Wer Wind sät...
Wenn man vor sich ein Heer und hinter sich den Ozean hat, braucht man einen guten Partner und eine noch bessere Idee...
19. Wer Wind sät…
„Kaze no Kizu!“
Inuyasha ließ die Macht seines Schwertes in die Menge der angreifenden Ameisenkrieger rasen. Er wusste nicht, wie oft er dies schon getan hatte. Welle um Welle rannten mit erhobenen Schwerter auf ihn, auf sie, zu. Mittlerweile spürte er, zusätzlich zu seinen verbrannten Striemen, wie seine Arme schwerer wurden, und dass er nach Luft ringen musste.
Es gab jedoch nur eine Chance: er musste diese Angreifer möglichst auf Distanz halten. Der erste, verlorene, Streit gegen die zahlenmäßige Übermacht hatte nur zu gut gezeigt, dass ein Nahkampf nicht zu gewinnen war. Nun, auch diese Gegenwehr wäre irgendwann sicher umsonst, da immer neue Ameisen nachkamen, in scheinbar endloser Folge, aber hinter ihm befand sich nur das Meer. Und aufgeben, sich ergeben, war ein Ding der Unmöglichkeit.
Er warf einen raschen Blick seitwärts. Auch Sesshoumaru schien zu dieser Entscheidung gekommen zu sein, denn er verzichtete darauf, den Widersachern entgegenzugehen, sondern schlug Distanzangriffe.
Irgendwie war es schon seltsam, den vermutlich letzten Kampf so Seite an Seite zu bestehen, die Schwerter in der Hand, aber nicht gegeneinander gerichtet. Aber es war irgendwie auch richtig, nach all den Schwierigkeiten der letzten Tage, die sie gemeinsam bestanden hatten. Von den kleinen Aufgaben Tatsumakis angefangen bis zu dieser verhexten Wegkreuzung im Wald der Illusionen…
Moment mal.
Er ließ Tessaiga noch einmal zuschlagen, ehe er hastig zu seinem Nachbarn rief: „Kannst du die Typen kurz mal allein übernehmen?“
„Brauchst du schon eine Pause?“ kam prompt die Gegenfrage.
„Quatsch! Ich habe eine Idee!“
„Tu, was du willst.“ Der Hundeyoukai ließ seine Energie über sein Schwert losjagen. Was war denn auf einmal mit dem Halbblut los? Nicht nur, dass der anscheinend Einfälle hatte, sondern auch, dass er quasi ihn um Erlaubnis fragte? Nun gut, das war nur sinnvoll. Der erste Kampf gegen die Ameisenkrieger war… nicht so ganz erfolgreich gewesen, da sie ohne Absprache gehandelt hatten. Aber, was machte dieser Bastard jetzt? Nun, das war gleich. Er hatte gesagt, dass er tun könne, was er wolle, und er würde zu seinem Wort stehen. So ließ er die Drachenwelle erneut in die Gegner rasen.
Inuyasha drehte sich zum Meer und konzentrierte sich. Er konnte nichts wahrnehmen, aber einen Versuch war es sicher wert. Er bemerkte jedoch in diesem Moment, dass sich Tessaigas Klinge verwandelte und rot wurde. Hatte er also Recht gehabt. Dieser dämliche Uxmal musste mitbekommen haben, dass hier ein Portal war, und hatte es einfach unter einem Bannkreis verborgen. Dieser Mistkerl hatte es fast geschafft, sie reinzulegen.
Aber eben nur fast.
Er schlug zu, erkannte das Flimmern vor sich, als der Bannkreis zusammenbrach.
„Na also. Da ist das Portal!“
Und, damit weder sein Halbbruder noch Uxmals Krieger annehmen würden, er hätte sich vor dem eigentlichen Kampf drücken wollen, fuhr er herum und jagte noch einmal die Macht der Windnarbe gegen die Angreifer. Erst dann sprang er über das Wasser in das silbrig glänzende Portal, in dem gerade Sesshoumaru verschwand.
Takeshi musterte seine Hütte: „Vielen Dank. Ich hätte mein Dach nicht so reparieren können.“
„Gern geschehen.“ Miroku betrachtete bei diesem Satz allerdings das Hinterteil Sangos, die gerade von ihrer Katze glitt. Als er ihren finsteren Blick bemerkte, achtete er lieber rasch auf ihren Gastgeber, der sich abrupt aufrichtete. „Was ist, Takeshi-sama?“
„Das Portal….“ Er drehte sich um: „Es wurde aktiviert!“
Während er schon loseilte, hinüber zum Krater, lief Sango zur Tür der Hütte: „Kagome!“
„Kommen sie?“ fragte die unverzüglich zurück, während sie schon aufsprang und heraus rannte, ihr neues Meisterwerk in der Hand. Shippou und Rin flitzten hinter ihr her.
Jaken hatte sich an Miroku angeschlossen und hechelte mühsam hinter dem Mönch her. Grummelnd musste er sich eingestehen, dass er nicht vermutet hatte, ein Mensch könne so schnell laufen, wie dieser Takeshi oder Miroku.
So standen bald alle in der Mitte des Kraters, wo sich eine silbrige Scheibe zeigte.
„Kommen sie?“ fragte Kagome ihren Gastgeber.
„Ich spürte göttliche Macht“, antwortete Miroku stattdessen: „Das muss das Portal des Donnergottes sein.“
Takeshi nickte, die Hand an seinem Anhänger: „Und das Portal wurde geöffnet, ja. – Da!“
Für einen Augenblick schien die Scheibe aufzuglühen, dann sprangen die Halbbrüder heraus und blieben auf der Wiese stehen. Beide hatten noch während des Satzes in das Portal die Schwerter zurückgesteckt.
Sesshoumaru verriet durch nichts sein Erstaunen über dieses große Empfangskomitee. Als Rin jedoch freudig seinen Namen sagte, blickte er kurz zu ihr, nur, um dann Takeshi zu mustern.
Inuyasha grinste dagegen: „Endlich wieder zurück!“
„Inuyasha-sama…Sesshoumaru-sama!“ Myouga machte einen gewaltigen Satz, um auf die Schulter des Jüngeren zu gelangen: „Bin ich froh…Es...es gibt Ärger.“
„In der Tat.“ Sesshoumaru klang sachlich. Er ließ noch immer Takeshi nicht aus den Augen: „Du hast die Flöte des Windrufers erhalten.“
„Ja. Shohei gab sie mir. – Genau das meint Myouga.“
„Was ist denn jetzt schon wieder?“ erkundigte sich der Hanyou deutlich genervt, ehe er zu Kagome blickte: „Dir geht es gut?“
„Ja, danke, wir durften bei Takeshi-sama in der Hütte warten. Und bevor du erfährst, was es noch für Ärger gibt…“ Sie trug etwas in ihrer Hand und zeigte es ihm nun: „Hier, ich habe gebacken, damit du gleich nach deiner Rückkehr etwas essen kannst…“ sagte sie stolz.
Inuyasha fühlte unwillkürlich nach seinem Magen. Einen Kuchen? Oh nein!
„Igitt…“ machte er nur.
Seine Freunde sahen ihn entgeistert an. Kagome merkte, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen, ehe sie in jäher Wut den Kuchen auf die Erde warf.
„Osuwari!“ schrie sie: „Osuwari!“ Wie konnte er so undankbar sein? Sie hatte sich solche Mühe gegeben! „Osu…“
Noch während der Hanyou zu Boden ging, spürte das Mädchen aus der Neuzeit einen kalten Windhauch. Zumindest glaubte sie das, bis sie erkannte, dass Sesshoumaru direkt vor ihr stand und die Hand um ihren Hals legte. Mühsam blinzelte sie die Tränen weg, als sie direkt in goldfarbene Augen sehen musste, die sie ohne jede Emotion betrachteten.
„Lass das!“ sagte er leise. Er konnte sich vorstellen, dass Inuyasha nach dem Abenteuer im Dorf der Bäckerinnen in alle Ewigkeit von Kuchen genug hatte. Dieses törichte Menschenweib hatte keine Ahnung, was sie durchgemacht hatten.
Kagome war verängstigt. Die Finger des Hundeyoukai an der eigenen Kehle verrieten nur zu deutlich die Kraft, die in ihnen steckte. Eigentlich war es ja schön, wenn sich die Halbbrüder anscheinend besser verstanden, dachte sie unwillkürlich. Aber wenn das dann bedeutete, dass Sesshoumaru sie stellvertretend für seinen jüngeren Bruder in die Mangel nahm….Mit gewissem Schuldbewusstsein fiel ihr ein, dass Inuyasha nie auch nur versucht hatte, sich für ihren Befehl an ihr zu rächen, nicht einmal in der wüsten Anfangszeit. „Ich…es war ein Versehen...“ suchte sie nach einer Entschuldigung.
Der Hanyou bekam endlich den Kopf vom Boden: „Lass sie“, brachte er hervor. Es war ja nett, auf einmal von seinem großen Bruder behütet zu werden, aber dabei konnte sich Kagome leicht im wahrsten Sinne des Wortes das Genick brechen.
Sesshoumaru gab sie frei. Es war wichtiger, sich um etwas anderes zu kümmern: „Und nun, Kami-sama…“
Die Menschen und kleinen Youkai fuhren herum und betrachteten erstaunt den als Gott angesprochenen Takeshi.
Dieser zuckte ein wenig die Schultern: „Ich hätte mir denken können, dass deine Nase mich nun wieder erkennt. – Hier. Das ist die Flöte des Windrufers.“ Er zog sie aus der Kleidung: „Ihr beide habt sie mir wiedergebracht und ich bin sicher, dass ihr einige Mühen und Schwierigkeiten dabei hattet.“ Er wartete, bis sich Inuyasha aufgerappelt hatte. „Wie euer Flohgeist schon erwähnte, gibt es nun noch ein Problem. Sie muss vernichtet werden. Eine Versiegelung hat schon auf Mu nicht so lange gehalten, wie es wünschenswert gewesen wäre. Meine eigene Macht ist nicht groß genug, selbst einen Bann zu legen, der gegen alle Wesen hält. Auch, wenn ich sie persönlich bei mir trage – es gibt immer mächtigere als mich. Und ich möchte weder diese Welt noch Tatsumaki in Bedrängnis bringen.“
„Du bist Raiden!“ Auch Inuyasha hatte den Geruch nun wieder erkannt. Eingedenk der Tatsache, dass der Donnergott ihn schon einmal gegrillt hatte und als äußerst reizbar galt, ergänzte er eilig: „Raiden-sama.“ Nicht dass der doch noch seinen Freunden etwas antun würde.
Die ungewohnte Höflichkeit des Hanyou war für diese fast erstaunlicher, als die Tatsache, dass sie tagelang Gäste eines leibhaftigen Kami gewesen waren – ohne es zu bemerken.
„Nur ihr seid in der Lage, die Flöte zu zerstören“, fuhr der ruhig fort: „Ich habe mit…mit jemandem gesprochen. Um sie zu vernichten, muss die Flöte des Windrufers mit Tessaigas Macht in jene Windnarbe geschleudert werden, die durch die Energie eines äußerst mächtigen Youkai und dem Berg der Windnarbe entsteht. – Wo sich der Berg der Windnarbe befindet, kann euch vermutlich der Schmied Toutousai sagen.“
„Als ob sich der alte Zausel an irgendetwas erinnern würde...“ knurrte Inuyasha prompt, um fortzufahren: „Aber, Moment mal, das ist ungerecht. Es hieß, wenn wir die Flöte besorgt haben, ist alles erledigt.“
„Du hast mit Tessaiga die einzige Möglichkeit, sie zu zerstören, und nur auf diese Art.“
Das mochte ja stimmen, aber der Hanyou hatte nun wirklich keine Lust, schon wieder den Retter der Welt spielen zu sollen: „Aber…“
„Wir kommen mit dir!“ sagte Kagome: „Wir lassen dich nicht mehr allein irgendwohin.“
„Das ist sicher zu gefährlich!“ protestierte er sofort, um dann seitwärts zu sehen. Fiel Sesshoumaru denn keine gute Ausrede ein?
Aber dieser nickte. Wenn nicht ihre Mühen umsonst gewesen sein sollten, musste eine solch mächtige magische Waffe, wie es die Flöte des Windrufers nun einmal darstellte, verschwinden. Das war die logische Konsequenz. Und immerhin hatte der Donnergott diesmal auf jede Drohung verzichtet, sondern nur die Tatsache dargelegt. Tessaiga war für die Vernichtung notwendig und die Energie eines mächtigen Youkai. Da er sicher der stärkste war, also die seine. „Toutousai.“
„Äh, was?“ fragte sein Halbbruder perplex: „Du willst das tatsächlich machen?“
„Ich beende, was ich anfing, Inuyasha.“
„Ach ja?“ Das erinnerte den Hanyou unangenehm daran, dass da noch immer ein Duell zwischen ihnen weitergehen sollte: „Wie zum Beispiel, mich umzubringen? – Na schön, fragen wir eben Toutousai. Man sollte meinen, außer uns gibt es niemanden…“
„Niemanden mit euren Fähigkeiten, mein junger Freund“, sagte Takeshi alias Raiden friedlich: „Und ihr habt sie in den vergangenen Tagen zu Genüge bewiesen. – Hier. Nimm die Flöte des Windrufers.“
Inuyasha schob sie mit gewissem Seufzen ein: „Aber, Kagome….Du bleibst besser hier, ja? Wohin auch immer der alte Zausel uns weiterschickt, es ist sicher gefährlich….“ Er brach ab, nur zu vertraut mit dem Funkeln in den Augen seiner Menschenfreundin. So änderte er um: „Und außerdem kann kein Mensch zu der Schmiede hin, wegen der giftigen Dämpfe.“
„Oh, Sesshoumaru-sama!“ kam von Rin unerwarteter Beistand für Kagome: „Bitte, lasst uns nicht hier. Ich warte auch brav dort, wie das letzte Mal, mit Ah-Un und Jaken-sama und…und allen anderen.“
Der Krötenyoukai sah zu seinem Herrn: „Bitte, Sesshoumaru-sama…“ Er wollte nicht noch länger mit diesen Menschen zusammen sein, während Sesshoumaru mit einem Hanyou durch die Gegend ziehen musste.
Der drehte sich um: „Gehen wir.“ Das dauerte alles viel zu lange. Und noch ein weiterer Auftrag bedeutete auch wiederum Zeitverlust bei der Jagd nach Naraku.
Rin eilte unverzüglich los, um den zweiköpfigen Drachen zu holen, während sich die anderen bereits dem Hundeyoukai anschlossen.
„Ehrlich, Kagome“, sagte Inuyasha und blieb neben ihr: „Mir wäre es lieber, wenn ich weiß, dass du irgendwo in Sicherheit bist.“
„Das weiß ich doch. Aber diese Warterei ist nervend. Man macht sich solche Sorgen. - Sag mal, bis du verletzt?“
„Nicht so wild. Das ist schon am Abheilen.“ Er war etwas erstaunt, dass sie anscheinend an seiner Bewegung erkennen konnte, dass er die Striemen der Stahlruten noch spürte.
„Ihr musstet kämpfen?“
„Auch.“
Sie blickte auf den vorangehenden älteren Halbbruder: „Und diese kleinen Aufgaben, von denen Takeshi-sama...ich meine, Raiden-sama sprach…waren sie gefährlich?“
„Lästig.“
„Natürlich.“ Sie war ein wenig überrascht über seine ungewohnte Einsilbigkeit, ehe ihr die Erklärung dämmerte. Was auch immer die Hundebrüder in Tatsumakis Welt oder auf Mu erlebt hatten, war sicher nicht alles positiv gewesen. Womöglich hatte es dort peinliche Szenen gegeben – und Sesshoumaru wollte sicher nicht, dass Inuyasha das ausplauderte. Es wäre schade, die Annäherung zwischen den Halbbrüdern aufs Spiel zu setzen. So lächelte sie nur: „Ich bin froh, dass du wieder da bist.“
Die seltsame Reisegruppe behielt ihre Reihenfolge bei: zuerst ging Sesshoumaru schweigsam, wie eh und je. Inuyasha war manchmal an seiner Seite, manchmal ließ er sich einige Schritte zurückfallen, um mit Kagome zu reden. Dahinter führte Jaken den zweiköpfigen Drachen, auf dem Rin und Shippou saßen. Der Kitsune versuchte, sein Wissen über Quartett der Kleinen beizubringen. Kagome hatte die Spielkarten für ihn mitgebracht. Sango und Miroku machten den Abschluss, um die Kinder so in der sicheren Mitte zu behalten.
Aber weder Mensch noch Dämon war lebensmüde genug, sich ihnen zu nähern.
Gegen Abend blieb Sesshoumaru stehen.
Inuyasha sah seitwärts zu seinen Freunden: „Hier könnt ihr auf uns warten, ja? Dort vorne beginnen diese Dämpfe.“
Mit gewissem Seufzen meinte Kagome: „Ja, schön. Ich weiß ja, dass es nicht geht. Aber komm bald zurück, ja?“
„Schon klar.“ Der Hanyou sah zu dem düsteren Himmel auf: „Aber es riecht hier schon ganz schön nach Regen. Ihr solltet euch irgendwie einen Unterstand suchen, eine Höhle oder so etwas.“
„Sesshoumaru-sama!“ Jaken eilte zu ihm: „Bitte, lasst mich mitkommen. Die Dämpfe machen mir nichts aus und diese Menschen können sehr gut auf Rin aufpassen….“ Falls er noch mehr zu sagen gehabt hätte, musste es sich die Erde anhören. Ohne weiter auf ihn zu achten, war der Hundeyoukai weitergegangen, ihn dabei umtretend.
„Sieht nicht so aus, als ob du mitsollst“, ergänzte Inuyasha, ehe er sich eilig seinem Halbbruder anschloss.
Miroku hob den Krötenyoukai auf seine Beine: „Das hört sich so an, als ob du nicht gern in unserer Gesellschaft bist….“
Jaken beschloss, dass seine Beulen ihm bislang reichten und umschrieb die Wahrheit diplomatisch: „Ich bin eben lieber bei meinem Herrn…“
„Dort drüben scheint ein sehr großer und dichter Baum zu sein“, lenkte Sango ab: „Dort können wir uns auf alle Fälle unterstellen, falls es regnet. Aber ich flieg mal eine Runde mit Kirara. Vielleicht kann ich etwas Besseres entdecken.“
Inuyasha erriet im Schein der glühenden Lavafelder in der Dunkelheit vor sich Toutousais Behausung. Er wollte etwas dazu zu seinem Halbbruder sagen, aber der war verschwunden. Was sollte das denn jetzt schon wieder? Wollte der Misthund etwa allein mit dem alten Schmied reden? Ihn hier stehen lassen, wie einen Idioten? So beeilte er sich, hinzulaufen.
„He, Toutousai!“ schrie er.
Der Youkaischmied, der im Maul des Knochengerippes, das ihm als Haus diente, sein Feuer betrachtete, hob seufzend den Kopf: „Was hast du denn diesmal mit Tessaiga angestellt?“
„Nichts!“ knurrte der Hanyou beleidigt: „Aber ich muss dich etwas fragen. Wo liegt der Berg der Windnarbe?“
„Der Berg der Windnarbe?“ Toutousai kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Ja, der Berg der Windnarbe, du alter Zausel. Da, wo du das Material für Tessaiga herbekommen hast!“
„Warum willst du das wissen? – Ah…“ Er hatte gerade seinen zweiten Besucher bemerkt. Und Sesshoumaru vor seiner Haustür bedeutete in der Regel eine lebensgefährliche Situation: „Inuyasha…Hilfe!“
„Beantworte seine Frage!“ sagte der Hundeyoukai eisig. Er hatte gewusst, wie der Schmied auf sein Erscheinen reagieren würde, und darum Inuyasha vorgelassen.
Die beiden waren zusammen? Waren sich mal einig, statt sich gegenseitig an der Kehle zu haben? Das würde den Herrn sicher freuen, aber Toutousai fragte sich wirklich, wer oder was die zwei zusammengebracht hatte. „Der Berg der Windnarbe, ja. Das könnt ihr vergessen, dorthin zu gelangen.“
„Ach und wieso?“ Die Geduld des Hanyou war langsam ausgereizt.
„Naja. Eben weil ihr da nicht hinkönnt, Idiot.“ Toutousai sah noch eine Bewegung vor sich, dann spürte er auch schon Inuyashas Faust schmerzhaft auf seinem Schädel. „Aua!“ brachte er nur hervor, als er über seine Beulen strich. Das Wort „rabiater Hundebengel“ unterschlug er, als er erkannte, dass auch Sesshoumaru gerade seine Hand sinken ließ. Die grünliche, ätzende Säure daraus tropfte auf den Boden. Der alte Schmied beschloss, angesichts dessen, was ihm da um ein Haar widerfahren wäre, eine Danksagung für seine Beulen in sein Abendgebet einzuschließen. So murmelt er nur: „Immer so ungeduldig…“
„Ich höre!“ kam es von Sesshoumaru, der seine Finger langsam wieder hob, eine wortlose Drohung, die Toutousai seufzen ließ.
„Also schön. Der Berg der Windnarbe steht auf einer Insel in der Welt, in der euer ehrenwerter Vater begraben liegt. Und ihr könnt dort nicht mehr hin. Die schwarze Perle wird euch nichts mehr helfen.“
Inuyasha schüttelte den Kopf: „Schon wieder dahin? – Durch das Tor, das sich für Tenseiga öffnet? Oder die roten Flüsse?“
Toutousai war erstaunt, meinte jedoch: „Man kann jeden Weg dorthin nur einmal nehmen. Aber, sag mal, wie oft wart ihr denn schon dort?“ Kamen und gingen die Hundebrüder ins Jenseits, wie es ihnen gerade passte? Schön, sie hatten mächtige Schwerter, aber dennoch…ganz normal war das nicht.
„Äh, dreimal, denke ich, oder?“ Er erwartete keine Antwort dazu von seinem Halbbruder: „Aber sag mal, Metallbieger, wie bist du eigentlich dorthin gekommen?“
Der Angesprochene kratzte sich erneut am Kopf. Was sollte er nun tun? Zögerte er, wurde die Sache eindeutig riskant. Und eine Angelegenheit, die diese beiden dazu brachte, an einem Strang zu ziehen, war mit Sicherheit zumindest den zwei Idiotenbrüdern so wichtig, dass sie sich ihren Weg auch über die Leiche eines armen alten Schmiedes suchen würden. „Nun ja, ich könnte euch dahin bringen. Aber dieser Weg und auch der Weg zum Berg der Windnarbe ist nicht so ganz einfach.“
„Unser Vater war auch da, hat Myouga gesagt. Also, komm, dann gehen wir.“
„Einen Moment, du voreiliger Hundebengel! Hör mir gut zu. Ich kann euch zu dem Eingang bringen, weiter kann ich euch nicht begleiten. Wenn ihr in jener anderen Welt seid, müsst ihr euch schnurgerade nach Osten halten.“ Er sah zu Sesshoumaru: „Du kannst das sicher.“
„He!“ machte Inuyasha zu dieser unterschwelligen Kritik an seinen Fähigkeiten: „Pass bloß auf, was du sagst.“
„Wenn ihr von der geraden Richtung abweicht, seid ihr verloren. Euch werden sicher einige Wächter begegnen. Manche ignorieren einen Fremden, manche wollen einen umbringen, andere stellen Prüfungsfragen. Ja, so war das damals. Aber was wollt ihr am Berg der Windnarbe? Selbst, wenn ihr von dort das Material holt, werde ich kein zweites Tessaiga für dich schmieden, Sesshoumaru!“
„Lass doch den Quatsch!“ sagte der Hanyou: „Wir haben von Raiden – den Typen kennst du sicher, ist der Donnergott – einen Auftrag bekommen.“
„Äh…ja?“ Toutousai hörte nicht mehr auf, sich zu wundern. Seit wann taten diese beiden Idiotenbrüder denn, was ihnen jemand anderer sagte, und übernahmen gar Aufträge, und das zu allem Überfluss zusammen?
„Gehen wir!“
Und dem Nachdruck in der Stimme des älteren Halbbruders nach zu urteilen, beschloss der Youkaischmied, war es wirklich besser, dies auch zu tun. So erhob er sich:
„Einen kleinen Moment noch. Ich habe mir damals eine Art Karte gezeichnet…“
Er wollte rückwärts gehen, aber Inuyasha packte seinen Ärmel: „Komm schon, wir brauchen sicher keine Karte – du willst dich nur verdrücken. Zeig uns den Eingang. Und auf dem Weg dahin kannst du ja versuchen, dich zu erinnern.“
Für einen Moment fiel ihm ein, dass seine Freunde auf ihn warten würden, aber er hatte nicht die mindeste Lust, den widerstrebenden Schmied erst zu ihnen zu schleifen und dann weiter mitzunehmen. Nur nicht noch mehr Zeit verschwenden. Das würde sicher ganz einfach werden, er wäre bald zurück und Kagome brauchte sich keine Sorgen zu machen.
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Ob unser lieber Hanyou wirklich so ganz mitbekommen hat, wohin sie gehen sollen?
Ausserdem scheint ihr Auftraggeber eine Kleinigkeit für sich behalten zu haben, was sicher noch zu Komplikationen führen könnte.
Das nächste Kapitel heisst: Aufbruch ins Ungewisse.
Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
bye
hotep