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Die Buchhalterin

von

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Der erste Kontakt

„Morgen!“ sagte Kiandra fröhlich als sie ins Büro eintrat. Rita blickte erschrocken auf und als sie Kiandra erkannte, meinte sie nervös: „Äh ja, morgen.“ Kiandra sah, dass sie etwas in der Hand hielt, konnte es aber nicht erkennen. Es konnte ein Zettel sein oder ein Foto oder so was. Rita ließ es schnell in ihrer Schublade verschwinden. Dann versuchte sie in ihrer gewohnt arroganten Art die Tatsache zu überspielen, dass sie gerade bei etwas ertappt worden war.

„Na, hat dich Frau „Ich weiß bescheid“ erstmal wieder über alle Vorgänge hier aufgeklärt?“ fragte Rita höhnisch und zupfte ihre Bluse gerade, was für Kiandra soviel bedeutete wie: ihr seid doch alle unter meinem Niveau! Und Lars kriege ich, das steht außer Frage!

Kiandra rollte noch einmal mit den Augen und meinte dann: „Ja, stell dir vor: Lars hat Sigi nach Dir gefragt!“ Rita zuckte zusammen. Kiandra grinste. „Er wollte wissen, ob du deine Blusen im gleichen Laden kaufst wie seine Mutter. Diese geblümte letzte Woche, die hat sie nämlich auch.“

Rita sah wütend zu Kiandra hinüber, sagte aber nichts sondern widmete sich erhaben wieder ihrer Arbeit. Ein böses Lächeln glitt über ihr Gesicht, was Kiandra aber nicht sah. Sie fuhr gerade ihren Rechner hoch und begann dann zu arbeiten.

Nein, eigentlich war zicken nicht ihre Art aber den Spruch konnte sie sich einfach nicht verkneifen. Rita war ganz klar verliebt in Lars. Das wusste wohl auch jeder. Was Rita allerdings nicht wusste, war: Lars hielt nicht besonders viel von ihr, weil sie den Kollegen gegenüber so herablassend und zickig war. Sigi hatte das Kiandra unter dem Siegel der Verschwiegenheit gesteckt. Zum Glück, denn sonst wäre Rita vermutlich noch unausstehlicher geworden. Falls das überhaupt möglich war!

Auf der Betriebsfeier eine Woche zuvor hatte sich Kiandra zum ersten Mal lange mit Lars unterhalten. Er war genauso wie alle ihn immer beschrieben hatten. Nett, witzig, charmant und kein bisschen langweilig. Damals beim Einstellungsgespräch war das nicht so gut durchgekommen, weil es ja um den Job ging aber auf der Feier war alles lockerer und da war jeder etwas zugänglicher, sogar der Chef.

Lars war eigentlich eher zufällig an Kiandra geraten. Er flüchtete gerade vor zwei jungen Damen aus dem Einkauf, die sich ihm förmlich an den Hals werfen wollten und prallte dabei mit Kiandra zusammen, die gerade ein wenig die Ruhe auf dem Flur genoss und zuerst gar nicht wusste, wer sie da umgeworfen hatte. Aber er half ihr sofort wieder auf und stellte sich dann auch gleich vor. Und da fiel es ihr wieder ein. Ja, diese Augen, daran konnte sie sich noch erinnern und dann natürlich die Hände. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss bei dem Gedanken an den Traum damals und ihre Reaktion darauf. Eisern versuchte sie, nicht auf seine Hände zu starren. Als die beiden Jägerinnen auf den Flur kamen, zog Kiandra Lars schnell in die Damentoilette, felsenfest in ihrem Verdacht, dass die beiden dort nicht nach ihm suchen würden. Und sie hatte Recht.

Als die Luft rein war, schlichen die beiden über den Flur zum Haupteingang und setzten sich draußen auf den Rasen. Die Sonne schien schon seit einer Woche heiß und der Boden war trocken.

Langsam verwickelte Kiandra ihren Chef in ein Gespräch, in dessen Verlauf sie ihn mehr und mehr leiden mochte. Er war witzig, offen und machte einen sanften Eindruck obwohl seine Schultern eine andere Sprache sprachen.

Was Kiandra nicht auffiel, war der Blick von Lars, der sich im Laufe des Gesprächs mehr und mehr veränderte. Zuerst schaute er noch recht sachlich und neutral. Sprach über dies und jenes, die Arbeit, zuwenig Freizeit und seinen Vater. Doch irgendwann begann Kiandra, das Gespräch geschickt immer stärker auf persönliche Dinge zu lenken. Und da begann Lars, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Er hörte ihren Erzählungen interessiert zu und studierte dabei noch interessierter ihr Äußeres. Lange braune Haare, blaue Augen, die im Sonnenlicht extrem hell leuchteten, ein hübsches Gesicht und eine Figur, wo man auch etwas zu greifen hatte. Nicht dick aber eben auch kein Gerippe. Sicherlich fühlt sich alles an ihr weich und warm an, dachte Lars als Kiandra verträumt von ihrer heiß geliebten Musik sprach. Sie zählte gerade ihre Lieblingslieder auf als Lars plötzlich einhakte.

„Tatsächlich? Den Song finde ich auch super. Überhaupt mag ich Rockmusik am liebsten.“ Kiandra war begeistert und lächelte etwas stolz. Lars war gerade dabei, sich zu verlieben. Natürlich hatte Kiandra davon keine Ahnung obwohl sie sich, ohne es zu bemerken, in einer ähnlichen Verfassung befand.

Als die ersten Gäste aus dem Gebäude kamen, versteckten sich Kiandra und Lars hinter einem Busch und kicherten leise, als einer der Kollegen, offenbar schon etwas angeheitert, der Leiterin der Personalabteilung an den Hintern grapschte. Aber entweder gefiel es ihr oder sie hatte selbst schon zuviel getrunken. Sie hakte sich bei ihm ein und beide schipperten zu einem der Taxis, die vorsorglich bestellt worden waren. Es bestand kein Zweifel, was die beiden heute Nacht noch treiben würden.

Kiandra und Lars blieben noch eine Weile hinter dem Busch sitzen und unterhielten sich. Die Gesprächsthemen wurden immer persönlicher. Kiandra erzählte Lars von ihrer letzten Beziehung, die leider nicht gehalten hatte. Ihr Freund hatte sich neu verliebt und auch versucht, es ihr möglichst schonend beizubringen aber natürlich war das fast unmöglich. Als Lars hörte, dass Kiandra Single war, leuchteten seine hellgrauen Augen kurz auf, nur einen Moment.

Die Sonne war halb untergegangen und den beiden wurde es zu kühl. Sie gingen wieder zurück in den Saal. Die zwei Jägerinnen entdeckten Lars und nahmen ihn sofort in Beschlag. Es fiel ihm schwer, die Damen höflich auf Abstand zu halten. Kiandra musste amüsiert grinsen und schlüpfte dann in ihre Jacke. Ohne dass Lars es bemerken oder sich verabschieden konnte, verschwand sie von der Feier.
 

Und seitdem war sie ihm auch noch nicht wieder begegnet. Na ja, kein Wunder, er hatte ja jetzt offenbar eine Freundin und war abgelenkt von allem anderen. Der Gedanke daran passte Kiandra irgendwie überhaupt nicht aber eine Erklärung für dieses Gefühl hatte sie nicht.

Sie lächelte noch einmal über Rita, die wohl bis jetzt noch keine Ahnung von dem Unglück hatte und konzentrierte sich dann auf ihre Arbeit. Sie wollte es ihr jedenfalls nicht sagen, von Selbstzerstörung hielt sie nicht so viel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caro-kun
2008-10-17T13:16:08+00:00 17.10.2008 15:16
Ich musste bei der Szene, wie Kiandra Lars in die Damentoilette zerrt, grinsen.
Was der da in dem Moment für ein Gesicht gezogen haben muss *g*



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