.

„Kampfpilot, Mitte zwanzig. Eine Leitung scheint in seinem Cockpit explodiert zu sein. Er hat schlimme Verbrennungen, aber wohl noch Stufe 2. Seine Atmung ist flach und schleppend, vermutlich Rauchvergiftung.“

Die jüngste Tendo nickte bei jedem Kommentar. Sie versuchte in den wenigen Sekunden visuell die Kurzdiagnose der Sanitäter zu bestätigen. Der Kampfpilot wurde auf eines der Krankenbetten mit einem gemeinsamen Kraftakt übergehievt und sobald er sicher lag rannten die beiden Männer die Hovercrafttrage im Schlepp wieder zum Hangar mit der China zurück.
 

Die Assistenten an Akanes Arbeitsstation hatten den Platz bereits vorbereitet. Die Diagnosesysteme scannten den in ihren Sensorenbereich liegenden Patienten und bestätigten die Analyse der Sanitäter, deckten allerdings noch innere Verletzungen auf.

Akanes Kopf war völlig klar. Sie nahm nicht die Personen um sich herum wahr, hörte nicht deren lautes Rufen, hörte nicht das schmerzerfüllte Stöhnen der noch im Bewusstsein befindlichen Verwundeten. Es schien, als wäre sie im Auge eines Sturms. Alles um sie herum tobte, dem Chaos verfallen. Nur Akane stand im ruhigen Innern und sah allein sich selbst, die zwei assistierenden Schwestern und den Patienten mit dem geflochtenen Zopf.
 

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„Sir, der Oberkommandeur der China will mit ihnen sprechen.“

Soun sah von seinen Monitoren auf und gebot dem Operator, der ihm ständig Bericht über die verschiedenen Hilfsmaßnahmen erstattete, Einhalt.

Sein Blick richtete sich auf den fülligen, älteren Mann mit dem gebundenen weißen Tuch um den Kopf und der Brille mit den großen runden Gläsern auf der Nase, der hinter dem meldenden Brückenoffizier stand.

Soun sah ihn einen Moment lang mit gewisser freundschaftlicher Wärme an, doch gleich darauf wurde er wieder der Verwalter der Raumstation, nickte dem Offizier verstehend zu und bat den Operator, den Bericht zu beenden.
 

Der Verwalter Tendo nahm wahr, wie der Kommandeur der China sich an seine Seite begab und geduldig wartete, bis er die Möglichkeit hatte zu sprechen.

„… und die Hauptmaschinenreparationscrew meldet, dass keine Gefahr für einen Reaktorbruch mehr besteht.“

„Das sind gute Neuigkeiten.“, brummte Soun mehr zu sich selbst.

Ein Reaktorbruch war seine größte Sorge gewesen. Wäre dieser innerhalb kürzester Zeit entstanden, dann hätte es keine Möglichkeit mehr gegeben, die China aus dem Hangar zu bringen und durch die gewaltige Explosion hätte die Station beträchtlichen Schaden nehmen können. Nicht zu vergessen, dass viele Menschenleben auf dem Spiel gestanden hätten.
 

Soun bedeutete dem Operator, sich zu entfernen.

Dieser nickte nur und begab sich an seinen Platz, an dem die verschiedenen Informationen der Station zusammenliefen.

Schweigen herrschte zwischen den Kommandanten. Es musste auch nicht viel gesagt werden, denn die Situation war unter Kontrolle.

„Sag, wo befindet sich hier die Krankenstation?“, murmelte Genma soweit hörbar, dass nur Soun es verstehen konnte.

„Willst du dich nach deinen Leuten erkundigen?“ Die antwortende Frage wurde ebenso leise hervorgebracht.

Genmas Gesichtszüge verloren etwas von der Härte, die sie seit dem ersten Kanonenschuss der China innehatten. Er sah jetzt weniger wie ein Oberkommandant, militärisch disziplinär, sondern vielmehr wie ein von den Jahren und Schlachten eingeholter Soldat aus, von den Strapazen des Lebens gezeichnet.

Seinem langjährigen Freund entging diese Veränderung nicht.

„Unter anderem…“, antwortete der Kapitän der China. „Ranma wurde auch dorthin gebracht.“

Soun nickte verständnisvoll.

„Die Krankenstation ist auf Deck 12. Einfach den Hauptkorridor entlang, dann kannst du sie nicht verfehlen.“

Genma gab keinen Laut von sich, als er sich nach einem kurzen Kopfnicken Richtung Aufzug begab.
 

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Sein Bewusstsein schien sich im Zustand des Erwachens zu befinden, aber es konnte sich wohl nicht recht festlegen, ob er nun erwachen sollte oder nicht.

Wie verschiedene Szenen aus einem Film, den er nicht begriff, nahm Ranma das Geschehen um sich herum wahr.

Er war auf der Krankenstation, das wusste er, denn er hatte medizinische Geräte in unmittelbarer Nähe ausmachen können. Andere Male, da er den Schleier um seinen Kopf durchbrach, hörte er aus vielen Richtungen Stimmen, einige näher als andere.

*Vermutlich Ärzte*, schlussfolgerte sein benommener Verstand.

Eine dieser Stimmen, es war die einer Frau, hörte er oft und sehr nah.

Dann war wieder alles schwarz.
 

Die Zeit verstrich. Mit jeder dahin fließenden Stunde wurde Ranma spürbar kräftiger, bis zu jenem Moment, da er klar und mit vollem Bewusstsein die Augen öffnete.

Ihn begrüßte das lächelnde Gesicht eines jungen Mannes mit rundgläsiger Brille und kleinem Zopf.

„Ah, da hat jemand das Reich der Lebenden betreten.“, scherzte der Arzt mit einem gutmütigen Lächeln. Er warf einen kurzen prüfenden Blick auf die noch immer die Vitalfunktionen aufzeichnenden Apparaturen und überzeugte sich davon, dass der Patient tatsächlich auf dem Weg zur Genesung war. Er sah Ranma direkt an als wolle er von ihm indirekt noch einmal das Gleiche erfahren, lächelte aber nach einigen Sekunden wieder.

„Ich bin Doktor Tofu, Herr Saotome. Sie wurden mit Verbrennungen, einer Rauchvergiftung und diversen inneren Verletzungen hier eingeliefert. Ihr Zustand wurde stabilisiert, die Hautregeneration erfolgte ohne Komplikation, die Atmungswege sind reizfrei und entgiftet und die inneren Blutungen wurden gestoppt. Alles in allem sind sie auf dem Weg der Besserung, sollten sich aber dennoch die nächsten Tage weiterhin etwas schonen.“
 

Ranma sah den Arzt einen Moment lang verblüfft und erleichtert zugleich an. Verblüfft darüber, dass er seinen Namen kannte und erleichtert, dass er nicht mehr in einer ernsten Lage war.

Als hätte Doktor Tofu seine Verwirrung gespürt, fuhr er fort.

„Ihr Vater war während ihrer Ruhephase hier und hat sich über ihren Zustand informiert. Ich muss sagen, er schien recht erleichtert zu sein, als er hörte, dass sie sich in keinem kritischen Zustand befanden.“

Ranma Saotome rühmte sich damit, nicht so schnell aus der Fassung zu geraten, doch in jenem Moment fiel er vor Erstaunen fast aus dem Bett.

„Pops war hier?“

Doktor Tofu nickte, die ganze Zeit über fröhlich lächelnd. Nichts erinnerte in diesem Moment an die ernste Miene und Professionalität, die er noch wenige Stunden zuvor ausgestrahlt hatte.
 

„Ja. Übrigens haben sie es einer meiner engagiertesten jungen Ärztinnen zu verdanken, dass sie jetzt noch unter uns weilen.“ Er ließ seinen Blick einen Moment lang durch die immer noch relativ geschäftige Krankenstation schweifen und fand auch gleich die gesuchte Person.

„Akane, kommst du mal bitte her?“

Ranma folgte dem Rufweg des Doktors neugierig. Eine junge Frau, nicht viel älter als er selbst, schien sich angesprochen zu fühlen und entschuldigte sich von dem Patienten, mit dem sie gerade einen Plausch gehalten hatte, dem Ruf ihres Oberarztes folgend.

Ranma betrachtete sie genauer. Ihre Statur schien weniger zerbrechlich zu sein, wie man es normalerweise von büffelnden Wissenschaftlern gewohnt war, sondern eher kraftvoll und durchtrainiert. Vermutlich trieb sie Sport. Einem unwillkürlichen Gedanken folgend fragte Ranma sich, wo auf diesem im Weltall rotierenden Metallklumpen von Raumstation sich wohl eine Sportanlage befand. Denn dass sie Nerima erreicht hatten, hatte er noch wahrnehmen können, bevor ihm der Sauerstoffmangel im Cockpit die Sicht und das Bewusstsein raubte.
 

Die Haare der jungen Frau waren kurz geschnitten, umrahmten dabei aber ihr Gesicht, aus dem ein freundliches und ehrliches Lächeln und braune, strahlende Augen blickten.

„Ah hallo. Wie ich sehe, sind Sie nun vollständig wach. Das ist ein sehr gutes Zeichen.“

Akane war erleichtert, dass der junge Mann nun schon halbwegs auf den Beinen war. Wäre die Hilfe für ihn nur eine halbe Stunde später gekommen, hätte er es wohl nicht überlebt.

Ranma nickte ihr entgegen und erkannte die Stimme sofort. Es war die gleiche Stimme, die er während seiner kurzen Bewusstseinsphasen immer wieder gehört hatte.

„Oh, wie unhöflich von mir.“, tadelte sie sich selbst. „Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.“ Sie machte eine kleine grüßende Verbeugung. „Mein Name ist Akane, Akane Tendo.“
 

Ranma erstarrte. Er hatte da nicht eben den Namen Tendo gehört, oder? Solche Zufälle konnte es doch einfach nicht geben.

Sie sah ihn erwartungsvoll an, so als ob sie eine entsprechende Antwort erwarten würde.

*Sie weiß noch nicht, wer ich bin.*, blitzte es in Ranmas Verstand auf.

Er wusste nicht, ob die Tendo-Töchter über die Verlobung informiert worden sind, aber er musste davon ausgehen und entschied wohlweißlich, seinen Namen vorerst nicht preiszugeben. Wer weiß, welches Chaos das anrichten würde…

Da allerdings entschied sich das Schicksal, ihm diesen Gefallen zu verweigern und brachte die Unbekannte ins Spiel, welche sich in Doktor Tofu manifestierte.

„Der Vater des jungen Mannes war zwischenzeitlich hier und setzte uns über seinen Namen in Kenntnis. Akane, darf ich vorstellen? Ranma Saotome!“
 

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Ende Kapitel 1

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Inspiriert wurde dies durch die Fernsehserie "Babylon 5", welche ich einfach nur vergöttere. Dennoch soll diese Fanfiction nicht das Chaos und die Beziehungen missen, welche wir von Ranma ½ gewohnt sind.

Dennoch werden die Charaktere älter und vielleicht ein wenig reifer sein, was sich aber hoffentlich nicht zu sehr auf die Persönlichkeiten auswirken wird.
 

Ich bin jeden Formen der konstruktiven Kritk, schwärmenden wie scheltenden Kommentaren und sonstigen Meinungsäußerungen nicht abgeneigt. Sie werden meinerseits auch sicher nicht negativ aufgefasst.
 

Viel Spaß bei dieser Geschichte.

So far,

Yalene.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-08-30T22:20:22+00:00 31.08.2008 00:20
nicht schlecht herr sprecht XD du verfügst aber über ein äußerst großes vokabular xD muss man dir lassen !

Tolle ff freu mich schon wenns weiter geht!
schreib mir bitte ne ENS ja?

Danke

MfG

Haruhi-Suzumiya [Shaolan-Naruto]


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