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Wöchentliche Schreibaufgabe

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FARBEN - Vom Sehen und Nicht-Sehen

Neulich, ich war mit meinen Eltern gerade auf einem Planeten außerhalb unserer Karten gelandet, lernte ich eine außergewöhnliche Rasse kennen. Er war trist, der Planet, die Bäume, solange man das dürre Gesteck, dem man gelegentlich über den Weg lief, so nennen konnte, waren grau, so wie der Himmel und die Erde. Nach ein wenig Herumgehen und sich die Beine vertreten konnte man schnell die ungewöhnlichen Gebilde, die, wie wir später herausfanden ihre Häuser waren, ausmachen. Nun, "sie" lernten wir erst kurz später kennen.
 

Gerade war ich aufgestanden (eine "Nacht" konnte man nur an der unterscheidenden Temperatur ausmachen) und trat gähnend in die Kammer unseres Living-Home-Shuttles, die von meiner Mutter liebevoll "Küche" genannt wurde. Als letztere mir eine heiße Schokolade vor die Nase stellte, kam von draußen ein undefinierbares Brummen unterteilt in unterschiedliche Längen und Tonhöhen. Wir hielten beide inne und auch mein Vater kam aufgrund der anhaltenden Töne in die Küche.
 

Nach dem ersten Kontakt stellten sich die Außerirdischen dieses Planeten als sehr freundlich und zuvorkommend heraus. Ihre Anatomie war allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. So waren sie beispielsweise sehr groß, fast riesig. Ihr plumper, irgendwie eckiger Körper wollte nicht recht zu den langen dünnen Armen und Beinen passen. Aber das ungewöhnlichste waren ihre Augen. Nun, sie hatten eben keine Augen, das war das Ungewöhnliche.
 

Nachdem uns eine besonders nette Ausgabe ihrer Spezies in sein "Gebilde" eingeladen hatte, kamen wir mithilfe des stets praktischen "Übersetzers-in-allen-Reiselagen-des-Universums" ein wenig ins Gespräch. Neugierig wie ich war stellte ich ihm allerhand Fragen, um so viel wie möglich über seine Rasse herauszufinden.

"Warum ist bei Euch alles so grau in grau?"

- "Grau? Was meint Er damit?"

"Nun… hier ist alles so trist so… farblos."

- "Ich kann Ihm nicht folgen. Er verwirrt mich mit Seinen Fragen."

"Aber seht doch nur den Himmel vor Eurer Türe"

- "Er verwendet Worte, die mir nicht bekannt sind"

Irgendwie kam ich darauf, dass dieses Gespräch zu nichts führte. Aber es fiel mir schwer, mich besser auszudrücken.

"Aber… wisst Ihr denn nicht, was Farben sind? Ein Sonnenaufgang in allen erdenklichen Rottönen? Ein Meer in tiefem Blau bis Grün? Habt Ihr noch nie eine Blume gesehen, die es in allen möglichen Farben gibt?"

- "Nein, diese Dinge sagen mir nichts. Kann man es hören?"

"Ja! Das Meer! Es ist ein wundervolles Grollen, sich bei jeder Welle immer wieder wiederholend-"

- "Er meint das große Rauschen!"

"Die Sonne kann man nicht hören, nur fühlen. Sie strahlt auf die Erde und wärmt die Seele."

- "Die allmächtige Wärme. Sie heizt unsere Häuser und auch unser Wasser."
 

Am Ende war ich um eine Erfahrung reicher. Ich verließ den Planeten mit der Erkenntnis, dass ein Lebewesen ohne die Gabe des Sehens glücklicher leben kann. Denn sie werden nicht von Illusionen verwirrt und getäuscht, was durch Farben zusätzlich verstärkt wirkt. Nach einigem Nachdenken über diese seltsame Spezies kam ich trotz vieler Einwände zu dem Schluss, dass kein Lebewesen, so wie der Mensch, von seiner Gabe des Sehens abhängig sein dürfe, wo sich auch zum Überleben nicht notwendig ist. Wer vertraut schon noch auf sein Gehör oder sein Gefühl? Seit dieser Zeit auf dem fremden Planeten bereitet es mir einen außerordentlichen Spaß mit verbundenen Augen durch die Gegend zu laufen, auch wenn ich nicht selten gegen die normalen Hindernisse des Alltags stieß. Solche unnützen Dinge hatte es in den Häusern des fernen Planeten natürlich nicht gegeben.
 

Aus: Der Bericht einer Reise, verschollen im Universum und weiter



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