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Living a Lie

Taito
von

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Stigma...

Kapitel 16
 

Stigma
 

~~Yamatos Pov~~
 

Nach dem Anruf geht es mir wieder richtig gut.

Das beruhigende Gefühl etwas für meine Familie getan zu haben, breitet sich in mir aus und vertreibt vorerst alle trüben Gedanken.

Wir liegen alle zusammen auf dem Sofa.

Kari neben mir, ihr Bruder neben mir.

Beide schlafen.

Nur ich liege hier noch wach, starre an die Decke, lausche gewissen Atemstößen, kuschele mich in die Decke.

Irgendwo genieße ich.

Tai konnte nicht wirklich mehr reden.

Er hat es auch nicht mehr versucht.

Man reichte ihm wortlos eine Halsschmerzentablette und ich sage euch, wenn er es gekonnt hätte, hätte er die ganze Packung geschluckt.

Ich wollte ihm auch nicht mehr bedrängen, habe freundlich gesagt, dass wir alles weitere lieber am nächsten Morgen besprechen sollten.

Warum sollte ich ihn heute Abend noch, wo er doch eh schon so ausgezerrt ist, weiterhin belasten?

Morgen kann ich mich entschuldigen.

Morgen kann ich mit ihm sprechen, über die Fehler, die er begangen hat, die, die ich begangen habe und wir können uns eine Lösung ausdenken.

Trotz meines schlechten Gewissens, fühle ich mich gut.

Ich fühle mich wohl.

Ich weiß nicht wieso.

Das heißt, ich weiß es schon, aber es klingt für mich so unglaublich.

Familie.

Mein Blick wandert nach rechts, zu dem Mädchen, das fast wie eine Schwester für mich geworden ist. Wenn sie mich bemuttert, oder mich umarmt, fühlt es sich seltsam an.

Ich wurde selten umarmt, einfach so.

Von meinem Vater fast nie.

Meine Mutter ließ sich scheiden, da war ich sechs Jahre alt.

Meinen kleinen Bruder nahm sie mit.

Ich habe lange nichts mehr von ihnen gehört, ich interessierte sie einfach nicht mehr.

Für meine Mutter war ich gestorben.

Und es tat weh.

Mein Vater ignorierte das.

Manchmal glaubte ich, er ignoriert auch mich, doch es war ein Irrtum.

Als Mutter dann starb, bei einem Unfall, im Flugzeug, auf dem Rückweg aus dem Urlaub, da starb auch mein kleiner Bruder und irgendwie auch meine Familie.

Ich dachte, ich wäre besser dran, ohne Familie.

Und so wurde ich zum einsamen Wolf.

Alleine, doch bewundert.

Mein Blick wandert nach links.

Zu dem Jungen, der mein Dasein als einsamer Wolf vernichtet hat.

Bereue ich es?

Sicher, wir streiten unheimlich viel.

Wir stürzen von einem Tief ins Nächste, aber wir buddeln uns auch wieder aus diesem Loch heraus.

Keiner lässt den anderen hängen, dass wissen wir, dass spüren wir.

Leise seufzte ich.

Meine Familie.

Das klingt schon so abwegig.

Doch, ich glaube es, dies hier, diese beiden Menschen, Geschwister, sind meine Familie.

Nicht, weil wir verwand sind, sondern weil wir unser Leben teilen.

Weil wir bereit sind, füreinander da zu sein.

Der nächste Morgen graut, ehe ich einschlafe.

Die Sonne scheint mir auf mein Gesicht, aber es stört mich nicht.
 

~~Tais Pov~~
 

Mein Hals tut weh.

Mein Nacken tut weh.

Seit wann bin ich so verweichlicht?

Früher habe ich alles ausgehalten, aber nun?

Bin ich eine Memme geworden?

Kari steht schon in der Küche, bereitet das Frühstück vor, ich höre sie, ich rieche die frischen Brötchen.

Habe ich Hunger?

Ich kann es nicht mal sagen.

Ich weiß, dass ich etwas essen muss, aber irgendwie… Ich fürchte, mir fehlt die Kraft dazu.

Andererseits, da ist schon so ein flaues Gefühl im Bauch.

Also doch Hunger.

Doch ich bleibe liegen.

Wenigstens liege ich hier nicht allein.

Blondy, oder nein, Yama, liegt neben mir und schläft tief und fest.

Seine Haare sind ganz verwuschelt, unordentlich, was eigentlich sehr niedlich aussieht.

Mehr als einmal bin ich in Versuchung durch die seidigen Haare zu streichen.

Wirre Gedanken halten mich dennoch davon ab.

Ich verstehe gar nicht, warum er das alles macht.

Also auch diesen Anruf gestern.

Warum?

Warum verteidigt er mich vor diesem Dok?

Warum hilft er mir?

Warum habe ich das Gefühl, dass ihm die Sache von letztens, diese wirklich schwache Ohrfeige, wirklich unheimlich leid tat?

Argh, nicht mehr denken.

Gequält schließe ich die Augen.

Was mache ich nur?

Was mache ich jetzt nur?

Aufstehen, weitermachen?

Liegenbleiben, etwas Ruhe haben?

Ach, so ein scheiß Dreck!

Ich hasse es untätig liegen zu bleiben. Ich hasse es, wenn ich zu lange ans Bett gefesselt bin. Ich hasse es schwach zu sein! Ich hasse es, wenn ich so bin, wie ich bin!

Argh, wieso muss ich immer so denken?

Wieso kann ich nicht mal ein Weichei sein?

Eine fremde Hand in meinen Haaren; da ist meine Antwort!

Grummelnd öffne ich meine Augen, nur um sofort in Yamas besorgte blaue Opale zu schauen.

„Morgen!“, flüstert er leise, fühlt meine Stirn.

Soll ich nicken?

Soll ich antworten?

Soll ich gar nichts sagen?

„Schon gut, du musst nichts sagen. Wie fühlst du dich?“, fragt er, lächelt schief.

Soll ich ihm jetzt dankbar sein?

So zucke ich mit den Achseln, denke angestrengt nach.
 

~~ Yamatos Pov~~
 

Ein kleiner Zeitsprung.

Ein neuer Tag, neue Ereignisse.

Kari hab ich zur Schule geschickt, sie hat nur kurz Schule.

Yoshi habe ich angerufen, dass ich mir die Woche frei nehme.

Tai liegt die meiste Zeit auf der Couch und hustet.

Das Fieber ist herunter gegangen, aber sein Hals ist etwas entzündet, warum wohl?

Weil Taichi- chan zuviel gesprochen hat. 4 Stunden lang, mit seiner Schwester, leider nicht ein Wort mit mir.

Er hat es wohl versucht, hat dann aber verdünntes Blut gespuckt.

Die Welt ist ungerecht.

Ich bleibe den Tag über bei ihm.

Bringe ihm Suppe, die er sogar isst, gebe ihm seine Medizin und ja, ich habe auch mit ihm geredet.

Wahrscheinlich sind wir wieder Freunde.

Also dass, was wir vorher waren.

Vergeben und Vergessen oder so.

Ich kann es nicht definieren, dazu ist die Stimmung zu Hause noch zu komisch.

Tai fühlt sich schlecht.

Ich hab schon einen Schock bekommen, als wir ihn heute auf die Waage gestellt haben. Wie groß ist er? 1,90 Meter und soll nur 67 Kilo wiegen? Obwohl er so kräftig ist??

Na gut, als er auf der Straße lebte, da hat er nicht viel zu Essen bekommen, aber nun lebt er schon seit fast 2 Monaten in meinem Haus und hat kaum zugenommen?

Oder er hat zugenommen, aber im letzten Monat wieder drastisch abgenommen.

Ist das gesund?

Ist das normal?

Ich finde nicht. Am liebsten würde ich ihn mit Fastfood voll stopfen, weil man davon schnell an Gewicht zulegt, aber er braucht doch auch so dringend Vitamine und gesunde Nahrung!

Es ist zum Haare ausreißen.

Nun ist er auch noch krank, sprich, er leidet unter Appetitlosigkeit, Müdigkeit, hat Schmerzen und leidet fast schon unter einer ernsthaften Depression.

Das denke ich manchmal zumindestens, wenn er wieder so seltsam aus der Wäsche guckt.

Als würde er überlegen müssen, ob er noch weitermachen wolle…

Auch beim Essen überlegt er manchmal, ich sehe es manchmal in seinem Köpfchen richtig rattern: Soll ich das jetzt essen oder liegen lassen?

Zum Glück isst er es fast immer dennoch.

Er reißt sich wohl zusammen und gibt sich Mühe.

Das erleichtert mich.

Dass er nicht aufgibt.

Dass er sich einen Ruck gibt und eben doch weitermacht.

Das bewundere ich auch ein bisschen an ihm.

Er zeigt nicht unbedingt, dass es ihm schlecht geht, jammern tut er schon gar nicht, er versucht es manchmal auch zu vertuschen, aber ich denke, ich bemerke schon einige Schwächen.

Manchmal nutze ich sie auch etwas gegen ihn, trickse ihn aus, ich gebe es ja zu.

Zum Beispiel mag es Tai nicht, wenn Dinge verschwendet werden, und sei es, wenn jemand seinen Teller nicht aufisst.

Dann nimmt er sich die Reste und vernichtet sie.

Hat wohl damit zu tun, dass er immer noch im Hinterkopf hat, dass er auf der Straße das nehmen musste, was er bekam und nichts verschwenden konnte, sonst wäre er jetzt wohl schon tot.

Er ist da nicht wählerisch.

So fülle ich seinen Teller meistens extra ein bisschen voller auf, als die von mir oder Kari, weil ich weiß, dass er grummelnd seinen Teller aufessen wird. Langsam, aber sauber, bis kein Krümel mehr übrig ist.

Ich verwende diese Sache gegen ihn.

Aber er nimmt es mir nicht übel, weil er weiß, dass ich es nur gut meine.

Da er nie sagt, wenn ihm etwas wehtut, oder meckert, nutze ich dies auch gegen ihn. Was heißt gegen ihn?

Ich hab ihm heute einen Halsschal umgebunden, damit sein Hals warm bleibt und somit bald aufhört zu schmerzen.

Er hat etwas genervt geschaut, aber ihn dran gelassen, weil er ja doch irgendwie Halsweh hatte.

So ist er eben.

Man muss hinter die Fassade blicken, hinter die Eingespielten Gesten und die gut gemeinten Lügen.

Er meint es nicht böse, er möchte uns nur keine Umstände machen. Nicht nerven.

Momentan schläft er auf der Couch.

Eingeschlafen über den Film.

Es ist Mittag.

Normalerweise ist er jetzt erst richtig wach, aber heute fühlte er sich total ausgelaugt. Kann sein, dass es meine Schuld ist. Ich habe ein bisschen mit ihm geredet, also über das, was er später tun könnte.

Es war lustig. Wirklich.

Was magst du denn so, was interessiert dich?

Sport? Und welche Sportart? Baseball?

Nein? Mhm, na gut, Schwimmen? In einer Mannschaft vielleicht?

Auch nicht? Eine Sportart mit Bällen? Schlägern?

Bällen? Handball vielleicht? Oder Fußball?

Fußball also? Bist du denn gut darin?

Vielleicht sollten wir eine Trainingsstunde absolvieren? Oder uns mal die örtlichen Vereine hier anschauen, da im Internet?

Sollen wir Morgen mal zusammen nachschauen?

Wenn du wieder fit bist, können wir uns ja mal ein Spiel von einem der Vereine anschauen, na, wie klingt das?

Das Strahlen daraufhin in Taichis Augen war Antwort genug.

Mit Schule wollte ich gar nicht erst anfangen.

Nicht alles auf einmal.

Mein Braunhaariger braucht erst einmal eine Motivation, ehe er weitermachen kann.

Zum jetzigen Zeitpunkt reißt er sich wegen uns zusammen, weil wir uns keine Sorgen machen sollen.

Aber zukünftig hilft ihm das nicht weiter.

Er muss etwas für sich entdecken.

Sanft streiche ich ihm durch die Haare, weil ich weiß, dass er das mag.

So schläft er ruhiger.
 

»You know you make me wanna… you know you make me wanna

To start it off I know you know me

to come to think of it: it was only last week

that I had a dream about us oh that's why I'm here I'm writing this song

to tell the truth you know 've been hurting all along

some way let me know you want me girl

Every time you see me what do you see

I feel like I'm a poor man and you're the queen

ooh baby you're the only thing that I really need baby that's why«
 

Ich kann ihn nicht in Ruhe lassen.

Ich sehe ihn, sehe sein Leiden und muss ihn fast schon bemuttern.

Es tut mir Leid, dass er Schmerzen hat.

Seufzend kraule ich seinen Nacken, zerzause seine Mähne noch mehr als sonst.

Er seufzt leise, kuschelt sich näher in das Kissen.

Ein Lächeln huscht über meine Lippen.

Manchmal ist er ja richtig niedlich.

Etwas kindlich, aber auch niedlich.

Manchmal wirkt er etwas tapsig, wenn er sich verschlafen am Bauch kratzt oder wie ein Teddybär schaut.

Dann möchte ich ihn umarmen und vielleicht auch mehr.
 

»You make me wanna call you in the middle of the night

you make me wanna hold you till the morning light

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul

I know this is a feeling that I just can't fight

you're the first and last thing on my mind

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul«
 

Manchmal weiß ich nicht, was genau er ist.

Ein Freund?

Ein Schwarm?

Ein Familienmitglied?

Eine Affäre?

Dann weiß ich nicht, ob dies richtig ist.

Er sollte wie ein Bruder für mich sein.

Aber, da ist doch noch was…?
 

»Well I know that these feelings won't end now

they'll get stronger if I see you again baby I'm tired of being friends oh

I wanna know if you feel the same

and could you tell me can you feel my pain don't leave me in doubt baby

Every time you see me what do you see

I feel like I'm the poor man and you're the queen

oh baby you're the only thing that I really need and baby that's why«
 

Warum kannst du mir meine Fragen nicht beantworten, Tai?

Warum wage ich es nicht einmal über ein ‚uns’ nachzudenken?

Weil es zu gefährlich wäre?

Weil ich ‚darüber’ mit ihm reden müsste?

Mag er mich?

Liebt er mich vielleicht sogar?

Wenn ja, was ist er bereit einzugehen.

Wie weit, was nimmt er für eine Position ein?

Mir wird schwindelig.
 

»You make me wanna call you in the middle of the night

you make me wanna hold you till the morning light

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul

I know this is a feeling that I just can't fight

you're the first and last thing on my mind

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul«
 

Warum kann es nicht ganz einfach sein?

Warum muss ich so etwas fühlen?

Warum bei ihm?

Er sollte mein Bruder sein. Für mich das asexuellste Wesen, dass ich kenne.

Er sollte mich nicht interessieren.

Er sollte mich nicht erregen.

Er sollte nicht so verdammt niedlich sein.

Was ist nur los mit mir?

Wieso kann ich nicht normal für ihn empfinden?

Bin ich abartig?

Mein Blick ruht auf dem Schlafenden, der sich mittlerweile an meine Hand schmiegt.

Ihm scheint es zu gefallen

Dass ich bei ihm bin und ihn verwöhne.

Was wäre, wenn ich…
 

»I'll take you home real qick and sit you down on the couch

pour some Dorn Perignon and hit the lights out

baby we can make sweet love

then we'll take it nice and slow

I'm gonna touch you like you've never known before

we're gonna make love oh«
 

Ich laufe hochrot an.

Warum muss ich daran denken?

Warum sehe ich mich unter ihm, stöhnend, seinen Namen vor Lust heraus schreiend, bebend, bettelnd?

Sweet love.

Süße Liebe.

Sünde.

Doch mit ihm, wäre sie es mir wert.
 

»You make me wanna call you in the middle of the night

you make me wanna hold you till the morning light

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul

I know this is a feeling that I just can't fight

you're the first and last thing on my mind

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul«
 

Es wird eng.

Keuchend beiße ich mir auf die Unterlippe.

Eiskalte Dusche, bitte!

Leise stehe ich auf, husche ins Bad, werfe einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf den Schlafenden, wünschte mir insgeheim, dass er mir nachkäme.

So kann das nicht weitergehen, rüge ich mich mit einem kritischen Blick in meine Hose.

Das ‚stehe’ ich nicht durch.

Wasser an, Gedanken wegspülen.
 

»You make me wanna call you in the middle of the night

you make me wanna hold you till the morning light

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul

I know this is a feeling that I just can't fight

you're the first and last thing on my mind

you make me wanna love you make me wanna fall

you make me wanna surrender my soul«
 

~~Taichis Pov~~
 

Yama benimmt sich seltsam.

Nicht nur, dass er einen Ständer kriegt, nur weil er neben mir liegt, nein, er hält auch noch Selbstgespräche unter der Dusche.

Und dann auch noch so seltsame.

Irgendwas von Bruder und unattraktiv.

Schultern zuckend setze ich mich auf.

Ich hab Hunger.

Ein Wunder, dass ich das sage, oder denke, aber ich hab wirklich Hunger.

Ein Zeichen, dass es bergauf geht?

Müde versuche ich meine Haare zu richten.

Was mache ich denn jetzt?

Klein Yama scheint seinem ‚Kleinen’ noch einiges zu erzählen, also fällt Frühstück gemacht bekommen aus.

Oder Abendessen?

Kurz huste ich, bah, Blut schmeckt nicht.

Wenn das so weiter geht, kann ich in drei Jahren noch nicht sprechen.

Schlurfend begebe ich mich in die Küche.

Ich weiß ja nicht wer es war, der mir diese rosa Plüschhausschuhe verpasst hat, aber es ist klar, dass ich die Dinger loswerden will.

Endlich wieder in meinen blauen Tretern betrete ich die Küche.

Sieht sauber aus. Nicht mal Obst liegt hier rum.

Hunger….

Füttert doch mal einer den Taichi!

Okay, das klingt jetzt verweichlicht.

Angeekelt schüttele ich mich, öffne meinen teuren Freund, den Kühlschrank, werfe einen kurzen Blick hinein.

Mein Lächeln gefriert mir.

Wütend knalle ich dir Türe wieder zu.

Wer zum Teufel hat vergessen einzukaufen!??

Schnell untersuche ich die Schränke.

Toll, Reis und Nudeln vorhanden, aber sonst nichts und kochen kann ich schon drei Mal nicht.

Knurrend drehe ich mich um die eigene Achse.

Da hab ich einmal nach langer Zeit wieder Hunger, da haben wir natürlich nichts im Kühlschrank.

Die können mir doch nicht so ein schönes, kühlendes, Lebensmittel spendendes Ding hierher stellen und ihn dann nicht füllen!

Das ist Folter!

Unruhige Minuten vergehen.

Woher bekomme ich was zu essen??

Yama duscht noch.

Yama redet noch mitfühlend auf klein- Yama ein.

Kari ist wer weiß wie lange noch in der Schule.

Okay, Zeit für Kamikazeideen.

Ich schleiche zur Badezimmertüre, lausche.

Immer noch Wasserrauschen.

Elende Wasserratte!!

Ich klopfe, doch Yama redet sich gerade lauthals ein, dass es unmöglich sei, dass sein Bruder das machen würde.

Schreit er? Oder wimmert er?

Argh! Dieser Kerl, ich könnte ihn!

Hunger, Hunger!!

Plan A war ein Griff ins Klo, oder ein Griff um klein- Yama, wie man es nimmt.

Herrgott noch mal, hat Yama es so nötig?

Muss er das jetzt machen?

Ich werde hier noch ganz kirre!

Wenn das so weitergeht, dann stürme ich da rein und vernasche ihn!

Auf zu Plan B.

Lauter Klopfen, schlucken, sich sammeln.

Krächzend bringe ich diesen Laut hervor. „Yama!“

Es klingt grausam, selbst für meine Verhältnisse, aber mein Hals ist immer noch übelst ramponiert.

Und vielleicht hilft es mir.

Ich lausche.

Und lausche.

Ich warte.

Und warte vergeblich.

Wütend trete ich gegen die Tür.

Dreckswichser! Musst du unbedingt jetzt an dir fummeln???

Da kratze ich meine Stimme noch mal zusammen „Yamaaaaa, ich hab soooooo Hunger!“, krächze ich gereizt, kann sogar sagen, dass man es verstehen kann.

Woher ich weiß, dass er mich gehört hat?

Ich höre ihn aufschreien, er rutscht aus, fliegt hoffentlich mit seiner dämlichen Latte auf den Hintern und hat sich richtig schön erschreckt, aber ich setzte noch einen drauf.

„Yama, komm schon! Besorg es dir nachher, aber erst will ich was gegessen haben!“, keife ich, muss aber zugeben, dass meine Stimme zum Ende einfach zu dünn geworden ist.

Ich muss husten und habe wieder diesen ätzenden Geschmack von Blut auf der Zunge.

Oh und auf meinen Fingern!

Erfreulich, wenn man gesund ist.

Beschissen, wenn man Blut spuckt.
 

~~Yamatos Pov~~
 

Heilige Scheiße!

War es das, was ich glaube, dass es war?

Ich höre ihn Husten.

Kräftig und scheppernd, klingt wirklich krank.

Meine Gedanken rasen hin und her.

Hat er nun gesprochen oder nicht?

Und hat er gerade von mir verlangt, dass ich mein Onanieren auf später verschiebe, nur weil er Hunger hat???

Oh mein Gott!

So schnell ich kann trockne ich mich ab, vergessen ist das abstehende Körperteil in meiner Körpermitte.

Er hat gesprochen!

Meinen Namen!

Und er hat mich erwischt!!

Das gibt es doch nicht!

Da redet er endlich mit mir und ich?

Ich möchte sterben.

Erde, tu dich auf!!!

Mit hochrotem Kopf schieße ich aus dem Badezimmer, angezogen, mit nassen, unordentlichen Haaren, völlig untypisch für mich.

Tai kommt mir entgegen, hat sich wohl eine Wolldecke geholt, die er sich gerade um die Schultern schlingt.

Ein peinlicher Moment entsteht, als wir uns in die Augen schauen. Peinlich für mich, amüsant für ihn. Doch er sagt nichts, lässt mich in Ruhe.

Was soll ich denn sagen?

In meinem Kopf herrscht ein einziges Wirrwarr.

Mein Brünetter leckt sich einmal schnell über die Lippen, will wohl etwas sagen, doch schon im nächsten Moment krümmt er sich zusammen und hustet sich die Seele aus dem Leib.

Scheiß Erkältung. Scheiß Stimmbänder!

Schnell eile ich ihm zu Hilfe, hole ein Glas Wasser für ihn, gebe ihm ein Taschentuch und bugsiere ihn auf die Couch.

Es dauert einige Sekunden, ehe er wieder genug Luft bekommt.

Seufzend lege ich ihm die Hand auf die Schulter, will ihm zeigen, dass er erstmal das Sprechen einstellen sollte.

Ich will nicht, dass er krepiert.

Da warte ich lieber ein bisschen länger.

„So wie ich es verstanden habe, hast du mich aus der Dusche gerufen, -“, hüsteln, „… weil du Hunger hast und nichts mehr im Haus ist, stimmt das? Gut! Wie du sicherlich schon messerscharf kombiniert hast, muss ich erst einkaufen fahren, ehe wir beide etwas zu futtern bekommen. Mein Vorschlag wäre also, du kommst einfach mit und packst mit an!“, lenke ich ein, muss aber mehr als einmal gegen sein lautes, wirklich lautes, Magenknurren angehen.

Sanft lächle ich.

So gefällt er mir besser, wenn er Hunger hat.

Fast sofort nickt Tai, wirft die Decke hinter sich, springt mit vollen Elan auf, will in sein Zimmer gehen, doch dreht wieder um auf halber Strecke, kehrt zum Sofa zurück, legt die Decke ordentlich zusammen, um dann endlich in sein Zimmer zu verschwinden.

Gott, er ist so knuffig!

Leise kichere ich, gehe mal den Autoschlüssel suchen.

Endlich gefunden, warte ich an der Haustüre auf den Stummen.

Strahlend und sich den Pulli überziehend, kommt er mir entgegen, schlüpft in seine Schuhe.

Herrlich, da ist mein Strahlemännchen wieder!

Das gibt Pudding!
 

~~Taichis Pov~~
 

Geschafft sitze ich im Auto.

Man oh man, haben wir eingekauft.

Ich liebe Supermärkte, wisst ihr das?

Sie sind groß, sehr groß, und ich meine sie wachsen beinahe täglich um noch einen Gang mehr an.

Sie haben die lustigsten Stände, mitten im Supermarkt, wo sie kostenlos Ware verschenken! Gut, kenn ich auch von früher, aber da hab ich einen abschätzenden Blick bekommen, aufgrund meiner dreckigen Klamotten und musste mich mit den popligen Resten abgeben.

Nun schmeißen sie mir das Zeug förmlich hinterher!

Käsecracker gefällig?

Ein knackig, frisches, leckeres Würstchen?

Einmal unseren neuen, aromatischen Gouda probieren?

Herrlich!

Kann man sich zumindestens ein bisschen sättigen!

Hunger habe ich zwar immer noch, aber jetzt geht es mir schon ein bisschen besser!

Ich beobachte auch gerne die Menschen im Supermarkt!

Manche gehen völlig konfus durch die Reihen, führen Selbstgespräche, fluchen auf die Schokosoße, die plötzlich in einem ganz anderen Regal steht, als noch letzte Woche.

Andere versuchen die Handschrift ihrer Ehefrau krampfhaft zu entziffern, rammen unbewusst und unbeabsichtigt jede Dosenpyramide, woraufhin nach circa 20 Sekunden im ganzen Laden zu hören ist ‚Bitte jemand in den Gang XY zum Wischen!’…

Zu sehen, wie den Kassiererinnen der Schweiß ausbricht. Wie sie verzweifelt versuchen den Strichcode einzuscannen. Wie sie krampfhaft lächelnd warten, bis auch der letzte Rentner seine Pfennige aus dem Portemonnaie gewühlt hat!

Und nicht zu letzt: Ich liebe die Lebensmittel im Laden!

So viele! So unterschiedliche Dinge!

Für mich fast so interessant, wie ein Museum!

Es ist fabelhaft irgendwo zu wissen, dass ich mir diese Dinge nun kaufen kann, nicht stehlen, nein, mit ehrlichem Geld.

Yama hat zwar gemeckert, dass wir wirklich schwer eingekauft haben, aber, hey, man kann nie genug zu Essen im Haus haben!!

Er hätte ja auch auf sein Haargel verzichten können, wenn ihm unsere Einkäufe zu schwer sind!

Na ja, ich fühl mich zumindestens gut!

Müde, geschafft und ausgehungert, aber gut.

Ich denke mal, die düsteren Gedanken schiebe ich wieder weg.

Zumindestens eine Weile.

Gähnend lehne ich mich zurück, schließe die Augen.

Yama neben mir fährt, flucht über Sonntagsfahrer und Nichtblinker.

Wenigstens hört er auf sich wie eine Memme zu benehmen…

Diese mitleidigen Blicke finde ich nach wie vor zum Kotzen. Vor allem

bei ihm.

„Wir sind gleich da!“, informiert mich Blondy und biegt in unsere Straße ein.

Oh weia, nun die Einkäufe ins Haus schleppen….

Es ist schwerer als gedacht, 20 Einkauftüten ins Haus zu schleppen.

Wieso sind die so schwer?

Seufzend und leicht außer Atem sitze ich in der Küche, auf dem Tresen, der die offene Küche vom Wohnzimmer trennt.

Ich brauche eine Pause. Nur ganz kurz sitzen.

Yama packt die Lebensmittel weg, rettet sie vor mir, wie er es nennt.

Koch endlich!

Ich bin müde.

Mir ist langweilig.

„Wie geht es deinem Hals, Tai?“, fragt der Blauäugige leise, während er Mehl in eine Schrankwand packt.

Ich würde ja antworten, aber ich lasse es.

Nicht gut für den Hals.

Außerdem hat er mir Sprechverbot erteilt.

Also krame ich nach einem Block und einem Stift, schreibe langsam.

‚Solange ich nicht spreche, gut!’

Er schenkt mir ein kleines Lächeln, fängt endlich an zu kochen.

Müde lehne ich mich zurück, nicht zu weit, ich will ja nicht fallen, aber doch ein bisschen.

„Kari müsste gleich kommen. Sollen wir dann irgendwas zusammen machen? Ein Spiel spielen oder so?“, plappert Yama einfach drauf los.

Seufzend öffne ich meine Augen, wieder dieser Block.

‚Kari muss doch Hausaufgaben machen! Und ich bin zu müde…’

Keine Lust.

Will essen und dann nur noch schlafen.

Plötzlich höre ich Yama leise kichern, dann riecht mein Näschen etwas, dass mein Herz höher schlagen lässt.

Schlagartig öffne ich meine Augen, geliebter Pudding!

Blondchen hält mir meinen Schokopudding unter die Nase, lächelt sanft und reicht mir einen Löffel.

Oh mein Gott, ich liebe ihn!

Ich stürze mich im Sturzflug auf den Pudding, habe in kürzester Zeit die braune, süße Masse verschlungen, lecke den Becher aus.

Lecker!!

Ich liebe Pudding!

Förmlich spüre ich die Glückshormone durch meinen Körper purzeln.

Vielleicht wird ja nun doch alles gut.

Vielleicht dauert es noch etwas, aber irgendwie kriege ich das schon hin, denke ich.

Wie von selbst wandert meine Hand in meine Hosentasche.

Mama und Papa.

Ich trage ihren Stein nun immer bei mir.

Mein Andenken an sie. So ehre ich sie. So lebe ich mit ihnen. So vergesse ich sie nie. So bin ich ihr Sohn.

Ein Sohn, auf den sie irgendwann einmal stolz sein können.

Den sie lieben können.

Dem sie verzeihen, dass er auf die schiefe Bahn geraten ist.

Mehr will ich nicht.

Mehr verlange ich nicht.

So trage ich ihren Stein mit mir.

Es ist mein…



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Schneefeuer1117
2008-12-21T22:06:00+00:00 21.12.2008 23:06
Niedlich, wie es LANGSAM ruhiger zwischen ihnen wird x3 Und der eine Satz hat mich echt amüsiert, dieses 'hör auf dir einen runter zu holen und mach mir was zu essen' oder so ähnlich xD Göttlich xDD Ich konnte danach nicht mehr!
Awww, und das Tai so Puddingverrückt ist, finde ich einfach nur sooo süß >//< Hach ja, was soll ich groß sagen? Die paar Fehler verzeihe ich gerne, wenn ich so ein tolles Kapitel kriege *^* Mehr davon x3
*hibbel*
*gleich zum nächsten rausch*
*Kekse dalass :D*

Grüße :D
Shizu~
Von:  Tales_
2008-12-12T16:20:05+00:00 12.12.2008 17:20
Das neue Kapitel ist echt klasse. Sehr abwechslungsreich, mal traurig weil Tai krank ist, mal wieder lustig. Hat mir sehr gut gefallen! Bin spät dran, aber ich wollte erst die ganze FF noch mal lesen, sie mal ganzen betrachten. Immer wieder spannend! Könntest du mir bitte auch eine ens schreiben wenns weiter geht?

Freu mich schon aufs nächste Kapitel!
lg Shanti_123
Von:  Haine_Togu
2008-12-09T19:05:34+00:00 09.12.2008 20:05
Huhu Mi-chan!^^

Ja, leider haben wir uns gestern dann mit dem Kap verpasst, aber dafür hab ich es ja heute nachgeholt!! ^.-

War auch wieder total schön, besonders, da Tai jetzt endlich wieder etwas positiv denkt, und neuen Mut gefasst hat.
Ja, ja, und unser lieber Yama, der soll gefälligst nicht so einen Mist mit Bruder denken, ich weiß ja, was da noch grausiges kommt, von sowas!!! >.< Denk in die andere Richtung, genau anders rum, Mensch!!!
*Yama mal gegen die Stirn stups*
^.-
Das mit dem Strahlen der Augen beim Fußball konnte ich mir so richtig gut vorstellen, dass passt einfach zu unserem Schockoliebhaber!! *kicher*
Man, und die Badaktion die war ja einfach der Hammer. Sowas peinliches kan nur ihm passieren, und gerade da spricht Tai mal mit ihm!!XXXD
*das war zu geil*
^//^
Ach und der Pudding, der beste Freund eines Tai´s! *lach*
War schon sweet wie er sich da auf ihn gestürzt hat und mit seinem Spruch!!^.-
Ich bin ja gespannt wie es jetzt weitergeht und hoffe doch sehr, dass Tai Yama den Mist mit dem Bruder austreiben kann!! ^.-
*knuddel*
Danke dir noch für die Ens, Mi-chan<3
Grüßle
deine Haine-chan :)
Von:  Big-Mama
2008-12-09T18:45:48+00:00 09.12.2008 19:45
ohweh
peinlichkeit für Yama //////>_<//////
naja was will man(n) machen xD

es ist soo tuffig wie Tai sich auf den Puddng stürzt.
Too cute

könnte ich vllt auch ne ens bekommen sobald das neue kap oben ist?
*lieb guck*
bis dahin
lg
Von:  MuckSpuck
2008-12-09T14:14:10+00:00 09.12.2008 15:14
danke für die info :)

hat mir gefallen - vorallem wie er einen supermarkt beschreibt ^^
Von: abgemeldet
2008-12-09T13:56:39+00:00 09.12.2008 14:56
Wilsst du, das ich mich imm er wiederhole^^
Was soll ich da sagen, außer: Super
Echt gut geworden.

Ich finde auch Taichis Reden über den Supermarkt klasse^^
Oder das mit der Dusche^^

JLP
Von: abgemeldet
2008-12-09T11:54:52+00:00 09.12.2008 12:54
Tolles Kapitel.^^
Hat mir wieder sehr gut gefallen und ich freu mich schon auf die Fortsetzung.
Die Duschszene war wirklich lustig!
Was mich mal interessiert ist, was sagt eigentlich Yamas Vater zu der ganzen Geschichte? Immerhin lebt sein Spross jetzt mit zwei Fremden in einem Haus und hat seinen Job aufgegeben usw., usw. Irgend eine Reaktion von seiner Seite müsste doch auch kommen, oder? Die Yagamis scheint es bisher ja nicht wirklich interessiert zu haben, wie Yama früher gelebt hat und was mit seiner Familie ist. Immerhin kann er ja schlecht einfach so vom Himmel gefallen sein, ne? Oder denken die beiden Süßen das etwa wirklich? Das Yama gelegentlich an seine Familie denkt, ist ja klar und trotzdem...
VLG Selena
Von:  FlameChild
2008-12-08T22:56:58+00:00 08.12.2008 23:56
WOW
Hammer Kapitel, ich kann nur sagen des gesamte kapitel ist einfach nur geil
teils sehr lustig, teils etwas deprimierend das es tai so schlecht geht, die stelle mit der dusche der Hammer ich hab gelacht und auch des danach einfach geil. die Pudding Aktion einfach geil und süß dieser Spruch "oh mein Gott, ich liebe ihn" einfach knuffig

schrieb bloß "schnell" weiter
ich freu mich schon wahnsinnig aufs nächste Kapitel
und nochmals danke für die ENS

bis dann
lg, Flame

P.S. ERSTEEEE ^^


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