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Western Spirits

von

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True Colour shining through II

Mit Blaulicht und Martinshorn erreichte der Rettungswagen die Adams Ranch nach einer Ewigkeit, wie es schien. Kompetente Hände untersuchten die Verletzte, legten Venenzugänge und verfrachteten sie in die fahrende Notaufnahme. Keiner durfte die Bewusstlose begleiten. Es war nicht hilfreich, wenn vor Sorge aufgebrachte Freunde bei der Behandlung dabei waren und womöglich alles besser wussten. Sollte die Patientin die Fahrt nicht überleben, waren die Reaktionen der Betroffenen noch weniger absehbar. So rasten die Freunde hinterher, kaum das Sheriff Borland vor Ort war um Suzie in Gewahrsam zu nehmen und die ermordete Mandarin zu bergen. Im Krankenhaus musste das Personal versuchen, die Gruppe aufgeregte Freunde abzufangen, ehe sie zur Station vordringen konnten. Trotzdem gelang es Colt sich seinen Weg durch die Meute zu bahnen und weiter zu stürmen. Irgendwann auf der Strecke ließ er die Gehhilfe fallen und hopste auf einem Bein weiter. Vor der Doppelschwingtür musste er dann doch stoppen. Zwei Pfleger hielten ihn auf. „Ich will verdammt noch mal zu meiner Jolene“, tobte der Besorgte ungehalten. „Das ist gerade sehr ungünstig“, erklärte einer der beiden und schob den revoltierenden Hinkefuß, ungeachtet der Schimpf und Schande, die daraufhin über ihn gebracht wurde, zu den anderen zurück. Robin legte ihrem Zukünftigen die Hand auf die Schulter und stütze ihn. „Du hilfst ihr nicht, wenn du das Personal davon abhältst seine Arbeit zu tun“, beschwor sie ihn sanft. Widerwillig, ließ er zu, dass sie ihn zu einem Stuhl in der Eingangshalle führte und ihn darauf setzte. Kaum saß er, sank er in sich zusammen, unglücklich und bestürzt darüber, was geschehen war. Fireball setzte sich mit April neben den Scharfschützen. „ Bist du sicher, dass es dir gut geht?“ fragte der Rennfahrer sie fürsorglich. Sie nickte leicht. „Kennst du das Lied, das Chily dem Baby schon so oft vorgesungen hat?“ Robin hockte sich zu der werdenden Mutter und stimmte es leise an. „Lost in kaleidoscope skies …“ April summte sacht mit. Die zarte, sanfte Melodie und Robins warme Stimme entspannten sie ein wenig. „…Drippin' away, when you look in my eyes …” klang es an das Ohr des Recken. Der schluckte hart. Das kam ihm zu bekannt vor. Es war genau das Gefühl, das er hatte, wenn er in die Augen seiner Jolene sah. Sie hatte sich vor ihn geworfen, verhindert, dass Suzies Schuss ihn traf, womöglich getötet hätte. Die Verräterin hatte auf sein Herz gezielt. Die Hebamme war kleiner als er, deshalb hatte der Schuss sie an der Schulter, aber immer noch die Hauptschlagader verletzt. Gefährlich genug. Er konnte sie verlieren, noch bevor sie wirklich zu ihm gehörte. Sie wollte mit ihm zusammen wohnen. Das hatte sie versucht ihm zu sagen, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Er wollte es genauso sehr. Wieso hatte sie das nur getan? Wieso hatte er es nicht verhindern können? Er durfte sie nicht verlieren. Das durfte nicht sein. Saber wandte sich von seinen Freunden ab und schlenderte zur Rezeption. Die Tränen in seinen Augen sollten sie nicht sehen. Wie sollte er das nur dem kleinen Toto erklären?
 

Als Chily aufwachte, saß Colt auf einem Stuhl neben dem Bett. Der Scharfschütze hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt, sein Kopf ruhte auf der Bettkannte. Er schnarchte leisen. Schwach lächelte seine beste Freundin und hob den Hut mit der gesunden Hand von seinem Kopf. Er rührte sich nicht. Leicht strich sie ihm über die Locken. „Später, Robin, “ murmelte er im Schlaf. Chily grinste und lehnte sich wieder zurück. Die Hand ließ sie auf seinem Haar ruhen. Ihr Bullet. Nichts auf der Welt hatte ihn davon abhalten können hier zu warten. Er hatte immer auf sie aufgepasst. Dafür liebte sie ihn. Lange Zeit hatte nur er gegolten. Einfach, weil er ihr bester Freund war. Das hatte nichts mit der Liebe zu tun, die sie für Saber oder er für Robin empfand. Aber es war schon Liebe, in gewisser Weise, die sie verband. Sie und ihr Bullet. Er und sein blöder Spielzeugrevolver. Bloß gut, waren sie älter geworden und er hatte ihn nicht mehr getragen. Aber er hing immer noch in seinem Zimmer an der Wand. Chily schloss die Augen und ließ die Bilder ihrer Erinnerung an sich vorbei ziehen. Egal an was sie dachte, in jeder tauchte Colt auf. Sie lächelte. Oh, sie hatten eine so schöne Zeit. Wie sich alles verändert hatte. Wer hätte gedacht, dass Colt seine Eltern verlieren würde? Oder sie ihre? Nachdem er gegangen war, hatte sich nicht damit gerechnet, dass der Streuner fünf Jahre später wieder auftauchte. Eher zehn Jahre, oder länger, oder gar nicht mehr. Das war der Lauf der Dinge, hatte sie sich eingeredet, es aber immer bedauert. Wie froh war sie, als sie ihn wiedergesehen, ihn wieder bei sich hatte. Seine Freunde mochte sie. Robin war genau die Frau, die ihn glücklich machen konnte. Und Saber. Ihr Manapi. Sie öffnete die Augen und sah sich um. Niemand sonst war hier im Raum. Für April war es besser, wenn sie auf der Ranch war, mit Fireball, und versuchte Ruhe zu finden nach diesem furchtbaren Abend. Und der Recke? Bestimmt war er solange geblieben, wie er konnte, war aber nun sicher auf Yuma. Er musste dem Oberkommando Bericht erstatten. Das war seine Pflicht. Auch wenn sie ihn lieber bei sich gehabt hätte. Von der Verletzung und dem Blutverlust doch geschwächt, schloss sie wieder die Augen und schlummerte ein. Sie war sofort nach ihrer Ankunft im Krankenhaus operiert und die betroffenen Venen verschlossen worden. Die Hülle darum herum würde mit der Zeit vom Körper aufgenommen. Sie war mit den biologischen Fasern identisch und nach und nach baute der Organismus sie ein, verschloss die Aderkanäle so, als wäre sie nie angeschossen worden. Ein weiterer Eingriff war nicht nötig. Nur eine Bluttransfusion sorgte noch für Ausgleich und neue Kraft. Und Ruhe brauchte sie.
 

Saber war nach Yuma aufgebrochen, nachdem eine Krankenschwester „Das Schlimmste ist überstanden. Sie ist über den Berg“ verkündet und tiefe Erleichterung bei den Wartenden verursacht hatte. Jetzt war er einigermaßen in der Verfassung für den Bericht, den er zu liefern hatte, und für den es Ärger geben würde. Als er durch die Straße der lebhaften Metropole lief, versuchte er sich gedanklich auf das bevorstehende Gespräch vorzubereiten, doch immer wieder schweifte er zu seiner Jolene ab. Beinahe wäre er bei Rot über eine Kreuzung gelaufen, dann wieder stieß er mit einem Passanten zusammen. Die vielen Leute um ihn herum, der Verkehrslärm und das Getöse der Großstadt machten es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Menschen tauchten in seinem Blickfeld auf, die er gar nicht wahrnahm. Eine vertraute Stimme ließ ihn jedoch herumfahren. „Willst du mich nicht sehen, oder siehst du mich wirklich nicht?“ Saber wandte sich zerstreut nach der Person dazu um. „Entschuldige. War keine Absicht, “ murmelte er. Einen Moment brauchte er um das Gesicht in der Masse zu erkennen, obwohl es ihm lange Zeit das liebste war. „Sincia.“ Sie lächelte leicht. „Schön, dass du mich noch erkennst. Ich dachte, du hättest mich vielleicht schon vergessen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, nein.“ Jetzt nickte sie bedächtig. „Dann geht es dir also wie mir“, stellte sie beruhigt fest und strich ihr dichtes, dunkles Haar über die Schulter zurück. „Naja, ich hab im Moment nicht übertrieben viel Zeit um mir Gedanken zu machen“, antwortete er diplomatisch. Eigentlich hatte er schon lange nicht mehr an sie gedacht. Wieder nickte sie leicht. „Du wirkst gehetzt. Trotzdem Zeit für eine Pause und einen Kaffee?“ Ihr Lächeln verschwand nicht. Er wies in Richtung des Oberkommandos. „Ich sollte eigentlich“, setzte er an abzulehnen. „Eigentlich zieht die Aussage in Zweifel. Ich bitte dich doch nur, dich kurz mit mir auf einen Kaffee zusammen zu setzten, “ unterbrach sie ihn rasch. Er runzelte die Stirn und blickte unschlüssig auf die Uhr. „Ein paar Minuten hab ich“, gab er dann nach und fragte sich, warum sie ihn überhaupt angesprochen hatte. „Schön. Ich versuche nämlich schon lange, dich zu erreichen. Aber du gehst nicht ans Telefon und antwortest nicht auf Briefe. Dabei wollte ich dringend mit dir reden.“ Sie kam an seine Seite. Gemeinsam betraten sie das nächste Cafe. „Ich bin zurzeit nicht zuhause.“ Er hielt ihr die Tür auf, folgte ihr zu einem Tisch nahe dem Eingang und setzte sich. „Was ist so dringend?“ wollte er dann wissen. Auch sie ließ sich auf den Stuhl gleiten. Anmutig, wie sie war. Gemessen die Handbewegung mit der sie wiederrum ihre Mähne zurück strich. Bedacht der Blick, den sie nun auf ihn richtete. „Es gibt Klärungsbedarf zwischen uns. Findest du nicht?“ Erstaunt hob er die die Brauen. „Es ist alles geklärt“, erwiderte er. „Nein“, wiedersprach sie. „Es ist vieles offen.“ Der Kellner erschien und nahm die Bestellung auf. „Du hast nie nach dem Warum gefragt. Oder war ich dir doch so gleichgültig?“ fuhr sie fort, als er sich entfernt hatte. „Ich brauchte nicht nach dem Warum zu fragen. Offenbar war ich dir sehr gleichgültig, “ antwortete er bitter und verschränkte die Arme vor der Brust. „So sah es wohl aus.“ Betreten schlug sie die Augen nieder. „Das warst du nie. Aber ich war...“ – „Einsam?“ vollendete er den Satz spitz. Kaum merklich nickte sie. „Und unsicher. Du warst so oft weg. Ich wusste nie, wie es dir geht, ob du wiederkommst oder mich liebst.“ Scheu linste sie ihn an. „Das bringt der Job als Starsheriff mit sich.“ Der Ober brachte den Kaffee und Saber nahm einen Schluck davon. „Klingt, als hättest du all meine Briefe niemals bekommen“, bemerkte er sachlich. „Doch hab ich. Aber ich konnte nicht antworten. Ich wusste nicht, wie ich das alles in Worte fassen sollte und ob sie dich überhaupt erreichen.“ Ihre Wimpern flatterten, als würde sie Tränen fortblinzeln. „Kannst du es jetzt in Worte fassen?“ wollte er wissen. Besonders ermutigend war seine Tonlage nicht. Sincia nahm ebenfalls einen Schluck, stellte die Tasse zurück und flüsterte: „Schwer.“ Der Blonde schwieg und musterte sie. Er fand sie noch immer wunderschön, anmutig und auf eine Art, die nur ihr gegeben war, unaufdringlich elegant. Aber mehr nicht. Jetzt schaute sie ihn an. „Es tut mir leid Saber“, sagte sie leise. „Was tut dir leid? Dass du mir nie geschrieben hast, oder dass du nicht alleine wohnst?“ hakte er nach. „Ich wohne allein.“ – „Wieder?“ Sie nickte, gemessen, wie jede ihrer Bewegungen. „Es war hat nicht funktioniert. Er war eben nicht du.“ Prüfend sah sie ihn an. „Ja? Nicht jeder ist so dumm und hofft, dass du auf ihn wartest, “ gab er verletzt zurück. Versuchte sie ihn etwa einzuwickeln? „Das ist nicht fair, Saber. Ich habe gewartet. Aber ich war dabei eben auch unsicher und in meinem schwächsten Moment schien er die Sicherheit zu sein, die ich gebraucht hab. Heute weiß ich, dass das ein Fehler war, “ verteidigte sie sich unglücklich. „Es ist nicht fair, dass du es mir nicht gesagt hast, “ entgegnete er schlicht. „Ja, das war mein zweiter Fehler, “ gestand sie kleinlaut. „Aber ich ... Irgendwie hoffe ich, dass es eine zweite Chance für uns gibt.“ Dieser samtene, streichelnde Blick hatte ihn früher schwach werden lassen, verzaubert. Jetzt wandte Saber seine Augen ab. Hatte er doch richtig vermutet. Nicht mit ihm. Nicht noch mal. „Es wäre ja wieder dasselbe, Sincia. Also nein, “ entschied er ohne zögern. „Es ist mir klar, dass es nicht mehr so sein wird wie früher.“ Sie griff nach seiner Hand. „Saber, bitte. Lass es uns noch einmal versuchen. Vielleicht schaffen wir es, wenn unsere Gefühle stark genug sind, “ beschwor sie schmeichelnd. Brüsk zog er seine Hand fort. War sie schon immer so manipulativ gewesen? „Einmal hat mir gereicht, Sincia. Ich mache niemals denselben Fehler zweimal. Nicht im Beruf und nicht im privaten Bereich. Es ist vorbei, endgültig.“ Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. „Aber du hast den Fehler nicht gemacht, sondern ich“, gestand sie und betrachtete ihn eingehend.
 

Seine Stimme, seine Miene und Körperhaltung waren kühl und abweisend. „Oder gibt es einen anderen Grund dafür, dass du mich so von dir weist?“ fragte sie weniger sanft, als sie bis eben gesprochen hatte. Damit war es für Saber Zeit das Gespräch zu beenden. Er gab dem Kellner ein Zeichen, dass er zahlen wollte. „Den gibt es tatsächlich, Sincia“, gab er ihr knapp zur Antwort. Enttäuscht lehnte sie sich im Stuhl zurück und verlor dabei den seither gezeigten Liebreiz. „Dein Job ist also immer noch wichtiger als alles andere“, bemerkte sie nüchtern. „Mein Job hat mit meiner Einstellung nichts zu tun. Es hätte auch bei uns beiden geklappt, trotz meines Berufes, wenn du Verständnis dafür gezeigt hättest und vielleicht mal Interesse, “ stellte er richtig. Sincia fuhr wieder vor. „Aber ich verstehe dich doch. Wie kommst du darauf, dass ich mich nicht dafür interessiert hätte?“ Ihre Stimme war buhlend. „Weil du nie danach gefragt hast.“ Der Recke erhob sich. „Der Grund, weshalb ich wirklich nicht mehr bereit bin, mit dir eine Beziehung zu führen, ist ein anderer, Sincia. Sie hat Verständnis und Interesse für meinen Beruf. Und an ihrer Wohnung öffnet mir höchstens Colt die Tür.“ Jetzt war aller Reiz dahin. Skeptisch hob sie die Brauen. „Und du meinst Sie ist was besseres, wenn Sie irgendwie ausgerechnete mit Colt zu tun hat?“ hakte sie nach und klang verletzt. „Ja. Jolene lügt nicht und sie verschweigt auch nichts, “ informierte er. Und fügte gedanklich hinzu. „Und sie würde für mich sterben.“ Das wäre sie ja fast. Ehe er noch mehr darüber nachdenken und er wieder abschweifen konnte, spuckte Sincia beinahe aus. „Jolene?“ Sie verzog das Gesicht. „Dass sie nichts verschweigt, kann ich mir vorstellen, vor allem, wenn sie Colt schon länger kennt. Aber auf das mit dem Lügen würd ich mich da nicht verlassen.“ Colt kannte sie nicht wirklich, nur nach dem, was Saber von ihm erzählt hatte. Aber es reichte um zu wissen, dass der Scharfschütze ein Frauenheld war. Wie immer diese komische Jolene zu ihm stand, sie konnte kein Deut besser sein als er. „Urteile nicht über Menschen, die du nicht kennst, Sincia“, fuhr der Schotte sie prompt an. Das vertrug sie nicht. Als sie ihn gesehen hatte, hatte sie geglaubt, sie könne ihn wieder beziertzen und für sich gewinnen. Immerhin hatte er ihr einmal sein ganzes Herz geschenkt, da sollte das doch kein Problem für sie sein. Doch es war und zwar weit größer, als sie erwartete hatte. Schlimmer noch. Sie war ersetzt worden und so, ja, leidenschaftlich, wie er die andere in Schutz nahm, waren seine Gefühle für die wohl sehr stark. „Du kannst nur deine Ansprüche runter gedreht haben, sonst wüsstest du, was gut für dich ist.“ – „Nein, im Gegenteil. Meine Ansprüche an eine Frau sind dank dir noch weiter angestiegen. Es reicht mir nicht mehr, jemanden zu haben, der nicht auf mich wartet und mich hintergeht. Treue und Verständnis, sowie Ehrlichkeit stehen seither auf meiner Liste ganz oben, “ warf er bestimmt zurück. Hatte er je so mit ihr geredet? „Und das glaubst du ausgerechnet bei einer von Colts Abgelegten zu finden? Das ist ja lächerlich, “ schnaubte sie verächtlich. Endlich war der Kellner da. Saber zahlte seinen Kaffee. „Du hast kein Recht, mit mir darüber zu diskutieren, Sincia. Es geht dich nichts an, was ich mache. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben.“ Damit verließ der Recke das Lokal und schlug den Weg zum Oberkommando ein.
 

Statt sich auf das Gespräch mit Commander Eagle vorzubereiten, jagten dem Schotten nun ganz andere Gedanken durch den Kopf. Noch nie hatte er so klar erkannt, wie Sincia wirklich war. Wie ihre charmante Wärme in unerträgliche Kälte umschlagen konnte? Was für ein Idiot war er gewesen, dass er es nicht früher erkannt hatte? Sie wollte ihn zurück? Wenn, dann nur aus einem Grund. Man konnte ihn vorzeigen. Aber dafür sollte sie sich lieber einen Professor oder erfolgreichen Geschäftsmann suchen, der wenigstens jeden Abend zu Hause war. Er war ganz sicher nicht der Richtige für diesen Job. Ein Zurück war für ihn schon damals nicht in Frage gekommen. Untreue war unverzeihlich. Und ganz besonders jetzt, da er wusste, wie warm, aufrichtig und bedingungslos Liebe sein konnte, wie Jolenes Liebe war, war kein Gedanke je absurder gewesen. Es gab nur einen Ort, an den er zurück wollte. In die Arme seiner Jolene. Dass er durch die gläserne Schiebetür in die Eingangshalle des KOK getreten war, bemerkte er nicht. Er wusste nur, dass er seine kleine Hebamme wahnsinnig vermisste, sie über alles liebte und es ein Leben ohne sie nicht gab.
 

Das Geräusch der aufgehenden Fahrstuhltür holte ihn in die Gegenwart zurück. Zum ersten Mal fühlte er sich unwohl auf diesem Weg über das dunkelrote Linoleum, vorbei an dem Empfangsbereich und an Crystal Stone, der Sekretärin, bis hinunter zum Ende des Ganges, wo sich Commander Eagles Büro befand. Irgendwie erschien es ihm der letzte Gang zu sein, der Pfad zu seiner Hinrichtung. Saber wusste, dass nicht nur die bisherige Erfolglosigkeit, sondern auch Mandarins Tod und der Fakt, dass drei Personen, die eigentlich abgezogen worden waren, noch immer vor Ort waren, ihm nun einen Menge Ärger einbrachten. Er braucht eine verdammt gute Erklärung dafür. Aber die fiel ihm nun auch nicht mehr ein. Sein Kopf war seltsam leer und seltsam voll zugleich. Wenn er sich nicht bald zusammenriss, würde ihm diese Mission entzogen werden. Fireball, vor allem aber Colt würden dennoch weiter ermitteln und bei den beiden Hitzköpfen konnte man nur ahnen, wohin das führen würde. Saber klopfte an die Tür, wurde herein gerufen und seufzte unterdrückt. So unvorbereitet wie jetzt, war er noch nie zu einer Besprechung erschienen. Das konnte nur in einer Katastrophe enden. Er salutierte: „Guten Tag, Commander.“ Der Angesprochene stand vor der Fensterfront und schaute über Yumas hektische Straßen. „Saber, setzen Sie sich“, erwiderte er, ohne sich umzuwenden. Der Recke schluckte leicht. Das fing gar nicht gut an. Egal welcher der vielen möglichen Vorwürfe nun kommen würden, er war berechtigt, das wusste der Blonde. Dennoch hatte er mit der Erinnerung an frühere Besprechungen auf eine etwas angenehmere Atmosphäre gehofft. Diese hier war fast frostig. Andererseits konnte er es dem Commander, der mit auf dem Rücken verschränkten Armen zu ihm stand, auch wirklich nicht verdenken. „Die Nachrichten aus Tucson City sind Ihnen vorausgeeilt, Saber“, begann der nun, löste seinen Blick vom Fenster, drehte sich mit ernster Miene zu einem seiner besten Männer um und fragte streng: „Wieso sind immer noch alle an diesem Fall dran?“ Der Schotte räusperte sich verlegen. „Das ist so nicht ganz richtig Commander“, begann er nach Worten suchend. „Sie haben sich alle entschieden bei ihrer Freundin zu bleiben, die von dem Fall betroffen ist, als Zivilisten.“ In seinem ganzen Leben hatte er wohl noch nie eine dämlichere Antwort gegeben. Auch Eagle kaufte sie ihm nicht ab. Er hob die Brauen, als er auf den Schreibtisch zukam und sich dem Recken gegenüber setzte. „Es mischt sich auch ganz sicher keiner der drei ein, wenn er schon vor Ort ist“, entgegnete er tadelnd. „Man hätte die Betroffene auch von dort wegbringen können, Saber. Denken Sie nicht, dass es ungefährlicher für alle gewesen wäre, wenn Miss Adams nicht auf der Ranch wäre?“ Leicht verwundert runzelte Eagle die Stirn. Was war da nur los, wenn er ausgerechnet Saber Rider erklären musste, wie er seinen Job zu tun hatte? Der war doch normalerweise vorausschauend und umsichtig genug um darauf alleine zu kommen. „Jolene wollte bleiben, weil Colt im dortigen Krankenhaus lag“, versuchte der sich nun halbherzig zu erklären. „Aber Colt wurde schon längst wieder entlassen. Spätestens dann hätten Sie alle aus Tucson-City wegbringen können, “ erinnerte der Befehlshaber der Sektion West. „Ich verstehe ja, dass Sie Ihr Team in der Nähe wissen wollten, Saber. Aber Miss Adams, Colt und vor allem April hätten dort nichts mehr zu suchen gehabt, “ fügte er hinzu, was für den Gerügten vollkommen verständlich war. Er war immerhin auch Vater und in absehbarer Zeit auch Großvater. Saber würgte den Kloß in seinem Hals herunter. „Ja, Sir. Ich werde April nach Hause schicken. Nur Jolene braucht Personenschutz und dem ist sie schon einmal davon gelaufen, wie Sie wissen, “ erwiderte der Schotte. Wieso klangen seine Argumente nur so unglaubwürdig? Weil es keine Rechtfertigung gab. Er hatte Mist gebaut, so einfach war das. „Das hätte Fireball übernehmen können, auch das wissen Sie, Saber.“ Eagle musterte seinen Gesprächspartner mit Verwunderung. Das war nicht der sachliche, kühle Kopf des Team Ramrod, der da vor ihm saß. „Allmählich bekomm ich das Gefühl, dass es hier um mehr geht, als das, was die Nachrichten hergegeben haben. Hören Sie, ich weiß, dass dieser Fall Colt und Miss Adams persönlich betrifft, aber in wie weit er Sie mittlerweile selbst betrifft, wage ich noch nicht abzuschätzen,“ ergänzte er dann, stützte die Ellenbogen auf den Tisch ab, faltete die Finger in einander und legte den Kopf darauf. Nein, das war ganz sicher nicht mehr der Mann, den er losgeschickt hatte. Saber hatte sich verändert. Seine Miene war nicht sachlich, sie verriet Besorgnis. Nun entglitt sie dem auch noch, als wäre er eines weiteren Fehlverhaltens überführt worden. Das ließ auch diese vage „Sir“ vermuten. Konnte es sein, dass sich der Recke entgegen der Vorschriften, entgegen aller Sachlichkeit, Logik und Vernunft in seinen Schützling, jene Miss Adams, verliebt hatte? Sprach er deshalb so informal immer von Jolene?
 

Eagle entschied sich, diese Überlegungen vorläufig nicht auszusprechen. „Ich hörte auch, Sie bringen schlechte Nachrichten aus Tucson-City mit, was die von Ihnen geforderte Verstärkung betrifft. Weshalb besteht Team Ramrod nur noch aus Ihnen und dem Piloten. Schon wieder,“ wechselte er daher das Thema und der Blonde konnte endlich mal eine vernünftige Antwort geben. „Es hat sich leider herausgestellt, dass Suzie die Seiten gewechselt und ihren Einsatzbefehl dazu genutzt hat, Jolene unter Druck zu setzen und die Ermittlungen zu behindern. Als Starcaptain Yamato dies aufgedeckt hat, hat sie sie ausgeschaltet. Auf diesem Chip“ Aus der Brusttasche seines Hemdes holte er den Datenträger und reichte ihn an den Commander. „sind die notwendigen Beweise.“ Der nahm ihn an und betrachtete ihn mit Missfallen. „Verrat in den eigenen Reihen. Heutzutage kann man seinen besten Mitarbeitern nicht mehr trauen, “ stellte er kopfschüttelnd fest. „Wie soll es Ihrer Meinung nach nun weitergehen, Saber? Macht es Sinn, Fireball, Colt und April noch einmal offiziell von diesem Fall abzuziehen?“ wollte er dann wissen. So weit hatte der Gefragte noch gar nicht gedacht. Es dauerte einen Moment, ehe er antworten konnte. „April sollte dringend fort von der Ranch, am besten in Begleitung von Robin, so lange Jolene noch im Krankenhaus liegt. Aber Fireball und Colt könnten nicht mal Sie davon abhalten weiter zu ermitteln. Sie würden bleiben und es Zivilcourage nennen, “ brachte er dann hervor. „Ich sehe, zumindest in den grundlegenden Punkten sind wir uns einig, Saber. Setzen Sie alle Schritte, die nötig sind, um April und meinen Enkel sicher nach Yuma zu bringen und auch Colts Verlobte. Dass Colt keinen Blödsinn machen soll, brauche ich Ihnen hoffentlich nicht noch einmal zu sagen. Und auch Fireball und Sie sollten sich zu nichts hinreißen lassen, verstanden?“ In diesen Worten lag weniger die Strenge eines Vorgesetzten, als die Besorgnis eines väterlichen Freundes. „Ja, Sir.“ Der Recke sehnte das Ende dieser Besprechung herbei. „Beim nächsten Zwischenbericht will ich Ergebnisse sehen, Saber“, erklärte Commander Eagle dann bestimmt. „Erfreuliche, wenn es geht und bitte keine Nachrichten mehr von Verrat und Mord im Oberkommando.“ Der nickte. „Sir. Dürfte ich unter diesen Umständen vielleicht um Personenschutz für Jolene bitten, so lange sie im Krankenhaus bleiben muss?“ Allmählich fand der Blonde zur nötigen Nüchternheit zurück, so schien es. Aber Eagle war die Veränderung in dessen Gesicht nicht entgangen, sondern hatte seine Überlegungen nur bestätigt. Er kannte die Hebamme aus den Unterlagen, zu denen auch ein Foto von ihr gehörte, und wusste daher, dass sie eine lebhafte, attraktive, junge Frau war. Genauso war ihm klar, dass Gefühle nicht immer abzuschalten und auch der, für Logik und Nüchternheit bekannte, Befehlshaber der Ramrod Crew nur ein Mensch war. Es war nicht so verwunderlich, wie es im ersten Augenblick vielleicht erscheinen mochte, dass er dem warmen Lächeln dieser Frau erlegen war. Dennoch war Eagle auch bewusst, dass er seinen sehr zuverlässigen, pflichtbewussten und guten Mann vor sich hatte. „Ja, natürlich“, gestatte er ihm daher. „Der Fall ist sehr persönlich geworden, Saber“, äußerte er seine Gedankengänge dezent. Der Angesprochene riss kurz erschrocken die Augen auf. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er nicht mit der erforderlichen Sachlichkeit gesprochen hatte. „Das war er von Anfang an. Colt ist immerhin ein guter Freund, “ wich er aus. „Und natürlich ist Miss Adams als gute Freundin von Colt auch eine von Ihnen, “ schmunzelte der Commander verstehend. „Passen Sie auf, dass er nicht zu persönlich wird, der Fall, “ mahnte er dann. Jetzt schoss Saber die Verlegenheitsröte ins Gesicht. Sein Vorgesetzter hatte ihn durchschaut. Jeder andere wäre spätestens jetzt von dem Fall abgezogen worden, doch Eagle wusste, dass das Verantwortungsgefühl des Schotten dem nicht erlaubte sich noch eine weitere, noch so kleine, Verfehlung zu begehen. Er sorgte sich zu sehr um die Menschen, die ihm nahe standen und in diesem Fall konnte der entscheidende Vorteil sein, dass Pflicht und Liebe für den Recken zusammenliefen. Außerdem war es schon recht bemerkenswert, dass es ausgerechnet Saber Rider traf „Gut und jetzt sehen Sie zu, dass Sie wieder nach Tucson-City kommen, zu Ihrer, Verzeihung ich meinte, Colts Jolene kommen“, verabschiedete der Commander ihn mit einen leichten Schmunzeln. Die Röte in dessen Gesicht wurde ein wenig dunkler. „Ja, Sir“, salutierte Saber etwas fahrig und sah zu, dass er diesem Raum entkam.
 

Auf dem Flur atmete er erleichtert aus. Er war froh über das Verständnis des Commanders, froh auch über die zweite Chance und vor allem froh, endlich wieder nach Tucson-City zu können. Er hetzte zum Airport und wartete ungeduldig auf seinen Rückflug. Sicher war seine Kleine schon wach und wartete auf ihn. Er musste sich beeilen. Außerdem galt es, sich eine neue Taktik zu überlegen. Mit der bisherigen waren sie nicht weit gekommen. Ihm musste bald was Besseres einfallen.
 

Je näher Saber dem Krankenhaus, der Station und Chilys Zimmer kam, desto nervöser wurde er. Sie war immerhin seinetwegen verletzt und er hatte nicht mal gewartet, bis sie wach war, sondern hatte dafür ausgerechnet mit Sincia einen Kaffee getrunken. Wie lange würde es wohl dauern, bis Chily dies in seinen Gedanken nachlas und ihn dafür zur Rede stellte? Ihm stand nicht wirklich der Sinn danach, der Hebamme diese Begegnung gleich als erstes auf die Nase zu binden. Wie musste das gerade unter diesen Umständen auf sie wirken? Bevor er eintrat, schaute er noch einmal kurz auf den Strauß, eingeschlagen in blickdichtes Verpackungspapier. Zumindest darüber würde sie sich freuen. Er klopfte leicht und öffnete auf Zuruf die Tür. „Wie geht es dir, Jolene?“ Sie lag noch etwas blass und matt im Bett, aber ihre Augen strahlten und sie lächelte froh, als sie ihn sah. „Hey, da ist ja mein Manapi endlich, “ rief sie leise. Er schmunzelte leicht und setzte sich auf den Stuhl, der zwischen ihrem Bett und dem Fenster stand. „Ich konnte nicht eher, es tut mir leid“, begann er, doch sie nickte nur leicht. „Du musstest nach Yuma wegen der ganzen Angelegenheit. Ich weiß schon.“ Auch wenn es beruhigend war, dass sie Verständnis dafür hatte, verzog er das Gesicht ein wenig bei der Erinnerung an das Gespräch. „Ja, im Oberkommando herrscht gerade keine angenehme Stimmung“, antwortete er. „Dann kannst du wohl noch froh sein, dass sie dir den Kopf nicht runter gerissen haben?“ wollte sie wissen und schenkte ihm einen einfühlsamen Blick. „Das tun sie erst, wenn der Fall hier ganz abgeschlossen ist“, lächelte er leicht, damit sie sich keine Gedanken darum machte. Sie sollte schließlich erst mal wieder gesund werden. Ihre Blicke glitten über ihn. Seine Augen waren leicht gerötet. Er hatte wenig geschlafen. Vielleicht vorhin im Gleiter noch ein bisschen, aber insgesamt sah er völlig fertig aus. Er war gleich nach seiner Ankunft hierher gekommen, statt sich ein wenig Pause zu gönnen. Offensichtlich hatte sie ihm genauso gefehlt. Jetzt erst bemerkte sie seine Aufmerksamkeit und reckte neugierig den Kopf. „Was hast du mir da mit gebracht?“ – „Einen Hauch Freiheit.“ Damit reichte er ihr den Strauß. Ungeduldig rupfte sie das Papier auseinander und schaute, erst ein wenig überrascht, dann gänzlich erfreut, darauf. Entgegen dem, was sie erwartet hatte, hielt sie nicht die üblichen gekauften Rosen oder Gerbera in den Händen. „Wiesenblumen ...“ hauchte sie. Mohnblumen, Margeriten, Scharfgarbe, Goldrute und sonstige Kräuter und Gräser, die die Flora hier hergab, waren zum Vorschein gekommen. Jetzt grinste sie spitzbübisch. „Hast du was angestellt?“ fragte sie neckend. „Nein, nicht das ich wüsste“, lächelte er leicht zurück. „Da drüben muss noch irgendwo eine Vase sein. Bist du so lieb und stellst sie rein. Ich darf noch nicht aufstehen.“ Mit dieser Bitte gab sie ihm die Blumen und musterte ihn, während er das Papier in den Müll warf und sich nach dem Gefäß umsah. „Irgendwas hast du noch“, stellte sie fest. Das hatte kommen müssen, trotzdem wünschte er sich, er könne sich in Luft auf lösen. Es würde ihr nämlich ganz sicher nicht gefallen. Er stellte die Blumen in die Vase und diese auf das Fensterbrett. „Bringt ja doch nichts, wenn ich es dir nicht sage, außer Streit“, seufzte er dann. „Ich hab Sincia in Yuma getroffen.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, wünschte Chily sich, der Schuss hätte sie getötet. Ausgerechnet der Frau, die er hatte ehelichen wollen, war er über den Weg gelaufen. Das konnte nichts Gutes für sie bedeuten. „Oh, schön“, würgte sie hervor und versuchte sich weder das Aussetzen des Herzschlages anmerken zu lassen, noch dieses Ziehen in der Brust, als es wieder einsetzte. „Wie geht es ihr?“ fragte sie, weil sie nicht wusste, was sie sonst hätte dazu verlauten lassen sollen. „Bevor oder nachdem ich sie getroffen habe?“ fragte er zurück und setzte sich wieder zu ihr. „Sincia war verletzt. Unser Gespräch ist nicht gelaufen, wie sie es gerne wollte.“ Chilys Herz raste und ihre Phantasie spielte schlichtweg verrückt. Die Frau, die ihm so wichtig war. Wollte sie da wirklich wissen, ob sie nur ein Gespräch geführt hatten? Oder war davor oder danach noch etwas geschehen? Was hatte sie sich denn erhofft, die gute Sincia? Dass er sofort zu ihr zurückkam? War sie vielleicht deshalb verletzt, weil das sofort nicht möglich war? Chily schluckte hart. „Ich glaub nicht, dass ich mehr hören will“, presste sie gequält hervor. Rasch griff er nach ihrer Hand. „Du solltest aber mehr hören. Sincia hat mir einen Neuanfang vorgeschlagen.“ Am besten brachte er das jetzt schnell hinter sich. „Aber ich habe mich dagegen entschieden“, sagte er. Sie zog ihre Hand zurück und schloss die Augen. Tränen brannten unter ihren Lidern. „Falls du irgendwie denkst, du seist mir das schuldig, vergiss es.“ Mehr konnte sie nicht dazu sagen. Die Angst, er bliebe nur aus diesem Grund, schnürte ihr die Kehle zu. „Ich habe keine Gefühle mehr für sie, Jolene. Mein Herz gehört längst einer anderen, nicht Sincia, “ erklärte er und stellte richtig, als ihm klar wurde, dass es so klang, als gäbe es noch eine dritte: „Ich möchte keine andere mehr haben, Jolene. Du bist die einzige, mit der mein Leben teilen möchte.“ Wieder nahm er ihre Hand. Sie öffnete die Augen und klimperte die Tränen fort. „Bist du dir ganz sicher? Ich meine: Seit wann und wieso?“ hakte sie nach und ihre Stimme zitterte leicht. Er lächelte mild, aber auch etwas verunsichert. „Eine ganze Weile schon“, gestand er. „Aber wieso? Ich schätze, weil es das ist, was man allgemein als Liebe bezeichnet. Eine tiefe Verbundenheit, Vertrauen und Geborgenheit. All das, was ich bei dir finde, wenn ich dir bloß in die Augen sehe, Jolene Adams.“ – „Bist du dir sicher, dass das Liebe ist, von der du da redest?“ bohrte sie nach. So etwas konnten auch Schuldgefühle sein, aber sie wollte nicht, dass die es waren, die ihn mit ihr verband. Es sollte Liebe sein, alles andere konnte sie nicht ertragen. Er griff nach ihrer anderen Hand, wollte sie endlich wieder berühren. „Ja“, antwortete er. „Es fühlt sich an, als hätte ich das gefunden, wonach ich gesucht habe. Ich glaube manchmal, dich schon mein ganzes Leben zu kennen. Du stärkst mir den Rücken durch deine bloße Anwesenheit, gibst mir alles, was ich zum glücklich sein brauche.“ Wieder schluckte sie. „Warst du damals bei Sincia nicht der gleichen Überzeugung?“ Eine grausamere Frage hätte sie nicht stellen können, aber für sie war es zu wichtig. Der Recke fuhr zurück, als hätte er sich verbrannt. „Und wieder fängt es an. Es ist nicht das, was du hören wolltest und schon zweifelst du. Ich möchte nur sicher sein, dass wir das gleiche für einander empfinden, “ rechtfertigte sie sich leise. „Nicht jeder hat die Gabe in den anderen hineinsehen zu können, “ gab er rau zurück. „Die Zeichen, die du mir gerade gibst, verunsichern mich. Ich bin mir meiner Gefühle ganz sicher, mir vollkommen darüber im Klaren und mir derer auch bewusst. Aber...“ Er brach ab und sie beendete für ihn. „Aber meiner nicht. Richtig? Das wolltest du doch sagen. Glaubst du, ich ...“ Jetzt stockte sie ebenfalls. Wie sollte sie das alles in Worte fassen, was sie dachte? Wie sollte sie ihm sagen, dass sie fürchtete, Sincia wäre ihm noch immer wichtig und dass sie, seit er ihr beim Picknick seine damaligen Heiratsabsichten gestanden hatte, Angst davor hatte, dass ein kurzes Wiedersehen mit der Verflossenen reiche um die Hebamme zu verlassen? Wie sollte sie ihm sagen, dass es nur die Angst war, ihn zu verlieren, die sie den Kopf hatte abschalten lassen, als sie sich in die Schussbahn geworfen hatte? Wie sollte sie ihm sagen, dass sie argwöhnte, er deute vielleicht Reumütigkeit als Liebe? Wie sollte sie ihm sagen, ohne dass er sich zu große Sorgen machte, wie unsicher und verletzlich sie sich seit dem gestrigen Abend fühlte und sie deshalb so voll von Zweifeln war? Schnell wischte sie sich über die Augen, damit die Tränen nicht ihr nicht über die Wangen laufen konnten. Aber Saber hatte schon verstanden. Rasch rutschte er von seinem Stuhl und fand sich auf dem Krankenbett wieder, ehe er oder sie es richtig begriffen. Behutsam zog er sie in seine Arme und drückte seinen Kopf an ihre unverletzte Schulter. Nur bei ihr sein, nur ihr nah sein und sie spüren. Jetzt rollten ihr die Tränen über die Wangen. Hilflos versuchte sie ihre Arme um ihn zu legen, doch die Wunde erlaubte es nicht. „Ich“, schniefte sie. „Ich konnte das doch nicht zu lassen.“ Saber hob den Kopf und sah sie an. Zärtlich küsste er ihr die Tränen fort, wischte mit seinen Lippen die Spuren weg. „Ich wollte nur nicht ohne dich sein“, wisperte sie schwach. „Und ich möchte nie wieder ohne dich sein“, murmelte er zurück ohne die Liebkosung zu unterbrechen. „Halt mich“, hauchte sie flehentlich. „Werde ich immer“, raunte er zurück und presste sie, seitlich neben ihr liegend, so nah an sich, wie er konnte ohne ihr dabei Schmerzen zu verursachen.
 

Das Bett war schmal. Für gewöhnlich lag nur eine Person darin, weshalb die Beiden, die es sich nun teilten, sich so auf die Seite gedreht hatten, dass sie einander ansehen konnten. Chily drückte ihren Kopf gegen die Brust des Recken. Er hatte seinen auf einen Arm gestützt und fuhr mit der freien Hand durch ihr feines, weiches Haar, ließ die Fingerspitzen sacht über ihren Nacken wandern. Das hätte er ewig tun können. Die Zeit schien ohnehin gerade still zu stehen, so ließ die Stille in dem Krankenzimmer vermuten. Saber und Chily genossen einfach nur die Ruhe und die Gegenwart des anderen. Die Hebamme kuschelte sich noch ein wenig enger an ihn und fuhr ihm kraulend mit der Hand über den Oberkörper. „Ist so schön bei dir zu sein“, murmelte sie behaglich. „Mir geht es nicht anders, Jolene“, erwiderte er und hauchte ihr leichte Küsse auf die Konturen ihres Ohres. „Als ich zum ersten Mal aufgewacht bin, war nur Colt hier. Mir war schon klar, dass du nach Yuma musstest, aber ich hätte dich doch lieber hier gehabt, “ erzählte sie flüsternd um die Stille nicht gänzlich zu zerstören. „Mir ist es schwer gefallen, zu gehen, aber ich konnte nicht anders handeln. Ich habe meine Abreise so lange wie möglich hinausgezögert, “ gestand er und ließ seine Lippen über ihre Schläfen zu ihrer Stirn wandern, glücklich darüber bei ihr zu sen. „Es kommt nicht wieder vor. Von nun an bleibe ich bei dir, “ versprach er leise. Die beiden waren so in einander versunken, dass sie Colt nicht hörten, der leise eingetreten war. Da Saber mit dem Rücken zur Tür lag, sahen die beiden den Kuhhirten auch nicht. Der aber hatte die letzten Worte des Schotten gehört. „Der Zug ist abgefahren“, erklärte Colt trocken und ehe er wusste wie ihm geschah, fühlte Saber sich am rückwärtigen Hosenbund und Hemdkragen gepackt und über die Bettkante gezogen. Recht unsanft landete er auf dem Boden. „Wärst du nicht gegangen, hättest du sie behalten können, aber so“, fügte der Kuhhirte, der wie aus dem Boden gewachsen nun am Bett der Hebamme stand, hinzu. „Colt, was soll das?“ fragte der Recke so überrascht wie verstimmt über das jähe Ende der trauten Zweisamkeit. „Das wollte ich dich auch fragen“, versetzte Colt unbeeindruckt von dem Vorwurf. „Wieso bist du einfach abgehauen und hast nicht gewartet bis sie aufwacht?“ War dem Blonden denn nicht klar, wie viel er seiner besten Freundin bedeutete? Wie konnte er einfach die Pflicht über sie stellen? Der erhob sich und brachte seine Kleidung in Ordnung. „Ich konnte nicht bleiben, das weißt du ganz genau“, antwortete er und sah ihn ernst an. „Das Oberkommando läuft dir nicht weg. Die hätten ihren Bericht auch noch morgen bekommen können. Jolene ist ja wohl etwas wichtiger, “ ließ der Scharfschütze die Erklärung so überhaupt nicht gelten. Gedanklich gestand der Schotte, dass es nicht mal das schlechteste Argument war. „Ein Tag früher oder später kann über das Schicksal des gesamten Neuen Grenzlandes entscheiden. Colt, du weißt, dass ich es nicht getan hätte, wenn es nicht wirklich wichtig gewesen wäre, “ rechtfertigte der sich. „Falsche Antwort.“ Damit schob der Scharfschütze seinen Boss vom Bett weg. „Kannst auf den billigen Plätzen warten.“ Wenn er die ihm anvertraute Hebamme so nachlässig behandelte, hatte er in Colts Augen nichts mehr zu melden. Chily beobachtete das mit gerunzelter Stirn. „Du spinnst, Bullet. Das ist doch nicht deine Sache, “ stellte sie fest und versuchte sich aufzurichten, hielt aber in der Bewegung inne, als Saber sie ermahnte. „Die richtige Antwort, denn sonst wären wir alle innerhalb kürzester Zeit Outriderhäppchen, “ wandte er sich dann wieder an seinen Scharfschützen. „Sei froh, dass ich dich nicht dazu verarbeitet. Ich hab dir die Regeln im Umgang mit meiner Jolene gesagt. Sonst hältst du dich auch an jede noch so bekloppte Vorschrift, aber das war dir nicht wichtig.“ Der Cowboy schüttelte tadelnd den Kopf und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Deine Jolene? Colt, jetzt hör bitte auf mit dem Schwachsinn. Krieg dich wieder ein, “ mahnte der Recke. Die Hebamme war die einzige, die ihm sein Verhalten vorwerfen durfte, aber sie tat es nicht. Sie hatte Verständnis dafür. „Ich meine das verdammt ernst“, versicherte der Kuhhirte und schubste Saber auch noch leicht gegen die Wand. „Wieso soll ich mich ausgerechnet an eine deiner Regeln halten, wenn du dich noch nicht einmal selbst daran hältst? Wer hat Robin vor einem halben Jahr versprochen, sie zu heiraten und ist dann klammheimlich verschwunden?“ fragte der nun gar nicht so unberechtigt zurück. „Das ist was anderes“, stellte Colt prompt klar. „Das eine ist meine Robin und dann geht es um meine Jolene. Zwei verschieden Mädels. Mit der einen „ Er hustete leicht. „Mit der anderen nicht, “ erklärte er sachlich. „Du bist und bleibst ein Idiot, Kumpel.“ Widerwillen musste Saber schmunzeln. „Kann ich mit leben“, antwortete der schulterzuckend. „Und du hältst hübsch Abstand.“ Mit dieser Anordnung fing er einmal mehr an sich einzumischen. Der Recke stemmte die Fäuste in die Hüften. „Das ist wohl nicht deine Angelegenheit, Colt. Lass das mal Jolene und mich entscheiden, wie viel Abstand sein muss.“ Wahrscheinlich sollte er sich seelisch und moralisch langsam darauf einstellen, dass Colt bis zu seinem Lebensende meinte, ein Wörtchen in der Beziehung zwischen seinem Boss und seiner besten Freundin mitreden zu können. Die jedenfalls hatte mühsam ihr Kissen unter ihrem Kopf hervorgezogen und warf es, wenn auch schwach, doch Richtung Fußende zu den beiden. Es fiel zu Boden. „Bekomme ich mein Kissen wieder, das mir der Wind weggeweht hat?“ fragte sie unschuldig. Saber wollte sich danach bücken, doch Colt war schneller. „Vergiss es. Ich hab ja wohl grad was gesagt, “ mahnte er und brachte das Flugobjekt zur Hebamme zurück. Vorsichtig und liebevoll legte er es ihr wieder unter den Kopf, wo es hingehörte. „Da, du Pusteblume.“ Das war wieder der verlegen raue, aber zärtliche Tonfall, den er nur für sie hatte. „Dir geht es schon wieder viel zu gut“, bemerkte Saber. Tatsächlich hatte Colt nicht mal eine Krücke dabei, sondern lief ganz ohne, hinkte kaum merklich.
 

„Wann kann ich mit meinem Scharfschützen wieder an Board rechnen?“ wechselte der Schotte das Thema. Über den richtigen Umgang mit der Hebamme konnte er mit ihm schließlich ewig streiten. „Nicht so lange sie hier bleibt“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Das kann ich verstehen“, nickte der Recke. „Wir brauchen in der Tat einen kompetenten Mitarbeiter, der auf unsere drei Mädels Acht gibt, solange Fireball und ich versuchen, die Mine zu schützen.“ Diese Aussage erregte volle Aufmerksamkeit. „Wo sollen wir denn hin?“ wollte Chily wissen, während Colt überzeugt behauptete: „Das schafft ihr zwei doch gar nicht allein.“ Der Blonde unterdrückte ein Grinsen. „Soll ich Fireball sagen, dass wir beide ein kleines Nichts im Vergleich zum großartigen Colt sind?“ hakte er nach. „Komm schon, Kumpel, wir zwei managen das schon und du gibst bitte Acht, dass weder Jolene noch Robin oder April was passiert. Wär ja gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen würden.“ Prompt tappte Colt damit in die aufgestellte Falle. „Ihr beide? Einen besseren Witz hab ich nie gehört. Haha.“ Die Hebamme räusperte sich. „Freut mich, dass dich das amüsiert. Das war allerdings mein Ernst, “ versicherte der Schotte. „Ja, klar. Du nimmst ja alles ernst, nur nicht das was wichtig ist, “ kam es vom Scharfschützen zurück, wobei er auf seine beste Freundin wies, die noch einmal hustete. „Frosch im Hals?“ Saber trat einen Schritt näher ans Bett. „Nö, ich hätte nur gern eine Antwort auf meine Frage“, entgegnete sie und irritierte ihn. „Pardon?“ – „Wo wir Mädels denn hin sollen?“ wiederholte sie. „Der Commander dachte an Yuma. Ich denke an Louisville, “ antwortete er und rechnete mit der Schnute, die sie auch wirklich zog. „Muss das sein?“ klagte sie. „Ja.“ Darüber brauchte sie gar nicht erst zu streiten anfangen. „Aber du hast ja deinen Bullet dabei“, beruhigte er sie lächelnd. „Was hab ich dir eigentlich getan?“ stöhnte sie mitleiderregend. Der Schotte lächelte nur noch vielsagend. „Aber es ist keine gute Idee ihn bei uns zu lassen. Er kennt Pennyrile, wie seine Westentasche, “ versuchte die Hebamme das drohende Unglück abzuwenden. „Dann lass ich ihn erst recht hier. Ich hatte ja gehofft, dass er mir in Pennyrile verloren geht, “ erklärte der Recke nun breit grinsend. Da hatte sie ihn auf einen Gedanken gebracht. „Wie gut kennst du die Mine tatsächlich?“ wollte er dann von seinem Scharfschützen wissen. Die Idee geisterte ihm zwar erst in groben Zügen durch den Kopf, aber sie war endlich da. „Besser als du Chily, “ antwortete der. „Wie gut ist sie für Überraschungseier geeignet, die Mine?“ bohrte der Blonde weiter ungeachtet der Stichelei. „Ganz gut. Aber zwei sind zu wenig, “ grinste Colt zurück. „Wenn ich mir das so ansehe, kann ein drittes nicht schaden. Wir brauchen schließlich einen, der die ganze Aufmerksamkeit auf sich lenkt.“ Der Recke grinste nicht minder. „Na, da kenn ich doch ein sensationelles Exemplar.“ Stolz deutete Colt auf sich und war seinem Boss endgültig auf den Leim gegangen, der den Scharfschützen tatsächlich unbedingt an Board wissen wollte. Saber kannte ihn schließlich gut genug um zu wissen, dass ihr ihn nur lang genug am Ego zwicken musste, damit der Kuhhirte tat was er sollte und auch noch glaubte, dass er es so wollte. „Ja, vortreffliche Wahl. Ähnelt immer wieder einem Bruchpiloten aber für Ablenkungsmanöver das Beste, was die Kavallerie zu bieten hat. Schön. Dann kommt Jolly mit Lucky und Luke und für unsere drei Hübschen finden wir bestimmt einen Ladysitter.“ Endlich lief mal wieder etwas so, wie es sollte. „Die da muss man einfach nur ans Bett binden“, meinte der Cowboy mit Seitenblick auf seine Jugendfreundin. „Verkneif dir kluge Ratschläge in diese Richtung, Kuhtreiber“, mahnte Saber und ehe der Scharfschütze begriff, was gemeint war, schickte Chily ihn dezent aus dem Zimmer. „Bullet. Kannst du mal bitte Schwester May holen?“ fragte sie mit ihrem berühmten unschuldigen Augenaufschlag, bei dem Colt, entgegen aller guten Vorsetze, ihr brav aus der Hand fraß. „Fehlt dir was, Chily-Baby?“ wollte er gleich besorgt wissen. „Nur eine Schmerztablette. May weiß Bescheid.“ Im nächsten Moment war der Kuhhirte aus dem Zimmer.
 

„So wird man also Nervensägen in Krankenhäusern los“, bemerkte der Recke leicht schmunzelnd und stieß sich von der Wand, gegen die er bis eben gelehnt hatte, ab. „Geht es dir gut, Jolene?“ Sie streckte die Arme nach ihm aus. „So bald du endlich wieder hier bist.“ Darum musste sie ihn nicht zweimal bitte. Er setzte sich zu ihr aufs Bett. „Vielleicht hätte ich Colt sagen sollen, dass Schwester May die Nachtschicht hatte“, grübelte sie. „Nein, lass nur.“ Er nahm seine vorherige Position an ihrer Seite ein. „Bewegung schadet ihm nicht.“ Sie schmiegte sich wieder behaglich an ihn. „Wir werden also in Louisville Wachhunde bekommen?“ fragte sie wenig begeistert. Aber diese Überlegung passte nicht mehr in den Plan des Blonden. „Du bekommst Freunde von uns zur Seite gestellt, sie werden dich nicht einengen.“ Zweifelnd hob sie die Brauen. „Nach der Sache mit Suzie ist das ein schlechtes Lockmittel. Freunde von euch.“ Sie musterte ihn. „Was geht dir noch durch den Kopf?“ hakte sie nach. „Ich überleg nur grad, wie wir die Schmutzfüße austricksen können. Aber so ganz weiß ich noch nicht, wie wir das anstellen sollen, “ erwiderte er. „Schwindel nicht wieder.“ Sie bedachte ihn mit einem mahnenden Blick. „Ich schwindel dich nicht an. Ich weiß tatsächlich noch nicht, wie wir die Outrider verjagen und endlich schlagen sollen.“ Den Gedanken, dem sie ihn vorhin so unbeabsichtigt in den Kopf gesetzt hatte, musste er ausreifen lassen. „Du hast aber noch was im Kopf. Das weiß ich. Denkst du, die werfen dich raus?“ Ihr entging wirklich gar nichts. „Noch nicht“, wich er aus. Chily richtete sich leicht auf, stützte ihren Kopf auf die gesunde Hand und schaute ihn aufmerksam an. „Erklär mir das“, verlangte sie sanft. „Mein Gespräch mit Aprils Vater war nicht so berauschend, angesichts der Tatsachen. Aber noch hab ich die Chance, Commander Eagle zu beweisen, dass es richtig war, mich nicht von diesem Fall abzuziehen und mir die Entscheidung zu überlassen, mit wem ich zusammen arbeite. Du weißt, Colt, April und auch Fireball wären eigentlich schon lange von dem Fall freigestellt worden, “ berichtete er dann. „Ja, ich weiß. Gibt es noch was, dass ich wissen sollte?“ bohrte sie ernst nach, um sicher zugehen, dass er nicht ihretwegen Ärger bekam. Man musste die Dienstvorschriften der Starsheriffs nicht gelesen haben um zu wissen, dass der Recke eine davon sehr weit übertreten hatte. Er schüttelte träge den Kopf. „Du sagst mir noch nicht alles. Warum nicht?“ blieb sie beharrlich. „Okay“, seufzte er leicht. „Wie gut bist du mit dem blauen Blut gestellt, Jolene?“ Erstaunt hob sie die Brauen. „Freunde von mir schulden mir noch einen Gefallen, können, oder besser, dürfen aber nicht aktiv mithelfen. Prinz Roland hat eine sehr nette Freundin, mit der verstehst du dich sicherlich gut, “ lockte er lächelnd. Ihre Miene kündete nicht gerade von Begeisterung, eher von Widerspruch. „Ich möchte dich nur in guten Händen wissen. Und ehrlich gesagt, es geht auch um April und Robin. Auch die beiden brauchen Schutz und Prinz Roland kann da wunderbar helfen, “ fügte er noch weitere, wichtige Argumente hinzu. „Ich soll mich der Hofetikette unterwerfen?“ Zweifelnd sah sie ihn an. „Na, also schön. Wenn es sein muss, “ gab sie jedoch gleich nach. Er hatte schließlich auch so genug Ärger. „Und du bist dir sicher, dass du mir jetzt alles gesagt hast?“ wollte sie dann wissen. „Ja, denn alles andere musst du nicht hören, um es zu wissen“, gab er traurig lächelnd zur Antwort. „Eagle hat mich gebeten, in diesem Fall nicht zu persönlich zu werden, aber das kann ich nicht mehr.“ Jetzt schaute sie ihn betroffen an. Ja, sie hatte vermutet, dass es dazu kommen würde. Tröstend strich sie ihm über die Wange. „Nicht zu persönlich? Das würde nur gehen, wenn wir uns ab jetzt, bis zum Ende nicht mehr sehen, “ meinte sie. Wenn es sein musste, würde sie das eben tun. „Das will ich nicht“, entschied er. „Ich will nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst. Jedenfalls nicht noch mehr, “ versicherte sie. „Das werde ich auch nicht. Der Commander weiß, dass er sich auf uns verlassen kann und er sieht uns so manches nach.“ Beruhigend strich er ihr eine Strähne hinters Ohr. Sie kuschelte sich wieder an ihn. Er wusste besser als sie, in wie viel Schwierigkeiten er steckte, darüber musste sie also nicht diskutieren. „Genießen wir die Ruhe, bevor Colt wieder reinplatzt“, murmelte er leicht.
 

Dafür hatten sie kaum fünf Minuten, dann war vom Flur her zu hören, dass Colt zurückkehrte und Robin, April und Fireball im Schlepptau hatte, die die Hebamme ebenfalls besuchen wollten. Saber schwang sich etwas widerwillig aus dem Bett und blieb auf der Kante sitzen. Mehr dumme Sprüche als nötig wollte er nicht provozieren. Kaum waren die Vier eingetreten, konnte er gleich das Feld räumen. Robin und April nahmen Chily liebevoll in Beschlag. Eine gute Gelegenheit für den Recken seine beiden Freunde nach draußen zu lotsen und mit ihnen die Köpfe zusammen zu stecken. So feilten sie gemeinsam Sabers groben Plan aus. Gegen Abend hatten sie die ersten Schritte zur Umsetzung eingeleitet und eine Woche später, als Chily entlassen wurde, waren alle nötigen Vorbereitungen getroffen.
 

Ein wenig befangen schauten Robin und Chily sich in dem riesigen, hohen, langen Saal um. Schlanke hohe Fenster erstreckten sich an der Wand, ließen das Tageslicht hinein fluten und gaben gleichzeitig den Blick auf den weiten, farbenprächtigen Park frei. An der gegenüberliegenden Wand hingen schwere Teppiche mit dem Emblem des Königshauses Jarr. Der rote Läufer, gesäumt von quadratischen, mit Ornamenten verzierten, Säulen, über den die sechs Gäste schritten, endete mittig in dem Halbkreis der Empfangshalle vor dem Tisch mit dem Blumenbouquet. Da neben stand Prinz Roland und wartete auf sie. Er hatte sich über die Jahre kaum verändert, trug lediglich sein Haar seitlich und am Hinterkopf etwas kürzer, als es die Ramrodcrew von ihm kannte. „Howdy, Prinzenröllchen!“ begrüßte Colt ihn frech fröhlich, wie auch der Blaublütige es nicht anders erwartet hatte. „Oha. Wie ich sehe ast du disch kein bischen verändert, “ entgegnete er trocken. „Stimmt nicht ganz, ich hab meine bessere Hälfte dabei, “ kam es munter zurück und der Scharfschütze zog sacht die selbige wieder ein wenig auf seine Höhe. Robin löste die Augen von den Pfeilern und nickte Roland etwas verlegen zu. Der hatte einen anerkennenden Blick für sie. „Oh lala, Madam. Ihr Mut ist bemerkenswert, “ stellte der Prinz halb bewundernd, halb amüsiert fest. Immerhin hatte der Cowboy ganz unstrittig einen guten Geschmack. „Man kann es auch Leichtsinn nennen“, kommentierte der Rennfahrer. „Das liegt wie so vieles im Auge des Betrachters. Es ist tatsächlich recht angenehm euch wiederzusehen.“ Wer ihn kannte, wusste, dass dies eigentlich eine sehr große Wiedersehensfreude ausdrückte. Es war dem stolzen und etwas steifen Kronprinzen nicht gegeben, das entsprechend zu formulieren. „Wir freuen uns auch, Prinz Roland“, lächelte April und knickste leicht. Die Lehrerin schloss sich ihr an. „Es freut mich, Sie kennen zu lernen.“ An der Hebamme ging diese Szene völlig vorbei. Sie starrte gedankenverloren aus dem Fenster über den Park und konnte ihren Blick kaum abwenden. Saber stupste sie unauffällig an. „Jolene.“ – „Ja.“ Sie eiste sich nur langsam von dem Anblick los, aber rechtzeitig genug um Rolands dargebotene Hand anzunehmen, ehe es unhöflich wirken konnte. „Ich freue misch, Sie kennen zu lernen, Miss, “ grüßte er, sprach das „Miss“ jedoch fragend aus. „Einfach nur Chily, “ meinte diese ungezwungen. „Sehr erfreut, Schily.“ Sein Akzent erlaubte ihm die korrekte Aussprache nicht. Die Hebamme musste kichern, schlug sich aber rasch die Hand vor den Mund, damit es nicht wirke, als würde sie ihn auslachen. „Sorry, dann lieber Jolene, “ presste sie hervor. Roland nickte leicht, ließ seinen Blick über die Damen und die dazugehörigen Partner gleiten und bemerkte: „Isch werde nie verstehen, was diese Mädchen bei euch hält. Die berauschende Art und der gute Ton können es ja nischt sein.“ – „Ich verstehe jedenfalls, was Ihre Freundin bei Ihnen hält“, meinte Chily und sah sich noch einmal in dem Saal um. „Glasklar! Der wärmliche Akzent, “ grinste Colt keck. „Nein, ich meinte die Hütte hier. Bei der Größe hat sich die Gute sicher verlaufen und findet den Heimweg nicht mehr.“ Das Anwesen war schließlich beachtlich. Weder sie noch Robin hatten etwas Vergleichbares je von innen oder aus der Nähe gesehen, weshalb sie nun aus dem Staunen nicht mehr herauskamen. Der Prinz setzte noch ein drauf. „Sie aben den Garten noch nischt geseen, Vererteste“, erklärte er. „Jedenfalls nicht ausreichend davon“, antwortete sie. Damit konnte ihr Gastgeber das Herz der Naturverbundenen höher schlagen lassen. „Können wir das nachholen? Jetzt? Bitte.“ Sie verlieh ihren Worten mit dem gewinnenden Augenaufschlag die eventuell fehlende Überzeugung. Amüsiert lächelte April. „Macht ihr das mal, ich klinke mich aus und nehm das Zimmer unter die Lupe“, sagte sie. Langsam begann die Schwangerschaft anstrengender zu werden. Doch da mit war sie bei Chily an der falschen Adresse. „Nix da. Du hockst dich an die Frischluft. Das ist ein Muss, “ entschied sie energisch. Erstaunt schaute Roland erst auf sie dann auf April. „Eine forsche junge Dame“, stellte er fest, fragte sich aber gedanklich, wie sie und der weibliche Starsheriff zusammen gehörten. „Hebamme“, antwortete die, als hätte sie es in seinem Kopf nach gelesen. „Einer muss ja aufpassen, dass das alles in den richtigen Bahnen läuft, wenn der das nicht macht“, fügte sie mit leichtem Fingerzeig auf den Rennfahrer hinzu. „Ich würde sehr wohl, wenn ich könnte, also pass auf, was du sagst, Chily“, mahnte der sofort und zwinkerte ihr zu. So ernst wie es geklungen hatte, war es schließlich nicht gemeint. „Na klar, Little Daddy.” Chily blinzelte zurück. Sie hatte ihn schon verstanden. Dafür war der Kronprinz umso verwirrter. „Ihr beide...?“ Das konnte er schier nicht aussprechen. „Wie konnte Gott das nur zulassen?“ wollte er fassungslos wissen. „Wunder geschehen immer wieder“, gab die Hebamme leicht zurück. „Unglücke auch, “ ergänzte Colt trocken. „Jetzt ist aber mal gut, “ parierte Fireball. „Außerdem bist du hier für die Katastrophen verantwortlich, Viehtreiber, nur mal nebenbei bemerkt.“ Die Sticheleien gegen seine ungeplante Vaterschaft konnte er noch immer nicht vertragen. „Genau, Kleiner, deswegen begleite ich dich und Saber ja“, grinste der Scharfschütze munter. Der Blonde runzelte skeptisch die Stirn. „Ich weiß nicht, ob ich mich darüber jetzt freuen soll“, bekundete er zweifelnd. „Nimm ihn mit, Säbelschwinger!“ forderte April mit einem Blick, der eigentlich keinen Widerspruch erlaubte. „Wieso? Willst du Fire loswerden?“ wollte Chily wissen. „ Nein. Aber einer muss mir den Vater meines Kindes wieder heil heim bringen. Nach Adam Riese ist Fire der nächste Unglückspilz, “ gab die Schwangere mit einer gewissen Logik zurück. Schließlich war es unwahrscheinlich, dass es Colt ein zweites Mal erwischte. Somit blieben dafür nur noch Saber und der Rennfahrer übrig, womit die Erwartung höher war, dass es den Recken treffen konnte und nicht den werdenden Vater. „Können wir bitte etwas nach draußen gehen. Gleich bekomm ich einen Hüttenkoller.“ Der Hebamme gefiel diese Rechnung nicht, während der Kronprinz sie nicht verstand. „Dies Gleischung müsst ihr mir bei Gelegenheit näher erklären“, meinte er, führte seine Gäste zu der Glastür, die in den Park führte und hielt diese der Geburtshelferin auf. „Lieber nicht, Roland. Glauben Sie mir, den Irrsinn will keiner verstehen, “ entgegnete sie trocken.
 

Dann erblickte sie den Garten, der sich in jeder Weise märchenhaft vor ihr ausdehnte. „Oh, wie wunderschön“, flüsterte sie begeistert. „Eure Gärtner verstehen ihr Handwerk, Prinz Roland“, erklärte Saber, der nach ihr ins Freie getreten war, anerkennend. „Wie viele Quadratmeter hat das Anwesen noch mal?“ – „Das ist doch zweitrangig“, winkte Chily ab. „Ist das ein New Dawn Strauch der da wächst?“ fragte sie dann und wies auf die Kletter-Rose, die sich an einem Torbogen legte, und mit zartrosa farbenden Blüten an feines Porzellan erinnerte. „Ja, das sind New Dawn Rosen. Jedes Jahr werden es etwas mehr, es gefällt ihnen ier, “ erwiderte Roland. „Was ist am dem Stängel so besonderes, “ hakte der Scharfschütze eher gelangweilt nach und betrachtet die Pflanze eingehend. „Grün mit Bunt. So wie alles andere hier. Und auch noch mit Stacheln. Versteh ich nicht, “ erklärte er dann immer noch unbeeindruckt. Mit einem „Schwachkopf“ kommentiert, kassierte er dafür einmal mehr Chilys berüchtigten Haken. Manche Dinge würde er wohl nie lernen. „Das ist eine wirklich schöne Farbe, die die Blüten haben“, meinte sie dann an die anderen gewandt, die inzwischen gefolgt waren. Das bestätigte der Schotte. „Diese Färbung nehmen sie selten an.“ Für gewöhnlich war blühte die Rose rosa bis weißlich oder schneeweiß, wobei sie dann White New Dawn genannt wurde. Doch diese Blüten waren reines rosa. „Es ist wirklich wunderschön“, stimmte auch April zu und ließ ihre Augen über den Park wandern. Gleichzeitig begann Chily dort hin zu laufen, dahin zu springen und sich von der Gruppe zu entfernen, ohne dass es jemandem aufzufallen schien. „Es ist wirklich beeindruckend“, meldete nun auch Robin und Saber nickte leicht und zufrieden. Hier konnte er die drei Frauen also lassen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Sogar seine Jolene konnte sich wohl damit anfreunden, sonst wäre sie nicht so nach und nach im Park verschwunden. „Na, vielleicht doch Lust auf einen kleinen Spaziergang?“ Die Lehrerin stieß die werdende Mutter aufmunternd an. „Ich werde mich kurz verabschieden, und dann sollten wir aufbrechen. Noch einmal danke, Prinz Roland. Richtet eurem Vater schöne Grüße von uns aus.“ Damit folgte der Recke der Hebamme in die Richtung, in der er sie hatte verschwinden sehen. „Dann sollten wir euch nicht mehr länger aufhalten“, meinte Fireball und nahm April liebevoll in die Arme. „Pass auf euch auf, mein Schatz“, raunte er ihr zu und gab ihr einen kurzen Kuss. „Wehe, du fasst mir eine von den Damen an, Schmalzlocke. Dann wird die Rache fürchterlich!“ drohte Colt lachend. „Isch bitte disch, Colt. Zwischen uns beiden gibt es doch einen ereblichen Unterschied. Du würdest es ungefragt tun. Isch niemals, “ erwiderte der würdevoll. „Der einzige Vorteil hierbei ist, dass du ja nicht auf blond stehst, Prinzessin, “ lachte Fireball, löste die Umarmung dabei, hielt seine Freundin aber noch an der Hand. „Wer at denn so etwas beauptet?“ wollte der Roland mit unterdrücktem Grinsen wissen. „Ach, ich hab da so dies und jenes gehört“, kam es vage, aber offenkundig heiter zurück. „Dein Vater erzählt das ganz gerne mal.“ – „Er weiß auch nischt alles“, ließ sich der Kronprinz zu einem leichten Scherz hinreißen. „So bonne chance, mes amis.“ Der Kuhhirte setzte an, die Stichelei fortzuführen, aber Robin mischte sich ein, bevor ein endloses Geplänkel daraus wurde. „Werde ich dir sehr fehlen?“ fragte sie mit diesem besonderen Blick, der ihn ganz verrückt machen konnte. Prompt schoss er auch zu ihr herum, zog sie in die Arme und drückte ihr einen so stürmischen Kuss auf die Lippen, dass ihm der Hut vom Kopf rutschte. Sie schlang ihrerseits die Arme um ihn und erwiderte die Liebkosung. Spöttisch grinsend stieß der Rennfahrer Roland an und wies auf die Beiden. „Hach, muss Liebe schön sein“, schmachtete er übertrieben. „Es grenzt fast an Ermordung“, befand der, weil es bei diesem Hochleistungsknutsch schon recht verwunderlich schien, dass die beiden überhaupt noch Luft bekamen. „Hoffentlich findet Saber den Rückweg bald, bevor das hier ausartet“, frotzelte Fireball. „Das werden sie dann doch nischt machen, oder?“ Unsicher legte der Lockenkopf die Stirn in Falten. Der Japaner hob die Schultern. „Das ist Colt.“ Das war doch Erklärung genug. „Der tut alles, das müsstest du inzwischen wissen“, stimmte April dem zu. Unter diesen Worten wurde Robin die Szene langsam aber sicher unangenehm. Sie stemmte sich gegen ihren Verlobten und schob ihn von sich. „Ich hab es verstanden, Colt“, meinte sie. Aber er schien gerade erst in Fahrt gekommen zu sein und zog sie wieder zu sich. „Ich glaub, ich muss es dir noch ein bisschen erklären, Schätzchen.“ Erneut schob sie ihn fort. „Wenn du wieder zurück bist“, erklärte sie. „Da muss ich dir dann zeigen, wie sehr ich dich vermisst hab“, widersprach der Kuhhirte und wollte sie wiederum in seine Arme ziehen. „Colt, reiß dich zusammen, wir müssen los, “ ertönte Sabers Stimme. Mit schraffen Schritten näherte er sich der Gruppe. „Meine Rede“, lachte Fireball munter. „Aber auf mich wird ja nicht gehört.“ Er gab April noch einen raschen Kuss. „Mach es gut, vergiss mich nicht.“ Ein kurzes Nicken zu Saber, dann wurde der Cowboy rechts und links packt und zu dem parkendend Friedenswächter geschleift. „Nichts wird einem gegönnt“, protestiert er, woraufhin ihm die beiden auch noch den Mund zu hielten. „Passt auf euch auf“, rief Robin ihnen nach. „Aber immer doch, Robin.“ – „Wir sind doch die Vorsicht in Person.“ Die beiden Frauen winkten bis die Jungs die Rampe hinauf waren. Hoffentlich kehrten sie bald und vor allem wohlbehalten zurück. Jeder Einsatz konnte der letzte sein, die Gefahr war immer mit dabei.



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