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Possum, sed nolo!

von

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Zwiespalt

Langsam sollte sie nach Hause fahren. Noch länger sollte sie es wirklich nicht mehr aufschieben. Aber es tat so gut, einfach hier zu sitzen und sich nicht den Fragen und Anschuldigungen der Anderen aussetzen zu müssen.

Sie hatte sich an ihren Lieblingsplatz zurück gezogen, einen kleinen Weiher nicht weit von zu Hause entfernt. Hierher verirrte sich sonst kaum jemand, da er so abseits lag und viel zu klein war, als dass sich Touristen für ihn interessieren würden. Aber als Ihre Rückzugsmöglichkeit hat er ihr schon des öfteren einen großen Dienst erwiesen.

Fröstelnd zog die Wissenschaftlerin Ihre Jacke enger. Nachdem die Sonne bereits untergegangen war, wurde es merklich frischer. Aber eigentlich machte ihr die Kälte nichts aus. Sie war schlimmeres gewohnt.

Sie liebte die Stille und Ruhe, die hier herrschte. Die einzigen anderen Lebewesen waren die Tiere des Waldes, aber die störten sie nicht, sondern ließen April in Ruhe ihren Gedanken nachhängen.

Hier hatte sie den nötigen Abstand um über alles Geschehene der letzten Tagen nachzudenken. Und sie musste darüber nachdenken. So ging es nicht weiter. Sie tat weder sich noch den anderen einen Gefallen damit. Schließlich war sie Wissenschaftlerin und sollte die ganze Situation objektiv und von allen Seiten betrachten. Sie seufzte. Wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Sie war zwar Wissenschaftlerin aber leider war sie auch ein sehr emotionaler Mensch.
 

Nach allem was sie die letzten Tage erfahren hatte, wusste sie nun, dass ihre alten Kollegen sie nicht einfach im Stich gelassen hatten. Sie hatten sie sogar gesucht und ihr Verschwinden war nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen. Vor allem nicht an Fireball. Er schien wirklich gelitten zu haben und sie merkte, dass die ganze Situation ihm momentan gehörig zusetzte. So ruhig und in sich gezogen wie in den letzten Tagen hatte sie ihn früher nie erlebt.

Aber trotz allem grollte sie ihnen noch immer. Lag es daran, dass sie unbedingt wissen wollten, was ihr geschehen war? Sie verstand die drei Star Sheriffs.... Nein, vier Star Sheriffs, verbesserte sie sich. Schließlich gehörte Mandarin jetzt auch dazu. Und der ehemalige Sternenkapitän machte seine Sache gut, dass musste man ihr zugestehen.

Und doch, es tat trotzdem weh zu sehen, dass man sie ersetzt hatte. Nachdem man einfach die Suche nach ihr aufgegeben hatte! Gut, sie hatten ihr Möglichstest getan um sie zu finden, aber es war einfach nicht genug gewesen!

Hör endlich auf April, schalt sich die ehemalige Blondine selbst. Jetzt fängst du ja schon wieder an! Gerade eben erst hast du festgestellt, dass sie dich nicht im Stich gelassen haben und jetzt machst du ihnen schon wieder Vorwürfe und suhlst dich im Selbstmitleid. So kann das wirklich nicht mehr weiter gehen!

Und normalerweise bin ich so auch nicht! April schüttelte den Kopf. Aber der Gedanke daran, sich ihren ehemaligen Kameraden anzuvertrauen, ließ sie einfach irrational werden. Sie konnte es einfach nicht. Es ihnen zu erzählen würde alles nur wieder vollständig heraufbeschwören. Ihre Angst, Ihre Unfähigkeit, Ihre Verzweiflung, Ihren Hass... Hass vor allem auf sich selbst. Drauf, dass sie zu schwach gewesen war. Das sie aufgegeben hatte.

Natürlich hatte sie gekämpft, lange hatte sie sich zur Wehr gesetzt, aber irgendwann war der Punkt erreicht gewesen, da hatte sie es nicht mehr gekonnt. War dazu einfach nicht mehr in der Lage gewesen. Und das Schlimmste: Irgendwann war sie an dem Punkt angelangt, am dem sie es auch nicht mehr gewollt hatte. Und dafür schämte sie sich.

Wie sollte sie ihnen das alles nur erklären? Ihre Blicke ertragen? Würden sie vorwurfsvoll sein, oder mitleidig. Und was wäre schlimmer?

Überrascht bemerkte sie Tränen auf Ihrer Wange. Beschämt wischte sie sich die Spuren weg. Wann hatte sie angefangen zu weinen? Sie war so vertieft in ihre Gedanken, dass sie die Person neben Ihr erst bemerkte, als der Lichtstrahl einer Taschenlampe ihr Gesicht traf.
 

Das Licht war so hell, dass sie im ersten Moment nichts erkennen konnte. Ihre Augen hatten sich so an die Dunkelheit gewöhnt, dass es regelrecht weh tat! Schnell schloss sie sie daher wieder und wartet darauf, dass sich ihre Augen erst einmal langsam an das Licht durch ihre geschlossenen Lider gewöhnen konnte . Erst danach startete sie einen neuen Versuch und öffnete sie wieder langsam und vorsichtig. Sie konnte zwar nur verschwommen sehen, aber immerhin schmerzte es nicht mehr. Ein kleiner Fortschritt.

Und sie musste auch nicht sehen können, um die Stimme zu erkennen, die sie jetzt ansprach.

"Willkommen in meinem neuen Zuhause, April... oder sollte ich lieber sagen: in unserem neuen Zuhause!"

JESSE BLUE! Die Stimme hätte sie überall wieder erkannt! Wieso war er hier und nicht in Verwahrung beim KOK? Sie hatten ihn doch festgenommen, nachdem er die Explosion überlebt hatte. Also, was sollte das hier?

Immerhin stellte sich ihre Sehkraft wieder ein, so dass sie endlich den kargen Raum in Augenschein nehmen konnte. Die Wände, die Pritsche, der Tisch mit den Stühlen, der Boden

- alles war so, wie sie es sich vorgestellt hatte.

"Für ein Zuhause ist es aber hier noch ziemlich krag! Fehlt dir das nötige Kleingeld für eine Einrichtung?", forderte sie den ehemaligen Kadetten trotzig heraus.

"Vielleicht fehlt ja einfach nur das liebevolle Händchen einer Frau, um es hier heimelig zu gestalten, meine Liebe", konterte der Blauhaarige und trat näher.

"Ich würde dir ja gerne mein Händchen zu Verfügung stellen, aber wie du merkst.." sie ließ die Handschellen auffällig hinter ihrem Rücken klappern, "... bin ich momentan leider etwas verhindert! Wir werden also vorerst bei diesem Minimalismus bleiben müssen, da ich davon ausgehe, dass du mir die Hände nicht frei geben wirst. Von einem Möbelkatalog samt Telefon zum bestellen, wohl mal ganz abgesehen!"

Amüsiert brachte Jesse die letzten Schritte zu ihr hinter sich, ergriff ihr Kinn und schaute ihr direkt ins Gesicht.

Er hatte sich verändert, ging es ihr durch den Kopf. Hager war er geworden und mit seinem ungepflegten Bart und den zotteligen Haaren wirkte er sehr ungepflegt. Spuren der Schnittwunden und Prellungen, die er bei der Explosion des letzten Kampfes davon getragen hatte, waren immer noch zu sehen und die verschmutze Kleidung vervollständigte den Gesamteindruck der Vernachlässigung. Was hatte er nur durch gemacht?! Wäre es nicht Jesse Blue, der da vor ihr stand, hätte sie vielleicht Mitleid mit ihm gehabt.

Aber es war Jesse. Alles was ihm zugestoßen war, war ihm selbst zu zuschreiben. So wie man sich bettet, so liegt man, kam ihr ein alter Spruch in den Sinn. Aber warum lag sie dann hier? Was hatte sie getan, um in so eine Situation zu gelangen?

"Was soll das alles, Jesse?", versuchte sie das Gespräch in eine wichtigere Richtung zu lenken. "Es ist vorbei! Warum kannst du es nicht endlich einsehen? Nemesis und die Outrider sind vernichtet. Was willst du eigentlich noch? Du bist alleine, das macht doch alles keinen Sinn mehr! Du reitest dich mit meiner Entführung nur noch mehr in die Bredouille! Gib auf und lass mich frei. Ich werde auch ein gutes Wort für dich einlegen!"

"Zu Gnädig, meine Liebe!", höhnte der ehemalige Outriderkommandant. "Aber ich muss, dankend ablehnen. Was würde mich schon erwarten?! Sicherheitsverwahrung für den Rest meines Lebens? Nein, Danke! Da bleibe ich doch lieber bei meinem Plan. Und in einem irrst du dich. Ich bin nicht alleine.... ich habe doch schließlich DICH!"

"Und was hast du mit mir vor?", gab April nun verunsichert von sich.

"Keine Angst, meine Schöne. Wir werden eine angenehm Zeit miteinander haben", gab er fast liebevoll von sich und streichelte ihr sanft über die Wange.

"Wir werden uns einfach besser und näher kennen lernen, dass war schon lange überfällig!" Er trat hinter sie. "Und ich werde es genießen, April!"

Furchtbare Angst erfasste die Blondine. Sie wusste, dass er für sie schwärmte und sich in diesen Gedanken verrannt hatte, aber wie weit würde er gehen?

"Keine Angst, Süße! Wie gesagt, wir werden uns erst einmal besser kennenlernen. Und danach... wir werden sehen!" Lachend entfernte er sich von ihr, öffnete die Tür und verließ den Raum. Sie hörte, wir die Tür ins schloss fiel und ein schwerer Riegel vorgeschoben wurde. Sie war wieder alleine. Zurückgelassen in ihrerr kargen Zelle.

Das er ihr die Handschellen geöffnet hatte und auf dem Tisch ein Tablet mit Essen stand, merkte sie erst viel später. So sehr war sie mit ihrer Furcht beschäftigt.

Star Sherrifs, bitte kommt schnell, flehte sie.
 

"Ich wollte dich nicht erschrecken, April. Sorry!", gab Jane zerknirscht von sich, als April plötzlich erschrocken aufschrie.

"Macht nichts!", gab diese zurück. "Ich war nur so in Gedanken, dass ich dich gar nicht bemerkt habe. Dabei sollte ich in der momentanen Situation wirklich aufmerksamer sein!"

"Wegen Jesse?", hakte die Freundin vorsichtig nach.

April sah Jane an. "Wegen Jesse, wegen der Outrider ..."

"....und wegen der Star Sheriffs!", fiel ihr die Kollegin ins Wort. "Das ist wirklich alles sehr verzwickt momentan!"

"Das ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts!", lachte April trocken auf und verdrehte die Augen. Jane konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. "Und das, obwohl ich sonst immer zu Übertreibungen neige."

Plötzlich wurde sie wieder ernst. "Aber Spaß bei Seite, April. So geht das einfach nicht weiter! Du machst dich doch selbst fertig!", versuchte es Jane vorsichtig.

"Wir wissen alle, dass dir etwas zu gestoßen ist Und so, wie du dich benimmst, kann es nichts Gutes gewesen sein. Aber um so länger du es für dich behälst, um so mehr frisst es dich auf! Ich kann das einfach nicht mehr mit ansehen. Eine Zeitlang war es ja vielleicht in Ordnung, dass du es verdrängt hast... aber irgendwann muss es raus!"

"Aber ich möchte es einfach nur vergessen!"

"Das geht aber nicht, wie du sicher schon bemerkt hast! Deine Vergangenheit hat die eingeholt! Stell dich ihr endlich!" Jane wusste, dass sie jetzt hart bleiben musste und hoffte, dass sie zu ihrer Freundin durchdrang.

April ließ das Gesagte sacken und wenn sie ehrlich zu sich war, war sie vor Janes Erscheinen zu einem einem Entschluss gekommen. Schließlich hatte sie sich vorher schon eingestanden, dass die Star Sheriff für ihre Misere nicht verantwortlich waren.

Jedenfalls nicht ganz, vernahm sie wieder diese boshafte Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie aber gleich wieder zum Schweigen verdonnerte..

"Du hast recht!", teilte sie der verdutzten Jane mit. "Es wird Zeit mit der Vergangenheit aufzuräumen!" Entschlossen stand sie auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  April_Eagle_Wilcox
2020-10-03T09:41:00+00:00 03.10.2020 11:41
Ohhh jetzt ist es so spannend. Was für ne tolle Geschichte. Bitte schreib weiter. Ich weiß schon ewig her, aber wir müssen doch wissen wie es weiter geht.

Toller Schreibsstil, so spannend und mitreißend geschrieben!
Von:  Sury
2015-12-29T08:31:36+00:00 29.12.2015 09:31
OMG!!! Spannung pur!!! Ich hoffe für Fireball das er ganz bald, nach einer schier endlosen Zeit, seine April wieder in seine Arme schließen kann,😢 sie sich ihm und ihren Freunden öffnet und das Geschehen verarbeiten kann.💞 Du hast die FFs fantastisch geschrieben, so mühevoll mit Blick für Details die deiner Geschichte Gänsehaut charakteristisch verleihen! 👍👍👍👍Bitte Vollende doch diese Story, es gibt sicher noch viel zu erfahren, Sehnsüchte zu erfüllen und Aufschluss zu geben! Bitte bitte schreib doch weiter 😍
Von:  Reblaus
2013-07-20T06:51:21+00:00 20.07.2013 08:51
Ja, bitte , lass sie sich wenigstens , Saber anvertrauen. Für Fire dürfte es vielleicht zu schmerzhaft sein? Oder ist es vielleicht eher Colt, dem sie sich offenbart, denn den haut so schnell nix vom Hocker , während Saber zu steif für manche Dinge ist.

Das sie das in der Runde erzählt glaube ich nicht.zumindest nur einen kleinen Teil und auch nur mit Rückendeckung , d.h . Vorher mit Colt(?) sprechen...

Lg Reblaus
Von:  Kittykate
2013-07-14T21:22:20+00:00 14.07.2013 23:22
Hallo,
was für ein schönes Kapitel.
Wieder gabs ein kleines Stückchen Vergangenheit und endlich, ich hoffe sie zieht es wirklich durch, redet sie mal Klartext mit den anderen.
Ich freu mich aufs nächste Kapitel.
Liebe Grüße
Von:  Sannyerd
2013-07-05T23:37:09+00:00 06.07.2013 01:37
klasse es geht weiter, danke!

Von:  Losangelesmel
2013-07-05T14:46:20+00:00 05.07.2013 16:46
Genau schnell weiter bin schon sooooooo gespannt wie es weitergeht und Vorfällen wie die Jungs reagieren wenn sie alles erfahren und wie wohl ein Zusammentreffen mit dem Herrn Blue aussehen wird.
Von:  CharmedWitch
2013-07-05T07:41:49+00:00 05.07.2013 09:41
ohh supi, supi, supi, es geht weiter! Ich bin so froh, dass April Jane hat und ich hoffe, dass sie sich jetzt wirklich ihren freunden anvertaut.
Bitte schreibe gaaaaaanz schnell weiter! :-)


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