Strafarbeit
Tenten konnte erst nicht glauben das sie dies wirklich tragen musste. Doch Hiashis Gesicht war eine Spur zu ernst, als er ihr die Uniform überreichte und außerdem war er wahrscheinlich auch nicht sonderlich für Späße bekannt, immerhin war er doch das Oberhaupt des Hyuuga-Clans und trug eine gewisse Verantwortung.
Sie schrubbte gerade den Boden und machte sich Gedanken, ob man nicht ihren Slip sehen könnte, doch es war ohnehin keine Menschenseele auf dem Gang und die anderen Angestallten trugen ja dieselbe Uniform. Kein Grund zur Panik.
Plötzlich bemerkte sie einen Schatten, der sich vor ihr ausbreitete und sie schaute nach oben. Hinata kam mit langsamen Schritten auf sie zu und sah sie mitfühlend an.
„Danke, dass du Vater nichts verraten hast“, sagte sie leise und hockte sich vor dem braunhaarigen Mädchen hin.
„Nichts zu danken. Ist doch klar, dass ich nichts sage“, sagte Tenten und lächelte. Sie legte den Lappen zurück in den Putzeimer und war dankbar für die Pause und die Ablenkung.
„Vater hätte mir wahrscheinlich den Hals umgedreht“, murmelte Hinata und wagte nicht laut zu sprechen, obwohl niemand auf dem Gang war.
„Es wundert mich ohnehin, dass ich nur putzen muss.“
„Mein Vater hat dich anscheinend ins Herz geschlossen.“
„Ins Herz geschlossen? Er würde mich am liebsten die nächste Klippe runterschubsen.“
„Ach was, Hanabi und ich müssen auch den Flur putzen, wenn wir ungehorsam sind.“
„Seltsame Erziehung.“
„Besser als geschlagen zu werden.“
Da hatte sie unweigerlich Recht.
„Außerdem ist es ja keine öffentliche Peinigung. Diesen Flur benutzen nicht viele, da er nur zu unseren Schlafzimmern und Vaters privatem Arbeitszimmer führt.“
„Jetzt sag aber nicht, dass er mich akzeptiert hätte.“
„Wenn er dich wirklich hassen würde, hätte er dir Hausverbot gegeben, aber das würde bei dir wohl auch nichts nützen. Ich denke, dass er deine direkte Art schätzt und dich für so reif hält, dass du sogar Sake trinken dürftest.“
„Aber früher konnte er mich nicht ausstehen“, murmelte Tenten verärgert.
„Du musst zugeben, dass es ziemlich überraschend für ihn kam, dass Neji eine Freundin hatte.“
„Wir waren zu dem Zeitpunkt gar nicht zusammen.“
„Dann wundert es mich auch nicht, dass du für ihn ein Dorn im Auge warst.“
„Wieso sollte er mich denn jetzt mögen?“
„Vielleicht hat er gesehen wie ernst es euch beiden ist.“ Ihr Blick wurde plötzlich ernster. „Es tut mir leid, dass du meine Strafe machen musst.“
„Ich mach das gerne. Freunden muss man doch helfen.“
Augenblicklich hellte sich Hinatas Miene wieder auf und sie lächelte glücklich. „Das stimmt. Ich muss langsam zum Training.“ Sie stand auf und klopfte sich die Kleider zu Recht.
„Ich hätte aber eine Bitte, damit wir sozusagen quitt sind, okay?“
„Eine Bitte?“
Tenten nickte. „Erzähl deinem Vater von deinem Freund.“
Hinata hielt kurz inne. „Ich weiß nicht“, murmelte sie.
„Er wird es verstehen, glaube mir.“
„Es geht nicht nur um meinen Vater, mein- ähm- Freund ist auch nicht ganz unkompliziert.“
„Schenke wenigstens deinem Vater reinen Wein ein.“
„Ich werd es ihm sagen“, sagte Hinata leise. „Versprochen.“
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Am frühen Nachmittag kam Neji vom Training wieder nach Hause und Tenten hatte erst die Hälfte des Flures geschafft. Sie war wirklich nicht zum Putzen geboren.
„Wie war das Training?“, fragte sie sehnsüchtig, als sich Neji zu ihr setzte.
„Gai-sensei hat dich vermisst“, sagte Neji nur.
„Was hast du ohne mich gemacht?“, fragte sie weiter und überging seine abfällige Bemerkung.
„Die beiden wollten, dass ich an ihrem wahnwitzigen Marathonlauf teilnehme. Gai-sensei war eh hoch motiviert und Lee war wie immer Feuer und Flamme. Ich habe die Zeit lieber zum meditieren genutzt. Wie war dein Tag?“
„Bei weitem nicht so unterhaltsam wie deiner. Eher schleppend. Ich wollte erst lachen, als dein Onkel meinte, dass ich den einen Flur wischen soll, doch er ist länger als ich dachte.“
„Er sieht diese Strafe anscheinend als sehr wirksam. Immerhin müssen Hinata und Hanabi das auch machen, wenn sie nicht gehorchen.“
„Hinata war heute Morgen hier. Sie meinte, dass dein Onkel mich wahrscheinlich doch mag.“
„Glaubst du wirklich?“
„Schon hätte er mir Hausverbot erteilt.“
„Das nützt bei dir doch eh nichts“, sagte Neji und lächelte kaum merklich.
„Vielleicht hätte ich mich dran gehalten“, sagte sie und lachte leise.
„Sei froh, dass es nur so eine Strafe ist, Liebste.“
Sie verzog etwas das Gesicht. „Nenn mich bitte nicht so.“
„Tut mir leid“, murmelte er und sein Gesicht wurde plötzlich steif.
„Neji? Was ist los?“, fragte sie besorgt.
„Es ist albern, ich weiß.“
„Was ist albern.“
„Dieser Kosename.“
„Es klingt nur- ungewohnt, aber albern ist es nicht.“
„Darf ich dir etwas erzählen?“
„Natürlich“, sagte sie, kroch neben ihn und lehnte sich an die Wand.
„Als ich klein war“, begann er und sah aus dem Flurfenster durch das die Sonne herein schien „hat mein Vater meine Mutter immer ‘Liebste’ genannt. Mein Vater sagte mir, dass man diesen Kosenamen nur bei der Frau fürs Leben verwenden darf.“
„Frau fürs Leben?“, fragte Tenten.
„Ja und ich versprach ihm, dass ich den Namen niemals unbedacht verwenden werde.“
„Und deswegen nennst du mich immer so?“
„Ja, ich sagte doch, dass es albern ist. Wenn es dich stört, höre ich damit auf.“
„Ach was.“ Sie sah verlegen zu Boden. „Es ist mir eine Ehre, dass du mir diesen Namen gibst.“
Sein Blick wurde etwas weicher und ein kleines Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Ich hätte dir meinen Vater gerne vorgestellt. Er war ein großer Mann und mein Vorbild. Er hätte dich wahrscheinlich sofort ins Herz geschlossen.“
„Du kannst ja nichts dafür, Neji. Ich bin mir sicher, dass er dir alles Glück dieser Welt wünschen würde.“
„Das hoffe ich.“
„Und außerdem haben wir doch Hiashis Segen, dass müsste auch reichen.“
„Du hast ihn beim Vornamen genannt“, bemerkte Neji.
„Was meinst du?“
„Du hast immer ‘dein Onkel’ gesagt, aber jetzt hast du ihn Hiashi genannt.“
„Du achtest auf Kleinigkeiten“, murrte Tenten und zog die Beine an.
„Du solltest nicht so sitzen, wenn du einen Rock anhast. Ich habe dir doch gesagt, dass dir die Uniform stehen wird.“
Plötzlich wurde ihr Blick panisch, die Uniform hatte sie komplett vergessen. Schnell stand sie auf und zog den Rock gerade.
„Ich denke, dass mein Onkel noch etwas anderes mit dieser Uniform bezwecken wollte“, murmelte Neji gedankenverloren.
„Ich wüsste nicht was“, kicherte Tenten, zog den Rock ein Stück höher und bemerkte Nejis rotes Gesicht. „Du bist aber auch nicht ganz abgeneigt, oder?“
„Man kann fast deine Höschen sehen.“
„Wenn du willst, zeig ich dir auch weitaus mehr“, scherzte Tenten, lief den Rock wieder fallen und fischte den Lappen aus dem Eimer. „Denkst du echt, dass Hiashi aus diesem Grund mich diese Uniform trage lässt. Das ist doch Schwachsinn, immerhin tragen die hier alle.“
Neji schwieg und Tenten dachte, dass er wie gewohnt schwieg, doch als sie aufsah und sein undefinierbares Gesicht sah, stutze sie. „Was ist?“
„Tenten, ich möchte mit dir schlafen“, sagte er leise.
Schlagartig kamen alle Ängste, Befürchtungen und Zweifel wieder an die Oberfläche und sie ließ vor Schreck den Lappen in den Eimer fallen. Mit einem dumpfen Platschen landete er im Spülwasser und verteilte vereinzelt Spritzer auf dem Holzboden.
„Was?“, fragte sie irritiert.
„Bleib heute Nacht bei mir...“