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Ragnarök - Chains of Destiny

von

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Kopfgeldjäger und Salvager

Ein knappes halbes Jahr später, irgendwo in diesem Universum …
 

„Verdammt Kakarott, wie lange sollen wir hier noch warten?“ Vegeta stellte den Becher Hochprozentiges vor sich auf den verschmutzen Tisch. Dann sah er auf das Display seines Scanners, welcher ihm die Uhrzeit zeigte. „Wir warten nun schon länger als eine Stunde.“
 

Son Goku seufzte und lehnte sich ein Stück in seinem Stuhl zurück, drückte sein Bein gegen den Boden und begann zu wippen, während er den Ausgang und den Rest der Bar im Auge behielt. Warum zum Teufel hatte Vegeta nur einfach keine Geduld? Was machte denn schon eine Stunde, wenn es um diese Menge Kohle ging? Der Auftrag würde sie für Monate über Wasser halten.
 

Mit halbem Ohr hörte er Vegetas Ausführungen weiter zu, welche von: 'Bist du ein Idiot' bis hin zu 'Ich habe die Schnauze voll', so ziemlich alles umfassten was der Ältere von sich gab, wenn er schlechte Laune hatte und sich sein Geduldsfaden dem Ende zuneigte.
 

Er seufzte. Fast genau die selben Schimpftiraden hatte Vegeta ihm an den Kopf geworfen als sie sich darüber gestritten hatten, ob sie nun bei Lunara und den Rebellen bleiben wollten oder nicht. Goku war immer noch der Meinung, das es ein Fehler gewesen war, jene zu verlassen. Aber hörte der Herr Zimtzicke auf ihn? Nein. Natürlich nicht. Warum denn auch?
 

Aus Gründen, die Son Goku immer noch nicht verstand, schien Vegeta der ständigen Meinung zu sein, das er von ihnen beiden das Sagen hatte. Das er entscheiden durfte und es ständig nach seiner Pfeife gehen musste. Um ehrlich zu sein, hatte er von diesem Egotrip langsam die Nase voll.
 

Er hatte sich damals Vegetas Willen gebeugt und sich mit ihm – zusammen und dem Nötigen um zu überleben – auf einem leicht besiedelten Raumhafen absetzen lassen. Lunara war zwar alles andere als begeistert gewesen, hatte sie beide aber gehen lassen, nachdem Vegeta ihr mehrmals klipp und klar gesagt hatte wohin sie sich ihre Märchen und Fantastereien stecken konnte. Son Goku musste Vegeta in diesem Punkt zwar zustimmen, er hätte sich aber wohl etwas diplomatischer ausgedrückt.
 

Immerhin hatten sie ordentliche Kleider, Waffen, Nahrung, die gänige Währung und auch einige Ausrüstung bekommen, um fürs Erste versorgt zu sein. Danach … nun ja, danach hatten sie sich eben Arbeit suchen müssen. Am Anfang hatten sie sich mit Ringkämpfen und Prügeleien über Wasser gehalten, bis sie in einer Bar wie dieser von den sogenannten Salvagern gehört hatten.
 

Salvager waren Personen, die beauftragt wurden verschwundene, gestohlene und verschüttete Gegenstände wieder zu finden. Nach dem großen Krieg, welcher in einigen Teilen des Universums immer noch tobte, gab es mehr als genug Planeten und ausgelöschte Zivilisationen auf denen es etwas zu holen gab.
 

Salvager wurden hoch gehandelt und gut bezahlt, weshalb der Konkurenzkampf auch mit dementsprechenden Mitteln geführt wurde. Im Vergleich zu anderen waren sie zwar noch nicht lange im Geschäft, aber ihre hundertprozentige Erfolgsquote sprach für sie.
 

„Sag mal … hörst du mir überhaupt zu?!“, drang Vegetas Stimme in Kakarotts Gedanken. Dieser blinzelte und blickte über den Tisch in Vegetas zornige Augen. „Bitte was? Ich hab dir nicht zugehört.“, gab er mechanisch Antwort.
 

Der Ältere musste den Impuls Son Goku an den Hals zu gehen mit aller Gewalt unterdrücken und warf ihm nur einen weiteren mordlüsternen Blick zu, ehe er wieder auf seinen Scanner blickte. Dann erhob er sich.
 

„Ich geb deinem Auftraggeber noch eine halbe Stunde, dann verschwinden wir hier, klar?“ Goku seufzte, hob seinen Becher und prostete Vegeta zu, wobei er nickte. „Bringst du mir noch einen mit, wenn du schon stehst?“ Der Ältere war versucht Goku zu sagen, das er seinen Arsch selber an den Tresen schieben konnte, verkniff es sich aber dann, als er schon wieder den abwesenden Ausdruck in Kakarotts Gesicht sah.
 

„Aye, mach ich.“, brummte er und wendete sich ab. Mit einigen Ellenbogenstößen bahnte er sich seinen Weg durch den überfüllten Raum und bestellte für sich und Kakarott noch etwas zu trinken. Während er darauf wartete, das der Wirt fertig wurde lehnte er sich mit dem Rücken an den Tresen um die Gäste überblicken zu können. Die Unterarme lehnte er hinter sich auf die Platte und winkelte sein Bein an.
 

Ohne das er es wollte ging sein Blick zurück zu Kakarott. Er war in letzter Zeit mit den Gedanken immer öfter abwesend. Das war nicht gut. Es machte ihn verwundbar. Es machte sie beide verwundbar. Und Vegeta konnte sich bessere Überraschungen vorstellen, als das er plötzlich von hinten attackiert wurde, weil derjenige der seinen Rücken deckte, mit den Gedanken nicht bei der Sache war.
 

Es hatte einen Grund warum sie bisher jeden Auftrag erfüllen konnten. Das lag nicht nur daran, das sie gut waren. Das lag daran das sie einfach wunderbar zusammen harmonierten. Vegeta konnte es sich nicht erklären, aber egal in wie viele Kämpfe und Schießereien mit Konkurrenten sie nun schon verwickelt gewesen waren, Kakarott schien immer zu wissen, was er dachte und umgekehrt war es genauso. Ihre Gedanken und Ideen liefen in die selben Richtungen und ihre Handlungen ergänzen sich in jedem Moment nahtlos.
 

Die Becher wurden neben ihm abgestellt, Vegeta bezahlte und bahnte sich seinen Weg wieder zurück. Dabei ließ er Goku nicht aus den Augen und seufzte. Ja doch … ich kann ihn ja verstehen und ich weiß ganz genau worüber er nachdenkt. Als würden mich diese Gedanken nicht auch immer verfolgen.
 

Vegeta stellte die Becher vor Goku und sich und setzte sich. Ich möchte auch wissen, was hier gespielt wird, warum wir wieder leben, warum wir hier sind und warum es da so viele Dinge in meinem Kopf gibt, die einfach keinen Sinn ergeben.
 

Stöhnend rieb er sich mit der Hand über das Gesicht. Scheiße! Es gab nichts beschisseneres, als nicht zu wissen wer man war, beziehungsweise schon zu wissen wer man war – immerhin erinnerten sie sich an ein ganz normales Leben auf der Erde – aber wie könnte man das nun mit dem hier in Einklang bringen? „Wir werden irgendwann auf einen Hinweis stoßen Kakarott. Irgendwas muss es geben, was uns sagen kann, was mit uns passiert ist.“
 

Son Goku wand den Kopf zu seinem Freund und ein müdes Lächeln umspielte seine Lippen, als er den neuen Becher an den Mund hob. „Das Universum ist verdammt groß. Und wir sind zwei Lichter unter wie vielen? Du glaubst nicht wirklich, das wir durch puren Zufall einfach irgendwo unsere Pässe finden, auf denen dann drauf steht, das wir nen Autounfall hatten und einfach 20 Jahre im Koma lagen. Oder das nen Arzt im weißen Kittel auftaucht und uns in einem nicht umnachteten Moment sagt, das wir an zwanghaften Wahnvorstellungen leiden und schon seit Jahren irgendwo in der Klapse unter Medikamenten leben?“
 

Vegeta erwiderte Son Gokus sarkastischen Blick. „Wer von uns beiden war nochmal gleich der Pessimist Kakarott? Ich glaub ich habs vergessen.“ Goku schmunzelte und hob seinen Becher dem von Vegeta entgegen. „Punkt für dich.“ Vegeta erwiderte das Schmunzeln mit einem kurzen Heben des Mundwinkels und stieß dann mit Goku an. Dabei zog eine Bewegung im Eingangsbereich seine Aufmerksamkeit an.
 

„Kakarott“, er nickte in die Richtung. „Ist das dein Mann?“ Goku wand den Kopf und beobachtete die Person am Eingang einen Moment, dann nickte er. „Das isser.“
 

Die Gestalt hatte ihre Kapuze zurück geschlagen und hielt sich am Rand, während ihre Augen suchend durch die Bar glitten. Goku erhob sich und hob dezent seine Hand. Auch Vegeta hatte sich aufrechter hingesetzt und musterte den Fremden, welcher sich ihnen nähere.
 

Eine eigenartige Gestalt. Die Glieder schienen alle viel zu dürr und zu schlacksig zu sein. Auch hatte er an Armen und Beinen zwei Gelenke mehr, als man das bei einem Menschen gewohnt war. Selbst für die vielen verschiedenen Arten an Rassen, dennen sie mittlerweile schon begegnet war, machte dieses Wesen einen deformierten Eindruck.
 

Das Gesicht, in die Länge gezogen, schmal – Vegeta assoziierte es in seinen Gedanken mit dem einer Ameise, den ganzen Rest des Kerles übrigens ebenfalls – wies gänzlich weiße Augen auf, welche unheimlich starr die beiden Salvager anblickten. „Gut das du es noch geschafft hast. Mein Freund wurde schon langsam ungeduldig.“, begrüßte Son Goku ihren wohl zukünftigen Auftraggeber.
 

Das Ameisengesicht wand sich Vegeta zu. „Ich wurde aufgehalten. Können wir dann zum Geschäftlichen kommen?“ Mit einer ungeduldigen Geste setzte er sich an den Tisch. „Warum diese Hetze?“, erkundigte Goku sich, während er sich langsam wieder an den Tisch zurück sinken ließ.
 

„Zeit ist Geld. Und ich habe keine Lust, das ein anderer Salvager mir meine Stücke vor der Nase weg schnappt.“ Ameisengesicht blickte sich kurz um, dann beugte er sich etwas über den Tisch und zog eine kleine Kugel aus der Tasche. Er betätigte einen Knopf und das Hologramm einer Sternenkarte erschien. Goku beugte sich interessiert weiter vor, während Vegeta aus den Augenwinkeln das Geschehen um sie herum im Blick behielt. Keiner der ihnen Aufmerksamkeit schenkte. Gut.
 

„Was ich suche sind Steine. Kleine Kristalle um genau zu sein.“ Er betätigte einen Knopf an der Kugel und aus der Sternenkarte wurde das Abbild eines faustgroßen Kristalles. „Sieht aus wie ein Diamant.“, merkte Vegeta an, während er das Abbild des milchigweisen Kristalles betrachtete. „Kommt mir ziemlich bekannt vor. Dafür brauch man aber keine Salvager. Die werden überall abgebaut wo der Druck hoch genug ist.“
 

„Kein Diamant. Ein Kristall. Ein überaus seltener Kristall. Selten, weil es nur einen einizigen Planeten in dieser Galaxies gibt, auf dem er zu finden ist.“ „Und wo liegt der?“ „Das, meine werten Salvager, ist der Grund warum ich euch angeheuert habe. Wir sind hier.“ Die Hand, oder wie auch immer man das bezeichnete was bei dieser Rasse das Equevalent dafür war, tippte wieder auf die Kugel und ging zurück zu der Sternenkarte. „Und der Planet liegt dort.“ Er tippte auf einen anderen Teil der Karte.
 

Son Goku stieß einen leisen Pfiff aus und sah zu Vegeta, welcher dezent eine Braue gehoben hatte. „Das ist verdammt nah an der Hoheitsgrenze die zum Schwarzen Planeten gehört. Verdammt gefährliches Terrain. Zumal die Rebellen wieder sehr aktiv geworden sind.“ „Das ist der Grund, warum ich Salvager brauche. Ich würde eure horrenden Summen nicht zahlen, wenn ich dort selbst hin fliegen könnte.“
 

„Horrende Summen, ja?“ Vegeta sah zu Goku. „Unter diesen Voraussetzungen würde ich sagen, der Preis hat sich gerade verdoppelt.“ Das Ameisengesicht stieß einen wütenden Laut aus, irgendwo zwischen Zischen und Knurren. „Und damit sind wir noch günstig. Wenns dir zu teuer ist, frag jemand anderen. Aber ich glaube so bescheuert ist sonst keiner.“ Vegeta beugte sich weiter über die Sternenkarte.
 

„Ich bin zwar noch keinem vom Schwarzen Planeten begegnet, aber was man so hört lässt mich hoffen das es so bleibt.“ Vegetas Augen musterten den Bereich um den Planeten und die Flughoheitsverläufe in diesem Gebiet, dann sah er zu Kakarott auf. „Bist du dir sicher?“
 

„Aye, wenn du es bist. Von dem Geld können wir uns einiges für unser Schiff kaufen und die Ausrüstungen erneuern. Außerdem wird uns das verdammt lange Zeit satt machen. Vielleicht haben wir dann etwas Luft um … du weißt schon ... einige Fragen zu klären.“ Vegeta atmete tief ein und lehnte sich etwas zurück. „Also auf dem Planeten, ja? Und wo genau? Wir können da schlecht hin und alles umgraben.“
 

Das Ameisengesicht vergrößerte die Karte und deutete auf einen sehr großen Gebiergsabschnitt, welcher selbst aus dem All zu sehen war. „Dort. In diesem Gebierge soll es einmal Siedlungen und ganze Städte gegeben haben, Höhlen die ins Innere führen. Das haben die Aufnahmen gezeigt, die ich in die Finger bekommen habe. Und dann müsst ihr die Steine nur noch raus schaffen.“
 

„Was macht diese Steine eigentlich so wertvoll?“, fragte Goku dazwischen. „Sie speichern Energie. Jede Art von Energie. Sonnenenergie, Waffenenergie. Man soll sogar die Energie von Seelen darin aufnehmen können. Um das Bewusstsein eines Geliebten zu behalten, oder um einen Feind einzusperren. Und man kann diese Energie für immer speichern. Nichts geht verloren.“
 

Vegeta lief es bei diesen Worten eiskalt den Rücken herunter, als er sich an die Sätze Lunaras erinnert fühlte. Aber nicht nur das. Viel mehr spürte er für einen Moment eine unerklärliche Angst, fast Panik bei der Vorstellung, das man das Bewusstsein, die Seele einer Person irgendwo einsperren konnte.
 

Er griff nach seinem Becher und nahm einen tiefen Zug. Der starke Alkohol verbrannte ihm die Kehle, aber das war eine willkommene Ablenkung zu seinen Gedanken. „Und wie“, er räusperte sich. „Heißt dieser Gebiergszug?“ „Adamasberge. Daher auch der Name, Adamaskristalle.“ Vegeta hatte das Gefühl, als würde der Alkohol wieder seine Kehle hoch wandern und irgendwo in seinem Schädel begann ein heftiger Schmerz zu pochen.
 

Ein kurzer Blick zu Kakarott zeigte ihm, das jener auch blasser geworden war. Es wäre besser, wir würden gehen, sagte er sich. Aufstehen, gehen. Jetzt! Aber er bewegte sich nicht von der Stelle. Er weigerte sich einfach vor einem Gefühl davon zu laufen, für das er noch nicht einmal eine Erklärung hatte. Mit zusammengepressten Lippen beugte er sich näher über die Karte.
 

„Adamasberge, also.“ Seinen Augen wanderten zu Kakarott und der Größere nickte unmerklich. „Gut, wir sind im Geschäft. Wann wir die Steine abliefern und wie viele, werden wir nicht fest halten. Das Tempo und die Herangehensweise bestimmen wir.“ Ihr Auftraggeber nickte. „Hauptsache ihr bringt mir mindestens fünfzig Kristalle dieser Größe.“ Vegeta griff nach der Sternenkarte um die Daten in seinen Scanner zu übertragen. „Einverstanden.“
 


 

Nachdem Ameisengesicht verschwunden war saßen die beiden längere Zeit schweigend am Tisch und hingen ihren Gedanken nach. Vegetas Finger fuhr immer wieder über den Rand des Bechers, ehe er ihn mit einem einzigen Zug hinunter stürzte. „Scheiße, ich werde das Gefühl nicht los, das wir einen gewaltigen Fehler machen, wenn wir dorthin gehen. Und gleichzeitig weiß ich das es ein ebensolcher Fehler wäre es nicht zu tun.“
 

Son Goku blickte von seinen Händen auf. „Ja, mir geht's genauso. Verdammt. Als mich der Kerl angesprochen hat, hätte ich niemals gedacht, dass es um solch eine heikle Sache gehen würde. Das Hoheitsgebiet zum Schwarzen Planeten.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber wir brauchen den Auftrag.“
 

„Ich meine was anderes Kakarott. Hast du nicht auch das Gefühl … so ein Kribbeln im Nacken, als müsstest du eigentlich genau wissen was dort ist? Wie das letzte Puzzelteil das dir fehlt und du das Bild einfach nicht erkennen kannst, obwohl du es eigentlich müsstest?“ Vegeta sah über den Tisch zu seinem Freund, der die Hände um seinen Becher gelegt hatte und die Flüssigkeit darin betrachtete. „Aye“, brummte er zustimmend. „Aye, mir geht’s nicht anders.“, fügte er nach einem kurzen Moment noch einmal leise an.
 

„Dann ist es also abgemacht?“, hakte Vegeta noch einmal nach und Goku nickte. „Gut.“ Der Ältere lehnte sich in seinem Stuhl zurück und tat einen tiefen Atemzug. Sein Herz pochte und das ärgerte ihn. Mitsamt dem ungewissen Gefühl in seiner Magengrube ergab das Alles zusammen eine Mischung an Emotionen die ihm nicht behagten und mit denen er sich auch nicht auseinandersetzen wollte. Also konzentrierte er sich auf etwas materielles.
 

Zwei neue Gäste betraten den Schankraum der Bar, sahen sich kurz um, orderten etwas zu trinken und nahmen dann an einem Tisch unweit von ihnen Platz. Andere Salvager dem Aussehen nach. Nichts ungewöhnliches. Die halbe Bar war voll mit Angehörigen ihres Arbeitsbereiches. Mit halbem Ohr blieb Vegeta bei den Beiden, vielleicht gab es ja irgendetwas interessantes zu hören.
 

Eine kleine Gruppe von Schürfleuten unterschiedlichster Rassen verließen die Bar und kollidierten fast mit einem jungen Kerl, der im selben Moment herein kommen wollte. Er ließ die Gruppe durch, ehe sich das Ganze wirklich zu einem Streit aufbauen konnte und unter einigen sehr gut plazierten Schimpfworten, was die Schürfleute von der Abstammung und dem beruflichen Wertegang der Mutter des jungen Kerls hielten, verließen diese die Bar.
 

Vegeta wartete vergeblich auf eine provozierende Antwort des Neuankömmlings, welche vielleicht doch noch einen Streit heraufbeschworen hätte. Ihn hätte es nicht gestört, ganz im Gegenteil. Als gar nichts passierte, schnaubte Vegeta folgte dem Kerl einen Moment noch mit den Blicken und registrierte in seinem Kopf, das er Ähnlichkeit mit Lunara hatte und das ihn seine Haarfarbe störte. Je nach Lichteinfall schienen sie mal grünlich oder hellblau zu schimmern.
 

Meine Fresse! Vegeta schüttelte über sich selbst den Kopf. Jetzt machte er sich schon Gedanken über die Haarfarbe irgendeines Kerls, der irgendwo im Universum in eine x-beliebige Bar stolperte. Das war … lächerlich!
 

Vegeta knallte seinen Becher auf den Tisch, was Goku dazu bewog aus seinen Gedanken aufzuschrecken und Vegeta fragend anzusehen. „Genug jetzt mit Trübsal blasen. Wir haben einen neuen Auftrag und müssen noch einiges dafür besorgen.“ „Stimmt. Übernimmst du das Proviant und die Ausrüstung?“, fragte Goku und leerte seinen Becher. „Dann kümmere ich mich um die letzten Teile für unser Schiff und melde unseren Abflug beim Raumhafen an.“
 

Vegeta nickte und erhob sich. „Gut.“ Auch der Größere der Beiden stand auf, ließ die gängige Währung für ihre Getränke auf dem Tisch zurück und schloss sich Vegeta an. Zusammen verließen sie die Bar und atmeten ein wenig befreiter als ihnen die kalte Luft der Nacht entgegen schlug.
 

Zwei Gleiter schossen unweit an ihnen vorbei und man hörte die Beschimpfungen einiger Raumfahrer die sich über den Preis eines Ersatzteiles stritten. Überall schien Trubel zu herrschen. Entweder wurde lautstark verhandelt oder gestritten. Darüber hörte man das Surren elektrischer Aggregate und das Brummen von landenden oder starteten Raumschiffen.
 

Der Ältere mochte diesen Trubel, der von ihm volle Aufmerksamkeit forderte und so konnten sich seine verräterischen Gedanken nicht mit Dingen befassen mit denen sie sich nicht befassen sollten. Schweigend gingen sie das kurze Stück des Weges, bis sie an den Punkt kamen an dem sie sich trennen mussten.
 

Son Goku wand sich zu Vegeta um, weil er noch eine Frage hatte und blieb stehen. Seine Aufmerksamkeit wanderte von seinem Freund zu einer Person, welche unweit hinter ihnen ging und welche er nur aus einem einzigen Grund sehen konnte. Die Leute gingen ihm aus dem Weg.
 

„Kennst du denn?“, fragte Goku Vegeta und nickte in die Richtung des Unbekannten, der mittlerweile ebenfalls stehen geblieben war. Vegeta, dem das Verhalten Kakarotts und das der Leute nicht entgangen war, hatte sich ebenfalls umgedreht und musterte den Fremden finster.
 

Nein, nicht den Fremden, korrigierte er sich. Den Kerl den er in der Bar kurz beobachtet hatte. Der Kerl mit den irritierenden Haaren. „Hab ihn in der Bar zum ersten Mal gesehen. Keine Ahnung wer das ist.“ Die beiden rückten demonstrativ näher zusammen, während sich auf der Strasse eine Gasse bildete. Niemandem schien daran gelegen zu sein in das Blickfeld der drei sich gegenüber stehenden Männer zu kommen. Und als wäre das nicht schon eigenartig genug, spürte Vegeta ein sachtes Kribbeln in seinem Nacken. Ein Gefühl, welches die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Spannung baute sich auf, elektrisierte das Gebiet der beiden Fronten.
 

„Wer bist du und was willst du von uns?“ Son Goku wurde das anhaltende Schweigen zu viel. „Und warum verfolgst du uns?“ Der Kerl hob einen Mundwinkel. „Von dir Großer will ich gar nichts.“ Seine Augen richteten sich auf Vegeta. „Aber von dem da, von dem will ich den Kopf.“
 

Mit Raunen und den ersten Wetten wich die Menge bei diesen Worten ein ganzes Stück weiter zurück. Vegeta spannte sich an, brachte ein wenig Abstand zwischen sich und Kakarott. Wer hatte doch gleich noch einmal behauptet das die meisten Lebewesen in der Masse so dumm wie Schafe waren? Auf die Lebewesen hier schien dieses Sprichwort nicht zuzutreffen. Instinktiv schien jeder hier zu spüren das gleich die Luft brennen würde.
 

„Und wenn du schon meinen Kopf willst … mit wem habe ich dann das Vergnügen?“ Der Kerl lächelte wieder auf diese arrogante Art, indem er nur einen Mundwinkel hob. Und dann deutete er doch glatt eine huldvolle Verbeugung an. Vegetas Augenbraue zuckte. Er wurde nicht gerne auf den Arm genommen, ganz und gar nicht gerne.
 

„Runkst, Kopfgeldjäger meines Standes. Mit einer hundertprozentigen Erfolgsquote.“ Das Raunen um sie herum wurde lauter, die Distanz noch etwas größer. „Bist du nicht etwas zu jung um andere ihrer Köpfe zu erleichtern?“ Goku hielt sich rechts, während Vegeta langsam nach links schritt. Platz schaffte, zwei Ziele schaffte die ihr Gegner im Auge behalten musste.
 

„Da ich bisher alle meine Aufträge erfüllt habe, denke ich nicht.“ Vegeta warf Kakarott einen kurzen Blick zu. Gut, fast waren sie soweit. „Es tut mir wirklich in der Seele weh Kleiner dir das nun sagen zu müssen, aber ab heute wird deine Quote nur noch neunundneunzig Prozent betragen, den mein Kopf bleibt da, wo er ist.“ Vegetas Hand näherte sich dem Holster seiner Laserpistole.
 

„Und an Seinen kommst du nur über meine Leiche. Also sei so gut und verschwinde, wir wollen hier Niemanden verletzen.“ Runkst schien sich aus den Bewegungen seiner Gegner nichts zu machen und blieb weiterhin seelenruhig stehen. Seine Aufmerksamkeit wechselte bei den letzten Worten zu Son Goku.
 

„Nun, wie du möchtest.“, war die lapidare Antwort, gepaart mit einem Schulterzucken. Noch ehe jene wieder ganz gesunken waren, lag Son Goku zusammengekrümmt am Boden und hielt sich Bein und Schulter. Für eine einzige Sekunde war Vegeta so perplex, das weder sein Körper noch sein Gehirn anstallten machten sich in irgendeiner Art und Weise genötigt zu fühlen zu reagieren.
 

Viel zu schnell war alles gegangen. Runkst hatte geschossen, rieselte es zu Vegeta durch und zwar nicht nur einmal, sondern gleich zwei mal und das in einer Geschwindigkeit, der Vegetas Augen nicht hatten folgen können. Und auch jetzt, wo das Gesehene erst Sekunden später in seinem Kopf Gestalt annahm, konnte er es immer noch nicht glauben.
 

Goku fluchte, Vegeta reagierte. Endlich! Wenn auch viel, viel zu spät. In dem Moment da er sich in Bewegung setzte, sah er die Mündung der Pistole ein weiteres Mal aufleuchten und warf sich zur Seite. Der Laserstrahl streifte seine Schulter, kauterisierte die Wunde zum Glück sofort, so das sie nicht blutete. Er rollte sich ab, zog seine eigene Pistole und schoss blind in die Richtung in der Runkst stand, verschaffte sich so Zeit um zu Kakarott gelangen zu können und ihm auf die Beine zu helfen.
 

„Schlimm?“ „Geht.“, war die gezischte Antwort. „Wo ist der Scheißkerl?“ Goku hatte ebenfalls seine Pistole gezogen und stand nun Rücken an Rücken mit Vegeta. Die Schaulustigen hatten sich verzogen als die ersten Schüsse gefallen waren. Keiner hier war so dumm um zu glauben, dass ihnen nichts passieren konnte.
 

„Wo ist der Scheißer hin?“ Goku schnaubte und Vegeta suchte die Dächer und die Stände ab. „Wie kann der so schnell sein?“ „Keine Ahnung. Er ist es auf jeden Fall.“ Goku wusste wann der nächste Schuss kam, noch bevor die Laserpistole aufblitzte. Der siebte Sinn, der ihnen beiden zu Eigen war und der sie schon so oft in den Kämpfen gerettet hatte, rettet sie auch diesmal. Er packte Vegeta und zog ihn mit sich auf den Boden, während er auf Runkst schoss und dessen Schuss über ihnen hinweg zischte.
 

Sekunden später waren beide wieder auf den Beinen, stoben auseinander um kein gemeinsames Ziel abzugeben und blieben in Bewegung. Ein weitere Schuss verfehlte Vegeta nur knapp, als dieser sich abrollte, umwand und feuerte. Diesmal hatte er den Dreckskerl wenigstens einmal gesehen.
 

„Vegeta“, kam es über Funkknopf in dessen Ohr von Goku. „Ich sags ja nur ungern, aber ich glaube es wäre besser wir verschwinden.“ Die geknurrte Antwort von Vegeta war kaum zu verstehen. Vor einem weiteren Schuss ging er hinter einem Einmanngleiter in Deckung und spähte über dessen Rand hinweg.
 

„Der konzentriert sich scheinbar nur auf mich. Siehst du ihn? Kannst du an ihn ran kommen Kakarott?“ Keine Antwort. „Kakarott? Alles klar?“ Stille. „Melde dich verdammt nochmal!“
 

„Ich glaube“, erklang Runkst Stimme süffisant in Vegetas Kopfhöhrer. „Dein Freund hat sich schlafen gelegt. Wenn du nicht willst, das dies ein Dauerzustand bei ihm wird, will ich nun erst deine Waffen über den Gleiter fliegen sehen. Dann will ich deine Hände sehen und dann dich. In dieser Reihenfolge und jetzt sofort!“
 

Vegetas Flüche waren deutlich zu hören, auch ohne Kopfhöhrer, als er den Anweisungen Folge leistete und schließlich hinter dem Gleiter hervor trat. Die Hände in Kopfhöhe und unbewaffnet.
 

Zehn Schritte vor ihm stand Runkst, die Pistole nach rechts gerichtet auf Kakarott, der bewusstlos am Boden lag. „Brav. Und jetzt kommst du bitte langsam fünf Schritte näher. Und wehe du machst eine falsche Bewegung.“ „Ich bin nicht blöd!“, gab Vegeta patzig Antwort und presste die Lippen zusammen. Lebte Kakarott noch? War das hier gerade wirklich passiert? Binnen Sekunden?!
 

Seine Augen richteten sich wieder auf seinen Gegner, welcher nun nur noch fünf Schritte vor ihm stand. „Gut. Ich sage dir was nun passieren wird. Du wirst in genau diesem Abstand vor mir herlaufen. Ich werde dir sagen wohin, bis wir bei meinem Schiff sind. Dort steigst du ganz brav in eine Zelle und ich bringe dich zu meinem Auftraggeber. Wenn das alles genau so passiert, lass ich deinen Freund am Leben und laufen. Wenn nicht, nicht. Haben wir uns verstanden?“
 

Vegeta sagte nichts, starrte Runkst finster an. Jener hob die Pistole von Gokus Brust zu dessen Kopf. „Ob wir uns verstanden haben? Sonst ist der hier gleich nicht mehr bewusstlos sondern tot.“ Kakarott war nicht bewusstlos, schoss es Vegeta durch den Kopf. Woher auch immer dieses Gefühl kam. Es war da und Vegeta wusste das es der Wahrheit entsprach.
 

„Aye, verstanden.“, knurrte er widerwillig. Seine Augen von Kakarott zu Runkst wandern lassend. „Sehr gut, dann ...“, weiter kam Runkst in seiner hochtrabenden Ansprache nicht, denn Kakarott trat ihm die Beine weg. Zur selben Zeit setzte Vegeta nach vorne und schlug zu. Erster Kinnhaken, zweiter und der Dritte. Der Vierte kam von unten und schickte Runkst in den Dreck der Strasse.
 

„Weg hier!“ Kakarott hatte sich hoch gerappelt und packte Vegeta am Oberarm. „Bevor er wieder auf den Beinen ist!“ Der Kleinere knurrte. Alles in ihm schrie danach es zu beenden. Dem Mistkerl die Fresse zu polieren, dieses arrogante Grinsen entgültig aus seinem Gesicht zu wischen, am besten mit sämtlichen Zähnen. Aber Kakarott hatte Recht. Wer wusste was dieser Kerl noch drauf hatte? Und das was sie gesehen hatten, hatte schon fast gereicht um sie fertig zu machen. Sie hatten nur Glück gehabt. Glück, das Runkst gedacht hatte Kakarott wäre noch bewusstlos.
 

Vegeta wand sich um, nahm die Beine in die Hand. Kakarott, mehr humpelnd als laufend, biss die Zähen zusammen und hielt mit Vegeta schritt. „Da lang, durch die Gassen, da bieten wir kein Ziel.“ Sie bogen ab, schlugen Haken, benutzten die dunklen Seitengässchen, bis sie in Sichtweite ihres Landeplatzes waren. Außer Atem lehnten sie sich gegenüber an einer Wand. Vor ihnen der freihe Platz.
 

„Siehst du das Aas irgendwo?“, keuchte Vegeta. Goku schüttelte den Kopf. „Heißt aber nicht … das er nicht da ist.“ „Das weiß ich auch. Hilft nichts. Wir müssen zum Schiff. Kannst du noch?“ „Muss ja.“ Vegeta nickte, machte einige Schritte aus der Gasse, blickte sich um. Die Leute gingen ihren normalen Geschäften nach. Es gab keine Anzeichen das hier irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte. „Dann los.“ Mit zügigen Schritten, aber nicht so, das es Aufmerksamkeit erregt hätte, überschritt Vegeta den Platz, dicht hinter Goku, der nicht ganz so weit ausschreiten konnte. Die Beinwunde mussten sie sich unbedingt ansehen.
 

„Der Hafenmeister wird uns beim nächsten Mal was erzählen, wenn wir jetzt einfach so Leine ziehen ohne bezahlt zu haben.“ Vegeta wand kurz den Blick von ihrer Umgebung um nach vorne zu seinem Freund sehen zu können. „Geht nicht anders. Geben wir ihm beim nächsten Besuch einfach was mehr, dann … Kakarott RUNTER!“
 

Kakarott ließ sich fallen. Vegeta machte einen Satz anch vorne, zog die Laserpistole seinem sich fallen lassenden Freund aus dem Holster, zielte. Er bot das perfekte Ziel, Kakarott am Boden, er stand über ihm, der Platz war frei. Freie Schussbahn für Runkst der zwischen ihnen und ihrem Schiff standen. Aber auch freie Schussbahn für Vegeta.
 

Vegeta entschied sich stehen zu bleiben. Stehen zu bleiben und zu schießen. Die Pistolen gingen fast zeitgleich los und dann war da einfach nur noch der Schmerz ehe alles Dunkel um ihn wurde.
 


 

Kakarott tauchte seine blutigen Fingerspitzen in das rötlich verfärbte Wasser der Schüssel. „Du hattest Glück. Ein Stück weiter rechts und er hätte dich umgebracht.“ Vegeta presste die Lippen zusammen als Goku mit dem feuchten Tuch ein weiteres Mal die Wunde reinigte.
 

Der Ältere spannte seine bloßen Schultern an und atmete tief ein und wieder aus. Kein einziges Mal hatte er einen Ton von sich gegeben. Und dabei hatte Goku die kauterisierte Wunde wieder aufbrechen müssen um die Dreckpartikel zu entfernen. Vorsichtig strich Kakarott über den Wundrand, dann ließ er das Tuch in der Schüssel zurück und griff nach einem Tiegel mit Salbe um sie großzügig zu verteilen.
 

„Hast du wirklich keine Ahnung, wer der Kerl ist?“, fragte Kakarott nicht zum ersten Mal. „Wie oft noch Kakarott? Nein. Und bevor du es mich auch nochmal frägst, ich habe auch keinen Schimmer wer ihn mir auf den Hals gehetzt hat Den hinter mir war er offensichtlich her.“ Goku nickt, was der Ältere nicht sehen konnte und schloss den Tiegel wieder.
 

Sie waren nur verdammt knapp entkommen. Zu knapp, wenn man ihn fragte. Als Vegeta ihn vor dem Schuss gewarnt hatte, hatte er sich sofort fallen lasse, sich völlig auf das Urteil des Älteren verlassend. Ihm war fast das Herz stehen geblieben als er den Kopf gedreht und gesehn hatte wie der Laserschuß Vegetas Brust durchschlagen hatte.
 

Er ist tot! Das war sein erster Gedanke gewesen. Tot! Er lässt mich hier tatsächlich alleine! Entsetzen, dann Verlust und zuletzt ein gewaltiger Zorn waren in ihm hochgekrochen und vor allem Letzterer hatten dazu geführt, das er aufgesprungen, nach der fallen gelassenen Laserpistole gegriffen und den zu Boden gegangenen Runkst unter Dauerfeuer genommen hatte, nun alleine sein mit den ganzen Fragen und der Ungewissheit.
 

Gokus Finger zitterten als er nach der Bandage griff. Vergessen waren in diesem Moment die eigenen Verletzungen gewesen, vergessen die Schmerzen und alle anderen Sorgen. Einzig und alleine Vegetas Leben zu retten war sein Ziel gewesen, daran erinnerte er sich noch. Und das etwas an ihm gerührt hatte. Etwas, das ihm sagte, dieses Gefühl wäre nicht neu für ihn. Etwas das von innen gegen seinen Kopf gehämmert hatte und nach Einlass in sein Bewusstsein schrie.
 

Schwachsinn!, schallte er sich selbst. Schwachsinn. Tief holte Son Goku Luft und kehrte mit seinen Gedanken ins Jetzt zurück. Vegeta saß mit bloßem Oberkörper vor ihm, die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt und wartetet darauf das er die Wunde verbinden würde. Und er stand hier und träumte vor sich hin! Manchmal war er doch ein Trottel.
 

Dennoch, als seine Finger Vegetas Haut berrührten, er die Kompresse auf die Wunde legte und er dann mit dem Verbandt ansetzte konnte er seine Gedanken nicht beherrschen. Woher war dieser Zorn gekommen? Woher diese Wut? Woher das Gefühl gleich platzen zu müssen, wenn er diese Gefühle nicht aus sich heraus ließ? Woher kam das alles? Woher?
 

Er umgriff Vegetas Brust und legte eine zweite Schicht des Verbandes an. Und woher kam zum Beispiel diese Narbe auf Vegetas Schulter? Oder die an seiner Seite? Oder an seinem Bauch? Oder die Narbe an seiner eigenen Seite? Seinem eigenen Körper? Konnte man vergessen wie man sich so etwas zugeszogen hatte? Konnte man das?
 

Son Goku war sich nicht sicher. Er war sich nur sicher, das er es nicht mehr wusste … und das irgendetwas heute mit ihm passiert wäre, wenn Vegeta gestorben wäre.
 

Sein Blick glitt zu dem beendeten Verband und zu seiner Hand, welche er flach und ohne das er es gemerkt hatte auf Vegetas Rücken hatte liegen lassen. Nun strich er sacht über die Schulter seines Freundes und gab ihm mit einem leichten Druck zu verstehen das er fertig war. Zumindest war das seine Erklärung für sich selbst für diesen viel zu langen Hautkontakt.
 

Aber es ging nicht anders. Er musste den Älteren spüren, sich vergewissern das seine Haut warm war, das sein Herz schlug und das er atmete. „Fertig.“, sagte er überflüssigerweise und mit belegter Stimme, ehe er begann die Verbandsutensilien weg zuräumen.
 

Vegetas schwarzer Haarschopf nickt zum Zeichen das er verstanden hatte. Doch hatte er das wirklich? Goku hatte sich oft gefragt ob die Erinnerungen die er an ihre Freundschaft mit sich herum trug alle waren, oder ob es da noch mehr gab. Noch mehr was sie verband. Monoton verichteten seine Hände ihre Arbeit, während sein Geist sich nicht zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigte.
 

Er verstand es einfach nicht. Sie waren in ihrem Leben Freunde und Rivalen gewesen. Sie hatten viel miteinander trainiert und gegeneinander gekämpft. Hatten die meiste Zeit die sie nicht mit ihren Familien verbracht hatten zusammen verbracht. Ihre Freundschaft war lang und ehrlich gewesen. Beide hatten sie ihre Familien geliebt, ihre Söhne und Töchter und ihre Frauen. Aber … gab es da vielleicht nicht noch etwas anderes? Etwas … mehr zwischen ihnen?
 

Wie anders konnte man es sich sonst erklären, das sie oftmals im selben Moment den gleichen Gedanken dachten, die selben Dinge verspürten, die gleichen Gesten machten? Wussten das der andere im Kampf nun so handeln würde und das ihre Reaktion darauf diese und jene war um genau im Richtigen Moment aus jedem Schlamassel zu entkommen?
 

Wie anders, dachte Son Goku mit bitter zusammen gepressten Lippen, konnte er sich sonst dieses bodenlose Gefühl der Leere und des Verlustes erklären, welches er vor wenigen Stunden gespürt hatte, als er gedacht hatte dieses Arschloch hätte Vegeta erschossen? Wie anders, wenn nicht mit dem Gedanken das es in diesem anderen Leben mehr zwischen ihnen gegeben hatte als nur Freundschaft? War das möglich?
 

„Kakarott“, riss Vegetas Stimme ihn aus seinen Gedanken. „Was starrst du mich die ganze Zeit so an?“ Goku hob verwirrt den Blick und registrierte, das der Kleinere recht hatte. Er musste seine Verräumungstätigkeiten schon vor einiger Zeit beendet haben und stand nun vor Vegeta und sah zu ihm herunter.
 

„Ich … ähm, nichts. War nur in Gedanken.“, versuchte er sich zu retten, doch die hochgezogene Augenbraue von Vegeta ließ ihn erahnen, das er diesmal nicht so leicht davon kommen würde. Zu oft hatte Vegeta ihn in den letzten Wochen dabei erwischt, wie er ihn angestarrt hatte und zu oft schon hatte Goku sich raus geredet, nicht Willens den Älteren an seinen Gedankengängen teil haben zu lassen.
 

„Bist du in letzter Zeit öfter.“ Vegeta erhob sich und bewegte vorsichtig seine Schulter. Dabei verzog er das Gesicht kurz vor Schmerz und wies dann mit einem Kopfnicken auf den Stuhl. „Setz dich.“ Goku blinzelte. „Warum?“ Die Antwort war ein Schnaufen. „Damit ich mir dein Bein ansehen kann.“ „Bein?“ Die Braue des Älteren hob sich noch ein gutes weiteres Stück und er sah zu der betreffenden Stelle. „Bein.“, widerholte Goku endlich registrierend, das auch er verwundet aus ihrem Zusammentreffen hervorgegangen war.
 

Schnell ließ er sich auf den Stuhl fallen, bevor er sich endgültig zum Affen machte und zog seinen Stiefel aus. Das untere Ende der Hose riss er ab und begann dann mit spitzen Fingern den verkohlten Stoff rund um die Wunde wegzuzupfen.
 

„Lass mich das machen.“ Vegeta kniete sich mit einer Schüssel, Lappen und frischem Wasser vor ihn hin und warf ihm einen warnenden Blick zu, welchen Goku genau richtig interpretierte und die Finger von der Wunde ließ. Seine Augen verfolgten stattdessen Vegetas Handgriffe und seine Gedanken begannen ihre fantastischen Kapriolen wieder von vorne. Himmel und Hölle! Das konnte einfach nicht so weiter gehen.
 

„Danke.“, sagte er schließlich in die Stille des Zimmers und brachte Vegeta dazu in seiner Arbeit kurz inne zu halten und zu ihm aufzusehen. „Wofür?“ „Dafür das du mir das Leben gerettet hast. Einmal mehr.“ „Du hättest das Selbe getan. Lass deinen Dank also einfach stecken.“
 

„Kann ich nicht. Wenn du den Kerl nicht erwischt hättest, dann wären wir dort nicht lebend weg gekommen. Diesmal nicht.“ Goku konnte nicht anders. Er musste etwas sagen, musste den anderen wissen lassen wie er sich gefühlt hatte, was in ihm vorgegangen war, als er für einen kurzen Moment gedacht hatte Vegeta wäre tot gewesen.
 

Der kurze Schmerz als der Ältere die Wunde reinigte und die verkrusteten Stellen aufbrach, ließ ihn inne halten und ihn nach Luft schnappen. „Aye, stimmt.“, erwiderte Vegeta. „Der Kerl war wirklich gut. Wüsste zu gern, wer ihn mir auf den Hals gehetzt hat.“ „Fällt dir da keiner ein?“ „Nicht viele.“ Vegeta überlegte als seine Finger weiter arbeiteten. „Er war nicht hinter uns her. Also ist es unwahrscheinlich das es ein ehemaliger Auftraggeber oder ein anderer Salvager war. Der hätte ihn uns auf den Hals gehetzt und nicht nur mir.“ Goku nickte und sah zu wie Vegetas Finger das Verband anlegten.
 

„Was … was ist mit Violence und den Ryotanern?“ Vegeta versteifte sich augenblicklich. Auch ein Grund, warum Goku den Älteren nie in seine Gedankengänge eingeweiht hatte. Keine gute Idee diese Dinge anzuschneiden, gar keine. „Glaube ich nicht.“, war die kurze Antwort. „Aber wir haben ihnen ganz schön zugesetzt als wir ...“, er wurde unterbrochen, als Vegeta ruckartig den Kopf hob und ihn anfunkelte.
 

„Vegeta, du musst doch zugeben das … “, wieder wurde er unterbrochen. „Halt die Klappe Kakarott! Wir wollten darüber nicht reden und ich habe nicht vor das jetzt zu ändern.“ „Aber wenn sie uns den Kerl auf den Hals gehetzt haben und er dich zu ihnen zurück bringen soll, dann … .“ „Soll er nicht!“
 

Vegeta stand ruckartig auf, warf dabei die Schüssel mit Wasser um und maschierte zu einem der kleinen Bullaugen des Raumschiffes. Seine Hände umkrampften dabei seine Ellenbogen. Die Ausrede für sich selbst: ihm war kalt. Der eigentliche Grund: er zitterte. Das tat er immer, wenn ihn die Erinnerung daran einholte.
 

Son Goku sah ihm hinterher. Verflucht! Er hatte ihn daran nicht erinnern wollen, aber es war eine Möglichkeit die sie in Betracht ziehen mussten. Sie durften nichts außen vor lassen, mussten alle Eventualitäten mit einbeziehen um sich zu überlegen was sie wegen Runkst unternehemn sollten. Er wollte nie wieder so etwas wie heute erleben.Nie wieder erleben wie Vegeta angeschossen, fast wie tot neben ihm zu Boden ging.
 

Langsam erhob er sich und trat hinter den Kleineren. „Es tut mir leid Vegeta. Ich hatte nicht vor dich daran zu erinnern.“, sprach er leise und ernst. „Aber ich will nicht, das so etwas noch einmal passiert. Das Gefühl als ich gedacht habe du wärst tot das … das kann ich dir nicht einmal beschreiben. Der Gedanke hier alleine zu sein … alleine mit all diesen Fragen und Ungewissheiten … einfach ohne dich zu sein … ohne diese Verbindung … was auch immer es sein mag … das würde mich wahnsinnig machen. Das würde ich nicht überleben.“
 

Langsam, sehr langsam mit deutlich hoch gezogener Augenbraue wand sich Vegeta zu Kakarott um und sah zu ihm hoch. „Was genau versuchst du mir hier gerade zu sagen?“ Goku schluckte. Jetzt hieß es also Hosen runter und Farbe bekennen. Scheiße, Vegeta würde ihn umbringen!
 

„Das ich nicht weiß, was das zwischen uns ist. Vielleicht auch war. Ich erinnere mich an vieles. Eigentlich an alles. Aber … glaubst du nicht auch, dass das nicht alles gewesen sein kann? Diese Verbindung, diese Seelenverwandtschaft zwischen uns … das kann doch nicht nur durch eine Freundschaft entstanden sein. Da muss es etwas gegeben haben, mehr gegeben haben.“
 

„Mehr?“, war alles was Vegeta dazu zu sagen hatte mit einem Blick, der eine deutliche Aufforderung war endlich auf den Punkt zu kommen. „Aye mehr! Verdammt Vegeta, das ist doch nicht normal zwischen uns beiden. Das kann nicht normal sein.“ Vegeta löste die Verschränkung seiner Arme und sah zu Kakarott hoch. „Nein, kann es nicht.“, sagte er leise und ihre Blicke begegneten sich.
 

Goku schluckte. Da war es wieder, dieses Gefühl, dieses Band was sich zwischen ihnen aufbaute. Als würden sie sich gegenseitig in die Seelen blicken, als würden sie sich schon unendlich lange kennen.
 

Ohne das er es wirklich registrierte hob er seine Hand und legte sie Vegeta auf die Schulter. Viel zu lange hatte er sich das schon gefragt. Nun schien es an der Zeit die Antwort darauf zu finden. Langsam beugte er sich vor, ließ den Blickontakt nicht abbrechen, hielt das Band aufrecht das sich geknüpft hatte und dann begegneten seine Lippen denen von Vegeta.
 

Der Kuss war sanft, fast schüchtern, zumindest aber vorsichtig und Son Goku wusste nicht, was er sich davon versprochen hatte. Vielleicht einen Blitz der durch ihn hindurch schoss. Leidenschaft, welche ihn überwältigte. Plötzliche Klarheit, oder Gewissheit … am ehesten noch ein Schlag ins Gesicht und ein Vegeta der ihn mit einem Arschtritt aus dem Raum beförderte. Er hatte viel erwartet, aber nicht das was geschah … nämlich gar nichts. Er verspürte keine Vertrautheit, keine aufwallende Leidenschaft, kein Erkennen, nichts was darauf schließen ließ, das dies etwas war, was ihm bekannt vorkam, oder was zwischen ihnen schon einmal passiert wäre.
 

Enttäuscht, aber auch erleichtert zog er sich von dem Älteren zurück, welcher ihn weiterhin ansah. Nur der Blick hatte sich verändert. War er zuvor noch bohrend gewesen, fast schon herausfordernd, war er nun abgestumpft, neutral, in sich gekehrt.
 

„Hast du herausgefunden, was du herausfinden wolltest?“ Die Stimme Vegetas war neutral, vollkommen tonlos und Goku schluckte, nahm seine Hand von der Schulter des Kleineren. „Nein“, sagte er mit belegter Stimme. „Was es auch ist, was da zwischen uns existiert. Das ist es nicht.“
 

„Gut, dann kannst du ja jetzt gehen.“ Goku nickte. Er hatte verstanden. Und es war auch besser so. Er hätte es sich selbst niemals verziehen wenn da etwas zwischen ihnen gewesen wäre. Er liebte seine Frau. Seine Frau, seine Söhne. Hätte er wirklich mit Vegeta eine Affäre gehabt dann … nein, er hätte sich selbst nicht mehr ins Gesicht sehen können und er war sich sicher, das es Vegeta genauso ging.
 

Jener sah Kakarott immernoch auf die gleiche weise an ohne sich zu bewegen, kämpfte mit sich selbst und mit den schrecklichen Erinnerungen, welche dieser Kuss in ihm ausgelöst hatten. Dennoch hatte er ihn zugelassen, hatte Kakarott nicht aufgehalten, als dieser ihn geküsst hatte, obwohl Vegeta schon bei den Worten des Jüngeren gespürt hatte worauf das hinaus laufen würde.
 

Warum er das nicht getan hatte? Ganz einfach, gestand er sich ein. Weil seine Gedanken in die selbe Richtung gegangen waren wie Kakarotts … und er genauso froh war wie der Jüngere das sie sich als falsch erwiesen hatten. Was er getan hätte, wenn da plötzlich etwas zwischen ihnen aufgeflammt wäre? Keine Ahnung … wahrscheinlich hätte er Goku zusammen geschlagen und geleugnet das der Kuss jemals statt gefunden hatte.
 

Die Frage, die sich beide jedoch im selben Moment zu stellen schienen – als sie sich immernoch anstarrten und Son Goku keinerlei Anstalten machte den Raum zu verlassen – war: Wenn es das nicht war, was sie verbandt … was zur Hölle war es dann? Was gab es sonst noch, was irgendeinen Sinn ergeben würde?
 

Die Antwort darauf würden sie bekommen, schneller als es ihnen lieb war.



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