Zum Inhalt der Seite

Katenha

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Scherben

Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter noch kein Stück gebessert, was sehr ungewöhnlich war. Normalerweise hielt es nur sechs Stunden an, aber diese neblige Phase dauerte schon über einen halben Tag an.

Raven hatte aus ihm nicht bekannten Gründen die halbe Nacht wach gelegen und sich von einer auf die andere Seite des Bettes geworfen; wahrscheinlich störte ihn inzwischen allein die Anwesenheit von anderen Menschen, ohne dass er sie sah – zumindest nahm er das an.

Im Bad angekommen stellte er fest, dass er heute auch ohne bösen Blick katastrophal aussah. Zerzauste blonde Haare, dunkle Ringe unter den braunen Augen und eine ungesund bleiche Gesichtsfarbe; bei diesem Anblick würde Noevy sicher schnell freiwillig die Wohnung verlassen.

„Freu dich doch, jetzt verhältst du dich nicht nur scheiße, sondern siehst auch noch so aus“, begrüßte er sein Spiegelbild. „Passt doch richtig gut.“

Er konnte einfach keine halbwegs gute Laune haben, wenn er genau wusste, dass er noch einige Stunden die Anwesenheit eines kleinen, nervigen Jungens ertragen musste, der nie die Klappe halten wollte und immer genau die falschen Fragen stellte.

„Selbst Pech, hättest ihn auch ignorieren können, jetzt hast du den Salat.“

Raven warf seinem Spiegelbild noch einen bösen Blick zu, verließ das Bad und stieß fast mit Noevy zusammen.

„Morgen“, brummte er verstimmt und versuchte, sich ungeschickt an seinem Gegenüber vorbeizudrängen, doch er wurde an der Hand festgehalten.

„Wie siehst du denn aus?“, fragte Noevy besorgt, während er ihn von oben bis unten musterte.

„Wie immer“, antwortete Raven gereizt und machte sich unwirsch aus der Umklammerung frei. Es gab Dinge, die ließ man bei ihm wirklich lieber bleiben.

„Aber wieso?“

„Hör endlich auf mit den dummen Fragen!“ Nur mit Mühe behielt Raven die Beherrschung, lange hielt er das nicht mehr durch. Noevy bemerkte dies anscheinend nicht und näherte ihm noch ein wenig. „Ich will dir doch nur...“

„Halt die Klappe!“, schrie Raven ihn schon fast hysterisch an; mit der freien Hand holte er aus und schlug Noevy so fest wie möglich ins Gesicht. Entsetzt wich dieser vor ihm zurück und stolperte einige Schritte nach hinten.

„Du gehst mir unglaublich auf den die Nerven mit deinen Gequassel, dauernd willst du dich einmischen. Kapier das einfach und verschwinde!“

„Aber Raven, ich...“

Noch einmal schlug Raven zu, dann zerrte er Noevy aus der Wohnung und brüllte durch die geschlossene Tür: „Hör auf, mich anzulügen; du kennst mich nicht, also willst du mir bestimmt nicht helfen, niemand will das...“ Der Rest ging im Geschepper zerbrechenden Geschirrs und umfallender Gegenstände unter.

Verstört stand Noevy vor der Tür, die ihn von der Katastrophe trennte, und hörte, wie Ravens irrationaler Gefühlsausbruch immer mehr Opfer forderte. Die Hilflosigkeit trieb ihm gegen seinen Willen die Tränen in die Augen. Was hatte er nur getan?
 

Im Inneren des Apartments sah es aus wie auf einem Schlachtfeld, überall lagen zerstörte oder verstreut herum liegende Gegenstände auf dem Boden verteilt.

Das einzige, was noch halbwegs lebte, war die Tür, doch auch sie wies schon Spuren der Zerstörung auf, denn Raven hatte es nicht lassen können, mit einem Brieföffner immer wieder auf sie einzustechen.

Jahrelang hatte er es geschafft, die Wut, Verzweiflung und Schuldgefühle so gut es ging zu verdrängen und in sich hineinzufressen, indem er einfach jeden gemieden hatte, allerdings hatte Noevy sie alle ohne es zu wollen wachzurufen.

Langsam regte er sich ab, lehnte sich erschöpft gegen die Tür und betrachtete das furchtbare Chaos um ihn herum.

Noevy...

Wütend auf sich selbst ließ er den Brieföffner fallen und vergrub verzweifelt das Gesicht in den Händen. Gerade erst registrierte er, dass er Noevy geschlagen, beschimpft und vor die Tür gesetzt hatte. Sein Gewissen meldete sich; so extrem war er noch nie mit jemand Fremdes umgesprungen. Wenn Noevy etwas passiert wäre, konnte er nicht abstreiten, dass er dazu beigetragen hatte.

Ohne unnötig Zeit zu verlieren, riss er die demolierte Tür auf und stolperte beinahe über seinen nächtlichen Gast, der völlig aufgelöst vor der Tür kauerte und seine Umgebung gar nicht bewusst wahrnahm.

Raven setzte sich zu Noevy, legte ihm zögernd einen Arm um die Schulter – er wusste gar nicht mehr, wann er das zum letzten Mal bei jemandem getan hatte –, traute sich aber nicht, ihn direkt anzusehen. Er schämte sie zu sehr für sein übertriebenes Verhalten.

„Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, wie da passieren konnte.“ Im Entschuldigen war er noch nie besonders gut gewesen. „Ich...“

Weiter kam er nicht, denn Noevy fing unkontrolliert an zu weinen und gab sich selbst die Schuld für das, was bisher geschehen war.

In den nächsten zehn Minuten war Raven damit beschäftigt, den braunhaarigen Jungen zu beruhigen und ihm klarzumachen, dass sie das alles am besten vergessen sollten, bevor sie in die verunstaltete Wohnung zurückgingen und mit dem Aufräumen begannen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Flippi
2009-08-11T22:29:14+00:00 12.08.2009 00:29
~ And Action ~

So, und schon wieder ein kapi!
Irgendwie bin ich da wirklich super schnell durchgekommen?o.Ô
Hat mich ja selber verwundert...
Gut, also interessant war es auch wieder!^.^
Gut und es hat sich da doch einiges bestätigt was ich schon vorher gedacht hatte!^.^
Hi, hi, hi!

-> Raven hatte aus ihm nicht bekannten Gründen die halbe Nacht wachgelegen, wahrscheinlich störte ihn inzwischen die Anwesenheit von anderen Menschen- zumindest nahm er das an.
(Gut, muss zwar nicht umbedingt an ihm liegen: Grund nummer 1. Der Gute hat sonst auch dauer schlafstörungen? => Wie ich... das ist so schööön doof.... =.= Sonst wär ich nun auch nicht noch was.... gut und ich bewege mich auch immer so schön.... ah, hat gerade eine Kollegin von mir gesagt als sie bei mir übernachtet hatte... immer auf dem Bett hin und her drehen......... =.= ahhh!!!! Gut und Grund Nummer 2. hat da deine Figur schon gesagt... und ich denke mal es wird wohl auch das sein..... oder ich vermute doch mal... der andere ist ja nicht so ein Sonnenschein der immer schön besuch bekommt..... ausser ich würde mich so gross dabei irren?O.O)

->„Du gehst mir unglaublich auf den die Nerven mit deinen Fragen, sieh es endlich ein. Und jetzt verschwinde!“
(So, und das dachte ich mir im letzte Kapi ja schon, und schon ist es so weit! hi, hi, hi! Diese Stelle musste einfach einmal kommen! Er musste einfach mal die Gedult verliehren bei solchen schönen Fragen!^.^ Gut aber na ja.... er wird es wohl überleben müssen... mache Menschen sind nun halt bisschen wisbelgierung und wollen auch viel wissen.... er hätte wohl einfach Person XY nicht nach Hause genommen, aber zu spät ist zu spät!;P)

So, und wieder was geschaft!^.^
Hi, hi, hi!
Lg

Flippi

~ Reaction ~
Von:  Laniechan
2009-03-15T16:34:44+00:00 15.03.2009 17:34
o.ô OMG! Hat Raven eine multiple persönlichkeit? der kann einem aber auch leid tun. nicht, dass es in ordnung wäre, dass er noevy geschlagen hat. aber man merkt deutlich, dass er verzweifelt ist...
Von:  ReinaDoreen
2008-08-09T19:48:37+00:00 09.08.2008 21:48
Solch eine Reaktion hat Noevy sich bestimmt nie gedacht. Aber Raven ist völlig ausgerastet. Noevy hat wirklich vor der Tür gesessen. Und er hat Schuldgefühle, doch er wollte nur nett sein.
Aber Noevy scheint kein zu Hause zu haben.
Reni


Zurück