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Taste of love

von

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Secrets

Wow, lange kein Update mehr <____< Dabei bin ich schon weiter mit der FF... *seufz*
 

Chapter 3: Secrets
 

Verdammt noch mal, Ruki! Wie oft soll ich dir das noch erklären, bis du es endlich in deinen Dickschädel kriegst?!“

Der Besitzer des Colors schlug wütend mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch und sein Angestellter zuckte kaum merklich mit den Augenlidern.

„Du bist nicht hier, um zu tun und zu lassen, was du willst! Sondern du bist verflucht noch mal hier um zu arbeiten, und wenn du deinen Job behalten willst, dann tu das gefälligst auch!!!“

„Aber Saga-sama, ich hab nicht—“

„Es ist mir egal, was du nicht hast!“, schnitt Saga ihm das Wort ab. „Du hast diese Woche schon den dritten Kunden verscheucht und ob du’s glaubst oder nicht, als Chef dieses Clubs bin ich daran interessiert, dass er gut läuft – was garantiert nicht so bleiben wird, wenn du so weiter machst!“

„Aber--...“

„Hast du eigentlich die leiseste Ahnung, wie schnell sich so was herumspricht? Bald werden sich die Gerüchte um dein unangebrachtes Verhalten in der ganzen Szene verbreitet haben und dann werden sich die Leute zweimal überlegen, ob sie überhaupt noch hierher kommen!“

Ruki ballte die Fäuste. Das Ganze war ihm jetzt echt zu blöd – der Mann hatte doch keinen Schimmer von gar nichts!

„Er hatte es doch verdient!“, platzte er heraus. „Sie hätten sehen sollen—“

„Zur Hölle mit deinem Urteil, Ruki.“ Sagas Stimme war jetzt wieder ruhig, jedoch bestimmend. „Du darfst einen Kunden nicht als gottverdammtes Arschloch beleidigen – selbst wenn er eins ist. Geht das in deinen Hohlschädel rein?“

„Ich...“

„Ich will nichts mehr hören.“ Rukis Chef hob eine Hand zum Zeichen für ihn, den Mund zu halten. „Und damit meine ich nichts. Auch keine weiteren Beschwerden über dein Rumgezicke oder dergleichen. Wenn du deine Tage hast, reagiert dich woanders ab!“ Er widmete sich einigen Unterlagen auf dem Tisch. „Und jetzt mach, dass du wegkommst.“

„Ja, Chef“, presste Ruki mit knirschenden Zähnen hervor und verließ das Büro.
 

***
 

Uruha packte gerade seine Sachen zusammen, als Ruki in die Umkleide stürmte und sich mit einem wütenden Knurren auf den nächstbesten Stuhl warf.

„Was fällt dem eigentlich ein, mich so herumzukommandieren?!? Ich bin doch nicht sein Sklave!!!“

Der Größere runzelte die Stirn und entschied dass es besser war, den Anderen in seinem derzeitigen Zustand nicht anzusprechen. Außerdem sollte Aoi gleich fertig sein...

Er stopfte noch einige Dinge in seine Tasche und wartete wortlos auf seinen Lover.

Stattdessen kam aber nach zehn Minuten Chiyu hereingerauscht und versprühte wie üblich etwas von seiner Arroganz, indem er erstmal Ruki abschätzend ansah (dieser wurde das Gefühl nicht los, dass Saga Recht hatte, was die Gerüchte anging) und sich dann Uruha zuwandte.

„Sag mal, Uru-channie...du wartest nicht zufällig auf deinen hübschen, schwarzhaarigen Freund?“, fragte er hämisch grinsend. „Ich glaube nämlich der hat dich vergessen! So unscheinbar wie du bist, wäre das ja kein Wunder...“
 

„Hast du nichts Besseres zu tun, als ständig andere Leute anzugiften? Wird dir nie langweilig?“

Chiyu drehte sich um und erblickte Masato, der gerade den Raum betreten hatte.

„Hmm...jetzt, wo du es sagst, Masato, ich hab noch eine Verabredung mit dem Chef! Hier ist mir zuweilen wirklich langweilig. Also, man sieht sich“, fügte er hochmütig hinzu und stolzierte aus dem Zimmer.

„Arschloch“, kommentierte Ruki mürrisch.

„Alles okay, Uruha?“, wollte Masato wissen und trat näher zu ihm.

Der Dunkelblonde wandte den Blick ab und meinte abweisend: „Ich brauche keine fremde Hilfe, um mich zu verteidigen! Das krieg ich schon allein hin!“

Masato seufzte und ließ ihn in Ruhe. Wer wusste schon, was der für Probleme haben konnte. Ruki sah auch nicht besonders gesprächig aus, also versuchte er sich solange etwas zu erholen, bis entweder Shou oder Takeru sich blicken ließen.
 

***
 

„Du, Tora-san...?“

Der schwarzhaarige Barkeeper konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den jungen Blonden anschaute, der seine Arme auf die Theke stützte und den Kopf fragend zur Seite neigte.

„Warum die höfliche Anrede, Takeru?“, schmunzelte er. „Du bist doch sonst nicht so formell!“

„Ich wollt’s mal ausprobieren...aber ich glaub ich bleibe doch bei der einfacheren Version“, grinste dieser zurück. „Was ich fragen wollte...hast du eigentlich noch nicht bemerkt, dass dieser Typ da drüben“, er deutete mit dem Kopf unauffällig in Richtung eines gewissen Brünetten, „deinetwegen herkommt?“

„Doch, längst.“

„Wirklich??“ Takeru machte große Augen. „Aber du lässt dir nie was anmerken!“

Tora zuckte mit den Schultern. „Weil ich nicht auf Typen stehe.“

Sein Gegenüber machte einen gespielt beleidigten Gesichtsausdruck. „Nicht mal auf so süße, wie mich?“, feixte er dann.

Der Größere lachte. „Nein, tut mir leid, auch nicht auf solche.“

Takeru rollte mit den Augen und seufzte theatralisch. „Du bist so herzlos, Tora...!“

„Hast du nicht vorhin gemeint, dass du es eilig hast?“

„Ja, ja, ich geh ja schon!“, zog der Blonde eine Schnute. Er verabschiedete sich vom Barkeeper und hüpfte davon.
 

Tora warf einen Blick in Richtung des unbekannten Brünetten und bereute es gleich wieder als sich ihre Augen trafen. Er sah so beiläufig wie möglich wieder weg und konzentrierte sich auf seine Arbeit. ~Ich würde ihm nur falsche Hoffnungen machen, wenn ich ihn beachte...~
 

***
 

„Gibt es eigentlich Kunden...“, fragte Shou nachdenklich, als er mit Masato in einem nahegelegenen Imbiss Pause machte, „die ohne Sex zufrieden sind?“

Sein Freund runzelte die Stirn über die seltsame Frage. „Na ja...klar, manche wollen nicht bis zum Äußersten gehen, wegen der Sicherheit oder wegen moralischen Bedenken...“

Shou schüttelte den Kopf. „Nein, das meinte ich nicht. Gibt es welche, die einfach nur zum Reden herkommen?“

Masato überlegte und schien für einige Augenblicke abwesend zu sein. Schließlich antwortete er: „Kommt eher selten vor, denk ich. Wenn jemand reden will, ruft er die Seelsorge an oder so... Weshalb fragst du?“

„...Hmm... ...“

Einige Sekunden vergingen, aber mehr schien Shou nicht zu sagen zu haben.

„’Hmm’? Danke für diese ausführliche Antwort“, grinste Masato.

Der Braunhaarige versuchte sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. „Sorry…ich bin ein bisschen neben der Spur in letzter Zeit.“

„Das sehe ich. Willst du mir erzählen, was dich so beschäftigt?“, bot der Ältere an.

„Da ist so ein Kunde…“ Doch Shou schien schon wieder gedanklich abzuschweifen, sodass sich sein Gesprächspartner gezwungen sah, ihn zurückzuholen: „…der nur zum Reden kommt?“

„…ähm…ja.“

„Wie lange schon?“

„Seit einer Woche. Ich werd einfach nicht schlau aus ihm“, wurde geseufzt.

„Hm. Kommt er generell einfach ins Colors, oder nur speziell zu dir?“

„Ich denke…nein, ich weiß, dass er nur zu mir kommt.“

Masato hatte das komische Gefühl, dass Shou das mit einer Art Stolz in der Stimme gesagt hatte, aber er verscheute diesen Gedanken wieder.
 

„Also solange er bezahlt, wird Saga wohl zufrieden sein, und wenn dieser Typ auch damit zufrieden ist, dann umso besser für dich“, zuckte er mit den Schultern.

Shou sah allerdings nicht ganz so erleichtert angesichts dieser Tatsache aus, sondern wirkte vielmehr irgendwie zerstreut. Er biss sich auf die Unterlippe und starrte wortlos die Tischplatte an.

„Oder?“, fragte Masato noch mal nach. „Ich meine…du bist doch immer ziemlich erleichtert, wenn dir ein Kunde mal erspart bleibt und du nicht so viel Stress hast.“

„Keine Ahnung.“ Der Braunhaarige seufzte und fuhr sich durchs Haar. „Bei Hiroto ist es irgendwie…anders.“

„Bei…Hiroto?“ Sein Freund sah ihn plötzlich beunruhigt an. „Ist das sein Name?“

„Ja“, erwiderte Shou augenrollend. Er wusste, was er jetzt zu hören bekommen würde, nur dass Masato es diplomatischer ausdrückte, als manch Anderer das vielleicht getan hätte.

„Ich kann es dir nicht verbieten, aber…du weißt, dass wir das nicht tun dürfen. Kunden so informell ansprechen…du solltest seinen Vornamen eigentlich gar nicht wissen!“

„Ja, ja… Was kann ich denn dafür, wenn er ihn mir verrät? Ich hab ihn nicht darum gebeten…“

„In dem Fall solltest du ihn trotzdem nicht benutzen, vor allem nicht, wenn Saga-sama in der Nähe ist“, riet sein Gegenüber leise und fügte dann hinzu: „Und auch nicht in Anwesenheit der Anderen…vor allem in Chiyus.“

„Phuu… das weiß ich doch alles, Masato. Aber ich krieg ihn einfach nicht aus meinem Kopf.“ Shou ließ den Kopf sinken und schloss die Augen, während der caramelblonde Mann ihm gegenüber ihn mit einem besorgten Blick bedachte.

„Hey…du wirst dich doch nicht in ihn—“

„Psst“, unterbrach ihn Shou eindringlich. „Ich denke selbst schon genug darüber nach, ob ich das hab. Wenn du mir jetzt auch noch damit kommst, werd ich noch ganz kirre…!“

„Okay, okay, Entschuldigung“, hob Masato die Hände rechtfertigend in die Höhe.
 

„Jetzt hab ich dich die ganze Zeit nur mit meinen Problemen beladen…es tut mir leid, Masato“, meinte der Jüngere schuldbewusst. „Du wolltest doch auch wegen irgendwas mit mir reden, oder?“

„Ach, das war gar nicht so wichtig…“, winkte dieser lächelnd ab. „Ich war nur ein bisschen müde in letzter Zeit…ich glaub, mein Kreislauf spielt etwas verrückt.“

„Warst du mal beim Arzt deswegen?“

„Nein…was soll ich denn da? Der kann mir auch nichts Genaueres sagen… Ich bin sicher, das kommt nur von dem Stress gerade. Da fällt mir ein, ich muss früher wieder zurück, Saga wollte mich noch wegen irgendwas sprechen“, erinnerte sich Masato und stand auf. „Kommst du mit?“

Shou sah aus dem Fenster. „Ach…geh schon mal vor, ich komm dann nach.“

„Okay. Bis dann.“

„Bis dann…“

„Und mach dir nicht zu viele Gedanken, ja?“

„M-hm.“
 

Kurz nachdem sein bester Freund gegangen war, verließ auch Shou den Imbissladen und fand sich vor der Tür unter einem leichten Regenschauer wieder. Er blickte auf zum dunklen, bedeckten Himmel und ließ die angenehm kühlen Wassertropfen auf sein Gesicht fallen.

In dieser Nacht würde er Hiroto wieder treffen. Dieser hatte ihn unbedingt sehen wollen, obwohl die erste Hälfte von Shous Arbeitszeit schon belegt gewesen war. Seit jenem Abend als Shou zufälligerweise früher im Colors gewesen war und sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte der Jüngere keine Gelegenheit ausgelassen, ihn zu sehen. Allerdings hatte er sich auch felsenfest an seine Ankündigung gehalten, nur reden und Gesellschaft haben zu wollen.

Er hatte immer seine Sachen angelassen… Und Shou hatte sich viel zu oft dabei erwischt, dass er das lieber eigenhändig geändert hätte – aber er hatte sich natürlich an den Wunsch des Kunden zu halten.

Der Braunhaarige atmete tief die frische, nach Regen duftende Luft ein und warf einen letzten Blick zum Nachthimmel. Dieser Gedanke wollte einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden.

~Hiroto…~
 

***
 

Masato sah kurz auf die Uhr, um sich zu vergewissern, dass er auch zur richtigen Zeit zu Saga gekommen war, da niemand auf sein Klopfen geantwortet hatte. Aber die Uhr zeigte genau halb drei Uhr nachts an, wie vereinbart.

Er versuchte es noch einmal und diesmal hörte er von drinnen die Stimme seines Chefs: „Komm rein, es ist offen!“

Er betrat das Büro und unterdrückte den Wunsch, die Nase über den sich ihm bietenden Anblick zu rümpfen. Auf Sagas Schoß hatte es sich Chiyu bequem gemacht und bedachte Masato beim Hereinkommen mit einem selbstzufriedenen Grinsen.

„Sie wollten mich sprechen?“, wandte er sich direkt an Saga, ohne seinen Kollegen weiter zu beachten.

„Ja, Masato. Es geht um Ruki. Ist dir letztens irgendwas an ihm aufgefallen?“

Der Blonde runzelte die Stirn. „Nein, er verhält sich genauso wie immer. Vielleicht ein bisschen reizbarer – soweit sich das überhaupt noch steigern lässt.“

„Hm.“ Saga spielte beim Reden mit einer von Chiyus Haarsträhnen. „Er macht etwas zu viel Ärger in letzter Zeit. Da du mein erfahrenster Mitarbeiter bist, würde ich dich deshalb bitten, ihn im Auge zu behalten. Okay?“

„Ja, Saga-sama.“ Mit der leichten Andeutung einer Verbeugung verließ Masato den Raum wieder und machte sich auf den Weg in die Umkleide.
 

***
 

Hirotos Schlafgewohnheiten hatten sich im Laufe der vergangenen Tage schnell verändert. Wenn er mittags in der Firma erwartet wurde, erschien er dort in erschöpftem und nur halbwegs konzentrationsfähigem Zustand, während er nachts hellwach war. Bei seinen nun regelmäßigen Besuchen im Colors wollte er nicht schlafen – er wollte die Zeit mit Shou möglichst sinnvoll verbringen.

Auch in dieser Nacht zog sich der 18-Jährige nach dem Duschen eilig an und verließ das Hotel etwa um viertel nach zwei.
 

Eine dreiviertel Stunde später betrat er einen der Räume des Clubs, zu dem ihn wieder der Junge namens Takeru geführt hatte.
 

Drinnen wartete bereits Shou auf ihn, jedoch – und das überraschte den Kleineren – ‚angezogener’ als sonst.

„Hey“, grüßte dieser ihn mit einem Lächeln.

„Hi…“, erwiderte Hiroto halblaut. Er war es bisher gewohnt gewesen, etwas mehr von Shous Haut zu sehen und ertappte sich zu seinem Schrecken dabei, dass er den momentanen Zustand ganz und gar nicht besser fand.

Shou kam derweil auf ihn zu und legte einen Arm um seine Taille. „Ich dachte, wir könnten heute mal runter in die Bar gehen, wenn du Lust hast“, erklärte er und neigte einladend den Kopf.

„Ähm…“ Warum fühlte sich Shous Arm auf seinem Körper plötzlich so heiß an? ~Gott verdammt, Hiroto, reiß dich zusammen!~ Der Blonde räusperte sich und lächelte zurück.

„Ja, warum nicht?“ Er war noch nie in der Bar gewesen…und wenn er ehrlich war, wäre er lieber mit Shou allein in diesem Zimmer geblieben, aber er redete sich ein, dass es keinen Unterschied machte, wo sie sich unterhielten.
 

***

„Masatooo~?“

Angesprochener wandte sich etwas erschrocken dem strahlend lächelnden Jungen zu, der sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte.

„Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt, Takeru… Was ist?“

„Glaubst du auch, dass Shou verknallt ist?“

„Hä?“ Der Caramelblonde zog beide Augenbrauen in die Höhe. Ob er daran glaubte? Er war sich sogar ziemlich sicher, wäre wohl treffender. „Wie kommst du denn darauf?“

„Ach komm, so was sieht man halt“, war die von einem breiten Grinsen begleitete Erklärung.

Dann setzte sich Takeru ihm gegenüber auf einen Drehstuhl und tat sogleich, was die Bezeichnung implizierte – sich darauf herumdrehen.

„Also ich finde das ja cool. Ich wüsste gern, wie das ist! Ich wünschte, ich wäre auch verliebt…“

~Ich wünschte, ich wäre es nicht…~, dachte Masato deprimiert, während er Takerus sich in alle Richtungen auf dem Stuhl streckende Gestalt betrachtete.

„Du siehst traurig aus“, stellte der Jüngere plötzlich unvermittelt fest und legte den Kopf schief.

Masato sammelte sich schnell und bekam ein Lächeln auf die Reihe. „Ach was. Stimmt doch gar nicht…“

„Das hilft dir jetzt auch nicht“, entgegnete Takeru mit einem ernsten Ton, den der Andere ihm gar nicht zugetraut hätte. „Du musst mal auf andere Gedanken kommen…an die frische Luft!“

Mit diesen Worten sprang er auf und rannte, ungeachtet Masatos Ruf „Hey, wo willst du hin?“, schnell wie der Wind aus der Umkleide.

Der Zurückgebliebene konnte nur staunend die Tür anstarren und sich fragen, was um Himmels Willen den Jungen eben geritten hatte.
 

***
 

Shou seufzte halb erleichtert, halb enttäuscht, als Hiroto seinem Vorschlag zugestimmt hatte, und führte ihn aus der Tür. Zwar würde ihr Treffen unten in der Bar weniger privat verlaufen, aber andererseits würde er dort auch nicht mehr ganz so sehr der Versuchung ausgesetzt sein, dem Jüngeren näher sein zu wollen.

Er suchte einen Tisch in der Ecke des Raums aus und sie setzten sich auf das weiche, dunkelrote Polster. Die Atmosphäre in der Bar war, wie Hiroto fast schon erwartet hatte, reichlich intim… Die Theke war so ziemlich der einzige Bereich, der mehr oder minder hell beleuchtet war (in kühlem Blau-Violett), während die Tischchen abgetrennt von einander lagen und nur schwach rötlich beleuchtet wurden. Das konnten auch die zwei Kerzen an jedem Tisch nicht kompensieren.

Einige Sekunden verstrichen wie immer, bevor einer von ihnen etwas sagte.

„Wie geht’s dir?“, startete Shou das Gespräch schließlich nicht gerade einfallsreich.

„Gut...und dir?“

„Jetzt, da du hier bist, auch“, grinste der Braunhaarige einnehmend und brachte Hiroto dazu, rot zu werden.

„Du siehst gut aus“, fuhr Shou mit den Schmeicheleien fort, als er merkte, dass er den Anderen damit nervös machte. Er konnte nicht sagen, warum, aber es machte ihm Spaß, Hiroto in Verlegenheit zu bringen. Vielleicht lag es daran, dass dieser dann so unglaublich süß dreinblickte…
 

„Hör schon auf… Was hast du gestern so gemacht?“, lenkte der Blonde nun vom Thema ab.

„Gearbeitet, gearbeitet…und nochmal gearbeitet“, meinte Shou mit einem müden Lächeln, die Beschäftigungen an einer Hand abzählend.

„Ist dir das nicht zu viel? Diese ganzen Jobs?“

„Manchmal…aber ich kann nicht anders. Ich brauche das Geld für meine Wohnung. Und fürs Studium…“

„Du hast vor, zu studieren?“, fragte Hiroto anerkennend und Shou nickte.

„Und was?“

„Ich weiß noch nicht genau. Irgendwas in Richtung Kunst oder Design denke ich… Aber“, seufzte er, „im Moment ist es sowieso zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen. Erstmal muss ich das nötige Geld für den Start zusammenkriegen.“

„Warum wohnst du eigentlich nicht mehr zu Hause?“

Die Frage brachte Shou einige Sekunden lang zum Schweigen. „Ich…hab kein Zuhause.“

Hiroto sah ihn betroffen an, fand aber keine Spur von Traurigkeit in den Augen des Älteren. Trotzdem rutschte er auf der Sitzbank näher zu ihm heran und meinte leise: „Tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen…“

„Blödsinn“, winkte Shou ab und nutzte die Gelegenheit, Hiroto mit dem Handrücken über die Wange zu streichen. „Frag mich ruhig, was immer du willst…“

Das erste was dem Kleineren einfiel, war zu fragen, warum dieser kein Zuhause hatte, aber er wollte ihn nicht noch weiter mit dem Thema belasten, also suchte er nach etwas Anderem.
 

„Hast du irgendein Geheimnis?“, meinte er dann auf einmal.

Shou blickte ihn leicht verständnislos an. „Wie meinst du das? Jeder hat Geheimnisse…“

„Ich meine, ist dir mal etwas ganz Peinliches passiert oder hast du irgendwas Schlimmes getan, was du noch nie jemandem erzählt hast?“

„Hmm…lass mich überlegen“, erwiderte sein Gegenüber. Shou kramte in seiner Erinnerung und schien auch bald etwas gefunden zu haben. „Aber nur, wenn du mir auch eins von dir verrätst.“

„Ja, ja, okay“, nickte Hiroto gespannt.

„Ano…“, setzte der Braunhaarige an und winkte sein Gegenüber näher heran, woraufhin er meinte: „Nicht lachen, ja?“

Hiroto nickte erneut, beugte sich vor und erwartete halb schon, etwas total Peinliches aus Schultagen oder so was in der Art zu hören, als Shou meinte:

„Ich…hab Angst vor Gurken.“

Hiroto starrte ihn perplex an, aber der Andere hatte einen vollkommen ernsten Gesichtsausdruck. Und so sehr der Kleinere es auch wollte, er konnte sein Versprechen einfach nicht halten und fing erst an zu kichern, bevor er laut losprustete und sich vor Lachen auf seinem Sitz krümmte.
 

Shou beobachtete die Szene seufzend und verdrehte die Augen. Das war ja zu erwarten gewesen…

Als Hiroto wieder sprechen konnte, fragte er atemlos: „Ist…ist das dein…Ernst?“

„Ja, ist es…und das ist gar nicht so witzig, weißt du… Das ist ein echtes Laster!“, meinte dieser schmollend. Hiroto riss sich zusammen, um nicht von neuem loszulachen.

„Okay…okay…phuu…“, machte er und atmete ein paar Mal tief durch, sich den schmerzenden Bauch haltend.

„Und du…hast wirklich Angst vor den Dingern?“, wollte er – diesmal mit echtem Interesse – wissen.

Shou sah verlegen die Tischplatte an. „Na ja, ich weiß auch nicht… Irgendwie ekel ich mich vor ihnen. Sie sind mir…unheimlich. Meine Mutter hat immer gemeint, ich hätte mich als kleiner Junge mal fast tödlich an einem Stück Gurke verschluckt und das sei vielleicht der Grund dafür…“

Der Ältere wagte einen Blick in Hirotos Gesicht und traf auf ein schelmisches Grinsen, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass dieser zu so etwas fähig war. Andererseits…was wusste er schon von Hiroto? Er war nur einer seiner Kunden…wenn auch…sein liebster Kunde.
 

„Was ist?“, fragte Shou nach dem Auslöser des Lächelns.

„Das ist irgendwie…süß“, meinte Hiroto schulterzuckend und zupfte ihn neckisch an einer Haarsträhne, die ihm ins Gesicht hing.

„Meinst du? Ich hätte eher erwartet, dass du mich für psychisch gestört erklärst“, feixte der Braunhaarige und grinste zurück.

„Nein…ganz und gar nicht“, erwiderte Hiroto mit übertrieben ernstem Ton und rutschte wieder näher an den Anderen heran, in der Absicht, im etwas ins Ohr zu flüstern. Er verdeckte mit einer Hand seine Worte und sagte verschwörerisch: „Ich habe nämlich Angst vor Tomaten.“

Stirnrunzelnd sah Shou ihn an und kam durch die äußerst unauffällige Tatsache, dass der Jüngere wie verrückt kicherte, zur Erkenntnis des Tages.

„Du verarschst mich, oder?“

Doch er schaffte es gar nicht, so zu tun, als würde er schmollen, da Hiroto ihn im nächsten Moment lachend an sich zog und seinen Kopf an Shous Brust schmiegte.

„Sorry…das war gemein“, schmunzelte er in dessen T-Shirt.

Shou nutzte den Augenblick gekonnt aus, schloss die Arme um Hirotos Körper und vergrub seine Nase im Haar des Anderen, den Duft von teuer riechendem Schampoo einatmend. Er schloss die Augen und betete insgeheim darum, dass der Moment so lange wie möglich anhielt, aber Hiroto merkte schon bald, dass er ihm zu nah war…
 

Scheu und einige Töne röter im Gesicht löste er sich von Shou und lächelte – wie dieser das Gefühl hatte – entschuldigend.

„Bist du mir böse?“, fragte er dann mit Hundeaugen, für die der Braunhaarige ihn hätte auffressen können.

„Ach was…warum sollte ich?“, grinste er und fügte neugierig hinzu: „Du schuldest mir noch ein Geheimnis von dir!“

„Hey…! Deins war aber kein richtiges Geheimnis!“, protestierte sein Gegenüber. „Ich hab Angst von Spinnen, ist das deshalb auch ein Geheimnis?“

„Nein, nur wenn man vor verrückten Dingen Angst hat“, schmunzelte Shou. „Aber gut, nächstes Mal ist es ein richtiges… Doch jetzt bist du erstmal dran.“
 

Hiroto seufzte nachgebend. „Na schön…“
 

***



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
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Von: abgemeldet
2009-06-22T08:39:36+00:00 22.06.2009 10:39
Takeru is mir iwie gruselig! XD
Aber sonst find ich die ff super!
weiter so!

lg niora
Von:  Haidogirl
2009-04-29T10:31:04+00:00 29.04.2009 12:31
Aawwwwww endlich ein neues Kapi!! ^o^

Shou und Hiroto sind ja so süß!
Schreib bitte noch gaaaaanz viel von denen :-)

Und was Takeru jetzt wohl vor hat *lol* Bei dem kann man ja nie wissen^^;;

Liebe Grüße


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