~Kapitel 2~
Sou, das 2. Kapi, vielen Dank an KT-chan für dein Kommi. <3
*Keks geb*
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So betrat ich also den Supermarkt und immer noch ärgerte ich mich, über mich selbst, dass ich meinen mp3-Player vergaß, das war echt schockierend.
Naja, was braucht ich nochmal?
Ich durchstreifte den Laden und packte das ein, was ich für wichtig hielt.
Zum Schluss kam ich noch an der Süßigkeitenabteilung vorbei, meine Lieblingsabteilung.
Schnell nahm ich mir noch n paar Schoki Tafeln und Gummibärchen und die Pombären, kennt ihr die?
Auf jeden Fall durften die auch nich fehlen, dann ging ich zur Kasse, bezahlte schnell das ganze Zeug und machte mich wieder ab nach hause.
Als ich den Laden verließ regnete es. Toll!
Freudestrahlend ging ich raus. Die anderen Leute, die sich irgendwo unter gestellt hatten, guckten mich verwundert an.
Aber das war mir eigentlich egal, ich mag Regen nämlich total.
Das einzig schlimme war, dass meine Frisur danach aussah wie Arsch, aber naja.
Plötzlich bekam ich einen Geistesblitz. Oh Shit.
Heute sollte ich doch zu irgend so nem Essen gehn, hat meine mum gesagt. Im Altstadtcafe.
Hektisch guckte ich auf die Uhr. Nur noch eine halbe Stunde. Wie ein irrer raste ich nach hause. Meine Mum hasste Unpünktlichkeit.
Als ich zu Hause ankam, packte ich schnell das Eingekaufte weg und wollte eigentlich schon wieder los, aber da fiel mir ein, dass meine Haare ja total schrecklich aussehen mussten. Schnell rannte ich ins Bad und versuchte zu retten, was zu retten war und das war leider nicht viel, aber ich hatte es doch noch ganz gut hin bekommen.
Also rannte ich jetzt endlich los, mit dem Ziel: Altstadtcafe.
Kaum saß ich im Bus, begann es auch schon wie aus Eimern zu schütten.
War ja klar. Naja, solange ich nicht durch diese frisurtötende, klamottendurchweichende, nasse Materie, kurz Regen, laufen musste, war es mir relativ egal und zum Glück war die Bushaltestelle, an der ich aussteigen musste, auch direkt vor dem Einkaufszentrum, in dem sich das Café befand, wo das Mittagessen stattfinden sollte, so dass ich wenigstens trocken blieb.
Suchend sah ich mich um und entdeckte meinen Vater schließlich an einem Tisch relativ weit hinten im Café, wo er mit einer mir unbekannten Frau saß. Das musste dann ja wohl die berühmt-berüchtigte Freundin sein. Ja, ich bin ein Mensch mit einer unheimlich gut ausgeprägten Kombinationsgabe.
Während ich mich zwischen Tischen mit plaudernden Omas und kuchenvernichtenden Kleinkindern langsam zum Zielobjekt vorarbeitete, dachte ich nicht zum ersten Mal darüber nach, ob ich nicht vielleicht Detektiv werden sollte. So wie Sherlock Holmes.
Dann endlich hatte ich den Tisch erreicht und beschloss lieber nach dem Treffen weiter über meine Karriere als der Schrecken aller Krimineller nachzudenken und mich erstmal anderen Dingen zu widmen.
Also ließ ich mich auf einen der freien Stühle fallen und über meine Lippen kam ein unheimlich höfliches "Hi", dass gleichzeitig auch meine ausgezeichneten Manieren widerspiegelte. Aber hey, was sollte man machen? Konnte ja nicht jeder die beste Erziehung genossen haben und erst recht nicht, wenn man nur mit seinem Vater zusammenlebte, der einem in seiner Freizeit lieber die Fußballregeln erklärte, als irgendwas anderes.
Kurz bevor ich aus der Tür raus, nahm ich noch schnell den Regenschirm aus der Ecke. Mein handwerkliches Können, was meine Haare betrifft, sollte ja nicht umsonst gewesen sein.
Schnell rannte ich, den Schirm aufgespannt, durch den Regen und erkannte...mit Schirm lässt es sich schlecht rennen.
Ich war schon 5 Minuten überfällig, meine Mum würde mich umbringen.
Von weitem sah ich dann schon das Einkaufszentrum.
Endlich hörte es auf zu regnen, ich machte den Schirm zu, der echt total störte und rannte ins Einkaufszentrum, total außer Atem guckte ich mich um. Komisch wurde ich wieder von den Leuten an geguckt. Kein Wunder, so wie ich da rein gestürzt kam. Ich rannte durch das Kaufhaus. Mist! Ich war hier nur selten drin. Wo war nur dieses verdammte Café?!
Schon 10 Minuten irrte ich da drin rum.
Es war zum Verzweifeln.
Eins musste man der Frau lassen, von meinem Auftritt ließ sie sich schon mal nicht beirren. Es hatte schon Frauen gegeben, die, wie ich zugeben muss nicht unbedingt zu meiner Enttäuschung, ziemlich schnell das Weite gesucht hatten, nachdem sie einige Zeit lang in den Genuss meiner Gegenwart gekommen waren. Doch sie lächelte mich einfach an ohne auch nur eine Spur gequält zu wirken.
"Ähm ja....Anna, das ist mein Sohn Leon und Leon, das ist Anna", stellte mein Dad uns vor, wobei seine grünen Augen mich flehend ansahen und 'Bitte sei nett zu ihr und benimm dich anständig' zu sagen schienen.
Ich grinste ihn aufmunternd an, was er aber nicht unbedingt so zu verstehen schien wie es gemeint war, da er sofort noch angespannter wirkte.
Irgendwie tat er mir ja leid. Es war bestimmt auch nicht leicht für ihn mit einem Sohn gestraft zu sein, der dafür sorgte, dass seine Beziehungen eigentlich nie länger als ein paar Wochen hielten, aber eigentlich war ich wirklich ganz nett, wenn ich wollte. Und ob ich diesmal nett sein würde, würde sich noch zeigen.
Also gleich noch einmal das Zahnpastagrinsen aufgesetzt und dann erstmal gemütlich zurück lehnen und abwarten.
"Achja, Leon?"
Gemächlich drehte ich ihm mein Gesicht zu.
"Ich habe, glaube ich, vergessen dir zu sagen, dass Anna auch einen Sohn hat."
Ja, das hatte er allerdings. Und angesichts dieser Nachricht konnte man es mir ja wohl nicht verdenken, dass meine Gesichtszüge, nun ja, ein wenig entgleisten, während in meinem Kopf schon Schreckensvisionen von kleinen siebenjährigen Kindern mit von Süßigkeiten verklebten Händen und Gesichtern und nervigen, kreischenden Stimmen entstanden.
Na, das konnte ja noch lustig werden.
Verzweifelt stand ich mitten im Kaufhaus und senkte lustlos meinen Kopf. Verdammt!
Verzweifelt guckte ich nach links und meine Augen funkelten. Da war es! Das Café! Ich hab's gefunden! Schnell stürmte ich hinein und rannte erstmal eine Kellnerin um, die gleich eine Tablett mit Gläsern drauf fallen ließ.
Ich fiel zu Boden. Verdutzt guckte ich die Frau an.
"Wah, es tut mir schrecklich Leid!", sagte ich hysterisch, doch sie lächelte nur. "Schon gut...ich räum das schon weg.", sagte sie lächelnd.
Oh Gott, was war denn mit der?! Der muss ja was unglaublich tolles heut widerfahren sein, sonst wär die doch nich so nett, oder?!
Aber das war jetzt auch egal, ich saß immer noch auf dem Boden und alle starrten mich an, das war mehr als unangenehm. Ich hätte im Erdboden versinken können.
Ein lautes Klirren riss mich aus den Visionen und ich brauchte einen Moment um wieder in die Gegenwart zurück zu finden. Schließlich musste ich immer noch den Schock verdauen und sensibel wie ich war, ging das nun mal nicht so schnell.
Als ich meine Aufmerksamkeit endlich auf das Geschehene wenden konnte, entgleisten mir zum zweiten Mal in kürzester Zeit auf, wie ich wetten würde, höchst uncoole Art und Weise die Gesichtszüge.
Da stand doch tatsächlich dieser Wicht, der mich auf dem Schulhof so schamlos an gerempelt hatte und hatte eben diese Prozedur jetzt anscheinend mit der armen Kellnerin wiederholt. Ob der die zerbrochenen Sachen wohl vom Lohn abgezogen werden würden?
"Oh mein Gott, Francis!"
Irritiert wandte ich mich zu Anna um, die panisch auf die Szene blickte und verstand erstmal gar nichts.
Doch dann kombinierte mein überaus begabtes Hirn klug wie immer die vorhandenen Fakten (einen Zwerg, haufenweise zerbrochenes Geschirr und eine panisch rumschreiende Anna) und ich kam zu der Erkenntnis, dass der Pseudoflummi wohl besagter Sohn sein musste.
Vor Begeisterung kippte ich erstmal vom Stuhl.
Ich kratzte mir am Kopf, dann stand ich endlich auf.
Und guckte verwirrt zu einer hysterisch kreischenden Frau, die ich als meine Mutter identifizierte.
Verdutzt stand ich da, dann ließ ich meinen Blick erst ein wenig nach rechts und dann nach links schweifen, um sofort wieder zurück nach rechts zu gucken. Da saß doch tatsächlich der Typ von heute auf dem Schulhof. Ist das zu fassen?! Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Besonders toll, sah das bestimmt nicht aus, ob er deswegen vom Stuhl gefallen is?!
Als ich mich grad nochmal bei der Kellnerin entschuldigen wollte, war diese schon längst weg. Ich zuckte mit den Schultern und ging zu dem Tisch, wo meine Mum war.
Diese kam sofort auf mich zu gestürmt.
"Francis, kannst du nicht einmal aufpassen, wo du hin läufst?! Herr Gott!", fauchte sie mich an.
Ich gab ihr ein gelangweiltes "Mhm...", als Antwort.
Das Gelaber interessierte mich erstmal nicht, viel mehr interessierte mich, was dieser Typ hier suchte.
Und wer war dieser Mann verdammt?!
Ich verstand gar nichts, meine Mum hat auch nur gesagt ich solle herkommen, aber sagte nicht, um was es geht.
Schöne Scheiße.
Immer noch mit der Situation überfordert, daran hatte auch die Begegnung meines Hinterns mit dem Boden nichts geändert, rappelte ich mich wieder auf und ließ mich wieder auf den Stuhl sinken.
Irgendwie hatte ich schon beim Aufstehen gemerkt, dass der Tag nicht gut werden konnte und jetzt hatte ich den endgültigen Beweis dafür, dass meine Intuition ebenso gut ausgeprägt war wie meine Kombinationsgabe. Ich hätte tatsächlich im Bett bleiben sollen. Aber jetzt war es zu spät, also half im Moment wohl nur noch, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Aufregen würde ich mich später.
Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf Anna und den Zwerg gelenkt, als sie zu sprechen begann.
"Francis, das sind mein Freund Jochen und sein Sohn Leon. Der Zweck dieses Mittagessens ist, dass wir uns jetzt alle mal kennen lernen."
Wow, wenn man ihre Worte so hörte, konnte man glatt glauben, dass der arme Kerl genauso ahnungslos gewesen war wie ich und ein flüchtiger Blick in seine Richtung bestätigte meinen Verdacht. Tja, Eltern konnten schon eine Plage sein.
Als meine Mum mir das sagte, entglitten mir die Gesichtszüge und ich guckte total geschockt in die Runde.
Freund?! Halloho~, ich bin ihr Sohn! Das hätte sie mir auch mal früher sagen können.
Sie hat ja nie was von einem Freund erzählt. Ich wurde grad stinksauer. Wie konnte sie mich nur so überfordern?!
Nicht nur, dass sie einen Freund hatte, sondern auch dessen Sohn überforderte mich total.
Ich glaub, knapp 30 Sekunden schon warteten sie auf eine Reaktion von mir.
Also gab ich ihnen ein flüchtiges "Hi.", sodass sie zufrieden waren.
Ich mein, was erwarten die denn von mir?!
"Da ist noch ein Platz frei.", riss meine Mum mich aus meinen Gedanken und deutete auf einen Platz. Juhu, neben, wie hieß er doch gleich, Leon?! Man, wow, der Tag wurde von Minute zu Minute beschissener.
Genervt setzte ich mich neben ihn und verschränkte die Arme.
Ich glaub, ich sah grad ziemlich bockig aus.
"Wieso bist du zu spät?", fragte mich meine Mum streng.
Ich zuckte mit den Schultern. "Hab mich verlaufen."
Ich musste grinsen.
Verlaufen? In diesem winzigen Pseudo-Einkaufszentrum? Das war ja mal echt 'ne Leistung. Ich musste mich echt zusammenreißen, um ihm nicht zu applaudieren. Schließlich hatten wir für den Moment wohl genug Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Noch immer schauten einige scheintote Kekslutscheromas missbilligend zu unserem Tisch herüber und tuschelten angeregt mit ihren Kaffeekränzchenfreundinnen.
Einige Zeit lang herrschte unangenehmes Schweigen am Tisch, weil keiner so recht wusste was er sagen sollte, doch irgendwann erbarmte sich eine Kellnerin und nahm unsere Bestellungen auf. Als die schließlich wieder weg war, startete mein Vater einen, wie ich zugeben muss, tapferen Versuch Francis, wenn ich den Namen richtig behalten hatte, in ein Gespräch zu verwickeln.
"Ich hab' gehört, du gehst auf die selbe Schule wie Leon. Wie findest du es da denn so?"
Schule! Auf so ein Gesprächsthema konnten auch nur vollkommen verzweifelte Eltern kommen.
Schule?!
Oh ja, tolles Thema, dann wollen wir uns mal sehr angeregt unterhalten...Kumpel!
Oh man ey~, ich hab so was von keine Lust mehr.
"Geht so.", meinte ich schulterzuckend. Ich find's scheiße man!
Dann schwiegen wieder alle.
Gelangweilt stütze ich meine Kopf auf den Tisch.
"Francis!", wurde ich gleich von meiner Mum angefahren.
Augen verdrehend nahm ich ihn wieder runter.
Ich nahm einen Schluck von meiner heißen Schokolade und heiß war genau das richtige Wort, ich verbrannte mir fast die Zunge, aber ich ließ mir so gut es ging nichts anmerken und stellte die Tasse schnell wieder hin.
Kann ich jetz gehen? Ich hab echt keine Lust mehr!
Dann kam zum Glück endlich das Essen, auf das wir uns dann auch gleich alle mit überdurchschnittlich viel Begeisterung stürzten. Für Außenstehende musste das aussehen, als würden wir sonst nie was Vernünftiges zwischen die Zähne bekommen.
Leider hatten wir dann auch relativ schnell aufgegessen und hüllten uns wieder in ungemütliches Schweigen, bis mein Vater sich schließlich ein Herz fasste und das Wort ergriff.
"Ja, also, jetzt da wir uns alle ein wenig kennen...."
Kennen? Naja, so würde ich das jetzt zwar nicht nennen, aber wenn er meinte. Jedem das seine.
"....Haben Anna und ich euch noch eine Ankündigung zu machen."
Okay, das klang schlecht.
Ein Blick rüber zum Zwerg bestätigte, dass er das genauso sah.
"Wir werden in absehbarer Zeit zusammenziehen."
Ich starrte ihn geschockt an und dann meine Mutter.
Werd ich hier überhaupt nochmal gefragt?!
Geschockt nehme ich einen Schlug, von meiner nun schon kalten Schokolade, um mein Gesicht zu verdecken.
Am liebsten wär ich aufgestanden und gegangen, aber das konnte ich doch diesem Leon nich antun, der anscheinend genauso geschockt war wie ich.
Eigentlich war mir der Typ ja egal, aber das wär wohl echt zu fies gewesen, also blieb ich schön brav sitzen.
Als niemand was sagte, musste ich nun wohl doch die Stille unterbrechen.
"Oh wie toll.", sagte ich ironisch.
"Wann kommt die Hochzeit?!", fragte ich nun zynisch.
Das kotzte mich so was von an.
"Francis!", fuhr meine Mum mich wieder streng an.
Ja doch, ich weiß, wie ich heiße.
Leons Vater guckte mich erschrocken an.
Na wenigstens war ich hier nicht der Einzige, dem das irgendwie zu schnell ging. Und eins muss man dem Zwerg lassen, er stellt nette Fragen. Fühlt man sich ja glatt überflüssig.
Also lehnte ich mich erstmal entspannt zurück und betrachtete genüsslich das Gesicht meines Vaters, nachdem der Wicht, Verzeihung Francis, wie seine Mutter ihn immer so schön erinnerte, seine Frage gestellt hatte.
Ja, mein armer Vater. Als der liebe Gott, wenn es ihn denn gibt, das Verständnis für Ironie verteilt hat, war er augenscheinlich nicht anwesend gewesen. Dementsprechend geschockt und dumm schaute er jetzt aus der Wäsche und schien so überhaupt nicht zu wissen was er davon halten sollte.
"Dad, Mund zu", wies ich ihn dann freundlich wie ich halt bin darauf hin, dass er grade nicht unbedingt intelligent aussah.
Zum Glück beherzigte er meinen Rat, schloss den Mund und setzte dazu an etwas zu sagen.
"Soweit dachten wir eigentlich noch nicht. Aber es freut mich, dass du damit kein Problem zu haben scheinst Francis."
Er lächelte ihn an.
Okay, mein Dad hatte wirklich keine Ahnung, das war ja nicht zu fassen.
Sag mal is der so blöd oder tut der nur so?!
Ich bin wohl der einzige vernünftige hier am Tisch. Dieser Leon sagt auch nichts. So ein Idiot.
Selbst meine Mum guckte ihn jetzt verwirrt an.
"Das war ironisch gemeint.", klärte sie ihn auf.
Wow, das meine Mum so was mit kriegt, man staune!
Wieder guckte er mich komisch an. Jaha, man~, du bist ja echt voll der Checker.
Jetz hau ich aber ab, der Typ glotzt mich nur dämlich an, meine Mum erinnert mich ständig daran wie ich heiße und der Kerl neben mir sagt gar nichts.
Also steh ich auf.
"Francis, was soll das? Wo willst du hin?!", werde ich wütend von meiner Mum gefragt.
Ich denke kurz nach.
"Muss noch Hausaufgaben machen.", hehe, das is immer gut.
Wenn's um Schule geht, kann sie nichts sagen. Hach, ich kann so verdammt gut lügen. Wenn die mich nich alle anstarren würden, würd ich mir jetz auf die Schultern klopfen.
"Du hast doch dafür noch den ganzen Tag Zeit...setz dich wieder!", wies sie mich an.
Mist. Klappt wohl doch nich, wie ich mir das gedacht hab.
Tja, das war wohl nichts.
Pech gehabt Kleiner.
So langsam fängt das Ganze an lustig zu werden. Naja gut, eigentlich ist an der Situation nichts zum lachen, aber irgendwie will mein Gehirn den Ernst der Lage nicht richtig begreifen. Sonst würde ich hier jetzt ja wohl nicht sitzen und wie blöd vor mich hin grinsen.
"Ehm also....", meldete mein Vater sich wieder zu Wort.
"Wir dachten, dass es am besten ist, wenn wir alle meinem Haus wohnen würden, da da genug Platz wäre und weil das auch näher an der Schule ist."
Großartig. Das konnte ja was werden.
Unsere Eltern sollten sich vielleicht wirklich überlegen, ob ein Psychiater nicht das Richtige für sie wäre.
Und so langsam war es wohl auch mal an der Zeit, dass ich was zu der ganzen Sache sagte, also räusperte ich mich, versuchte eine halbwegs ernste Miene aufzusetzen und stellte die Frage die mich im Moment am meisten interessierte.
"Wann?"
Wow, er konnte reden. Man staune!
Wenigstens eine vernünftige Frage, muss ich ja zu geben.
Gespannt guckte ich die beiden an.
"Naja, so schnell wie möglich.", sagte meine Mum mit einem Lächeln.
Was?! Das schien den beiden ja wirklich ernst zu sein, bis jetzt hoffte ich noch auf einen Scherz. Falsch gedacht bzw. gehofft.
Na toll. Ich hab da kein Bock drauf, man.
Wie konnte meine Mum überhaupt einen Mann kennen lernen?!
Naja, der Typ wird schon merken, dass das ne falsche Entscheidung war, denn wie schon erwähnt arbeitet meine Mum fast den ganzen Tag. Was wohl dieser Jochen arbeitet?!
Ich könnt ja fragen...aber nee.
Ich will nich mit irgendwelchen Leuten zusammen ziehen, die ich nich kenne. Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe hab und die hab ich bei mir zu Hause.
Aber wenn wir dann zu denen zieh, is dieser Leon ja immer da.
Naja, obwohl, der wird wohl mehr mit seiner ach so obercoolen Clique abhängen.
Oh man und die werden dann bestimmt öfter mal zu Besuch kommen.
Wah, ich könnt heulen, ich will das nich. Ich will einfach nur meine Ruhe haben.
Immer weiter versinke ich in meinem Stuhl.
Ich will nach hause~
So schnell wie möglich?! Okay, das war schlecht. Wenn mein Vater irgendwas 'so schnell wie möglich' erledigen wolle, dann hieß das meistens, dass es nicht länger als drei oder vier Tage dauerte.
Goodbye, selige Ruhe.
Wie sollte ich das nur überleben? Immerhin war das Haus bis jetzt ein Ort gewesen, an dem ich nicht dauernd von irgendwelchen 'Freunden' genervt wurde, die unbedingt über irgendwelche wichtigen Sachen reden wollten und mich mit ihrem Gelaber einfach nur wahnsinnig machten.
Konnte man nur hoffen, das der Zwerg nicht allzu viele kleine Kumpels hatte, deren Existenzberechtigung es zu sein schien, jeden, der sich ihnen auf einen halben Kilometer näherte, zu Tode zu nerven.
"Ähm, so schnell wie möglich. Heißt das so viel wie 'dieses Wochenende'?"
"Ja genau.", meinte sein Vater lächelnd.
Super! Was soll denn der scheiß?!
Meine Mum nahm seine Hand und lächelte ihn verliebt an.
Da kriegt man ja das kotzen!
Das war alles echt zu viel für mich, mir wurde echt schlecht.
Ich mein, hallo~, vor grad mal einer Stunde, ja wir sitzen schon eine Stunde hier, hab ich erstmal erfahren, dass sie n neuen hat und dann gleich zusammen ziehen.
Shit, mir war echt schlecht, ich stand auf.
"Wo willst du nun schon wieder hin?", fragte meine Mum mich vorwurfsvoll.
"Auf's Klo!", antwortete ich etwas stinkig und stolperte dann auch ins Klo.
Dort schmiss ich mir erstmal kalten Wasser ins Gesicht und guckte mich dann im Spiegel an.
Man ich sah echt zum Kotzen aus.
Oh wow.
Manchmal wünschte ich echt, ich wäre weniger brillant und würde nicht so oft recht haben.
Das konnte ja was werden.
Das schien anscheinend auch mein zukünftiger Stiefbruder, bei deren Tempo ist der garantiert bald mein Stiefbruder, zu denken, der sich gleich mal fröhlich aufs Klo verpisste.
Konnte ich nur hoffen, dass der nicht Kotzen musste, schließlich roch das nicht eben lecker und ich musste neben ihm sitzen.
Und da ich erstens sehr nett bin und zweitens den beiden Turteltauben hier entfliehen wollte, murmelte ich schnell irgendwas von wegen nach ihm sehen und verpisste mich dann auch auf die Toiletten.
Und da fand ich mein Bruderherz in spe vor einem der Waschbecken stehend und sich im Spiegel betrachtend. Sonderlich glücklich sah er dabei nicht aus, aber anscheinend hatte er sein Mittagessen bei sich behalten.
"Hey, alles okay?"
Erschrocken guckte ich ihn an.
Hatte man denn nich einmal seine Ruhe?!
Vor allem grad jetz, wo ich so scheiße aussehe.
"Jaja, alles klar.", sagte ich etwas genervt.
Als wenn dich das interessiert! Du wolltest doch auch nur da weg, also geh mir nich auf die Nerven.
Ich nahm ein Tuch aus dem Serviettenspender, oder wie das auch immer heißt und trocknete mir mein Gesicht ab.
Dann schmiss ich es elegant, wie ich war, in den Papierkorb.
Na, da war wohl einer beleidigt.
Auch wenn ich nichts dafür konnte, beschloss ich ihm das jetzt einfach mal durchgehen zu lassen und mir einen meiner Kommentare zu verkneifen. War klar, dass er unter Schock stand, nach der Ankündigung.
Also zückte ich erstmal mein Handy und rief Patrick an.
"Hey Paddy, du glaubst nicht was mein Vater heute wieder Tolles angekündigt hat."
....
"Nein, nicht den Weltuntergang und auch nicht die Wiedergeburt von Kurt Cobain."
....
"Ja genau. Ums direkt zu sagen, seine Neue zieht mit ihrem Sohn zu uns."
....
"Hör auf mich auszulachen!"
....
"Ja danke, du mich auch. Ich komm dann nachher vorbei okay?"
....
"Lass den Scheiß! Bye."
Ah ja, toll.
Morgen weiß es wahrscheinlich die ganze Schule.
Ich ging an ihm vorbei wieder raus und pflanzte mich wieder auf meinen Platz.
"Wo bleibt denn Leon?", wurde ich gefragt.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Hey Francis..."; fing meine Mum an.
Ich guckte sie an. Na was kommt jetz?!
"Du hast doch nichts dagegen, dass wir zusammen ziehen, oder?", fragte sie mich mit einem fast schon flehenden Blick.
Aber ich war mehr als überrascht über diese Frage.
Seit wann interessierte sie sich denn dafür, was ich wollte?!
Naja, selbst wenn ich jetz nein sagen würde...würden sie trotzdem zusammen ziehn, also is es eigentlich vollkommen egal was ich sage.
Wieder zuckte ich mit den Schultern.
"Nee, schon ok.", sagte ich.
Nichts war ok, man!
Wahrscheinlich würde es morgen wirklich die ganze Schule wissen und ich werd wieder zum Gespött des Schulhofs.
Na toll! Hach, ich liebe mein Leben.
Mit etwas besserer Laune verstaute ich das Handy wieder in meiner Hosentasche und bemerkte das mein Brüderchen, man muss sich ja schon mal auf zukünftige Verhältnisse einstellen, sich inzwischen wohl wieder zum Tisch bewegt hatte.
Also noch mal schnell vergewissert das die Haare auch richtig lagen und dann hinterher.
Seufzend ließ ich mich wieder auf meinen Stuhl sinken und guckte in die Runde.
"Sind wir denn jetzt fertig? Ich hab' noch was vor."
Mein Vater sah mich zwar etwas missbilligend an, nickte dann aber und meinte:"Okay, dann geh' mal. Aber komm' heute Abend nicht so spät nach Hause."
Erleichtert schnappte ich meine Tasche, murmelte noch ein paar Abschiedsworte und verließ fluchtartig das Café.
Toll! Saß ich also, sozusagen 'alleine' hier.
"Darf ich dann auch gehn?", fragte ich schon etwas verzweifelt.
Meine Mum guckte mich erst ein Weile an, sie überlegte wohl.
"Na ok.", meinte sie.
Sofort sprang ich auf.
"Na dann, bis bald.", sagte ich noch schnell und ohne auf eine Reaktion zu warten, stürmte ich aus dem Kaufhaus.
Draußen ließ ich mich erstmal auf eine Bank fallen und atmete tief durch.
Am liebsten hätt ich echt geheult, aber ich riss mich noch zusammen.
Ich blieb erstmal eine Weile dort sitzen, bis ich mich dann auf den Weg nach hause machte. Ja, mein geliebtes zu Hause, wo ich bald nich mehr wohnen würde...
