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Step Into My World

von

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Step Twenty-nine Friendship

Freundschaft ist nicht nur ein köstliches Geschenk, sondern auch eine dauernde Aufgabe.
 

Ernst Zacharias
 

May Godai
 

"May?" Ich zuckte zusammen und sah Yosuke an, welcher neben mir saß und an seinem Kaffee nippte. "Alles gut?"

Ich schüttelte den Kopf. Nichts war gut. Alles war blöd. Mein Blick schweifte umher und ich sah mich im Cafe um. Überall liefen Leute herum und die bunte Weihnachtsbeleuchtung blinkte einen aufmunternd an. Yosuke hatte mich überredet mit ihm und Minako etwas zu unternehmen. Wir wollten auf eine Party von Freunden, aber so richtig Lust hatte ich nicht. Meine Finger begannen damit an dem schwarzen Rock,den ich trug, herum zu zupfen. Irgendwie gefiel mir nichts von dem was ich heute Abend anprobiert hatte. Also war es diesmal, für meine Verhältnisse, ein schlichtes Outfit geworden. Ein schwarzer Rock, schwarze Overknee Strümpfe und eine rote Bluse.

Aber meine Gedanken drehten sich nur um Mamoru und ich verstand noch immer nicht, warum das alles passiert war. Als Yosuke mich anrief und mir am Telefon von all diesen seltsamen Dingen erzählte, hielt ich ihn für verrückt, aber dann hatte Minako alles bestätigt und es war wahr - sie war Sailor Venus. Das war - Wahnsinn. Aber das Mamoru uns so etwas wichtiges, so etwas elementares nicht erzählt hatte kränkte mich sehr und Yosuke auch.

"An was denkst du?" Yosuke stupste mich sanft an. Ich seufzte jedoch nur und lächelte matt. Er wusste es, sagte jedoch nichts. Als Minako das Café betrat, seufzte er erleichtert auf, er wollte nicht über Mamoru reden und tat einfach alles um dem Thema aus dem Weg zu gehen. Aber ich konnte das nicht. Ich hatte Mamoru so lieb und wollte eigentlich nur mit ihm reden, aber - ich konnte einfach nicht.
 

"Hallo ihr beiden." Minako lächelte uns an, drückte Yosuke einen Kuss auf die Lippen und setzte sich zu uns. Nur am Rande folgte ich der Unterhaltung, nachdenklich schaute ich aus dem Fenster und sah mir die Straße der Stadt an, welche sich vor mir erstreckte. Die kleinen Schneeflocken tanzten herum und legten sich wie ein weißer Teppich auf die Stadt. Tokio bei Nacht mit Schnee, eigentlich ein großartiger Anblick, doch jetzt gerade machte er mich nur traurig. Meine Gedanken waren bei Mamoru, wie es ihm jetzt ging, was er machte, ob er auch an uns dachte? Tausend Fragen und ich hatte keine Antwort. "Ist alles in Ordnung May?" Ich sah auf und schenkte Minako ein kleines Lächeln. "Ja alles gut. Ich bin nur in Gedanken." Minako lächelte matt und nickte. "Du könntest ihn anrufen." wisperte sie nur. Yosukes Blick verengte sich, als er sie musterte. "Ich will nicht - noch nicht." kam es zögerlich von mir. Es entstand ein unangenehmes schweigen, welches Minako schließlich auflöste.
 

"Du hast mir nie erzählt, wie ihr euch kennen gelernt habt?" Sie wandte sich an Yosuke, welcher nur wieder anseinem Kaffee nippte. "Ist auch nicht wichtig. So spannend ist es nicht."

"Du hast dich geprügelt..." wisperte ich nur und musste schließlich doch grinsen.

Minako sah mich verwundert an, während sie sich eine verirrte Haarsträhne hinter das Ohr klemmte. "Geprügelt?"

Yosuke schmunzelte und konnte sich nur schwer ein lachen verkneifen. Wir sahen uns an und grinsten schließlich.
 

~19xx im Tokyo Kinderheim~
 

"Gebt ihn mir zurück." "Nein - hol ihn doch, du Baby." Die vier Jungen grinsten und lachten nur, während die Türklinke des Abstellraums immer wieder runter gedrückt wurde. "Na, kommt das Baby nicht raus?! Heul doch, du Heulsuse. Kein Wunder, dass dich niemand haben will, immer nur am heulen und so klein, wie ein Baby." "Ja genau. Und deinen doofen Teddybären schmeißen wir einfach weg." Wieder lachten die Jungen bevor sie fortrannten.

Sie rannten den Flur des Heims entlang und schließlich nach draußen. Man konnte von dem Gelände des Heims schnell zum Fluss kommen und genau da wollten die Jungen zwischen sechs und acht auch hin. Sie genossen es ein Opfer zu haben, welches sie immer und immer drangsalieren konnten. Sie kamen am Flussufer an und schmissen sich den Teddybären zu. "Was für ein Baby, immer heult er nur." "Ja genau!" Wieder lachten sie und gerade als sie den Bären in den Fluss werfen wollten, flog ein Stein auf sie zu und traf einen von ihnen genau am Kopf. "Aua!" Der Junge hielt sich die blutende Stelle und sah sich um. Nur ein paar Meter weiter stand ein Junge, braune Haare, eine abgewetzte Jeans und ein altes T-Shirt. Neben ihm stand ein kleines Mädchen, höchstens vier oder fünf Jahre alt. "Yosuke?" "Schon gut May. Du bleibst hier." Er tätschelte das Mädchen auf den Kopf und grinste dann. "Das ist doch gar nicht euer Bär, oder? Der gehört dem neuen. Also gebt ihn wieder her."

"Halt die Klappe Yosuke. Sonst sag ich der Heimleitung, dass du mit Steinen wirfst." "Mach doch!" kam es nur frech von Yosuke, welcher auf die Jungs zuging. May blieb zurück und streckte den Jungen nur die Zunge heraus. "Gib schon her." Er deutet auf den Bären, doch der Junge mit dem Namen Shiro dachte nicht daran. "Hol ihn dir doch."

Yosuke grinste. "Na gut!"
 

Mamoru hatte sich in der dunklen Abstellkammer zusammen gekauert und weinte bitterlich. Er wollte nicht hier sein, er wollte einfach nur weg von hier. Keiner verstand ihn und keiner mochte ihn. Tränen kullerten immer weiter über seine Wangen. Er war schon fast drei Wochen hier, aber noch immer hatte er keine Freunde gefunden. Die anderen Kinder ärgerten ihn nur und auch die Erwachsenen waren nur am schimpfen. Dabei wollte Mamoru nur allein sein und weinen, solange und so oft wie er wollte. Er fühlte sich schrecklich. Er wusste nichts mehr und immer hatte er diese schrecklichen Alpträume, aber keiner verstand das.

Der kleine Junge bekam nicht mit, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und sich die Tür öffnete. "Nicht weinen." Eine kleine Hand lehnte sich auf seinen Kopf. Er zuckte zusammen und sah in das Gesicht eines kleinen Mädchens. Ihre blonden Haare waren zu einem unordentlichen Zopf gebunden und sie trug ein abgetragenes gelbes Kleid. "Hier." ein strahlendes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als sie Mamoru seinen Teddybären hinhielt. "Danke." Er griff nach dem Bären und drückte ihn fest an sich. Ein leichter Geruch von Flieder stieg ihm in die Nase. Und er erinnerte sich daran, dass seine Mutter so gerochen hatte. Deswegen war dieser Bär so wichtig für ihn, es war das einzige was ihm ein Gefühl von Zuhause und Geborgenheit gab.

"Du musst sie verhauen wenn sie gemein sind. Die sind nämlich dumm."Yosuke stand vor dem Abstellraum, die Hände in den Hosentaschen und grinste Mamoru an. Dabei entblößte er eine kleine Zahnlücke. Seine Hose hatte ein Loch und zahlreiche Schrammen und Kratzer waren zu sehen. "Hast du ihn mir wiedergeholt?" Mamoru sah den Jungen fragend an und schniefte. "Klar doch." "Wieso?" Mamoru konnte nicht glauben das der Junge vor ihm einfach nur nett sein wollte.

"Weil die dumm sind. Und ich beschütze die schwächeren." "Yosuke gewinnt immer." kam es von May, als sie nach Mamorus Hand griff und ihn hinter sich herzog. "Ich bin MurakamiYosuke und das ist Godai May. Ich passe auf sie auf." Mamoru schwieg und drückte seine kleine Nase tief in das Fell des Bären. „Sag schon wie du heißt!“ Yosuke beobachtete den Jungen vor sich und grinste weiterhin. "Ich weiß nicht…" Nuschelte Mamoru nur leise und musterte den Jungen vor sich. „Wie du weißt nicht? Du musst doch wissen wie du heißt!“ Doch Mamoru schüttelte nur den Kopf und schniefte leise. „Ich weiß es aber nicht. Die Frau im Krankenhaus sagt… sagt ich heiße Mamoru…“schluchzend wischte er sich einige Tränen aus den Augenwinkeln und versuchte nicht wieder zu weinen - was ihm nur schwerlich gelang. „Nicht weinen. Mamorukligt toll.“ Yosuke puffte Mamoru auf die Schulter und lachte.„Wollen wir Freunde sein? Dann pass ich auch auf dich auf!" verwundert starrte Mamoru Yosuke an. May klatschte begeistert in die Hände und schmiegte sich an ihren neuen Freund.
 

Ich strich mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln und sah zu Yosuke. "Du hast damals einen Milchzahn für diesen Teddybären eingebüßt." "Ja aber danach waren wir unzertrennlich."

Ich nickte, lehnte mich nach hinten und dachte an die guten Zeiten zurück. Auch wenn wir davon im Heim nicht viele hatten, aber zu dritt hatten wir immer alles überstanden. "Wie süß. Du bist ja ein richtiger kleiner Held gewesen." Minako kicherte und schenkte Yosuke ein Lächeln. Ich grinste nur und dachte daran, dass Mamoru manchmal auch ganz schön unter ihm leiden musste. "Was grinst du denn so gehässig?!" Kam es nur frech von ihm als er meinen Gesichtsausdruck wahrnahm.

"Ach nichts." flötete ich nur und lachte leise.

"Sag doch." Minako sah mich bittend an. "Was ist so lustig?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Dein Held ist manchmal aber auch sehr fies gewesen zu Mamoru, weißt du noch als du ihn so angefahren hast, weil er mal wieder ein Kätzchen retten wollte." Yosuke seufzte genervt. "Welche meinst du? Mamoru hat alles retten wollen was vier Pfoten hatte. Hunde, Katzen, Häschen - alles."

Yosuke lächelte. "Ja das weiß ich noch, ich war am Ende so wütend auf ihn. Immer musste er Probleme machen..."
 

~drei Jahre später~
 

"Mamoru pass auf!“ May sah besorgt zu Mamoru rauf, der auf einem Ast der Trauerweide saß und versuchte eine Katze von Baum zu hohlen. „Du fällst bestimmt runter...“ „Ach nein, ich pass auf.“ Mamoru grinste sie an, er war sich wie immer sicher heil unten an zu kommen. Es war ein herrlicher Tag mitten im Juni, die langen grünen Blätter an den gelb-goldenen Ästen der Weide rauschten im zarten Wind. Die Weide bot einen romantischen Anblick. Viele der Äste waren so lang, dass die Blätter fast den Boden berührten, und wenn man genau hin hörte, so konnte man die Weide singen hören wenn der Wind sich in ihren Ästen verfing und die Strahlen der Sonne sie in ein Licht tauchte, das einem die Sprache verschlug. Yosuke stand etwa 6 Meter von der Weide entfernt und passte auf das keiner kam, denn die Betreuer hatten ihnen streng verboten auf die Weide zu klettern, genauer gesagt hatte die Heimleitung in einer einstündigen Predigt Mamoru verboten auf die Weide zu klettern, denn es war weit hin bekannt das Mamoru und die Schwerkraft nicht gerade gut zusammen arbeiteten. Bis jetzt war Mamoru schon vom Dach, dreimal von der Weide, fünfmal vom Schrank... eigentlich war er schon überall runtergefallen wo man nur runter fallen konnte.

Aber Verbote waren ja dazu da gebrochen zu werden, warum sollte man sonst Sachen verbieten?

So war es halt dazu gekommen, das May, Yosuke und Mamoru beim Fußball spielen eine junge Katze entdeckten die sich nicht mehr vom Baum traute, also hatte Mamoru mit seiner unsagbaren großen Tierliebe beschlossen die kleine Katze zu retten, sie hätten zwar auch jemand anderen Bescheid sagen können, aber das wäre ja nicht so toll gewesen wie sie selbst zu retten. Also kletterte Mamoru rauf und versuchte an die Katze zu kommen, die zitternd auf einem Ast saß, der etwa 4 Meter über den Boden hang. May konnte Mamoru kaum sehen, da die Trauerweide sehr dicht bewachsen war und nur mit Mühe konnte die 7-jährige Mamoru sehen, da die Blätter ihr vollkommen die Sicht raubten.

„Wenn du runter fällst, dann wird es bestimmt wieder Ärger geben." May war total nervös. Sie sah wie Yosuke angelaufen kam und wild mit den Armen gestikulierte, sie wusste zwar nicht was los war aber es war bestimmt nichts Gutes.

„Was ist los?“ May sah Yosuke fragend an der jetzt neben ihr zum stehen kam. „FrauHiromie kommt genau auf uns zu!“

„Mamoru, mach schon, sonst bekommen wir alle Ärger!“ Yosuke ließ einen scharfen Unterton in seiner Stimme erklingen. „Ja ich weiß, aber ich hab die Katze gleich, nur noch ein paar Zentimeter!“ May drehte den Kopf und konnte jetzt schon die Stimmevon Frau Hiromie hören, welche nach ihnen rief. Yosuke und May sahen schnell nach oben, aber die Äste der Trauerweide ließen keinen Blick auf Mamoru zu, da hatte Yosuke einen Einfall. „Mamoru, bleib einfach ganz ruhig sitzen, sie werden dich gar nicht sehen und wenn sie wieder weg ist dann kletterst du einfach runter und niemand wird erfahren was wir angestellt haben...“ Yosuke war von seiner eigenen Brillanz überrascht. “...tu uns nur einen gefallen und Fall. Nicht. Runter!“ er betonte die letzten drei Wörter extra und sandte noch ein kurzes Stoßgebet nach oben.
 

„Was macht ihr zwei hier?“ Die gereizte Stimme der Heimleiterin ließ sie zusammen schrecken. Frau Hiromie war eine groß gewachsene Frau Mitte 50. Ihre Haare trug sie immer streng nach hinten gekämmt und zu einem Zopf geflochten. Dazu stets einen Rock und einen Blazer nur um den Adoptiveltern zeigen zu können wie toll sie doch war. Aber eigentlich war sie eine gemeine Frau, die nur wegen des Geldes dieses Heim betrieb. Kinder waren ihr egal. Frau Hiromie fuhr die beiden Kinder an und packte Yosuke grob am Arm.

„Nichts... wir...“ Yosuke fiel nichts Passendes ein, „...wir spielen verstecken und Mamoru muss suchen!“ kam es wie aus der Pistole geschossen von May. „Ihr drei solltet aufhören euch mit diesem Jungen herumzutreiben, wenn ihr jemals adoptiert werden wollt." Gab sie nur gereizt als Antwort. Yosuke zuckte bei den Worten zusammen. Immer redete diese Frau schlecht von Mamoru und sie mochte ihn auch nicht und immer wenn irgendetwas im Heim passierte gab sie ihm schuld. Mamoru ertrug es einfach, aber immer wenn die drei alleine waren, weinte er und Yosuke und May trösteten ihn. Yosuke hatte wieder eine ganze Woche gebraucht um ihn zum Lachen zu bringen, nachdem ihn wieder eine Familie zurück gebracht hatte. Wütend riss er sich aus ihrem Griff los. "Sie sind so eine fiese Hexe." zischte er nur. May stand nur daneben, hob den Fußball auf und schniefte. Sie war nicht so stark wie Yosuke und traute sich oft nicht Frau Hiromie zu sagen, dass sie gemein war. Aber dafür bewunderte sie Yosuke nur noch mehr. Und sie bewunderte Mamoru, weil er sie auch immer beschützte, obwohl er doch immer so traurig war und alle immer auf ihm herumhackten. Sie wollte auch stark sein um ihre beiden großen "Brüder" zu beschützen.
 

"Du elender Bengel. Ihr solltet etwas dankbarer sein. Dank mir habt ihr schließlich ein Dach über den Kopf. Und wo ist nun dieses seltsame Kind. Sag schon Yosuke." sie musterte Yosuke und dann May, bevor sie sich ihren Rock glatt strich. Die beiden Kinder schwiegen, als es plötzlich über ihnen knackte, ein kurzer Aufschrei erfolgte und Mamoru lag am Boden.

"Mamoru!" May und Yosuke sahen Mamoru besorgt an, welcher sich aufrappelte und ein kleines Kätzchen los ließ, welches sich schüttelte und etwas vorwurfsvoll mauzte, als wolle es sich über die unsanfte Landung beschweren. "Alles gut!" nuschelte Mamoru nur und schüttelte sich kurz.
 

Im nächsten Moment schnellte eine Hand nach vorne, riss ihn auf die Beine und noch bevor Yosuke, May oder Mamoru überhaupt realisierten was passierte, hatte Frau Hiromie Mamoru eine schallende Ohrfeige verpasst. "Du widerlicher kleiner Freak. Nur Problem machst du. Dich wird nie jemand haben wollen." Ihre Stimme hatte einen schrillen Ton angenommen. Mamoru war so überrascht, dass er nicht einmal zu weinen begann, obwohl ihm sein ganzes Gesicht schmerzte. Völlig geschockt sah er sie an. Yosuke und May erging es nicht anders, nur das May ihre Fassung schneller zurück bekam und anfing zu weinen. Dies rüttelte Yosuke wach, so dass er nach vorne schnellte und Mamoru von Frau Hiromie wegzog. "HÖREN SIE AUF!" schrie er sie an. Doch Frau Hiromie lächelte nur überlegen. "Oder was? Ich entscheide was hier recht oder unrecht ist." Damit sah sie wieder zu Mamoru. "Wenn du dir das Genick gebrochen hättest, hätte ich ein Problem weniger!" Damit drehte sie sich um und ging. "Kommt gefälligst rein, gleich kommen einige interessierte Paare." Sie blieb kurz stehen und drehte ich noch einmal um. "Du kannst da bleiben Mamoru. So verheult nimmt dich sowieso keiner."

Sie setzte ein süffisantes lächeln auf und verschwand wieder Richtung Heim.
 

May schluchzte noch etwas, beruhigte sich jedoch wieder. Mamoru stand nur da, presste die Lippen aufeinander und versuchte nicht zu weinen. In seinen zerzausten Haaren hingen kleine Zweige und Blätter, seine Wange war knallrot, pochte und schmerzte unerträglich. Yosuke zog Mamoru in eine feste Umarmung, während der kleine Junge anfing zu zittern und sich fest an seinen besten Freund drückte. "Sie ist dumm. Wir finden alle eine ganz tolle Familie. Und dann haben wir wieder eine Mama und einen Papa die uns lieb haben. Ganz bestimmt!" May trat neben die beiden Jungen und strich Mamoru über den Rücken.

Dieser zitterte nun noch stärker und weinte sich nun doch bitterlich die Augen aus, während er sich schluchzend an Yosuke klammerte.
 

Ich hatte es verdrängt. Diese schrecklichen Momente in denen das Heim wie die Hölle gewesen war. Meine Hände ruhten zusammengeballt auf meinem Schoss, während ich versuchte nicht zu weinen. Ich spürte wie Yosuke meine Hand nahm und sie zärtlich drückte. Ich räusperte mich und schluckte die Tränen hinunter, aber als ich Yosuke aufmunternd anlächeln wollte, sah ich, dass es ihn auch mitnahm. Traurig sah er mich an und zog mich in eine feste Umarmung. "Sie war immer so gemein zu Mamoru. Kein Wunder, dass er andere Menschen nicht mag. Sie hat ihm so oft gesagt, dass ihn keiner haben will..." wisperte ich nur.

Ich befreite mich aus der Umarmung, aber Yosuke sagte nichts. Minako sah uns nur traurig und fassungslos an. "Ich... ich wusste das nicht. Mamoru hat nie davon erzählt." kam es leise von ihr.

"Nein. Hat er nicht. Das haben wir alle nicht." Yosuke Stimme zitterte und ich wusste, dass er wütend war - aber auf wen er jetzt wütend war wusste ich nicht.

Aber plötzlich wurde Yosuke sehr still und er schien nachdenklich zu sein.

"Was ist denn los?" Minako rutschte näher an ihn heran und strich ihm über den Arm.

"Ich hab mein Versprechen nicht gehalten..." wisperte er nur. "Ich sagte ihm, ich würde auf ihn aufpassen, aber das hab ich nicht." Sein Gesichtsausdruck wurde ernst, er nahm seine Brille ab und legte sie vor sich auf den Tisch.
 

Yosuke Murakami
 

Schweigend saß ich da und sah aus dem Fenster des Cafés. Die ganze Zeit schon hatte ich den Klos im Hals und auch wenn ich unglaublich glücklich war,das Minako da war, das May da war - es war nicht perfekt. Minako hatte ich vergeben, natürlich hatte ich noch viele Fragen, noch viele Dinge die ich nicht verstand, aber ich liebte sie und ihr zu verzeihen schien so leicht zu sein. Aber - warum konnte es nicht ebenso bei Mamoru sein? Wieso war ich nur so wütend auf ihn?

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und starrte an die Decke.

Diese Geschichte wie wir uns kennen lernten, war mir nah gegangen. Ich hatte schon ewig nicht mehr ans Heim gedacht und an all die Probleme dort.

Und nun fühlte ich mich schlecht, weil mir bewusst wurde, dass ich es nicht geschafft hatte. Das ich aufgegeben hatte, weil ich einfach nicht mehr konnte.

Ich war selbst ein Kind und wollte die beiden beschützen, aber wie macht man das nur wenn man selbst heulen möchte und sich klein und schwach fühlt?

Wie kamen die Erinnerungen hoch wie Mamoru so oft nachts an meinem Bett stand und mich bat, dass er bei mir schlafen dürfte - nie hatte ich ihm das abgeschlagen. Aber mir fiel auch wieder ein, dass ich als dieses Paar hereinkam und sie sich mit uns Kindern unterhielten, ich unbedingt wollte, dass sie mich mitnahmen. May war schon weg und ich wollte unbedingt endlich ein zu Hause. Ich war doch selbst erst 12 Jahre alt und wollte einfach ein leben weg von diesem Heim, weg von all den Problemen. Und ich wusste noch wie das Gefühl in meiner Brust war, als sie Mamoru mitnahmen und ich mir wünschte, dass sie ihn auch wieder bringen würden. Noch immer zog es schmerzhaft in mir, wenn ich daran dachte.Ich wollte doch nicht, dass er traurig war, aber diesesPaar wollte ich für mich. Und bei May hatte es doch auch geklappt und wie glücklich ich war und mich gleichzeitig schämte, als es wirklich so kam. Als sie ihn zurück brachten, er mich weinend ansah und ich nur dachte "Jetzt nehmen sie mich mit!" und es wirklich so war. Wie ich ihm sagte, dass er stark sein müsste und ich ja nicht weg war, dass wir doch Freunde waren und uns noch immer sehen würden. Und er mich ansah und nickte und mir glaubte.
 

Aber - am Ende war es nicht so. Wir sahen uns in der Schule bis sich unsere Wege trennten, aber Mamoru wurde immer verschlossener, immer stiller. Und irgendwann redeten wir kaum noch miteinander. Und plötzlich fiel mir wieder ein, wie oft ich Mamoru gesehen hatte auf den Schulweg, dass ich ihm ansah, dass es ihm schlecht ging und nichts sagte, nichts tat.

Es ist wohl so, ich wollte mehr als ich konnte. Ich war auch nur ein Kind und hatte ein Versprechen gegeben was ich nicht halten konnte und am Ende war es Mamoru der am meisten darunter litt.

In mir breitete sich ein Gefühl der Verzweiflung aus, ich war immer nur wütend auf Mamoru gewesen, weil er uns das Gefühl gab nicht mehr unser Freund zu sein - aber vielleicht waren wir zuerst die gewesen, die ihm dieses Gefühl gaben.

Ich schämte mich plötzlich sehr dafür, dass ich damals in meinem Bett lag und darum gebetet hatte, dass sie Mamoru nicht haben wollten. Für das Glücksgefühl als sie mich mitnahmen und Mamoru zurückblieb, weil ich endlich da raus kam.
 

Seufzend lehnte ich mich nach vorne, sah May an. "Ich hab keine Lust mehr auf die Party." Sie nickte nur. "Bist du böse wenn wir nicht hingehen, sondern einfach hier bleiben und noch wastrinken?" Ich sah Minako an und legte meine Stirn an ihre. Doch sie schüttelte nur den Kopf und strich mir zärtlich durch die Haare. "Alles gut." sie lächelte michsanft an und küsste mich liebevoll. "Danke." hauchte ich nur, löste mich von ihr und sah wieder aus dem Fenster.

"Glaubst du, das Massanorie sich gut um ihn kümmert?" Mays Stimme war leise und sie nippte gedankenverloren an ihrem Glas.

"Gute Frage." ich wusste es nicht. Aber ich hatte schon das Gefühl gehabt das dieser Typ ihm gut tat. Mamoru schien ihm zu vertrauen und das war etwas sehr seltenes in Mamorus Welt.

"Ich denke schon. Er wirkt immer sehr glücklich wenn er da ist. Und er ist dann ganz anders als sonst, er wirkt dann eher gelöst." kam es von Minako, welche uns beide fröhlich ansah.

Ich konnte nicht anders, ich lächelte sie an und nickte. Ja - das stimmte. Massanorie brachte ihn zum Lachen, das war mir schon an dem Abend im Club aufgefallen. Noch nie hatte ich ihn so gut gelaunt gesehen. Vielleicht war es genau das, was Mamoru brauchte. Jemanden der nicht nur sagte,dass er auf ihn aufpasste, sondern es auch tat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MangaMaus85
2014-10-09T10:58:13+00:00 09.10.2014 12:58
Das Kapitel mit den Rückblicken ist sooo süß :)

Yosuke erwähnte ja, das er Mamoru auf dem Heimweg manchmal sah und gesehen hatte, dass es ihm schlecht ging usw.

Vielleicht magst du dir mal ein Kapitel überlegen, wo mal so ein wenig erklärt wird, warum Mamoru so unnahbar geworden ist.
Weil als Kind war er ja den beiden gegenüber, also Yosuke und Mai, dann schon offener. Waren/Sind ja seine besten Freunde.
Die schlechte Heimleiterin war ja mit Sicherheit nicht die einzige Person in seinem Leben, die ihn zu dem 'Eisklotz' gemacht hat, der er nun ist. Er hat ja immer mal wieder seine Momente, wo er auftaut, z. B. wo er Mai erzählt mit wem er zusammen ist, das war echt niedlich *G*

Verstehst du wie ich das meine *g*


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