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A High School Romance

[KaixRei]
von

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Unsicherheit

Am nächsten Morgen, erwachte der 17-jährige Rei Matsumoto mit einem wohligen Gefühl in der Magengegend. Verschlafen schlug er die hell-blaue Bettdecke beiseite, schob die Vorhänge seines Himmelbettes zur Seite und gähnte genüsslich. Der seidene Stoff seines Nachthemdes kitzelte leicht seine Haut und der frische Luftzug, der durch das geöffnete Fenster drang, brachte den Geruch von Speck und Bohnen mit sich. Auch wenn sie Japan waren, mussten sie in diesem Internat ausländisch essen. Daran hatte Rei sich nie richtig gewöhnen können, auch wenn er schon seit über einem Jahr hier studierte. Für ihn war eine Schale Reis und der dazugehörige Fisch einfach ein Muss. Er reckte seine Gliedmaßen, um die restliche Müdigkeit aus ihnen zu vertreiben und warf einen schnellen Blick auf die Uhr: 5 Uhr 30.

Für seinen Geschmack viel zu früh, doch was sollte man schon machen? Es gehörte zur Etikette so früh aufzustehen, zumindestens in dieser Anstalt. Sein prächtig ausgestattetes Zimmer versprühte einen angenehmen Duft von Blumen und Gras, der große hölzerne Schrank bot genügend Platz für die Kleidung, die man all die Jahre im Internat zu tragen hatte; beispielsweise für wichtige Anlässe wie Bälle, Reden, Besuche von Staatsoberhäuptern oder ähnlichem. Im Großen und Ganzen war Rei mit allem zufrieden. Was hätte er sich mehr wünschen sollen? Er hatte alles, was er brauchte. Das zaghafte Klopfen an seiner Tür veranlasste den jungen Chinesen aufmerksam zu werden. Wer kam ihn zu so früher Stunde besuchen?

»Herein.«, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Die verzierte Eichentür öffnete sich langsam und das zarte Gesicht eines Mädchens sah aus dem Türrahmen.

»Guten Morgen, Rei.« Das Mädchen lächlte ihn schüchtern an und ihre Wangen nahmen einen leichten Hauch von Rosé an. »Ich habe eine Nachricht für dich.«

»Ach ja? Komm doch herein.«, bat Rei freundlich. Er kannte das junge Mädchen, wunderte sich aber dennoch, warum sie ihn besuchte. Den weiblichen Studenten war es untersagt die Gemächer der Männer auszusuchen und ein Vergehen wurde hart bestraft. Zudem war das Mädchen, mit Namen Mao, recht schüchtern und zurückhaltend.

Beklommen griff sie in ihre Rocktasche und holte einen kleinen Zettel hervor.

»Die Nachricht ist von Koji Sakurazuka-san.« flüsterte sie und wurde eine Spur röter.

Dankend nahm er den Zettel entgegen. »Warum hat er gerade dich geschickt? Wenn du erwischt wirst, wie du dich im Männertrakt aufhälst, dann kann das ziemlich schwere Folgen für dich haben.«

»Ich weiß, doch...ich hatte mich gerade in der Nähe aufgehalten und daher...«

Das war keine Erklärung für Rei. Warum sollte sie in der Nähe gewesen sein? Der Männer-Bereich war weit von dem der Frauen entfernt. Und das aus einem recht plausiblen Grund.

Doch er beließ es dabei und lächelte sie nur an. »Vielen Dank nochmal, Mao.«

Sie verbeugte sich höflich und trat aus dem Zimmer. Als Rei sich sicher war, dass die Tür fest verschlossen war, begann er den Zettel von Koji zu lesen. Dessen fein geschwungene Schrift war unverkennbar und auch die Art, wie er sich immer formulierte war markant:
 

Wir sind aufgeflogen. Minagawa hat uns erwischt. Es wäre besser, wenn ihr euch von uns nun Fern haltet. Zu eurer eigenen Sicherheit. Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt. Wir müssen auf alles gefasst sein. Es tut uns leid, dass wir euch da hinein gezogen haben.

Versucht nicht uns zu helfen.
 

Ungläubig las Rei die Zeilen immer und immer wieder. Das konnte doch nicht sein.

Aufgeflogen?! Rei überkam das drängende Bedürfnis mit seinem Freund zu sprechen, doch wenn das wahr war, was auf dem Zettel stand ( und das war es mit Sicherheit ), dann war es zu gefährlich. Wieso waren die beiden aufgeflogen? Sie hatten doch immer aufgepasst! IMMER!

Schnell zog er seine Schlafsachen aus, schlüpfte in die Schuluniform und rannte wie bessesen aus dem Zimmer. Sein Ziel war die Unterkunft von Takao, die am anderen Ende des Traktes lag. Auf dem Weg dorthin sah er einige Studenten aufgeregt miteinander tuscheln und einige Male sogar die Namen Sakurazuka und Kurai fallen. Dann wussten sie es also...
 

Am Anfang war es ja nur ein Gerücht gewesen, dass von ein paar unwichtigen Schülern breit getreten wurde. Die anderen Studenten, die dieses Gerücht hörten, hielten es sofort für Unsinn:

Masato Kurai und Koji Sakurazuka?! Schwachsinn! Die beiden, niemals! Außerdem ist Kurai schon mit einer Engländerin verlobt! Es heißt sie werden nach seinem Abschluss heiraten und nach England ziehen!
 

Ja, Masato war wirklich verlobt, doch dass hatte ihn nicht davon abhalten können, sich in einem jüngeren Studenten zu verlieben und mit ihm eine Affäre zu beginnen. Rei hatte es ja selbst kaum glauben können, als sein Freund Koji ihm damals gebeichtet hatte, sich in Kurai verliebt zu haben. Er teilte seine Ängste mit Rei, der wie ein Bruder für ihn war. Nur aus diesem Grund konnte er ihm auch sein Geheimnis anvertrauen. Der junge Chinese hatte die Beziehung der beiden vom Anfang an mit verfolgt, sie durch alle Höhen und Tiefen begleitet, ihnen manchmal ein Alibi verschafft, wenn sie drohten aufzufliegen. Koji und Masato liebten sich wirklich. Ihre Liebe war einzigartig. Die Blicke, die sie sich immer verstohlen zuwarfen, wenn keiner genau hinsah, die flüchtigen Berührungen in den Pausen oder die heimlichen Treffen in der Nacht...all das waren Beweise ihrer tiefen Zuneigung zueinander.

Und nun sollte diese Liebe vorbei sein?! Das wollte und konnte Rei nicht zulassen! Die beiden waren doch füreinander bestimmt!
 

Heftig schlug seine Faust gegen Takaos Zimmertür, die wenig später von einem verschlafenen Inhaber geöffnet wurde. »Was ist denn los?«, fragte er wie in Trance.

»Wir haben ein Problem.«, keuchte Rei und schob sich durch Takao in das Zimmer durch.

»Was?«

»Sie sind aufgeflogen!«

Schlagartig wich die Müdigkeit aus seinen Augen und füllten sich mit dem üblichen Feuer. »Nein... das kann nicht sein!«

»Ist es aber.«

»Woher weißt du das?«

Wie auf Befehl gab Rei ihm den Zettel, den er von Mao bekommen hatte und wartete auf Takaos Reaktion.

>Nein!< »Wie kann das sein? Ich dachte, die beiden passen immer auf?!«

»Das dachte ich auch. Was sollen wir jetzt tun?«

Takaos Stirn legte sich in Falten, sein Blick schweifte nervös umher. »Ich weiß es nicht, doch zuerst sollten wir Max Bescheid geben.« Er hechtete zu seinem Nachttisch, griff in eine der vielen Schubladen, aus der er schließlich ein Mobiltelefon hervorholte. Seine Finger flogen förmlich über die Tasten, als er Max´Nummer wählte und ungeduldig auf dessen Stimme wartete.
 


 

Gemeinsam gingen die Studenten den Flur entlang, auf dem Weg in die große Halle, wo das morgentliche Frühstück stattfand. Mit einem prüfenden Blick sahen sich Rei und Takao um, in der Hoffnung Masato oder Koji zu sehen. Aber keiner von beiden war in der großen Halle.

»Verdammt.«, flüsterte Takao. Es setzte ihm zu machtlos zu sein. Die Nachricht, dass seine beiden Freunde aufgeflogen waren und er ihnen keinen Beistand leisten konnte, war erdrückend.

Was sie im Moment wohl durchmachen mussten? Waren sie beim Direktor? Oder noch schlimmer: bei Minagawa? Er hoffte inständig, dass sie nicht bei Minagawa waren.

Um Himmels willen nur das nicht...!

Nachdem Takao und Rei ihren Kompanen Max über den Stand der Dinge infomiert hatten, waren sie auf die Suche nach den beiden Betreffenden gegangen. Bisher allerdings ohne Erfolg. Sie hatten in ihren Zimmern nachgesehen, im Garten, in den Sporthallen, in der Bibliothek...doch sie waren nirgends zu finden. Die Suche hatte Stunden gedauert, sodass es bereits kurz vor 9 war. In 10 Minuten würde der Unterricht beginnen. »Wo könnten sie noch sein?«

»Bei den Lehrern. Vielleicht sind sie auch schon nach Hause geschickte worden.«

»Bloß nicht!«

»Wir können nichts tun, Takao. Wir...wissen ja noch nicht einmal, wo sich die beiden aufhalten! Wir haben überall gesucht!«

Takao schwieg, stützte sich sein verschwitztes Gesicht an den kühlen Mauern des Flures ab und dachte intensiv nach, was seine nächsten Schritte sein sollten.

»Ich hoffe nur, dass Max mehr Erfolg bei seinen Kontakten hatte...«, kam er zu dem Entschluss. Als er und Rei sich auf den Weg gemacht hatten, war Max zu seinen sogenannten Kontakten gegangen, um mehr über die derzeitige Situation in Erfahrung zu bringen.

Wer das Gerücht verbreitet hatte, wer genau dahinter steckte, welche Personen wieviel wussten und so weiter....

»Max muss einfach herausgefunden haben, was mit den beiden ist, sonst...« Er wagte es nicht, den Satz zu vollenden.

»Es bringt nichts, ratlos in der Gegend rumzustehen. Wir müssen zum Unterricht, sonst bekommen wir Arrest.«

»Unterricht! Wie kannst du jetzt noch an Unterricht denken.«

»Eigentlich gar nicht! Doch wir können den beiden erst recht nicht helfen, wenn wir beide unter Arrest stehen.«

Das sah Takao ein und seine Miene beruhigte sich wieder. »Du hast Recht...tut mir leid.«

Mühsam liefen sie um Raum, in dem sie Geschichte hatten und setzten sich schnell auf ihre Plätze. Gerade noch rechtzeitig, da im nächsten Moment der Professor eintrat und die Anwesenheit seiner Studenten prüfte. Als er die Namen von Takao und Rei aufrief, dankte Erstgenannter seinem Freund innerlich ihn zum Unterricht geschleppt zu haben. Doch als Professor Kageyama den Namen ihres blonden Freundes nannte und sich dieser nicht meldete, überkam beide ein ungutes Gefühl. Wo Max wohl war?

»Nun gut. Mizuhara scheint der Einzige zu sein, der fehlt. Weiß einer vielleicht, wo er ist?«, fragte Kageyama im strengen Ton.

Als niemand ihm antwortete, schrieb er dessen Namen in sein Buch und setzte seinen Unterricht unbekümmert fort. »Wo waren wir das letzte Mal stehen geblieben?«

Eine Hand voll meldete sich. Es waren immer dieselben und das langweilte den 56-jährigen Professor. Sein Blick ging durch die Reihen, prüfte, ob jemand anderes seine Frage beantworten konnte und erwählte schließlich Rei Matsumoto. Um sich sein Desinteresse nicht anmerken zu lassen, richtete er seine Augen direkt auf Kageyama und nannte ihm das letzte Thema. Zufrieden nickte der Professor. »Ganz genau. Melden Sie sich doch bitte, wenn sie die Antwort wissen, Matsumoto.«

»Ja, Professor.«, entgegnete Rei und nahm sich den Rest der Stunde vor, schon aus Trotz, sich nicht mehr zu melden.

»Der 2.Weltkrieg ist ein sehr umfangreiches Thema. Angefangen bei Adolf Hitler, bis hin zum Holocaust und den Konzentrationslagern. Wir werden heute zu den Anfängen des Nationalisozialismus gehen. Wer weiß, wo das war?«
 

In genau diesem Moment ging die Tür auf. Der Professor mochte keine Unterbrechungen während seines Unterrichts und setzte gleich eines seiner grießgrämigsten Gesichter auf. »Wer stört?« Das noch nichteinmal die jeweilgen Personen vorher angeklopft hatten, bevor sie die Tür öffneten, rechnete er ihnen als äußerste Unhöflichkeit an.

Herein traten zwei Studenten. Der eine war der Klasse nicht unbekannt, der andere hingegen, zog augenblicklich alle Blicke auf sich. Rei erstarrte, als er das neue Gesicht sah. Es war der deutsche Soldat von gestern! Seine Kinnladen fuhren hinunter.

>Was macht der denn hier?!<
 

»Verzeihen sie die Unterbrechung, Professor.«, entschuldigte sich Max und verbeugte sich vorschriftsgemäß. »Ich habe einem neuen Schüler von Ihnen den Weg in das Klassenzimmer zeigen müssen.« Der neue Student trug seine Uniform in einem eher lässigen Stil und hatte es anscheinend für nicht nötig gehalten, sich seine Krawatte zuende zu binden. Zudem war der Blick, mit dem er den Professor ansah, alles andere als freundlich. Wohl eher gelangweilt, wenn nicht gerade müde. »Und wie ist dein Name?«

»Kai Shirakawa.«

»Woher kommst du, wenn ich fragen darf?«

»Aus meinem Zimmer.«
 

Diese unangebrachte Antwort ließ einen Teil der Klasse leise auflachen, den anderen jedoch erstarren. Professor Kageyama zumindestens schien alles andere als belustigt über diese banale Bemerkung zu sein. »Halten wir uns für witzig, mein Junge?«

»Nein, Professor. Und bitte nennen Sie mich nicht: Mein Junge.«

Ein leises Kichern und Raunen ging durch die Klasse. »Ruhe!«, ordnete Kagayama an.

»Ich bin gestern aus Deutschland hier eingetroffen, wenn Sie das wissen wollten.«

»Soso...ein Deutscher, also? Passt ja hervorragend zu unserem derzeitigen Thema...«, merkte der Professor abfällig an.

»Da muss ich sie enttäuschen. Ich bin Halbjapaner und wurde in Russland geboren.«

Erstaunen ging durch die Reihen. Dieser Shirakawa war unverschämt und dreist. Dass man sich so einem Lehrer präsentiert hatte, war den Studenten bis dahin neu gewesen. Sie hatten sich immer respektvoll verhalten.

»Und was führt dich nach Japan?«

»Meine Mutter. Sie hielt es für das Beste mich in ein Internat zu stecken, damit ich sie mit ihren Liebhabern nicht stören kann.«

Kageyama schwieg. Das Gespräch mit diesem Schüler setzte ihm deutlich zu. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm so respektlos gegenüber trat. »Setz dich einfach...«, sagte er, musterte den Schüler namens Shirakawa argwöhnisch.
 

Der Schüler tat wie ihm geheißen. Auf dem kurzen Weg zu seinem Platz erhaschten seine Augen, das Gesicht des Jungen, der ihm gestern noch so “freundlich” den Weg erklärt hatte. Ein leichtes Schmunzeln huschte über Kais Lippen, das den schüchternen Rei in Verlegenheit versetzte. Schnell wandte er seinen Blick von ihm ab und sah zu Max. In der Hoffnung, dass er ihm durch einen Blick verraten konnte, ob er irgendwelche Informationen herausfinden konnte, flehten Reis Augen um Aufklärung. Aber Max schüttelte nur den Kopf.

>Nichts...das kann doch nicht sein!<, dachte er sich benommen. > Wie kann niemand etwas wissen, wenn sie sich doch schon hinter unserem Rücken alle das Maul über Koji und Masato zerreißen?<
 

Man hört nur kurz wie Kai seine Tasche auf den Tisch fallen ließ und wie er den Stuhl an den Tisch rückte, als er sich hingesetzt hatte. Sein Interesse für deutsche Geschichte war sehr gering. Merken konnte man das daran, dass sich seine Miene immer mehr in die Länge zog, ein Ausdruck absoluter Desinteresse inne lag und daran, dass sein Gähnen des Öfteren die hinteren Sitzbänke amüsierte. Rei versuchte einige Male unbemerkt nach hinten zu schauen. Seine Neugier gewann oft die Überhand und auch Takao und Max schienen an dem Neuling interessiert zu sein.
 

Als das Klingeln die Stunde beendete, sah der Lehrer gereizt zu jenem, doch verschwand so schnell, dass man denken konnte, das ihn das alles nicht berührte. Unruhiges Gemurmel entstand um den Neuen. Einige fragten ihn woher er kam und was er hier zu suchen hatte, aber er schien nicht daran interessiert zu sein, ihnen eine Antwort zu geben. Wortlos packte Kai seine Sachen in die Tasche und verschwand aus dem Raum. Rei, fasziniert und verblüfft hing dem Gedanken hinterher, diesem nachzulaufen, bis Max vor seinem Tisch stand und traurig den Kopf schüttelte.

»Keiner weiß, wo er sein könnte.«, sagte der Halb-Japaner und schloss demütig die Augen. »Wirklich keiner. Es ist, als wäre er vom Erdboden verschwunden.«

»Das kann doch gar nicht sein. Er kann...er ist...« Aber Rei fehlten die Worte. Hin und Her gerissen zwischen dem Verschwinden seines Freundes und dem Auftauchen eines merkwürdigen neuen Mitschülers, stand er nun vor der Wahl welchem von beiden er mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.

»Was sollen wir nun tun, Rei?«, fragte Takao, der ebenso ratlos dreinblickte wie seine Freunde. »Sollen wir...die Lehrer fragen?«

»Nein. Zu auffällig. Sie würden uns ohnehin nicht die Wahrheit sagen, wenn sie die Wahrheit wissen.«, entgegnete Rei und griff sich seine Tasche. Gemeinsam mit seinen Freunden verließ er den Raum. Alle hatten den Blick gesenkt und waren verzweifelt. Was konnten sie nur tun, um Koji zu helfen? Was, nur...?
 

Es war eher zufällig, als Max aufsah, seine Augen über den Flur wanderten und dort einen Mann sahen. Gutaussehend. Schlank. Muskulös und vertraut.

»Masato?« Max stupste sofort seinen Freund an. Geschockt aber auch erleichtert, dass sie wenigsten einen ihrer Freunde gefunden hatten. »Sieh mal! Da ist Masato!«

Augenblicklich sahen sie auf. Sahen, dass dieser sich mit einem anderem Schüler unterhielt, aber was das wichtigste war: Sie sahen, dass er anders als sonst, traurig, niedergeschlagen und verflucht unglücklich aussah. Seine Augen, sonst strahlend, waren glanzlos. Sie sahen apathisch auf den Boden, während sein Gesprächspartner leise auf ihn einredete. Aber Masato schien nicht wirklich zuzuhören. Ab und zu nickte er.

Masatos Gegenüber war überraschenderweise....der Neue. Doch was hatte dieser mit einem Studenten höheren Jahrgangs zu schaffen? Wie kam es, dass ein vollkommen Neuer sich mit einem beliebten und angesehenem Studenten dieses Internats unterhielt, obwohl sie sich noch nicht einmal kennen dürften. Sowohl Rei als auch Takao sahen sich nervös an. »Ich wusste nicht, dass sie sich kennen.«

Kai sah zu Masato, wirkte ein wenig angespannt und erschöpft. Wenige Minuten zuvor war von alledem nichts zu erkennen gewesen. Er schien seine Sorgen gut verbergen zu können.
 

»Und du weißt nicht, was passiert sein könnte?«

»Nein.«

»Auch nicht, warum er sich auf einmal so verhält?«

»Nein.«

»Kannst du dir irgendwie erklären, dass er dich meidet?«

»Nein.«

Kai seufzte, lehnte sich gegen den kalten Stein des Gemäuers. »Willst du überhaupt, dass man dir hilft?«

»Nein. Man kann mir nicht helfen.«

»Verstehe. Aber du willst, dass er zu dir zurückkommt, oder?«

»Ja...das will ich.« Masato sah auf, sah in Kais rote, durchdringende Augen, die ihn zu durchschauen schienen. Augen, die niemals traurig waren. Augen, die so anders als die Kojis waren.

»Ich will ihn wiederhaben. Koste es, was es wolle.«

»Du weißt schon, dass man dich vom Internat schmeißen könnte, wenn man erfährt, dass du schwul bist und mit einem Jüngeren auf dieser Schule schläfst...«

»Ich bin mir dessen bewusst.«

»Und dennoch willst du es wagen?«

»Ja. Denn das ist Liebe.«

»Liebe...warum willst du so viel wagen? Wie er scheint, bedeutest du ihm nicht so viel, wie er dir.«

»Das ist mir egal. Er bedeutet mir mein Leben. Und das will ich nicht so ohne weiteres aufgeben.«

»Wenn das deine Entscheidung sein sollte, dann kannst du dir sicher sein, dass ich dir helfe.«

Entschlossen klopfte er dem Älteren auf die Schulter. »Auch, wenn das zuerst nicht meine Absicht war...«

»Trotzdem danke. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen.«

Masato blickte auf, atmete tief ein und aus. Tiefe Augenringe zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Spuren des Leidens und der Unvernunft. Koji hatte mit ihm Schluss gemacht.
 

»Ich liebe dich nicht mehr. Es ist aus und vorbei. Es ist einfach das beste für uns beide. Wenn wir unser Spiel noch weitertreiben würden, wer weiß, was noch passiert.« Diese Worte waren so herzzerreissend gewesen, so demütigend und gelogen.

»Was soll das , Koji?«, hatte Masato gefragt. »Ich kenne dich schon so lange. Ich weiß, dass du lügst! Aber warum? Nenn mir den Grund!«

»Ich habe dir bereits einen Grund genannt. Ich sagte, dass ich dich nicht liebe.«

»Das stimmt nicht!«
 

Und wenn doch? Was, wenn es doch die Wahrheit gewesen war? Was, wenn es für ihn alles nur ein kleines Spiel gewesen war. Ein Zeitvertreib?
 

Kai schloss den Älteren in eine freundschaftliche Umarmung, während seine Augen zu Rei sahen. Durchdringend und wunderschön.

Rei zuckte zusammen, als er ihm begegnete. Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihn. Und als er ihn so sah...Masato im Arm haltend, da überkam ihn auch ein Gefühl....der Eifersucht.



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