Zum Inhalt der Seite

Final Fantasy Märchenstunde

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rapunzel

Tja, das ist ein erster Teil meiner kleinen Märchenstunde. Ich hoffe es gefällt euch ^^
 


 

Es ward einmal in einem fernen Lande, dass eine junge Frau und ein junger Mann sich sehr lieb gewonnen. So schwörten sie sich eines Nachts, unter den Augen eines Pfarrers ewige Liebe. Dieser besiegelte es mit dem Segen Gottes und so waren die beiden Seelen vereint, bis auf das der Tod sie schied.

Alsdann zog das frisch vermählte Paar aus dem elterlichen Heim und baute sich fernab der Heimat ein eigenes Zuhause auf. Dort lebten sie glücklich und zufrieden. Doch es verstrichen viele Jahre und das junge Glück trübte sich. So sehr sie es sich auch wünschten, keine Tochter, kein Sohn wurde ihnen geschenkt. Bis die Frau eines düsteren Tages eine erfreuliche Erkenntnis traf. Die Gebete waren erhört worden, der liebe Gott hatte sie mit einem kleinen Kind gesegnet, das nun im Bauch der Frau heranwuchs.

Doch sollte das anfängliche Glück nur von kurzer Dauer sein. Denn das Paar hauste neben dem wunderschönen Garten einer Fee, welcher in wundervoller Pracht blühte und gedeihte. Die Blumen dufteten süß, das Gemüse wuchs prächtig und in der Mitte stand ein herrlicher Obstbaum. Jedoch ward es dem jungen Paar und auch allen anderen verboten den Garten zu betreten und vom Gemüse und den Früchten zu Kosten.

Das Unglück geschah aber, als die Frau eines Tages auf ein Beet mit Rapunzeln hinabschaute. Ihre Gelüste verzehrten sie und ihr Herz verlangte nach dem Gemüse. So ging sie zu ihrem Gatten und klagte, wie sehr sie die Rapunzel begehrte. Der Mann aber erinnerte sie voller Demut an das Gebot der Fee, niemand dürfe den Garten betreten. Darüber wurde die Frau sehr krank und bald darauf drohte sie zu sterben. In banger Sorge um die geliebte Frau und das noch ungeborene Kind, beschloss er das Gesetz zu brechen und schlich sich heimlich in den Garten der Fee. Dort stahl er unbemerkt eine Rapunzel und machte seiner Frau am nächsten Tage einen Salat daraus. Dieser schmeckte ihr so gut, dass sie nach mehr verlangte und so zog der Mann wieder aus, um von der verbotenen Rapunzel zu stehlen.

Diesmal aber erwischte ihn die Fee auf frischer Tat. Zornig fragte sie ihn, warum er das Versprechen gebrochen und von dem Garten gegessen hatte. So klagte der Mann über sein Leid und die Gelüste seiner schwangeren Frau. Auf diese Neuigkeit hin ward die Fee milder gestimmt und sie erlaubte dem Manne, die Rapunzel auch weiterhin zu pflücken, so viele er auch wolle. Doch die Bedingung dafür lautete, dass sie ihr das Kind schenken sollten. Dem Manne blieb nichts anderes übrig als sich dieser grausamen Forderung zu beugen.

Und so ward es, als die Frau in die Wochen kam, dass die Fee erschien und dem Paar das Kind entriss. Es wurde auf den Namen Rapunzel getauft und war das schönste Kind im ganzen Lande. Doch als das Kind Rapunzel das zwölfte Altersjahr erreichte, sperrte die Fee es in einen Turm, mitten in einem abgelegenen Walde. Es gab keine Tür, nur ein kleines Fensterchen. Und immer wenn die Fee den Turm betreten wollte, so stand sie unter das Fensterchen und rief:

„Rapunzel, Rapunzel, so lasse dein Haar hinunter.“ Und Rapunzel ließ das lange Haar hinunter gleiten, damit die Fee daran empor klettern konnte.

So verstrichen die Jahre und eines Tages tauchte ein junger Prinz auf, der von der wunderschönen Rapunzel gehört hatte.
 

„Was meinst du, Silberdrache. Ob diese Rapunzel meiner grenzenlosen Schönheit, meiner unvergleichlichen Anmut und Eleganz gerecht wird? Wie lange schon suche ich nach einer Frau, die Meiner überhaupt Würdig ist. Aber, oh weh, es ist so schwer. Wie kann es für ein so perfektes Wesen wie mich, ein Ebenbürtiges geben?“, seufzte der Prinz theatralisch und fuhr sich mit einer Hand durch sein langes, weißes Haar. „Wie Recht du hast, ja wie! Ich werde wohl ewig durch diese finstere, von Hässlichkeit und Tölpelei geplagte Welt wandeln müssen, ohne jemals mein Glück zu finden.“ Wieder seufzte er und schüttelte seine glänzende Mähne. Doch er tat dies mit einer Grazie, die jede Ballerina vor Neid hätte erblassen lassen!

„Auf, auf, mein Ross- Äh, Drache! Die Maid wartet von mir befreit zu werden!“

Bald schon erreichte der junge Prinz das abgelegene Wäldchen und erkannte in der Ferne den Turm. Hocherfreut, wollte er seinem Drachen die Sporen geben, als er die Fee bemerkte. Sofort hielt er inne und stieg ab, um das Schauspiel heimlich aus den Gebüschen zu verfolgen. Die Fee schien etwas zu rufen und kurz darauf wurde ein langes Seil hinunter gelassen. Die Fee hangelte sich sehr ungelenk – wie der Prinz mit entrüstetem Kopfschütteln feststellte – empor und verließ den Turm auf die gleiche Art und Weise kurz darauf.

„Hast du das gesehen, Silberdrache? Wie kann eine Fee so viel Ungeschick und Lächerlichkeit an den Tag legen? Es ist eine Schande, wahrlich eine Schande ist das! Es ist wirklich an der Zeit, dass ich das Erbe meines Vaters antrete und dieser Welt zeige, wie es sich zu Benehmen gilt! Ahahahahaha!“, lachte der Prinz und breitete dabei die Arme aus. Der Drache schnaubte kurz und stupste seinen Herren daraufhin an. „Aaah … Nun gut. Diese Fee scheint mir gegangen zu sein, der Weg zur Prinzessin ist frei. So werde ich alsdann losziehen, um sie von den Fängen dieser Witzfigur zu befreien.“ Gesagt getan, stieg der Prinz auf seinen Drachen, flog geschwind zum Turm, landete direkt davor und stieg wieder ab. Nun baute er sich vor dem Monument auf und zog seine makellose Stirn kraus.

„Oh, du gute Güte. Wie soll ich bloß in diesen Turm? Das Fenster ist doch viel zu weit oben und eine Tür fehlt auch. Was für eine Schande! Dieses Land geht zugrunde! Architekten sind wahrlich auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Eine Schande, eine Schande!“, rief der junge Mann aus und seufzte voller Wehmut. Der Drache hob eine seiner schuppigen Augenbrauen, schnaubte und verdrehte schließlich verächtlich die Augen, während er seine Flügel kurz spannte und wieder zusammen faltete. Doch der Prinz bemerkte den Wink mit dem Zaunpfahl nicht und dachte angestrengt nach. Dabei entsann er sich, dass die Fee etwas empor gerufen hatte, ehe ein langes Seil hinuntergeworfen worden war. So folgte ein Gedanke dem nächsten und Kuja - so hieß der besagte Prinz übrigens – fiel es auf einmal wie Schuppen vor die Augen.

„Rapunzel ist eine Genomin!“, rief er aus. „Kein Zweifel! Ein Geschöpf, so wunderschön wie Tag und Nacht. Das würde dann auch die Sache mit dem Seil erklären!“, war sich der Verfechter der Benimmregeln sicher. Er ballte die rechte Hand zur Faust und schlug sie in die andere. „So muss es sein!“ Mit diesen Worten drehte er sich um, formte mit seinen Händen einen Trichter und rief folgende Worte zum Turmfenster hinauf:

„Rapunzel, Rapunzel, lasse deinen Schwanz herunter!“ Was danach folgte war ein irrwitziges Spektakel, in dem ein fallender Blumentopf die Hauptrolle spielte. Ebendieser kam, samt wüsten Beschimpfungen, von oben geflogen und landete mit einem dumpfen Batsch und leisen Klirr auf dem Kopf des Prinzen. Dieser stolperte kurz, fasste sich an den Kopf und murmelte ein verwirrtes „Aua“ bevor er hart getroffen nach hinten kippte. Er landete ziemlich unsanft auf dem Schwanz seines Silberdrachens und piekste diesen mit einer verirrten Haarnadel. Das treue Ro- ... äh, Tier kreischte wütend auf und peitschte wild mit der verletzten Extremität. Dadurch wurde Kuja in einem hohen Bogen in die Höhe und zufälligerweise direkt durch das Turmfenster gepfeffert. Dort landete er etwas sanfter auf einem roten Plüschteppich. Durch den erneuten Aufprall erwachte er aus seiner kurzen Ohnmacht und fasste sich verwirrt ein zweites Mal an den Kopf. „Aua“, sagte er wieder und blickte dabei auf ein Paar geschmacklose Plüschtigerfinken.

„Ooooh“, brachte er mühsam hervor und bemerkte, dass um ihn herum, alles voller silberner Haare war.

„Oooooh“, fügte er nicht sehr geistreich hinzu und richtete seinen Blick nach oben. Was er dort sah, ließ sein Herz einen Augenblick aussetzen. Ein Paar der grünsten und schönsten Augen, die er je gesehen hatte, funkelten ihn hasserfüllt an. Kuja schluckte schwer und musterte fasziniert das ebenmäßige Gesicht und die makellose Haut. Bewunderte die fein geschwungenen Lippen, die geradezu einladend wirkten und betrachtete die süße und verspielte Stupsnase. Langsam wanderte sein Blick nach unten – in der Hoffnung dort auf voluminöse Ausbuchtungen zu treffen –, verblieb kurz beim Adamsapfel, um sogleich weiter nach unten zu rutschen und verwirrt wieder hoch zu schnellen. Adamsapfel?!

„Moment mal ...“, murmelte Kuja verwirrt und blinzelte ungläubig.

„Du perverses Schwein! Wie kannst du es wagen! Verschwinde! Auf der Stelle, oder ich prügel dich Windelweich, du, du, DU!“, keifte Rapunzel in einer unnatürlich – zumindest für eine Frau – tiefen Stimme und drosch mit einem Fliederkissen auf den perplexen Prinzen ein.

„Au. Hey! Moment – mal – was – soll – das?!“, rief Kuja wütend und wurde bei jedem Wort vom Kissen getroffen.

„Das weißt du ganz genau du, Flegel!“, kreischte Rapunzel und die Stimme überschlug sich. „Mich erst auf so rüpelhafte Weise anmachen und dann auch noch die Frechheit besitzen durch mein Fenster geflogen zu kommen!“, zeterte Rapunzel nun in tiefem Bass. Kuja wich dem Kissen aus und machte einen eleganten Satz nach hinten.

„Hör sofort auf damit, Weib!“, knurrte Kuja und wurde gleich darauf von einem Plüschtigerfinken getroffen, wich dem zweiten aber geschickt aus. „Was soll das!“

„Nenn mich noch einmal Weib und ich werde dich mit meiner Masamune zerteilen!“, keifte Rapunzel und zückte ein langes Schwert. „Mein Name ist Rapunzel Sephiroth der Große! Und du Wurm hast dich vor mir zu verbeugen!“

Der Große?“, fragte Kuja unsicher nach und suchte nun – tatsächlich – vergeblich nach voluminösen Ausbuchtungen im Bereich der Brust. „Du bist ein Mann!“, stellte er dann konfus fest und riss empört die Augen auf.

„Wer hat etwas anderes behauptet, Dings?“, erwiderte Rapunzel beziehungsweise Sephiroth mit hochgezogener Augenbraue und steckte sein Schwert, anscheinend milder gestimmt, wieder weg.

„Die ganze Welt“, antwortete Kuja wahrheitsgemäß und musterte die vermeintliche Prinzessin, in der Hoffnung, dass das ganze nicht doch ein Irrtum war und vor ihm die schönste Frau stand, die er je gesehen hatte. Doch es gab keinen Zweifel, die Person mit dem engelsgleichen Gesicht, dem wunderbar langen Haar und der liebreizenden – wenn auch relativ tiefen Stimme – war eindeutig ein Mann. „Verdammt!“, fluchte Kuja und raufte sich die Haare. „Da mache ich mich auf den Weg, um eine ebenbürtige Partnerin zu finden, die mit mir mein Reich regieren kann und was finde ich hier vor? Einen Mann, mehr Weib als Kerl! Verdammt sollst du sein, oh du grausames Schicksal!“

„Mach mal halblang, Dings. So wie du aussiehst, könnte man glauben du kommst vom Zirkus“, gab Rapunzel zickig zurück, seufzte dann aber und drehte sich um. „Aber ich will mal nicht so sein. Tee?“
 

So verging die Zeit und die beiden Männer verloren sich in einem netten Schwätzchen. Sie unterhielten sich über die Vorzüge des Wahnsinns und einer Regierung mit strenger Hand. Dabei stellten sie fest, dass sie die einen oder anderen Gemeinsamkeiten hatten und freuten sich darüber wie die Kinder. Ihre Ideen wurden natürlich mit ausreichend viel Tee begossen. Auf einmal stand Sephiroth mit einem verschwörerischen Lächeln auf.

„Ich hatte grade eine ziemlich witzige Idee“, meinte er und grinste geheimniskrämerisch. Er ging zum Wandschrank, öffnete diesen, nahm behutsam eine große Flasche mit klarer Flüssigkeit hervor und kam zurück. Kuja beobachtete ihn dabei interessiert.

„Was ist da drin?“, fragte er neugierig.

„Keine Ahnung“, antwortete Sephiroth und zuckte die Schultern. „Aber wenn die gute Fee davon trinkt wird sie immer ganz lustig und rot.“

„Hm … Das könnte aber giftig sein - Ach ja, und dein Hosenschlitz ist offen!“, mahnte Kuja und griff nach der Flasche, öffnete sie und nahm einen großen Schluck. Es vergingen drei sehr stille Sekunden, ehe Kuja die Augen verdrehte und nach hinten kippte. Dabei verschüttete er einen Großteil des ominösen Inhalts auf seine und Sephiroths Kleider. Sephiroth schlug mit einem nicht sehr männlichen Schrei die Hände an beide Wangen und blickte sich nervös um.

„Habe ich ihn jetzt umgebracht?“ Doch bevor unsere Rapunzel sich mit Plänen zur Leichenbeseitigung beschäftigen musste, stöhnte Kuja kurz auf. Sephiroth atmete sichtbar erleichtert aus. Obwohl er zugeben musste – ein paar seiner kurzfristigen Ideen wären bestimmt recht interessant in der Umsetzung gewesen. Er dachte dabei an die Flasche, diverse Kräuter und seine sehr lange, sehr scharfe Masamune ... Mit einem Kopfschütteln trennte er sich endgültig von diesen Gedanken und wandte ebendiese wichtigeren Dingen zu: Sein ruiniertes Hemd! Er zog es kurzerhand aus und das Gewand von Kuja ebenfalls. Sie stanken beide ganz fürchterlich nach der durchsichtigen Flüssigkeit und er warf sie sogleich in den Wäschekorb. Später würde er sich dann darum kümmern, damit die gute Fee nichts davon mitbekam. Es war immerhin ihre ominöse Flüssigkeit und er wollte nicht, dass sie sich schon wieder über ihn ärgerte. Der Zwischenfall letzte Woche, in welchen eine Münze, drei Papierschnitzel und ein Fisch involviert gewesen waren, hatte ihm gereicht. Er ging zurück zu Kuja und begutachtete diesen. Wie ging man mit kampfunfähigen Leuten um? Dunkel erinnerte er sich an ein Getränk namens Hi-Trank oder Elixier. Aber davon hatte die gute Fee wohl kaum etwas, denn diese bastelte ständig an Potions und anderen komischen Getränken rum. Dann erinnerte er sich plötzlich an eine Nachhilfestunde in Sachen Nothelfer, die ihm seine gute Fee gegeben hatte. Er kniete sich vor Kuja, beugte sich leicht rüber und hob dessen Beine in die Höhe. Genau in diesem Augenblick erklang hinter ihm ein überraschter Seufzer und er drehte sich erschrocken um.

„Was in Gaias Namen machst du da?“, murmelte die Gestalt hinter ihm erstickt.

„Oh ... Äh ... Hallo gute Fee. Hähä ... Äh“, stotterte unser Rapunzel verwirrt. „Warum bist du schon hier?“

„Ich hatte es eilig ... Aber – du ... was ...“ Die gute Fee hatte die Augen weit aufgerissen und starrte ihren Schützling an.

„Und wie bist du hier heraufgekommen?“, fragte dieser, um das unangenehme Schweigen zu brechen und die gute Fee aus ihrer Starre zu bringen.

„Ich habe die Treppe genommen“, antwortete sie monoton.

„Wir haben eine Treppe?!“, fragte er nun sichtlich überrascht.

„... Jetzt schon“, antwortete sie ihm abwesend. Dann löste sich ihre Starre ganz plötzlich und in ihrem Blick tat sich ein weites Tal aus purem Entsetzen und Ungläubigkeit auf. Ihre Augen huschten zwischen ihrem halbnackten Schützling und seinem halbnackten Kollegen hin und her. Deren momentane Stellung aus ihrem Blickwinkel betrachtet ließ ziemlich viel vermuten, wenn nicht sogar als offensichtlich erscheinend. Es dauerte nicht lange, bis bei Rapunzel der Groschen fiel und er ziemlich hastig aufstand.

„Es – Es ist nicht so wie du denkst, gute Fee!“, rief er und hob beschwichtigend die Hände. Gerade wollte er zu einer Erklärung aufbegehren, als er den verzweifelten Blick der guten Fee auf seine Lenden bemerkte. Erstaunt richtete er seinen ebenfalls nach unten und entdeckte mit großem Schreck, was die gute Fee gesehen hatte. Sein Hosenschlitz war offen und man konnte seine mit Herzchen gespickte Unterwäsche sehen.

„Ich muss euch wohl gerade unterbrochen haben“, sagte sie erstickt und ihre Augen richteten sich wieder auf Rapunzel beziehungsweise Sephiroth.

„Wie konntest du mir das nur antun, Rapunzel. Nachdem ich dich großgezogen, dich gepflegt habe. Habe ich dich jemals schlecht behandelt? Hm? Hä?“ Ihre Stimme hatte sich in ein weinerliches Krächzen verwandelt und Sephiroth biss sich schuldbewusst auf die Unterlippen. Dann fiel ihm ein, dass er sich gar keiner Schuld bewusst sein musste. Er hatte gar nichts getan!

„Hör mir doch erst einmal zu, gute Fee. Kuja und ich, wir - ...“ Doch bevor er den Satz beenden konnte, schnitt sie ihm mit einer theatralischen Handbewegung das Wort ab.

„Es reicht, Rapunzel ... Ich will deine Erklärungen gar nicht hören. Ich hätte es wissen müssen. Selbst wenn ich die Männer bei mir in einem Turm einsperre wollen sie mich nicht. Alle verschmähen mich ... Der erste hat sich damals eine dämliche Hexenzicke geschnappt, der andere hat sich mit einer jüngeren Blonden davongeschlichen, nachdem er mir gesagt hatte, braune Haare würden mir besser stehen. Und wenn ich an den dritten zurückdenke ... Nein, das will ich nicht, darum geht es auch gar nicht. Wieso? Wieso musstest du ausgerechnet einen Mann wählen? Weißt du, alles andere hätte ich verkraftet, wenn du zum Beispiel eine Frau geschwängert hättest oder so. Meine Güte ... Aber so ... Bin ich wirklich so abstoßend? Musstest du ausgerechnet schwul werden, nachdem du nur mich gehabt hast?“ Damit endete ihr Monolog und sie deutete auf die Tür. „Ich will dich und deinen Kuh ... deinen Kudings ... deine Kuh hier nicht mehr sehen! Verschwinde! Und denk bloß nicht daran, wieder zurück zu kehren!“ rief sie.

Sephiroth wollte erneut zu einer erklärenden Bemerkung auffahren, doch die gute Fee schüttelte nur den Kopf. „Geh jetzt, geh!“

Mit hängenden Schultern und Kuja im Schlepptau – den er an dessen Haaren hinter sich herzog – kletterte er die neue Treppe hinunter und trat unten heraus. Mit großem erstaunen betrachtete er den Drachen, der es sich auf der Wiese gemütlich gemacht hatte. Inzwischen regte sich auch Kuja wieder.

„Winner sinnn kaalt unn schönwenn Feddrn fliejen hoschunn scheeen, gyaann...“, lallte er mit glücklichem Lächeln und versuchte sich aufzurichten. Erstaunlicherweise gelang es ihm sogar. Aber als er die Hände zu einem Trichter formte wackelten seine Knie und mit unsicheren Schritten versuchte das Gleichgewicht zu halten. Mit wankendem Taumeln bewegte er sich auf den Drachen zu und rief folgende Worte:

„Mooonscheinnn! Flieeeeeesch unnn siiiiiiiesch, yeah!“ Dann kippte er erneut um und blieb bewusstlos liegen. Sephiroth der die ganze Szene einfach nur hilflos und wie angewurzelt beobachtet hatte, stand auch weiterhin nur so da.

„Und was mach ich jetzt? In diesem Zustand kann ich Kuja doch nicht lassen ... Aber ich kenne ihn doch eigentlich gar nicht ... Ja schon, aber trotzdem, er scheint ein netter Kerl zu sein. Vielleicht, aber er hat dafür gesorgt, dass die gute Fee mich rausgeschmissen hat. Wobei er ja nichts dafür konnte, er hat nichts Böses getan, er ist einfach nur rumgelegen. Aber er hat von der Flasche getrunken! Und wer bitte hatte die Idee?“ Während Sephiroth mit sich selbst stritt trat der Drache langsam näher und begutachtete sein Herrchen. Anscheinend war er zum ersten Mal in seinem Leben so richtig voll. Ein kleiner Funken väterlicher Stolz trat in die Augen des Drachens. Er hatte sich ohnehin schon gefragt, wie lange es sein Herrchen wohl noch ohne die schönen Laster der Menschheit aushalten würde. Dann wanderte sein Blick auf die zerrissene Persönlichkeit von Sephiroth und er schnaubte kurz. Das musste anscheinend die wunderschöne Rapunzel sein, von welcher sein Herrchen gesprochen hatte. Und wenn er die Situation aus der Ferne richtig verstanden hatte, waren die beiden von der jungen, blonden Frau aus dem Turm geschmissen worden. Seine Augen wanderten wieder auf den betrunkenen Kuja und diesmal wurde ihm auch der Umstand der fehlenden Oberbekleidung gewahr. Ein unmerkliches Grinsen schlich sich über die Schnauze des Drachens. Sein Herrchen konnte also doch ein ganz, ganz schlimmer Finger sein!

Schließlich fasste er den Entschluss, dass es nun an der Zeit war, nach Hause zu fliegen. Er stupste Sephiroth an und bedeutete ihm, aufzusteigen. Sephiroth tat wie geheißen und zuckte nur die Schultern.

„Und wo fliegen wir hin?“

„Nach Hauuuuusäää“, antwortete Kuja, der für diese Worte aus seinem Delirium erwacht war und nun wieder zurücksank. Der Silberdrache nickte und packte sein Herrchen vorsichtig mit den Krallen, dann schlug er mehrmals mit den Flügeln, hob ab und flog zurück in die Heimat.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CaroZ
2009-05-20T22:04:56+00:00 21.05.2009 00:04
Das war wirklich klasse xD
Nicht nur sehr witzig, sondern auch wunderbar formuliert. Wirklich toll! Hab gut gelacht :3
Von:  Papenstiehl
2009-04-21T12:17:04+00:00 21.04.2009 14:17
Gefällt mir sehr gut. Wie sagt das Schaaf? Schreib noch *Määääääääääähr!* ^^
Von:  elcah
2008-08-25T10:26:10+00:00 25.08.2008 12:26
omg ich hab mich halbtot gelacht xD Schreib noch meeehr!
Von:  The_Maoh
2008-08-25T07:34:39+00:00 25.08.2008 09:34
Ich fand die Geschichte super, und hoffe auf baldige Vortsetzung.
Lg Maoh


Zurück