Birth is unavoidable for you
In einer Stadt in Japan, geschah vor nicht allzu langer Zeit etwas, das einem Märchen gar nicht mal so uneins war. So jedenfalls empfand es der Junge, welcher diese Geschichte erlebte. Es war für ihn wie ein Traum, oder sollte ich besser sagen, es war für ihn wie das Erwachen aus einem Albtraum? Beides beschreibt in gewisser Weise perfekt was sich ereignet und wie der junge Mann es wahrnahm. Man muss wissen, dass sein Leben keinesfalls annehmlich war, das Gegenteil schien der Fall gewesen. Er hat sich durch das Leben gekämpft, dies bereits in einem Alter bei dem es einen fröstelt zu erfahren, dass jemand es dermaßen früh unermesslich schwer gehabt hat.
Denn er kam aus durchschnittlichem Hause, war weder reich noch arm, hatte eine Mutter, einen Vater und vor allem Freunde. Was war aus ihnen geworden? Warum ist er gefallen? Hat sein früheres Leben hinter sich gelassen, ist von Zuhause weggelaufen und hat versucht sich mit eigener Kraft zurechtzufinden? Was war der Auslöser für die Wende seines Schicksals? Es war keine prägende Erfahrung, nein es waren viele, viele Male hat er es über sich ergehen lassen ehe er einen Beschluss faste – er musste fliehen. Er hielt es nicht mehr aus, allein in seinem Zimmer, gefangen, verängstigt und allein; abgeschnitten von der Außenwelt, seinen Freunden, konnte er um Hilfe nicht rufen. Man hatte ihm das Schweigen gelehrt, Angst ließ es nicht zu, dass er die Polizei um Hilfe bat. Keiner merkte es, denn in jenem Teufelskreis der ihn gefangen hielt war es ihm nicht vergönnt seine Wunden zu zeigen. Also schwieg er, schwieg und wartete auf ein Ende. Doch das Ende kam nicht, war nicht einmal in Sichtweite.
Weinend lag er in seinem Bette, verfluchte denjenigen, der ihm immer und immer wieder durch den gleichen Schmerz, die gleiche Demütigung und verachtenswerte Hölle schickte. Verzweiflung erfüllte seinen Geist, Zorn und unsagbar tiefer Hass, der von Mal zu Mal in seinem Inneren heranwuchs, keimte wie ein schwarzer Fleck, der all die Farben, all die Freude allmählich verdeckte. Zu diesem Zeitpunkt war er schwach, konnte sich nicht wehren, seinen Peiniger nicht überraschen, endlich seine Qualen beenden. Es wurde schlimmer, sofern dies denn überhaupt möglich war. Das erste Mal hatte es geschmerzt, mehr als alles andere, mehr als er es sich je hätte vorstellen können. Denn der Schock war frisch, die Angst um sein Leben berechtigt und die Ungewissheit erdrückend. Da war Panik, zusammen mit dem Wissen um die eigene Hilflosigkeit. Er konnte seinem Schicksal nicht entfliehen, nicht wie ein Vogel sein Nest verlassen um frei zu sein, hinzufliegen an einem Ort dem es ihm beliebte.
Es war wie ein Käfig, das Haus, der Garten, alles um ihn herum glich Gittern; weil er nicht über das sprechen konnte, was ihn bedrückte, er zusehen müsste wie alles seinen Lauf nahm, ohne aktiv in die Handlung, die Entwicklung der Geschichte einzugreifen. Er hatte aufgegeben nach einem Ende zu suchen, einem Ausweg, den er dachte nie mehr zu finden. Mit der Zeit vergas er. Erinnerte sich nicht länger an die glückliche Zeit seines bis dahin kurzen Lebens. Das Bild seiner Mutter verblasste, die Erinnerung wurde schwach, er trauerte um ihren Tod, doch durfte er es nie zeigen, wollte er nicht geschlagen werden.
Selten hatte man in dem Hause, in welchem er einst wohnte, nach ihrem Tod noch das Lachen ihres Kindes gehört, das Lachen irgendwelcher Kinder. Die Stille war wie ein unsichtbares Tuch über das Dach des Hauses gefallen, umhüllte es von allen Seiten und lies keine Freude hindurch, zumindest nicht für ihn. Einsamkeit fiel über ihn herein, unantastbar schien das Anwesen, sowie auch er, denn sein Schweigen wurde mit der Zeit stählerner, er sonderte sich ab, als das letzte bisschen Hoffnung verlosch.