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Step Into My World

von

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Step Fifty-six… Family III

An seinen Vorfahren kann man nichts ändern, aber man kann mitbestimmen, was aus den Nachkommen wird.
 

François de La Rochefoucauld
 

Yosuke Furukami
 

Seufzend hatte ich meinen Kopf auf die Tischplatte gelegt und hoffte auf tröstende Worte meiner beiden besten Freunde. Vergebens!

„Du hast es vergeigt – nicht wahr?“ May schlürfte an ihrem Milchshake und stupste mich an.

„Dumme Kuh!“ kam es nur bockig von mir.

„Hey, mal nicht so ausfallend werden. Ich kann nichts dafür, dass euer erstes Mal nicht so toll war. Außerdem hat dir das doch Massanorie vorausgesagt!“

„Jaja. Genau…“ ich hob den Kopf und sah Mamoru böse an. „Es ist die Schuld deines Mackers. Er hat mich völlig nervös gemacht und deswegen lief echt alles schief.“

Mamoru zuckte nur mit den Schultern und setzte ein scheinheiliges Lächeln auf.

„Also ich kann mich da nicht beschweren, mein erstes Mal mit ihm war großartig. Also muss es wohl wirklich an dir liegen.“

„Ihr seid beide doof.“ Kam es nur frustriert von mir, bevor ich meinen Kopf wieder auf den Tisch fallen ließ und mir wünschte im Erdboden zu versinken.

„Was mach ich denn jetzt?“

Ich setzte mich auf, lehnte mich nach hinten und schlug die Hände über den Kopf zusammen.

„Was ist überhaupt passiert? Du hast bis jetzt nur erzählt das es mies war, dass sie dich bestimmt nie wieder ran lässt, dass du versagt hast…“ „Na was das heißt, weiß sogar ich!“ unterbrach Mamoru May und grinste mich an. May lachte leise, tätschelte mir jedoch dann den Arm.

„Ich mochte den stillen Mamoru lieber.“ Wisperte ich nur genervt, auch wenn ich es nicht so meinte. Aber ihn schien das nicht zu stören, er nippte erneut an seinem Kaffee und streckte sich.

„Hey wollt ihr noch was?“ Motoki kam zu unserem Tisch und musterte uns kurz. Bevor wir alle kopfschüttelnd zu ihm sahen. „Super. Sagt mal, ich dachte wir könnten mal was zusammen machen. Also ein Doppeldate oder so?“ Dabei sah er mich lächelnd an.

Ich wollte gerade erwidern, dass Minako wahrscheinlich nie wieder was mit mir zu tun haben wollte und bestimmt gerader allen Frauen dieser Welt erzählte, was für ein Versager ich war und wie schlecht ich im Bett war, als ich Mamorus Blick sah. Er sah Motoki an und mir wurde bewusst, dass Motoki nur mich gefragt hatte, obwohl ja Mamoru auch in einer Beziehung war.

„Wir könnten ja ein Dreier-Date daraus machen. Mamoru und Massanorie würden sich uns bestimmt auch gerne anschließen. Massanorie braucht mal nette Menschen um sich herum, damit er lernt sozial verträglich zu werden.“

Mamoru sah mich leise lachend an und Motoki schien bewusst zu sein, dass er Mamoru übergangen hatte, wobei das wohl eher ein Versehen, als böse Absicht gewesen war.

„Sorry Mamoru. Das war unhöflich, klar wir können auch was zu sechst machen. Ich würde Massanorie gerne mal besser kennen lernen, er scheint ja…“ „Speziell ist das richtige Wort für ihn.“ Kam es grinsend von May.

„Mal sehen. Vielleicht demnächst.“ Kam es nur kurz von Mamoru, bevor er sich wieder seinem Kaffee widmete. Ich konnte nicht so wirklich einschätzen ob er gekränkt war oder ob es ihm wirklich gleichgültig war.

Motoki verschwand relativ schnell wieder und ich konnte mich wieder meinem Weltschmerz widmen.

„Also?“ Mamoru unterbrach die Stille die herrschte, stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab und sah mich auffordernd an.

Ich sah mich um, rückte näher an den Tisch und holte kurz Luft, bevor ich rot anlief.

„Fünf Minuten, dann war es vorbei.“ Kam es nur wispernd von mir.
 

Dann herrschte Stille.
 

„Und das ist alles? Deswegen hast du uns hier her bestellt?“ May schüttelte den Kopf und leerte ihr Glas mit einem Zug.

„Ich dachte dir ist das Gummi geplatzt oder was weiß ich. Aber doch nicht wegen so einem Kinderkram. Wenn es dich beruhigt, ich glaube, das ist normal.“

„Sehe ich auch so. Du warst nervös und Massanorie hat dir gestern schon erklärt, dass es nur besser werden kann. Ich muss jedoch May recht geben, dass du uns deswegen früh morgens aus dem Bett klingelst ist übertrieben.“
 

Mamoru Chiba
 

Ich nippte erneut an meinem Kaffee, der mir aber heute so gar nicht schmecken wollte.

Auf meinem Handy blinkte eine neue Nachricht die ich überflog und dann erleichtert zu Yosuke sah. Dass er sich das Ganze so zu Herzen nahm tat mir leid und ich wusste wie das war. Schließlich ging es mir oft auch so, nachdem ich mit Massanorie geschlafen hatte – eigentlich fast immer. Ich hielt mich noch immer für untalentiert und wusste nicht so recht ob mein Freund wirklich Spaß am Sex mit mir hatte. Aber das wollte ich weder mit May noch mit Yosuke besprechen.

May tätschelte gerade Yosukes Kopf und sah mich schulterzuckend an. Ich schmunzelte nur und seufzte.

„Mach dich nicht verrückt, warum fragst du Minako nicht selber ob es so schrecklich war.“

„Dein ernst? Wie soll ich das bitte machen, soll ich sie anrufen und einfach mal sagen ‚Ey Minako, weißt du, ich glaub der Sex war echt grottig und deswegen hab ich Angst das du von mir enttäuscht bist und mich nicht mehr liebst‘ Oder wie stellst du dir das vor?“

Mein Blick glitt hinter Yosuke. Ich legte einen Schein auf den Tisch und lächelte. „Beispielsweise. Aber per Telefon ist das doch doof. Also…“ Damit stand ich auf, umarmte Minako kurz, der ich zuvor eine Nachricht geschrieben hatte und sah May an.

„Mamoru!“ Yosuke sah zuerst Minako entsetzt an und dann mich. „ich dachte mir es ist doch albern das mit uns zu klären, also hab ich Minako geschrieben und ihr teilweise das Problem erläutert und nun viel Spaß beim reden. Soll ja helfen.“
 

Ich war gerade zwei Schritte vom Crown weg als May sich bei mir einhakte. „Du bist echt der beste.“ Kommentierte sie meine Aktion nur und grinste. „Aber wegen dir schwänzt sie nun die Schule, das ist nicht so gut.“ Sie hob tadelnd die Finger und grinste.

„Ja, aber damit werde ich leben können.“ Kam es nur schmunzelnd von mir.

„Und was machen wir beiden hübschen nun?“

Ich blieb stehen und biss mir auf die Unterlippe. „Also ich… ich hab leider keine Zeit. Ich hab gleich noch einen Termin.“ Kam es zögerlich von mir.

„Ui klingt ja geheimnisvoll. Erzähl.“

Seufzend sah ich sie an und zog meinen Schal etwas fester um meinen Hals. May musterte mich und zupfte an meinem grünen Parka. „Du musst es mir nicht sagen. Sorry, ich hab wohl…“ „Ich hab heute wieder einen Termin bei meiner Therapeutin.“ Kam es leise von mir.

Nun herrschte für einen Moment ein unbehagliches Schweigen – fand ich.
 

„Das ist gut.“ Kam es schließlich lächelnd von ihr. Etwas überrascht sah ich sie an. „Und wenn du bereit bist würde ich mich freuen wenn du auch mit mir redest und mit Yosuke. Aber solange du dich gut fühlst ist es egal mit wem du redest. Und – Yosuke und ich wollten dir auch noch sagen, dass wir den echten Mamoru sehr gerne haben. Weil wir nun immer wissen woran wir sind und es nicht mehr so komisch ist zwischen uns.“

Damit lächelte sie mich an und strich sich eine Träne aus den Augen.

„Ach bist du doof.“ Kommentierte ich ihre Aussage nur und schluckte schwer um nicht auch in Tränen auszubrechen.

„Ich weiß.“ Damit drückte Sie mir einen Kuss auf die Wange und hakte sich wieder bei mir ein. „Darf ich dich noch etwas begleiten, oder bist du in Hektik?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein alles gut, ich hab noch Zeit.“

Eine Weile liefen wir nebeneinander her und redeten nicht, aber es war in Ordnung.

„Ist sie nett?“ „Was?“ Ich sah zu ihr hinunter. „Ich meine die Therapeutin?“

Kurz überlegte ich. „Ja, schon irgendwie. Ich hatte ein paar Vorurteile, aber eigentlich ist sie nett. Sie drängt mich nicht und ihre Praxis ist nicht so wie ich dachte. Es wirkt gemütlich. Aber komisch ist es schon.“ Lächelnd sah ich sie an. „Mal sehen wie es wird.“

„Ach das klingt doch erst einmal gut. Freut mich.“

„Danke.“ Kam es leise von mir während wir weiter liefen.
 

Massanorie Lenjier
 

Mein Spiegelbild zeigte mir, dass ich wie immer großartig aussah. Der Anzug saß, die Krawatte passte zum Hemd und auch ansonsten war es gerade perfekt.

Das heute Morgen spontan ein Meeting einberufen wurde war ein gutes Zeichen – hoffte ich.

Eigentlich wollte ich nur ein paar Mails und Briefe beantworten und dann wieder verschwinden, aber das sollte ich eventuell nicht erwähnen.

Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, dass Mamorus Sitzung vorbei war. Soviel ich wusste, wollte er danach noch zu Yosuke – oder war es davor? Heute Morgen hatte ich ihm nur halbherzig zugehört, was mich zwar nicht ärgerte, aber trotzdem… naja ich musste eben doch noch etwas üben, um ein besserer Freund zu werden.

„Massanorie?“ ich drehte mich um und sah zu meinem Vater der mich zu sich winkte.

„Ja komm schon.“ Kam es nur von mir, bevor ich noch einmal einen prüfenden Blick in den Spiegel warf.
 

Das Meeting lief großartig, so langsam konnten sich anscheinend alle damit anfreunden, dass ich die Leitung übernehmen würde. Selbst mein Großvater war gekommen, naja mit meiner Großmutter, die nun bei meiner Mutter wartete. Nicht gerade der Traum meiner Mutter, aber so war es gerade eben nun mal.

Nach zwei Stunden standen wir zu dritt auf dem Flur und überlegten uns die strategisch besten Schritte.

„Massanorie. Es ist wichtig, dass der Vorstand deine Qualitäten sieht. Respekt und Ehre sind das wichtigste und diese Dinge haben diese Firma aufgebaut als sie gegründet wurde. Vergiss das niemals.“ Mein Großvater atmete schwer. Es fiel ihm nicht leicht ohne seinen Stock, aber er meinte, dass würde nur Schwäche zeigen und das durfte man niemals in diesem Geschäft. Also ließ er ihn immer wenn er kam zuhause, auch wenn es ihn anstrengte.

Mein Vater stand neben ihm und hielt ihm seinen Arm als Stütze hin, aber mein Großvater schlug ihn nur weg.

„Was fällt dir ein. Was hab ich dir beigebracht? Schwäche gehört hier nicht hin. Dieses Land kann nicht mit Schwächlingen bestehen. Nur die Familie und der Respekt vor unserer Kultur und unserem Erbe werden uns in die Zukunft bringen. Also hör auf mit diesem verweichlichten Gesten.“

Ein bisschen wurde mir schon mulmig, wenn er so sprach. Nie war mir aufgefallen, dass er mit meinem Vater genauso umging wie mein Vater mit mir. Vielleicht war es gar nicht seine Schuld, dass er als Vater war wie er war. Ob mein Vater meinem Großvater erzählt hatte, dass seit Mamoru bei uns einiges anders lief? Ich bezweifelte es stark.

Die Frage war nur, würde ich irgendwann auch so werden? Wenn ja, dann durfte ich mich jetzt schon auf Mamorus Gemecker freuen.

„Entschuldige Vater.“ Kam es nur trocken von meinem Vater und ich sah, dass ihm unangenehm war, dass er gerade vor mir so einen drüber bekommen hatte.

„Mamoru würde jetzt sagen, dass…“ „Ich bin mit deiner Wahl und deinem Lebensstil nicht einverstanden. Also unterlass diese Sentimentalen Anwandlungen in Zukunft in den Geschäftsräumen. Das Privatleben gehört nur in die eigenen Wände und die Frage nach einem Nachfolger werden wir wohl bei dir nicht mehr klären können. Zuerst dein Vater und die Wahl seiner Frau und nun du.“ Das war das einzige was er hervorbrachte, bevor er sich umdrehte und ging. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, was für eine Enttäuschung wir wohl alle für ihn waren. Ich sah zu meinem Vater, der still und völlig emotionslos hinter ihm hersah.

Seitdem ich denken konnte, hatte er nie meine Mutter verteidigt. Er erduldete das Gemeckere und die zynischen Sätze meiner Großeltern und manchmal hatte ich das Gefühl, dass er sich selbst dafür hasste, dass er nichts sagte. Ebenso wie jetzt. Ich konnte es an dem Blick sehen mit dem er ihm hinterher sah.

„Er ist eben alt. Was soll es.“ War alles was ich sagte. Ich klopfte meinem Vater auf die Schulter und lächelte.

„Hmm. Wir sollten los, sonst wartet er unten und er hasst Verspätung. Außerdem wird deine Mutter schon wütend genug sein, weil wir sie nun überfallen.“

Da konnte er recht haben. Dass wir nun mit vier Vorstandsmitgliedern zu uns fuhren und meine Mutter noch Häppchen und so zubereitete, war sicherlich nicht ihre Vorstellung eines gelungenen Tages.
 

Seijiro Lenjier
 

Schweigend saß ich am Steuer meines Wagens.

Dass mein Vater einen solchen Ton vor Massanorie angeschlagen hatte störte mich erheblich.

Ich hatte vor meinem Vater nie Widerworte gegeben. Ein Grund warum Andrea und ich uns früher oft gestritten hatten, jetzt kam es nur noch sehr selten vor. Ich wusste, dass meine Eltern sie immer noch nicht mochten, dass sie auf ihr herum hackten, aber ich sagte fast nie etwas dagegen.

„Ich finde es nicht gut, dass du vor Massanorie so mit mir gesprochen hast.“ Kam es ernst von mir, als ich an einer Ampel hielt.

Mein Vater sah mich nicht einmal an, als er anfing mir Vorwürfe zu machen. „Ich hätte die Erziehung deines Sohnes selber übernehmen müssen. Es war von Anfang zum Scheitern verurteilt, als du diese Frau in die Familie gebracht hast. Sie konnte den Kindern nie die Erziehung bieten wie sie in unserer Familie üblich ist.“ „Du meinst strenge, nicht lachen oder Gefühle zeigen.“ Kam es leise von mir. Mein Vater blickte mich scharf an.

„Werte wie sie die westliche Welt nicht kennt und durch Konsum und Verfall immer mehr verlieren. Diesem Übel hast du in deinem Haus die Oberhand gegeben und hast es nicht geschafft dass dein Sohn ein ehrenvolles Leben führt. Was soll einmal aus der Firma werden, wenn dein Sohn keine Nachkommen hat.“

„Vielleicht adoptieren Massanorie und Mamoru…“ „Was für ein Unsinn. Diese Lebensart deines Sohnes ist eine Schande und du und diese Frau ihr unterstützt das auch noch. Diese vulgäre und völlige Absurde Lebenseinstellung.“

Ich schwieg.

Was sollte ich meinem Vater auch sagen; dass wir es gut fanden, dass Massanorie Mamoru kennengelernt hatte? Das die beiden sehr gut miteinander harmonierten? Dass wir uns freuten, dass unsere Kinder eben nicht so waren wie meine Eltern?

„Respekt und die Familie sind die obersten Werte, wir haben zu oft unser Gesicht verloren, weil Massanorie nichts davon versteht. Das wird sich ändern. Sobald er die Geschäftsführung übernommen hat, werde ich ihn unter meine Anleitung stellen. Ich werde das Schaffen was du versäumt hast.“

Damit war die Unterhaltung beendet. Meine Hände verkrampften sich um das Lenkrad und in mir war der Wunsch meinem Vater zu sagen, dass Massanorie so wie er gerade war gut war. Aber das schaffte ich nicht und ich fühlte mich genauso wie in den Momenten wo sie schlecht über Andrea redeten und ich nichts sagte – Hilflos und über mich selbst enttäuscht!
 

Andreas Blick als ich das Haus betrat sprach Bände.

Sie hatte keinen Bock auf die Leute und auf meine Eltern erst recht nicht. Aber sie sagte wie immer nichts, sondern lächelte, verbeugte sich und tat das was meine Eltern immer sehen wollten. Eine gute Ehefrau.

Alle waren im Wohnzimmer, unterhielten sich. Nur Andrea stand in der Küche und kochte Tee und Kaffee. Ich klopfte leise an den Türpfosten als ich in die Küche kam und ging auf sie zu.

„Bist du sehr wütend?“ Ich wusste sehr wohl, dass sie Nein sagen würde – wie immer. Also legte ich meine Hände um ihre Taille und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren. Es kam selten vor, dass ich so etwas tat. Aber gerade hatte ich das Gefühl, dass es angemessen war.

„Seijiro?“ „Ja.“ „Ach nichts.“

Sie kochte weiter Tee und seufzte leise als sie ihren Kopf zu mir herum drehte und mir über die Wange strich. „Sie bleiben doch nicht über Nacht? Oder?“

Ich schüttelte den Kopf. „Gut. Ich mag nicht wenn Sie hier sind, dann bist du immer so angespannt und wirkst so unglücklich.“ Sie lächelte matt und küsste mich sanft.

„Du aber auch.“ Kam es nur leise von mir. „Ich liebe dich und entschuldige, dass Sie sind wie sie sind.“ Andrea nickte nur und widmete sich wieder den Getränken.

„Julia kommt auch gleich noch vorbei, aber ich hab sie angerufen und ihr gesagt, dass sie sich angemessen kleiden soll. Sonst gibt es nur wieder Gemecker.“
 

Mamoru Chiba
 

„… und dann hat er erzählt, dass er doch wirklich nur bei Fuyu war, weil er sich mit ihm versöhnen wollte. Aber ich sag dir, dass kauf ich dem nicht ab – also nicht richtig. Ich wünsch mir natürlich schon, dass die sich wieder vertragen, aber wie soll das bitte aussehen? Ich meine, sollen wir uns zu dritt treffen und dann so tun als ob alles gut wäre? Mamoru ich hab mit beiden Typen geschlafen und Fuyu mit Toya betrogen, wie bitte soll das gehen? Wie denkt der sich das? Therapeuten! Die denken echt sie könnten die Welt retten!“

Ich hörte mir Shogos aufgeregtes Gerede an und kaute nebenbei auf meinem Apfel herum.

Der Schnee auf den Straßen hatte sich in braun-graue Matsche verwandelt und ließ die Stadt dreckig und schon etwas herunter gekommen wirken.

„Mamoru sag schon was.“ Anscheinend hatte ich meinen Einsatz verpasst.

Ich schluckte den Rest Apfel hinunter und seufzte.

„Also meine Therapeutin will nicht die Welt retten. Und ich denke das Toya vielleicht nur gerne seinen besten Kumpel zurück hätte. Vielleicht ist ihm aufgefallen, dass als du erzählst hast was wir beide alles machen, dass ihm das fehlt und ist deswegen zu Fuyu. Ich glaub ja nicht, dass dein Freund so hinterhältig ist wie du jetzt denkst. Ein bisschen Paranoid bist du schon.“

„Das sagt der richtige.“ Kam es nur erbost von Shogo. Ich grinste etwas und bog in die Straße ein wo ich hin wollte.

„Wenn du magst können wir heute Abend was zusammen unternehmen. Einen Film sehen oder so. Dann können wir nochmal reden.“ Schlug ich als Besänftigung vor. „Ehrlich?“

„Ja.“ Kam es nur wahrheitsgemäß von mir. Die Sitzung war gut gewesen und ich hatte wirklich Lust zusammen mit Shogo was zu unternehmen. Besonders weil Massanorie gerade so viel um die Ohren mit der Firma hatte und mich das eigentlich nur langweilte.

„Du wir reden später, ich will gerade zu meinen El... zu Andrea und Seijiro…“ „Aaah du wolltest gerade Eltern sagen.“ Flötete Shogo durchs Handy und ich wurde verlegen. „Gar nicht. Was du auch immer hörst. Ich melde mich später wegen heute Abend.“

Ich legte auf und zog den Schal enger. Oh man er hatte recht, fast wäre es mir rausgerutscht, einfach so. Das war echt peinlich, auch wenn es sich ganz normal angehört und angefühlt hatte. Schmunzelnd über mich selber bog ich in den Hauseingang ein, kramte meinen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Andrea und Seijior wollten den Schlüssel nicht zurück haben und ich fand es schön einfach ein- und ausgehen zu können. Das hatte – das hatte ein Gefühl von zu Hause.
 

Mein erster Weg führte in die Küche, wo ich meine Jacke über einen der Stühle schmiss und mich streckte. Massanorie war sicherlich noch mit Seijiro im Büro, das heißt ich konnte mit Andrea etwas allein sein.

Ich hatte mir überlegt sie zu fragen ob sie mal mit mir auf den Fischmarkt wollte, morgens ganz früh und danach ein tolles Frühstück auch auf dem Fischmarkt. Andrea lebte schon so lange in Tokio, aber die besten Ecken kannte sie gar nicht, dass hatte sie mir selbst gesagt, also wollte ich ihr Tokio mal so zeigen wie ich es kannte. Etwas aufgeregt war ich schon, denn ich hatte Angst, dass ich aufdringlich war oder dass sie keine Lust hatte – aber auch die Therapeutin meinte, dass es gut wäre wenn ich von mir aus nähe suchen würde. Es war seltsam, als ich im Gespräch mit ihr war, war es ganz anders verlaufen als gedacht. Ich wollte über das Heim reden und all das, aber dann waren wir plötzlich bei Andrea und Seijiro und bei Nähe und Distanz. Die Therapeutin meinte es wäre normal, dass Gespräche oft eine andere Wendung nahmen und dass es gut wäre den Verlauf einer Sitzung nicht zu erzwingen.

Seufzend öffnete ich den Kühlschrank, holte mir eine Dose Eistee heraus und schnappte mir, sehr zu meiner Freude, ein Stück Schokoladenkuchen, welches einsam und verlassen ebenfalls im Kühlschrank stand.

„Andrea!“ ich rief sie und lief in Richtung Wohnzimmer. Stimmen, dass war schon mal die richtige Richtung. In diesem Haus konnte man sich einfach verlaufen. „Andrea?“ ich stieß die Tür mit dem Fuß auf und biss von dem Kuchen ab, bevor ich das Zimmer betrat.
 

Stille!
 

Mein Blick glitt durch die Runde. Da saßen vier alte Männer, um es in den Worten von Massanorie auszudrücken in Anzügen, Seijiro, Massanorie und sein Großvater sowie Julia, Andrea und ihre verhasste Schwiegermutter. Natürlich waren alle aufgebrezelt und schick und dann kam ich.

Zwei unterschiedliche Socken – weil Waschtag war, eine verwaschenen Blue Jeans mit zwei Löchern in den Knien und ein schwarzer Kapuzenpulli mit der Aufschrift ‚Das kannst du schon so machen. Aber dann isses halt Kacke!‘ Also das war doch mal genau das Outfit was man brauchte um in eine wichtige Gesprächsrunde zu platzen.

In meinem Mund steckte ein Stück Schokoladenkuchen, ich bemerkte einen Krümel an meinem Mundwinkel und in der einen Hand hatte ich eine Dose Eistee und in der anderen den letzten Rest Kuchen, der natürlich in kleinen Stücken auf den Boden krümelte. Was Sparky super Happy machte, da er sofort zu mir kam und sich an den kleinen Almosen die auf den Boden fielen erfreute.
 

Und plötzlich war in meinem Kopf meine eigene Stimme wieder da, die anscheinend diesen Moment für genau richtig empfand um etwas zu sagen. <Wir machen keine Fehler. Wir erschaffen Katastrophen!>



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MangaMaus85
2016-02-11T09:30:38+00:00 11.02.2016 10:30
So, ich werde mal ein paar Kommis aufholen :)

Yosukes Reaktion auf den Abend mit Minako ist echt witzig *g*
Dabei fand Minako es bestimmt überhaupt nicht schlimm. Man erwartet viel zu viel, dabei sollte man einfach nur genießen :)
Nette Geste von Mamoru ihr Bescheid zu geben, damit die beiden sich aussprechen.

Seijiros Vater ist echt ein Tyrann, aber halt von der alten Schule! Schwäche wird ungern gesehen. Aber man sollte sich trotzdem nicht allen Veränderungen verschließen.

Mamorus Szene am Ende ist genial *g*
Das ist mal so ne richtige Katastrophensituation für ihn und Massanorie *lach*
Aber meist sind grad solche Dinge entscheidend, um die Situation aus ihrer Steifheit zu holen und manche Menschen finden so was durchaus sympathisch :)
Von:  niki28
2015-12-26T17:48:04+00:00 26.12.2015 18:48
Huhu

Entlich ein neue kapitel, super! oh mann wie seijiros vater auch drauf ist das wird irgendwie genz schön interessant weil er auch net der glücklichste mensch auf der welt ist! oh ha da kamm Mamuro willeicht etwas um die falsche zeit, aber ich hoffe das er sich jezt net wieder vorwürfe macht weil er ist doch ein sehr guter mensch!!
Hoffe schreibst bald weiter freu mich schon!

Frohe Weihnachtszeit wühnsche ich dir und alles gut und guten rutsch ins neue Jahr!

Gruß
Antwort von:  RallyVincento
26.12.2015 21:27
Hey. Danke für den netten Kommi.
Ich wünsche dir auch eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch! ヽ(*⌒▽⌒*)ノ


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