Ich mag dich anders
Mein erster Oneshot ^^"
Viel Spaß beim Lesen
Meroyui
*~*~*~*~*~*
Und wieder stehe ich hier.
Und wieder regnet es in Strömen. Aber das macht nichts. Ich mag Regen. Nein. Eigentlich stimmt das nicht. Ich mag den, der mich vor dem Regen schützt. Er wird sicher wieder kommen. Er kommt immer, immer wenn es regnet und ich keinen Schirm habe. Ich warte auf ihn und nur auf ihn.
Das ganze hat vor drei Wochen angefangen. Ich erinnere mich gern daran zurück, auch wenn ich mich an dem Tag sehr geärgert hatte, so wie ich mich immer geärgert hatte.
Es hatte geregnet. So wie heute. Nicht so stark, aber Regen ist Regen und ich konnte Regen nicht ausstehen. Ich hatte auch an derselben Stelle gestanden, um dieselbe Uhrzeit. Ich war schlecht gelaunt. Ich hatte schon wieder meinen Schirm vergessen. Den vergaß ich immer. Immer, wenn es regnete.
Aber ich hatte keine Lust zu warten. Ich wollte nicht warten, bis der Regen aufhört. Dazu war mir meine Zeit zu schade.
"Keinen Schirm dabei?" Die Frage hatte mich aufzucken lassen. Ich drehte mich zu ihm um, seinen Schirm hielt er mir über den Kopf. Er war seltsam. Ab und an war er mir schon aufgefallen. Sein Aussehen war auch nicht unauffällig. Er hatte deswegen schon oft Ärger gehabt, aber ich bewunderte es, dass er es einfach hinnahm und weitermachte. Da er größer als ich war, musste ich zu ihm aufsehen. "Nein."
"Willst du mit unter meinen?" Ich hatte ihn verblüfft angesehen, woraufhin er nur schief grinste. Aber irgendwie glaubte ich ihm, dass er es ernst meinte. Ich nickte und wir machten uns auf den Weg. Viel gesprochen hatten wir nicht gerade, doch aus den Augenwinkeln sah ich immer wieder zu ihm hoch. Irgendwann musste er es gemerkt haben, denn er hatte vor sich hingeschmunzelt.
Wir kamen schnell bei mir zu Hause an. So kurz war mir der Weg irgendwie noch nie vorgekommen.
"Wir sind da, hier wohne ich.", murmelte ich leise und sah zu ihm auf. Er blickte kurz auf das Haus, lächelte dann. "Okay. Man sieht sich..."
Die meisten Schüler gehen an mir vorbei. Sie haben fast alle einen Regenschirm - einige teilen sich einen. Ich muss lächeln. Genauso wie er und ich das machen. Hier und da ist auch jemand mit einem Regenmantel. Das ist nichts für mich. Ich mag Schirme. Aber auch nur, weil er mir immer einen über den Kopf hält.
Ich lächle. Ja. Die meisten sind schlecht gelaunt wegen dem Wetter, das war ich früher auch immer. Aber ich bin glücklich darüber. Mir tippt jemand auf die Schulter und ich zucke leicht zusammen. Zuerst denke ich, dass er es ist, aber er tippt mich nie an. Er steht immer plötzlich neben mir. Nein. Er ist es nicht. Es ist Aoi, ein Freund von mir. Er sieht mich grinsend an.
"Du bist ja gut gelaunt."
"Das bildest du dir ein." Er weiß nichts von ihm. Woher soll er das auch wissen? Ich habe es niemandem erzählt. Nichteinmal meinem besten Freund. Ich habe nie erzählt, dass aus dem einen Mal ein zweites Mal wurde...
Es war nur wenige Tage danach gewesen. Wieder regnete es wie aus Eimern, wieder hatte ich keinen Schirm dabei. Meine Laune sank fast schon in den Keller. Ich hatte ihn zwar nicht vergessen, aber ich dachte nicht daran, dass er vielleicht wieder seinen Schirm dabei haben und mich drunter lassen würde.
"Wieder keinen Schirm?", konnte ich ihn sagen hören und er hielt mir seinen über den Kopf. So wie das letzte Mal auch. Ich lächelte ihn an. "Nein. Nimmst du mich wieder mit?"
Er erwiderte mein Lächeln und nickte. Wieder brachten wir den Weg schweigend hinter uns. Man hörte nur das Trommeln des Regens, der auf den Schirm prasselte. Wir kamen schnell vor meinem Haus an und ich musste reingehen. Aber eigentlich wollte ich gar nicht. Wie komisch...
"Wie heißt du?", fragte er mich dann plötzlich. Er kannte meinen Namen gar nicht. Das fiel mir erst jetzt ein und ich wusste seinen auch nicht. "Ruki."
"Ah...", machte er nur und ging weiter. "Und du?"
"Reita." Ich nickte leicht.
"Ah..."
Aoi verabschiedet sich von mir und verschwindet dann im Regen. Er hat seinen Schirm dabei, so wie die meisten, wenn es nach Regen aussah. Nur ich. Ich mache es mit Absicht. Ich lasse meinen Schirm extra zu Hause, damit er einen Grund hat mit mir zusammen nach Hause zu gehen.
Wir sind schon einige Male zuammen nach Hause gegangen. Nur, weil es oft regnet in den letzten Tagen. Wenn es nicht regnen würde, wäre ich sicher wieder schlecht gelaunt. Dann wäre ich enttäuscht, weil ich wissen würde, dass ich heute nicht mit ihm nach Hause gehen kann. Ich hoffe jeden Tag auf Regen. Mittlerweile.
Die Sonne knallte erbarmungslos auf uns Schüler hinab. Der Unterricht war zu Ende und eigentlich könnte ich nach Hause gehen, aber ich stand missmutig vor dem Eingang. Ich wusste, dass er nicht kommen würde, schließlich regenete es nicht, aber ein bisschen hoffte ich ja doch darauf.
Aoi lachte vergnügt vor sich hin. "Die Sonne lacht, also zieh nicht so ein Gesicht! Sonst freust du dich über gutes Wetter! Zieh kein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter!"
Aber er wusste nicht, wie gerne ich diese sieben Tage hätte. Ich sah ihn also nur grummelig an und ging an ihm vorbei, auf direktem Weg nach Hause. Ich hatte keine Lust mich vor Aoi zu erklären, wenn er fragte, warum ich so schlecht drauf war.
Ich war enttäuscht, enttäuscht weil er nicht gekommen war, es regnete ja nicht. Und so war es dann auch die nächsten Tage geblieben und meine Laune verschlechterte sich jeden Tag. Ich vermisste den Regen, ich vermisste ihn. Konnte Kami-sama es nicht regenen lassen? Doch meine stumme Bitte wurde nicht erfüllt...
Aber jetzt. Jetzt regnet es endlich wieder und ich bin glücklich. Aber wo bleibt er? Er muss doch bald kommen. Er kommt immer. Ich werde nervös. Warum? Ich weiß es nicht. Ich mag ihn. Vielleicht deswegen?
Ich mag ihn? Ja. Aber nicht so wie Aoi. Nein. Ich mag ihn anders. Ist das komisch. Ich mag ihn anders, als ich meine Freunde mag. Wie mag ich ihn dann? Ich weiß es doch. Ich soll mich nicht selbst belügen. Das bringt nichts.
Einen Schritt wage ich in den Regen. Meine Haare werden sicher gleich koplett durchnässt sein. Aber das macht nichts. Heute werde ich es ihm sagen. Ihm sagen, dass ich ihn mag. Anders mag. Ob er verstehen wird? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber noch, dass er mir versprochen hat, immer da zu sein, wenn es regnet.
Nachdem er mich ein fünftes Mal mit seinem Regenschirm - den ich mittlerweile sehr mochte, auch wenn er nicht außergewöhnlich war - nach Hause gebracht. Aber diesmal blieb ich wieder stehen, ging nicht direkt rein. Ich drehte mich zu ihm um. Er blieb stehen, schaute zurück.
"Bist du immer da, wenn es regnet?", fragte ich ihn, legte meinen Kopf schief. Er sah mich kurz verwundert an, nickte dann. "Ja, immer wenn du keinen Schirm hast."
"Ich muss nur auf dich warten und du kommst?"
"Ja."
Und das tue ich jetzt. Ich warte. Wie lange schon? Ich weiß nicht. Aber es sind nicht mehr viele Leute da. Manche warten darauf, dass der Regen aufhört - ich stehe mittendrin. Ich warte nicht darauf das er aufhört. Ich warte auf ihn. Warte darauf, dass der Regenschirm über meinen Kopf gehalten wird.
Ich lege meinen Kopf in den Nacken, schließe meine Augen, die Regentropfen prasseln auf mein Gesicht. Doch dann hört es plötzlich auf. Ich öffne meine Augen, lächle schon wieder, erblicke einen Regenschirm. "Wieder kein Schirm."
Seine Stimme lässt mich lächeln, ich drehe mich zu ihm um und nicke. "Du hast gesagt du kommst immer, wenn ich keinen dabei habe..."
"Du lässt ihn doch absichtlich zu Hause.", erwidert er lachend. Ich fühle mich ertappt, will aber nicht zugeben, dass er Recht hat. "Vielleicht."
Wie immer schweigen wir den ganzen Weg über. Es ist komisch. Ich habe ihm so etwas Wichtiges zu sagen. Wir bleiben wieder vor meinem Zuhause stehen. Aber ich gehe nicht. Etwas ist anders, das merkt er. Er wirft mir einen fragenden Blick zu, legt seinen Kopf in die Schräge. Ich lächle ihn an. "Ich mag den Regen."
"Und warum plötzlich?", fragt er. Ja. Ich habe ihm das erste Mal gesagt, dass ich den Regen nicht leiden kann, weil ich immer meinen Schirm vergesse und nass zu Hause ankomme. "Naja. Den Regen nicht. Ich mag den, der mich vor dem Regen schützt."
Er sieht mich ein wenig verwundert an. "Den Regenschirm?"
Ich lache. Ich dachte mir schon, dass er nicht weiß was ich meine. Dann schüttle ich den Kopf und drehe ihm den Rücken zu, verharke meine Hände und mache einen Schritt, direkt in den Regenschauer hinein. Er reagiert sofort, macht einen Schritt und hält mir seinen Schirm wieder über, damit ich nicht nass werde. "Ich mag dich anders."
Er lächelt. Dann hebt er seinen Schirm hoch, klappt ihn zu. Wir werden beide nass, aber das macht uns nichts. Er packt mein Handgelenk und dreht mich um. Ich sehe ihn verwundert an. Was kommt jetzt? Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich sehe ihm in die Augen. "Ich mag dich auch anders, Ruki."
Dann küsst er mich. Also hat er doch verstanden. Der Regen durchnässt unsere Schuluniformen, aber das ist egal. Die können wieder trocknen. All das habe ich nur dem Regen zu verdanken. Nachdem der Kuss endet sehe ich ihn an. "Du lässt es für mich regnen?"
"Ja."
"Ich warte dann auf dich."
"Ich weiß."
